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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 227 mal aufgerufen
 Romane
horatio Offline




Beiträge: 577

01.03.2012 13:41
#1 Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Zuletzt habe ich DER MANN VON MAROKKO gelesen:

Zum Inhalt: Die Wohnung James Morlakes in der Bond Street ist die luxuriöseste dieser vornehmen Londoner Straße. Mr. Morlake zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Gesellschaft. Man sagt, er lebe von seinen Zinsen. Seit Jahren treibt der "Schwarze" in London sein Unwesen. Kein Bankgewölbe, kein Stahlschrank, keine Geldkasette ist vor ihm sicher. Der "Schwarze" ist ... James Morlake! Viele wissen um das Doppelleben des Gentlemen, aber alle schweigen aus Angst vor einem gewaltigen Skandal ...

Auch dieses Buch liegt mir in der Goldann-Jubiläums-Ausgabe vor, übersetzt von Ravi Ravendro, da kann man halbwegs sicher sein, dass es fast original übersetzt ist.

Der Roman spielt sowohl in England als auch in Marokko, wohin die junge Dame entführt wird, die Mr. Morlake natürlich rettet. Er raubt nur Banken aus, in denen Ralph Hamon sein Geld deponiert hat, ein skrupelloser Verbrecher, der auch vor Mord nicht zurückschreckt.

Zwar ermittlelt Scotland Yard, aber die Hauptrolle hat diesmal ein Offizier, der in diplomatischen Diensten stand. Selbstverständlich darf auch das junge Mädchen nicht fehlen, welches der Held natürlich vor den Verbrechern schützen muss ...

Hat Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Die Mendoza Offline




Beiträge: 51

16.04.2012 14:16
#2 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Der Mann von Marokko – was für ein wunderbarer Wallace!

Habe nun endlich den Roman gelesen, und ich war hellauf begeistert! Ich bin voll und ganz auf meine Kosten gekommen! Der Roman hat alle guten Zutaten, die einen perfekten Wallace-Krimi für mich ausmachen: der maskierte Unheimliche, der zwielichtige Dandy, alte Landsitze, Stadtwohnungen in London, aufgeweckte Held und Heldin, eine "gemütliche" britische Atmosphäre, Humor, Liebe und - über allem - ein Hauch von Exotik! Ganz wunderbar! Nostalgie pur!

Mit ca. 440 Seiten wohl einer der umfangreichsten Wallace-Romane, aber kein bisschen langweilig!

horatio Offline




Beiträge: 577

17.04.2012 11:33
#3 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

"Der Mann von Marokko" habe ich erst letztens gelesen.

Ein kurzweiliges Lesevergnügen, auch wenn das Ende arg vorhersehbar ist.

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Georg Offline




Beiträge: 3.263

23.04.2012 12:15
#4 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Der Roman Der Mann von Marokko ist hier sehr gelobt worden. Ist das ein Whodunit? Nachdem ich vor ca. 15 Jahren so ziemlich alle verfügbaren Wallace-Romane von Goldmann und Scherz gelesen habe (bis auf einige wenige Ausnahmen), möchte ich mich nach langer Abstinenz wieder mal dem Meister widmen. Der Mann von Marokko ist einer der wenigen Romane in meinem Bücherregal, den ich bisher nicht angerührt habe.

Die Mendoza Offline




Beiträge: 51

23.04.2012 12:45
#5 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Hallo @Georg,

nein, als klassischen Whodunit à la Agatha Christie würde ich den „Mann von Marokko“ nicht beschreiben. Das liegt wohl auch daran, dass die Anzahl von Leichen relativ beschränkt bleibt. Im Laufe der Handlung klären sich doch relativ schnell die Fronten, sprich „Gut und Böse“ und der Leser erlebt allerlei Ränkespiele und Intrigen und fiebert mit. Aber natürlich gibt es auch Geheimnisse, die erst am Ende des Buches gelüftet werden.

Man soll sich nicht täuschen: In Punkto Originalität schießt hier Herr Wallace sicher nicht den Vogel ab, aber ich habe den Roman als ungemein bunt und lebendig empfunden, mit einer guten Ästhetik, besonders auch gegen Ende, als sich der Schauplatz nach Marokko verlegt. Da kommt stellenweise ein Hauch von Karl May auf ...

Auch finde ich Wallaces flotten Schreibstil wieder einmal spitze. Ich finde, häufig lesen sich seine Romane wie Drehbücher, aufgrund der schnellen Abfolge und abrupten Schnitte. Ich glaube, wenn er nicht so früh gestorben wäre, dann wäre er im Filmbereich noch sehr groß geworden ...

Beim „Mann von Marokko“ denke ich übrigens, dass es sich hier wirklich lohnt, irgendwie an eine Vorkriegs- oder Weltbild-Ausgabe zu kommen, denn der Roman ist meines Wissens nach später nur in drastisch gekürzter Form aufgelegt worden (Joachim Kramp hatte sich diesbezüglich hier mal geäußert).

Anyway ... Viel Spaß beim Lesen!

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

08.10.2017 21:06
#6 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Mit großem Interesse habe ich immer die Beiträge zu den Wallace-Romanen gelesen und möchte nun auch mal was beisteuern:

Heute will ich den Roman: Der Mann von Marokko " vorstellen.

Der Mann von Marokko

Originaltitel: The Man from Marocco
Erscheinungsjahr der Erstveröffentlichung: 1925

Hauptpersonen:
James Morlake - vermögender Gentlemen-Einbrecher
Ralph Hamon - zwielichtiger Geschäftsmann
Captain Welling - Kriminalbeamter von Scotland Yard
Lord Creith - verarmter Landadliger
Joan Creith - seine Tochter
Ferdinand Farringdon - ein junger Trunkenbold
Inspektor Marborne - Polizeiinspektor mit zweifelhaften Ruf
Sadie Hafiz - arabischer Fürst

Inhalt:
Der geheimnisvolle „Schwarze“ verübt in London eine Serie perfekter Bank- und sonstiger Einbrüche. Allerdings scheinen diese nur in Verbindung von Konten oder Bekannten des Geschäftsmannes Ralph Hamon zu stehen. Recht bald stellt sich heraus, dass der „Schwarze“ James Morlake ein dunkles Geheimnis dieses Geschäftsmannes kennt. Es steht auf einem Dokument, welches er mit allen Mitteln zu finden versucht. Hamon wiederum versucht, den anderen als Einbrecher bloßzustellen, auch mit Hilfe bestechlicher Polizisten. Nebenher begehren die beiden Männer (wie könnte es anders sein) die selbe Frau, die schöne adelige, wenngleich nicht reiche Joan Creith. Natürlich fühlt sie sich mehr zu Morlake hingezogen, während sie für Hamon nur Verachtung empfindet. Beide Männer haben Verbindungen nach Marokko, in welchem Land letztlich auch fast das gesamte Finale stattfindet. Nach einigen Verwicklungen, Drohungen und Todesfällen lässt Hamon seine widerspenstige Angebetete nach Marokko entführen, wo er eine Schar mehr oder weniger zuverlässiger Helfer hat. Nach einer dramatischen Befreiung kommt es schließlich dann wieder in England zur Auflösung des Rätsels um Hamons Geheimnis, und einer glücklichen Hochzeit zwischen James Morlake und Joan Creith steht nichts mehr im Wege.

Kritik:
„Der Mann von Marokko“ ist ein Roman, der in späteren Goldmann-Ausgaben offenbar sehr stark gekürzt wurde, besonders die Passagen, die in Marokko spielen, sind sehr stark reduziert, ja, das Ende ist förmlich umgeschrieben und verstümmelt wurden. Was sicher unhaltbar ist – andererseits ist das „Verschlanken“ des Romanes irgendwie fast auch verständlich. Zu sehr plätschert die Handlung streckenweise dahin, wenngleich auch die Szenen mit dem korrupten Inspektor Marborne, der Morlake gefälschte Beweise unterschieben soll, mir persönlich sehr gut gefallen haben. Große Geheimnisse über Identitäten gibt es eigentlich nicht zu lüften, die Guten und die Bösen stehen relativ schnell fest. Daran ändern auch einige halbherzig vorgenommene Verwirrversuche seitens des Autors nichts. Gibt dem Ganzen irgendwie doch einen realistischeren Touch. Immer wieder kommt die Rede auf ein Dokument, das Mr. Hamons strafwürdiges Geheimnis beinhalten soll und von welchem er sich einfach nicht trennen will. Immer mehr entpuppt sich Hamon als Finsterling, der auch vor Mord oder Drahtzieher von Morden nicht zurückschreckt, während James Morlake eben doch eine (auch ansonsten gutaussehende) Lichtgestalt ist, die durch Zufall von einem großen Unrecht erfuhr und jetzt stellvertretend Rache üben will. Naja, das ist irgendwie wenig überzeugend. Auch ist Mr. Morlake, der lange als Geheimagent unter Arabern gelebt und auch sonst ein abenteuerliches Leben geführt hat, nicht ohne seine Diener oder weibliche Unterstützung in der Lage, sich selber ein paar Rühreier zu kochen. Was hat sich der Autor da wohl gedacht ?
Währenddessen entwickelt sich die obligate Liebesgeschichte zwischen Joan und James und drängt sich mitunter arg in den Vordergrund. Da kann auch Joans plötzlich ans Tageslicht kommendes Geheimnis einer frühen unglücklichen Verheiratung mit einem schwächlichen Trinker nichts dran ändern, zumal der letztere praktischerweise auch bald ziemlich rabiat „entsorgt“ wird.
Irgendwann hat Wallace wohl auch eingesehen, dass er die Handlung etwas mehr vorantreiben muss und hat sie dann, wie schon erwähnt, kurzerhand direkt nach Marokko verlegt. Der Übergang zwischen diesen
Romanteilen ist eher schlecht gekittet – der Bösewicht lädt Lord Creith und seine Tochter auf eine Ferientour mit seiner Yacht ein. Obwohl sie Vorbehalte gegen ihn haben und auch seinen verbrecherischen Charakter erahnen, gehen sie dann doch auf sein Angebot ein, eben um dann in die doch ziemlich durch sichtige Falle zu tappen. Das ist eben wenig logisch, aber darum hat sich der alte Krimimeister ja oft nicht sonderlich geschert. Immerhin gibt es in der ungekürzten Weltbild-Ausgabe einen Überfall maurischer Piraten auf die Luxusyacht. Das ist bei Wallace immer mal ein gern gewähltes Thema. Wenngleich der Überfall auch abgewehrt werden kann, so wird Lady Joan dann irgendwann doch entführt und nach vielen dramatischen Verwicklungen an Land schließlich doch gerettet. Dieser Teil in Marokko ist denn mehr ein Abenteuer- als ein Kriminalroman, liest sich aber ganz gefällig, zumal Wallace auch ein wenig Lokalcolorit mit einfließen läßt. Immer mal in der Handlung taucht der ältere Kriminalinspektor Welling auf, der natürlich irgendwie schon die ganzen Zusammenhänge kennt und James Morlake auf seinem privaten Rachefeldzug stillschweigend weitermachen lässt.
Das Ende birgt eigentlich wenig Überraschungen, Hamons Geheimnis wird geklärt und der Bösewicht in einem knalligen Showdown unschädlich gemacht. Das wars dann auch schon.
Tja, muss man den Roman gelesen haben ? Als Wallace-Fan sicherlich schon, aber auch dann nur in der ursprünglichen, obgleich etwas zäheren Fassung. Alle anderen Krimileser sollten sich sicher anderen Werken aus Wallace‘ Feder zuwenden.

Buch:
Ich habe eine auf etwa 180 Seiten gekürzte Goldmann-Jubiläums-Ausgabe sowie eine Sammler-Edition von Weltbild (zusammen mit dem Roman „Hands up“), bei der der Roman noch eine Seitenzahl von 400 hat.

Verfilmung:
Eine deutsche Verfilmung des Stoffes existiert nicht.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

09.10.2017 12:43
#7 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Danke für die tolle Besprechung, gerne mehr davon! Lese nach längerer Zeit aktuell auch mal wieder einen Wallace-Roman ("Töchter der Nacht") und werde dann ebenfalls mal ein paar Zeilen dazu schreiben, wenn ich fertig bin.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.10.2017 12:00
#8 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Hallo @Dr. Oberzohn,

ein sehr schöner erster Beitrag, dem hoffentlich noch viele folgen werden. Naheliegend wäre ja z.B. ein Blick auf "Die drei Gerechten".

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

12.10.2017 21:02
#9 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Ja, das liegt natürlich nahe. Tatsächlich habe ich den Roman vor gar nicht so langer Zeit noch einmal gelesen. Momentan arbeite ich aber an einer anderen Buchvorstellung. Da müssen die "Drei Gerechten" samt ihrem fürchterlichen Widersacher noch ein wenig warten ...

Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

13.10.2017 18:53
#10 RE: Der Mann von Marokko (1926) Zitat · Antworten

Eine wirklich sehr schöne Besprechung dieses mir persönlich noch unbekannten Wallace-Romans! Ich schließe mich dem Lob meiner Vorschreiber gerne an und würde mich sehr freuen, weitere so gelungene Rezensionen von Ihnen zu lesen, Dr. Oberzohn.

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