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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 1.214 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

23.03.2017 17:40
Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Pidax hat diesen Krimi als einen der "besten deutschen Kriminalfilme" angekündigt:

http://www.pidax-film.de/Film-Klassiker/...uern::1126.html

Der Inhalt liest sich interessant und die Besetzung auch, da sind auch einige Wallace- und Durbridge-Darsteller mit dabei. Es spielen Fritz Wepper, Max Eckard, Karl John, Ilse Steppat, Hermann Lenschau, Erwin Linder, Barbara Schneider, Fritz Haneke, Peter Schütte, Konrad Mayerhoff, Karl-Heinz Gerdesmann, Robert Meyn, Gerdamaria Jürgens, Til Erwig, Joachim Rake, Otto Kuhlmann.

Gedreht wurde laut Text ausschließlich in England.

Kennt den Film schon irgendjemand?

brutus Offline




Beiträge: 13.031

23.03.2017 22:43
#2 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Es gibt erstaunlich wenig Informationen, aber nach dem, was Pidax so schreibt, folgt der Film einigermaßen dem der Verfilmung zugrundeliegenden Buch, welches schon einmal verfilmt wurde, 1959 unter dem gleiche Titel mit Van Johnson und Vera Miles in den Hauptrollen.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

01.07.2017 20:07
#3 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Hinter diesen Mauern
Krimi, BRD 1966 (schwarz/ weiß)
Regie: Karlheinz Bieber

Mit Fritz Wepper, Max Eckard, Barbara Schneider, Karl John, Ilse Steppat, Hermann Lenschau, Erwin Linder, Peter Schütte, Konrad Mayerhoff, Karl Heinz Gerdesmann, Robert Meyn

Diese Krimiperle ist gerade bei der Pidax auf DVD erschienen. Hatte zuvor noch nie etwas von diesem Film gehört, aber schon die Besetzung mit Fritz Wepper und Max Eckard in den Titelrollen, machte mich bei der DVD-Ankündigung neugierig. Was soll ich sagen? Ich bin so begeistert, dass ich seit langer Zeit wieder einmal ein paar Worte zu einem Film verlieren muss. „Hinter diesen Mauern“ ist ein handfester Krimi, der von der ersten bis zur letzten Minute nicht enttäuscht. Fritz Wepper versucht darin einen Jahre zurück liegenden Mord aufzuklären, den sein Vater begangen haben soll. Er glaubt an dessen Unschuld und kann mit Hilfe eines Journalisten, gespielt von Max Eckard, den Fall klären.

Gedreht wurde der Krimi ausschließlich in England und vermittelt damit das Flair eines klassischen Schwarz-Weiß-Kriminalfilms, in dem man bis zum Schluss gespannt ist, wer der eigentliche Täter ist. Für mich ein Whodunit der Extraklasse mit vielen stimmigen Schauplätzen, interessanter Kameraführung und häufigem Schauplatzwechsel. Sehr gute Untermalungsmusik von Raimund Rosenberger. Für mich unverständlich, warum der Film bisher so unbekannt war.

Wallace-Fans kommen zu dem voll auf ihre Rechnung, denn mit Karl John, Hermann Lenschau, Ilse Steppat und Gerdamaria Jürgens sind ja auch einige Wallace-Stars mit dabei. In Nebenrollen sind auch bekannte Genregesichter wie Erwin Linder, Fritz Haneke oder Helmut Oeser zu sehen, die wir aus anderen Krimiserien kennen.

5/5 Punkte, „Hinter diesen Mauern“ hebt sich von so manchem Krimieinerlei wirklich ab!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2017 00:07
#4 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Zitat von Mark Paxton im Beitrag #3
denn mit ... und Gerdamaria Jürgens sind ja auch einige Wallace-Stars mit dabei.

Ich bin ja ein ausgesprochener Gerda-Maria-Jürgens-Fan und freue mich jedes Mal, wenn sie mit rauem Mundwerk, gutgemeinten Hinweisen und / oder verzehrfertigen Salamibroten vor der Kamera auftaucht. Aber ein Wallace-Star ist sie nicht. Oder ist mir da ein erwähnenswerter Auftritt entgangen?

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

02.07.2017 13:23
#5 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Ich bin wirklich überrascht, dass es hier eine aktuelle Besprechung gibt, nachdem ich das Fernsehspiel gestern Nachmittag selbst gesehen habe.



BEWERTET: "Hinter diesen Mauern" (Deutschland 1966)
mit: Fritz Wepper, Barbara Schneider, Max Eckard, Hermann Lenschau, Ilse Steppat, Erwin Linder, Konrad Mayerhoff, Karin Kernke, Karl-Heinz Gerdesmann, Robert Meyn, Alfons Höckmann, Peter Schütte, Gerdamaria Jürgens, Helmut Oeser, Joachim Rake, Til Erwig u.a. | Drehbuch: Jürgen Gütt nach dem Roman von Archibald Joseph Cronin | Regie: Karlheinz Bieber

Paul Burgess erfährt nach fünfzehn Jahren, dass sein totgeglaubter Vater eine lebenslange Haftstrafe wegen Frauenmordes verbüßt. Gegen den Willen seiner Mutter macht er sich zum Schauplatz der Tat auf, um Recherchen anzustellen. Er befragt den Belastungszeugen Prusty, der einen Kiosk im Erdgeschoss des Mordhauses betreibt. In der örtlichen Bibliothek lernt er die junge Lena Anderson kennen, die ihm bei seinen Nachforschungen hilft. Bei den Behördenvertretern kommt Pauls Interesse für den alten Fall nicht gut an und man legt ihm Steine in den Weg....

"Hierzulande ist die Gerechtigkeit ein soziales Problem."

Die Straßenfeger von Francis Durbridge waren bereits etablierte Formate und Herbert Reinecker scharrte schon mit den Füßen, als das ZDF mit "Hinter diesen Mauern" ein Fernsehspiel ins Rennen schickte, das ebenfalls das Zeug zum Zwei- bzw. Dreiteiler gehabt hätte. Die Geschichte eines Studenten, der zu seiner Überraschung erfährt, dass der tote Vater noch lebt und einen Messermord an einer Blumenverkäuferin begangen haben soll, nimmt den Zuschauer sofort für sie ein. Die Suche nach der Wahrheit und der Wunsch nach Gerechtigkeit - verkörpert von einem sympathischen intelligenten Mann - wird so auch in "Der Tod läuft hinterher" (1967) erzählt werden. Die Widerstände, welche die Hauptfigur überwinden muss, reichen bis in die höchsten Gesellschaftskreise und deuten auf ein Komplott hin, das ein Bauernopfer benötigte, um bedeutende Namen aus der Affäre heraushalten zu können. Die Machtlosigkeit des Einzelnen, ein verkrustetes Rechtssystem, die Verflechtung von Politik und Justiz und die Angst vor Repressalien, die auch in einem demokratischen Staat viele Bürger zum Schweigen anhält, lassen einem Verzweifelten wenig Spielraum. So sind es wieder einmal die Ehrlich- und Aufrichtigkeit von Unbeteiligten und die Schutzmacht der Presse, welche die Wahrheitsfindung vorantreiben. Freilich handelt auch die Zeitung nicht völlig uneigennützig: das Kräftemessen mit den oft ungeliebten Politvertretern, die Schärfung des eigenen Profils, der Ruhm des Aufdeckers und die Notwendigkeit einer hohen Auflage treiben den Journalisten an und befeuern seinen Arbeitseifer. Das Berufsethos konkurriert mit der eigenen Eitelkeit und der Knüller ist oftmals wichtiger als das Schicksal des Menschen hinter den Schlagzeilen.



Fritz Wepper schultert die Hauptrolle mit überzeugender Leichtigkeit und tritt als Interessenvertreter seines ihm bisher unbekannten Vaters auf, ohne dass dieser es ihm danken würde. Karl John zeigt einen verbitterten, hasserfüllten Mann ohne Zukunftsperspektive, der alle jenseits der Gefängnismauern als Privilegierte betrachtet. Wenig Unterstützung erfährt Wepper auch von Ilse Steppat, deren schroffe Zurückhaltung er bald zurücklässt, um auf sich selbst gestellt nach der für ihn wichtigen Vergangenheit zu suchen. Barbara Schneider und Max Eckard avancieren nach und nach zu einer Ersatzfamilie, in der er positive Impulse erhält und die ihm den Rücken stärkt. Das Wiedersehen mit Max Eckard ist überaus angenehm, erinnert seine Rolle doch an den engagierten "Tim Frazer", den er zweimal gespielt hat. Seine süffisante Schadenfreude, die Zielstrebigkeit seiner Unternehmungen und die väterliche Kameradschaftlichkeit im Umgang mit dem jungen Mann bereichern die letzte halbe Stunde ungemein. Der Realismus der Darstellung, der zu einem großen Teil das Verdienst der englischen Schauplätze ist, verzichtet auch auf eine falsche Romantik, die sich leicht in die Szenen mit Lena oder Pauls Vater einschleichen hätte können. Erwin Linder als leicht erregbares Parlamentsmitglied und Karl-Heinz Gerdesmann als arroganter Befehlsempfänger verkörpern die Gesetzbarkeit, zu der verständlicherweise kein großes Vertrauen herrscht. Umso mehr treibt Paul die Befragung von Zeitzeugen voran, die den wirklichen Täter kennen und aus verschiedenen Gründen eine falsche Aussage gemacht haben. Karin Kernke zeigt dabei ihr Repertoire als Frau mit Geheimnis, deren beste Zeit hinter ihr liegt, weil sie von Enttäuschungen geprägt ist. Die Andeutungen und wissenden Blicke beherrscht sie noch wie in "Die Bande des Schreckens" und auch hier streut sie Zweifel und sät Misstrauen.

Stimmiges Krimipuzzle mit einem natürlich und stringent aufspielenden Fritz Wepper, der sich nicht nur die Sympathien des Publikums sichert. Spannend bis zum Schluss, fasziniert das Fernsehspiel mit klassischen Zutaten und authentischen Schauplätzen. 5 von 5 Punkten

Havi17 Offline




Beiträge: 3.817

02.07.2017 15:11
#6 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Karlheinz Bieber führte auch Regie beim "Tatort" "Saarbrücken an einem Montag".

Gruß
Havi17

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

02.07.2017 18:38
#7 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #4
Zitat von Mark Paxton im Beitrag #3
denn mit ... und Gerdamaria Jürgens sind ja auch einige Wallace-Stars mit dabei.

Ich bin ja ein ausgesprochener Gerda-Maria-Jürgens-Fan und freue mich jedes Mal, wenn sie mit rauem Mundwerk, gutgemeinten Hinweisen und / oder verzehrfertigen Salamibroten vor der Kamera auftaucht. Aber ein Wallace-Star ist sie nicht. Oder ist mir da ein erwähnenswerter Auftritt entgangen?

Also, mir war so, als hätte ich sie bei meiner letzten Sichtung des FÄLSCHERS erkannt. Ich habe mich noch gewundert, dass sie in keiner Besetzungsliste genannt wird.

Georg Offline




Beiträge: 3.276

14.07.2017 11:34
#8 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten


Der Trailer

Ray Offline



Beiträge: 1.948

24.04.2020 14:22
#9 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Hinter diesen Mauern (BRD 1966)

Regie: Karlheinz Bieber

Darsteller: Fritz Wepper, Max Eckard, Karl John, Lise Steppat, Hermann Lenschau, Erwin Linder, Barbara Schneider, Robert Meyn, Karin Kernke u.a.



Durch einen zufälligen Vorfall erfährt Student Paul Burgess, dass sein Vater anders als von ihm angenommen nicht verstorben ist, sondern wegen Mordes eine lebenslange Zuchthausstrafe verbüßt. Paul macht sich auf in die Ortschaft, in der sich das Zuchthaus befindet und sich das Verbrechen zugetragen hat. Nach Befragungen und Recherche in alten Zeitungsartikeln mehren sich Zweifel an der Schuld des Vaters...

Wie schon oben geschrieben wurde, entstand „Hinter diesen Mauern“ in der Zeit der großen Mehrteiler und hätte sicherlich selbst Potential für einen solchen gehabt. Doch auch in Form eines Einteilers bereitet der Film für Freunde von Durbridge & Co großes Vergnügen. Bermekenswert sind zunächst Aufwand und Cast. Gedreht wurde an Originalschauplätzen, was dem Film ein schönes Flair verleiht. In Detailfragen wurde größere Sorgfalt an den Tag gelegt als in vielen anderen zeitgenössischen Produktionen. So ist der Brief, den Paul zwischendurch an seine Mutter schreibt, z.B. tatsächlich in englischer Sprache geschrieben und auch die Zeitungsartikel sind auf Englisch und nicht (partiell) eingedeutscht. Neben dem jungen Fritz Wepper, der die Rolle des Paul Burgess sehr gut ausfüllt, ist eine Fülle an bekannten Namen und Gesichtern aus Wallace- und Durbridge-Filmen zu sehen, allen voran Karl John und Ilse Steppat als Eltern von Paul sowie Max Eckard als engagierter Reporter, der Paul tatkräftig unterstützt. In weiteren Rollen sind u.a. Karin Kernke, Hermann Lenschau oder Robert Meyn zu sehen. Selbst in Statistenrollen finden sich bekannte Gesichter (Rudolf Fenner). Der Film baut bis zur finalen Wiederaufnahme des Prozesses gekonnt die Spannung auf. Dass Pauls Vater im Ergebnis unschuldig ist, drängt sich zwar früh auf, doch die Geschichte bietet dem Zuschauer eine ganze Reihe an möglichen Tätern, so dass auch Whodunit-Freunde durchaus auf ihre Kosten kommen, wenngleich des Rätsels Lösung durchaus „machbar“ ist. Ein Kritikpunkt drängt sich in dramaturgischer Hinsicht allerdings doch auf: Im letzten Drittel wird Wepper durch die Eckard-Figur arg in den Hintergrund gedrängt. Während Burgess in der ersten Stunde mehr oder weniger allein dafür zuständig ist, die Geschichte mit seinen Ermittlungen voranzutreiben, beschränkt sich der Film in dieser Phase weitgehend auf Szenen in den Büros der Zeitung. Ob und wenn ja was Burgess in dieser Zeit macht, erfährt der Zuschauer nicht. Auch die Entwicklung der Beziehung von Paul zur Tochter des Reporters, die ihm ebenfalls helfend zur Seite steht, wird nicht näher beleuchtet.


Trotz kleinerer dramaturgischer Schwächen im letzten Drittel ist „Hinter diesen Mauern“ ein kleines Highlight für Freunde des deutschen TV-Krimis der 1960er-Jahre. Dafür sorgt die spannende Story, der Dreh an Originalschauplätzen sowie die prominente Besetzung. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.04.2020 14:00
#10 RE: Hinter diesen Mauern (1966, TV) Zitat · Antworten

Statt zu „Tod auf der Themse“ einfach zu „Hinter diesen Mauern“ zu greifen, war gar keine schlechte Idee:



Hinter diesen Mauern

TV-Kriminalfilm, BRD 1966. Regie: Karl-Heinz Bieber. Drehbuch: Jürgen Gütt (Romanvorlage „Beyond This Place“, 1950: A.J. Cronin). Mit: Fritz Wepper (Paul Burgess), Ilse Steppat (Mrs. Burgess), Hermann Lenschau (Pastor Flemming), Barbara Schneider (Lena Anderson), Max Eckard (Dunn), Erwin Linder (Sir Mathew), Konrad Mayerhoff (Prusty), Peter Schütte (Enoch Oswald), Karl John (Rees Mathry), Karin Kernke (Louise Burt), Karl-Heinz Gerdesmann (Chefinspektor Dale), Robert Meyn (Inspektor Swann), Fritz Haneke (McEvoy), Joachim Rake (Graham), Alfons Höckmann (Mark) u.a. Erstsendung: 21. Dezember 1966. Eine Produktion des Zweiten Deutschen Fernsehens.

Zitat von Hinter diesen Mauern
Mit Erschütterung erfährt Paul Burgess von seiner Mutter, dass sein eigentlicher Name Paul Mathry lautet und dass er in Wahrheit der Sohn eines vor 15 Jahren verurteilten Mörders ist. Aus Neugier fährt er in jene Stadt, in der sich das Verbrechen seinerzeit zutrug. Auch wenn Paul schnell herausfindet, dass nicht alle Indizien beim Prozess gegen seinen Vater so hieb- und stichfest waren wie vor Gericht behauptet, so stößt er bei genaueren Nachfragen doch auf beredtes Schweigen und erbitterten Widerstand der Behörden. Offenbar war das damalige Urteil ein Justizirrtum. Sir Mathew, der zuständige Staatsanwalt, will ihn unter allen Umständen an weiteren Nachforschungen hindern, um einen Skandal zu vermeiden. Wird es Paul dennoch gelingen, Licht ins Dunkel zu bringen?


In ihrer späteren Karriere griff Agatha Christie gern auf den Trick zurück, ihre Ermittler sich nur mehr mit Verbrechen in der Vergangenheit befassen zu lassen. Oft fügt der zeitliche Abstand einer sonst eher lapidaren Straftat eine zusätzliche Faszination hinzu, die sich aus der Schwierigkeit einer Rekonstruktion, dem darüber gewachsenen Gras und dem womöglich erlittenen Unrecht einer damals (fälschlich) verurteilten Person ergibt. Man denke nur etwa an „Das unvollendete Bildnis“ von 1942, „Tödlicher Irrtum“ von 1959 oder „Elefanten vergessen nicht“ von 1972. Ähnlich funktioniert auch A.J. Cronins „Hinter diesen Mauern“ – der Autor schickt seinen Protagonisten Paul auf eine Tour de Force, die Unschuld seines im Gefängnis versauernden Vaters zu beweisen. Zunächst unterstützt man Paul wegen seiner einnehmenden Darstellung durch Fritz Wepper sowie im Umkehrschluss gerade deshalb, weil Hermann Lenschau als Pfarrer ihn auf äußerst unsympathische Weise von Nachforschungen abzuhalten versucht. Aber schon nach kurzer Zeit kristallisiert sich klar heraus, dass damals tatsächlich ein (willentlicher) Fehler vor Gericht begangen wurde.

Geschickt steigern die Story und die Regie durch den auf Krimis abonnierten Karl-Heinz Bieber die Spannung kontinuierlich bis zum Ende – hauptsächlich steht dabei natürlich die Ermittlung des wahren Mörders im Mittelpunkt, aber auch Seitenstränge wie z.B. die Frage, ob Paul körperlich und finanziell (un-)versehrt aus der Geschichte herauskommt, spielen immer wieder eine Rolle. Über die längste Strecke des Films blickt man dem jungen Fritz Wepper direkt bei seinen Unternehmungen über die Schulter, sodass dieser ein Maximum an Auftritten hat, während sich hinter ihm eine überdurchschnittlich große, aber interessante Schar an Zeugen, Verdächtigen und Kleinrollen auftut. Erst kurz vor Ende tritt aus dem Heer der Nebendarsteller der freundliche Max Eckard hervor und unterstützt Wepper umfänglich bei seinen Schnüffeleien. Die weibliche Hauptdarstellerin Barbara Schneider wirkt dagegen eher wie ein pflichtschuldiges Anhängsel und spielt sich auch nie wirklich in die erste Reihe.

Der Film bietet dem mitratenden Zuschauer „nur“ vier potenzielle Mörder an, tariert zwischen diesen die Verdachtsmomente aber fein und mit logischer Abwägung aller Argumente aus. Er spielt sogar insofern fair, als er dann auch eine der vier genannten Personen als Täter entlarvt, anstatt mit einem verblüffenen Zaubertrick zu enden – das ist schriftstellerisch nicht das größte Kino, aber sauber und solide. Überdurchschnittlich zeigt sich die Charakterisierung bei Pauls inhaftiertem Vater, der durch die Jahre der falschen Gefängnisstrafe verbittert geworden ist. Die von Paul lang ersehnte erste Begegnung entpuppt sich als jäher Reinfall und Rückschlag in der Motivation des jungen Gerechtigkeitssuchers, sodass es nur folgerichtig ist, dass der Journalist Dunn von da an die Initiative übernimmt. Karl John verleiht dem ruppigen Zuchthäusler die nötige Bösartigkeit und Sturheit – spät erkennt man, dass die anfänglichen Worte des Pfarrers vielleicht doch nicht ganz verkehrt waren ...

Zurecht gelobt werden die durchgängig britischen Außenaufnahmen sowie die hochwertigen Studiosets von „Hinter diesen Mauern“. Zu ergänzen ist darüber hinaus auch die atmosphärische und agile Bildgestaltung durch zwei eher unbekannte Kameramänner (Horst Fehlhaber, Rolf Paulerberg). Würde darüber hinaus auch die Aussprache der englischen Namen stimmen, so könnte man von höchsten Standards sprechen. Die Innenaufnahmen entstanden wie auch für „Die Bande des Schreckens“, „Sieben Tage Frist“ oder „Perrak“ in den Studios Bendestorf, was man an einer ansprechenden Dichte norddeutscher Schauspieler in den Nebenrollen merkt (z.B. Karin Kernke, Karl-Heinz Gerdesmann, Gerda-Maria Jürgens). Sie erinnern teilweise ans „Stahlnetz“, die Aufmachung an Durbridge bzw. „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ und der Inhalt eben an die Queen of Crime. Bessere Referenzen wird kaum ein Fernsehspiel der 1960er Jahre aufweisen können; insofern ist hier ganz klar eine Empfehlung auszusprechen.

Wer wenn nicht Rees Mathry ermordete das Blumenmädchen Mona Spurling? Obwohl sich alles andere als ein Meisterverbrechen „hinter diesen Mauern“ verbirgt, verstand man es, die Handlung durch eine Aufwirbelung vergangenen Unrechts hochspannend auszugestalten. Auch die Umsetzung, die Drehorte in Good Old Britain und ein Großteil der Darsteller, allen voran Fritz Wepper, erscheinen professionell. Gute 4,5 von 5 Punkten.

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