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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 2.308 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

12.05.2013 14:17
Teufel in Seide (1955) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Teufel in Seide" (Deutschland 1955)
mit: Lilli Palmer, Curd Jürgens, Winnie Markus, Adelheid Seeck, Hans Nielsen, Hilde Körber, Paul Bildt, Wolfgang Büttner, Paul Bösiger, Otto Graf, Robert Meyn, Wolf Martini, Helmuth Rudolph - Drehbuch: Jochen Huth nach dem Roman "Der Teufel nebenan" von Gina Kaus, Regie: Rolf Hansen



Der Komponist Thomas Ritter lernt auf der Rückreise von Sylt im Zug eine Dame kennen, die ihn zunächst musikalisch fördert und ihn dann heiratet. Bald wird dem Mann klar, dass das einnehmende Wesen von Melanie Simrock nicht nur seine Zuneigung, sondern seine gesamte Aufmerksamkeit fordert. Ihre totalitären Machtansprüche sorgen für die Aufgabe seiner Freunde, seines bescheidenen Besitzes und letztendlich seiner persönlichen Freiheit. Als Thomas sich wehrt und eine Freundschaft mit der Sekretärin Sabine Uhl anknüpft, schmiedet Melanie einen teuflischen Plan....



Lilli Palmer und Curd Jürgens, zwei dominante Größen des deutschen Kinos, ringen in dieser Verfilmung aus der CCC-Schmiede von Artur Brauner um ihre Auffassung von Liebe und zeigen dabei die Möglichkeiten des eleganten Melodrams, das auf höchstem Niveau konversiert und von der Persönlichkeit seiner Darsteller lebt. Curd Jürgens, der "sich vom ersten geschriebenen Wort eines Theaterstücks bis zum letzten geflüsterten Wort der Souffleuse für alles brennend interessierte, was mit Bühne und Film zusammenhing" [1], ging stets gewissenhaft an seine Arbeit und brachte seinen schöpferischen Geist mit ein. Lilli Palmer, die in jungen Jahren nach England emigriert war und dort mit klassischen Krimistoffen konfrontiert wurde, gewann nach ihrer Rückkehr zum deutschen Film zunehmend an Profil. Die Reife der Jahre sorgte für ein Aufblühen ihrer Fähigkeiten und stattete ihre Frauenporträts mit Energie, Willensstärke und Mut aus. Winnie Markus füllt die Rolle der Vertrauten von Curd Jürgens mit ihrer Natürlichkeit aus, "um sie scheint immer die reine, kühle Luft von Frühlingswiesen zu wehen, [...] Winnie ist immer für rückhaltlose Ehrlichkeit - bei sich und bei anderen". [2]. Die Unterschiede zwischen beiden Frauen drücken sich auch in ihren Wohnungen aus. Während Melanie als reiche Witwe eines Musikverlegers seinen Einrichtungsstil übernommen hat und ihre Räumlichkeiten in kühler Eleganz mit Kunstwerken bestückt, lebt Sabine in einer luftigen, praktischen Wohnung mit gestreiften Stoffbezügen, die an Ferienaufenthalte am Meer erinnern und zweckmäßig sind. Melanie trägt teure Designerstücke, Sabine waschbare Hemdblusenkleider. Lilli Palmer wurde vom Pariser Haute-Couture-Haus Pierre Balmain ausgestattet, das sich neben Einzelanfertigungen für europäische Luxuskundinnen bereits Anfang der Fünfziger Jahre auf den zukunftsträchtigen US-Markt konzentrierte und tragbare Kostüme und Uniformen entwarf. Hans Nielsen und Adelheid Seeck flankieren die Hauptfiguren mit ihrem Beistand; sie zeigen souverän Auswege an und profitieren von Erfahrung, Weltgewandtheit und Takt. Beide Schauspieler gefallen besonders in klugen, feinsinnigen Darstellungen und drücken dies durch Auftreten und Sprache vortrefflich aus. Subtile Zwischentöne liefern der emotional restriktive Rechtsanwalt Dr. Hess, dem Wolfgang Büttner sein ernstes Gesicht verleiht und Hilde Körber als Hausmädchen Sophie.



Eine temporeiche Collage aus Rückblenden und Gegenwart erzählt die Geschichte einer Beziehung, deren destruktiver Charakter nach und nach offensichtlich wird und sich zu Beginn in Kleinigkeiten äußert, die am Ende in einer Mordanklage kulminieren. Melanie hält die Zügel fest in der Hand (auf einem Bild ist sie als Reiterin zu sehen) und bringt Thomas zunächst mit sanftem Druck und später mit Drohungen dazu, sich ihren Wünschen unterzuordnen. Sehen wir in ihr anfangs eine intelligente Frau mit Charme und Weitsicht, so erkennen wir bald, dass sie ihre Möglichkeiten nicht dazu nutzt, um etwas zu schaffen, sondern einen Zustand zu konservieren, der keine Veränderung zulässt und niemandem dient außer ihr. Ihre Anteile am Musikverlag tritt sie an ihren Mann ab, aber nur, um ihn an sie zu binden, nicht, weil sie glaubt, er mache es besser. Ihre Mittel sind Erpressung und Schmeichelei und wurden von ihr bisher stets mit Erfolg angewendet. Ihre Schwester Sylvia Angermann ist das Bindeglied zwischen der alten und der neuen Verbindung von Thomas. Sie sympathisiert von Beginn an mit ihrem Schwager und zeichnet sich durch Offenheit und ein gutes Urteilsvermögen aus. Der Tod von Melanie lastet wie ein Schatten auf der Handlung und spitzt sich in der Gerichtsverhandlung zu einem spannenden Finale zu. Nielsen schwingt sich als Rechtsanwalt Dr. Zacharias zu neuen Höhen auf, er setzt auf die Überzeugungskraft seiner Stimme und eine suggestive Bildsprache. Schon in "Hokuspokus" (1953) konnte er beweisen, wie gut ihm Auftritte vor Gericht liegen. Er besitzt die Kraft, eine Verhandlung allein tragen zu können.
Lobend sei auch die Musik von Mark Lothar zu erwähnen, die vom Geräusch der Wellen, die sich am Strand brechen, inspiriert ist. Die sehnsuchtsvollen Klänge erinnern an die erste Begegnung von Thomas und Sabine und bilden das verheißungsvolle Leitmotiv der Handlung: die Befreiung von Zwängen und Anklagen, wobei die Mordanklage das Schwergewicht darstellt.

[1] Friederike Mat: Unsere Filmlieblinge - Ein Bilderbuch, Verlag Bernhard Reiff, 2. Auflage 1956, Seite 142-143
[2] Friederike Mat: Seite 200-201

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

19.05.2013 21:30
#2 RE: Teufel in Seide (1955) Zitat · Antworten

Danke dir, Percy. Erst durch diese tolle Besprechung bin ich wirklich auf den Film aufmerksam geworden. Und es hat sich gelohnt, denn hier liegt ein sehr gelungenes Beispiel für einen Nachkriegskrimi, gemischt mit Romanzen- und Dramaelementen, vor. Du hast wahrlich nicht zuviel versprochen!



Teufel in Seide
Kriminaldrama, BRD 1956. Regie: Rolf Hansen. Drehbuch: Jochen Huth, Alf Teichs (Buchvorlage „Der Teufel nebenan“: Gina Kaus). Mit: Curd Jürgens (Thomas Ritter), Lilli Palmer (Melanie Ritter), Winnie Markus (Sabine Uhl), Adelheid Seeck (Sylvia Angermann), Hans Nielsen (Dr. Zacharias), Wolfgang Büttner (Dr. Hess), Hilde Körber (Sophie), Paul Bildt (Dr. Heinsheimer), Helmuth Rudolph (Georg Angermann), Robert Meyn (Untersuchungsrichter) u.a. Uraufführung: 5. Januar 1956, Düsseldorf.

Zitat von Teufel in Seide
Selbstmord oder Mord? Als die gut betuchte Melanie Ritter an Veronaltabletten stirbt, stellt sich die Frage, wer diese in ihr Glas getan hat. Durch Briefe, die seinen Ehebruch belegen, gerät Melanies Gatte Thomas unter Verdacht. Was dieser jedoch zu erzählen weiß, lässt selbst das hohe Gericht erstaunen: Melanie war eine besitzergreifende Egoistin, der jedes Mittel recht war, um ihren Willen durchzusetzen. Wird Thomas die perfide Art seiner Frau noch nach deren Tod zum Verhängnis?


„Effektvoll ist vor allem die filmische Form. Rolf Hansens rückblenden- und montagereiche Inszenierung wird von Franz Weihmayrs hervorragender Kamera und einer Reihe akkurat agierender Darsteller unterstützt. Einige Szenen bleiben unvergesslich, es sind schauspielerische Paraden von hoher Qualität. Was Lilli Palmer und Curd Jürgens hier bieten, ist bestes Hollywood-Format.“

Derart beurteilte ein zeitgenössischer Kritiker „Teufel in Seide“ (nachzulesen im Booklet zur DVD). Daran, dass selbst die Rezensenten dem Film trotz kriminalistischer Schlagseite positive Aspekte abgewinnen konnten und sogar Vergleiche mit der Filmproduktionsstätte jenseits des großes Teiches anstrengten, erkennt man, dass „Teufel in Seide“ ein ausgesprochen hochwertiger Film ist, der über die reine Sensation, die oft mit unerwarteten Todesfällen verbunden ist, hinausdenkt und hinausgeht. Tatsächlich lassen sich sogar Parallelen mit dem Film Noir der amerikanischen Studios finden, vor allem was die Endgültigkeit und das fatale Scheitern der Liebe zwischen Melanie und Thomas angeht. Melanie Ritter trägt viele Eigenschaften einer femme fatale zur Schau – von hinterlistigem Pläneschmieden über das gewissenlose Spiel mit mehreren Männern bis hin zur allgemeinen Gefühlskälte, die sich im Noir gern in Titeln wie „Frau ohne Gewissen“ oder „Schwarzer Engel“ ausdrückte. Im Gegensatz zu ihren großen Vorbildern à la Phyllis Dietrichson und Elsa Bannister geht von Melanie jedoch keine direkte verbrecherische Gefahr aus – ihre Mittel sind subtiler und perfider, bestehen im Aufbau psychischen Drucks und dem Verlangen allumfassender Aufmerksamkeit.
Thomas Ritter ist dem nicht gewachsen. Vor Gericht wird er als ein schwacher, sanfter Charakter bezeichnet, der sich von seiner übermächtigen Frau immer weiter zum wertvollen Besitztum degradiert sieht. Er entzieht sich seinem Schicksal mit einer harmlosen Liebschaft, die dem Film den eindeutigen Stempel biederer Adenauer-Filmerei aufdrückt, aber gleichzeitig auch die romantische Ader des Zuschauers anspricht. Durch die Verbandelung von Thomas und Sabine Uhl entsteht ein weiteres Sympathieungleichgewicht zulasten der eifersüchtigen Ehefrau zu Hause. Es verlangte auf der Seite Lilli Palmers einigen Mut, sich einer so negativen Rolle anzunehmen, gerade weil sie damit ihr großes Comeback im deutschsprachigen Raum feierte. Die Entscheidung, die Melanie Ritter dennoch zu spielen, wurde mit exzellenter Kameratechnik, die Palmer umschmeichelt und attraktiv wie selten erscheinen lässt, sowie einem Bundesfilmpreis belohnt. Auch Drehbuchautor Jochen Huth wurde ausgezeichnet und erhielt ein Filmband in Silber für seine Aufarbeitung des 1940 erstmals erschienenen Romans „Der Teufel nebenan“ der Wiener Autorin Gina Kaus, der im Kielwasser der Verfilmung dann ebenfalls unter dem Titel „Teufel in Seide“ erschien.

Die gesamte Produktion strahlt ein sehr elegantes, gehobenes Flair aus – den Chic vergangener Tage, in denen etwas ausladende, nicht immer nur aufs Wesentliche konzentrierte Melodramen noch die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums gewinnen konnten. Viele der Filme aus jener Zeit sind heute nicht mehr so leicht verdaulich wie „Teufel in Seide“. Das gute Altern des Films kann mit der vitalen, abwechslungsreichen Rückblendenstruktur begründet werden, die hilft, gleich beim Wesentlichen anzusetzen, ohne sich dabei stur an Chronologie und Logik halten zu müssen, und auch im Fortschreiten stets das Interesse am Verlauf der Geschichte aufrechtzuerhalten.
Neben Lilli Palmer und Curd Jürgens in den Hauptrollen trumpfen vor allem Hans Nielsen und Wolfgang Büttner als gegnerische Anwälte auf. Auch Hilde Körber gelingt ein anrührendes Porträt einer treuen Hausangestellten, die trotz ihrer persönlichen Verachtung ihrer Chefin nie ihre Beherrschung verliert. Adelheid Seeck gibt sich vielleicht sogar eine Spur zu kumpelhaft und wirft damit die Frage auf, ob ihre Sylvia Angermann nicht vielleicht mehr als eine verwandtschaftliche Sympathie für Thomas Ritter empfand. Überhaupt bietet der Film willkommene Projektionsfläche für einige wilde Spekulationen. Die zentrale Frage, ob Ritter seine Frau ermordete oder ob diese Selbstmord beging, wird am Ende zwar beantwortet, allerdings werden für die letztlich als Wahrheit auserkorene Version keine Beweise beigebracht, sodass man sich fragen muss, ...

... ob nicht Thomas Ritter vielleicht mit einem raffinierten Mord davongekommen ist. Freigesprochen wurde er ja auch nur aus Mangel an Beweisen.

Die Schauplätze charakterisieren den Film als eine hochkarätige Produktion und bewegen sich vom anfänglichen luftigen Urlaub auf Sylt in Übereinstimmung mit der zunehmenden Herrschsucht Melanies immer weiter ins Düstere und Eingeschränkte, bis das Gefühl des Eingesperrtseins schließlich in den imposanten Aufnahmen eines altehrwürdigen Berliner Gerichtssaals kulminiert.

Hochspannende Mischung aus Liebesdrama und Kriminalfilm mit exzellenten Darstellern in stilvollem Ambiente. Die anspruchsvolle Handlung wird auf mehreren Ebenen erzählt und scheut sich nicht davor, zur dramaturgischen Verdichtung auch Wiederholungen und Überlappungen einzusetzen. Der Suspense hält sich wacker bis zum Ende. 5 von 5 Punkten.



Die DVD von StudioCanal (Kinowelt) enthält einen sauberen Transfer des Films in klarem Schwarzweißlook. Fraglich bleibt, ob das Bildformat korrekt ist, denn während die DVD ein 1,66:1-Breitbild ausweist, gibt Filmportal.de an, der Film sei im Vollbild 1,33:1 entstanden. Die Bildkompositionen wirken dennoch stimmig. Meine Vermutung ist, dass der Film seinerzeit tatsächlich in 1,66:1 in den Kinos lief und sich die Vollbildangabe lediglich als Open-Matte-Wert versteht. Leider ist das Bild auf der DVD nicht anamorph codiert. Dafür wurde der Datenträger anderweitig sehr löblich ausgestattet: Kapitelanwahl und deutsche Untertitel bilden eine Grundlage, die leider nicht für alle Veröffentlichungen vorausgesetzt werden kann. Im Bonusbereich sind sowohl der Original-Kinotrailer als auch eine über 70-minütige Dokumentation („Curd Jürgens – Der Filmstar, der vom Theater kam“, 1976/77) aufgespielt. Wie üblich werden außerdem Bildergalerie und Biografien angeboten.
Gemeinsam mit „Des Teufels General“, „Schachnovelle“ und „Der Schinderhannes“ kann man „Teufel in Seide“ auch in der 4-DVD-Box „Curd Jürgens Edition“ beziehen, in der zusätzlich ein Booklet Auskunft über Jürgens und diesen Film gibt.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

25.05.2014 13:12
#3 RE: Teufel in Seide (1955) Zitat · Antworten

Nachtrag zu den Dreharbeiten von "Teufel in Seide":

"Seit man ihr das Drehbuch von Teufel in Seide nach London geschickt hat, weiß sie, dass sie diese Begegnung nicht vermeiden kann. Drehort: Berlin. Das bedeutet eine Reise in die Vergangenheit, das war ihr sofort klar. Seit ihrer Ankunft zieht es sie in die Hölderlinstraße. Gleichzeitig fürchtet sie das Wiedersehen mit dem Ort ihrer Kindheit. [...] Morgen muss sie wieder ins Studio, und sie ist froh darüber. Die Arbeit rettet sie. Und ihr Filmpartner, dieser Curd Jürgens - groß, kräftig, herrliche blaue Augen, saftiger Humor -, war ihr auf Anhieb sympathisch. [...] Die Jahre 1954 und 1955, in denen Palmer tastend und vorsichtig erste Schritte in der deutschen Filmwelt unternahm, waren zugleich gekennzeichnet von einem steten Ringen. Das Ende ihrer Ehe und der Beginn ihrer deutschen Karriere, das lässt sich zweifelsfrei sagen, sind eng miteinander verknüpft."

Gedreht wurde vom 4. August bis 30. September 1955 in den CCC-Studios Berlin-Spandau, Außenaufnahmen wurden in Kampen auf Sylt, an der Nordseeküste und in Berlin gemacht. Die Uraufführung fand am 5. Januar 1956 im Europa-Palast in Düsseldorf statt.

aus: Heike Specht: "Lilli Palmer - Die preußische Diva", Aufbau Vlg. 2014 S. 229 ff.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

02.05.2020 19:21
#4 RE: Teufel in Seide (1955) Zitat · Antworten

Teufel in Seide (BRD 1956)

Regie: Rolf Hansen

Darsteller: Lilli Palmer, Curd Jürgens, Winnie Markus, Adelheid Seeck, Hans Nielsen, Wolfgang Büttner, Robert Meyn u.a.



Während er sich bei seiner Geliebten Sabine aufhält, erfährt Thomas Ritter, dass seine Frau Melanie tot aufgefunden wurde. Schnell gerät der Ehemann der Toten unter Mordverdacht...

„Teufel in Seide“ ist ein Kriminalfilm mit Schwerpunkt auf dem dramatischen Moment, wie es für die 1950er-Jahre des bundesdeutschen Kinos so typisch ist. Klare Verbindungen lassen sich auch zum amerikanischen Film Noir ziehen. Dafür bürgt nicht nur die als eine Art Femme Fatale fungierende Figur Lilli Palmers, schließlich hatte die Schauspielerin darüber hinaus vor ihrer Rückkehr nach Deutschland schon Erfahrungen mit der Schwarzen Serie gemacht („Jagd nach Millionen“). Vor allem die verschachtelte Erzählkonstruktion mit ihrem konsequenten Einsatz von Rückblenden und der Erzählung aus dem Off durch die Hauptfigur lassen Assoziationen zum Film Noir aufkommen. Nicht zuletzt wäre die Story von einer durch Heirat und Vereinnahmung durch die Ehefrau „entmannten“ Hauptfigur wie gemacht für einen Vertreter der Schwarzen Serie. Dass der Film über weite Strecken durchaus mit amerikanischen Vorbildern mithalten kann, liegt in erster Linie an seinen Hauptdarstellern, die zwar beide aus Deutschland stammen, jedoch allemal internationales Format haben, wie sie vor und nach „Teufel in Seide“ mehrfach unter Beweis stellten. Lilli Palmer fasziniert mit ihrer raumgreifenden Ausstrahlung, Jürgens durch seine herbe Männlichkeit. Aus diesem Grunde verfolgt man als Zuschauer das Auf und Ab der schwierigen Beziehung zwischen dem mittellosen Komponisten und der wohlhabenden Frau aus der besten Gesellschaft nur allzu gerne. Der ein oder andere Anschlussfehler sowie das im letzten Drittel mitunter arg theatralische Agieren der Palmer trüben das Vergnügen ein wenig, manche Szene ist indes auch in dieser Phase gelungen wie z.B. jene, in der Melanie mit wild fuchtelnden Armen durch mehrere Türen der Kamera entgegenläuft. Die Liebschaft mit der äußerst bodenständigen Sabine nimmt man zudem allenfalls der Figur, Curd Jürgens selbst aber eher weniger ab. In weiteren Rollen sind u.a. Hans Nielsen („natürlich“ als Anwalt) und Wolfgang Büttner zu sehen.

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Über weite Strecken stimmiges Kriminaldrama mit zwei großen Stars des deutschen Kinos. 4 von 5 Punkten.

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