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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 587 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Gubanov ( gelöscht )
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24.07.2016 21:20
Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten

Crimes of Passion

Zitat von Maria Lang
The task of the mystery is to offer a few hours of legitimate escape from reality by engaging us in a problem. Its light, sometimes absurd, tone of comedy is more important to me than heavy and serious social realism.


Schwedische TV-Krimis bringen wir üblicherweise am ehesten mit düster-modernen Inszenierungen, deprimierenden Psycho-Storys und übermäßigen Mengen Blut und Gewalt in Verbindung. Anders verhält es sich bei den Stoffen Maria Langs, die gern als „schwedische Agatha Christie“ bezeichnet wird. Zwischen 1949 und 1990 veröffentlichte Lang eine ganze Reihe von Romanen, die sich zumeist durch „die schwedische Naturromantik, eine komplexe Intrige und ein Mordmotiv mit sexuellem Hintergrund“ auszeichnen (Quelle). Für den Sender TV4 wurden 2012/13 sechs ihrer frühen Bücher für eine TV-Reihe adaptiert, die in den 1950er Jahren spielt und damit einen attraktiven Gegenpol zu anderen Schwedenexporten auf dem Krimisektor bildet. Die Folgen wurden nicht synchronisiert, aber in Großbritannien als OmU im Fernsehen gezeigt und auf DVD veröffentlicht. So sind sie vielleicht auch für einige Leser hier von Interesse. Hier eine Übersicht der Episoden:

  1. Mördaren ljuger inte ensam (Death of a Loved One)
  2. Kung Liljekonvalje av dungen (King Lily of the Valley)
  3. Inte flera mord (No More Murders)
  4. Rosor, kyssar och döden (Roses, Kisses and Death)
  5. Farliga drömmar (Dangerous Dreams)
  6. Tragedi på en lantkyrkogård (Tragedy in a Country Churchyard)
Von diesen sechs Vorlagen wurden zwei auch ins Deutsche übersetzt und 2015 beim btb-Verlag veröffentlicht: „Mördaren ljuger inte ensam“ (1949) als „Nicht nur der Mörder lügt“ und „Tragedi på en lantkyrkogård“ (1954) als „Tragödie auf einem Landfriedhof“.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

31.07.2016 20:37
#2 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten



Ich bin im Herbst 2015 erstmals auf Maria Lang aufmerksam geworden, als ich im btb-Katalog der Random House Gruppe auf einen Titel stieß, der mich sowohl von der optischen Gestaltung des Buchumschlags, als auch von den Reizworten "die schwedische Agatha Christie" und ihrem Wirkungszeitraum (ab 1949) ansprach. Ich las also in der Vorweihnachtszeit "Tragödie auf einem Landfriedhof" und im Frühjahr 2016 "Nicht nur der Mörder lügt". Natürlich machte mich der Vermerk im Klappentext, dass sechs von Langs Romanen vor einigen Jahren in Schweden verfilmt worden waren, neugierig. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir die DVD-Box holte, nicht ohne vorher dem großen Agatha-Christie-Fan Gubanov von Maria Lang und ihren nostalgischen Krimis erzählt zu haben....

Zum besseren Verständnis der Handlung gibt es in jedem Buch eine Liste der Mitwirkenden, die ich hier für "Nicht nur der Mörder lügt" (Original: Mördaren ljuger inte ensam) gern anführe:

Mitwirkende

  • Puck Ekstedt, Professorentochter, Studentin der Literaturwissenschaft und schwer verliebt in
  • Einar Bure, hochanständiger Historiker mit braunen Augen und Hang zur Kriminalliteratur.
  • Rutger Hammar, frischgebackener Doktor der Literaturwissenschaft sowie Besitzer eines Sommerhauses in Bergslagen.
  • Ann-Sofi Hammar, geborene Lilliebiörn, dessen blonde und hochsensible Gattin.
  • Carl Hermann Lindensiöö, erfolgreicher zeitgenössischer Dichter.
  • Lil Arosander, geborene Arosander, extravagante Tochter des Geschäftsführers von A. B. Lyxfilm.
  • Jojje (George) Malm, aufgehender Stern am Lyxfilm-Himmel. Nordischer Adonis mit spektakulärem Körper und recht wenig Hirn.
  • Marianne Wallman, geheimnisumwobene, temperamentvolle Bildhauerin und Kunsthistorikerin.
  • Viveka Stensson, Studentin der Literaturwissenschaft, mit viel Sinn für Humor und wenig Sinn für ihre Examensarbeit.
  • Pyttan Hammar, siebzehnjährige Gymnasiastin aus Stockholm, die genau weiß, was sie will.
  • Christer Wijk


Auffallend an dieser Liste ist, dass der Kriminalkommissar Christer Wijk nicht näher charakterisiert wird, obwohl er eine bedeutende Figur der Romane ist. Auf Seite 86 der deutschsprachigen Ausgabe des Romans hat er seinen ersten Auftritt:

Zitat von Maria Lang: Nicht nur der Mörder lügt
Mitten im Bild saß nämlich ein Mann in groß karierter Sportkleidung. An sich störte er nicht, wie er mit seiner Pfeife im Mund dasaß und kontemplativ auf die blauen Wellen blickte. Es war nur, dass er das Bild regelrecht dominierte, das eigentlich aus Sonne, See und den Wäldern hätte bestehen sollen. Doch aus irgendeinem Grund war all dies angesichts der schlaksigen, karierten Figur nicht mehr möglich. Einar murmelte ein "Gott sei Dank!" und bedachte den reglosen Pfeifenraucher mit einem geradezu liebevollen Blick - und intuitiv wusste ich, dass ich Kommissar Wijk aus Skoga nicht würde leiden können. Außerdem regte mich die bedächtige Art auf, in der er die Pfeife aus dem Mund nahm, seine langen, hageren Gliedmaßen streckte und aufstand und schließlich - endlich - einen Gruß zustande brachte. Der Kerl strahlte vor allem eines aus: Überheblichkeit. Lediglich seine scharfen dunkelblauen Augen, die mich zu durchbohren schienen, wirkten auf mich ernst und sympathisch.


Diese erste Einschätzung, offen und frei heraus, stammt von der weiblichen Hauptfigur Puck Ekstedt, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird. Sie ist die Tochter von Johannes M. Ekstedt, einem Professor der Ägyptologie aus Uppsala.

Zitat von Maria Lang: Nicht nur der Mörder lügt
Hoffnungsvoll nickte ich dem Mädchen im Spiegel zu. Das Bild, das ich vor Augen hatte, erfüllte mich zumindest im Moment einigermaßen mit Zufriedenheit. Ich hatte mich schon seit Langem damit abfinden müssen, dass ich ein paar Zentimeter zu klein war, um je als gut aussehend durchzugehen. Aber ich hatte eine gute Figur, und das gestand ich mir sogar selbst ein, ohne dass mir dies irgendein Mann hätte ins Ohr säuseln müssen. Nach ägyptischen oder griechischen Maßstäben ginge mein Gesicht nicht als klassisch schön durch, aber meine Nase war gerade, und die Augen - seit Kindertagen mein ganzer Stolz - waren so dunkelblau, dass sie manchmal sogar für schwarz gehalten wurden. (...) meine kurz geschnittenen schwarzen Locken und stellte zufrieden fest, dass meine Gesichtshaut den gleichen warmen, dunklen Teint angenommen hatte.


Puck mag Einar, der von allen Eje genannt wird. Sie reicht ihm in ihren flachen Sandalen kaum bis zur Schulter, denn die skandinavischen Herren sind alle um die 1,90 Meter groß. Wir erfahren allerdings nicht viel über sein Aussehen, nur, dass er dünner aussah als bei Pucks und Einars letzten Begegnung und dass er braune Augen hat.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.07.2016 21:00
#3 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten

Danke, @Percy Lister, für diese schöne Einführung der Hauptfiguren. Auch wenn die TV-Umsetzung den Romanen weitgehend entspricht, wie z.B. auch aus der Liste der handelnden Personen hervorgeht, so merkt man anhand deiner Zitate doch kleine Unterschiede, wenn man bisher nur die Serie kennt. So ist Christer dort alles andere als schlacksig und Puck auch keineswegs unsympathisch. Sie entscheidet sich zwar für Eje, dies jedoch ohne eine explizite Ablehnung des Kriminalbeamten, mit dem sie immer gern zusammenarbeitet (und im Zweifelsfall auch ein Hotelzimmer teilt ...).

In einem lesenswerten Artikel des „Nordic Style Magazine“ über Langs Romane und die TV-Adaptionen werden die Hauptfiguren, wie sie vom schwedischen Fernsehen aufgearbeitet wurden, wie folgt charakterisiert:

Zitat von Sarah Surgey: Author Dagmar Lange – Where it all began, Nordic Style Magazine, 24. September 2014, Quelle
[Ola Rapace as Christer Wijk] has a suave manner about him which fits brilliantly with the era around him, and the harmless interest he has for every women he meets has endeared him to us. A quiet confidence which is apparent as he goes about his daily detective work seems to mask a slightly enviable demeanor as we catch some deep signals of discontentment, as he watches from the sideline the romantic relationship between his his best friend Einar Bure and his new wife Puck Ekstedt grow with a mutual respect between them. The viewer can only conclude that there is something under the surface which Christer Wijk truly longs for.

Einar Bure, the best friend of Christer, seems to be the voice of reason, his love for Puck is evident and uncompromising with each week that we are given a glimpse into their newly formed partnership. Einar is a solid character with a good foundation of wrong and right and sometimes is the guidance which Christer needs and looks towards. [...] Einar is indeed a loveable character who we are drawn to for clarity and the truth.

The trio is completed by Puck Ekstedt. Puck is a strong female character for the era and this gives way to us being reminded of Dagmar Lange’s forward thinking notions. Puck is a university literature student who we are first introduced to as she without intimidation gives a lecture to a packed room full of male counterparts and professors. Her natural curiosity sometimes gets her into danger but she is normally on the right track whilst following her gut instincts, this sees her nurturing her interest and passion for crime.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.07.2016 21:20
#4 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten



Crimes of Passion: Mördaren ljuger inte ensam (Death of a Loved One)

Episode 1 der TV-Kriminalserie, SE 2013. Regie: Birger Larsen. Drehbuch: Jonna Bolin-Cullberg, Charlotte Orwin (Buchvorlage, 1949: Maria Lang). Mit: Tuva Novotny (Puck), Linus Wahlgren (Eje), Ola Rapace (Christer). Als Gastdarsteller: Gustaf Hammarsten (Rutger), Suzanna Dilber (Ann), Ida Engvoll (Lil), Peter Viitanen (Carl-Herman), Sanna Krepper (Viveka), Andreas Utterhall (Georg), Fanny Risberg (Marianne), Hannes Fohlin (Student) u.a. Erstsendung (SE): 8. März 2013. Erstsendung (GB): 30. August 2014. Eine Produktion von Pampas Produktion und Svensk Filmindustri für TV4 Sweden.

Zitat von Crimes of Passion (1): Mördaren ljuger inte ensam
Die Universitätsdozentin Puck wird von ihrem Kollegen Rutger in dessen Sommerhaus auf eine abgelegene Insel eingeladen. Sie nimmt gern an, wird sie dort doch neben einigen weiteren Bekannten Rutgers auch auf ihren heimlichen Schwarm Eje treffen. Am Abend der Mittsommerfeier entbrennen auf der Insel Missgunst und Eifersucht. Puck findet im Wald die Leiche eines Gastes, doch als sie und Eje in Begleitung des Kriminalkommissars Christer Wijk an den Tatort zurückkehren, ist die Tote verschwunden, und das Boot – die einzige Verbindung zum Festland – springt nicht mehr an ...


Die Handlung hört sich bekannt an? Das ist sie sogar den Protagonisten, die sich schließlich in den 1950er Jahren bewegen, der Kriminalliteratur nicht abgeneigt sind (Puck hat darüber sogar ihre Abschlussarbeit verfasst) und sich folglich fühlen, als wären sie in ein Remake von Agatha Christies „Zehn kleinen Negerlein“ hineingeraten. Es ist der in warme Sonnen- und Waldbilder gekleidete Inselschauplatz, der die Parallele befördert und zugleich auch wieder sprengt, fühlt man sich in „Death of a Loved One“ doch bei Weitem nicht so ungemütlich wie in Christies schroffem Thriller-Klassiker. Auf den zweiten Blick tun sich tatsächlich sogar eher atmosphärische Parallelen zu „Das Böse unter der Sonne“ auf. Das liegt vielleicht auch daran, dass nicht jeder der Anwesenden um sein Leben fürchten muss, obwohl die erste der in Spielfilmlänge gedrehten Folgen doch einen recht beachtlichen bodycount aufweist. Das wiederkehrende Trio kann sich aber in Sicherheit wiegen und scheint von seinen teilweise immerhin recht engen Inselfreunden auch widerspruchslos als schuldfrei und neutral akzeptiert zu werden – die charismatischen Leistungen von Tuva Novotny, Linus Wahlgren und Ola Rapace übertragen sich also nicht nur auf den Zuschauer.



Während zwischen Puck und Einar, genannt „Eje“, von Anfang an ein Knistern spürbar ist, führen die Mordermittlungen, bei denen der stattliche Christer Pucks wachen „Amateur“-Verstand zu schätzen weiß, zu einem latenten Kriseln der verhinderten Romanze. Die Folge endet zwar mit einer klaren Entscheidung Pucks, deren akademischer Hintergrund im Übrigen von anderen Protagonistinnen geteilt wird (hoch leben die skandinavischen Bildungssysteme); doch das spannungsreiche und doch so sympathische Dreieck zwischen den Freunden und dem Kriminalkommissar wird auch in den kommenden Episoden spannend zu beobachten sein.

Trotz seiner feinen Atmosphäre ist „Death of a Loved One“ nicht frei von kleinen Schlenkern. So gerät das anfangs sehr ausführlich eingefangene feucht-fröhliche Mittsommerfest für den Zuschauer, der die schnell vorgestellten Inselgäste erst einmal unterscheiden lernen muss, zu einer Geschicklichkeitsaufgabe, zumal die Partner in Rutgers Bekanntenkreis untereinander offenbar großzügig gewechselt werden. Man hat sich aber rasch eingefuchst, sodass man als geübte Krimispürnase manche Hinweise bald selbstständig identifizieren kann und zwischenzeitlich sogar ein paar Längen bemerkt. Diese werden jedoch immer wieder von kleinen Bösartigkeiten und Überraschungen aufgefangen und mit einer für Maria Lang offenbar ebenso wie für das moderne period drama typischen Auflösung abgerundet. Die Rechtfertigung des Täters setzt einen markanten, ungewohnten Schlussstrich unter die Episode und begründet nebenbei den zunächst etwas abgedroschen klingenden Serientitel „Crimes of Passion“.

3,5 von 5 verrotteten Ruderbooten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.08.2016 21:20
#5 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten



Crimes of Passion: Kung Liljekonvalje av dungen (King Lily of the Valley)

Episode 2 der TV-Kriminalserie, SE 2013. Regie: Christian Eklöw, Christopher Panov. Drehbuch: Jonna Bolin-Cullberg, Charlotte Orwin (Buchvorlage, 1957: Maria Lang). Mit: Tuva Novotny (Puck), Linus Wahlgren (Eje), Ola Rapace (Christer). Als Gastdarsteller: Eva Millberg (Helena), Alexander Stocks (Joakim), Ida Marianne Vassbotn Klasson (Dina), Maya Hansson-Bergqvist (Anneli), Bengt Järnblad (Egon), Lena B. Eriksson (Gretel), Tomas Bolme (Sebastian), Philip Panov (Lars-Ove) u.a. Erstsendung (GB): 6. September 2014. Eine Produktion von Pampas Produktion und Svensk Filmindustri für TV4 Sweden.

Zitat von Crimes of Passion (2): Kung Liljekonvalje av dungen
Geschäftsmann Joakim sollte die Patentochter von Christer Wijks Mutter heiraten, wird aber am Altar von seiner Braut Anneli versetzt. Ihre Freundin sah diese zuletzt, als sie den Hochzeitsstrauß abholte. Vom Blumenladen aus verliert sich ihre Spur, bis sie als Leiche wieder auftaucht. Offenbar hatte Anneli im Wald ein Rendezvous mit einem Liebhaber. Dabei schwören ihre Eltern Stein und Bein, dass Anneli nicht der Typ für eine heimliche Affäre gewesen sei ...


Wenn Christer Wijk in Begleitung seiner Mutter zu einer Hochzeit geht, muss man zunächst befürchten, Puck und Eje hätten es bereits unter die Haube geschafft. Wir erleben sie allerdings noch eine weitere Episode in ungebundener, wenngleich mittlerweile deutlich gefestiger Beziehung, die mit ein paar misstrauischen Einsprengseln und Enttäuschungen geschickt in der gescheiterten Trauung von Anneli und Joakim gespiegelt wird. In einer Machart, die an eine etwas ernsthaftere „Inspector Barnaby“-Folge erinnert, begleitet die Episode den Weg der Dorfbewohner von Annelis Hochzeit zu ihrer Beerdigung und setzt dabei auf Tratsch, Affären und dunkle Geheimnisse. Das Dorf als Ort, in dem jeder jeden kennt und jeder alles über den anderen erfährt, ist ein gern verwendetes Krimimotiv, weil es neben einprägsamen Verdächtigen auch deutlicher als in der abgestumpften Großstadt die Tragik eines Kapitalverbrechens hervorhebt.



Über Tragik verfügt „King Lily of the Valley“ reichlich, denn obwohl die Macher ihren Ankündigungen Taten folgen lassen und erheiternde Momente einfügen (feiner Humor, der nie ins Alberne abgleitet), bleibt die Atmosphäre gedrückt. Erneut sterben drei Personen, wobei es Regie und Kamera gelingt, die Leichenfunde fast schon poetisch auszuschmücken. Dazu passt Gustaf Frödings Gedicht vom Maiglöckchenkönig, das Pate für den Titel der Episode und den Mord an Anneli steht, jedoch nicht unbedingt an die heiter-ironischen Kinderlieder erinnert, die Christie typischerweise zum Einsatz brachte. In einer choralen Version untermalt es die feierliche Beerdigungssequenz.

Der Reiz des Trios um Puck, Eje und Christer ergibt sich aus der Aufgabenverteilung zwischen den Protagonisten. Ähnlich wie in „Death of a Loved One“ sind hauptsächlich Christer und Puck für die Ermittlungen und Kombinationen zuständig, während Eje sich beim Detektivspiel vornehm zurückhält. Christer stört sich an der inoffiziellen Unterstützung nicht, hat er doch in dieser Folge ohnehin alle Hände voll zu tun, das facettenreiche Feld zwischen seinem Beruf, seiner Mutter und seinen wechselnden Liebschaften auszufüllen. Dass die Serie dem aktuell sehr beliebten Strickmuster folgt, die Episoden im persönlichen Umfeld ihrer Hauptdarsteller anzusiedeln, stört aufgrund des sehr ausgeklügelten und im Vergleich zu Folge 1 noch konsequenter erzählten Kriminalfalls nicht.

5 von 5 Maiglöckchensträußen

Gubanov ( gelöscht )
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14.08.2016 21:20
#6 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten



Crimes of Passion: Inte flera mord (No More Murders)

Episode 3 der TV-Kriminalserie, SE 2013. Regie: Peter Schildt. Drehbuch: Jonna Bolin-Cullberg, Charlotte Orwin (Buchvorlage, 1951: Maria Lang). Mit: Tuva Novotny (Puck), Linus Wahlgren (Eje), Ola Rapace (Christer). Als Gastdarsteller: Niklas Falk (Wilhelm Holt), Maria Kulle (Margit Holt), Julia Sporre (Agneta), Karl Linnertorp (Tommy), Sara Jangfeldt (Lou), Mats Blomgren (Yngve), Alexandra Zetterberg (Elisabet), Martin Eliasson (Börje) u.a. Erstsendung (GB): 13. September 2014. Eine Produktion von Pampas Produktion und Svensk Filmindustri für TV4 Sweden.

Zitat von Crimes of Passion (3): Inte flera mord
Nach ihrer Hochzeit besuchen Puck und Eje das Dorf, in dem Eje und Christer aufgewachsen sind. Wenig überraschend werden sie auch dort von einer Leiche begrüßt: Der Tod des jungen Mannes, der von seiner Adoptivfamilie getrennt in Stockholm lebte, fällt zeitlich zu nah mit der Ermordung seiner leiblichen Mutter in der Hauptstadt zusammen, um Zufall zu sein. Lange gelingt es den Spürnasen nicht, herauszufinden, welcher unaussprechliche Grund vor drei Jahren zu einem Bruch der Familie geführt hatte ...


Passend zum frischgebackenen Eheglück beschert die Adaption des 1951 veröffentlichten Romans „Inte flera mord“ dem Zuschauer ein ausgewachsenes Familiendrama. Die Holts sind nicht nur zerstritten – ein notorisch fremdgehender Vater, eine herrschsüchtige Mutter, ein geheimnisvoller Sohn mit erpresserischer Ader und eine ständig ängstliche Tochter eröffnen eine ganze Reihe familiensoziologischer Baustellen, die Puck, die nun auf den Namen Bure statt Ekstedt hört, mit Genuss bearbeitet. Die Leichen fallen ihr und ihrem Gatten so zahlreich vor die Füße wie einst Miss Marple oder Jessica Fletcher; doch die Schwedin zeigt sich dynamischer und emotionaler als ihre altjüngferlichen Pendants. Ihre fast schon morbide Freude an Mordfällen in ihrer Umgebung lässt sie alles andere – auch wenn es nicht gerade nebensächlich ist – vergessen.



Geschickt wird in die Dorfgeschichte ein Mord in einem Stockholmer Mietshaus eingebunden. Zwar testet der Plot die Grenzen der Plausibilität manchmal bis zum Äußersten aus, doch einem traditionellen „konstruierten“ Krimi wie diesem nimmt man es nicht übel, dass mancher Kniff nur um seiner selbst willen eingebaut wurde. Dazu gehört auch das Motiv der „unheilbringenden Katze“. Der Stubentiger „Thotmes, der Dritte“ gehört Pucks Vater, allerdings müssen Eje und sie während ihrer Flitterwochen auf ihn aufpassen. Das Tier, das scheinbar von Blut und Leichen magisch angezogen wird, zieht in seiner vorwitzigen Art wenig überraschend auch die Verärgerung des Mörders auf sich ...

Auch wenn nicht jedes historische Detail stimmt, so geben sich die Darsteller wie auch in den anderen bisherigen Folgen ausgesprochene Mühe, die historischen Charaktere markant, aber doch mit der dem Setting angemessenen Zurückhaltung zu verkörpern. Anders als in Episode 1, in der es den Figuren teilweise schwerfiel, ein nachvollziehbares Eigenleben zu entwickeln, überzeugt in „King Lily of the Valley“ und „No More Murders“ Maria Langs Art, mit Rollenklischees aus Christie-Romanen und ähnlichen Inspirationsquellen zu spielen und sie in glaubhafte Charaktere einzubauen. Eine besonders interessante Person ist Christers diesmalige Eroberung Lou Mattson (Sara Jangfeldt), die in einer falschen Ehe gefangen ist und ihr persönliches Unglück mit einer dicken Schicht Schminke und Freundlichkeit zu übertünchen versucht.

4,5 von 5 Katzenleben

Gubanov ( gelöscht )
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21.08.2016 21:20
#7 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten



Crimes of Passion: Rosor, kyssar och döden (Roses, Kisses and Death)

Episode 4 der TV-Kriminalserie, SE 2013. Regie: Daniel di Grado. Drehbuch: Kerstin Gezelius, Alexander Onofri (Buchvorlage, 1953: Maria Lang). Mit: Tuva Novotny (Puck), Linus Wahlgren (Eje), Ola Rapace (Christer). Als Gastdarsteller: Lisa Henni (Gabriella), Måns Westfelt (Fredrik), Karin Bergquist (Helene), Anders Ekborg (Jan-Axel), Andreas Nilsson (Otto), Anita Wall (Fanny), Andreas la Chenardière (Björn), Steve Kratz (Daniel) u.a. Erstsendung (GB): 20. September 2014. Eine Produktion von Pampas Produktion und Svensk Filmindustri für TV4 Sweden.

Zitat von Crimes of Passion (4): Rosor, kyssar och döden
Die Familie, in die Christer einzuheiraten plant, wird vom Fund einer verwesten Frauenleiche und dem plötzlichen Tod des Patriarchen erschüttert. Dieser hatte noch am Abend seines Ablebens sein Testament in Anwesenheit von Puck und Eje geändert. Seine Söhne erhalten nur noch den gesetzlichen Mindestanteil, eine Schwägerin, der Familienarzt und ein Zigeunerjunge hingegen große Summen. Welches Geheimnis hat der alte Mann mit ins Grab genommen und wie hängt sein Tod mit dem der „merkwürdigen Gertrud“ zusammen?


Im flackernden Kerzenschein legt Tante Fanny Tarotkarten und erzählt mit gedämpfter Stimme vom Verschwinden der mysteriösen Gertrud. Wer in modernen Serienkategorien denkt, erwartet daraufhin eine Folge, die ganz im Zeichen esotherischen Grusels steht, hat die Rechnung aber ohne Maria Lang gemacht, deren Buchvorlage sich als weitaus vielschichtiger erweist. Durchaus wahr ist: „Roses, Kisses and Death“ legt es auf ein besonders unheimliches Flair voller Nachtaufnahmen und jene Spannung an, die sich ergibt, wenn im Dunkeln unbekannte Schritte über alte Holzbohlen schleichen. Doch die Episode ist fest im Hier und Jetzt verankert, holt die Spukatmosphäre rasch mit profanen Erbstreitigkeiten auf den Boden der Tatsachen zurück und streut mit dem Dünkel der „ehrbaren“ Villenbewohner gegen die Zigeuner am anderen Ende der Bucht sowie Gesprächen über Familienschande und Lebenskonzepte sogar eine gewisse Prise Sozialrealismus ein.



Wie ihre Vorgänger lebt auch diese Folge zudem Langs Gespür für abwegige Liebesbeziehungen aus. Das beginnt bereits mit Christers Verlobung: Ein Mann, der als notorischer Filou vorgestellt wurde, soll nun auf einmal sesshaft werden – eine Wandlung, die nicht ohne Komplikationen verlaufen wird und dem sonst so korrekten Kommissar eine gewisse Befangenheit anhaften lässt, wenn er Ermittlungen nicht nur gegen die Familie seiner Frau in spe, sondern auch gegen diese persönlich anstellen muss. Diese Seite des Falls und wie sie langsam einen Keil des Misstrauens zwischen das anfangs glückliche Paar treibt, wird sehr anschaulich dargestellt, während Puck und besonders Eje (letzterer mit dick gerahmter Brille und merklich nachgedunkelten Haaren – ein Zugeständnis an die düstere Stimmung?) diesmal bloßen Nebenrollenstatus einnehmen.

Die Personen des Dramas überzeugen vollauf, doch im Vergleich zu den anderen Episoden lässt „Roses, Kisses and Death“ jene besondere Bildsprache vermissen, in der die sehnsuchtsvollen schwedischen Landschaften den Ausgleich zu den kriminellen Vorgängen bilden. Regisseur Daniel di Grado beschränkt sich auf wenige malerische Sequenzen im Garten der Villa und am dunstigen Ufer des nahegelegenen Sees – der Rest gerät zu einem Kammerspiel, das mit sorgsamer Beschränkung der Farbpalette auf gedeckte Grün-, Braun- und Cremetöne sowie Schattenspielen mit den Umrissen von Christers wuchtiger Gestalt optisch aufgepeppt wird.

4 von 5 Verlobungsringen im See

Gubanov ( gelöscht )
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28.08.2016 21:20
#8 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten



Crimes of Passion: Farliga drömmar (Dangerous Dreams)

Episode 5 der TV-Kriminalserie, SE 2013. Regie: Molly Hartleb. Drehbuch: Jonna Bolin-Cullberg, Charlotte Orwin (Buchvorlage, 1958: Maria Lang). Mit: Tuva Novotny (Puck), Linus Wahlgren (Eje), Ola Rapace (Christer). Als Gastdarsteller: Claes Ljungmark (Andreas), Siw Erixon (Björg), Simon J. Berger (Kåre), Vera Vitali (Ylva), Joel Spira (Jon), Hanna Alström (Cecilia), Peter Carlberg (Gregor), Elisabet Sverlander (Ann-Louise) u.a. Erstsendung (GB): 27. September 2014. Eine Produktion von Pampas Produktion und Svensk Filmindustri für TV4 Sweden.

Zitat von Crimes of Passion (5): Farliga drömmar
Als Puck eine Aushilfsstellung als Sekretärin bei Schriftsteller Andreas Hallman annimmt, weiß sie zwar, dass dem Autor der Ruf vorauseilt, ein schwieriger Mann zu sein; dass seine Eigenheiten allerdings tödliche Folgen haben können, hatte sie nicht geahnt. Nicht nur hält er Puck und seine Familie wie Gefangene auf einem abgelegenen Anwesen, auch verbittet sich der an Hallmans Kapriziosen gewöhnte Familienarzt eine Obduktion oder polizeiliche Untersuchung, als der herzkranke Sohn plötzlich stirbt. Nur Puck hat diesen mit letzter Kraft „Mord“ flüstern hören ...


Sein Roman „Disa“ hat Andreas Hallman einen Literaturnobelpreis eingebracht. Diese essenziell schwedische Auszeichnung ist Ankerpunkt vieler interessanter Betrachtungen über Hallmans Charakter, Pucks Einstellung ihrem Arbeitgeber gegenüber und sogar den Mordfall betreffend. Der Autor, der als Kenner der Frauen gefeiert wird und Gedanken und Gefühle seiner Buchprotagonistin auf naturalistische Weise einfängt, ist an der Misere seines eigenen Haushalts mit einer suizidalen Ehefrau, einer unterdrückten Tochter und einer als Erbschleicherin gemobbten Schwiegertochter keineswegs unschuldig, sondern zeigt sich in seiner Tyrannei sowohl den Frauen als auch seinen Söhnen gegenüber als das komplette Gegenbild einer aufgeschlossenen Künstlerfigur. Jedoch wird er von Puck trotz seiner Eigentümlichkeit bewundert, weil ihr Bild von Hallman zunächst durch den Verdienst des Schriftstellers statt durch die Eigenschaften der Privatperson bestimmt wird. Erst als es ihr selbst an den Kragen zu gehen droht, überdenkt sie ihre Einstellung zu dem merkwürdigen Haushalt, in den sie hineingeraten ist.



Der Literaturnobelpreis wurde in den 1950er Jahren nur an einen schwedischen Autor vergeben: 1951 an Pär Lagerkvist, der – man beachte die Parallele zu Langs Roman – nach einer gescheiterten Beziehung mit seiner zweiten Frau, zwei Söhnen und einer Tochter von der Öffentlichkeit isoliert auf einer Insel lebte. Zwar befindet sich der Hallman’sche Besitz in „Dangerous Dreams“ nicht auf einem Eiland, aber abgeschottet wie ein Hochsicherheitstrakt ist er allemal. Puck wird während ihrer Anstellung so weit wie möglich von Kontakten mit der Außenwelt ferngehalten und die dauerhaften Bewohner des Hauses freuen sich zunächst, von ihr Geschichten über die lebendige Hauptstadt zu hören, die sie selbst nicht besuchen dürfen.

Die Anspannung, die über der Familie liegt, ist von Beginn an spürbar und sorgt für intensive Unterhaltung von Anfang bis Ende. Sowohl die Bevorzugung des erstgeborenen Halbbruders gegenüber seinen Geschwistern, die zwei unheimlichen Giftmorde und die Abgelegenheit des Hauses mitsamt eingeschränktem Verdächtigenkreis als auch die „doppelte“ Überführung, die Verbindung mit einem früheren Todesfall und die Gefahr, in die Puck sich begibt, machen „Dangerous Dreams“ zur wahrscheinlich gelungensten „Crimes of Passion“-Episode. Dass obendrein auch noch der erste Serienschneefall einsetzt, verstärkt das „Skandinavien-Gefühl“ noch einmal und sorgt für einprägsame Bilder auf Pucks gescheiterter Flucht, dem Begräbnis und der Exhumierung.

5 von 5 Literaturnobelpreisen

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2016 21:20
#9 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten



Crimes of Passion: Tragedi på en lantkyrkogård (Tragedy in a Country Churchyard)

Episode 6 der TV-Kriminalserie, SE 2013. Regie: Christian Eklöw, Christopher Panov. Drehbuch: Alex Haridi (Buchvorlage, 1954: Maria Lang). Mit: Tuva Novotny (Puck), Linus Wahlgren (Eje), Ola Rapace (Christer). Als Gastdarsteller: Katia Winter (Barbara), Johan H:son Kjellgren (Johannes), Jacob Ericksson (Tord), Reuben Sallmander (Arne), Ella Fogelström (Lotta), Sissela Kyle (Tekla), Natalie Minnevik (Susanne), Sofia Bach (Hjördis) u.a. Erstsendung (GB): 4. Oktober 2014. Eine Produktion von Pampas Produktion und Svensk Filmindustri für TV4 Sweden.

Zitat von Crimes of Passion (6): Tragedi på en lantkyrkogård
Zu Weihnachten besuchen die Bures Pucks Vater, der das Fest zusammen mit seinem Bruder, einem Pfarrer, und dessen Tochter im Pfarrhaus feiert. Die feiertägliche Idylle wird jäh unterbrochen, als der Dorfkrämer mit gespaltenem Schädel aufgefunden wird. Während Eje die Witwe ein wenig zu verständnisvoll tröstet, verfolgt neben Puck und Christer auch die zehnjährige Lotta die Spur des Mörders. Doch bevor die eifrigen Kriminalisten an ihrem Ziel ankommen, müssen sie feststellen, dass die Dorfbewohner kaum ein wahres Wort sprechen ...


Auch die Weihnachtsepisode überzeugt mit stilechter Winterwonderland-Atmosphäre, die teilweise geradezu feierlich die Weite der offenen Landschaft zelebriert, teilweise eine unheimliche Wirkung heraufbeschwört. Offenkundig für ein internationales Publikum produziert, werden ausschließlich in Schweden praktizierte Weihnachtsbräuche nur am Rande erwähnt, so wie die Festlichkeiten selbst auch nur einen verhältnismäßig geringen Teil der Episode einnehmen. Gut, dass die Geschenke gleich zu Beginn verteilt werden – denn nach dem Mord denkt niemand mehr an Jultomten. Tatsächlich erwecken die Suchtrupps, die mehrfach ausschwärmen, um verloren gegangene Personen meist in totem Zustand aufzufinden, eine eher ungemütliche Stimmung, wenngleich der Zusammenhalt der Charaktere dadurch gut zur Geltung kommt. Am Ende denkt man sich wie in schon einigen Vorgängerepisoden: Schade, dass einer der meist ganz sympathischen Verdächtigen der Mörder sein muss ...



Der angemessen komplizierte Fall mit seinen Verstrickungen in den zurückliegenden Tod eines Industriellen und den wie üblich alle Fasern der Episode durchziehenden Liebesdreiecken hat zwei kleine Schattenseiten: Einerseits erscheint die Einbindung der Kinderrolle ein wenig zu formelhaft, auch wenn die junge Ella Fogelström gut spielt; andererseits wird die Eifersucht, die ausgerechnet Puck (als ob sie es nötig hätte bei ihren ständigen Alleingängen mit Christer) zu einigen fiesen Wortwechseln mit Eje verleitet, zu breit ausgewälzt, sodass sie dem Voranschreiten der Handlung eher im Weg steht. Immerhin führen Pucks Zweifel zu einem Frisörbesuch, bei dem sie den Dorfklatsch prompt wie ein Schwamm aufsaugt. Diese Szene ist mit ihrer Parallelmontage nicht nur eine der originellsten in „Tragedy in a Country Churchyard“, sondern in der gesamten Serie und wird durch die Friseurspiegel und munteren Farbarrangements zudem besonders attraktiv eingefangen.

„Tragedy in a Country Churchyard“ ist sicher die Episode, die den häufig gezogenen Vergleich Maria Langs mit Agatha Christie am meisten rechtfertigt. Hatte man in einigen der düstereren Folgen das Gefühl, Krimis zu sehen, die deutlich moderner wirken als Christies Konstruktionen, so stimmt die sehr klare und recht statische Zeichnung der Figuren und der Ablauf mehrerer miteinander verbundener und doch voneinander unabhängiger Verbrechen mit dem typischen Stil der britischen Autorin, die in „Hercule Poirot’s Christmas“ und „The Adventure of the Christmas Pudding“ ebenfalls ihre Vorliebe für die Weihnachtssaison bewies, überein. Doch glücklicherweise kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Puck und Einar Bure mehr „Fleisch auf den Rippen“ haben als Christies zurecht immer eher stiefmütterlich behandeltes Ermittlerehepaar Tommy und Tuppence Beresford.

4,5 von 5 verschenkten Kirchenschätzen

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.09.2016 22:00
#10 RE: Schwedische Morde: "Crimes of Passion" nach Maria Lang Zitat · Antworten

Da „Crimes of Passion“ nach allem Vernehmen in Schweden kein Erfolg beschieden war und man bei den Urteilen einiger internationaler Zuschauer, die sich die zwölfunddreißigste Serie im Henning-Mankell-Stil erwarteten, ebenfalls Enttäuschung herausliest, scheint es sicher, dass Puck, Eje und Christer nach drei oder vier Jahren nicht plötzlich mit einer neuen Staffel wieder auftauchen werden. Die sechs vorliegenden Fälle sind für Liebhaber traditioneller Krimigeschichten, die langsamer und weniger brutal, aber dafür mit viel Flair und Sympathie geschildert werden, jedoch sehr zu empfehlen, was sich nicht zuletzt in den hohen Punktzahlen ausdrückt:

Platz 1 (5,0 von 5 Punkten): Folge #5 – Dangerous Dreams (Farliga drömmar)
Platz 2 (5,0 von 5 Punkten): Folge #2 – King Lily of the Valley (Kung Liljekonvalje av dungen)

Platz 3 (4,5 von 5 Punkten): Folge #6 – Tragedy in a Country Churchyard (Tragedi på en lantkyrkogård)
Platz 4 (4,5 von 5 Punkten): Folge #3 – No More Murders (Inte flera mord)

Platz 5 (4,0 von 5 Punkten): Folge #4 – Roses, Kisses and Death (Rosor, kyssar och döden)

Platz 6 (3,5 von 5 Punkten): Folge #1 – Death of a Loved One (Mördaren ljuger inte ensam)

Die Pilotfolge „Death of a Loved One“ nimmt eine Sonderstellung ein; Atmosphäre und Machart unterscheiden sich noch merklich von den anderen fünf Fällen, die stärker „wie aus einem Guss“ wirken. Das macht sich unter anderem auch daran bemerkbar, dass Folgen 2 bis 6 mit einem gemeinsamen Serienvorspann auftreten, der dem Erstling noch fehlt. Wer Folge 1 für etwas mühsam und langwierig hält, sollte sich im Gegensatz zum schwedischen Publikum davon aber nicht entmutigen lassen, die Reihe weiterzuverfolgen. Die Charaktere wachsen dem Zuschauer mit der Zeit ans Herz, die Handlungen sind von guter Qualität und wurden mit allen Mitteln moderner TV-period drama-Kunst in Szene gesetzt.

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