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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 613 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Georg Offline




Beiträge: 3.263

03.04.2015 16:30
Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

Diese Serie habe ich immer wieder gerne gesehen. Da sie ja nun auf DVD erschienen ist (leider wieder mal ohne die deutschen Vor- und Nachspänne, die habe ich Gott sei Dank noch bei meinen VOX-Aufnahmen), landete sie wieder mal im Player. Mit Ausnahme des Pilotfilms (der komplett auf Film gebannt ist), gestaltet sich Detektei Blunt ganz im Stile der aus der gleichen Produktionsfirma stammenden Warum haben Sie nicht Evans gefragt? und Das Geheimnis der Zifferblätter, was auch durch die teils gleichen Autoren und Regisseure (und Darsteller) bedingt ist.

Die Geschichten sind stilecht und gut umgesetzt und vergehen in meinen Augen recht flott, meist sind es sogar Whodunits. Schöne, klassische Krimiunterhaltung für Zwischendurch (auch wegen der angenehmen Länge von 50 Minuten).

Besonders nett fand ich die letzte Folge "Knisternde Blüten", die Edgar Wallace "gewidmet" ist. Die beiden Protagonisten bringen ein Buchregal in ihrem Büro an und unterhalten sich darüber, dass sie noch keinen Fall à la Edgar Wallace hatten: im gleichen Atemzug bringt der befreundete Scotland-Yard-Inspektor einen Fall, der dann tatsächlich wie bei Wallace konstruiert ist: es geht um Falschgeld, eine mysteriöse Verbrecherorganisation und einen unbekannten Hintermann, der "der Knisterer" genannt wird. Der Inspektor und die beiden Protagonisten unterhalten sich zwischendurch auch über Edgar Wallace' Arbeitsweise usw. War denn die Christie ein Wallace-Fan? Und kam das auch in der Originalgeschichte so vor oder hat das der Drehbuchautor erfunden, wer weiß was? In jedem Falle ist diese letzte Folge der Detektei Blunt eine schöne Hommage an die Geschichten von Edgar Wallace!

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

03.04.2015 20:47
#2 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

In der Tat eine sehr angenehme Unterhaltung, diese Serie. Ich habe sie seinerzeit auch auf VOX mitgeschnitten und immer wieder gerne gesehen. Die Verwendung der UK-Master finde ich hier aber angebracht, da die Vorspänne dort für jede Folge individuell gestaltet wurden, während im deutschen Master immer derselbe verwendet wurde, und abgesehen von den Synchronangaben (die Sprecher der Hauptrollen) gibt es da wirklich keinen Mehrwert.

Etwas lästig ist der Pilotfilm, da der für die deutsche Erstausstrahlung zum Zweiteiler umgeschnitten und auch gekürzt wurde. Auf der DVD ist nun die ungekürzte Fassung, bei der es ständig kurze OmU-Einschübe gibt, die aufgrund ihrer Anzahl und Häufigkeit doch ziemlich nerven. Natürlich war die Veröffentlichung der ungekürzten Fassung der einzig richtige Schritt, die Schuld ist hier ausschließlich beim Südwestfunk zu suchen, der die Bearbeitung seinerzeit in Auftrag gab. Das Betrachten der englischen Fassung erspart das Gespringe, allerdings ist der Pilot an sich (trotz großer Werktreue) auch in der geschnittenen deutschen Fassung schon etwas zäh, was aber an der Vorlage liegt, die sicher nocht zu Christies besten Werken zählt (war aber schließlich auch erst ihr zweites Buch).

Im Nachhinein ist es schade, daß man mit Wawick und Annis nicht beizeiten auch die drei anderen Romane mit Tommy und Tuppence umgesetzt hat (die mißratene McEwan-Fassung von "Lauter reizende alte Damen" lasse ich bewusst außen vor), zumindest für "Rotkäppchen und der böse Wolf" ist es inzwischen zu spät.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.04.2015 00:58
#3 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

Unabhängig von der Serie frage ich mich nur, warum immer so sehr an den deutschen Spännen gehangen wird. Klar, etwas "Vertrautes von früher" ist ja nett, aber es ist doch letztlich ein Eingriff in das Originalmaterial - so wie jeder Umschnitt, jede Kürzung, jede Formatänderung. Für mich stellt es ein eindeutiges Qualitätsmerkmal dar, wenn eben nicht der eingedeutschte Vorspann, sondern die unbearbeitete Originalfassung geboten wird.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

05.04.2015 09:12
#4 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

Ich bin froh, dass es diese Serie auf DVD geschafft hat. Die alten Videos sind schon in nicht mehr soo gutem Zustand und qualitativ ist es mit der heutigen Technik mit Sicherheit ein weit schöneres Bild. Das lässt mich doch hoffen, auch bald Lord Peter Wimsey auf DVD zu bekommen ... *hoff*

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Lord Peter Offline




Beiträge: 621

05.04.2015 09:58
#5 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #3
Unabhängig von der Serie frage ich mich nur, warum immer so sehr an den deutschen Spännen gehangen wird. Klar, etwas "Vertrautes von früher" ist ja nett, aber es ist doch letztlich ein Eingriff in das Originalmaterial - so wie jeder Umschnitt, jede Kürzung, jede Formatänderung. Für mich stellt es ein eindeutiges Qualitätsmerkmal dar, wenn eben nicht der eingedeutschte Vorspann, sondern die unbearbeitete Originalfassung geboten wird.

Ganz meine Meinung. Deutsche Vor- und Abspänne gehören ausschließlich ins Bonusmaterial - und selbst dort kann ich zur Not drauf verzichten. Leider haben Läden wie PIDAX das immer noch nicht verinnerlicht ...

Georg Offline




Beiträge: 3.263

05.04.2015 10:49
#6 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

Als Schlussfazit: "Ein gefährlicher Gegner" ist sicherlich ein sehr schwacher Auftakt (überhaupt in der langen Version), auch die erste "richtige" Blunt-Episode "Die rosarote Perle" braucht noch etwas, um in Fahrt zu kommen. Richtig gut fand ich "Das Geheimnis von Sunningdale", "Die Pfarrerstochter", schöne Mördersuchekrimis sind "Schleichendes Gift", "Tod dem König" und "Mann im Nebel". Gut auch: "[b]Die verschwundene Lady[/"]".

Mittlerweile habe ich selbst herausgefunden, dass die Anspielungen auf zeitgenössische Autoren bei Christie auch vorhanden waren, sogar viel stärker, in der Serie hat man das bis auf Sherlock Holmes (Tommy liest "Der Hund der Baskervilles" in "Die rosarote Perle") und eben auf Edgar Wallace in "Knisternde Blüten" eliminiert, wenngleich in der gleichen Folge immerhin auch Klassiker wie Bulldog Drummond, Ellery Queen, Dorothy L. Sayers Erwähung finden.

Off-Topic 1: Ich habe lediglich bedauert, dass die deutschen Vorspänne nicht auch auf der DVD mit drauf sind. Mit dem Argument der "Originalität" könnte man nach dem italienischen Motto traduttore - traditore (Übersetzer - Verräter) auch jede Synchronfassung und jede Übersetzung eines Romans in Frage stellen.

Off-Topic 2: Thriller, Der Mann mit dem Koffer, Interpol ruft Berlin sowie sämtliche im letzten Jahr erschienenen ausländischen Produktionen bei Pidax enthalten alle den Originalvorspann, Lord Peter! Eine Ausnahme bilden - soweit ich das in Erinnerung habe - die beiden London-Weekend-TV-Christies. Das waren aber Master-Probleme, soweit ich mich erinnern kann.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

05.04.2015 12:35
#7 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #6
Off-Topic 2: Thriller, Der Mann mit dem Koffer, Interpol ruft Berlin sowie sämtliche im letzten Jahr erschienenen ausländischen Produktionen bei Pidax enthalten alle den Originalvorspann, Lord Peter! Eine Ausnahme bilden - soweit ich das in Erinnerung habe - die beiden London-Weekend-TV-Christies. Das waren aber Master-Probleme, soweit ich mich erinnern kann.

Das ist wohl richtig, dann haben sie es inzwischen (hoffentlich) verinnerlicht. ;-) Wobei das dem "Mann mit dem Koffer" auch nicht weiterhilft, weil man idiotischerweise die nicht synchronisierten Stellen aus dem ungekürzten Master rausgeschnitten hat (teilweise auch die dialogfreien, obwohl man das eigentlich nicht tun wollte). Ähnlich dämlich war das Nachstellen der deutschen Schnittfassung des Durbridge-Zweiteilers "Die Puppe", der die originalen Cliffhanger zum Opfer fielen. Bei den beiden Christies hätte man die Credits ruhig dem englischen Master entnehmen können, und auch das soweit vorhandene Bildmaster (ergänzt aus der deutschen Sendekopie) hätte letztendlich besser ausgesehen - vor allem, wenn man den Preis bedenkt.

Bei allen Meriten, die PIDAX sicher verdient hat - manchmal machen sie einfach Unsinn (bzw. haben ihn gemacht).

Aber zurück zum Thema, bei der "Detektei Blunt" wurde alles richtig gemacht, für die Schwächen des Pilotfilms und seiner Synchro kann ARD-Video nichts. Die regulären Serienfolgen sind abwechselungsreich und spannend, lediglich die etwas alberne Episode mit der Diätklinik fällt inhaltlich etwas ab.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

06.04.2015 12:26
#8 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten

Jetzt muss ich doch nochmal zurück rudern: Habe mir den "gefährlichen Gegner" jetzt nochmals in Ruhe angesehen und muss sagen, dass dieser Film doch seine Meriten hat. Fand ihn eigentlich doch ganz spannend (interessant, wie sich der Eindruck über Filme manchmal ändert).

Kuriosum: Während alle Episoden im Abspann das Copyright 1982 tragen, hat der Pilotfilm das Copyright 1983 - wurde dieser gar erst nachträglich produziert? Das würde auch erklären, warum er im Gegensatz zu den Episoden gänzlich auf Film gebannt ist und nicht auf Film für Außendrehs und Video für Innendrehs.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.09.2016 16:40
#9 RE: Agatha Christie: Detektei Blunt (Partners in Crime, 1982) Zitat · Antworten



Detektei Blunt: Ein gefährlicher Gegner (The Secret Adversary)

Pilotepisode der TV-Kriminalserie, GB 1983. Regie: Tony Wharmby. Drehbuch: Pat Sandys (Buchvorlage, 1922: Agatha Christie). Hauptdarsteller: James Warwick (Tommy), Francesca Annis (Tuppence). Gastdarsteller: Gavan O’Herlihy (Julius P. Hersheimmer), Alec McCowen (Sir James Peel Edgerton), Honor Blackman (Rita Vandemeyer), Peter Barkworth (Mr. Carter), Toria Fuller (Jane Finn), John Fraser (Kramenin), George Baker (Whittington), Donald Houston (Boris) u.a. Erstsendung (GB): 9. Oktober 1983. Erstsendung (BRD): 28. Mai und 4. Juni 1986 (in zwei Teilen). Eine Produktion von Independent Television und London Weekend Television.

Zitat von Detektei Blunt (0): Ein gefährlicher Gegner
Weil sie von Geldsorgen und Langeweile geplagt sind, beschließen die alten Freunde Tommy Beresford und Tuppence Cowley eine Annonce als Privatdetektive in die Zeitung zu setzen. Doch schon ihr erster Fall droht ihnen über den Kopf zu wachsen, denn sie erhalten einen staatstragenden Auftrag: Im Wettlauf mit kommunistischen Verrätern müssen sie ein staatstragendes Dokument ausfindig machen, über dessen Verbleib nur die verschwundene Amerikanerin Jane Finn Bescheid weiß. Bevor Tommy und Tuppence auf das gesuchte Papier und die Wahrheit stoßen, werden beide Spürnasen entführt ...


Das Ermittlerpärchen Tommy und Tuppence Beresford (hier firmiert Tuppence noch unter ihrem Mädchennamen Cowley) gilt nach Hercule Poirot und Miss Marple als Agatha Christies dritte große Detektivkreation. Die Beresfords treten in vier Romanen und siebzehn Kurzgeschichten auf, ermitteln im Gegensatz zu Poirot und Marple aber häufig in Fällen, die einen Spionageanstrich haben. Ebenfalls unterscheidet sie von Christies berühmteren Pendants, dass sie nicht von Anfang an als alte Leute angelegt wurden, sondern im Laufe der Romane (1922, 1941, 1968 und 1973 veröffentlicht) einigermaßen natürlich altern.

Das Problem an „The Secret Adversary“ als Grundlage für den Pilotfilm zur Serie der LWT-Adaptionen ist, dass es sich um eines von Christies frühesten Werken handelt und damit aus einer Phase stammt, in der die zukünftige Queen of Crime noch sehr experimentell und ohne ausgeprägtes Gespür für ihre eigenen Stärken und Schwächen schrieb. Folglich handelt es sich (wie auch bei einigen anderen ihrer Spionageromane, von denen nicht einmal Poirot verschont blieb [„The Big Four“]) um ein eher naives und unzusammenhängendes Buch, das die hauptberuflich als Produzentin fungierende Pat Sandys, die in ihrer ganzen Karriere gerade einmal fünf Drehbücher schrieb, zudem nur unzulänglich für die Bedürfnisse des Mediums Fernsehen aufarbeitete. Das Resultat ist ein motivationsloser, weltfremder und wenig spannender Einstieg in die Welt von Tommy und Tuppence, in dem die meisten Figuren blass, die Überraschungen konventionell und der Suspense sonntagnachmittaggeeignet bleiben. Die Geschichte um die verschwundene Jane Finn wirkt nicht nur zäh, sondern sogar seicht.

Während in den Gastrollen einige interessante Darstellungen zu verbuchen sind, schaffen es auch Francesca Annis und James Warwick nicht, der Geschichte nennenswerten Schwung einzuhauchen. Zwischen urenglischen Platitüden wie „Alter Junge“ und bald zum Allheilmittel für stagnierende Spannung avancierenden Entführungen haben Annis und Warwick kaum Gelegenheit, umfangreich und natürlich miteinander zu interagieren. Amüsant gedachte Kniffe wie Tuppence’ schlechtes Namensgedächtnis machen sich schnell eher als nervig und redundant bemerkbar und lassen Zweifel an der Intelligenz der Hauptfigur aufkeimen. Solide Auftritte von Honor Blackman, Peter Barkworth, Gavan O’Herlihy und einem jungen Reece Dinsdale entschädigen dafür zwar in gewissem Maße, machen die zugehörigen Figuren aber keineswegs glaubwürdiger und dreidimensionaler oder den Plot gar spannender. Wer sich hinter dem ominösen Pseudonym „Mr. Brown“ versteckt (kein Wunder, dass @Georg sich neuerdings für den „gefährlichen Gegner“ begeistern kann – diese Maskerade für den Hauptschurken erinnert verblüffend an spätere Durbridge-Deckmäntel), ist trotz guter Verdächtigenschar einerseits relativ gleichgültig und wird andererseits durch den Tod von Rita Vandemeyer schon viel zu deutlich eingegrenzt.

Die Synchro-Fehlstellen störten mich nicht besonders; die Veröffentlichung der ungekürzten Version in dieser Form ist in der Tat sehr löblich und nicht selbstverständlich. Schade ist nur, wie schlecht das Bildmaterial trotz des Umstands, dass der Pilotfilm auf Film und nicht auf Video gedreht wurde, aussieht. Da ist seit 1983 niemand restaurierenderweise drübergegangen.

Schwachbrüstiger Auftakt für Christies Gegenentwurf zu Poirot und Marple. Weder die Hauptfiguren noch die Handlung überzeugen, sodass „Ein gefährlicher Gegner“ letztlich nur mit seinem Zwanzigerjahre-Charme und ein paar ordentlichen Gastdarstellern punkten kann. Das Niveau der Serie sollte dringend ansteigen! 2 von 5 Punkten.

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