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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 742 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

24.07.2016 14:00
Die tödliche Falle (1959) mit Hardy Krüger Zitat · Antworten



BEWERTET: "Die tödliche Falle" (Original: Blind Date) (Großbritannien 1959)
mit: Hardy Krüger, Micheline Presle, Stanley Baker, Gordon Jackson, John van Eyssen, Robert Flemyng, Jack MacGowran, Redmond Phillips, Lee Montague, George Roubicek u.a. | Drehbuch: Ben Barzman, Millard Lampell nach dem Roman von Leigh Howard | Regie: Joseph Losey

Der deutsche Kunstmaler Jan van Rooyen lebt seit einem halben Jahr in London. Um seine Finanzen aufzubessern, hilft er in einer Gemäldegalerie aus, wo er die Französin Jacqueline Clouzot kennenlernt. Eines Nachmittags bittet sie ihn zu einem Treffen in ihre neue Wohnung. Jan wartet jedoch umsonst und erhält kurz darauf Besuch von der Polizei, die eine Leiche im Nebenzimmer entdeckt - die Frau wurde mit einem Kissen erstickt....

Hardy Krüger (* 1927) und Micheline Presle (* 1922) sind das ungleiche Paar dieser Produktion, die in den Londoner Beaconsfield Studios gedreht wurde. Ihre Beziehung dominiert den Kriminalfall, der als psychologisches Puzzle inszeniert wurde und in Rückblenden aufgerollt wird. Leichtfüßig und aufgekratzt demonstriert Jan van Rooyen seine helle Freude über das Rendezvous mit der eleganten Jacqueline, deren Einladung für ihn eine Anerkennung ihrer Beziehung bedeutet. Mit dem Eintreffen der Kriminalpolizei am Ort seiner hoffnungsvollen Erwartung zerplatzen seine romantischen Träume wie eine Seifenblase und zwingen ihn, die von Anfang an belastete Freundschaft vor dem Inspektor offenzulegen. Wer war Jacqueline? Hat sie nur mit ihm gespielt? Und wer hat ihn in die Falle gelockt? Jan transportiert in seinen Schilderungen ein großes Gefühl, das Bedingungslosigkeit und Starrsinn verrät, zugleich aber auch beeindruckend ehrlich und anrührend ist. Die Routinearbeit der Polizei zeigt in feinen Nuancen die Hierarchie unter den Beamten und weist auf eine bedeutende Persönlichkeit hin, deren Ansehen unter allen Umständen gewahrt werden muss. Tradition und Ehrgefühl treffen auf Impulsivität und Gerechtigkeitsempfinden und zeigen ganz nebenbei kulturelle Unterschiede zwischen dem Deutschen und den Briten auf. Die Französin steht dabei für die Attribute Geheimnis und Unnahbarkeit. Die Spannungen, die sich aus der unterschiedlichen Weise der Kommunikation ergeben, sorgen für Komplikationen, Missverständnisse und Krisen, deren Schwere gravierende Folgen für die Beteiligten haben.



Trotz des minimalen Altersunterschieds zwischen den beiden Hauptdarstellern wirkt Presle viel reifer und gesetzter als Krüger, der von seiner Jungenhaftigkeit profitiert. Die französische Darstellerin erinnert an Lilli Palmer, deren Ernsthaftigkeit und Eleganz die Tragik der Umstände stets betonen. Wenn Jan ihr vorwirft, niemals ihre Selbstkontrolle und Beherrschung zu verlieren, erinnert Jacqueline an Evelyn Jarrold aus "Eine Frau von vierzig Jahren" von Vita Sackville-West (1932): "Abendgarderobe war eine feste Formel, eine Schutzvorrichtung, so wie gute Manieren; es war ein Teil von all dem, was die Räder des Lebens ölte." Man ist sich nie ganz sicher, welche Beweggründe die Frau verfolgt, als sie den Maler bittet, ihm bei seiner Arbeit zusehen zu dürfen und ihm dann doch unentwegt Fragen stellt, statt die stille Beobachterin zu geben. Wir sehen sie immer nur in Jans Welt und niemals in ihrem eigenen Umfeld, was sie fast unwirklich scheinen lässt. Es ist fast, als hätte der Maler sie selbst erschaffen und müsste dieses Traumbild nun vor der Realität beweisen. Dennoch ist der Sachverhalt weitaus verwickelter und obwohl wir alles durch die Augen des Mannes sehen, ist es doch ein weiblicher Plan, nach dem alles abläuft; eine weibliche List, die jene Reaktionen auslöst, die von Beginn an gewünscht waren. Die Intensität von Jans Gefühlswelt verdrängt das kühl geplante Mordkomplott und straft gleichzeitig jene Lügen, die unterstellen, dass die Liebe für Frauen weitaus wichtiger sei als für Männer. Die Anhänglichkeit Krügers und die Weitsicht Presles ergeben ein Rätsel, das im Finale nach vielen Spekulationen die tatsächlichen Hintergründe darlegt und den romantischen Bann bricht.

Das gegensätzliche Paar Hardy Krüger und Micheline Presle weiß durch die Betonung der Wesensunterschiede der Charaktere zu überzeugen, sodass der Mord zu einem Ringen um die richtige Lebenseinstellung zu werden scheint. Stanley Baker als Inspektor Morgan sorgt für den nötigen Ausgleich und erweist sich als Vermittler zwischen der offiziell gewünschten und der tatsächlichen Wahrheit. Stimmungsvolle London-Aufnahmen runden den Kriminalfilm angenehm ab. 4,5 von 5 Punkten

Stroheim Offline




Beiträge: 170

23.09.2016 00:55
#2 Blind Date (1959) und andere Filme von Joseph Losey Zitat · Antworten

´
Regisseur Joseph Losey hat in Amerika & Europa über vier Jahrzehnte eine Reihe bemerkenswerter Filme in die Kinos gebracht....


http://hcl.harvard.edu/hfa/films/2008julyaug/loseyjuly.html

https://www.theguardian.com/film/2009/ju...the-servant-bfi


Mein persönlicher Favorit darunter ist 'The Criminal'/'Die Spur führt ins Nichts' (1960)

https://www.youtube.com/watch?v=5o803td-xSE

http://www.screenonline.org.uk/film/id/485487/

https://grunes.wordpress.com/2008/09/07/...eph-losey-1960/


...........................

´

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

23.09.2016 11:58
#3 RE: Blind Date (1959) und andere Filme von Joseph Losey Zitat · Antworten

Zum glück alles Geschmackssache

Ich finde ja Dem Satan singt man keine Lieder (The Prowler) 1951 & Teuflisches Alibi (Time without Pity) 1957 um
längen besser als den total überzogenen Die Spur führt ins Nichts...

Blinde Date liegt bereit nur bisher kein Schwung zum ansehen gehabt - sollte ich wohl mal machen

Happiness IS the road ! (Marillion)

Peter Offline




Beiträge: 2.886

23.09.2016 13:35
#4 RE: Blind Date (1959) und andere Filme von Joseph Losey Zitat · Antworten

Zitat von Stroheim im Beitrag #2
Regisseur Joseph Losey hat in Amerika & Europa über vier Jahrzehnte eine Reihe bemerkenswerter Filme in die Kinos gebracht....
Zitat von kaeuflin im Beitrag #3
Zum Glück alles Geschmackssache.....

... Und mir gefiel "The Servant" ganz besonders gut...

Ray Offline



Beiträge: 1.931

10.11.2017 09:18
#5 RE: Blind Date (1959) und andere Filme von Joseph Losey Zitat · Antworten

Die tödliche Falle (Blind Date) (GB 1959)

Regie: Joseph Losey

Darsteller: Hardy Krüger, Stanley Baker, Micheline Presle u.a.



In freudiger Erwartung betritt der junge Maler Jan van Rooyer die Wohnung seiner Geliebten in London. Kaum in der Wohnung angekommen, steht er vor einer Frauenleiche. Kurz darauf hat sich schon eine Herrschar von Polizisten um ihn versammelt. Während zunächst alles gegen den jungen Mann spricht, mehren sich bald die Indizien, dass van Rooyer in eine Falle gelockt worden sein könnte...

Als eine kleine Perle erweist sich dieser schick fotografierte und ambitioniert inszenierte britische Kriminalfilm, der in manchen Momenten ein wenig an den großen Noir-Klassiker "Laura" erinnert. In Rückblenden schildert der Film, wie es zu der Beziehung zwischen dem jungen Maler, der noch recht frisch in London ist, und der älteren Cousteau, die zwar länger in London ist, aber wenig "echte" Freunde zu haben scheint, kam und wie sie sich entwickelte. Cousteau wirkt zunächst eher unterkühlt, während der von Hardy Krüger verkörperte Mann impulsiv und leidenschaftlich ist. Für damalige Verhältnisse schwingt sogar ein Funken Erotik mit, denn die Liebesszenen sind zwar dezent, aber dafür längst nicht so verschämt wie sonst in zeitgenössischen Produktionen häufig anzutreffen.

Hardy Krüger ist die klare Hauptfigur, der (unschuldig?) Verdächtigte, eine Rolle die er bereits zuvor im deutschen Kriminaldrama "Gestehen Sie, Dr. Corda!" innehatte. Ansonsten ergänzt sich das Hauptdarsteller-Trio (neben Krüger Stanley Baker, der den zunächst eher unsympathischen Inspektor Morgan gibt, sowie die Französin Micheline Presle) nahezu perfekt und präsentiert einen reizvollen Mix verschiedener Kulturen und Typen Mensch. Gegen Ende überschlagen sich dann nochmal die Ereignisse, die finale Auflösung überzeugt. Abgerundet wird das Ganze durch Aufnahmen von der britischen Metropole, von der im hiesigen Forum die meisten vermutlich eh nicht genug bekommen können.

In der deutschen Fassung ist van Rooyer übrigens nicht Niederländer, sondern Deutscher. Außerdem wird in der deutschen Fassung Manfred R. Köhler für Dialog und Regie als verantwortlich ausgewiesen. Apropos deutsche Fassung, eben nur jene ist auf der DVD von Icestorm enthalten, darüber hinaus wird das Bild nur als 16:9 Letterbox wiedergegeben. Dafür stimmt die Schärfe.


Kleiner, feiner Kriminalfilm der Endfünfziger aus Großbritannien, bei dem sich Regie, Kamera, Buch und Darsteller Bestnoten verdienen. 5 von 5 Punkten.

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