Bundesfilmpreis, Goldene Kamera, Bayerischer Fernsehpreis, Adolf-Grimme-Preis - es gibt kaum eine Auszeichnung, die Rosemarie Fendel im Verlauf ihrer jahrzehntelangen Film- und Fernsehkarriere nicht gewinnen konnte. Doch vor die Kamera zog es sie erst mit Mitte 30 - ihre Laufbahn am Theater, sowie als Synchron- und Hörspielsprecherin (u.a. als Steve Temple in der BR-Produktion "Paul Temple und der Conrad-Fall" (1959)) hatte sie freilich bereits Ende der 1940er Jahre gestartet. Ob "Kommissar Freytag", "Das Kriminalmuseum", "Die fünfte Kolonne" oder "Dem Täter auf der Spur" - Rosemarie Fendel war Dauergast im TV-Krimi der Sixties. In "Der Nachtkurier meldet" und natürlich als Ehefrau von Erik Ode in "Der Kommissar" spielte sie durchgehende Rollen. Mit Helmut Ringelmann überwarf sie sich anlässlich der missglückten "Der Alte"-Folge "Der Pelikan", zu der sie unter Pseudonym auch das Drehbuch verfasst hatte. Als Autorin und Regisseurin verantwortete Fendel die beiden TV-Filme "Auf den Hund gekommen" (1978) und "Der Heuler" (1982).

Ihrem langjährigen Lebenspartner Johannes Schaaf folgte sie 1980 ans Schauspiel Frankfurt - in der Mainmetropole ließ sich die gebürtige Koblenzerin dauerhaft nieder. Im Fernsehen war sie zu jener Zeit überwiegend in anspruchsvollen Einzelstücken zu sehen, Kinoausflüge unternahm sie für Loriot ("Ödipussi", 1988) und Helmut Dietl ("Schtonk!", 1992). Mit zunehmendem Alter wurde aus Rosemarie Fendel die Grande Dame des deutschen TVs. Ob "Traumschiff" oder "Bloch", ob "Pfarrer Braun" oder die Wallace-Neuauflage "Das Schloss des Grauens" - die Rollenangebote ebbten nicht ab - und Fendel dachte überhaupt nicht daran sich aufs Altenteil zuürckzuziehen. Als sie 2007 den Bayerischen Fernsehpreis als beste Schauspielerin für "Das zweite Leben" erhielt, war sie bereits 80 Jahre alt. Einen letzten großen Triumph feierte die Schauspielerin erst diesen Januar, als sie als greise Erzählerin durch den enorm erfolgreichen ZDF-Dreiteiler "Das Adlon" führte. Erst vor zwei Wochen spielte sie noch eine Episodenhauptrolle in "SOKO Wismar". Rosemarie Fendel, die im April ihren 86. Geburtstag gefeiert hätte, starb gestern nach kurzer, schwerer Krankheit.

Die Tagesschau brachte in den 20 Uhr Nachrichten immerhin einen längeren Nachruf und die ARD hat sogar ihr Programm geändert und zeigt seit 20:15 Uhr den Film Das zweite Leben von 2007 mit Rosemarie Fendel und ihrer Tochter Suzanne von Borsody.

Zum Tode von der großen Rosemarie Fendel haben wir gestern Tatort Nr. 27
gesehen. Das Porträt ausgestrahlt gestern in HR3 würdigte angemessen ihre
Arbeit und ihr Wirken. RIP