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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 387 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Prisma Offline




Beiträge: 7.591

09.02.2013 22:12
Bewertet: "Ein Toter hing im Netz" (BRD 1960) Zitat · Antworten



EIN TOTER HING IM NETZ (1960)

mit Helga Franck, Alexander D'Arcy, Dorothee Parker, Harald Maresch, Rainer Brandt und Barbara Valentin





»Ach, ist es hier nicht wie im Paradies?«


Acht amerikanische Revuetänzerinnen sind auf dem Weg zu ihrem neuen Engagement, für das sie gerade frisch gebucht wurden. Auf der Reise nach Singapur kommt es allerdings zur Katastrophe, denn die Maschine stürzt über dem offenen Meer ab. Wie durch ein Wunder überleben die acht Frauen und ihr Manager, doch sie treiben in einem Rettungsboot geradewegs ins Nirgendwo. Die Nerven liegen blank, und kurz vor dem Verdursten geschieht ein weiteres Wunder. Es ist Land in Sicht. Die Überlebenden können sich auf die, dem Anschein nach, verlassene Insel retten, doch sie machen eine grauenhafte Entdeckung. Ein Professor, der diese Insel bewohnt, hängt tot in einem riesigen Spinnennetz. Von nun an ist niemand mehr sicher denn das Entsetzen lauert überall...

Ich denke bei Fritz Böttgers Werk "Ein Toter hing im Netz", kann man die Katze direkt und ohne Umschweife aus dem Sack lassen! Es handelt sich nämlich um eine Trash-Granate der übleren Sorte, die billig zusammen geschnipselt und unbeholfen inszeniert wurde, darüber hinaus vollgestopft mit laienhaft wirkenden Darstellern und sinnlosen, unwahrscheinlichen Inhalten. Das Gute dabei ist, so etwas kann ja auch wirklich Spaß machen, denn dieser Film kann und will seine Minderleistungen erst gar nicht verschleiern. Vielleicht würden ihn andere sogar in der Kategorie Unterhaltungsfilm ansiedeln? Für das Produktionsjahr 1960 bleibt jedoch anzumerken, dass man es durchaus mit einem unkonventionellen Beitrag zu tun hat, der für damalige Verhältnisse schon ordentlicher auf die seichte Erotik-Tube drücken sollte, und angereichert mit seinen Horror-Elementen beinahe exotisch wirkt, zumindest für deutsche Verhältnisse. Ansonsten ist hier alles, was die Umsetzung angeht, tatsächlich grauenhaft. Billige Kulissen, spärliche Atmosphäre, miserable Tricks, Willy Mattes' deplatziert anmutende Musik, die sich in einem frühen Edgar Wallace sicherlich viel wohler gefühlt hätte, und siehe da, wie sich später herausstellt, dies auch tatsächlich in "Der Frosch mit der Maske" getan hat, entsetzlich einfältige Dialoge, aber was am schlimmsten ist, unterdurchschnittliche darstellerische Leistungen. Zu Recht, fand dieser Film sein trauriges Ende auf diversen Wühltischen.





Die Besetzung von "Ein Toter hing im Netz" ist im Großen und Ganzen ein Fiasko! Lediglich Helga Franck wirkt hier vergleichsweise überzeugend. Dennoch hat man es insbesondere bei den Revuetänzerinnen mit schrecklich einheitlichen Rollen ohne Tiefgang und ohne jegliche Nachhaltigkeit zu tun. Ängstlich haben sie durch die schäbigen Kulissen zu stolpern, pausenlos müssen sie sich produzieren, sich herumräkeln und in leichtere Monturen werfen, das Leben einer gestrandeten Tänzerin ist schon ziemlich eingeschränkt und langweilig ohne eine ausreichende Verfügbarkeit an Männern. Für die zickigen Einlagen, und diverse Sticheleien und Handgreiflichkeiten sorgt die üppige Barbara Valentin, die man in eigentlich jedem anderen Film schon wesentlich besser gesehen hat. Unglücklicherweise taucht irgendwann auch noch Rainer Brandt auf und bereichert die Angelegenheit mit gewohnt flotten Sprüchen, die man aus seiner Arbeit als Synchron-Sprecher kennt. Barmherzig wie er eben ist, stellt er sich gleich allen Damen zur Verfügung, sucht aber insgeheim mal ausnahmsweise nach einem aufrichtigen Mädchen. Ob ihm das wild gewordene Monster da wohl einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen wird? Ach, die Besetzung ist durch und durch schwach, und es lohnt sich nicht, die wenigen positiven Aspekte herauszufiltern, da es kaum welche gibt. Doch ein großer Name in der Besetzungsliste hätte auch kein Wunder bei diesem Filmchen vollbringen können.

Alles in allem handelt es sich bei diesem Werk um einen sehr bescheidenen Beitrag, egal welchem Genre man ihn schließlich zuordnen möchte. Für einen Horror-Film reicht die Maskerade bei Weitem nicht aus, der Erotik-Einschlag soll von zahlreichen Defiziten ablenken, doch das gelingt natürlich nicht. Spannung kommt so gut wie nie auf, denn alle Grusel-Elemente offenbaren unfreiwillige Komik. Die Spinne und das Monster sehen eher zum Schmunzeln, als zum Fürchten aus, wenigstens gibt es einige Passagen, in denen etwas Atmosphäre aufkommen will, beispielsweise, wenn die Krallen des Monsters nach den (angeblich) unschuldigen Frauen greifen, oder sie durch die Wildnis gejagt werden. Bis zum kleinen Finale hat man es aber leider mit einer guten halben Stunde Leerlauf zu tun, in der quasi nichts passiert, außer dass sich die Damen umkleiden, baden gehen, sich in der Sonne räkeln und ihren wenigen Männern Privat-Shows bieten. Über den Sinn der Geschichte braucht man nicht großartig zu diskutieren, aber ein wenig mehr Ernsthaftigkeit hätte dem Film trotz allem sicherlich gut gestanden. Ein Flugzeug das abstürzt und im Ozean explodiert, Überlebende, die im Schlauchboot ohne einen Kratzer nach Land suchen; es fängt schon holprig an und endet genau so. Trash-Fans werden diesem Horror-Experiment aus deutschen Landen (die Produktionsgelder kamen offenbar aus Liechtenstein) gewiss einiges abgewinnen können. Der Film ist schlicht und einfach miserabel gemacht, grauenhaft und holprig erzählt, aber unterhaltsam war er für meine Begriffe auch. Das sagt aber vermutlich auch nur der, der sich mittlerweile viel zu sehr an Filmschrott gewöhnt hat;)

Giacco Offline



Beiträge: 2.519

10.02.2013 11:36
#2 RE: Bewertet: "Ein Toter hing im Netz" (BRD 1960) Zitat · Antworten

Zitat von Prisma im Beitrag #1
Überlebende, die im Schlauchboot ohne einen Kratzer nach Land suchen;



Ja, das ist schon erstaunlich. Aber wenigstens sind doch die Kleider zerfetzt! Sehr dekorativ sogar!

Wie üblich bei solchen Produktionen der Kategorie B oder gar C, darf man natürlich nichts hinterfragen.
Aber das hat das damalige Kinopublikum ohnehin nicht getan.
Hier handelt es sich - wie Du so treffend formuliert hast, um eine "Trash-Granate", die aber,
wie ich finde, durch die stimmungsvolle Schwarzweiß-Fotografie ein bißchen veredelt wird.
Dass Du die "billigen Kulissen" und die "miserablen Tricks" bemängelst, finde ich allerdings zu hart.
Es handelt sich ja um eine Low-Budget-Produktion und die Tricks waren für damalige Verhältnisse okay.
Heute gibt es ja ganz andere Möglichkeiten.
Außerdem hat die FSK den Film damals rigoros entschärft und somit verstümmelt.
Ohnehin kann man ja einen Film, der 1959 entstanden ist, nicht nach heutigen Kriterien beurteilen und bewerten.
Wenn man sich drauf einlässt und ihn so nimmt, wie er ist, kann er durchaus unterhalten.


Hier noch ein paar Fakten:

Wolfgang C. Hartwig produzierte mit "Die Nackte und der Satan" und "Ein Toter hing im Netz" die ersten beiden
deutschen Horrorfilme der Nachkriegszeit.

"Ein nicht mehr zu unterbietendes Schundprodukt"(Filmdienst)
Obwohl es ja nicht mal Nacktszenen gibt, waren die deutschen Kritiker damals entsetzt und sprachen
teilweise sogar von Pornografie.

1962 lief er in den USA an unter dem Titel "It´s hot in Paradise" (natürlich "Adults Only")
Weil er aber für zu freizügig befunden wurde, mußten die Kinos ihn aus dem Spielplan nehmen.
Man schnitt die "anstößigen" Szenen heraus und vermarktete ihn anschließend als Horrorfilm.

Französische Kritiker bescheinigten dem Film surrealistische Qualitäten.
In der Startwoche in Paris landete er auf Platz 8 der wöchentlichen Bestseller-Liste
und lockte dort in nur 2 Wochen 34.776 Besucher an.

Die von Dir positiv hervorgehobene Schauspielerin Helga Frank starb 25jährig im Februar 1963 in München.
Sie stürzte aus dem Fenster einer Wohnung im 5.Stock, in der eine "wilde Party" stattfand.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

11.02.2013 12:24
#3 RE: Bewertet: "Ein Toter hing im Netz" (BRD 1960) Zitat · Antworten

Danke für die interessanten Hintergrund-Informationen! Die rätselhafte Sache um Helga Francks Tod war mir bislang vollkommen neu, allerdings lässt sich darüber auch nicht viel finden. Wie gesagt, ich fand sie in diesem Film ganz gut, und sie ist eigentlich die Einzige, die man mit etwas Überzeugungskraft in Verbindung bringen kann. Was den Film angeht, so wird er natürlich gleich aufgewertet, wenn man von damaligen Maßstäben, beziehungsweise Möglichkeiten ausgeht. Er ist weitgehend unkonventionell, bekam für meinen Geschmack allerdings einen zu biederen Stempel versehen, trotz diverser Erotik-Einlagen, interessant ist er sicherlich auch aus mehreren Gründen, und mich hat er ohnehin sehr gut unterhalten. Trotzdem denke ich nicht, dass ich ihn zu hart bewertet habe. Ich nahm das Augenzwinkern des Films wahr, und er wird meine Kritik ebenfalls mit einem Augenzwinkern verkraften können;)

brutus Offline




Beiträge: 13.030

11.02.2013 20:58
#4 RE: Bewertet: "Ein Toter hing im Netz" (BRD 1960) Zitat · Antworten

Zitat von Prisma im Beitrag #1

Für die zickigen Einlagen, und diverse Sticheleien und Handgreiflichkeiten sorgt die üppige Barbara Valentin, die man in eigentlich jedem anderen Film schon wesentlich besser gesehen hat.

Und ich war der Meinung gewesen ihre 'Leistungen' in "Das Mädchen mit den schmalen Hüften" wären nicht mehr unterbietbar.


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