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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.431 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
DanielL Offline




Beiträge: 4.182

03.06.2012 20:59
Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Zufällig habe ich im Laufe dieses Wochenendes zunächst zu "Im Banne des Unheimlichen" und später zu "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" gegriffen. Vorab: Bei beiden Produktionen war der Drehbuchautor Ladislas Fodor beteiligt. Dabei sind mir einige Parallelen aufgefallen, die freilich nicht in einer Dimension von "Toten Augen" und "Gorilla" spielen, aber dennoch deutlich bzw. kurios genug sind, um einmal Erwähnung zu finden. Enthält Spoiler zu den beiden Filmen!

- In STAHLNETZ wird Kommissar Lohmann durch den Kriminalfall von seinem Angelausflug mit der Familie abgehalten. In BANNE wird Inspektor Higgins vom Abendessen mit Miss Finlay abgehalten.

- In STAHLNETZ ist die weibliche Hauptrolle (Daliah Lavi als Maria Sabrehm) eine neugierige Reporterin, die sich immer wieder selbst in Gefahr bringt und schließlich vom Verbrecher entführt wird. In BANNE spielt Siw Mattson die Reporterin Peggy Ward, die sich ebenfalls selbst in Gefahr bringt und entführt wird. Übrigens spielen beide im Laufe des Films auf einer Orgel.

- Sowohl in STAHLNETZ, als auch in BANNE gibt es eine Kirche als maßgeblichen Schauplatz und entsprechend Geistliche, die in den Kriminalfall verwickelt sind.

- Sowohl in STAHLNETZ, als auch in BANNE geht es um einen Totgeglaubten, von dem aus die Verbrechen auszugehen scheinen. Im STAHLNETZ ist das natürlich Dr. Mabuse. In BANNE ist es Sir Oliver Ramsey.

- In STAHLNETZ wird der Haupttäter aufgrund einer Gesichtsmaske nicht erkannt, in BANNE wird der Haupttäter aufgrund einer Krankheit, die das Gesicht verfremdet, nicht erkannt.

- In STAHLNETZ kommt Maria Sabrehm dem Kommissar zuvor, ein Buch über synthetische Narkotika zu finden. In BANNE kommt Peggy Higgins zuvor, ein Buch über Aztekengift zu beschaffen.

- Joe Como spricht von "Zombis", einem "karibischem Aberglaube". Ramiro hingegen spricht von "Zombis", die "bei uns in Westindien laufen können".

Zahlreiche deutliche Unterschiede lassen sich auch finden - wir befinden uns weit vom Skandal entfernt ;). Aber ich denke - unbewusst oder bewusst - griff Fodor wohl durchaus auf einzelne bewährte Puzzlestücke zurück, aus dem er einen Kriminalfilm konstruierte.

Gruß,
Daniel

tilomagnet Offline



Beiträge: 587

04.06.2012 11:43
#2 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Zitat von DanielL
Aber ich denke - unbewusst oder bewusst - griff Fodor wohl durchaus auf einzelne bewährte Puzzlestücke zurück, aus dem er einen Kriminalfilm konstruierte.



Vor allem griff er auf die BANDE DES SCHRECKENS zurück.......Totgeglaubter geistert umher und bringt Personen um, die ihm im Vorleben schaden wollten....Geliebte/Ehefrau des Mörders ist Haupt-/Mittäterin und begeht am Ende Selbstmord durch eine Giftnadel....

Das in der Farbära übliche Recycling von alten Ideen ist bei BANNE weniger offensichtlich und grotesk als bei den restlichen Streifen, aber besonders originell ist der Film dennoch nicht.

Barnaby Offline




Beiträge: 323

04.06.2012 23:43
#3 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Mir fällt spontan noch eine weitere Parallele ein:

In beiden Filmen forscht der Ermittler in einer Bibliothek nach einem Buch über ein Gift ohne sofortigen Erfolg, da das Exemplar ausgeliehen ist.

Im „Stahlnetz“ fallen diverse Szenen auf, die man aus einem der Wallace – Filme eigentlich zu kennen glaubt, aber es stimmt: Die Trefferquote zum „Im Banne des Unheimlichen“ ist sehr hoch.

Andy79 Offline



Beiträge: 55

29.11.2017 01:27
#4 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Habe grad diesen sehr interessanten Thread entdeckt.

Zitat von DanielL im Beitrag #1

- In STAHLNETZ wird der Haupttäter aufgrund einer Gesichtsmaske nicht erkannt, in BANNE wird der Haupttäter aufgrund einer Krankheit, die das Gesicht verfremdet, nicht erkannt.



Es gibt noch eine weitere Parallele. In beiden Filmen werden die jeweiligen Tarnidentitäten der Häupttäter irgendwann für tot erklärt, so dass sie augenscheinlich aus dem Kreis der Verdächtigen ausscheiden.

Markus Offline



Beiträge: 700

19.12.2017 11:57
#5 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Danke für den Thread! Das ist ein echter Augenöffner. Ich mag beide Filme sehr und habe sie x-mal gesehen. Aber diese Parallelen sind mir nie bewusst geworden.

Gruß
Markus

Savini Offline



Beiträge: 879

06.12.2024 15:17
#6 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Zitat von Markus im Beitrag #5
Danke für den Thread! Das ist ein echter Augenöffner. Ich mag beide Filme sehr und habe sie x-mal gesehen. Aber diese Parallelen sind mir nie bewusst geworden.

Mir war das vor der Sichtung dieses Threads vor vielen Jahren auch nie bewusst gewesen; eine weitere Übereinstimmung wäre noch, dass der Totgeglaubte den Lautsprecher einer Kirche angezapft hat.

Sicher sollte man es nicht überbewerten, da manche Dinge (ein Ermittler, der etwas anderes vorhat, wenn er zu einem Fall gerufen wird, Journalisten, die die Ermittlungen durch ihre Einmischung stören, Totgeglaubte, die nicht erkannt werden) Genrekonventionen sind; aber dass der Vielschreiber Fodor hier manches recycelte, fällt ebenso auf wie einige Überschneidungen zur "Bande", die ebenfalls (hier und im Forum von "deutscher Tonfilm") erwähnt wurden und mir zuvor auch nicht aufgefallen waren.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.058

06.12.2024 16:49
#7 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Das Stichwort ist hier wohl "Vielschreiber".
Solange man sich noch auf Wallace- oder andere Romane stützte, gab es immer nur einen sehr überschaubaren Rahmen für eigene Einfälle für die Drehbuchautoren und die wichtigsten Fähigkeiten waren dramaturgisches Verständnis und ein Händchen für Kürzungen, Verknappungen und Vereinfachungen. Bei "freien" Filmen, wie es sowohl "Stahlnetz" innerhalb der Mabuse- als auch "Banne" in der Wallace-Reihe sind, mussten dann die Autoren erfinderisch werden.
Fodors eigene schriftstellerische Karriere bestand ja eher aus Dramen und Komödien als aus Krimis. Auch waren "Stahlnetz", "Krallen" und "Testament" für die Mabuse-Reihe dann wohl seine ersten Drehbücher für Kriminalfilme - bei denen er noch dazu ja quasi zur Fortschreibung von "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" verpflichtet war. Bei "Der Würger von Schloss Blackmoor" starteten er und Gustav Kampendonk dann ja quasi mit leeren Händen mit der Vorgabe möglichst viele Elemente der Rialto-Wallace-Reihe unterzubringen - dies war ja der ominöse Film, den Brauner mit Reinl auf dem Regiestuhl und zahlreichen Wallace-Stars samt rotem Goldmann-Cover auf dem Plakat als "B. Edgar Wallace"-Film zu vermarkten versuchte.
Erst "Das Phantom von Soho" schrieb er allein und verkaufte das Buch erst an Brauner, bevor die Rialto dann noch einmal unter Mitarbeit von Paul Hengge den Wallace-Film "Der Mann mit dem Glasauge" daraus bastelte.
Dass Fodor also auch für "Im Banne des Unheimlichen" das Rad nicht neu erfand, ist nachvollziehbar. Natürlich bediente er sich sowohl frei bei Wallace-Ideen aus den Romanen als auch Handlungselementen aus früheren Wallace-Filmen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass die meisten Filme mangels Wiederaufführung, TV-Ausstrahlungen und Heimkino-Auswertung damals nach 2-3 Jahren für das Publikum vergessen waren. Selbst bei einem "großen" Film wie "Die toten Augen von London" mussten die Zuschauer von 1961 ganze 13 Jahre warten, bis sie ihn (dann im TV) noch einmal sehen konnten. Vor diesem Hintergrund werden viele Zuschauer auch damals nicht ganz so ablehnend auf "Der Gorilla von Soho" reagiert haben, wie wir es heutzutage (aus gutem Grund) tun.
Jedenfalls war die Gefahr damals extrem gering, dass 1968 Zuschauern die Parallelen eines Films zu denen eines 7 Jahre älteren Films auffallen konnten.
Und einmal ganz davon abgesehen hat ein jeder Autor ja auch eigene Interessensgebiete, Eigenheiten und Kniffe - Wallace selbst ist ja nicht frei davon, wenn man an die zahlreichen "reiche, junge, unwissende Erbin"-Plots und viele andere Wallace-Merkmale denkt. Es ist nur natürlich, dass auch Fodor bestimmte Thematiken quasi von allein mehrmals in die Feder flossen.
Herbert Reinecker ist ja auch so ein Beispiel, wo viele Ideen oder ähnliche Figuren aus seinen Wallace-Drehbüchern oder den eigenen Mehrteilern später auch nochmals in diversen anderen Filmen oder "Derrick"-Folgen auftauchten.

Savini Offline



Beiträge: 879

06.12.2024 22:57
#8 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #7
Erst "Das Phantom von Soho" schrieb er allein und verkaufte das Buch erst an Brauner, bevor die Rialto dann noch einmal unter Mitarbeit von Paul Hengge den Wallace-Film "Der Mann mit dem Glasauge" daraus bastelte.

Ist definitiv sicher, dass Hengges Drehbuch direkt auf Fodors "Phantom" basierte? Dass es zwischen beiden Filmen einige Parallelen gibt, ist ja schon länger bekannt; aber bisher hatte ich gedacht, dass Fodor unter dem Titel "Die mörderische Puppe" ein Drehbuch oder zumindest Treatment schrieb, dass Hengge dann überarbeitete.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #7
Jedenfalls war die Gefahr damals extrem gering, dass 1968 Zuschauern die Parallelen eines Films zu denen eines 7 Jahre älteren Films auffallen konnten.
Und einmal ganz davon abgesehen hat ein jeder Autor ja auch eigene Interessensgebiete, Eigenheiten und Kniffe - Wallace selbst ist ja nicht frei davon, wenn man an die zahlreichen "reiche, junge, unwissende Erbin"-Plots und viele andere Wallace-Merkmale denkt. Es ist nur natürlich, dass auch Fodor bestimmte Thematiken quasi von allein mehrmals in die Feder flossen.
Herbert Reinecker ist ja auch so ein Beispiel, wo viele Ideen oder ähnliche Figuren aus seinen Wallace-Drehbüchern oder den eigenen Mehrteilern später auch nochmals in diversen anderen Filmen oder "Derrick"-Folgen auftauchten.

Natürlich lässt es sich nicht vermeiden, dass jemand, der viele Romane/Drehbücher innerhalb desselben Genres verfasst, manches bewusst oder unbewusst recycelt und dabei bestimmte Strickmuster entwickelt, dass gilt für Edgar Wallace selbst, aber z. B. auch für Karl May, Agatha Christie oder Francis Durbridge.
Bei Herbert Reinecker gab es in einem anderen Forum vor vielen Jahren einen zum Brüllen komischen Text über das typische Muster einer "Kommissar"-Folge (das sich ähnlich auch bei anderen von ihm geschriebenen Serien wiederholte).
Jemand meinte mir gegenüber mal, wenn man mit Reineckers Schema vertraut sei, wisse man nicht nur den groben Handlungsverlauf im Voraus, sondern teilweise auch die wesentlichen Dialoge der Hauptpersonen oder was welche Figur sagen/tun werde, was oft für unfreiwillige Komik sorge.

Zurück zu Fodor: Natürlich kam es auch bei ihm zu Wiederholungen. Aber beim Vergleich von "Stahlnetz" und "Banne" fällt, dass die Filme von ihrem Handlungsaufbau kaum etwas gemeinsam habe (Meisterverbrecher mit Weltherrschaftsplänen, der sich Menschen mit Drogen gefügig macht auf der einen Seite, maskierter Rächer, der eine klar definierte Personengruppe der Reihe nach auslöscht, auf der anderen Seite).
Wobei das Rache-Motiv interessanterweise sowohl bei BEW präsent war (neben "Phantom" und Würger" auch in den nicht von Fodor stammenden "schwarzen Koffern", dem "7. Opfer" oder dem "Henker"), aber eben auch bei Rialto ("Bande", "Bogenschütze", "Hexer", "Glasauge"). Wie wir wissen, hatte Edgar Wallace selbst ja durch aus Verständnis für Rächer, die Selbstjustiz praktizierten und die er dabei mitunter ungestraft bleiben ließ.

Entschuldigung für den kleinen Exkurs!

Savini Offline



Beiträge: 879

19.02.2025 08:20
#9 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #1
Sowohl in STAHLNETZ, als auch in BANNE gibt es eine Kirche als maßgeblichen Schauplatz und entsprechend Geistliche, die in den Kriminalfall verwickelt sind.

Eine weitere Gemeinsamkeit besteht noch darin, dass beide Geistliche eine Schwäche für Alkohol haben: der eine schätzt Rémy Martin, der andere hat eine Flasche hinter einer Bibel versteckt.

texbarker Offline



Beiträge: 6

20.02.2025 09:33
#10 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Bei Herbert Reinecker gab es in einem anderen Forum vor vielen Jahren einen zum Brüllen komischen Text über das typische Muster einer "Kommissar"-Folge (das sich ähnlich auch bei anderen von ihm geschriebenen Serien wiederholte).
Jemand meinte mir gegenüber mal, wenn man mit Reineckers Schema vertraut sei, wisse man nicht nur den groben Handlungsverlauf im Voraus, sondern teilweise auch die wesentlichen Dialoge der Hauptpersonen oder was welche Figur sagen/tun werde, was oft für unfreiwillige Komik sorge.


Das würde mich sehr interessieren - weiß jemand, wo dieser Text zu finden bzw. einzusehen ist?

Savini Offline



Beiträge: 879

20.02.2025 11:55
#11 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Zunächst zum Kontext:

A schrieb zunächst:
"aber trotzdem muss ich (natürlich aus heutiger Sicht und mit deformierter Sehgewohnheit) die Frage stellen: wie konnte eine so langatmige Serie zum Straßenfeger werden? Beim Zappen gerate ich immer wieder mal da rein und will auch dranbleiben, weil ja in fast jeder Episode Synchronsprecher in Gastrollen auftreten ... aber ich schaff es einfach nicht!"

Darauf antwortete B:
""Degenerierte Sehgewohnheiten heutzutage" trifft es genau! DER KOMMISSAR ist auch aus heutiger Sicht DIE beste Krimi-Serie überhaupt! Mit einer genauen Milleustudie, psychologisch ausgefeilten Charaktären (von den Hauptcharaktären Keller und co. mal abgesehen), genialen Dialogen und dem Besten, was Deutschland an Schauspielern zu bieten hatte, überragt diese Serie ihre Ableger DERRIK und DER ALTE um Längen.
Leider finden heutzutage zu viele Leute solche Serien als Langweilig! Oberflächlichkeit und Schwachsinn sind eben heutzutage gefragt! Qualität ist eben aus der Mode gekommen! Das merkt man auch deutlich wenn man die Folgen von TARTORT aus den 70ern mit den Folgen von heute vergleicht! Das trifft auch auf damalige und heutige Kinoproduktionen zu (man denke nur mal an die guten, anspruchsvollen Filme aus dem VERLAG DER AUTOREN, ebenfalls 70er)!
Na, wenigstens kann man sagen: Deutschland hat mal etwas anständiges Produzieren! Nur leider ist das verdammt lange her! Diese Zeiten kommen wohl nie wieder!"

Und dann kam der Beitrag von C, auf den ich mich bezogen hatte:
"Was den KOMMISSAR betrifft, muß man wohl deutlich differenzieren. Es gibt in der Tat phantastische Folgen, die neben hervorragenden Gaststars auch wirklich gute Bücher zu bieten hatten. Vor allem die frühen Folgen hatten z.T. wirklich beachtliches Niveau. Aber je weiter die Serie fortschritt, desto mehr ging ihr der Atem aus und die Qualität schwand. Zum Schluß war es dann einfach nur noch unerträglich, da konnten auch prominente Gaststars nichts mehr retten.


Die handelnden Personen hießen regelmäßig "Broschek", "Kussak" oder "Blaha" (typische Reinecker-Namen), die Handlung spielte sich im Hippie-Milieu und drögen Kaschemmen (mit aus den drei immergleichen Versatzstücken zusammengezimmerten versoffenen und gescheiterten Existenzen) ab. Zwischendurch findet man sich in der Nobelvilla in Grünwald wieder, um neureichen Geschäftsleuten mit Dreck am Stecken beim Bangen um ihr armes Töchterchen zuzusehen. Das ist a) plötzlich Hippie, b) drogensüchtig, c) schwanger oder d) alles gleichzeitig zusammen geworden und selbstredend spurlos verschwunden. Und während ein gefühlskalter Elternteil noch insgeheim am Überlegen ist, ob es nicht vielleicht sogar ganz gut ist, daß das "unddankbare Mädel für das man alles getan hat" mit dem gitarrespielenden kiffenden Bombenleger nun in der Gesellschaft niemanden mehr blamieren kann, bekommt Erik Ode ausladend Gelegenheit menschelnde Kalenderweisheiten zu rezitieren. Nachdem man knapp 60 Minuten hemmungslos auf den Nerven auch des gutwilligsten Zuschauers getanzt hat, versammelt sich zum Schluß die ganze Meute im weißgekalkten Salon der Villa mit der grünen Topfpflanze rechts vorne. Töchterchen taucht aus der Versenkung auf, darf allen Anwesenden unfassbare Anschuldigungen ins Gesicht schreien um sich dann sogleich selbst zu richten oder von ihrem Onkel, den Eltern oder dem verdorbenen Freund mit der Lederjacke daniedergestreckt zu werden. Manchmal ist es natürlich umgekehrt. Schließlich kommt der Moment, in dem Erik Ode mit betretenem Dackelblick auf einen leblosen Körper konstatieren darf, daß der vor ihm Liegende zwar schuldig, aber doch selbst ein Opfer war und der wahre Schuldige ein ganz anderer sei. Ehe er diesen verrät, holt er noch zum kleinen moralischen Exkurs aus, bei dem wirklich jeder sein Fett weg bekommt. Noch bevor er diesen schließt, ist der Betreffende freiwillig in Tränen ausgebrochen und läßt sich verhaften, hat langsam seine Giftkapsel zerbissen oder sich durch die Wohnzimmertür davon gemacht. "Der kommt nicht weit..." raunzt der Kommissar und überlässt die gebrochenen Gestalten in dem tristen Raum mit den hohen weißen Wänden wieder sich selbst. Trotz des blankgewienerten Parketts bleiben Berge an menschlichen Scherben zurück, wenn Herbert Jarczyk' peitschende Musik jäh den Abspann einläutet..."

Der erste Beitrag stammte vom 18. Oktober 2004, die beiden anderen wurden am 17. Februar 2005 geschrieben. Lang, lang ist´s her ...

texbarker Offline



Beiträge: 6

24.02.2025 09:18
#12 RE: Parallelen innerhalb Wallace & Epigonen-Kosmos Zitat · Antworten

Lieben Dank für das "Hervorkramen" - wirklich sehr köstlich.

Ich habe vor geraumer Zeit sämtliche "Der Kommissar", "Derrick" und "Lowitz-Der Alte" - Folgen in zueinander zeitlich zusammenhängender Chronologie angeschaut - um einmal meine ähnliche geartete Aversion wie der zitierte "A" zu hinterfragen, nachdem ich durch die Rezensionen hier im Forum doch auf den Geschmack gekommen war.

Das Ergebnis war dann ambivalent - eine Mixtur aus "B" und "C", mit der Tendenz stärker hin zu "C" je stärker die Serien zeitlich vorangeschritten waren.

Liebe Grüße
Tex Barker

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