Inhalt Das neunjährige Mädchen Claudia (Susanne Uhlen) sieht, wie ihre Mutter nach einem Streit um Schuldscheine von einem Mann erdrosselt wird. Der Mörder verfolgt Claudia nun, um sie als Zeugin auszuschalten. Oberinspektor Fischer (Harald Juhnke) muss nun schnell ermitteln, um dem Mörder zuvor zu kommen.
Darsteller Harald Juhnke, Susanne Uhlen, Carl Möhner, Sonja Romanoff, Erwin Strahl, Ady Berber, Adrian Hoven
Bewertung Mit "Der Mörder mit dem Seidenschal" wollte Adrian Hoven offenbar als Regiesseur und Co-Produzent im Jahr 1966 auf der Wallace-Welle mitschwimmen. Als Wallace-Film bekommt man zu Beginn durch das typische Constantin-Intro (wie beim Hexer) eine gewisse Grundstimmung. Die Musik ist schön gestaltet und auch ins Detail geplant, jedoch kein Ohrwurm. Die Kameraarbeit wirkt routiniert und zeichnet sich in einzelnen Szenen (z.B auf Treppen) durch eine sorgsame Arbeit mit der Lichtgestaltung aus. Wer nach "Die toten Augen von London" und "Die Tür mit den sieben Schlössern) auf einen unheimlichen und grandiosen Ady Berber hofft, den muss ich enttäuschen. Dieser spielt hier in seiner letzten Rolle vor seinem Tod einen Kriminalrat, der auch nur in 3 Szenen einen kurzen Auftritt hat (zumeist nur aus dem Profil). Die Filmpremiere erlebte Berber übrigens nicht mehr, da er 5 Monate vor der Premiere verstarb. Er musste daher synchronisiert werden. Harald Juhnke gefällt mir in seiner Rolle sehr gut - seine Bühnenerfahrung ist zu spüren. Großer Nachteil ist aus meiner Sicht, dass Hoven auf das "Who do it" verzichtet, da der Mörder von Beginn an bekannt ist. Eine überraschende "Reinecker-Auflösung" fehlt dem Hoven-Buch leider auch.
Fazit: Handwerklich gut gemachter Film, dem leider ein paar Spannungsmomente mehr gut getan hätte. Aus dem Schauspielerstab hätte man sicher noch mehr raus holen können. Als Epigone siedelt sich der Film im Mittelfeld an (besser als "Der Würger vom Tower", deutlich schlechter als "Das Wirtshaus von Dartmoor") - > insgesamt gebe ich 2,5 von 5 Punkte
Der Film war übrigens am 26.04.2012 auf "Das Vierte" zu sehen und galt lange Zeit als "verschollen".
Diesen Film würde ich weder als Epigone noch als "Stilverwandt" bezeichnen (ist aber auch schon länger her, dass ich ihn gesehen habe). Wo sind Deiner Meinung nach die Bezüge zur Wallace-Serie (außer dass der Film in s/w ist und Adrian Hoven und Ady Berber mitspielen)?
Was diesen Film schon einmal recht beachtlich macht ist, dass er für einen Aquila-Film wirklich als relativ gelungen zu bezeichnen ist. Da hat Adrian Hoven in späteren Jahren ganz andere Kuriositäten zusammengebastelt. "Der Mörder mit dem Seidenschal" halte ich ebenfalls (wie Georg erwähnte) nicht im Geringsten für stilverwandt und sehe nur einen äußerst vagen Wallace-Bezug, der sich lediglich ansatzweise in der handwerklichen Inszenierung bemerkbar macht. Nach dem schönen Constantin-Logo fällt ein sehr angenehm zusammen gestellter Vorspann mit einigen Szenenfotos auf, der aber weniger durch die musikalische Untermalung hervorsticht, die nur bedingt gelungen ist, im Besonderen wenn das kleine Mädchen dem Mörder gegenübersteht. Das große Manko der Produktion ist der nicht vorhandene Spannungsmoment, da der Mörder von vorne herein bekannt ist. Natürlich kann unter diesen Voraussetzungen auch ein spannender, mitreißender Krimi entstehen, doch hier reichen die Verfolgungen und Hetzjagden nicht aus. Zu häufig wird man als Zuschauer Zeuge eines anderen "Verbrechens": Leerlauf.
Die Besetzung ist mittelprächtig. Carl Möhner (synchronisiert von Rainer Brandt) wirkt überaus beunruhigend aber auch wenig facettenreich in seiner Darbietung, Folco Lulli als schwerfälliger Polizeirat scheint beliebig austauschbar zu sein. Zustimmen möchte ich bei Harald Juhnkes Interpretation, der einen guten Mittelweg zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit findet. Mit Ady Berber und Erwin Strahl hatte man ein paar Wallace-Darsteller mit an Bord, genau wie Adrian Hoven, wobei alle Rollen in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Besonders Adrian Hoven sehe ich in seinen eigenen Filmen gar nicht gerne, da er sich selbst stets Rollen verschaffte, die in eindimensionalen, häufig unglaubwürdigen Selbstinszenierungen gipfelten. Bei den Damen findet man leider nur eine wirklich hochklassige Leistung, und zwar die von der damals erst neunjährigen Susanne Uhlen, die durchgehend vom Mörder gejagt wird, weil sie Zeugin bei der Ermordung ihrer Mutter wurde, die von Helga Liné kurz, gut und schmerzlos dargestellt wurde. Für Sonia Romanoff (deren Filmografie beinahe an einer Hand abzuzählen ist) hätte es unzählige, bessere Alternativen gegeben, sie fällt lediglich in ihrer Liebesszene mit Carl Möhner auf, die - man muss es sagen - sehr gelungen inszeniert wurde.
Alles in allem bleibt also doch nur einer der typischen Aquila-Filme, die insgesamt besonders charakteristisch in ihren unausgewogenen Besetzungslisten und der mäßigen Qualität auffallen. Starke Momente entstehen mit der jungen Claudia, die in Sachen Ausleuchtung, Schauplätzen und "Projektionsfläche: Kind" Unbehagen hervorrufen. Jedoch erweist es sich als nicht durchgehend ausreichend, die Spannung immer wieder aufs Neue um diesen Inhalt zu konstruieren, aber es mangelte leider an zusätzlichen Inhalten. Das Finale unterscheidet sich zu keinem Zeitpunkt von den im Film gezeigten Verfolgungen, so dass dem Zuseher ein Paukenschlag vorenthalten wurde. Ich stimme vollkommen zu, wenn man "Der Mörder mit dem Seidenschal" eine sorgsame Inszenierung nennt, jedoch ist routiniert und überzeugend sicherlich zu viel gesagt. Der große Vorzug bleibt schließlich Susanne Uhlen, die dem verängstigten Mädchen ein bemerkenswertes Gesicht gegeben hat. Mit Abstrichen ist die Produktion schon sehenswert und aus Vervollständigungsgründen zur einmaligen Ansicht unbedingt geeignet, trotzdem kann ich es nicht unterschlagen, dass es viel sehenswertere Adrian Hoven-Experimente gibt. Ganz abgesehen vom Film und der langen Liste der kritischen Anmerkungen möchte ich dennoch betonen, dass es insgesamt schön war, dass sich ein Sender dieses seltenen Streifens doch angenommen hat.
Zitat von GeorgDiesen Film würde ich weder als Epigone noch als "Stilverwandt" bezeichnen (ist aber auch schon länger her, dass ich ihn gesehen habe). Wo sind Deiner Meinung nach die Bezüge zur Wallace-Serie (außer dass der Film in s/w ist und Adrian Hoven und Ady Berber mitspielen)?
In welches Genre hättest du den Film denn eingeordnet?
Na ja mit Wallace Epiogone hat der Film sicherlich so viel zu tun wie ein Jerry Cotton Film mit Wallace
Der Film hat ja leider überhaupt kein Who done it ? was dem streifen leider einiges an Spannung nimmt. Dafür ist er aber Handwerklich auf sehr hohem Niveau inszeniert sowie im Rahmen der möglichkeiten Spannend gemacht und Musikalisch unterhält der Film auch auf hohem Nieveau.
Gruß,
Janek
PS: Ach ja warum gibt es immer noch keine DVD von diesem Film ? Das wäre doch was für Pidax zudem hatte die Fernseh ausstrahlung ein sehr gutes Bild ich positiv überrascht.
Mich hat der Film nicht so sehr überzeugt,schwachpunkt ist einfach das der Täter gleich zu anfang zu erkennen ist,dadurch verliert der Film an spannung,aber ich erwarte da anscheinend immer zuviel,wie es scheint gibt es aus der Zeit wirklich nur sehr wenige gut dt. s/w Krimi die auch nur ansatzweise mit den Wallaces Klassikern mithalten können.Zu Pidax die sollten sich mal um die Rechte der Louis Weinert-Wilton Filme wie auch um die Krimis: Das Wirtshaus von Dartmoor,Ein Alibi zerbricht,Die Nylonschlinge, bemühen.
Ein Alibi zerbricht fand ich Genial, also wirklich toll der Film.
Na ja irgendwie war der Seidenschalmörder ein bischen dämlich, hinterlässt Fingerabdrücke statt sich Handschuhe anzuziehen (Ist zwar kein Giallo) aber trotzdem.....Susanne Uhlen war aber schon Süß in dem Film.
Was schade war, war nur das man in der 2. Hälfte des Filmes Charaktere aus der 1. Hälfte wie die Tante aus dem Laden völlig außer acht ließ.
Gruß,
Janek
PS: Auch den Drehort Wien hätte man Stellenweise deutlich besser nutzen können
Zitat von ChristopherZu Pidax die sollten sich mal um die Rechte der Louis Weinert-Wilton Filme wie auch um die Krimis: Das Wirtshaus von Dartmoor,Ein Alibi zerbricht,Die Nylonschlinge, bemühen.
Richtig. Auch der Film UNTER AUSSCHLUSS DER ÖFFENTLICHKEIT wäre auf DVD eine tolle Sache.
Zitat von GeorgKriminalfilm. Aber eben sicher nicht als Epigone. Nicht jeder deutsche Krimi der 60er ist mit Wallace stilverwandt.
Sicher ist der "Verwandtschaftsgrad" etwas größer, aber einige Elemente sind übereinstimmend (als Kriminalfilme bezeichne ich persönlich auch die überwiegende Anzahl der Wallace-Filme schon, Parallelen gibt es durch mehrere Morde in den Filmen, einige Schauspieler, die jeweils im Seidenschal als auch bei Wallace zu sehen sind, Stilistik bei der Kamera- und Lichtgestaltung etc.). Aber zugegeben, das ist rein subjektiv. Die meisten meiner Freunde, die nun nicht so sehr in der Materie sind, könnten den Film wahrscheinlich nur schwer von einem echten Edgar-Wallace-Film unterscheiden. Ein Filmkritiker würde sicher empfindlich reagieren, wenn man Seidenschal als direkte Epigone der Wallace-Serie bezeichnen würde.
Wie auch immer, als Wallace-Fan war es mal nett, den Film einmal gesehen zu haben. Einmal reicht dann aber auch.
Zitat von Peter RossDie meisten meiner Freunde, die nun nicht so sehr in der Materie sind, könnten den Film wahrscheinlich nur schwer von einem echten Edgar-Wallace-Film unterscheiden. Ein Filmkritiker würde sicher empfindlich reagieren, wenn man Seidenschal als direkte Epigone der Wallace-Serie bezeichnen würde.
Naja, als Wallace-Freunde dürfen wir uns schon ein wenig als "Experten" betrachten. Und als solche unterscheidet sich für uns der Film doch schon stark von der Wallace-Reihe. Wobei man - ich werde das demnächst in einem längeren Aufsatz hier auch posten - unbedingt unterscheiden muss, von welchen Filmen man ausgeht und welche Produktionen sozusagen die prototypischen Wallace-Filme sind, auf Basis deren dann die Epigonen hergestellt wurden. Hauptkriterien können da meines Erachtens nicht die Schauspieler oder der Produktionsstab sein, sondern in erster Linie Handlung und Charaktere, Dramaturgie, Schauplätze, Ablauf und - Du erwähnst es - auch technische und künstlerische Eigenheiten wie Kameraführung oder Musik, allerdings erst in zweiter Linie.
Gubanov
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26.10.2013 12:07
#12 RE: Bewertet: "Der Mörder mit dem Seidenschal" (1966, Stilverwandte)
Der Mörder mit dem Seidenschal Kriminalfilm, BRD / IT 1965. Regie: Adrian Hoven. Drehbuch: Rolf Becker, Adrian Hoven, Wolf Neumeister. Mit: Carl Möhner (Boris Garrett), Folco Lulli (Polizeirat Erwin Moll), Sonja Romanoff (Wally Specht), Susanne Uhlen (Claudia Sampton), Adrian Hoven (Waldemar Fürst), Harald Juhnke (Oberinspektor Charly Fischer), Ady Berber (Kriminalinspektor Stenzel), Helga Liné (Prisca Sampton), Erwin Strahl (Toni Stein), Astrid Boner (Maria Stein) u.a. Eine Produktion der Aquila-Film GmbH, München, und der Sagittario Films, Rom. Uraufführung: 6. Mai 1966.
Zitat von Der Mörder mit dem SeidenschalFür die neunjährige Claudia ist es ein Schock, als sie durch den Briefschlitz der Wohnungstür mit ansehen muss, wie ein Unbekannter ihre Mutter ermordet. Auch wenn sie flieht, so weiß der Täter, dass er von dem Mädchen beobachtet wurde, und setzt alles daran, Claudia aufzuspüren. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Wird die Polizei den Mörder rechtzeitig fangen, bevor er auch Claudia umbringt?
Im Gegensatz zu vielen anderen Meinungen in diesem Thread halte ich „Der Mörder mit dem Seidenschal“ weder für einen schlechten Kriminalfilm noch für völlig anders als die Original-Edgar-Wallace-Reihe. Leute, die, ohne mit der Wimper zu zucken, asiatische Actionfilme als Stilverwandte abnicken, müssten hier eigentlich einen deutlich stärkeren Verwandtschaftsgrad entdecken, auch wenn sich der Film freilich nicht in jedem Detail an die Vorgaben der Wallace-Filme hält. Was man jedoch bekommt, ist ein absolut auf Spannung gemünzter Krimi nach dem für Wallace absolut typischen Format „Polizei vs. Killer“, der über eine Mordmethode verfügt, die auch jedem anderen Krimi der Sechzigerjahre gut zu Gesicht gestanden hätte, der des weiteren viele Verhörszenen bei der Polizei, eine saftige Verfolgungsjagd, die klare Aufteilung in väterlichen Ermittler (vgl. z.B. Lowitz / Saebisch) und albernen Assistenten (vgl. Eddi Arent) sowie unheimliche Schauplätze im Hafengebiet aufweist. Dass der Film in Wien spielt, dürfte dem Epigonenfaktor keinen Abbruch tun, wenn die „Hongkong“-Reißer oder Titel wie „Das Todesauge von Ceylon“ auch als Aspiranten auf Stilverwandtenränge gelten. Zudem spricht die Besetzung und die Produktionsverantwortung eine klare Sprache. Bei „Der Mörder mit dem Seidenschal“ handelt es sich um die erste Regiearbeit von Wallace-Ermittler Adrian Hoven, der selbst auch in einer mehr oder minder tragenden Rolle als „sanfter Waldemar“ (man könnte auch sagen als „roter Hering“) zu sehen ist. Für ausreichenden Wiedererkennungswert sorgen darüber hinaus die Wallace-Mimen Erwin Strahl und Ady Berber (dieses Mal synchronisiert als Polizeibeamter!), der auch bei Mabuse in einer ähnlichen Rolle zu sehende Harald Juhnke sowie der finstere Hauptdarsteller Carl Möhner, der nach seinem Auftritt in „Rififi“ und einigen deutschen Heimatfilmen für viele auch kein Unbekannter sein wird. Als unbekannt auf dem deutschsprachigen Markt kann man tatsächlich im Wesentlichen den Hauptermittler Folco Lulli bezeichnen, der mit Sicherheit eine Forderung der italienischen Koproduzenten war. Er macht seine Sache aber recht gut und verleiht dem Polizisten eine gelungene Mischung aus Diensteifer und persönlicher Betroffenheit, weil man ihn eben auch als liebenden Familienvater zu Gesicht bekommt, der die Gefahr für Claudia nicht nur aus dienstlicher Perspektive betrachtet. Die Slowenin Sonja Romanoff spielt die „icy blonde“, wie Hitchcock gesagt hätte, ohne größere Makel. Sie bringt genug Sex-Appeal und Verschlagenheit mit und verleiht der Rolle mehr Glaubhaftigkeit, als dies eines der braven deutschen Starlets geschafft hätte (vgl. das „Rosemarie“-Phänomen bei Belinda Lee). Ich könnte mir allerhöchstens noch Ingrid van Bergen in ihrer Rolle vorstellen.
Kritik üben muss ich ausgerechnet an Susanne Uhlen, von deren Kinderrolle ich mir mehr erwartet hätte. Einerseits schlicht und ergreifend mehr Screentime, um die Gefahr und die Hetzjagd zu verdeutlichen, mit denen sich das Mädchen konfrontiert sieht, und andererseits auch bereits mehr schauspielerische Glaubwürdigkeit. Uhlen ist mir als junge Frau immer als besonders überzeugende Akteurin aufgefallen und ich hatte vermutet, dass sich eine solche natürliche Begabung auch schon zu einem frühen Punkt im Leben besser bemerkbar machen müsste. Stattdessen gibt es stellenweise die üblichen Kinderrollen-Probleme mit unnatürlich gesprochenen Dialogen und Timing-Defiziten, was aber eventuell auch an Adrian Hovens unerfahrener Regie gelegen haben kann. Ansonsten inszenierte Hoven den Film sauber und mit vielen spannenden Höhepunkten. Szenen wie die, in der sich Claudia auf der Mülldeponie versteckt und nur um Haaresbreite dem Müllschlucker entgeht, entfalten ihre Wirkung exzellent. Andererseits knickt der Spannungsbogen auch mehrfach ein – die einzelnen Highlights wirken nicht lang genug nach, um konstante Anspannung zu vermitteln. Trotz einer Laufzeit von unter 80 Minuten kommt es stellenweise zu Längen, die sowohl von Drehbuch als auch Regie zweifellos hätten vermieden werden können. Klar ist auch, dass „Der Mörder mit dem Seidenschal“ unter den Stilverwandten nicht zu den anspruchsvollsten Filmen zählt, weil die Rollen alle scherenschnittartig und eindimensional gezeichnet sind. Man bekommt klar unter die Nase gerieben, was man von jedem der Charaktere halten soll (im Übrigen auch nicht unbedingt wallace-unähnlich). Eine differenziertere, aber auf vielen Ebenen thematisch vergleichbare Arbeit legte J. Lee Thompson 1959 mit dem englischen Thriller „Tiger Bay“ vor, der ebenfalls von einem Mädchen erzählt, das einen Mord durch einen Briefschlitz beobachtet. Bei Thompson entwickelt sich die Geschichte unorthodoxer als im „Seidenschal“ und weiß das Publikum noch ungleich mehr zu fesseln. Das ist der klare Unterschied zwischen einem brillanten Spannungsfilm und einer durchschnittlichen Epigone.
„Der Mörder mit dem Seidenschal“ betrachte ich als sympathischen Versuch, auf der Wallace-Welle mitzuschwimmen, dem Werk aber auch einige Eigenheiten zu verleihen. Die qualitative Leistung der Beteiligten übertrifft viele Epigonen (gerade die der Rapid-Film) mit Leichtigkeit, bleibt aber dennoch vielfach im Mittelmaß stecken. Vor allem die Schauspieler machen den Film sehenswert. 3,5 von 5 Punkten.
Hab mir den Film gestern endlich mal vollständig angesehen (2. Versuch). Für mich einer der langweiligsten Krimis der deutschen Nachkriegsgeschichte. Mit Edgar Wallace & Co. hat dieser Film nicht das geringste gemeinsam. Den Begriff Stilverwandt kann man hier getrost und ohne schlechten Gewissen streichen. Absolut verständlich, warum diesen Film vor seiner DVD-Veröffentlichung hier anscheinend niemand kannte.
Gubanov
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Beiträge:
11.09.2017 07:31
#14 RE: Bewertet: "Der Mörder mit dem Seidenschal" (1966, Stilverwandte)
„Der Mörder mit dem Seidenschal“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 45 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 2,99 von 5 Punkten.
zugrundeliegende Wertungen: 9 von 17 (4x „gut bekannt“, 5x „länger her“) Top-10-Tipps: 0 von 8 Auswahlrunde: Platz 25 von 28 (4,9 Punkte)
mit 3,31 Pkt. Platz 44 in der Kategorie Schauspieler (+ 1) mit 3,08 Pkt. Platz 38 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (+ 7) mit 3,15 Pkt. Platz 36 in der Kategorie Drehbuch / Logik (+ 9) mit 2,88 Pkt. Platz 44 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (+ 1) mit 2,73 Pkt. Platz 47 in der Kategorie Musik (– 2) mit 2,88 Pkt. Platz 42 in der Kategorie Epigonenfaktor (+ 3) mit 2,88 Pkt. Platz 43 in der Kategorie freie Wertung (+ 2)