Paul Temple und der Fall Gilbert Achtteiliges Hörspiel von Francis Durbridge Erstsendung:04.01.1957-22.02.1957 basierend auf dem Originalhörspiel „Paul Temple and the Gilbert Case“ von 1954
Paul Temple René Deltgen Steve Temple Annemarie Cordes Charlie, sein Diener Herbert Hennies Sir Graham Forbes Kurt Lieck Wilfried Stirling Ernst Ginsberg Berry Wayner Lilly Towska Lance Reynolds Heinz Schimmelpfennig Dick Metcalf Philipp Gehly Inspektor Kingston Werner Lieven Howard Gilbert Alwin Joachim Meyer Mrs. Talbot Ursula von Reibnitz Gefängniswärter Hans Olsen Peter Galino Peter René Körner Lynn Ferguson Marie-Luise Etzel Louis Fabian Wolfgang Eichberger ein Kellner Fritzleo Liertz Miss White Trude Meinz Dan Priestley Carl Brückel Sergenat Johnson Eugen Lundt ---------------- -------------------- Buch Francis Durbridge Übersetzung Marianne de Barde Musik Hans Jönsson Regie Eduard Hermann Eine Produktion des WDR
Inhalt Diesmal ist es nicht Sir Graham Forbess, der Paul Temple aufsucht, sondern der Vater des ermordeten Mannequins Brenda Sterling. Wilfried Stirling bittet den Kriminalschriftsteller, der gerade dabei ist, in den Urlaub zu fahren, sich den Fall Gilbert nochmals anzusehen. Denn der Mordfall wurde bereits aufgeklärt, der Täter – es handelt sich dabei um den Verlobten der Ermordeten – sitzt hinter Gittern. Er hat auch zweimal gestanden. Und dennoch kommen Sterling, der Howard Gilbert zunächst selbst für schuldig hielt, Zweifel. Es bleibt noch eine Woche bis zur Exekution. Temple nimmt sich des Falles an und beginnt einen Wettlauf gegen die Zeit, gilt es doch, den wahren Täter zu finden und die wahren Hintergründe zu klären, ehe Gilbert hingerichtet wird. Und kaum beginnt der renommierte Hobbydetektiv im Morast zu graben, gibt es auch schon eine weitere Leiche. Eine Freundin der Ermordeten, sie hieß June Michael, erliegt ihrem vermeintlichem Selbstmordversuch. Bald gibt es eine weitere Leiche und die Spur führt in einen dunklen Nachtclub namens La Mortola, der von einem obskuren Mr. Fabian betrieben wird. Welche Rolle spielen Lance Reynolds, Gilberts Exmitbewohner und dessen Freundin Brenda? Paul Temple darf auf die Hilfe des arroganten Inspektor Kingston nicht hoffen. Dann ergibt sich aber eine neue Spur und bald wird klar, warum allen drei Mordopfern der linke Schuh gefehlt hat und wer der geheimnisvolle Hintermann ist, der sich Hamilton nennt …
Tommy fischt erstmals in der Themse Am Ende des Hörspiels erklärt Paul Temple, der Fall „Gilbert“ sei bereits sein 14. gewesen. Das stimmt, rechnet man die BBC-Hörspiele zusammen, im deutschen Sprachraum war es allerdings „erst“ sein siebenter Einsatz. Auch die Zutaten zum Fall Gilbert sind die üblichen, diesmal ist der geheimnisvolle Gegenstand ein Damenschuh, der allen Mordopfern fehlt und natürlich gibt es auch wieder einen obskuren Nachtclub samt Besitzer mit französischem Akzent. Durbridge dürfte ein Faible für Verdächtige mit diesem Akzent gehabt haben, kommt doch beinahe in jedem seiner Hörspiele eine derartige Person vor (auch in den vor kurzem hier von mir besprochenen „Paul Temple and Steve“ und „A Case for Paul Temple). Die obligatorische Cocktailparty darf natürlich nicht fehlen und Steve ist herrlich naiv („Paaaaaaul!!!!“) und wirkt manchmal beinahe etwas dümmlich. Temple selbst verschweigt selbst seiner Angetrauten, wen er für den geheimnisvollen Drahtzieher (der diesmal das Pseudonym „Hamilton“ trägt) hält und gibt seiner neugierigen Gattin auf direkte Fragen keine konkreten Antworten. Erstmals kommt in diesem Fall auch der in späteren Folgen noch auftauchende Running Gag mit der Frage „Wo fischt Tommy?“ vor. Diese Frage muss Steve Paul am Telefon stellen, wenn diese irgendwo hinkommen soll. Antwortet der Gesprächspartner nicht „In der Themse“, so ist es garantiert eine Falle und der Mann am anderen Ende der Leitung hat seine Stimme nur verstellt und Paul nachgeahmt. In „Der Fall Gilbert“ ist dies noch nicht von Bedeutung, hat aber in späteren Folgen der Reihe Relevanz. Waren bereits im Vorgänger „Der Fall Madison“ Musikstücke zu hören, die später im TV-Mehrteiler „Das Halstuch“ nochmals vorkamen, so kommt auch hier jene Komposition vor, die Hans Jönsson später im „Halstuch“ verwendete, als die Außenaufnahme des Nachtclubs „Finale“ zu sehen war. Zur Besetzung ist zu sagen, dass hier die üblichen Verdächtigen – im wahrsten Sinne des Wortes – versammelt sind, was gleichzeitig Wiedererkennungs- und Wohlfühlfaktor ist. Ein spannendes, typische Durbridge-Hörspiel, das der britische Schriftsteller 1965 zum Roman „Another Woman’s Shoes“ umarbeitete, der im deutschen Sprachraum unter dem Titel „Die Schuhe“ erschien und ganz starke Handlungsparallelen hat. Protagonisten des Romans sind allerdings Kriminalschriftsteller Mike Baxter und dessen Frau Linda. Beinahe sämtliche Personennamen wurden ausgetauscht. Durbridges üblicher Trick, dieselbe Story zweimal zu verwenden.
Ich kann mich nur anschliessen. "Der Fall Gilbert" hat mich Durbridge-suechtig gemacht. Eine sehr spannende Handlung, bei der der Hoerer unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Die Aufloesung ist nachvollziehbar und es gibt sogar Punkte, an denen man als Hoerer den Taeter selbst erraten kann. Auch nach Jahren immer wieder grosses Kino in der Hifi-Anlage.
Der Gilbert-Fall ist mein absoluter Lieblingsfall! Ich kann ihn immer wieder hören und finde die Handlung plausibel! Vor allem wird der Täter vorher von Steve schon erahnt und beim späteren Aufzählen der möglichen Täter aber nicht mehr genannt! Ein weiterer Pluspunkt ist, dass in diesem Fall Annemarie Cordes die Steve spricht! Ich bin absolut begeistert von ihr!
Ich erinnere mich an die Mitternachtskrimi-Ausstrahlung im Deutschlandfunk 1987. Damals noch um 23.05 Uhr. Leider verpasste ich die letzten beiden Folgen durch eine Urlaubsreise. So musste ich Jahre auf die Auflösung warten. Vor einigen Jahren berichtete eine Zeitung, dass sich Durbridge-Fans in Köln in einer Gaststätte treffen, die vom Sohn des "Verdächtigen Nr. 1" Peter René Kröner betrieben wird/wurde. Ist bekannt, um welches Lokal es sich in Köln handelt?
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
01.05.2013 23:28
#5 RE: Bewertet Hörspiel: "Paul Temple und der Fall Gilbert" (1957, 5)
Eine halbe Minute gegoogelt: Die Kneipe des Sohns von Peter René Körner (nicht Kröner) heißt ... Überraschung: "Körner's". Der Express berichtet über die Gaststätte in einem Artikel, der aber leider nichts in Richtung Durbridge erwähnt. http://www.express.de/nippes--riehl--nie...12,8567886.html
Dieser Fall scheint äußerst beliebt zu sein. Es ist die dritte Wiederholung in den letzten 10 Jahren, nachdem der WDR es zum Jubiläum der Abspaltung vom NDR schon mal komplett gesendet hat und der DLF hat es in seinem Samstagskrimi schon mal gebracht. Meiner Meinung nach ist es neben Madisson das Stück, wo es am einfachsten ist, den geheimnisvollen Drahtzieher im Hintergrund zu erraten.
Zitat von brutus im Beitrag #6Der WDR bingt diese Hörspiel nochmal in 2 Teilen am
30. Oktober 21:05 - 24:00 Uhr WDR 5 Teil 1 31. Oktober 21:05 - 24:00 Uhr WDR 5 Teil 2
Das Hörspiel kann man sich zur Zeit (noch) in der ARD Mediathek anhören. Das dürfte zumindest für diejenigen interessant sein, die die Paul-Temple-Hörspiele noch nicht kennen und antesten möchten.
Spannend und unterhaltend......wir als Krimi Vielhörer und Seher spitzen natürlich schon recht früh die Ohren bei der Darstellung einer Person.Ok.....manchmal ist es eine falsche Fährte und manchmal eben nicht .Rene Deltgen ist natürlich Kult und wie immmer frage ich mich ob "Steve" wirklich oft so klein Mädchenhaft dargestellt werden muss ? A. Cordes ist sicherlich nicht schlecht aber in einigen Passagen irgendwie unpassend (oder doch Zeitgeist ?)naiv ? ( auch von der Stimmlage ).....aber das zieht sich ja durch viele PT Hörspiele. Trotzdem sehr kurzweilig, man kann das nächste HS kaum erwarten.
Ich denke, dass die etwas naive Anlage Steves schon bewusst von Durbridge gewählt war, auch im Original, wenngleich M. Westbury nicht die naive Stimme von Temples Frau hatte. Das war von Durbridge schon dramaturgisch so gedacht, denn eigentlich hat es Steve faustdick hinter den Ohren und kapiert die Zusammenhänge sehr schnell, wiegt die Verdächtigen und Paul aber in Unschuld. Das wurde erst aufgegeben, als Temple Serienstar und Steve bewusst in die 70er versetzt wurde.
Da hast du sicher recht und ich habe mich nach anfänglicher "Abneigung" auch irgendwie darauf eingelassen. Eigentlich ist es ja nichts anderes als unser klassisches Duo zB Holmes + Watson ,Poirot und Hastings oder Mrs. Oliver. Denen gegenüber liegt Steve Temple ja überraschend oft richtig.