Mit Himbeergeist geht alles besser Abenteuerkomödie, AT 1960. Regie: Georg Marischka. Drehbuch: Hans Jacoby, Willibald Eser (Buchvorlage: Johannes Mario Simmel). Mit: O.W. Fischer (Philipp Kalder), Marianne Koch (Hilde von Hessenlohe), Jacki Lane (Chou-Chou), Petra Schürmann (Suzie), Bill Ramsey (Kapitän), Fritz Rémond (Prof. Schwarzenberger), Bruno Hübner (Helmut Niederberger), Helmut Qualtinger (Seppl Reber) u.a. Uraufführung (BRD): 1. November 1960, Hamburg.
Zitat von Mit Himbeergeist geht alles besserEin erfolgreicher Wirtschaftswunder-Unternehmer erzählt die Geschichte seiner Karriere. Sie beginnt in den Wirren der Nachkriegszeit und führt zu der Erkenntnis, dass nicht alles, was glänzt, Gold ist. Als Aufschneider wird Philipp Kalder innerhalb weniger Tage vom Kriegsgefangenen zum Millionär und schließt nicht nur Bekanntschaften mit amerikanischen Besatzern, windigen Geschäftsmännern und Waffenschiebern, sondern zugleich mit einer reizenden Sekretärin.
O.W. Fischer jongliert mit Schrott, Liebe und Millionen!
In seinen großen Erfolgen spielte O.W. Fischer im Grunde genommen wieder und wieder dieselbe Rolle. Ob als Peter Voss, als Thomas Lieven oder Philipp Kalder – selbst als wallace-verschnittiger Reporter Wellby bedient er durch großmännisches, nicht ganz ehrliches, reichlich unverschämtes und immer die eigenen Vorteile suchendes Auftreten eine Schublade, die leicht als Selbstüberschätzung oder Penetranz durchgehen könnte. Könnte – wenn da nicht gleichzeitig Fischers einmalige Leichtigkeit und Sympathiewerte wären, die ihn auch als Leichtfüßer, Hochstabler und Säufer niemals im Stich lassen. Wer Fischers Leichtigkeit erkennt, sieht ihn immer wieder gern; wer sie nicht entdeckt, wird auch den Zauber seiner stets ähnlichen Filme nicht wahrnehmen. „Mit Himbeergeist geht alles besser“ war noch vor den beiden „Kaviar“-Filmen Fischers erste Begegnung mit den das Krimigenre nur leicht touchierenden Stoffen von Johannes Mario Simmel, der mehr Wert auf die Beobachtung zeitgenössischer Sonderbarkeiten sowie internationaler Abenteuer legte. Statt Senta Berger ist dieses Mal Marianne Koch die bestimmende Frau an seiner Seite, wobei es – wie so oft bei Simmels Frauencharakteren – schwer fällt, sie gänzlich zu ergründen. Stellt sie auf der einen Seite eine adenauerige Rühr-mich-nicht-an-Enthaltsamkeit zur Schau, so entpuppt sie sich doch mehr und mehr als dem windigen Kalder ebenbürtig.
Der Film warb mit der Zeile „Wer hochstapelt, hat mehr vom Leben!“ und meinte damit sicher nicht nur Fischer, sondern auch eine ganze Reihe anderer Charaktere. Den wahrscheinlich interessantesten porträtiert der österreichische Beinahenationalheld Helmut Qualtinger, der sich als Ex-Nazi unter der Sonne Lissabons mit nackten Frauen in allen Ausführungen umgibt – von der chinesischen Leibeigenen (Petra Schürmann) bis hin zu einem Sammlerinteresse an der berühmten und für Millionenspielerein bestens geeigneten Venus von Milo. Man wankt aber auch hier wieder über die Frage, ob man ihn abstoßend oder direkt niedlich finden sollte – dank sei dem unverwüstlichen Wiener Schmäh! Im direkten Vergleich mit den „Kaviar“-Filmen zieht „Himbeergeist“ in meinen Augen allerdings den Kürzeren – trotz sauberer Produktion durch die österreichische Sascha-Film wirken die Erlebnisse des Herrn Kalder deutlich episodenhafter und nicht so kunstvoll aneinandergebunden wie Lievens Exkursionen ein Jahr später. Auch der kriminalistische und bedrohliche Anteil fällt ihnen gegenüber ab, sodass „Mit Himbeergeist geht alles besser“ zwar als Wegbereiter und Generalprobe für „Es muss nicht immer Kaviar sein“ gelten darf, insgesamt aber wesentlich harmloser, gediegener und in meinen Augen auch nicht ganz so amüsant ausfällt.
Wer die „Kaviar“-Filme schätzt, sollte auch diesem frühen Simmel eine Chance geben. Mit dem Kolportage-Stil der späteren ROXY-Produktionen haben die typischen Wochenendkomödien kaum etwas gemein, doch O.W. Fischer drückt allen dreien seinen unverwechselbaren Stempel auf. 3,5 von 5 Punkten.
Die DVD von Kinowelt ist bildqualitativ keine Offenbarung. Eindeutig wurde keine Restaurierung vorgenommen, was zu einem leicht grünstichigen Bild, verbesserungswürdigem Kontrast, einigen Staubartefakten und sichtbaren Rollenwechselmarkierungen führt. Dennoch bewegt sich das Master auf einem tv-üblichen Standardniveau und ist gut ansehbar. Als Bonus wird der Originalkinotrailer bereitgestellt, der – und das ist das Ärgerliche – eine bessere Bildqualität als der Hauptfilm aufweist. Zusätzlich beglückt uns Kinowelt mit ein paar Starinfos und einem 18-seitigen Scan des Werberatschlags im Computer-Part der DVD.
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