Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 23 Antworten
und wurde 689 mal aufgerufen
 Off-Topic
Seiten 1 | 2
Tom Offline



Beiträge: 739

01.03.2009 22:26
Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Ich bin ein sehr großer Fan der Sonntags-Tatorte. Es vergeht fast kein Sonntag an dem ich nicht um 20.15 Uhr bei der ARD zu Gast bin.
Mich würde jetzt interessieren, was Ihr von den Tatorten der einzelnen Sendern haltet.
Von daher würde ich mich freuen, wenn man sich hier mit seiner Meinung zu den Tatorten melden würdet. Und um das ganze nicht ausufern zu lassen, würde ich vorschlagen - das wir uns nur auf die Tatorte halten, die am Sonntag Abend gelaufen sind.

Sonntag, 01.03.2009
TÖTLICHE TARNUNG (SWR)

Ich fand diesen Krimi war mal wieder ein voller Erfolg. Die beiden neuen Ermittler des SWR (Richy Müller und Felix Klare) werden von Tatort zu Tatort immer besser - was natürlich auch an dem spannenden Drehbuch (Holger Karsten Schmidt) und der sehr gelungenen Regie (Rainer Matsutani) liegt.

Vor allem hat man auch etwas mehr aus der Vergangenheit von Kommisar Lannert erfahren. Ich denke mal, dieses Team (mit sehr guten Darstellern auch in "Nebenrollen") hat noch sehr viel Potential.

Aber auch sehr gefreut hat mich ein Wiedersehen mit Despina Pajanou - wenn auch leider nur in einer kleineren Rolle - weil ich finde, dass diese Schauspielerin mehr Aufmerksasmkeit verdient hat.

Wie ist eure Meinung?

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

01.03.2009 23:16
#2 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Ich habe diesen Tatort nicht gesehen, möchte jedoch generelle etwas zu den heutigen Tatorts
mitteilen. Ich kenne die Tatorts seit Mitte 1970 und war begeistert. Das Konzept von
Gunther Witte diese in verschiedenen Regionen und auch Ländern spielen zu lassen,
der lokale Dialekt, die lokalen Gegebenheiten (Ruhrpott/Bayern ...) und die hervorragende
Machart nicht zuletzt dank der sehr guten Drehbuchautoren und Regisseure. So wurden alle
Tatorts aufgezeichnet und die besten archiviert.

Der heutige Tatort ist leider mittlerweile nur noch eine Plattform, wo tlw. auch gute
Produktionen mit einer gewissen Konstanz laufen. Vom Tatort-Konzept gibt es überhaupt
keine Inhalte mehr. Gute Produktionen wie z.B. die Kölner Produktionen die sich tlw.
sehr kritisch mit Themen auseinandersetzen werden beschnitten. Ob ein Tatort in Kiel
oder München spielt ist fast egal, man hat die lokalen Gegebenheiten bewußt unterdrückt
und Kommissare auch deswegen aus der Reihe ge... Ich beschäftige mich sehr intensiv
mit dem Tatort und konnte einige Hintergrundinformationen erhalten, die mich tlw.
schwer erschüttert haben.

Der Tatort insgesamt ist nur noch ein hohler Begriff, eine Plattform für junge
hauptsächlich Redakteurinnen, die in der Regel in der Tat Tatorts/Kommissare die älter
als knapp 10 Jahre sind überhaupt nicht kennen und versuchen "auf Teufel komm raus" Quote
zu machen. Daß es dabei auch gute Produktionen gibt steht außer Frage, doch diese haben
mit dem Tatort (leider) nichts mehr zu tun.

Gruss
Havi17

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

01.03.2009 23:31
#3 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten
Nun ja, früher gab es höchst unterschiedliche Ermittler, Märchenfiguren wie Kressin aber auch langweilige Krawattenträger. Das ist heute doch auch nicht anders. Die Kölner ermitteln in sozialen Brennpunkten, bei den Münsteranern liegt das Augenmerk eher auf (bewusst klassisch?) konstruierten Morden, die meist einige Zeit zurückliegen und in die Gegenwart hineinspielen und humorvollen Dialogen. Bei den meisten Tatorten bekommt man sehr viel von der jeweiligen Region zu sehen und den Dialogen der bayrischen Beiträge kann man standesgemäß nur mit hohem Aufwand folgen.
Es mag manchmal durchaus so sein, dass etwas früher mal besser war, aber beim Tatort ist dies sicher nicht der Fall! Bei Kressin hatte es keine Bedeutung, dass er aus Köln kam, denn er gondelte ständig durch die Weltgeschichte. Das Ganze hätte auch vom MDR oder BR produziert werden können. Der allererste Tatort "Taxi nach Leipzig" ist nicht nur eine - im Nachhinein betrachtet - eher durchwachsenen Gelegenheit, sie spielt auch nicht einmal in Hamburg. Auch andere Ermittler neigten in den 70ern und 80ern eher dazu ihrem Dienstbereich des Öfteren zu "entfliehen".
Und zu behaupten, Ermittler wie Borowski und Co wären keine Typen ist unmöglich. Nach wie vor ist die Reihe "Tatort" eine Plattform für junge Regisseure und Drehbuchautoren. Da haben die Redakteure nicht viel damit zu tun, die segnen die fertigen Drehbücher nur ab.

Und du vergisst, dass gerade in der Anfangszeit "Tatort" nur ein Sammelbegriff für die Krimis war. Zum Teil wurden sogar Filme, die gar nicht für die Reihe geplant waren durch Hinzufügen des Tatort-Vorspanns in die Reihe integriert oder Kommissare, die als eigene Serie geplant waren als "Tatorte" realisiert. Der Reihencharakter ist heute eher stärker als früher, es gibt ja auch hin und wieder eine Rückkehr zum "Ermittler besucht anderen Ermittler"-Prinzip.
Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

02.03.2009 08:27
#4 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88
Nun ja, früher gab es höchst unterschiedliche Ermittler, Märchenfiguren wie Kressin aber auch langweilige Krawattenträger. Das ist heute doch auch nicht anders. Die Kölner ermitteln in sozialen Brennpunkten, bei den Münsteranern liegt das Augenmerk eher auf (bewusst klassisch?) konstruierten Morden, die meist einige Zeit zurückliegen und in die Gegenwart hineinspielen und humorvollen Dialogen. Bei den meisten Tatorten bekommt man sehr viel von der jeweiligen Region zu sehen und den Dialogen der bayrischen Beiträge kann man standesgemäß nur mit hohem Aufwand folgen.
Es mag manchmal durchaus so sein, dass etwas früher mal besser war, aber beim Tatort ist dies sicher nicht der Fall! Bei Kressin hatte es keine Bedeutung, dass er aus Köln kam, denn er gondelte ständig durch die Weltgeschichte. Das Ganze hätte auch vom MDR oder BR produziert werden können. Der allererste Tatort "Taxi nach Leipzig" ist nicht nur eine - im Nachhinein betrachtet - eher durchwachsenen Gelegenheit, sie spielt auch nicht einmal in Hamburg. Auch andere Ermittler neigten in den 70ern und 80ern eher dazu ihrem Dienstbereich des Öfteren zu "entfliehen".
Und zu behaupten, Ermittler wie Borowski und Co wären keine Typen ist unmöglich. Nach wie vor ist die Reihe "Tatort" eine Plattform für junge Regisseure und Drehbuchautoren. Da haben die Redakteure nicht viel damit zu tun, die segnen die fertigen Drehbücher nur ab.

Und du vergisst, dass gerade in der Anfangszeit "Tatort" nur ein Sammelbegriff für die Krimis war. Zum Teil wurden sogar Filme, die gar nicht für die Reihe geplant waren durch Hinzufügen des Tatort-Vorspanns in die Reihe integriert oder Kommissare, die als eigene Serie geplant waren als "Tatorte" realisiert. Der Reihencharakter ist heute eher stärker als früher, es gibt ja auch hin und wieder eine Rückkehr zum "Ermittler besucht anderen Ermittler"-Prinzip.
Sorry, aber das sehe ich leider nicht so. Ganz am Anfang wurden in der Tat einzelne wenige Episoden als Tatort hinzugefügt, doch das sind zu wenige Ausnahmen als das das ein Kriterium wäre. Schaue Dir einmal die ersten 100 Tatorts an oder unterhalte dich einmal mit Leuten, die das Konzept entworfen haben oder kennen. Besuche einmal Tatort Symposien, eines ist in den nächsten Tagen, unterhalte dich dort einmal mit den Redakteuren und mache Dir ein Bild darüber worauf es diesen ankommt

Gruss
Havi17

Benny Offline




Beiträge: 2.451

02.03.2009 10:09
#5 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Der Tatort scheint am Sonntag Abend immer noch der Renner bei den Zuschauern zu sein. Zum Hintergrund der Tatorte kann ich leider nichts sagen. Ich habe Sonntag Abends meist anderes um die Ohren und gucke nur selten mal einen Tatort. Gesehen habe ich im Laufe der Jahre ein paar ältere und ein paar neuere. Aufgefallen ist mir dabei doch die sehr schwankende Qualität der Filme. Einige waren spannend,einige hatten brisante Themen, aber viele auch sehr langweilig. Es wird wohl nie die Reihe werden, die ich mir regelmäßig antun könnte. Da gibt es konstant bessere Reihen (wie z.B. einige der ZDF-Krimi-Reihen, die Sonntags gegen 22 Uhr starten, wie z.B. Inspektor Barnaby oder die neue Reihe Lewis)

Gruß
Benny



"Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden." Mark Twain

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

02.03.2009 16:41
#6 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Ich bin regelmäßiger Tatort-Gucker und versuche, keinen neuen Film zu verpassen. Ich habe diese Serie etwa seit 1983/84 regelmäßig gesehen, von meiner Militärzeit mal abgesehen. M.E. spiegelt diese Serie wie kaum eine zweite auch jeweilige Stimmungen und Themen der Gesellschaft wieder, ob bewußt gewollt oder manchmal auch unfreiwillig.
Die Unterschiedlichkeit der einzelnen Kommissare und Teams ist dabei ein toller Vorteil, weil so weniger Eintönigkeit aufkommt als bei anderen Serien und sich die Reihe immer wieder neu erfinden kann. Und auch regionale Besonderheiten kommen immer wieder vor, auch heute noch.
Schade finde ich den momentan etwas rüden Umgang mit altgedienten Tatort-Kommissaren wie Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) in Leipzig oder Jens Hinrichs (Uwe Steimle) in Schwerin. Ich habe nichts gegen Frau Thomalla, die Geschichten sind auch nicht schlecht, aber gerade die etwas anderen Typen wie Ehrlicher oder Hinrichs bleiben auf der Strecke, werden gegen glattere Charaktere ausgewechselt. Und die Art und weise des Umgangs miteinander in den Sendern ist schon befremdlich, wenn man den Pressemeldungen trauen kann.
Somit hat es der Tatort immer schwerer, Maßstäbe zu setzen, oder sei es auch, zu polarisieren wie mit den Schimanski-Filmen oder Kressin! Es ist schade, daß die Sender teilweise auf Nr. Sicher gehen wollen. Aber es gibt auch positive Beispiele wie zuletzt in "Familienaufstellung" oder "Baum der Erlösung".

Mit der Lizenz zum Verhüten

BillyBoy03

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

02.03.2009 17:43
#7 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten
Zitat von Billyboy03
Somit hat es der Tatort immer schwerer, Maßstäbe zu setzen, oder sei es auch, zu polarisieren wie mit den Schimanski-Filmen oder Kressin! Es ist schade, daß die Sender teilweise auf Nr. Sicher gehen wollen.
Da hast Du sicher den Nagel auf den Kopf getroffen. Viele Filmproduktionen auch gerade beim Tatort sowie auch Samstagabendshows wie z.B. "Wünsch Dir was" hatten bewußt polarisiert und dem Zuschauer die Zeit und Gelegenheit gegeben nachzudenken.

Gruss
Havi17

Jan Offline




Beiträge: 1.753

02.03.2009 22:52
#8 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Mal zuerst zum allgemeinen Teil: Böse Zungen behaupten, dass es sich nur um einen aktuellen "Tatort" handeln kann, wenn die emanzipierte Ermittlerin und alleinerziehende Mutter den Vergewaltiger mit Migrationshintergrund durch den sozialen Brennpunkt jagd und dabei schlussendlich feststellen muss, dass es nur die verkommene Gesellschaft ist, die den Täter zum Täter machte! Will heißen: anstatt guter und vor allem spannender Geschichten übertünchen die Autoren (gewollt oder ungewollt) das Geschehen nicht selten mit nerviger Gesellschaftskritik und einem Zeitcholorit, das nicht selten keines ist. Es wirkt oftmals so dick aufgetragen, dass man sich wünscht, das Wort Bildungsauftrag nie gehört zu haben.

Ganz sicher ist das nicht immer der Fall - aber durchweg des öfteren und daran krankt die in der Tat nach wie vor ungebrochen erfolgreiche Serie m.E. zumindest inhaltlich. Bedauerlicherweise sehe ich auch keine Tendenzen, dass sich das ändert, wodurch ich den Dreh zur gestrigen Episode bekomme.

Was hätte man daraus nicht alles machen können. Viel Spielraum für Suspense war gegeben, anstatt dessen ein jammernder Richy Müller, der -na klar, was auch sonst!- im Rahmen eines verdeckten Einsatzes Frau und Kind verloren hat und nun auf der Flucht (!) vor seiner eigenen Vergangenheit ist. Naja, wer's mag. Ich muss sowas nicht haben - hätte mir anstatt der raumfüllenden Schluchzerei lieber einen handfesteren Krimistrang gewünscht. Rainer Matsutani sollte das eigentlich hinbekommen, sollte man denken. So aber geht auch diese Episode im Meer der belanglosen Fernsehspiele unter, obwohl sie doch mit dem dick aufgetragenen Pathos alles daran setzte, dass ihr ebendieses nicht widerfährt.

Gruß
Jan

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

03.03.2009 06:28
#9 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten
Zitat von Jan
Mal zuerst zum allgemeinen Teil: Böse Zungen behaupten, dass es sich nur um einen aktuellen "Tatort" handeln kann, wenn die emanzipierte Ermittlerin und alleinerziehende Mutter den Vergewaltiger mit Migrationshintergrund durch den sozialen Brennpunkt jagd und dabei schlussendlich feststellen muss, dass es nur die verkommene Gesellschaft ist, die den Täter zum Täter machte! Will heißen: anstatt guter und vor allem spannender Geschichten übertünchen die Autoren (gewollt oder ungewollt) das Geschehen nicht selten mit nerviger Gesellschaftskritik und einem Zeitcholorit, das nicht selten keines ist. Es wirkt oftmals so dick aufgetragen, dass man sich wünscht, das Wort Bildungsauftrag nie gehört zu haben. Gruß Jan
Danke Jan, ich wollte das "eine Plattform für junge hauptsächlich Redakteurinnen ..." nicht so direkt gesagt haben, doch Du hast eine weitere Folge davon auf den Punkt gebracht.

Gruss
Havi17

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

03.03.2009 16:20
#10 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten


Mit "Tatort" kann ich in der Regel nichts anfangen. Meistens geht es ziemlich deutsch zu, mäßig spannend, man ahnt nach der Hälfte wie es ausgehen wird und visuell-ästhetisch sind keine besonderen Mühen erkennbar.

Gruß,
Daniel

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

03.03.2009 17:26
#11 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Zitat von Daniel Lantelme
Mit "Tatort" kann ich in der Regel nichts anfangen. Meistens geht es ziemlich deutsch zu, mäßig spannend, man ahnt nach der Hälfte wie es ausgehen wird und visuell-ästhetisch sind keine besonderen Mühen erkennbar.
Gilt diese Aussage auch für die alten Tatorte vor 1978 ?

Gruss
Havi17

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

03.03.2009 20:01
#12 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten
Zitat von Havi17
Gilt diese Aussage auch für die alten Tatorte vor 1978 ?

Ich bin nicht angesprochen, dennoch möchte ich etwas dazu sagen!
Ich fand "Taxi nach Leipzig" sehr zäh, die meisten anderen Tatorte aus der Zeit interessieren mich bereits von der angegebenen Handlung her nicht wirklich, ich konnte nur ein paar wenigen Schimanskis etwas abgewinnen, bin aber ein Anhänger von Kressin, der doch sehr "undeutsch" daherkommt.
Dennoch würde ich dem Allem jederzeit einen der Münster-Tatorte mit Prahl und Liefers vorziehen. Allein die Dialoge und das Spiel der beiden sind soviel wert, dass es auch mal einen Ausrutscher in Bezug auf die Story geben darf. Dazu kommen tolle Nebenfiguren. Und gerade was Havi bemängelt, nämlich, dass die Filme nicht mehr "anecken" kann hier nicht erkannt werden. Thiel schlägt sich mit seinem kiffenden Alt-68er-Vater herum und Börne kann man kaum als sympathischen Hochglanzermittler bezeichnen, der geht doch mit einigen Leuten recht rüde um.
Das Ganze nimmt sich auch nicht so ernst wie viele andere Tatorte (es schon immer getan haben), von daher ist der Realitätsbezug nicht ganz so groß und es werden eher Krimi-Märchen erzählt, die auch gerne mal Moorleichenfunde im Nebel oder Giftmorde à la Agatha Christie beinhalten. Neben den Kressin-Filmen (die ohne Rupp überhaupt keinen Wert hätten) und den Schimanskis (die oft auch nur von der Anwesenheit der Hauptfigur lebten) hat man es hier mit meinen Lieblings-Tatorten zu tun.
Wenn ich mir (was selten genug passiert) einen anderen aktuellen Tatort ansehe, bin ich entweder grenzenlos enttäuscht (was aber oft an der Inszenierung liegt) oder fühle mich gut unterhalten. Borowski gefällt mir durchaus ganz gut, ebenso die Kölner-Filme. Die kritisierten "Emanzen-Filme" habe ich wohl bisher immer verpasst, vielleicht ganz gut so.
Aber dass der "Tatort" in seiner Gesamtheit schlechter geworden ist, ist kompletter Unfug. Damals wie heute schreiben junge Autoren die Drehbücher und sowohl damals wie heute orientierte man sich meist an aktuellen Geschehnissen und Ansichten oder schuf sich einen eigenen Kosmos, eine Parallelwelt, wie bei Kressin oder Thiel/Börne der Fall.
Zeiten ändern sich, die Filme mit Ihnen. Und so sehr es mir auch Spaß macht, einen simpel gestrickten Tatort aus den 70ern zu sehen, so sehr haben auch die aktuellen Tatorte ihre Daseinsberechtigung.
Und wenn jetzt noch die Redakteure von damals am Ruder wären, würden diese die selben Drehbücher vorgelegt bekommen und könnten ihren Einfluss einzig und allein noch dahingehend geltend machen, dass ein paar Alt-Stars auftauchen oder ein erfahrener Regisseur mit der Realisierung beauftragt wird.
Natürlich schaue ich nicht jeden Sonntags-Tatort, dazu sind die Ermittler zu unterschiedlich. Aber auch früher gab es sicherlich genug Menschen, die konsequent die Kressin-Filme ausgespart haben, weil sie etwas Realistischeres sehen wollten. Auch damals werden also auch nicht jeden Sonntag die selben Leute eingeschaltet haben.
Ich suche mir heute auch die Filme mit meinen Lieblingsermittelner aus oder eben die, die eine interessante Handlung aufzuweisen scheinen.

Zum Lokalkolorit:
Wie gesagt, die Kölner- oder Münsteraner-Tatorte zeigen weit mehr von Land und Leuten als es Kressin je tat. Andere aktuelle Tatorte sehe ich nur selten, daher will ich mir dazu keinen übergreifen Kommentar erlauben.
Und so regionsgebunden wie damals geht es heute ohnehin nicht mehr zu. Als Duisburger, der zur Polizei ging, wurde man halt irgendwann Kommissar in Duisburg. Heute wird man von Nordrhein-Westfalen nach Sachsen versetzt, gebürtige Hamburger finden sich in Köln wieder... da kann man keine Dialekte mehr erwarten. Zu alledem kommt auch einfach, dass Dialekte sowieso (leider) mittlerweile aussterben. Nehmen wir an, ein Schauspieler aus meiner Region würde jetzt einen jungen Kommissar in Wilhelmshaven spielen. Der Mann könnte fast mit Garantie kein Plattdeutsch oder würde schlimmstenfalls nicht einmal ansatzweise norddeutsch klingen. Und dann auf Biegen und Brechen den Kommissar bei Fahrten entlang von Deichen und Landstraßen zu zeigen, würde mir, wäre ich Regisseur eines solchen "Friesland-Tatorts" eher widerstreben.
Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

03.03.2009 20:16
#13 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Trotz Krimi-Fan war ich nie ein begeisterter Tatort-Seher und habe bestimmt noch keine 50 gesehen. Dennoch fand ich seinerzeit die wenige Tatorte, die ich sah sehr gut. Darunter zähle ich vor allem den ersten Tatort "Taxi nach Leipzig", "Reifezeugnis" und weitere mit Klaus Schwarzkopf. Auch der erste aus meiner Heimat Saarland mit Dieter Eppler fand ich ausgezeichnet. Die Palu's habe ich zwar zum größten Teil mir auch angesehen, dennoch gefiel mir dieses "Saarbrücken" nicht so gut. Das neue Duo ist überzeugender. Als ich dann den ersten von Jürgen Roland sah, verging mir das Sehen der Tatorte. Den einen oder anderem sah ich zwar von Felmy, George aber Tatort empfand ich nie Pflicht sie mir anzusehen.

Joachim.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

03.03.2009 22:53
#14 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88
Aber dass der "Tatort" in seiner Gesamtheit schlechter geworden ist, ist kompletter Unfug.

Das ist sicher Ansichtssache, denn alles neue ist grundsätzlich besser als altes, bzw daß mit dem man groß wird . Unterhalte ich mich mit Leuten, die mit den alten Tatorts aufgewachsen sind, bzw. diese nachgeholt haben, sich mit dieser Thematik seitdem befassen, sich die neuen Tatorts anschauen und ein Blick hinter die Kulissen werfen, ist das LEIDER nicht der Fall. Die Unterschiede in Tempo, Aufbau, Konstanz und Niveau sind zu unterschiedlich.

Zitat von Fabi88
... da kann man keine Dialekte mehr erwarten.
Wenn man die "Weiterentwicklung" des Tatorts kritisch verfolgt, ist das leider so beabsichtigt´. Kommissare, welche nicht in das Klischee passen wurden leider sehr unsanft ausgegliedert. Verantwortlich dafür sind einzig die Redakteure, das hat überhaupt nichts mit den Drehbüchern zu tun, abgesehen davon daß ich mir heute so manchen guten alten Drehbuchautor wünschen würde.

Gruss
Havi17

NinaMz Offline




Beiträge: 71

04.03.2009 08:45
#15 RE: Sonntags-Tatorte Zitat · Antworten

Zitat von Havi17
[quote="Fabi88"]Wenn man die "Weiterentwicklung" des Tatorts kritisch verfolgt, ist das leider so beabsichtigt´. Kommissare, welche nicht in das Klischee passen wurden leider sehr unsanft ausgegliedert. Verantwortlich dafür sind einzig die Redakteure, das hat überhaupt nichts mit den Drehbüchern zu tun, abgesehen davon daß ich mir heute so manchen guten alten Drehbuchautor wünschen würde.


Ich möchte als Uralt-Fan des Tatortes doch mal zwei Sätze mitteilen.

Ursprünglich war um das Wort "TATORT" eine Reihe entstanden mit losen Folgen und Ermittlern. Nach 2-4 Folgen wurde der Begriff "TATORT" als festes Format geführt, wobei der WDR und der NDR hier federführend waren. Die anderen Sendeanstalten kamen erst später hinzu. Hinzu kam die Auswahl der Ermittler, die zu Beginn allesamt aus dem Kino kamen und reichlich bekannt waren. Beispielsweise: Walter Richter/Trimmel, Sieghardt Rupp/Kressin, Hansjörg Felmy/Haferkamp, Dieter Eppler/Liersdahl. Weiter wurden Schauspieler/Schauspielerinnen verpflichtet, die ebenfalls aus dem Kino bestens bekannt waren. Um den "Tatort" (wortwörtlich) wurde eine Handlung gewoben, deren Logik ich heute in den neuen Folgen zu 70% vermisse.

Diese Art der Krimiunterhaltung wurde vom Zuschauer mit sehr hohen Einschaltquoten angenommen ( wie auch es fast zeitgleich bei den Serien Der Kommissar, Stahlnetz, Der Alte u.a. gehandhabt wurde).

Niemand brauchte abends mehr aus Puschen ins Kino um Felmy zu sehen, sondern schaltete das 1. oder 2.Programm ein und wurde vorzüglich bedient, mit excellenten Haupt- und Nebendarstellern sowie einer spannend unterhaltsamen Krimistory. Aus heutiger Sicht stellen die Tatort-Folgen 1-100 tolle Zeitzeugnisse dar, die zu Unrecht in den Archiven verstauben.

Irgendwann war dann jede TV Anstalt am Tatort beteiligt und die Ausstrahlungen erfolgten schon inflationär. Was früher alle 4 Wochen ( oder alle 6 Wochen )zur Abendunterhaltung gehörte, lief plötzlich im wöchentlichen Wechsel. Nun ist es heute so, dass wir diese Folgeninflation am Sonntag noch heute haben, allerdings soweit gesteigert, dass unter der Woche in den Dritten ( seit einigen Monaten auch wieder im Ersten am Freitag ) mindestens 10 Tatorte wiederholt werden. Was mich daran ärgert, dass die alten FOlgen weiterhin im Archiv ihr Dasein fristen. Da muß schon ein "Altstar" versterben, dass jemand in die Mottenkiste greift und eine alte Folge zu Ehren des Verstorbenen zeigt. Dies war bei Erik Schumann ( als K. Greve ) der Fall, beim Haferkamp natürlich, aber ärgerlicherweise weder bei Dieter Eppler ( verst. 2008 ) oder beim Kommissar Lutz ( Werner Schumacher, verst. 2004).

Von mir aus kann der Tatort täglich irgendwo als Wiederholung laufen, egal ob es Folgen aus den 70er Jahren oder den 2000er sind.

Die neueren Tatorte sind nicht alle schlecht, hier ärgert mich allerdings, dieses Aufrüschen der Ermittlerfiguren ( Dellwo/Sänger, Keppler/S. Thomalla, Borowski, Lürsen). Diese von mir genannten sind unglaubwürdige Spielfiguren und langweilig dazu. Das ist natürlich meine Meinung. Zum Glück gibt es noch Batic und Leitmayr in München oder den Freddy Schenk aus Köln. Auch hier gibt es völlig misslungene Folgen, aber die gab es natürlich auch in den ganz alten Folgen. Mir stoßen solche Nebenstränge wie dieses Glückspiel beim letzten Odenthal-Tatort mächtig auf. Oder die ständigen persönlichen Schicksalschläge einiger Ermittler, die wirklich haarsträubend sind ( Frau SÄnger ). Da ist mir der klitzekleine Nebenstrang mit Hinweis, dass Freddy Schenk Opa wird und gut ist, lieber, als die Verschwendung von Sendezeit für Problembewältigungen des Ermittlers, abseits vom eigentlich Fall.

Ich wünsche mir, dass Drehbuchautoren mal wieder einen Mord im Mietshaus, im Park oder am Fließband eines Autoherstellers aufgreifen, ohne dass gleich alle Brennpunkte, aktuelle Themen darin verwurstet werden. Der klassiche Mörder und dessen Überführung hat was. Und noch eine kleine Bitte, ohne Gerichtsmediziner, die gehen mir auch zunehmend auf den Senkel. Für so was gibts Formate, mehr als ich ertragen kann.

Seiten 1 | 2
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz