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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.007 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

23.02.2008 12:27
A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

La casa con la scala nel buio

IT, 1983
Regie: Lamberto Bava
Musik: Guido und Maurizio de Angelis
Kamera: Gianlorenzo Battaglio
Darsteller: Andrea Occhipinti, Anny Papa, Fabiola Toledo, Michele Soavi, Lara Naszinsky u.a.

Inhalt:
Der junge Komponist Bruno (Andrea Occhipinti) mietet sich in einer Villa ein, um eine Musik für einen Film fertigzustellen. Da er dafür Ruhe braucht, hat er sich eine Villa ausserhalb Roms ausgesucht. Tony (Michele Soavi) ist begeistert von Bruno und seiner Arbeit. Bald merkt Bruno, dass er nicht alleine ist. Er bekommt Besuch von einem Mädchen, das danach aber spurlos verschwindet. Irritiert davon, versucht er weiter zu arbeiten. Schon wieder bekommt er Besuch von einer weiteren Dame. Auch sie verschwindet.

Die Wahrheit ist, dass eine blutrünstige Bestie in der Nähe der Villa umgeht. Bruno erkennt im Badezimmer entscheidende Hinweise auf ein blutiges Gewaltverbrechen. Seine Freundin Julia (Lara Naszinsky), der er seinen Verdacht mitteilt, schenkt ihm keinen Glauben. Der Killer mordet aber weiter und ist beiden jetzt sehr nahe ...

Dieser Giallo ist sehr gut geworden, auch wenn die Schauspieler etwas blass sind. Lamberto Bava hat aus kleinsten Mitteln ein Meisterstück geschaffen. Die Inszenierung der Morde wurde sehr heftig gestaltet. Zartbesaitete lassen von diesem Film am besten die Finger. Die Musik der Angelis-Brüder ist außergewöhnlich und kurbelt die Spannung enorm an. Der Showdown des Films ist sehr packend geraten. Die Verbindung mit Frauen und Gewalt ist hier stärker ausgeprägt. Das Motiv ist überzeugend und giallotypisch. Insgesamt sicherlich einer der besten Gialli.

Trailer:


Viel Spaß beim Gucken.

MfG
Mike

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

24.02.2008 12:43
#2 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Einer von Lamberto Bavas besten Gialli. Ein interessanter Film, dem man die frühen 80er-Jahre anmerkt, ohne dass es stört.

Die Handlung wird recht langsam und ruhig erzählt. Spannung wird durch den gelungenen Score erzeugt. Die Mordszenen sind dafür umso heftiger und durch den Kontrast wirken die Schocks noch extremer. Man spürt den Einfluss von Argentos "Tenebre", bei dem Bava auch mitgearbeitet hatte - auch die Gebäude und die Einrichtungen gehen stark Richtung damaliger Moderne.

Genial finde ich den Anfang - die Idee ist zwar nicht neu, aber gut umgesetzt. Die Schauspieler passen außerdem gut in ihre Rollen, die bis auf die Regisseurin alle eher unauffällig angelegt sind.

Zwei kleine Kritikpunkte habe ich trotzdem: Erstens ist das Messer, mit dem der erste Mord begangen wird, ein Witz - es würde sofort abbrechen! Zweitens ist die deutsche Synchro richtig billig und passt nicht zu den schönen Bildern. Gibt es eigentlich eine DVD mit deutschem Ton, der nicht klingt, als kämen die Stimmen aus 100 Metern Entfernung?

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

argento92 Offline



Beiträge: 80

20.07.2009 19:45
#3 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Habe mir den Film zusammen mit "Die Grotte der vergessenen Leichen" bei dvdfsk18.at bestellt. Findet ihr den Film gut? Ich hab mir die Collector's Edtion bestellt - wisst ihr, wie die Quali ist?

Grüße
argento92

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

20.07.2009 21:40
#4 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Bei allen Veröffentlichungen, die ich kenne, ist das Bild noch okay, aber die deutsche Tonspur eine Katastrophe (leider).

Der Film selbst ist für mich einer der besten 80er-Jahre-Gialli. Optisch modern, gut inszeniert, spannend - nur die Darsteller sind maximal Durchschnitt (ihre deutschen Stimmen unterstützen sie allerdings auch nicht wirklich ...).

Von welchem Label hast du die "Collector's Edition" bestellt? Die Hartbox von EC Entertainment oder die Deluxe Collector's Edition aus Holland? Egal welche - der Inhalt ist der gleiche. Habe beide versucht und die hübschere Hartbox behalten (die ist sogar noch auf 500 Stück limitiert ...).

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

argento92 Offline



Beiträge: 80

21.07.2009 11:33
#5 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Ich habe die aus Holland bestellt.

Gruß
argento92

argento92 Offline



Beiträge: 80

22.07.2009 09:22
#6 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Eine Frage an @Gubanov: Zu diesem Film wäre es auch sehr nett, einen Review zu verfassen.

Gruß
argento92

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.07.2009 11:44
#7 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Auch hier kann ich dir nur die gleiche Antwort geben wie im anderen Thread: Meine Giallo-Erfahrung hält sich sehr in Grenzen und ich kenne den Film leider nicht.

argento92 Offline



Beiträge: 80

22.07.2009 12:02
#8 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Okay, macht ja nichts. Vielleicht kann ja irgendjemand anderes zu den beiden Filmen ein Review schreiben.

Gruß
argento92

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

22.07.2009 12:06
#9 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Ja ... Du zum Beispiel (wenn du sie dann gesehen hast)!

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

argento92 Offline



Beiträge: 80

22.07.2009 13:02
#10 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Sicherlich.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2017 21:15
#11 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Acht Jahre später komme ich dann ’mal der Anfrage von @argento92 nach, der mittlerweile vielleicht nicht einmal mehr mitliest. Gelohnt hat sich die Sichtung dennoch:



A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller
(La casa con la scala nel buio)


Thriller, IT 1983. Regie: Lamberto Bava. Drehbuch: Dardano Sacchetti, Elisa Briganti. Mit: Andrea Occhipinti (Bruno), Anny Papa (Sandra), Fabiola Toledo (Angela), Michele Soavi (Tony Rendina), Valéria Cavalli (Katia), Stanko Molnar (Giovanni), Lara Naszinski (d.i. Lara Lamberti) (Julia), Marco Vivio (erster Junge im Film), Giovanni Frezza (zweiter Junge im Film) u.a. Uraufführung (Italien): 6. August 1983. Uraufführung (Deutschland): August 1988.

Zitat von A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller
Filmkomponist Bruno soll einen Gruselfilm vertonen und bekommt von der Regisseurin Sandra einen Aufenthalt in einer entlegenen Villa spendiert, damit er das bedrückende Gefühl von Angst beim Verfassen der Musik spüren kann. Und es kriecht tatsächlich bald in ihm hoch – jedoch in sehr viel realistischerer Form als erwartet: Zwei Frauen verschwinden spurlos – nicht ohne auf die vormalige Bewohnerin des Hauses, Linda, hinzuweisen, die ein düsteres Geheimnis verberge. Und wirklich scheint Linda durch den dunklen Keller der Villa zu schleichen – mit einem Messer und dem unbändigen Drang nach Blut!


Wenn die Sprache auf eine einsame, unheimliche Villa fällt, die mit makabren Mordgeheimnissen und einem beilchenschwingenden Phantom-Hausbewohner aufwartet, so werden die meisten an einen alten Kasten denken, der die allseits so beliebte dunkelgewittrige Gothic-Atmosphäre versprüht. Spannung lässt sich aber auch in einem ganz anderen, einem durch und durch modernen Ambiente verbreiten, wie Lamberto Bava – seinerseits Sohn des Giallo-Begründers Mario – in diesem Film unter Beweis stellt. Die Villa – sie ist tatsächlich so wichtig und omnipräsent, dass man sie fast als Hauptdarsteller bezeichnen kann (andere Sets zu bauen, wäre halt teurer gewesen) – weist keines jener Schnörkeldetails auf, die man vielleicht mit dem Titel in Verbindung bringen mag. In geraden, kubischen Formen und weiß-grau-brauner, fast schon steriler Farbgebung präsentieren sich sowohl die Wohn- und Arbeitsräume über als auch der versprochene Keller unter der Erde. Hauptsächlich bei Nacht eingefangen, tut die Modernität dem Film aber auch überhaupt keinen Abbruch, sondern verleiht ihm vielmehr ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und – wie @kaeuflin so treffend schreibt – das typische Flair der frühen Achtzigerjahre, ohne dabei störend oder billig zu wirken.

Freilich – das Unheimliche entsteht im Wesentlichen durch die in Fluren und Garten umherschleichende Mörderfigur, die eine so typische Motivation zu ihren grausigen Taten antreibt, dass sie fast schon als ein Giallo-Klischee bezeichnet werden kann. Hier zeigt sich, dass es anno 1983 wohl einigermaßen schwierig war, das Rad noch einmal neu zu erfinden, oder dass Lamberto Bava zumindest keine Ambitionen dazu hatte. Ambitioniert ist er dagegen in puncto Mord- und Spannungsszenen und kurbelt den Fingernagel-Beiß-Faktor in ungeahnte Höhen.



Diesen Nervenkitzel bezieht „Das Haus mit dem dunklen Keller“ in allererster Linie aus seiner schonungslosen Brutalität. Ursprünglich als Vierteiler für das italienische Fernsehen gedreht, verweigerte dieses die Sendung des Materials, weil man fürchtete, keinen Sendeplatz für die harten Messermorde zu finden, von denen vor allem der zweite im Badezimmer durch Mark und Bein geht. Der daraufhin entstandene Zusammenschnitt kam also stattdessen doch ins Kino – vielleicht eine Erklärung für das manchmal etwas mangelnde Tempo des Streifens, der wirklich sehr ruhig wirkt und in dem die Morde dann als umso krassere Kontrapunkte herausstechen. Es wird dementsprechend auch kolportiert, Bava habe den englischen Titel viel besser gefunden, weil der Film sich eben wirklich zu 90 Prozent auf die Wirkung diverser Klingen verlässt. Giallo-Freunde, die etwa schon „Profondo Rosso“ für zu gewaltvoll halten, sollten von diesem Streifen hier tunlichst die Finger lassen!

Das liest sich ein bisschen so, als hätte „Das Haus mit dem dunklen Keller“ nichts außer seiner harten Gangart zu bieten. Dem ist aber keineswegs so. Wichtige Pfunde sind auch die atmosphärische Prätitelsequenz, die geschickt, wenn auch etwas konstruiert mit der Filmhandlung verknüpft wird, die stimmungsvolle Musik, die sehr zur unheilvollen Atmosphäre beiträgt, und nicht zuletzt der charismatische Hauptdarsteller, Andrea Occhipinti. Seine Figur Bruno bringt eine gewisse Ruhe in den Film – er lässt sich nicht verrückt machen, sondern geht den Indizien klug, mutig und manchmal sogar eiskalt nach. Auch die Regisseurin Sandra, gespielt von Anny Papa, hinterlässt einen interessanten Eindruck, während die anderen Frauen – vielleicht noch abgesehen von Brunos Freundin, gegen die immerhin ganz effektiv Verdachtsmomente aufgebaut werden – offensichtlich nur der Erhöhung des Bodycounts dienen.

Ein kleiner Makel, die Vorhersehbarkeit der Täterauflösung, wird geschickt durch den Rückbezug auf den Anfang kaschiert. Die Einbindung des Films-im-Film gelingt gut, wenngleich sie einen Psychologen wahrscheinlich nicht überzeugen würde. So bleibt „Das Haus mit dem dunklen Keller“ ein stimmungsvolles, lohnenswertes Kleinod, das unter Beweis stellt, dass Kammerspiele keineswegs langweilig sein müssen – auch wenn man hier und da noch ein paar Ecken und Kanten hätte abschleifen können ...

Das tödliche Herunterfahren der Messer choreografierte Lamberto Bava mit ebensolcher Sicherheit wie die Angst vor umherschleichenden Schatten und unheimlichen Geräuschen. Zudem bietet „Das Haus mit dem dunklen Keller“ beste old dark house mystery-Stimmung, sozusagen umadaptiert auf den new dark house-Look der Achtziger. Eine stimmige Besetzung, die leider von einer auch nicht immer überzeugenden englischen Synchro etwas behindert wird, rundet das blutige Vergnügen ab, das nur manchmal etwas unausgewogen wirkt. 4 von 5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.03.2017 14:19
#12 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Haus mit dem dunklen Keller" (La casa con la scala nel buio) (Italien 1983)
mit: Andrea Occhipinti, Lara Naszinski, Anny Papa, Stanko Molnar, Valéria Cavalli, Michele Soavi, Fabiola Toledo, Giovanni Frezza u.a. | Drehbuch: Dardano Sacchetti, Elisa Briganti | Regie: Lamberto Bava

Der Komponist Bruno erhält von der Regisseurin Sandra den Auftrag, die Musik zu ihrem neuen Horrorfilm beizusteuern und mietet sich zu diesem Zweck ein ruhig gelegenes Haus. Bald bekommt er Besuch von seiner Nachbarin Katia, die ihr Tagebuch liegenlässt, in dem sie Andeutungen zu einem Geheimnis der Vormieterin Linda macht. Als Katia spurlos verschwindet, sucht ihre Freundin Angela nach ihr, ereilt aber das gleiche Schicksal wie Katia. Bruno schöpft den Verdacht, dass beide Frauen Opfer eines Mordes geworden sind und vermutet die Ursache dafür in ihrer Bekanntschaft mit Linda....



Wie Regisseur Lamberto Bava (Sohn von Mario Bava) in einem Interview sagte, gefiele ihm der englische Titel "A Blade in the Dark" sogar besser als der italienische Originaltitel. Die Assoziationen, die das Publikum mit einem Haus mit einer im Dunklen verborgenen Treppe verbindet, deuten in Richtung Gothic-Thriller. Dabei handelt es sich bei dem Schauplatz um eine helle, moderne Villa mit einem weitläufigen Kellerbereich, der durchaus als Wohnraum genutzt werden hätte können. So findet sich der Schrecken also nicht in heruntergekommenen, vermoderten Kammern, sondern wird durch einen unheimlichen Besucher ins Haus gebracht. Hierbei profitiert der Schauplatz besonders von seiner offenen Struktur, den ebenerdigen Zimmern, in die das Böse ohne Schwelle gleiten kann, ohne dabei gesehen zu werden. Einen Vorsprung gewinnt die Angst durch die Prätitelsequenz, in der das Unheil im Tiefgeschoss lauert, in einem dunklen Schlund, der das pausbäckige blonde Kind verschlingt. Mit diesen Vorzeichen im Hinterkopf wartet der Zuschauer auf die Fortsetzung und Klärung der nicht weiter erläuterten Bluttat.

In der klassischen Tradition der Gialli ermittelt der (männliche) Protagonist ohne die Polizei und so obliegen die Nachforschungen Andrea Occhipinti, der seine Rolle mit bemerkenswerter Ruhe und Stringenz ausfüllt. Er lässt sich von den tätlichen Angriffen auf seine Arbeit und dem Verschwinden mehrerer Frauen nicht beirren und verfolgt eine Spur, von der er glaubt, dass sie die Hintergründe der Ereignisse ans Licht bringen wird. Lara Naszinski als seine Freundin sorgt durch ihre partielle Abwesenheit selbst für Ungereimtheiten und ist ihrem Partner keine Unterstützung. Die mangelnde Solidarität zwischen den Liebenden macht aus ihnen ein Paar ohne besondere Merkmale; ein Paar, dem das Drehbuch deshalb den Schutz entzieht, der die Helden des Films üblicherweise vor Schaden bewahrt. Die Unfähigkeit, sich zu artikulieren, ist das Problem der Zeit. Die Menschen reden aneinander vorbei, verschließen sich oder verschweigen wissentlich Wesentliches. So erhält das geheime Tagebuch des ersten Mordopfers eine gewichtige Rolle, bleibt jedoch in seinen Andeutungen vage, obwohl es doch ein Hüter der Wahrheit sein sollte. Ebenso redet Bruno bei Giulia ins Leere, während sie ihm verschweigt, dass sie es mit der Verpflichtung am Theater nicht so genau nimmt. Diese Verwässerung der zwischenmenschlichen Beziehungen bereitet den Boden für die rücksichtslosen Taten eines Einzelgängers, der das Vakuum ausnutzt, das sich in seiner Umgebung auftut.



Achtung! Spoiler!

Die Erwähnung der Parallelen zu Alfred Hitchcocks "Psycho" muten abgeschmackt an, doch liegt es auf der Hand, dass einzelne Szenenfolgen eindeutig von dem amerikanischen Klassiker inspiriert sind (Schatten des Täters hinter der Milchglasscheibe = Umrisse von "Mutter" hinter dem Duschvorhang, Bezugnahme auf Kindheitstrauma als Rechtfertigung für Morde, Messer als Waffe und Phallussymbol). Das Motiv für die Taten - die Abtötung der femininen Seite des Mannes - entspricht dem Machismo der Achtziger Jahre.

Ende Spoiler

Die Taten werden mit großer Geduld und einem kontinuierlichen Spannungsaufbau inszeniert, wobei die Einsamkeit des Schauplatzes bereits eine latente Bedrohung darstellt, weil sie mit dem Wissen um die Mordbereitschaft eines Unbekannten einhergeht. Der Zuschauer hält den Atem an, weil er weiß, dass die Zerstörungswut des Täters jederzeit losbrechen kann. Die verzweifelte Raserei des zweiten Mordes gipfelt in einigen harten Szenen, bei denen die Kamera hautnahe Zeugin der Vernichtung eines Menschenlebens wird und der Blutpegel dementsprechend in die Höhe steigt. Obwohl diese Momente den Film nicht dominieren, verleihen sie ihm ein nachhaltiges Gefühl der Unsicherheit und der Anspannung der Nerven. Als ausgleichend beruhigend erweist sich das harmonische Spiel von Andrea Occhipinti, der neben Anny Papa Sympathieträger des Giallos ist. In einer Umgebung der fortwährenden Bedrohung sind diese Charakterzüge nicht hoch genug einzuschätzen und verleihen dem Film einen positiven Fixpunkt. Durch die dezente Farbgebung und die eleganten Interieurs macht der mit bescheidenen Mitteln produzierte Streifen einen hochwertigen und fast zeitlosen Eindruck.

Hochspannung in idyllischer Umgebung liefert Bavas Film in beeindruckenden Bildern und einer Geschichte, die dem Zuschauer Raum für Interpretationen lässt. 4,5 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.03.2017 16:28
#13 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Eine schöne Besprechung. Für Einsteiger in den Neo-Giallo dürfte "Das Haus mit dem dunklen Keller" also eindeutig zu empfehlen sein. Clean und spannend zugleich.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

30.06.2018 20:00
#14 RE: A Blade in the Dark / Das Haus mit dem dunklen Keller (1983) Zitat · Antworten

Dieser Film wäre mir fast entgangen, doch nun habe ich ihn gesehen.

Die Prätitelsequenz ist super und hat mich gespannt gemacht. Die folgenden dreißig Minuten fand ich jedoch etwas langsam im Tempo, den ersten Mord mit dem Stanley-Messer auch unglaubwürdig (dieses Mordwerkzeug würde doch sofort abbrechen, wenn man zusticht). Dann kommt die Geschichte aber immer mehr in Fahrt und wird doch zu einem durchaus spannenden Whodunit-Krimi.
Bava junior wurde - wenn man die damaligen Kritiken nachliest - dafür gescholten. Ich fand den Film handwerklich absolut in Ordnung, was sich auch darin manifestiert, dass er selbst am Schneidetisch saß.

Zwei Dinge, die allerdings spoilern: ACHTUNG SPOILER

1. Unlogisch fand ich die Szene, in der die Regisseurin den Hauptdarsteller in den Schneideraum bestellt und dann nicht erscheint. Zweifelsohne sollte die Szene dazu dienen, um sie als Mörderin verdächtig zu machen. Da sie es aber letztlich nicht ist, warum bestellt sie den Komponisten und erscheint dann nicht?

2. Mir kam beim ersten Hinweis, dass der Täter eine Frau sein muss (weil er so gekleidet ist), bereits der Gedanke, dass es sicherlich keine Frau ist. Solche Art der Publikumstäuschung kam in Gialli ja öfters vor (nenne aus Spoilergründen bewusst keine Beispiele) und kann den geschulten Krimifan daher wohl eher nicht auf eine falsche Fährte locken. Wer dann als Täter übrig bleibt, war offensichtlich. Ich gebe aber zu, dass ich zwischendurch die Regisseurin in Verdacht hatte. :)

Die Psycho-Anleihen sind offensichtlich, wie bereits Percy Lister erwähnte. Ich fand auch das Tatmotiv absolut für das Giallo-Genre passend.

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