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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 1.354 mal aufgerufen
 Giallo Forum
kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

21.01.2008 12:20
Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten

Tutti i colori del buio

Die junge Jane (Edwige Fenech) und ihr Mann Richard (George Hilton) verlieren bei einem schweren Autounfall ihr ungeborenes Kind. Seitdem wird Jane von bizarren Alpträumen gequält, in denen sie sich selbst als Mordopfer sieht. Ihre Schwester empfiehlt ihr daraufhin einen Psychiater, doch dessen Therapieversuche zeigen keine Wirkung. Eines Tages sieht sie den Killer aus ihren Träumen (Ivan Rassimov); er verfolgt sie und versucht, sie umzubringen. Durch eine Nachbarin (Susan Scott), der sie von allem erzäht hat, gerät sie in den okkulten Zirkel einer dubiosen Satanistensekte, die in einem alten Schloss geheime Riten und Orgien feiert. Bei einem Ritual tötet sie ihre Nachbarin. Geschah das alles wirklich?

Das ist wohl einer der surrealsten Thriller, die ich kenne. Die Geschichte wird aus der Sicht von Jane erzählt, sodass der Zuschauer nie weiß, ob sie sich gerade in einem Traum oder der Realität befindet. Die Kammeraführung und die Musik von Bruno Nicolai unterstützt alles sehr gut. Regisseur Sergio Martino hat hier einen faszinierenden Film geschaffen, der sicher nicht jedermanns Sache ist (ich kenne Leute, die haben nach der ersten Traumsequenz aufgegeben).

Die DVD von Marketing Film sieht zwar billig aus, bietet den Film aber in guter Qualität und auf deutsch. Wer den Film nicht kennt, sollte mal einen Blick riskieren (aber bitte keinen "Killer von Wien" oder "Torso" erwarten!).

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

30.01.2008 18:40
#2 RE: Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten

Ich finde den Film sehr gut. Er funktioniert sehr gut, auch ohne die klassische Whodunit-Frage. Er ist eine Mischung aus Horror und Giallo. Zum Gelingen des Films tragen auch die Musik, die wunderschöne Marina Malfatti, die extreme Spannung und die exzellente Kamera bei.

Dieser Film ist Sergio Martino sehr gelungen.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

23.03.2010 22:02
#3 RE: Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten

All the Colors of the Dark (Italien 1972, Originaltitel: Tutti i colori del buio)

Es existiert bereits ein sehr kurzer Kommentar meinerseits zu diesem Film, den ich Anfang 2008 verzapft habe. Damals kam die deutsche DVD von Marketing Film zur Sichtung, die den Titel "Die Farben der Nacht trägt". Da meine DVD gegen Ende des Films Schwierigkeiten macht, die Scheibe zu allem Überfluss auch noch OOP ist und überteuert gehandelt wird, habe ich mir vor ein paar Wochen die US-Scheibe von Shriek Show als Ergänzung gekauft. Hier zunächst der alte Kommentar, den ich weiter unten um ein paar Zeilen ergänzen möchte:

Die Farben der Nacht

Jane (Edwige Fenech) leidet unter schlimmen Albträumen. Ihr Lebensgefährte Richard (George Hilton) ist ratlos. Janes Schwester Barbara (Nieves Navarro) schleppt sie zu einem Psychologen. Zunächst schöpft Jane dadurch ein wenig Hoffnung, doch dann lernt sie die neue Nachbarin Mary kennen. Die beiden jungen Damen freunden sich recht zügig an. Mary berichtet von ähnlichen Problemen, doch sie habe diese mit Hilfe von Freunden hinter sich gelassen. So gerät Jane in die Fänge einer okkulten Sekte, der Wahnsinn gewinnt mehr und mehr Kontrolle über ihr Leben...

Kurze Zeit nach seinem meisterlichen Giallo "Der Killer von Wien", drehte Sergio Martino diesen reizvollen Mystery Streifen. Dabei konnte er erneut auf Schauspieler wie Edwige Fenech, George Hilton und Ivan Rassimov zurückgreifen. Besonders Edwige Fenech muss man für ihre Leistung grösstes Lob aussprechen. Wie diese unglaublich schöne Frau den Film mit ihrer Schauspielkunst trägt ist aller Ehren wert!

Mir gefallen zwar Martinos Werke wie z.B. "Der Killer von Wien" oder "Der Schwanz des Skorpions" noch besser, aber auch dieser -deutlich anders gelagerte- Film findet meine Zustimmung, was allerdings hauptsächlich an der grandiosen Frau Fenech liegt.

7/10


***

Zunächst fällt mir auf, dass ich den Film mit "7/10" eindeutig unterbewertet habe. Zwar steht er für mich weiter ein wenig im Schatten der anderen Gialli von Sergio Martino, doch ohne Zweifel "Tutti i colori del buio" ist ein sehr guter Film! Edwige Fenech ist überwältigend, ich möchte am liebsten ständig die Pausetaste des Players drücken und mich an ihrem Anblick erfreuen! Man sollte Frau Fenech aber nicht auf ihre Schönheit reduzieren! Ihre Dastellung einer verängstigten jungen Frau ist großartig, packend und beeindruckend. Selbstverständlich agieren auch George Hilton, Ivan Rassimov -wieder mit herrlich bösem Blick- und Nieves Navarro souverän, nicht zu vergesssen Marina Malfatti, doch der Film ist ganz klar auf Edwige zugeschnitten, ergo werden alle anderen Beteiligten von ihr überstrahlt. Martino reichert seinen Giallo mit einer gehörigen Portion Mystery an, die Szenen in den Gewöben der satanistischen Sekte gefallen mir sehr. So soll dann auch Julián Ugarte nicht unerwähnt bleiben, dessen kantiges Gesicht ihn fast wie den Leibhaftigen wirken lässt. Ich wartete mehrfach darauf, dass dem Burschen gleich doch noch Hörner aus der Stirn wachsen. Die Hauptfigur Jane verliert sich mehr und mehr im Strudel des Schreckens, der nackten brutalen Angst, der vortreffliche Score von Bruno Nicolai unterstreicht den Trip, lässt das Gesamtbild noch intensiver auf den Zuschauer einwirken. Schon die albtraumhafte Anfangssequenz stimmt den Zuschauer auf die kommenden Ereignisse ein, der Film hat mich von der ersten Sekunde an gefesselt, bis zur letzten Sekunde nicht aus seinem Bann entlassen. Nach dem Genuss sass ich noch eine ganze Weile still auf dem Sofa, die Welt um mich herum war weit, weit weg. Es ist schön, dass es solche wundervolle Filmschätzchen gibt, danke dafür!

Wer auf die deutsche Synchroniastion -die sowieso nicht besonders gelungen ist- verzichten kann, macht mit der Shriek Show DVD einen guten Fang. Neben der englischen Tonspur liegt der Film auch auf italienisch vor, englische Untertitel sind vorhanden. Das Bild geht in Ordnung, im Bonusmaterial findet man z.B. recht interessante Interviews mit Sergio Martino und George Hilton. Ein hervorragend besetzter Giallo mit Mystery-Schlagseite, stimmungsvoll von Sergio Martino in Szene gesetzt. Sehr guter Stoff!

8/10

Lieblingszitat:

"Please don't follow me!"

***

Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.05.2014 17:45
#4 RE: Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten



Die Farben der Nacht (Tutti i colori del buio)

Mysterythriller, IT / ESP 1972. Regie: Sergio Martino. Drehbuch: Ernesto Gastaldi, Sauro Scavolini (Story: Santiago Moncada). Mit: George Hilton (Richard Steele), Edwige Fenech (Jane Harrison), Ivan Rassimov (Mark Cogan), Julián Ugarte (J.P. McBrian), Georges Rigaud (Dr. Burton), Maria Cumani Quasimodo (alte Nachbarin), Susan Scott (d.i. Nieves Navarro) (Barbara Harrison), Marina Malfatti (Mary Weil), Alan Collins (d.i. Luciano Pigozzi) (Francis Clay), Dominique Boschero (Janes Mutter) u.a. Uraufführung (Italien): 28. Februar 1972.

Zitat von Die Farben der Nacht
Verliert Jane den Verstand? Seit einem Autounfall und einer darauf folgenden Fehlgeburt wird sie von Alpträumen verfolgt, in denen sie von einem Mann mit stechend blauen Augen mit einem Stilett getötet wird. Dieser Fremde begegnet ihr plötzlich an allen Orten und bedroht sie aufs Äußerste. Ein hinzugezogener Psychiater ist von Janes Verfolgungswahn nicht überzeugt und so sucht sie sich Hilfe bei einer okkulten Gruppe, die ihr ihre Nachbarin Mary empfiehlt ...


So einfach machen es sich wenige Gialli, selbst wenn das Genre manchmal notorisch für wenig innovative oder überraschende Geschichten ist. „Die Farben der Nacht“ ist nichts weiter als eine auf 90 Minuten ausgewalzte Verfolgungsjagd zwischen Jane Harrison (Edwige Fenech) und Mark Cogan (Ivan Rassimov) und in ihrer Einfallslosigkeit damit schnell ziemlich langweilig. Als Sergio-Martino-Film mit Mitwirkung von Ernesto Gastaldi hatte ich hohe Erwartungen an diesen Krimi gestellt, der sich nicht einmal als echter Krimi, sondern als mystischer Sexschocker mit einer Storyline entpuppte, die ungefähr so hauchdünn ist wie Diätschinken. Eine ziemliche Enttäuschung also, auch wenn „Die Farben der Nacht“ mit schönen London-Aufnahmen (der obligatorische Blick über die Themse, Parkszenen und Shots in der mittlerweile stillgelegten U-Bahnstation Aldwych) und einer nicht schlechten Musik von Bruno Nicolai aufwarten kann (seltsamerweise bleibt der Vorspann stumm – ein Kulturschock bei einem Giallo).

Was dem Film an Ideen fehlt, versucht er, über eine Verquickung von Traum, Fantasterei und Realität wieder geradezubiegen. Das funktioniert nur stellenweise, z.B. am Ende, wenn sich Janes Traum eins zu eins in der Wirklichkeit wiederholt und sie deshalb ihren Freund vor dem Messerangriff retten kann. Dagegen wirken die surreale Einstiegssequenz sowie das Schloss der wüsten Teufelsanbeter eher unfreiwillig komisch als unheimlich. Folglich kommt selten echte Spannung auf. Martino scheint es weniger um den Nervenkitzel als einfach um das Kreieren einer völlig abgefahrenen Stimmung gegangen zu sein.



Trotz der voyeuresken Ausrichtung hat „Die Farben der Nacht“ auch bei den weiblichen Reizen wenig zu bieten: Zu sehr konzentriert sich der Thriller auf das schielende Froschgesicht Edwige Fenechs, die ein und denselben Ausdruck über 90 Minuten verzweifelt zu variieren versucht, dabei an ihrer Repititivität aber ebenso kläglich scheitert wie das Drehbuch. Kein Wunder, denn während einige Giallo-Freunde (aus mir unverständlichen Gründen) über die Dame in Wallung geraten, so beschränkt sich ihr schauspielerisches Talent doch auf ein in besseren Produktionen gerade noch tolerables, hier aber deutlich überfordertes Minimum, zumal sich Jane Harrison vielfach schlicht dumm und ungeschickt anstellt. Gerade noch Marina Malfatti gelingt es, aus Fenechs Schatten zu treten, doch ihre Szenen sind dramaturgisch schwach aufgebaut, zumal Malfatti für ihre Rolle einer ausgezehrten Drogensüchtigen nur allzu passend – ausgehungert und hohlwangig – aussieht. Die deutlich selbstbewusstere Nieves Navarro verschenkte man leider in einer Nebenrolle, die wenig dazu beiträgt, den Film herumzureißen und lediglich in ihrer letzten Szene gemeinsam mit George Hilton einen Glanzpunkt setzen kann.

Man hätte mit einer besseren Besetzung also durchaus mehr aus dem Film herausholen können. Das Gleiche gilt für die Synchronisation. Da die DVD nicht über Untertitel verfügt, hilft die mitgelieferte italienische Tonspur leider nicht die Bohne, sodass man bei einer offensichtlich erst für eine Videoauswertung (oder gar für diese DVD?) angefertigten Übertragung stecken bleibt, deren Sprecher alles andere tun als eine wohlige Early-Seventies-Atmo zu erschaffen.

Warum überrascht es mich nicht, dass es selbst Sergio Martino nicht gelang, die schwache Geschichte einer verfolgten Angsthäsin mit reißerischem Teufelsanbetersex zu kaschieren? Die Idee an sich ist eben zu absurd. Als Anti-Fenech-Fan bin ich auch nicht bereit, über die Längen von „Die Farben der Nacht“ hinwegzusehen. Alles in allem nur 2,5 von 5 Punkten.



Die DVD von Marketing Film: Dass die DVD bereits 2002 (und außerdem von einem suboptimalen Label) veröffentlicht wurde, merkt man der Scheibe nur allzu deutlich an: Die Bildqualität entspricht kaum heutigen Anforderungen, was schonmal damit beginnt, dass das Bild, das immerhin korrekterweise in 2,35:1 wiedergegeben wird, nicht anamorph kodiert ist. Das beeinflusst Auflösung und Schärfe natürlich massiv; zudem liegt eine Art milchiger Schleier über dem Bild, durch den die im Titel angekündigten Farben nur in verhaltener Blässe dringen. Deutscher und italienischer Ton werden leider nicht von Untertiteln begleitet, das Bonusmaterial ist mit nicht originalem Trailer, Diashow und Biografien hausgemacht und damit nicht erwähnenswert. Um den Film einmal zu sehen, reicht die Disc aus; Liebhaber sollten sich jedoch davor hüten, einen hohen Preis dafür auf den Tisch zu legen.

Ray Offline



Beiträge: 1.931

06.05.2016 18:02
#5 RE: Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten

Die Farben der Nacht (I/ESP 1972)

Regie: Sergio Martino
Darsteller: George Hilton, Edwige Fenech, Nieves Navarro, Ivan Rassimov u.a.


Eine Frau lässt sich von einer Nachbarin überreden, einer okkulten Verbindung beizutreten, um ihr Trauma von einem Unfall mit anschließender Fehlgeburt loszuwerden ...

Klingt bizarr und ist in Teilen auch so. Vor allem jene Szenen, in denen der Okkultismus Einzug hält, lassen das Gefühl aufkommen, „im falschen Film“ zu sein. Zum Glück handelt es sich ja um einen Film mit Edwige Fenech, ergo weiß man von Beginn an, dass man keinen seriösen Thriller serviert bekommt. Es ist in gewisser Weise schon amüsant, ihrem bemüht emotionalen, oft aber einfach nur unbeholfenen Spiel zuzusehen. An ihrer Seite – natürlich – George Hilton, der jedoch, trotzdem er als erster im Vorspann genannt wird, eher eine Nebenrolle bekleidet. Ivan Rassimov macht das Trio vom „Killer von Wien“ komplett. Fast wie Graf Dracula stapft er mit seinen blauen Kontaktlinsen durch die Szenerie. Schließlich ist mit Nieves Navarro noch ein bekanntes Giallo-Gesicht mit von der Partie, die Fenech ein wenig die Show stiehlt, obgleich ihre Rolle deutlich kleiner ist. Sie spielt ihren geheimnisvollen Part sehr ansprechend.

Sieht man mal von den okkulten Szenen ab, funktioniert der Film im Übrigen recht gut. Das liegt vor allem an Martino, dem wieder einmal einige hervorragende Regieeinfälle gelungen sind, die den Zuschauer bei der Stange halten. Schließlich ist das Finale recht spannend ausgefallen.

Teils bizarrer, ansonsten aber durchaus atmosphärischer Thriller von Sergio Martino mit dem Giallo-Traumpaar Fenech / Hilton. 3,5/5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

04.11.2018 15:07
#6 RE: Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Die Farben der Nacht" (Tutti i colori del buio) (Italien / Spanien 1972)

mit: Edwige Fenech, George Hilton, Ivan Rassimov, Julián Ugarte, Nieves Navarro, Marina Malfatti, Georges Rigaud, Maria Cumani Quasimodo, Luciano Pigozzi, Dominique Boschero u.a. | Drehbuch: Ernesto Gastaldi | Regie: Sergio Martino

Jane Harrison leidet seit geraumer Zeit an Alpträumen, die sie auch untertags quälen. Ein Mann mit einem Stilett lauert ihr überall auf und fixiert sie mit seinem durchdringenden Blick. Hilfe sucht Jane bei dem Psychiater, für den ihre Schwester Barbara arbeitet, doch als sie ihre neue Nachbarin Mary kennenlernt, empfiehlt ihr diese eine obskure Sekte, die ihre Mitglieder in exzessiven Riten an sich bindet. Richard Steele, der Jane liebt und ihre Ängste sorgenvoll beobachtet, hegt einen Verdacht bezüglich der Teufelssekte, wartet aber noch auf Beweise. In der Zwischenzeit kann Jane Traum und Wirklichkeit nicht mehr voneinander unterscheiden und wähnt sich schuldig an einem Mord....

Edwige Fenech und George Hilton sind immer eine sichere Bank, wenn es um die Besetzung für einen Giallo geht. So scheinen auch hier alle Voraussetzungen gegeben, einen spannenden Thriller mit sympathischen Darstellern sehen zu können. Dem deutschen Ohr missfällt leider bald der unpassende Synchronton, der den Schauspielern Stimmen verleiht, die weder zu ihren Charakteren, noch zu ihrer Ausstrahlung passen. Besonders Edwige Fenech leidet unter der viel zu mädchenhaften Stimme, die wohl ihre Angst unterstreicht, insgesamt aber besser zu einem Teenager gepasst hätte. Ihre emotionale Unsicherheit und ihre Hilflosigkeit werfen beunruhigende Schatten voraus, ahnt man doch, dass sie damit wieder zum Spielball finsterer Männer und ihrer bösen Absichten werden wird. Die Anwesenheit eines Ivan Rassimov und eines noch weitaus beunruhigenderen Julián Ugarte verheißen uneingeschränkte Brutalität. Unmotivierte Angriffe aus dem Nichts lassen die Grenze zwischen Janes Visionen und der Realität verschwimmen, wobei es für die grotesken Ereignisse keine Erklärung gibt als jene des "Schreckens um des Schreckens willen". Jane macht es ihren Widersachern leicht, begibt sie sich doch leichtfertig in die Hände von Scharlatanen, die nur den eigenen Vorteil sehen und die totale Unterwerfung fordern. Lange Zeit bleibt unklar, ob es ein rationales Motiv für die Vorgänge gibt und George Hilton, der Mann, der sonst stets Rätsel über die Redlichkeit seines Handelns aufgibt, bleibt vorwiegend dezent im Hintergrund. Obwohl er natürlich zum Kreis der Verdächtigen zählt, merkt man schnell, dass er die einzige Figur ist, der man vertrauen kann und die sich nicht im Dunstkreis der Satanisten oder Verschwörer bewegt.



Edwige Fenech wird gezielt als Blickfang aufgebaut, der einen hohen Empathiefaktor zugewiesen erhält. Dieser leidet allerdings im Laufe der Handlung darunter, dass sie immer wieder die gleichen Fehler begeht und durch ihre Naivität und Leichtgläubigkeit Scharlatanen und Sadisten in die Hände spielt. Statt von den schrecklichen Bildern ihrer Träume Abstand zu nehmen, kehrt sie freiwillig dorthin zurück, wo sie Angst und Unbehagen erfuhr. Man ist geneigt, den Filmtitel in "Des Menschen Hörigkeit" umzuändern, obwohl die Optik durch die Farben des Herbstes tatsächlich sehr malerisch ist. Die Kamera ist sichtlich bemüht, Frau Fenech ins beste Licht zu rücken, obwohl Nieves Navarro mit ihrer hintergründigen Rolle mehr Chancen hat, ein variierendes Spiel zu zeigen. An ihrer Unbescholtenheit muss man von Beginn an zweifeln, was ihr mehr Möglichkeiten gibt, sich auszudrücken als Fenechs Rollenvorgabe der eingeschüchterten Frau. Marina Malfatti ist wie ein Hauch im Abendlicht - undurchsichtig, aber von einer physischen Zerbrechlichkeit, die sie zu einem weiteren Opfer macht, das umso perfider handelt, als es dem Leiden nur dadurch entgeht, indem es andere seinen Platz einnehmen lässt. Die tragische, fast schon poetische Figur verblasst jedoch durch die grobe Präsenz der beiden Teufelsbrüder Rassimov und Ugarte. Ihre weltlichen Absichten werden leider erst viel zu spät als rationaler Faktor ins Spiel gebracht, Testament und Brief gehen in der turbulenten Jagd fast unter. Die Bedeutung, welche die obskure Gruppe dadurch erhält, schwächt den Krimiplot und überhöht die Praktiken der Sekte, welche sicher jene Zuschauer erfreuen, die nur nach Sleaze und Schauwerten gieren, wobei die augenrollenden Satansjünger doch unfreiwillig komisch wirken.

Schneewittchen Edwige und der böse Wolf aus dem Schloss des Schreckens ringen miteinander um ihre Seele - so schaut es vordergründig aus. Tatsächlich stehen pekuniäre Motive auf dem Plan, welche jedoch zu beiläufig und damit plotschwächend umgesetzt werden. George Hilton als Fels in der Brandung erhält wenig Gelegenheit zum Agieren, man wünscht sich, er hätte die Satans-Mischpoke viel früher ins Abseits befördert. Knappe 3 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.03.2019 16:03
#7 RE: Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten

Manchmal gibt es auch noch richtige Überraschungen beim DVD-Shopping. Ich hatte jedenfalls nicht mitbekommen, dass X-Rated auch diesen Film nach dem Combo-Release in Kooperation mit VZM in einer "Kaufhaus"-Version nochmal separat auf DVD und Blu-ray aufgelegt hat. Da fällt mir doch vor Ort bei Müller die DVD für 5,99 € in die Hand, von deren Existenz ich bisher nichts wusste. Und sie ist eine immense Verbesserung gegenüber der alten Marketing-Film-Scheibe, deren mangelhafte Qualität man oben in den Beitragsbildern von Percy Lister und mir begutachten kann. Die Neuauflage ist nicht nur ungekürzt, sondern präsentiert das 2,35:1-Bild auch anamorph codiert, so wie es sich gehört. Die titelgebenden Farben wirken nach der Restaurierung gleich besser. Und das für mich allerbeste: Man kann nun neben der gruseligen deutschen Synchro auch auf den italienischen Originalton ausweichen, der bei Bedarf von deutschen Untertiteln begleitet wird. Zudem enthält die DVD auch alles (?) Bonusmaterial der teureren Sammler-VÖ; jedenfalls einen ganzen Stoß.

Das hat sich gelohnt!

Merkwürdig nur, dass der Hauptfilm mit dem spanischen Vorspann startet statt mit dem italienischen ...

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

02.08.2021 13:27
#8 RE: Die Farben der Nacht (1972) Zitat · Antworten

Rosemary's Baby meets Giallo


Als letzten der fünf Martino Gialli habe ich nun auch "All the colours of the dark" vor Kurzem gesehen.

Der Film wirkt wie ein italienisches Remake von Polanskis Klassiker, besetzt mit bekannten Giallo Gesichtern Edwige Fenech, Ivan Rassimow und George Hilton. Schwarze Magie und Satanismus waren ein großes Thema in den 60ern und 70er Jahren und daher ist der Film auch ein Kind seiner Zeit und altert deutlich schlechter als Martinos klassische Gialli wie zB Der Killer von Wien. Die Szenen der Teufelsaustreibung bei den Satanisten wirken aus heutiger Sicht leider unfreiwillig komisch. Anders als bei seinen besten Gialli schafft Martino es hier auch nicht, den Zuschauer zu fesseln und die Spannung hochzutreiben. Als Zuschauer wird man auf zuviele Geduldsproben gestellt, durch das ständige Hin und Her zwischen Traum und Wirklichkeit lässt das Interesse irgendwann nach.


Ein paar packende Szenen hat der Film, vor allem im Landhaus des Psychiaters und gegen Ende im Treppenhaus, aber insgesamt einfach zu wenig, um das Interesse des Zuschauers dauerhaft zu binden. Positiv natürlich Edwige Fenech, wie immer ein Augenschmauß; Gut auch der Soundtrack von Bruno Nicolai, allerdings aufgrund der durchweg hochklassigen Konkurrenz im Giallo Fach im Vergleich eher durchschnittlich.

Fazit: Eindeutig der schwächste von Martinos Gialli; Zu sehr verlässt sich der Film auf die Schockmomente des Satans-Kults, die aus heutiger Sicht aber eher bizarr und komisch wirken. Einige spannende Szenen können den dünnen Plot und die Längen nicht wirklich wettmachen. Allenfalls für Fans der Fenech ein Muss, Fans des klassischen Giallos kommen eher weniger auf ihre Kosten.

2.5 / 5 Punkten.

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