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Dieses Thema hat 21 Antworten
und wurde 1.469 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
Seiten 1 | 2
Fan von Edgar Wallace Offline



Beiträge: 362

18.09.2005 09:19
Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Hallo,

kann mir mal jemand kurz den Unterschied der ersten und der letzten Fassung erklären?

= was hat sich verändert?
= was ist dazugekommen? u.s.w.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

18.09.2005 11:18
#2 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Hallo,

am besten wird dies wohl Joachim Kramp selbst können. Ein paar Unterschiede jedoch auch von mir: Viele Bilder wurden ausgetauscht bzw. neu aufgenommen. Einige Fehler wurden auch korrigiert. Die "Epigonen" wurden in der dritten Auflage viel ausführlicher behandelt als in den ersten beiden (Stab, Besetzung usw.). Desweiteren sind in der dritten Auflage die alten Kinoposter der ehem. DDR usw. Alles in allem unterscheiden sich diese beiden Auflagen doch sehr voneinander.

Ich selbst habe alle drei Auflagen und werde definitiv alle behalten. Die erste ist für mich am schönsten, hochwertigsten aufgemacht und die dritte hat den höchsten Informationsgehalt. Freilich könnte man sich die zweite dann sparen, aber sie paßt so gut in mein Bücherregal :-)

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

18.09.2005 11:34
#3 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Als Autor möchte ich selbstverständlich auf die Unterschiede zwischen der Erst- und Drittauflage aufmerksam machen:
Neben den korrigierten Fehlern gibt es fast zu jedem Film Ergänzungen. Insgesamt wirst Du 314 neue Bildmotive finden. Zudem gibt es im Farbteil zu jedem Constantin/Rialto-Farbfilm Farbbilder und als großartiger Bonus findet man zu den Filmen DER FROSCH MIT DER MASKE & DIE BANDE DES SCHRECKENS Farbmotive u.a. drei Farbmotive mit Karin Dor. Und zu den Epigonen gibt es eine Menge Farbplakte
Der Epigonenteil ist insgesamt sehr erweitert worden und zu 34 Epigonenfilmen gibt es zusätzliche Inhaltsangaben und Creits.

Joachim Kramp.

Fan von Edgar Wallace Offline



Beiträge: 362

18.09.2005 12:29
#4 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Danke für die schnelle Info.

In der ersten Auflage sind doch auch die deutschen (BRD) Plakate farbig abgebildet - oder ?

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

18.09.2005 13:56
#5 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Die Plakaten zu den echten Wallace-Filmen sind selbstverständlichen in allen Ausgaben vorhanden.

J.

Enrico Rosseni Offline




Beiträge: 124

22.03.2007 08:41
#6 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Ich habe nun auch endlich das Buch gelesen und es ist wirklich klasse, informativ, gut zu lesen und mit reichlich interessanten Illustrationen versehen. Anfangs sahen die knapp 30 € ja für mich etwas happig aus, doch wenn man den Gegenwert den man dafür erhält betrachtet, ist der Preis absolut gerechtfertigt.

Allerdings ist nicht alles ganz rund. Vor allem die Betrachtung der Gialli in der Wallace-Reihe sind mir persönlich etwas zu einseitig geraten. Wer sich die Texte durchliest könnte der Meinung sein, dass hier seitens der Italiener gezielt versucht wurde Edgar-Wallace-Filme zu drehen, was IMHO aber keinesfalls der Fall war. Ich sehe es eher so, dass Riccardo Freda, Massimo Dallamano und Umberto Lenzi lediglich nach Geldgebern für ihre Projekte suchten und Rialto dabei ein wenig über den Tisch gezogen wurde. Neutral betrachtet haben diese Streifen nämlich gar nichts mit Wallace zu tun, es wurde sich ja noch nicht einmal wirklich bemüht, zumindest ein wenig authentisch bei der Umsetzung zu arbeiten. Bei "Gesicht im Dunkeln" gibt es wirklich nichts, das auch nur annähernd Wallace-Flair besitzt, das Eingreifen des Yard am Ende ist absolut lächerlich. Beim "Geheimnis der grünen Stecknadeln" arbeitet Fabio Testi in gewohnter Giallo-Manier als unschuldig in Verdacht geratener auf die Lösung des Falles hin, während Joachim Fuchsberger immer mehr zur weitestgehend unnützen Randfigur wird. Bei "Das Rätsel des Silbernen Halbmondes" ist es letzten Endes dann ja sogar so, dass hier noch nicht einmal der krampfhafte Versuch unternommen wird, irgendeine inhaltliche Verbindung zu den Wallace-Romanen zu bekommen. Grundsätzlich sind die Aussagen im Buch sicherlich nicht verkehrt, allerdings geraten diese doch sehr einseitig und unkritisch. Hier würde ich mir eine etwas sorgfältigere Auseinandersetzung mit dem Thema wünschen.

Was ich auch nicht verstehen kann ist, warum „4 Fliegen auf grauem Samt“ bei den Epigonen auftaucht. Ich glaube nicht, dass einer der beiden Argentos auch nur einen einzigen Gedanken an die Wallace-Krimis verschwendet hat bei der Produktion des Filmes. Der Film ist ein waschechter Giallo, der bestenfalls nach Motiven von Mario Bava arbeitet. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass Dario Argento jemals erwähnte auch nur teilweise von den Edgar-Wallace-Filmen inspiriert worden zu sein.

Wie gesagt – das Buch ist richtig klasse und kann wirklich nur jedem Freund der Filme empfohlen werden. Es würde mich allerdings mal interessieren, wie Joachim und auch andere meine Kritikpunkte sehen.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

22.03.2007 11:34
#7 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Was das Thema Epigonen betrifft finde ich nicht gut, daß so mancher Film
aus dieser Zeit dort als Epigion nicht erwähnt wird, jedoch die Argento-Filme.

Diese Einstufungen prägen sich den Lesern ein und lassen den Blick auf dort nicht
erwähnte Filme so entschwinden, daß diese Bewertungen zum Faktum werden, Schade

We cannot solve the problems we have created with the same thinking that created them (Albert Einstein)
You will be assured in your thinking through people you know and search (BH)

Gruss
Havi17

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

23.03.2007 05:02
#8 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Hallo Enrico Rosseni,
von der Wahl Deines Pseudonyms her würde ich annehmen, dass Dir der Film “Das Geheimnis der grünen Stecknadel” sehr gut gefällt!!??
Freue tue ich mich aber auch über Deine positive Meinung zu meinem Hallo-Büchern.
Zu Deinen und auch zu Havi17s Anmerkungen kann ich folgendes sagen: In den beiden ersten Auflagen waren die Epigonen nur als Allgemeintext vorhanden. Nachdem einige Bekannte, Freunde aber auch Mitglieder dieses Forums hier mit der Bitte an mich herantraten die Epigonen ausführlicher zu beschreiben bin ich dieser Bitte in der Drittauflage nachgekommen. Aber irgendwo sind Platzgrenzen gesetzt. Das Buch sollte im eigentlichen Sinne nur die „echten“ Edgar-Wallace-Filme beinhalten, was der Titel ja auch besagt. Da es kaufmännisch keinen Sinn hat für die Epigonen, so gut wie sie ja auch sein mögen, sich kein Extra-Buch rechnen lässt, so wollte ich in der neuesten Ausgabe dennoch für Euch alle dieses Schmankerl hinzufügen. Aber auch hier gab es nur einen bestimmten Platz. Die „echten“ Edgar-Wallace-Filme konnte ich nur an manchen Stellen kürzen, wie z.B. die geschnittenen Szenen von Filmen wie „Das Geheimnis der weißen Nonne“ oder „Neues vom Hexer“, die ja durch die DVD-Veröffentlichungen nunmehr vollständig sind. Ich hatte weit über 40 Filme, und hatte dann letztendlich nur Platz für 34 Filme. Hier hatte ich mich grundsätzlich an den Filmen orientiert, die einmal sehr ähnlich vor allem gegenüber den Schwarzweiß-Filmen sind. Über die beiden Filmen „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ und „Die neunschwänzige Katze“ gab es für mich keinerlei Diskussion, auch heute noch nicht, sie mit hineinzunehmen. Mag Dario Argento sie als Giallo konzipiert haben, aber wir sind in Deutschland und hier wurden und werden sie noch immer als Bryan-Edgar-Wallace-Filme angesehen, d.h. sie gehören also hinein. „Vier Fliegen aus grauen Samt“ gehört dann als Schlußfolgerung hinein, zwar als Epigone aber nicht als BEW-Film. Mit „Das Geheimnis des gelben Grabes“ ist es so ähnlich. Gerne hätte ich noch Filme wie „Sieben Tote in den Augen de Katze“, „Sieben Tage Frist oder „Perrak“ mit aufgenommen, aber selbst diese Lieblingsfilme von mir mussten Nichtlieblingsfilme (z.B.„Hotel der toten Gäste“, „Piccadilly Null Uhr zwölf“, „Die schwarze Kobra“) weichen.
Nun zurück zu „Enrico Rosseni’s“ Frage zu den Italo-Wallace. Die in meinem Hallo-Buch vertretene Meinung beruht nicht nur auf Allgemeinvermutungen, sondern hier hatte ich ebenso gründlich recherchiert wie für die anderen Filmen auch. Alle drei Regisseure wollten keine Giallos machen, auch wenn wir heute „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ und „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ dafür halten, sondern einfach nur Krimis. Ein Film der hier noch 100%ig dazugepasst hätte, wäre „Die Nacht der rollenden Köpfe“ (Schwachsinniger deutscher Titel, den man an „Die Nacht der reitenden Leichen“ anlehnte!!) Man muß hier wissen, dass die deutschen Wallace-Filme auch in Italien außerordentlich erfolgreich liefen und die Italiener an diesem Erfolg auch teilhaben wollten. So kamen sie auf Rialto zu mit verschiedenen Drehbuchentwürfen, die im Erststadium sogar nichts mit den heutigen Filmen zu tun hatten.
Mit „Das Gesicht im Dunkeln“ sollte ein moderner Schritt in Sachen Wallace eingeleitet werden, was ja nicht funktionierte, was m.E. auch an Klaus Kinski lag. Helmut Berger oder Robert Hoffmann hätten der Rolle des unschuldig Verdächtigen mehr Charisma verliehen. Diese Figur findet man schon in Wallace-Romanen, was bedeutet, dass schon ein gewisser Touch vorhanden ist.
Der zweite Schritt wäre „Der Engel des Schreckens“ gewesen zu dem Paul Hengge das Drehbuch schreiben sollte und nach dem ersten Entwurf zu urteilen, wäre dies echter Wallace geworden. Leider kam es ja nicht dazu.
Bei „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ hatte Herberte Reinecker das erste Drehbuch verfasst. Wieviel dann Peter M. Thouet für den heutigen Film verwendet hat, konnte bisher nicht geklärt werden. Auch der verdächtige Ermittler gibt es bei Wallace. Bei vielen Romanen ist ein Inspektor oft im Hintergrund. Atmosphärisch kann man den Film durchaus mit „Die Tote aus der Themse“ vergleichen. Der Hauptdarsteller ist halt ein Italiener, was den etwas anderen Wallace-Touch ergibt.
Und „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ hat halt den Fehler, dass er nicht in England spielt, was mich persönlich ja auch stört. Als Kriminalfilm im Stil eines Edgar-Wallace-Puzzle geht er schon durch. Ein in England spielendes Drehbuch hierzu gibt es. Davon abgesehen gibt es viele Wallace-Romane, die nicht in England spielen und dennoch echter Wallace sind. Von der Warte aus gesehen würde „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ zu Wallace passen. Innerhalb der deutschen Kino-Serie ist es aber ein Stilbruch.

Soweit meine Erläuterungen zu Euren Fragen.

Herzliche Grüße
Joachim.

Enrico Rosseni Offline




Beiträge: 124

24.03.2007 10:50
#9 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Hallo Joachim,

erst mal möchte ich sagen, dass ich es klasse finde wie du dich meinen Fragen stellst. Allerdings kann ich deine Meinung nicht ganz akzeptieren. ;) Und meine Pseudonym im Forum deutet tatsächlich auf meine Vorliebe für den Stecknadeln-Wallace hin, bzw. auf meine Hochachtung für Fabio Testi und Massimo Dallamo.

Du schreibst unter anderem, dass du bei deinen Recherchen raus gefunden hast, dass die Regisseure keinen Giallo, sondern einen Krimi drehen wollten. Diese Aussage ist ein wenig widersprüchlich, da ein Giallo im Grunde nichts anderes ist als ein Krimi italienischer Herkunft mit gewissen Eigenschaften, die aber nicht unbedingt in Stein gemeißelt sind. Es ist natürlich nicht zu leugnen, dass Wallace-Filme und Gialli durchaus Ähnlichkeiten habe, ihre Unterschiede aber eindeutig in der Atmosphäre liegen. Während Wallace.Filme geprägt sind von britischem, teils sogar viktorianischem Stil, herrscht beim Giallo überwiegend das italienische, zumindest aber mediterrane Flair vor. Auch cinematographisch gibt es Unterschiede, so wie beim Humor und auch der Darstellung von Frauen.

Ich will ja gar nicht anzweifeln, dass die deutschen Quellen davon berichtet haben, wie die Italiener auf sie zukamen, um einen Wallace-Beitrag abzuliefern, wer allerdings mit der Beschaffung von Produktionsgeldern in Italien bekannt ist, wird dies wahrscheinlich nur mit einem Augenzwinkern kommentieren. Ich hatte einmal die Gelegenheit mit Luigi Cozzi über dieses Thema zu reden und er klagte sein Leid darüber, dass es seit je her sehr schwer ist, überhaupt einen ernsten Film mit inländischen Mitteln produziert zu bekommen. So hielt man schnell Ausschau nach Mitteln aus dem Ausland und dabei waren dann auch schon mal gewisse Tricks notwendig, um diese auch tatsächlich zu erhalten.

Wie erfolgreich die Wallace-Reihe in Italien war kann ich nicht beurteilen, doch allein die Tatsache, dass die in Italien produzierte Filme im Inland und auch in den nicht-deutschsprachigen Auswertungen keinerlei Bezug zu Edgar Wallace hatten unterstützen meine These, dass die Regisseure nur für das Geld ein wenig Wallace-Referenzen für die deutschen Investitionen hinein zwangen. Bei "Das Geheimnis der grünen Stecknadeln" ist es ja auch so, dass Dallamo anschließend mit "Der Tod trägt schwarzes Leder" und "Orgie des Todes" seine von Anfang an angedachte "Schulmädchen-Trilogie" fertig stellte. Ohne den kleinsten Hinweis auf Wallace.

Bei den Epigonen ist das Argument, dass "4 Fliegen auf grauem Samt" allein deshalb passt, weil "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" und "Die neunschwänzige Katze" auch von Argento waren doch ein wenig enttäuschend. Denn selbst die ersten beiden Filmen sind nur deshalb als Epigonen zu bezeichnen, weil sie vom Marketing in Deutschland dazu gemacht wurden und von daher aus dieser Sicht dahin gehören. Aber die 4 Fliegen passen hier definitiv nicht rein, da Epigone nachgemachte, bzw. kopierte Kunstformen sind. Dass Argento hier etwas von Wallace nach gemacht oder kopiert hat ist schlichtweg falsch und da auch keine Marketingtechnik dazu führte, gehört er nicht in die Aufzählung rein. Ich pikiere mich deswegen so sehr darüber, da die sehr freie Form der Epigoneneinteilung beim unwissenden Leser sehr schnell das Gefühl aufkommt lässt, dass Edgar Wallace ein prägende Figur im italienischen Krimikino ist, was aber definitiv nicht stimmt. Ich kenne keinen Giallo-Regisseur, der die Wallace-Filme als Vorbild bezeichnet. Meiner Meinung nach kommst du hier der Sorgfaltspflicht als Autor nicht ganz nach und stellst Verbindungen her, die es niemals gab.

"Die Nacht der rollenden Köpfe" kann ich irgendwie gar nicht mit Edgar Wallace in Verbindung bringen. Außer dem "Who-Dunnit"-Plot hat der Film mit dem britischen Autoren nichts gemein. Zugegeben, die Grenzen zwischen den beiden Genres sind manchmal ein wenig schwimmend, aber deiner Auslegung nach wäre der Giallo ein Genre, das den Wallace-Filmen entsprang und sich fast in Gänze aus Epigonen zusammen setzt. Es ist sicherlich möglich zu fast jedem Giallo irgendeine zufällige Verbindung zu Wallace-Romanen herzustellen, aber wäre es machbar bei mehr als jedem zweiten Film eine Verbindung zur Bibel hinzubekommen, was aber genauso falsch wäre

Gruß

Michael

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

24.03.2007 15:22
#10 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Hallo Michael,
schön wie Du das geschrieben hast.

Natürlich ist mir bekannt, dass letztendlich Giallo und Krimi das gleiche ist. Dennoch gibt es den atmosphärischen Stil, der den Unterschied ausmacht bzw. verdeutlicht. Übrigens sind die Edgar-Wallace-Romane in Italien auch in den gelben (giallo) Ausgaben erschienen.
Die Argento-Filme haben diese Atmosphäre im ausgeprägten Maße, was weder „Stecknadel“ noch „Halbmond“ haben. Der Aufbau beider Filmen entsprechen 100%ig dem Aufbau eines „normalen“ Edgar-Wallace-Films mit dem „Who-Dunnit“-Effekt. Durch die Co-Produktionen beider Filme musste jede Seite Kompromisse eingehen, was ja auch bei den englischen Co-Produktionen der Fall war, wo zum Beispiel in England „The Trygon Factor“ auch nicht als Wallace-Film lief, sondern „Based on a Story by Derry Quinn“. Hinzukommt, dass Massimo Dallamano ein Regisseur war, der sehr eng mit deutschen Produzenten zusammenarbeitete (Venus im Pelz, Das Geheimnis der jungen Witwe, Das Bildnis des Dorian Gray) was ihn für „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ prädestinierte. Zu diesem Zeitpunkt waren seine weiteren „Schulmädchen-Projekte“ noch nicht geplant, vielmehr waren dies ein Resultat auf den Erfolg der Stecknadel. Hätten beide Filme einen deutschen Regisseur würden wir heute wahrscheinlich nicht darüber diskutieren. Es waren ja zwei weitere Filme geplant (Das Geheimnis der blutroten Rose, In der Dunkelheit des Schreckens), die ja nicht mit deutscher Beteiligung realisiert wurden, da Constantin eine Finanzierung ablehnte. Alleine bzw. ohne Verleih wollte Rialto diese Filme nicht produzieren. Bekannt ist ja, dass aus „Das Geheimnis der blutroten Rose“ „Das Messer“ wurde und flopte. Was aus „In der Dunkelheit des Schreckens“ wurde, konnte ich bisher nicht herausfinden. Könnte in Italien produziert worden sein und ist dann aber in Deutschland im Kino nicht erschienen. Dieses Schicksal ereilte ja auch Argentos „Profondo Russo“. Die beiden Filme (Stecknadel & Halbmond) sind nun mal in der Serie enthalten, was für viele ja ein Stilbruch darstellt. Auch das mag ja richtig sein, aber Wallace selber hat innerhalb seines Gesamtwerkes ja auch „Stilbruch“ begangen indem er auch Thriller, Abenteuer-, Komödien-, Historien-, und selbst Science-Fiction-Romane schrieb.
Ich glaube auch nicht, dass ein Italo-Regisseur jemals Wallace-Romane als Vorlage nahm. (Es gibt einen Vorkriegsfilm namens „Giallo“, der „angeblich“ nach dem Wallace-Roman „The Man who changed his name“ gedreht wurde.) Aber den Regisseuren war wohlweislich der Name Wallace ein Begriff und man kann durchaus davon ausgehen, dass der eine oder andere Regisseur einen Wallace-Film gesehen hat und davon inspiriert wurde.
Ich habe nie behauptet, dass „Vier Fliegen auf grauem Samt“ ein BEW-Film ist. Nur wenn man für diesen Film einen dt. Geldgeber gefunden hätte, wäre er unter Umständen als BEW-Film vermarktet worden und wäre dann nicht ein Totalflop geworden. Dass ich ihn bei den Epigonen mitaufnahm lag daran, dass er zu Argentos Tier-Triologie gehört und ich auch Infos zu diesem Film weitergeben wollte.
Bei „Die Nacht der rollenden Köpfe“ habe ich geschrieben, dass er durch sein Konzept zu den Italo-Wallace-Filmen gepasst hätte, aber auch nur dann wenn man einen dt. Partner gefunden hätte. Vom Stil her passt er zu den Italo-Wallace-Filmen, was nicht bedeutet dass es eine Wallace-Vorlage gibt.
Und wenn man dann alles genau betrachtet, so sind alle Filme ab „Neues vom Hexer“ nur Autoren-Filme und haben ggf. Wallace-Romamfragmente oder sogar nur Titelgleichheit mit den Romanen gemeinsam. Aber das ist ein anderes Thema.

Joachim.

Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

24.03.2007 16:02
#11 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Eine sehr interessante Diskussion die ihr hier führt!

Zunächst einmal sollte die Bezeichnung "Giallo" nicht zu eng gesehen werden. Hierzulande versteht man in Fankreisen darunter zwar italienische Horrorthriller aus den 70zigern doch die Italiener benennen jeden Krimi als Giallo, folglich wären also auch "Tatort" oder Edgar Wallace-Filme Gialli.
Was nun den Einfluss von Wallace auf die Regisseure der Gialli anbelangt so empfehle ich jedem die Sichtung von Mario Bavas "Blutige Seide", der als Initialzündung des Giallo gilt und- abgesehen von seinen psychedelischen Farbspielen- 1:1 wie eine italienische Variation der Grundmotive aus "Das Geheimnis der gelben Narzissen" und "Zimmer 13" wirkt, zwei Wallace-Filmen die sich hier zwar keiner großen Beliebtheit erfreuen, jedoch als durchaus repräsentativ anzusehen sind. Ich glaube mich auch zu erinnern, das ich in einem alten Textinterview mit Mario Bava folgendes gelesen habe: "Die Deutschen drehen seit einigen Jahren sehr interessante und moderne Gialli. Ich finde, so etwas sollten wir hier in Italien auch machen."
Auch das von Joachim angesprochene Meisterwerk "Das Messer" wirkt von Anfang bis Ende wie ein Wallace-Film da es auf die gewohnte Mädchenmordserie verzichtet und die kriminalistische Handlung in den Vordergrund stellt. Auch "Sieben Jungfrauen für den Teufel" von 1967, ebenfalls einer der frühesten Gialli weist eine schon fast unheimliche Ähnlichkeit zu den Wallace-Filmen die parallel in Deutschland entstanden, auf. Ich denke, das in all diesen Fällen keiner der Regisseure einen Wallace-Roman gelesen, wohl aber einige der Filme gesehen hat. Und die Umsetzung der Romane scheint die wenigsten im Zusammenhang mit den Filmen zu interessieren. So bin ich mit meiner Argumentation, "Das Geheimnis der gelben Narzissen" würde die Stimmung der Romane des Schriftstellers Wallace durch und durch atmen, auf Granit gestoßen.

In Antwort auf:
Und wenn man dann alles genau betrachtet, so sind alle Filme ab „Neues vom Hexer“ nur Autoren-Filme und haben ggf. Wallace-Romamfragmente oder sogar nur Titelgleichheit mit den Romanen gemeinsam. Aber das ist ein anderes Thema.


...das einmal einen eigenen Thread wert wäre, oder nicht?

http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&...view&Name=24510

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

24.03.2007 18:05
#12 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Hallo Reinhard,
nur ganz kurz zu Deiner Info:
"DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISEN" gehört zu meinen Top 7 der Wallace-Serie und ich finde ihn als einen der spannendsten, temporeichsten und unterhaltsamsten der gesamten Serie. Also sind wir nun bereits zu Zweit.

Herzliche Grüße
Joachim.

Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

24.03.2007 18:54
#13 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Ich war mir ja auch bewusst das du den Film schätzt. Warum er hier im Forum immer so schlecht weg kommt ist mir vollkommen unverständlich. Und an ihm kann man meiner Meinung nach auch sehr schön die Verwandtschaft der Gialli mit den Wallace-Filmen nachweisen!

http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&...view&Name=24510

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

25.03.2007 10:11
#14 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Zitat von Reinhard
Eine sehr interessante Diskussion die ihr hier führt!
Zunächst einmal sollte die Bezeichnung "Giallo" nicht zu eng gesehen werden. Hierzulande versteht man in Fankreisen darunter zwar italienische Horrorthriller aus den 70zigern doch die Italiener benennen jeden Krimi als Giallo, folglich wären also auch "Tatort" oder Edgar Wallace-Filme Gialli.
Was nun den Einfluss von Wallace auf die Regisseure der Gialli anbelangt so empfehle ich jedem die Sichtung von Mario Bavas "Blutige Seide", der als Initialzündung des Giallo gilt und- abgesehen von seinen psychedelischen Farbspielen- 1:1 wie eine italienische Variation der Grundmotive aus "Das Geheimnis der gelben Narzissen" und "Zimmer 13" wirkt, zwei Wallace-Filmen die sich hier zwar keiner großen Beliebtheit erfreuen, jedoch als durchaus repräsentativ anzusehen sind. Ich glaube mich auch zu erinnern, das ich in einem alten Textinterview mit Mario Bava folgendes gelesen habe: "Die Deutschen drehen seit einigen Jahren sehr interessante und moderne Gialli. Ich finde, so etwas sollten wir hier in Italien auch machen."
Auch das von Joachim angesprochene Meisterwerk "Das Messer" wirkt von Anfang bis Ende wie ein Wallace-Film da es auf die gewohnte Mädchenmordserie verzichtet und die kriminalistische Handlung in den Vordergrund stellt. Auch "Sieben Jungfrauen für den Teufel" von 1967, ebenfalls einer der frühesten Gialli weist eine schon fast unheimliche Ähnlichkeit zu den Wallace-Filmen die parallel in Deutschland entstanden, auf. Ich denke, das in all diesen Fällen keiner der Regisseure einen Wallace-Roman gelesen, wohl aber einige der Filme gesehen hat. Und die Umsetzung der Romane scheint die wenigsten im Zusammenhang mit den Filmen zu interessieren. So bin ich mit meiner Argumentation, "Das Geheimnis der gelben Narzissen" würde die Stimmung der Romane des Schriftstellers Wallace durch und durch atmen, auf Granit gestoßen.
In Antwort auf:
Und wenn man dann alles genau betrachtet, so sind alle Filme ab „Neues vom Hexer“ nur Autoren-Filme und haben ggf. Wallace-Romamfragmente oder sogar nur Titelgleichheit mit den Romanen gemeinsam. Aber das ist ein anderes Thema.

...das einmal einen eigenen Thread wert wäre, oder nicht?

Hallo Reinhard,
besser hätte ich dies auch nicht formulieren können.
Zu "Zimmer 13" wollte ich noch sagen, dass es zwar der schwächste der fünf Reinl-Filme ist, aber durch die Psycho von Denise (Karin Dor) ebenfalls als Giallo-Vorläufer gelten kann. Vielleicht ist es dies was den Meisten hier nicht gefällt. Wäre der ursprüngliche Plot geblieben: Legge stürzt den Fahrstuhlschacht in der Bar hinunter und reißt Denise mit sich, die von Jonny Gray à la DER UNSICHTBARE DRITTE gerettet wird, würde der Film heute bei vielen besser ankommen,aber Kritiker hätten "Bei Hitchcock geklaut" geschrieben. Ich finde die getroffene Lösung weitgehend interessanter. Gehört deshalb auch zu den Ausnahmeerscheinungen innerhalb der Serie und wurde nicht wie die Vohrer-Filme die sich fast wie ein Ei dem anderen (manchmal ist neben den weißen auch mal ein braunes Ei dabei)gleichen. Diese Filme sind dann das Salz in der Suppe. Letztendlich hatte ja Vohrer die Serie besonders geprägt, aber durch seine Eintönigkeit auch zu Tode getragen.
So, nun darf munter weiter diskutiert werden.

Joachim.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

25.03.2007 12:33
#15 RE: Buch: Hallo - Hier spricht Edgar Wallace Zitat · Antworten

Auch wenn Jonny Gray Denise Marney gerettet hätte, wäre sie am Schluss als mehrfache Mörderin in Handschellen abgeführt worden. Ich glaube, daß viele hier im Forum einfach enttäuscht sind, daß Karin Dor, die sonst meist die unschuldige Erbin spielte, in "Zimmer 13" selbst tötet und andere Leben auslöscht.

Ich persönlich mag "Zimmer 13" gern und finde den Schluss, so wie er ist, sehr stimmig.

Eine Frage hätte ich noch an Joachim :

In der ersten Auflage Deines Buches ist auf Seite 44 ein Bild aus "Die Bande des Schreckens" abgedruckt, welches zeigt, wie Karin Kernke von einem Unbekannten in einem Auto bedroht wird und deshalb die Scheibe durchbricht, um Hilfe herbeirufen zu können.

Diese Szene kommt jedoch im Film nicht vor. Wurde dieses Foto nur zu Werbezwecken gemacht oder wurde die entsprechende Szene aus dem fertigen Film rausgeschnitten ?

Danke für Deine Antwort !

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