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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 1.152 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
Blacky81 Offline



Beiträge: 59

29.07.2023 13:38
Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Ich frage mich ja warum Artur Brauner die BEW-Reihe nach 6 Filmen urplötzlich pausiert hat. Waren die Zuschauerzahlen so stark rückläufig? Wollte der alte Fuchs erstmal die Entwicklungen bei der Rialto-Reihe abwarten bevor er über weitere Filme nachdenkt?

Savini Offline



Beiträge: 797

29.07.2023 17:13
#2 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Die Antwort dürfte so enfach wie logisch sein: "Das 7. Opfer" lief so schlecht, dass eine Fortsetzung der Reihe nicht sinnvoll erschien.
Nachdem "Winnetou und sein Freund Old Firehand" durchgefallen war war das Thema Karl May bei der Rialto ja auch abgehakt.

TV-1967 Offline



Beiträge: 659

31.07.2023 21:32
#3 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Der war aber auch so schlecht....zu viel Berliner Luft ...

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.958

07.08.2023 16:49
#4 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Da dürfte es mehrere Gründe gegeben haben, die zu dieser Entscheidung führten.
Natürlich ohne jetzt Einblick in irgendwelche Unterlagen der CCC zu haben, würde ich auf folgende tippen:
1. Das nicht berauschende Einspielergebnis von "Das siebente Opfer" und die zeitgleich steigende Konkurrenz durch andere Epigonen wie "Das Wirthaus von Dartmoor" oder "Wartezimmer zum Jenseits" (beide ebenfalls 1964)
2. Die ebenfalls sinkenden Zuschauerzahlen bei den Rialto-Wallace-Filmen samt der Ankündigung, dass "Der unheimliche Mönch" der letzte Schwarz-Weiß-Wallace sein würde - auch Brauner hätte auf Farbfilm umsteigen müssen, was einfach teurer gewesen wäre
3. Der endgültige Aufstieg von James Bond - mit "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" wandelte sich beispielsweise die Weinert-Wilton-Reihe mit dem letzten Teil vom Wallace-Epigonen zum Eurospy, Brauner selbst ging auch mit der Mabuse-Reihe 1964 endgültig in diese Richtung und produzierte "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" mit internationalerem Stab (und somit wohl auch höheren Kosten)
4. Das hohe Budget anderer CCC-Projekt - Mit "Old Shatterhand" und "Der Schut" kamen 1964 gleich zwei Karl May-Filme der CCC ins Kino, dazu setzte die CCC ab 1964 (auch) auf große (Co-)Produktionen - den Beginn machte "Dschingis Khan", später folgten "Die Nibelungen" (1966) oder "Kampf um Rom" (1968) - woraus folgte, dass für weitere BEW-Filme wohl weder Geld noch Energie und Zeit bei CCC, bzw. Brauner vorhanden war
und
5. Das ZDF war seit ihrer Gründung ein wichtiger Partner, produzierte jedoch zunehmend weniger auf dem CCC-Gelände, weil die eigenen Studios wuchsen, so dass wichtige Einnahmen wegfielen. Auch die beginnende Krise beim deutschen Film sorgte für weniger Auslastung der Studios durch andere Produktionsfirmen

Spätestens ab 1968 war die CCC-Film kaum noch selbstständiger Produzent, sondern steuerte nur bei zahlreichen Filmen aus aller Welt Gelder als Co-Produzent bei, durfte dafür ein wenig mitreden und die Auswertung in Deutschland übernehmen. Dass für "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" die BEW-Marke noch einmal wiederbelebt wurde, war wohl nur ein cleverer Schachzug, weil man die Rechte ohnehin noch hatte. Sprich, man wollte nicht einen weiteren Wallace produzieren, sondern es fiel Brauner schlichtweg ein Film in die Hände, der sich so vermarkten ließ.

Savini Offline



Beiträge: 797

08.08.2023 10:11
#5 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Danke für diesen Einblick in weitere Aspekte, die aus Sicht der CCC sicher eine Rolle spielten (andere aufwendige Produktionen, zunehmende Zusammenarbeit mit ausländischen Filmgesellschaften, Wandel beim Publikumsgeschmack)!

boris brosowski Offline



Beiträge: 47

23.07.2024 10:38
#6 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Schau mal hier. https://boriscreamviii.blogspot.com/2024...rocrime_22.html

1. Die Filme waren als Farbfilme nicht zu teuer, 1966 produziert die CCC mit Jess Franco "Lucky M." in Farbe.
2. Internationale Co-Produktionen waren damals gang und gäbe, die "EW" Filme der Rialto waren ja schon von Anfang an deutsch-dänische Co-Produktionen!. Die Constantin selbst produzierte die Weinert-Reihe schon in Spanien.
3. CCC war weiterhin Herr über seine Produktionen, allerdings über die Tochtergesellschaft "Tele-Cine" und deren undurchsichtige Kapitalstruktur. Ein "Todesrächer von Soho" ist definitiv eine CCC-Produktion, die halt nur (wie die Weinert-Wiltons) in Spanien gedreht wurden.
4. Die Zuschauerzahlen für "das 7. Opfer" waren wirklich für damalige Verhältnisse sehr schlecht.
5. Brauner hat tatsächlich auf den Argento nur den BEW-Stempel draufgedrückt um ein paar Mark zusätzlichen Umsatz zu machen (warum auch nicht, die Lizenz lag ja rum und brachte nix mehr). Als sich Argento weigerte, den nächsten Film genauso zu drehen, hat Brauner dann "Die Neunschwänzige Katze" an Terra weitergereicht.
6. Der letzte "Echte" BEW ist dann der "Todesrächer", der aber meiner Meinung nach schon für's Fernsehen produziert worden war und nur aufgrund der Liquidation der "Tele-Cine" noch ganz schnell 1972 in die Kinos gedrückt wurde.

Bis auf die Fernsehaussage ist alles in der einschlägigen Literatur oder im CCC-Archiv nachschlagbar ;-)

Count Villain Offline




Beiträge: 4.642

28.07.2024 00:12
#7 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Zitat von boris brosowski im Beitrag #6
1. Die Filme waren als Farbfilme nicht zu teuer, 1966 produziert die CCC mit Jess Franco "Lucky M." in Farbe.


Das lag bestimmt nicht an der Farbe, sondern an Franco. Franco-Filme waren sicher immer genauso billig wie sie auch wirken.

Eventuell wollte man auch erst die Ergebnisse und Reaktionen der ersten Farb-Rialtos abwarten, um dann zu entscheiden, ob es sich lohnt, sich noch etwas länger an die Welle dran zu hängen.

boris brosowski Offline



Beiträge: 47

29.07.2024 11:01
#8 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

sicher war Franco günstig, aber man hätte ihn ja auch für Farb-Wallace Filme zu dem Zeitpunkt einsetzen können.

Es ist denkbar, dass Brauner versuchte "in der Gesellschaft" tritt zu fassen und sich mit "Nibelungen", "Kampf um Rom" (übrigens alle in Farbe) sowie den Oriental-Karl Mays von den "Schundfilmen abzusetzen", aber das ist Spekulation.

Tatsache allerdings ist, dass diese Großproduktionen kein Geld einspielten und die Nutzung des CCC-Studios in Berlin 1970 vom ZDF gekündigt wurde, so dass dieses geschlossen wurde. Eine kostengünstige Eigenproduktion der BEW war also nicht mehr möglich. Die einzige Möglichkeit war halt (nach dem "Erfolg" von Dario Argentos Schwarze Handschuhe) extern zu drehen (daher wurden ja nur noch Teile von "Akasava" dort gedreht. Das bisschen Geld, was noch übrig war, hat Brauner wahrscheinlich genutzt um schnell noch 2 Filme von Franco in Spanien drehen zu lassen, da gab es auch große Kontroversen, wie und wo das Geld da verbucht wurde... incl. Gerichtsstreit zwischen Brauner und Franco 1975.
Es hat also den Anschein dass Brauner einfach auf die schnelle nochmal Kasse machen wollte, und wenn ich mir den ROI bei "Akasava" anschaue, stimmt das sogar (zu "Todesrächer" gibt es leider keine Zahlen und Dr. M kam ja nicht in den Verleih):

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.958

29.07.2024 18:14
#9 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Es fehlt hier wiederum völlig an Verständnis für Produktionsbelange. Co-Produzent ungleich Produzent! Das Geld, was Brauner bei diesen Billig-Filmen zuschoss, war natürlich wesentlich weniger als das, was eine eigene Produktion gekostet hätte. Er hatte aber sämtliche Vertriebsrechte für den deutschsprachigen Markt und konnte den Film (wie eine eigene Produktion) an hiesige Verleiher verkaufen.
Sofern die Filme im Ausland gedreht wurden, war Brauners Beitrag quasi die Gehälter der 1-2 deutschen Schauspieler - das war's. Studiokosten, Equipment-Kosten, Gehälter von Stab und sonstiger Besetzung trugen die ausländischen Partner.
Bei Akasava war Brauners cCc ja noch offiziell Hauptproduzent. Man brachte die Wallace-Lizenz, das Produktionsgelände, die Gehälter von Horst Tappert, Ewa Strömberg und Siegfried Schürenberg und die bestehende Archivmusik von Hübler und Schwab ein, der spanische Co-Produzent bezahlte dann vermutlich Franco sowie den sonstigen (nicht-deutschen) Stab und den Großteil der Besetzung. Brauner lagerte also schon einen ordentlichen Teil der Kosten aus.
Brauner wollte Geschäfte machen und da er seine "Old Shatterhand"-Lizenz schon verbraten hatte, versuchte er es mit den Orient-Filmen an der Karl May-Welle zu partizipieren. Nibelungen und "Kampf um Rom" waren ebenfalls internationale Produktionen, bei denen das finanzielle Risiko teilweise ausgelagert wurde und die weltweit ausgewertet wurden.
Dass es wirklich "Tasache" ist, dass die Orient-May-Filme, "Kampf um Rom" und "Die Nibelungen" kein Geld einspielten, würde ich anzweifeln.
Zumindest "Die Nibelungen" hatte ein relativ großes Medienecho, wenn auch von vielen wohl schon zu jener Zeit eher belächelt. Und "Der Schut" scheint ja zumindest erfolgreich genug gewesen zu sein um den Azteken-Zweiteiler und den abschließenden Orient-Zweiteiler zu rechtfertigen.

c.n.-tonfilm Offline




Beiträge: 186

01.08.2024 12:55
#10 RE: Große Pause bei den BEW-Filmen Zitat · Antworten

Ich sehe Brauner beim "Siebten Opfer" vor mir wie er sagt: "Rialto dreht nicht mehr in Scope, jetzt brauchen wir auch kein Scope mehr."

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Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.

Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".

Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?

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