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 Film- und Fernsehklassiker national
Giacco Offline



Beiträge: 2.519

30.09.2020 12:45
Das kunstseidene Mädchen (1960) Zitat · Antworten

DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN
D/F/I (1960) - R: Julien Duvivier - DE: 16.2.1960 - FSK 18 - V: Deutsche Film Hansa
Darsteller: Giulietta Masina, Gert Fröbe, Gustav Knuth, Harry Meyen, Christiane Maybach, Ralf Wolter, Rudolf Platte, Friedrich Schönfelder, Hannes Messemer, Joachim Hansen, Albert Bessler, Ingrid van Bergen, Ernst Schröder, Jan Hendriks, Agnes Fink, Robert Dietl, Inge Egger



Die kleine Stenotypistin Doris Putzke möchte raus aus dem kleinbürgerlichen Mief. Sie hofft, durch Männerbekanntschaften ihr Ziel zu erreichen. Weil sie dabei aber ziemlich wahllos vorgeht, gerät sie immer wieder an die falschen Kerle. Dann packt sie ihren Koffer und flattert munter weiter zum nächsten. Im Besitz eines gestohlenen Pelzmantels landet sie schließlich in Berlin, wo sie mehr denn je auf reiche Gönner angewiesen ist. Ein Happy-end scheint jedoch auch hier nicht in Sicht zu sein.

Der Berliner Produzent Kurt Ulrich, nicht gerade bekannt für qualitativ anspruchsvolle Kinounterhaltung, hatte Fellinis Oscar-prämiertes Werk "Die Nächte der Cabiria" gesehen. Von der Hauptdarstellerin Giulietta Masina war er so beeindruckt, dass er sie gleich für drei Filme unter Vertrag nahm. 1959 entstand "Jons und Erdme", der in Italien zwar mit einigem Erfolg lief, beim deutschen Publikum aber nicht ankam. Es folgte "Das kunstseidene Mädchen", nach dem Roman von Irmgard Keun, der 1932 erschien und dessen Handlung Ende der Zwanziger Jahre spielt. Ulrich verlegte sie kurzerhand in die Gegenwart, engagierte als Regisseur den französischen Altmeister Duvivier und stellte eine Besetzung zusammen, die sich wahrlich sehen lassen kann. Um es vorwegzunehmen: Bei der Premiere in der "Filmbühne Wien" am Berliner Kurfürstendamm gab es noch viel Applaus und gutbesuchte Vorstellungen. An diesen Erfolg konnte man in anderen Städten allerdings nicht anknüpfen und die Einspielergebnisse blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Der dritte geplante Film mit der Masina kam nicht mehr zustande.
Irmgard Keuns Romanheldin ist ein junges Ding von 18 Jahren. Giulietta Masina ging damals aber bereits stramm auf die vierzig zu und wirkt hier leider etwas puppenhaft und aufgesetzt. Sie strahlt weder Erotik noch Sinnlichkeit aus. Hinzu kommt, dass sie das Geschehen fast unablässig in einem innerlichen Monolog kommentiert, was die Aufmerksamkeit der Zuschauer ein wenig strapaziert. Auch die episodische Struktur des Films mit den ständig wechselnden männlichen Charakteren zeigt im Lauf der Handlung Abnutzungserscheinungen. Zwar sind viele Schauspieler mit klingenden Namen dabei, von denen einige aber nur kurze Auftritte haben, so dass man sich am Ende kaum noch an sie erinnert.

"Mit dem Engagement eines italienischen Stars und eines französischen Regisseurs bestand die Gefahr, den Film im luftleeren Raum zu drehen. Dieser Gefahr haben die deutschen Produktionsverantwortlichen leider nicht entgegen gearbeitet. Eigentlich ist das sehr schade, denn in diesem Film stecken viel Arbeit und viele durchaus positiv zu wertende Leistungen. Das gilt besonders für das an klangvollen Namen so reiche Ensemble, das in Dutzenden von vergnüglichen oder nachdenklichen Szenen die Einwände gegen das Gesamtergebnis zeitweilig vergessen lässt. Wirksam herausgearbeitet wurde etwa der köstliche Auftritt von Rudolf Platte, die Einsamkeit des Blinden (Wilhelm Borchert), der amüsante Betrieb an einem reichlich groß geratenen Stadttheater oder die onkelhaft-tapsige Verliebtheit Gustav Knuths. Schwerer hat es Hannes Messemer in der Rolle eines Mannes, der die Frau, die ihm davongelaufen ist, nicht vergessen kann. Sehr dick muss Gert Fröbe als ordinärer Anwalt auftragen, charmant serviert Joachim Hansen die Schlusspointe, nach der es im Leben der Doris Putzke auch weiterhin gute und schlimme Tage geben wird.
Und da ist die Masina. Sehr munter, sehr beweglich und geschickt synchronisiert. Optisch entspricht sie trotz aller Bemühungen des Kameramanns Göran Strindberg nicht den Erfordernissen der Rolle. Ihr Kulleraugen-Blick ist mehr eine Lustspielpointe als eine überzeugende Waffe im Kampf um den Mann."
(Film-Echo)

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