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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 349 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

03.12.2018 21:33
Frauenarzt Dr. Sibelius (1962) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Frauenarzt Dr. Sibelius" (Deutschland 1962)
mit: Lex Barker, Senta Berger, Barbara Rütting, Sabine Bethmann, Harry Meyen, Anita Höfer, Berta Drews, Elisabeth Flickenschildt, Ann Savo, Hans Nielsen, Gudrun Schmidt, Rudolf Platte, Loni Heuser, Christine Gerlach, Lou Seitz u.a. | Drehbuch: Janne Furch und Sigmund Bendkover nach einer Idee von Artur Brauner | Regie: Rudolf Jugert

Chefarzt Dr. Georg Sibelius genießt das Vertrauen seiner Patientinnen, die den besonnenen Mediziner schätzen und bewundern. Elisabeth, seine Ehefrau, plagen Langeweile und Eifersucht. Sie sitzt den ganzen Tag über zuhause und wartet auf ihren Mann, der des öfteren bis spät in der Nacht in der Klinik bleibt. Verstärkt wird ihr Misstrauen, als die jüngere Schwester ihrer alten Freundin Sabine bei ihnen einzieht. Ihre heftigen Vorwürfe und Anschuldigungen entbehren zwar jeder Grundlage, aber ihr Mann ist zunehmend verzweifelt und fragt sich, wie er seine Frau beruhigen kann. Als bei seiner Jugendliebe Sabine Leukämie im letzten Stadium diagnostiziert wird, trifft er eine folgenschwere Entscheidung....



Lex Barker überzeugt als Frauenarzt, der selbst im Umgang mit Hypochondern Milde und Verständnis ausstrahlt, obwohl seine Nerven gerade im Privatbereich seines Lebens häufig bis zum Anschlag gespannt sind, wenn ihm geballte Emotionen entgegenschlagen und er immer wieder die selben Anschuldigungen hören muss. Während er im Krankenhaus weibliche Loyalität und Vertrauen erfährt, bringt ihm seine Ehefrau weitaus zwiespältigere Gefühle entgegen, da ihre uneingestandenen Schuldgefühle und Minderwertigkeitskomplexe an ihrem Selbstverständnis nagen und deshalb in jeder potentiellen Konkurrentin die Bestätigung ihrer eigenen Wertlosigkeit sehen. Senta Berger überzeugt mit ihrem Wechselbad der Gefühle trotz ihrer eigenen Attraktivität, die eigentlich verhindern sollte, dass sie in jeder anderen Frau eine Rivalin sieht. In Gestalt von Barbara Rütting, die das weibliche Pendant zu Lex Barker verkörpert, scheint Berger ihre Meisterin gefunden zu haben. Rütting spielt die Reisejournalistin Sabine, deren berufliches Engagement ihr jedoch im Gegensatz zu Barker wenig Bewunderung einbrachte. Weiblicher Erfolg wird in "Frauenarzt Dr. Sibelius" dem zeitlichen Rahmen entsprechend mit Einsamkeit konnotiert. Sowohl die Journalistin, als auch der Humanmediziner schätzen ihren Beruf, moralisch honoriert wird allerdings nur jener des Arztes, während die Reporterin laut Drehbuch zur Einsicht kommen muss, das Glück verpasst zu haben. Solange sie unabhängig ist und keiner Gesellschaft bedarf, ist sie das Schreckensbild der gefährlichen Rivalin für Elisabeth Sibelius. Als sie jedoch erkrankt und Hilfe, Fürsorge und Wärme benötigt, wird die Keule der Geschlechterklischees geschwungen und ihr Lebensentwurf in Frage gestellt.

Die Finnin Ann Savo verdichtet gleich mit den ersten Schritten in Sibelius' Behandlungszimmer die Atmosphäre des Raumes, dem sie sich halb bedrohlich, halb vorsichtig nähert. Es scheint, als wäge sie jede ihrer Gesten und Worte ab und wie so oft benötigt sie keinen großen Anlauf, um ihr Gegenüber zu vereinnahmen und seine Aufmerksamkeit zu erringen. Die Charaktere in Savos Repertoire sind kraftvolle und unkonventionelle Vertreter des Typs eigenständige Frau, wobei ihre Ausstrahlung immer anrüchig und verletzbar zugleich ist. Sie bleibt exotischer Farbtupfer und Außenseiterin; nie wird man sie im Mittelpunkt einer Familie oder Freundinnengruppe antreffen, dafür ist sie zu eigenwillig und zu wenig angepasst. Sabine Bethmann leistet im Sinne ihres Berufs wertvolle Arbeit, sie ist eine verlässliche Stütze des verehrten Chefarztes und hat selbst keine Ambitionen nach Ruhm oder Aufstieg. Ganz anders Harry Meyen als unbequemer Aspirant auf den Posten des Chefs: Finster, ehrgeizig und unergründlich wie ein stilles Wasser spinnt er im Hintergrund subtile Intrigen, sobald er seine Chance gekommen sieht. Im Gegensatz zu Bethmann begnügt er sich nicht damit, einem erfolgreichen Kollegen zuzuarbeiten, sondern er will selbst an den Schalthebel der Entscheidungen. Die Klimax ergibt sich nach seiner Vorarbeit, die er ebenso kühl wie unpersönlich auch Elisabeth Sibelius präsentiert, die halb hoffend, halb zaudernd am Ende leidlich die Kurve kriegt, was zu einem halboffenen Finale mit Aussicht auf Besserung führt. Vorher muss sich die Arbeit ihres Mannes jedoch durch einen Eingriff auf Leben und Tod live rechtfertigen, um ihre Zweifel zu zerstreuen und sie zur demütigen Einsicht zu bringen.

Formidabel besetzt überzeugt die Produktion in erster Linie durch die prominenten Schauspieler, die sich empathisch mit den Sorgen und Nöten rund um eine prekäre Ehe befassen und die Produktion spannend und unterhaltsam gestalten, auch wenn man Rudolf Jugert ein bisschen mehr Mut zugestanden hätte, um gewisse Botschaften des Films nicht allzu konservativ zu vermitteln. 4 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.12.2018 15:24
#2 RE: Frauenarzt Dr. Sibelius (1962) Zitat · Antworten

Danke für den Bericht, der offenlegt, wie "angestaubt" manche damaligen Filme aus einem gesellschaftlichen Blickwinkel heraus mittlerweile sein können. Dennoch scheint sich der Film zu lohnen. Die Besetzung liest sich tatsächlich ausgesprochen attraktiv (im Sinne des Wortes für Berger und im übertragenen für die übrigen Akteure). Meine Aufmerksamkeit erregt auch der Umstand, dass Hans Nielsen laut Filmportal hier wieder einmal - ganz in seinem Metier - einen Anwalt spielt. Wie kommt dieser ins Spiel und handelt es sich um eine substanzielle Rolle?

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.12.2018 13:42
#3 RE: Frauenarzt Dr. Sibelius (1962) Zitat · Antworten

Hans Nielsen spielt den Anwalt Dr. Reinhardt, einen alten Freund von Dr. Georg Sibelius. Er kommt relativ spät zu seinem Auftritt und berät den Arzt zu einem heiklen Fall von Verleumdung. Eine von Ann Savo gespielte Patientin beschuldigt Dr. Sibelius, sie verführt zu haben. Dr. Reinhardt argumentiert fast ärgerlich, weil er die Anschauung seines Freundes kennt, der seinen Patientinnen gegenüber oft zu arglos und leichtgläubig reagiert. Hans Nielsen schüttelt seine Rolle fast schon aus dem linken Ärmel, hat er sie doch in verschiedenen Varianten immer wieder überzeugend gespielt.

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