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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 266 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2018 00:50
Die Rache bin ich (1977) Zitat · Antworten

Die VZ-Handelsgesellschaft veröffentlicht am 30. Oktober 2018 (viele Shops geben noch den 2. Oktober an) den Poliziottescho "Die Rache bin ich" aka "Der eiserne Präfekt" aka "Ein Mann aus Stahl und Eisen" von Pasquale Squitieri mit Giuliano Gemma, Claudia Cardinale, Stefano Satta Flores und Massimo Mollica auf DVD und Blu-ray. Der Film erhält generell gute Kritiken, ich bin daher sehr gespannt auf diesen historischen Mafia-Film.

Die Rache bin ich (Il prefetto di ferro, 1977)

Zitat von VZ-Handelsgesellschaft: Die Rache bin ich
Cesare Mori wird als neuer Präfekt nach Sizilien geschickt, um dort gegenüber der Mafia die Machtbefugnisse des Staates durchzusetzen. Mori hatte sich Jahre zuvor schon als konsequenter Vertreter des Gesetzes erwiesen, der mit eisernem Besen aufzuräumen pflegte. Doch er muss feststellen, dass seine Vorgehensweise keineswegs verborgen blieb, und man versucht, ihn mit brutalsten Mitteln zu diskreditieren, um gar nicht erst das Vertrauen der Bevölkerung in seine Stärke entstehen zu lassen. Am nächsten Morgen wird er in das Haus seines Informanten gerufen, dass von Leichen übersät ist, doch der eigentliche Kampf beginnt erst jetzt. Seine größte Aktion soll unter anderem die Einnahme der Bergstadt Gangi sein, in der zahlreiche Banditen und flüchtige Straftäter ihre Zuflucht haben, so auch der seit 45 Jahren flüchtige Don der Bandit.


EAN-DVD: 4032614602222
Sprachen: Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 1.78:1 (16:9)
Extras: Videokommentar von Marcus Stiglegger, Originaltrailer, Werbematerial

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.01.2019 21:15
#2 RE: Die Rache bin ich (1977) Zitat · Antworten



Die Rache bin ich / Ein Mann aus Stahl und Eisen (Il prefetto di ferro)

Historiendrama, IT 1977. Regie: Pasquale Squitieri. Drehbuch: Ugo Pirro, Arrigo Petacco, Pasquale Squitieri (Romanvorlage, 1975: Arrigo Petacco). Mit: Giuliano Gemma (Präfekt Cesare Mori), Claudia Cardinale (Anna Turrini), Stefano Satta Flores (Spanò, Major der Carabinieri), Rossella Rusconi (Angela Mori), Rik Battaglia (Antonio Capecelatro), Francisco Rabal (Brigant Albanese), Massimo Mollica (Paternò), Enzo Fisichella (Abgeordneter Galli), Salvatore Billa (Francescopino, Chef der „Picciotti“), Loris Bazzocchi (getöteter Bauer) u.a. Uraufführung (IT): 23. September 1977. Uraufführung (DDR): 25. Mai 1979. Uraufführung (BRD): 9. November 1984. Eine Produktion von Rizzoli Film für Cineriz.

Zitat von Die Rache bin ich
Im Jahr 1925 wird Cesare Mori als Polizeipräfekt in Sizilien eingesetzt, weil er für seine harte Linie im Kampf gegen das organisierte Verbrechen bekannt ist. Tatsächlich lernen die Mafiabosse und ihre Schergen nach anfänglichen Provokationen bald Respekt vor Mori. Dessen Meisterstück wird das Ausräuchern des Städtchens Gangi, in dessen sprichwörtlicher Unterwelt sich reihenweise Gangster – allen voran der Brigant Albanese – verschanzt haben. Als Mori seine Aktivitäten jedoch nicht mehr nur gegen einfache Leute und regionale Größen, sondern gegen die feine Gesellschaft richtet, merkt er schnell, dass der Mafia doch nicht so einfach beizukommen ist ...


Politisch und sozial engagierte Regisseure wie Damiano Damiani oder Elio Petri sorgten dafür, dass die Polizei-gegen-die-Mafia-Filmschwemme des italienischen 70er-Jahre-Kinos sich bevorzugt an zeitaktuelle gesellschaftliche Missstände knüpfte. Auch effekthascherische Filmemacher wie Fernando di Leo verstanden es, aus der Gegenwärtigkeit ihrer Schilderungen wirkungsvolle Resultate herauszukitzeln. Einen völlig anderen Weg beschritt Pasquale Squitieri, der in Filmen wie „Die Rache bin ich“ oder „Die Rache der Camorra“ die mit dem Thema verbundenen historischen Aspekte beleuchtete. Im vorliegenden Fall ließ er sogar biografische Momente einfließen, denn mit Protagonist Mori lernt der Zuschauer einen realen Mafiabekämpfer aus den 1920er Jahren kennen. In der Realität wie im Film nimmt Mori eine Zangenstellung zwischen den Abscheulichkeiten der Briganten und der italienischen Faschisten ein und versucht dabei auf überhöht heroische Weise, einem Idealbild der Gerechtigkeit mit harten Bandagen zum Sieg zu verhelfen. Mori wird von klaren und progressiven Vorstellungen geleitet, die vor allem die Gleichheit aller vor dem Gesetz betreffen. Er lässt sich bei seinem Vorgehen weder von Geld, Einschüchterungen oder politischen Würdenträgern beeindrucken und setzt die Maxime, dass Staat und Recht über allem stehen sollen, mit eiserner Konsequenz durch. Dabei macht sich stellenweise eine gewisse Selbstherrlichkeit und Rücksichtslosigkeit bei Mori bemerkbar, die ihn zu einem hochinteressanten, nicht ausschließlich rosaroten Charakter werden lässt.

Zitat von Alexander Scholz: Die Rache bin ich, Traumathek, Quelle
Mori kommt als neuer Präfekt nach Sizilien und soll mit dem organisierten Verbrechen aufräumen, um dem Staat wieder zu alter Durchschlagskraft zu verhelfen. Mori, ein Mann des Gesetzes. Dass er die Gesetze der Faschisten durchsetzt, ist für ihn ein notwendiges Übel. Dass das Recht längst abgeschafft ist, bemerkt er in seiner Selbstgerechtigkeit zu viel zu spät. Dass er sich im Kampf gegen die Mafia[, bei dem heroische Absicht in nihilistischen Hochmut kippt,] nur einem anderen Regime der Repression andient, ebenso.




Die spannende Zwickmühle offenbart sich dem Zuschauer erst sukzessive, nachdem er über lange Strecken vorbehaltlos auf Moris Seite stand. Darsteller Guiliano Gemma – hauptsächlich aus Italo-Western bekannt – glückt ein stoisches, trockenes, aber durch seine Verbindlichkeit auch einnehmendes Porträt des Präfekten, der dem Publikum als glaubwürdige und facettenreiche Figur entgegentritt und sich mehrfach ohne Rücksicht auf die eigene Person in brandgefährliche Situationen begibt. Alle anderen Akteure treten deutlich in Gemmas Schatten und wirken eher unterstützend auf sein Spiel ein, als ihm ernsthafte Konkurrenz zu machen. Das gilt auch für Claudia Cardinale, deren Part etwas aufgesetzt wirkt, insbesondere aber für die leise, loyale Darstellung von Moris Assistenten durch Stefano Satta Flores. Squitieri konzentriert sich lieber ganz auf seinen zweischneidigen Helden und geht außerdem in teilweise epischer Breite in Milieuschilderungen und Kampfmanövern auf. Ihm liegt sehr am Herzen, die Ausbeutung der armen Landbevölkerung sowie die Unterwanderung einer ganzen Festungsstadt mitsamt aller Familien durch die Mafia zu zeigen und dabei Moris Gegenwirken in Form schnellen Handelns oder geschickt ausgetüftelter Manöver zu zelebrieren. Gerade wenn der Brigantenunterschlupf Gangi von Mori für den Rechtsstaat „zurückerobert“ wird, erinnern die Szenen durch ihren ausgiebigen Einsatz berittener Uniformträger, wilder Schusswechsel und menschlichen Elends lebhaft an Kriegsfilme; andere Momente lassen durch das Inszenesetzen der sommerlichen sizilianischen Landschaft eher Westernassoziationen aufkommen.

Ähnlich wie Damiani oder wie Dallamano in „Der Tod trägt schwarzes Leder“ bekommt aber auch die herrschende Kaste in „Die Rache bin ich“ in Form eindeutig (ab-)wertender Inszenierung ihr Fett weg. Die letzten 20 Minuten des Films strotzen geradezu vor entlarvendem Pessimismus und bedürfen keiner Kommentierung – allein das Verhalten sich immun glaubender Adelstitelträger sowie selbstverliebter Schwarzhemden genügt, um die Vergeblichkeit der hohen Ideale der Hauptfigur unter Beweis zu stellen. So manövriert sich Mori selbsttätig mit ungewünschten Erfolgen ins Abseits und wird auf einen ruhigen Posten als Senator, auf dem er nicht mehr viel Schaden anrichten kann, abgeschoben. Squitieris Regieführung in den Schlussmomenten und besonders in der finalen Begegnung zwischen Mori und Spanò ist von einer unprätentiösen Dramatik, die es schafft, dem Betrachter nahezugehen, ohne zu dick aufzutragen, und damit einen hochwertigen Ausstieg aus einem stellenweise euphorisierenden, letztlich aber erneut niederschmetternden Zeitbild zu gewährleisten.

Nach dem Motto „Einer gegen den Rest der Welt“ kämpft sich der titelgebende eiserne Präfekt Mori durch die Verflechtungen süditalienischer Bandenstrukturen. Diese historisch aufgearbeitet statt in wohligen 70er-Kult verpackt zu sehen, gibt dem Film eine hochwertige Note, welche sich auch in Moris grauschattiertem Ehrgeiz und Squitieris aufwendiger, stellenweise vielleicht etwas zu weit ausholender Regieführung widerspiegelt. 4,5 von 5 Punkten.

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