Nach über zehn Jahren Wallace-Lese-Abstinenz wieder mal ein Krimi aus seiner Feder: "Zimmer 13".
Ein Gangsterroman rund um Rache und Banknotenfälschungen, der außer den Namen der Protagonisten (Gray und Legge) nichts mit dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1963 zu tun hat.
Als Inhaltsangabe steht auf meiner Scherz-Krimi-Ausgabe: "Fünfzehn Jahre saß er wegen Bankraubs im Knast. Sein bester Kumpel hatte ihn verpfiffen. Nur ein Gedanke ließ ihn durchhalten: Rache. Er hat einen teuflischen Plan. Doch ehe er ihn in die Tat umsetzen kann, liegt er erschlagen in Zimmer 13 des feinen Londoner Klubs."
Was sich wie ein spannender Whodunit anhört entpuppt sich als Gangstergeschichte. Die Leiche, von der die Rede ist, findet sich auf Seite 157. Das ganze Buch hat 188 Seiten. Dementsprechend fällt die Suche nach dem Mörder kurz aus. Alles in allem ein doch flüssig zu lesender und nicht unspannender Krimi, aber Wallace konnte das besser.
Mein erster Roman mit Edgar Wallace' bedeutender Figur des Mr. Reeder hat mich großartig unterhalten. Langeweile kommt zu keiner einzigen Sekunde auf, es gibt unzählige überraschende Wendungen und für Wallace-Verhältnisse auch relativ viele Stellen zum Schmunzeln. „Zimmer 13“ gehört auf jeden Fall zu den besten Wallace-Thrillern und ist meine neue Nummer 1 unter seinen Romanen, einfach gigantisch!
(Ich freue mich schon auf das nächste Buch, das im Titel ein Wort beinhaltet, welches mit Z beginnt. )
Gigantisch: Der Zinker Zimmer 13
Sehr gut: Der Frosch mit der Maske Der grüne Bogenschütze Die toten Augen von London Der Hexer Bei den drei Eichen Das indische Tuch Der unheimliche Mönch Der rote Kreis Neues vom Hexer Die Bande des Schreckens Die Tür mit den sieben Schlössern Der Banknotenfälscher Gangster in London Der Rächer
Guter Durchschnitt: Der schwarze Abt Die blaue Hand Das Geheimnis der gelben Narzissen Die gelbe Schlange Der Engel des Schreckens Der Klub der Vier
Unterdurchschnittlich: Das Gasthaus an der Themse Die seltsame Gräfin
Zitat von Der schwarze Abt im Beitrag #2(Ich freue mich schon auf das nächste Buch, das im Titel ein Wort beinhaltet, welches mit Z beginnt. )
Doch nicht etwa "Käthe und ihre Zehn"? Mal sehen, wie viele inhaltliche Gemeinsamkeiten du mit "Das Geheimnis der weißen Nonne" feststellen kannst.
Interessant ist es übrigens, eine so enthusiastische Kritik zu "Zimmer 13" zu lesen, der tendenziell eher nicht zur üblichen Wallace-Spitzengruppe gehört. Mir steht er noch bevor.
Zitat von Gubanov im Beitrag #3Interessant ist es übrigens, eine so enthusiastische Kritik zu "Zimmer 13" gelesen, der tendenziell eher nicht zur üblichen Wallace-Spitzengruppe gehört. Mir steht er noch bevor.
Ja, interessant ... "Zimmer 13" ist für mich tatsächlich einer der langatmigsten Romane von Wallace, die ich gelesen habe. "Käthe und ihre 10" wiederum finde ich super! Flott und mit viel Humor ...
Dann will ich ihn dir herzlichst empfehlen, @Gubanov! Ich habe mir zum Vorsatz gemacht, die vier längeren Reeder-Romane in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Ich hoffe nur, dass deine beiden bisher gelesenen nicht vorgreifen.
Zitat von Der schwarze Abt im Beitrag #2(Ich freue mich schon auf das nächste Buch, das im Titel ein Wort beinhaltet, welches mit Z beginnt. )
Doch nicht etwa "Käthe und ihre Zehn"? Mal sehen, wie viele inhaltliche Gemeinsamkeiten du mit "Das Geheimnis der weißen Nonne" feststellen kannst.
Ich meinte nicht, dass direkt im Anschluss ein solches Buch folgt. Vielleicht kaufe ich mir vorher noch „Zwischen zwei Männern“, der wegen gleich zwei Z-Wörtern eigentlich Vorrang haben müsste.
Auf jeden Fall kommen vorher der bereits angefangene „Safe mit dem Rätselschloss“ sowie „Das Verrätertor“, „Die vier Gerechten“ und der hochgelobte „viereckige Smaragd“ an die Reihe.
Zitat von Gubanov im Beitrag #3Interessant ist es übrigens, eine so enthusiastische Kritik zu "Zimmer 13" zu lesen, der tendenziell eher nicht zur üblichen Wallace-Spitzengruppe gehört. Mir steht er noch bevor.
Zitat von Der schwarze Abt im Beitrag #5Dann will ich ihn dir herzlichst empfehlen, Gubanov! Ich habe mir zum Vorsatz gemacht, die vier längeren Reeder-Romane in chronologischer Reihenfolge zu lesen.
Nach lediglich viereinhalb Jahren (Asche über mein Haupt) habe ich den Roman "Zimmer 13" nun via Hörbuchfassung nun im Detail kennengelernt. Und ich möchte @Der schwarze Abt zustimmen: Hierbei handelt es sich wirklich um einen sehr stimmungsvollen Krimi, der zur Gruppe der starken Wallace-Bücher zu zählen ist. Nicht nur hält er eine Reihe herrlicher Mr.-Reeder-Auftritte bereit, auch hat er einige mordsmäßig spannende Momente. Die Handlung ist ähnlich wie "Der Zinker" oder "Der Banknotenfälscher" als Romantik-Krimi angelegt, in dem die aufrichtige weibliche Hauptfigur an einen (tlw. angeblich) schurkischen Gatten gerät. Im Vergleich zu Zinker und Fälscher geht "Zimmer 13" aber noch einen Schritt weiter, denn das Schlamassel steht zu Beginn schon fest und der Roman ist quasi als ein einziger Rachefeldzug angelegt, der jedem Protagonisten starke Motivationen verleiht. Sehr gut gemacht und mit einem exzellenten Finale in einem Gefängnis.
Das Urteil unserer regulären Buchbesprecher würde mich in diesem Fall auch sehr interessieren.
"Zimmer 13" ist wirklich ein spezieller Wallace-Roman. Vor langer Zeit mal als Goldmann-Sonderausgabe gelesen, war ich damals enttäuscht, hatte ich doch eine Rasiermesser-Mordsgeschichte wie im Film erwartet, mit welchem der Roman außer in wenigen Ansätzen kaum etwas zu tun hat. Aber vor einiger Zeit hab ich nochmal die Heyne-Neuübersetzung geschmökert, und es war wirklich eine angenehme "Überraschung".
Tatsächlich spielt der Roman in einer wahrscheinlich nicht allzu unrealistisch dargestellten Halbwelt von klassischen Unterweltgrößen, die von Verrat, Betrug, Gier und lange gehegten Racheplänen geprägt ist. Die Söhne, Bräute und sonstigen Familienmitglieder sind fest in die Fehden mit eingebunden. Letztlich endet die gesamte Geschichte in einem Mord (wenig für Wallace'sche Verhältnisse!), der in einem schlechtbeleumdeten Club verübt wird. Erinnert hier an den Schlussteil des "Zinkers", ist aber viel stimmiger aufgebaut. Tatsächlich ist die Auflösung des Mordes -eher im Vorübergehen- doch eine Überraschung und eher untypisch für Wallace-Krimis. Das Finale in einem stillgelegten Gefängnis ist recht knallig.
Viel Wert hat der Autor auf die Beschreibung der Unterwelt-Atmosphäre gelegt, es ist mehr ein Gangster- als ein Polizeiroman. Der von mir hochgeschätzte Mr. Reeder hat hier seinen ersten Auftritt, sozusagen als Untercover-Agent, welcher Geldfäschern auf der Spur ist. Dieses Thema spielt auch eine große Rolle im Buch.
Natürlich ist "Zimmer 13" kein Roman über das organisierte Verbrechen wie "Der Pate". Jedoch gemessen an der Enstehungszeit (1924) und abzüglich aller für den Autoren typischen Am-Ende-Heile-Welt-Klischees stellt das Buch doch eine Beschreibung der Berufsganoven ohne Illusionen dar, als einen festen Teil der Gesellschaft, der sozusagen parallel neben der anderen Welt existiert und in dem auch die Polizei ihre Grenzen hat. Viele Einfälle sind noch recht frisch und nicht so ausgenudelt wie in späteren Büchern. Obwohl keine typische Wallace-Geschichte mit maskiertem Unhold an der Spitze, bietet der Roman doch guten Lesestoff!