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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 182 mal aufgerufen
 Romane
horatio Offline




Beiträge: 577

04.10.2011 20:28
#1 John Flack (1927) Zitat · Antworten

Jetzt, wo's wieder dunkler wird und der Nebel aufsteigt, muss ein Wallace-Roman her ...

John Flack

mit J.G. Reeder

Ich kann es nicht oft genug bedauern, dass diese Figur nie auf deutsch verfilmt wurde!

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2011 11:12
#2 RE: John Flack (1927) Zitat · Antworten

In der Tat schade die Auslassung von Mr. Reeder. Neben Blacky Fuchsberger und Heinz Drache wäre dieser eher unauffällige und, hm, altmodische Zeitgenosse aber beim Publikum wohl nicht so gut angekommen. - Gibt es jemand Bestimmten, den du dir als Darsteller für John Gray Reeder vorgestellt hast?

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

24.03.2018 18:26
#3 RE: John Flack (1927) Zitat · Antworten

John Flack


Originaltitel: Terror Keep
Erscheinungsjahr: 1927


Hauptpersonen:

Mr. J.G. Reeder - Beamter der Staatsanwaltschft
Margaret Belman - seine junge Bekannte, arbeitet als Sekretärin
John Flack - geistesgestörter "Super"verbrecher
Olga Crewe - junge Frau mit ungeklärter Vergangenheit
Georg Ravini - verräterischer Chef einer Ganovenbande
Mr. Daver - Pensionsbesitzer mit seltsamen Hobbies
Mrs. Burton - Köchin
Oberst Hothling - fragwürdiger Pensionsgast 1
Ehrwürden Dean - fragwürdiger Pensionsgast 2
Sergeant Brill - Kriminalbeamter von Scotland Yard
Sergeant Gray - Kriminalbeamter von Scotland Yard
Oberinspektor Simpson - Kriminalbeamter von Scotland Yard


Inhalt:

Im Zuchthaus Broadmoor sitzt seit geraumer Zeit ein Mann ein, der es englandweit zu einiger "Berühmtheit" gebracht hat. Sein Name ist John Flack, und er war einst ein berüchtigter und gerissener Bandenchef, der spektakuläre Raubüberfälle beging und auch nicht vor Mord zurückschreckte. Sein amtlich festgestellter Irrsinn rettete ihn vor dem Henkerstrick, aber eines Tages verschwindet der Schurke unter Zurücklassung eines toten Wärters aus seiner Zelle hinaus in die Freiheit, wo er noch viele dunkle Pläne hat, die er verwirklichen will. Da kann nur einer helfen - der Mann, welcher ihn schon einmal dingfest machte und von ihm ganz besonders gehasst wird. Es ist der schrullige Junggeselle Mr. J. G. Reeder, ein hochrangiger Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, einer der wenigen Helden, die Edgar Wallace in mehreren seiner Geschichten auftreten ließ. In einer dieser Geschichtensammlungen (Der sechste Sinn des Mr. Reeder) trifft Mr. Reeder immer wieder auf die junge Miss Belman, von ihm bald verschämt-vertraulich "Miss -hm- Margaret" genannt, die mit ihren Anfang der Zwanzig Jahren wenigstens halb so alt wie er ist. Trotz des Altersunterschiedes und Mr. Reeders altjüngferlicher Schüchternheit stellt sich bald ein Vertrauensverhältnis zwischen den beiden ein, ja der gute Mr. Reeder muss sie sogar ab und zu aus der einen oder anderen Bredoullie retten, und in der letzten Geschichte dieser Sammlung gelingt den beiden gar eine knappe Flucht aus einer Ertränkungskammer, wobei sie nur in ihrer Unterwäsche den Heimweg antreten können. Man kann davon ausgehen, dass Mr. Reeder deswegen mehr emotionale Schrecken durchlebt als durch die Todesgefahr, welcher er eben entronnen ist. Sei es drum - zu Beginn des Romans "John Flack" sind die beiden schon gute Bekannte, wenngleich noch lange kein Liebespaar. Auch Miss Belman spielt in der nun folgenden Handlung eine entscheidende Rolle.
Just zu dem Zeitpunkt, da der größenwahnsinnige John Flack seine Flucht zu seinen immer noch zahlreichen in Freiheit lebenden Gefährten bewerkstelligte, bekam die arbeitssuchende Miss Belman ein gutes Angebot, als Sekretärin in "Larmes Keep" (Das Verlies der Tränen), einem düsteren Gemäuer an der englischen Küste in der Nähe von Siltbury, zu arbeiten. Der Bau wird von einem Mr. Daver als Pension geführt, ein etwas verschrobener älterer Mann, der aber sofort von Miss Belman begeistert ist. Zu Miss Belmans Enttäuschung ist Mr. Reeder sogar erfreut, dass sich Miss Bellman aus seiner Nähe entfernt. Aber da John Flack wieder in Freiheit ist, will Reeder seine gute Bekannte außerhalb der Gefahrenzone wissen, in der er fortan leben muss. Außerdem gibt es da noch einen äußerst aufdringlichen Verehrer, Georg Ravini, den Margaret Belman abschütteln will. Dieser Georg Ravini, ein eitler Italiener und so eine Art Mafiaboss, ist auch ein guter Bekannter von Mr. Reeder. Schließlich war er es, der den alten John Flack vor sechs Jahren der Polizei ans Messer geliefert hat. Das macht ihn zu Hauptfeind Nummer Zwei des Bösewichts.
Kurz darauf entgeht der listige Mr. Reeder daheim in London in guter alter Wallace-Manier einigen Mordanschlägen, derweil Margaret ihre neue Stelle in Larmes Keep bei dem wundersamen koboldartigen Mr. Daver antritt und Bekanntschaft mit der mürrischen Köchin Mrs. Burton macht sowie mit der jungen Olga Crewe, die dort schon seit langer Zeit wohnt, und einiges an Personal und einen britischen Oberst und einen Geistlichen als Gäste kennenlernt. Der eingebildete Ravini ist ihr in der Zwischenzeit nach Larmes Keep nachgereist, will er doch den Korb nicht gelten lassen, den sie ihm gab. Aber eines Nachts verschwindet er unter mysteriösen und beunruhigenden Umständen. Dafür bekommt Mr. Reeder untrügliche Hinweise darauf, dass Ravini ermordet wurde, und begibt jetzt selber nach dem Ort, wo der Ganove zuletzt gesehen wurde - eben zum Verlies der Tränen, das geheimnisvoll und finster am Rande einer Klippe steht und allerlei Geheimnisse zu verbergen scheint. Längst ahnt er wohl schon, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, und so langsam nimmt die Handlung jetzt Fahrt auf. Der geschworene Feind aller Verbrecher schnüffelt ein wenig auf dem Anwesen herum, hört und sieht sich um und wird eines Nachts gar vom leibhaftigen Supergangster Flack auf seinem Zimmer besucht, oder hat er sich das nur eingebildet ? Mr. Reeder glaubt nicht daran, er schickt, wie er denkt, seine Angebetete "Miss -hm- Margaret" nach London zurück und sieht sich bald arg in die Klemme gebracht. Jetzt will man ihm richtig ans Leder, aber er übersteht auch dies, doch nun fangen die Verwicklungen erst recht an: ein millionenschwerer Goldtransport wird von der Flack-Bande ebenso genial wie rücksichslos ausgeraubt, und vor allem (und am schlimmsten) ist auch noch seine Miss Belman verschwunden... Es beginnt eine aufregende Jagd, die sich unter die Erde in ein weitverzweigtes Höhlensystem verlagert, denn hier befindet sich wie zu alten Piratenzeiten das Hauptquartier der Verbrecherbande. Nach einem wahrhaft atemberaubenden Finale, nach vielen Gefahren und Verwicklungen, können sich die beiden sympathischen Haupthelden endlich auch menschlich mal näherkommen, aber bis dahin ist es ein turbulenter Weg...


Bewertung:

Der vorliegende Roman ist sicher einer der wenig bekannten des berühmten Krimi-Autors. Das ist eigentlich völlig unverständlich, denn es gibt mit Sicherheit wesentlich bekanntere und gleichzeit schlechtere Romane aus der Feder von Edgar Wallace. Vielleicht liegt es einfach am einfallslosen deutschen Buchtitel, das englische Original lässt sich ja reißerischer mit "Der Turm des Schreckens" oder "Das Verlies der Schreckens" übersetzen. Ein Pluspunkt sollte auf jeden Fall der Hauptermittler sein, diesmal kein jugendlicher strahlender Held von Scotland Yard, sondern der schon weit über das Jugendstadium hinausgehende Mr J. G. Reeder, der irgendeinen undefinierbaren Posten bei der Staatsanwaltschaft hat und trotz oder gerade wegen seiner altjungfernhaften Manieriertheit, seiner umständlichen Redeweise, seines stets etwas deprimierten Ausdrucks und der vorgeblichen Milde und zahlreicher anderer Eigenschaften ein eindeutiger Sympathieträger ist. Wenn es hart auf hart geht, dann zeigt dieser Mr. Reeder schon, dass er auch anders kann - schließlich hat er sein Leben lang erfolgreich Gesetzesbrecher ins Gefängnis oder gar aufs Schafott gebracht, ohne dass ihm das den Schlaf rauben würde. Auf jeden Fall hat Mr. Reeder auch ein komisches, fast schon karikaturhaftes Element in sich. Das gleiche gilt auch für den immer mal irrsinnig kichernden Oberschurken, der eine dreiundsechzigbändige Abhandlung über das Verbrechen geschrieben hat. Ja, John Flack ist so ein richtiger englischer Dr. Mabuse, fast könnte man denken, dass Edgar Wallace hier ein wenig bei anderen abgeschrieben hat, aber das hatte er bei seiner ausufernden Phantasie wohl echt nicht nötig. So hat denn der Meisterverbrecher auch ein Hauptquartier, wie es einem Dr. Mabuse geziemen würde. Ein altes burgartiges Gebäude mit einem riesigen Höhlensystem darunter - das ist schon starker Tobak und macht so richtig Spaß zu lesen. Sicher ist es ein gewisser "Mangel" des Romans, dass der Verbrecherboss schon von vornherein feststeht, aber es gibt noch genug doppelbödige Charaktere in Larmes Keep zu entlarven, die alle mit dem Chef in Verbindung stehen, denn hier ist niemand das, was er zu sein scheint. Der Hotelbesitzer und Hobbykriminologe Mr. Daver, die undurchschaubare Olga Crewe, sogar die stets missgelaunte Köchin Mrs. Burton haben alle ihre Geheimnisse.
Hier gibt es auch wieder die gerne von Wallace verwendeten familiären Verstrickungen. Auch die weiter oben erwähnten Pensionsgäste Oberst Hothling und Ehrwürden Dean werden von Mr. Reeder während einer Bridgepartie mit einigen gelungenen Wortspielen in ihrer wahren Identität entlarvt - eine schöne und intelligent geschriebene Szene.
Über der vorgeblich freundlichen und sommerlichen Atmosphäre von Larmes Keep liegt eine morbide Stimmung, die sich stetig zu unverhüllter Bedrohlichkeit steigert. Man fühlt richtig die Düsternis und Gefahr, die sich hinter der falschen Oberfläche verbirgt. Das hat der Autor sehr gut dargestellt.
Die weibliche Hauptrolle in Gestalt der Margaret Belman ist wieder eine der emanzipierteren jungen Damen, die der Schriftsteller auch privat zu schätzen wusste. Immerhin wird sie vom Hauptbösewicht persönlich entführt, kann aber flüchten und muss sich einen Großteil des Romans alleine durchschlagen, erst auf den gefährlichen Klippen und dann direkt in der "Höhle des Löwen". Ihre Rettung durch Mr. Reeder erfolgt nur durch einen großen Zufall (auch hier ist die Plausibilität der Handlung mal wieder sehr fragwürdig) und ist eher unbeabsichtigt. Nein, Miss Margaret kann schon auf sich alleine aufpassen !
Ob man die Liebesgeschichte der jungen Frau mit dem wesentlich älteren Mann nun gut findet oder nicht, sollte man halt für sich entscheiden. Edgar Wallace hat sich nicht daran gestört - im Gegenteil, er war etwa im selben Alter wie Mr. Reeder, als er seine zweite Frau heiratete, die gleich alt wie Miss Belman war. Ob er da bewusst oder unbewusst etwas literarisch verarbeitet hat, wie man heute wohl sagen würde? Wer weiß...
Auf alle Fälle gibt es noch eine Menge spektakuläre Szenen, der skrupellose Überfall auf den Goldtransport etwa und besonders das Finale in der Gangsterhöhle. Hier kracht es buchstäblich richtig gewaltig, als das Hauptquartier des wahnsinnigen Verbrechers zusammenstürzt und vom Meer verschlungen wird. Man fühlt sich ein wenig an "Der Untergang des Hauses Usher" von Edgar Allen Poe erinnert, aber "Edgar 2" hat die ganze Sache mit mehreren Potenzen dramatischer gestaltet. Militär und Torpedoboote kommen zum Einsatz, von dem kriegsbegeisterten Wallace auch ein öfter mal eingesetzter Kniff. Für die meisten der Ganoven geht die Sache schlecht aus, und auch Mr. Reeder und Miss Belman entkommen nur knapp der tödlichen Falle.
Als Belohnung darf Mr. Reeder zum Schluß seiner Margaret unter ihrer tatkräftigen verbalen Mithilfe endlich ein Heiratsangebot machen und spürt zum ersten Mal die weichen Lippen eines Weibes auf den seinen, was ihm großes Vergnügen bereitet. Man gönnt es ihm von Herzen, dem guten alten Knaben !

John Flack
ist ein unterschätzter Roman von E.W. Für seine Fans wohl ein Muss zum Lesen !


Buch:

Erst habe ich die Goldmann-Ausgabe und dann die Weltbild-Version (zusammmen mit dem "Grünen Bogenschützen") gelesen. Da hat der Roman zweihundert Seiten. Goldmann hat wie immer einige Kürzungen zum Original vorgenommen, allerdings nicht ganz so drastisch.
Aber alleine der fehlende letzte Satz, als J.G. Reeder die Wonnen eines Kusses genießt, sollte schon für die Weltbild-Ausgabe sprechen, zumal man den sonst so schrecklich verstümmelten Bogenschützen-Roman in seiner vollen Länge genießen kann.

Offensichtlich hat Edgar Wallace selber großen Gefallen an dem Stoff gefunden, den ein Jahr später verwurstete er das Ganze ähnlich noch einmal zu einem Theaterstück und dann auch zu einem Kurzroman mit dem Titel "Der unheimliche Mönch". Gewiss gibt es in der Wahl der Hauptpersonen, im zeitlichen Ablauf und auch in vielen Handlungssträngen große Abweichungen, aber eben auch frappierend viele Übereinstimmungen: der wahnsinnige Supergangster, der sich in einem Höhlensystem unter einer Pension verbirgt, die von einem Strohmann geleitet wird; ehemalige Mitgefährten, die von ihm in seinem Schlupfwinkel ermordet werden; die Methode des Überfalls auf einen Goldtransporter ist genau die selbe; ... usw.
Allerdings ist das "Original" John Flack um Längen besser.


Verfilmung:

Eine deutsche Verfilmung von John Flack gibt es nicht. Es sei denn, man sieht in den Dr.-Mabuse-Filmen ein wenig "John Flack"...

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