In der Tat schade die Auslassung von Mr. Reeder. Neben Blacky Fuchsberger und Heinz Drache wäre dieser eher unauffällige und, hm, altmodische Zeitgenosse aber beim Publikum wohl nicht so gut angekommen. - Gibt es jemand Bestimmten, den du dir als Darsteller für John Gray Reeder vorgestellt hast?
Mr. J.G. Reeder - Beamter der Staatsanwaltschft Margaret Belman - seine junge Bekannte, arbeitet als Sekretärin John Flack - geistesgestörter "Super"verbrecher Olga Crewe - junge Frau mit ungeklärter Vergangenheit Georg Ravini - verräterischer Chef einer Ganovenbande Mr. Daver - Pensionsbesitzer mit seltsamen Hobbies Mrs. Burton - Köchin Oberst Hothling - fragwürdiger Pensionsgast 1 Ehrwürden Dean - fragwürdiger Pensionsgast 2 Sergeant Brill - Kriminalbeamter von Scotland Yard Sergeant Gray - Kriminalbeamter von Scotland Yard Oberinspektor Simpson - Kriminalbeamter von Scotland Yard
Inhalt:
Im Zuchthaus Broadmoor sitzt seit geraumer Zeit ein Mann ein, der es englandweit zu einiger "Berühmtheit" gebracht hat. Sein Name ist John Flack, und er war einst ein berüchtigter und gerissener Bandenchef, der spektakuläre Raubüberfälle beging und auch nicht vor Mord zurückschreckte. Sein amtlich festgestellter Irrsinn rettete ihn vor dem Henkerstrick, aber eines Tages verschwindet der Schurke unter Zurücklassung eines toten Wärters aus seiner Zelle hinaus in die Freiheit, wo er noch viele dunkle Pläne hat, die er verwirklichen will. Da kann nur einer helfen - der Mann, welcher ihn schon einmal dingfest machte und von ihm ganz besonders gehasst wird. Es ist der schrullige Junggeselle Mr. J. G. Reeder, ein hochrangiger Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, einer der wenigen Helden, die Edgar Wallace in mehreren seiner Geschichten auftreten ließ. In einer dieser Geschichtensammlungen (Der sechste Sinn des Mr. Reeder) trifft Mr. Reeder immer wieder auf die junge Miss Belman, von ihm bald verschämt-vertraulich "Miss -hm- Margaret" genannt, die mit ihren Anfang der Zwanzig Jahren wenigstens halb so alt wie er ist. Trotz des Altersunterschiedes und Mr. Reeders altjüngferlicher Schüchternheit stellt sich bald ein Vertrauensverhältnis zwischen den beiden ein, ja der gute Mr. Reeder muss sie sogar ab und zu aus der einen oder anderen Bredoullie retten, und in der letzten Geschichte dieser Sammlung gelingt den beiden gar eine knappe Flucht aus einer Ertränkungskammer, wobei sie nur in ihrer Unterwäsche den Heimweg antreten können. Man kann davon ausgehen, dass Mr. Reeder deswegen mehr emotionale Schrecken durchlebt als durch die Todesgefahr, welcher er eben entronnen ist. Sei es drum - zu Beginn des Romans "John Flack" sind die beiden schon gute Bekannte, wenngleich noch lange kein Liebespaar. Auch Miss Belman spielt in der nun folgenden Handlung eine entscheidende Rolle. Just zu dem Zeitpunkt, da der größenwahnsinnige John Flack seine Flucht zu seinen immer noch zahlreichen in Freiheit lebenden Gefährten bewerkstelligte, bekam die arbeitssuchende Miss Belman ein gutes Angebot, als Sekretärin in "Larmes Keep" (Das Verlies der Tränen), einem düsteren Gemäuer an der englischen Küste in der Nähe von Siltbury, zu arbeiten. Der Bau wird von einem Mr. Daver als Pension geführt, ein etwas verschrobener älterer Mann, der aber sofort von Miss Belman begeistert ist. Zu Miss Belmans Enttäuschung ist Mr. Reeder sogar erfreut, dass sich Miss Bellman aus seiner Nähe entfernt. Aber da John Flack wieder in Freiheit ist, will Reeder seine gute Bekannte außerhalb der Gefahrenzone wissen, in der er fortan leben muss. Außerdem gibt es da noch einen äußerst aufdringlichen Verehrer, Georg Ravini, den Margaret Belman abschütteln will. Dieser Georg Ravini, ein eitler Italiener und so eine Art Mafiaboss, ist auch ein guter Bekannter von Mr. Reeder. Schließlich war er es, der den alten John Flack vor sechs Jahren der Polizei ans Messer geliefert hat. Das macht ihn zu Hauptfeind Nummer Zwei des Bösewichts. Kurz darauf entgeht der listige Mr. Reeder daheim in London in guter alter Wallace-Manier einigen Mordanschlägen, derweil Margaret ihre neue Stelle in Larmes Keep bei dem wundersamen koboldartigen Mr. Daver antritt und Bekanntschaft mit der mürrischen Köchin Mrs. Burton macht sowie mit der jungen Olga Crewe, die dort schon seit langer Zeit wohnt, und einiges an Personal und einen britischen Oberst und einen Geistlichen als Gäste kennenlernt. Der eingebildete Ravini ist ihr in der Zwischenzeit nach Larmes Keep nachgereist, will er doch den Korb nicht gelten lassen, den sie ihm gab. Aber eines Nachts verschwindet er unter mysteriösen und beunruhigenden Umständen. Dafür bekommt Mr. Reeder untrügliche Hinweise darauf, dass Ravini ermordet wurde, und begibt jetzt selber nach dem Ort, wo der Ganove zuletzt gesehen wurde - eben zum Verlies der Tränen, das geheimnisvoll und finster am Rande einer Klippe steht und allerlei Geheimnisse zu verbergen scheint. Längst ahnt er wohl schon, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, und so langsam nimmt die Handlung jetzt Fahrt auf. Der geschworene Feind aller Verbrecher schnüffelt ein wenig auf dem Anwesen herum, hört und sieht sich um und wird eines Nachts gar vom leibhaftigen Supergangster Flack auf seinem Zimmer besucht, oder hat er sich das nur eingebildet ? Mr. Reeder glaubt nicht daran, er schickt, wie er denkt, seine Angebetete "Miss -hm- Margaret" nach London zurück und sieht sich bald arg in die Klemme gebracht. Jetzt will man ihm richtig ans Leder, aber er übersteht auch dies, doch nun fangen die Verwicklungen erst recht an: ein millionenschwerer Goldtransport wird von der Flack-Bande ebenso genial wie rücksichslos ausgeraubt, und vor allem (und am schlimmsten) ist auch noch seine Miss Belman verschwunden... Es beginnt eine aufregende Jagd, die sich unter die Erde in ein weitverzweigtes Höhlensystem verlagert, denn hier befindet sich wie zu alten Piratenzeiten das Hauptquartier der Verbrecherbande. Nach einem wahrhaft atemberaubenden Finale, nach vielen Gefahren und Verwicklungen, können sich die beiden sympathischen Haupthelden endlich auch menschlich mal näherkommen, aber bis dahin ist es ein turbulenter Weg...
Bewertung:
Der vorliegende Roman ist sicher einer der wenig bekannten des berühmten Krimi-Autors. Das ist eigentlich völlig unverständlich, denn es gibt mit Sicherheit wesentlich bekanntere und gleichzeit schlechtere Romane aus der Feder von Edgar Wallace. Vielleicht liegt es einfach am einfallslosen deutschen Buchtitel, das englische Original lässt sich ja reißerischer mit "Der Turm des Schreckens" oder "Das Verlies der Schreckens" übersetzen. Ein Pluspunkt sollte auf jeden Fall der Hauptermittler sein, diesmal kein jugendlicher strahlender Held von Scotland Yard, sondern der schon weit über das Jugendstadium hinausgehende Mr J. G. Reeder, der irgendeinen undefinierbaren Posten bei der Staatsanwaltschaft hat und trotz oder gerade wegen seiner altjungfernhaften Manieriertheit, seiner umständlichen Redeweise, seines stets etwas deprimierten Ausdrucks und der vorgeblichen Milde und zahlreicher anderer Eigenschaften ein eindeutiger Sympathieträger ist. Wenn es hart auf hart geht, dann zeigt dieser Mr. Reeder schon, dass er auch anders kann - schließlich hat er sein Leben lang erfolgreich Gesetzesbrecher ins Gefängnis oder gar aufs Schafott gebracht, ohne dass ihm das den Schlaf rauben würde. Auf jeden Fall hat Mr. Reeder auch ein komisches, fast schon karikaturhaftes Element in sich. Das gleiche gilt auch für den immer mal irrsinnig kichernden Oberschurken, der eine dreiundsechzigbändige Abhandlung über das Verbrechen geschrieben hat. Ja, John Flack ist so ein richtiger englischer Dr. Mabuse, fast könnte man denken, dass Edgar Wallace hier ein wenig bei anderen abgeschrieben hat, aber das hatte er bei seiner ausufernden Phantasie wohl echt nicht nötig. So hat denn der Meisterverbrecher auch ein Hauptquartier, wie es einem Dr. Mabuse geziemen würde. Ein altes burgartiges Gebäude mit einem riesigen Höhlensystem darunter - das ist schon starker Tobak und macht so richtig Spaß zu lesen. Sicher ist es ein gewisser "Mangel" des Romans, dass der Verbrecherboss schon von vornherein feststeht, aber es gibt noch genug doppelbödige Charaktere in Larmes Keep zu entlarven, die alle mit dem Chef in Verbindung stehen, denn hier ist niemand das, was er zu sein scheint. Der Hotelbesitzer und Hobbykriminologe Mr. Daver, die undurchschaubare Olga Crewe, sogar die stets missgelaunte Köchin Mrs. Burton haben alle ihre Geheimnisse. Hier gibt es auch wieder die gerne von Wallace verwendeten familiären Verstrickungen. Auch die weiter oben erwähnten Pensionsgäste Oberst Hothling und Ehrwürden Dean werden von Mr. Reeder während einer Bridgepartie mit einigen gelungenen Wortspielen in ihrer wahren Identität entlarvt - eine schöne und intelligent geschriebene Szene. Über der vorgeblich freundlichen und sommerlichen Atmosphäre von Larmes Keep liegt eine morbide Stimmung, die sich stetig zu unverhüllter Bedrohlichkeit steigert. Man fühlt richtig die Düsternis und Gefahr, die sich hinter der falschen Oberfläche verbirgt. Das hat der Autor sehr gut dargestellt. Die weibliche Hauptrolle in Gestalt der Margaret Belman ist wieder eine der emanzipierteren jungen Damen, die der Schriftsteller auch privat zu schätzen wusste. Immerhin wird sie vom Hauptbösewicht persönlich entführt, kann aber flüchten und muss sich einen Großteil des Romans alleine durchschlagen, erst auf den gefährlichen Klippen und dann direkt in der "Höhle des Löwen". Ihre Rettung durch Mr. Reeder erfolgt nur durch einen großen Zufall (auch hier ist die Plausibilität der Handlung mal wieder sehr fragwürdig) und ist eher unbeabsichtigt. Nein, Miss Margaret kann schon auf sich alleine aufpassen ! Ob man die Liebesgeschichte der jungen Frau mit dem wesentlich älteren Mann nun gut findet oder nicht, sollte man halt für sich entscheiden. Edgar Wallace hat sich nicht daran gestört - im Gegenteil, er war etwa im selben Alter wie Mr. Reeder, als er seine zweite Frau heiratete, die gleich alt wie Miss Belman war. Ob er da bewusst oder unbewusst etwas literarisch verarbeitet hat, wie man heute wohl sagen würde? Wer weiß... Auf alle Fälle gibt es noch eine Menge spektakuläre Szenen, der skrupellose Überfall auf den Goldtransport etwa und besonders das Finale in der Gangsterhöhle. Hier kracht es buchstäblich richtig gewaltig, als das Hauptquartier des wahnsinnigen Verbrechers zusammenstürzt und vom Meer verschlungen wird. Man fühlt sich ein wenig an "Der Untergang des Hauses Usher" von Edgar Allen Poe erinnert, aber "Edgar 2" hat die ganze Sache mit mehreren Potenzen dramatischer gestaltet. Militär und Torpedoboote kommen zum Einsatz, von dem kriegsbegeisterten Wallace auch ein öfter mal eingesetzter Kniff. Für die meisten der Ganoven geht die Sache schlecht aus, und auch Mr. Reeder und Miss Belman entkommen nur knapp der tödlichen Falle. Als Belohnung darf Mr. Reeder zum Schluß seiner Margaret unter ihrer tatkräftigen verbalen Mithilfe endlich ein Heiratsangebot machen und spürt zum ersten Mal die weichen Lippen eines Weibes auf den seinen, was ihm großes Vergnügen bereitet. Man gönnt es ihm von Herzen, dem guten alten Knaben ! John Flack ist ein unterschätzter Roman von E.W. Für seine Fans wohl ein Muss zum Lesen !
Buch:
Erst habe ich die Goldmann-Ausgabe und dann die Weltbild-Version (zusammmen mit dem "Grünen Bogenschützen") gelesen. Da hat der Roman zweihundert Seiten. Goldmann hat wie immer einige Kürzungen zum Original vorgenommen, allerdings nicht ganz so drastisch. Aber alleine der fehlende letzte Satz, als J.G. Reeder die Wonnen eines Kusses genießt, sollte schon für die Weltbild-Ausgabe sprechen, zumal man den sonst so schrecklich verstümmelten Bogenschützen-Roman in seiner vollen Länge genießen kann.
Offensichtlich hat Edgar Wallace selber großen Gefallen an dem Stoff gefunden, den ein Jahr später verwurstete er das Ganze ähnlich noch einmal zu einem Theaterstück und dann auch zu einem Kurzroman mit dem Titel "Der unheimliche Mönch". Gewiss gibt es in der Wahl der Hauptpersonen, im zeitlichen Ablauf und auch in vielen Handlungssträngen große Abweichungen, aber eben auch frappierend viele Übereinstimmungen: der wahnsinnige Supergangster, der sich in einem Höhlensystem unter einer Pension verbirgt, die von einem Strohmann geleitet wird; ehemalige Mitgefährten, die von ihm in seinem Schlupfwinkel ermordet werden; die Methode des Überfalls auf einen Goldtransporter ist genau die selbe; ... usw. Allerdings ist das "Original" John Flack um Längen besser.
Verfilmung:
Eine deutsche Verfilmung von John Flack gibt es nicht. Es sei denn, man sieht in den Dr.-Mabuse-Filmen ein wenig "John Flack"...
Ein überraschend flüssig geschriebener, spannender und packend geschriebener Roman, den ich, obwohl seit 30 Jahren im Regal, erst jetzt gelesen habe. Einer der besten, die ich von Wallace gelesen habe. Inhaltlich wegen der vielen Szenen in Höhlen wäre er filmisch schwer umzusetzen gewesen. Das Szenarium von Brian Clemens zu dem 1962er-Film, den die CCC in Coproduktion mit Merton Park plante, hat auch einen völlig anderen Inhalt.
Zitat von Georg im Beitrag #4Ein überraschend flüssig geschriebener, spannender und packend geschriebener Roman, den ich, obwohl seit 30 Jahren im Regal, erst jetzt gelesen habe. Einer der besten, die ich von Wallace gelesen habe. Inhaltlich wegen der vielen Szenen in Höhlen wäre er filmisch schwer umzusetzen gewesen. Das Szenarium von Brian Clemens zu dem 1962er-Film, den die CCC in Coproduktion mit Merton Park plante, hat auch einen völlig anderen Inhalt.
Vielleicht bin ich der einzige, aber von einem solchen Projekt hatte ich noch nie gehört! Es hieß doch auch immer, die CCC-Film hätte die Rechte an "Der Fluch der gelben Schlange" erworben, bevor die Rialto quasi sämtliche Exklusivrechte kaufte. War "John Flack" einer der Titel (wie "Der Rächer") die trotzdem irgendwie noch übrig blieben oder hatte Brauner da als Trick geplant, mit Merton-Park als Partner und offiziell britischer Produktion die deutsche Rechtslage zu umgehen, bzw. auszuhebeln? 1963 sah Brauner sich dann ja "leider" dazu gezwungen, bei "Der Würger von Schloss Blackmoor" nicht nur Reinl, Kalinke, Dor, Eppler, Bessler und Nielsen für das richtige Flair zu verpflichten, sondern auf dem Filmplakat einen an die Goldmann-Romane erinnernden roten Kasten zu platzieren und Bryan Edgar Wallace mit "B. Edgar Wallace" abzukürzen.
Brian Clemens hatte das Drehbuch geschrieben. Ich denke, Brauner wollte wohl das Problem mit den Rechten umgehen, indem er sich finanziell an einer englischen Produktion beteiligte, die er dann in der BRD (mit ein paar deutschen Darstellern gespickt) ausgewertet hatte. Dazu hätte er theoretisch nicht einmal Leute einfliegen lassen müssen, denn Darsteller wie Albert Lieven oder Eric Pohlmann lebten ohnehin in London und waren auch in Merton-Park-Produktionen zu sehen.
Danke für die Infos! Weiß man denn, woran es schließlich gescheitert ist? Also an Brauner (weil er lieber weitere BEW-Filme und den "echten" Wallace "Fluch der gelben Schlange" drehte) oder Merton-Park?
Zitat von Georg im Beitrag #6 Dazu hätte er theoretisch nicht einmal Leute einfliegen lassen müssen, denn Darsteller wie Albert Lieven oder Eric Pohlmann lebten ohnehin in London und waren auch in Merton-Park-Produktionen zu sehen.
Danke Georg, wichtiger Punkt . Lieven spricht ja gut Deutsch, Pohlmann, scheinbar auch.
Gruss
Havi17
Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Albert Einstein
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein
Zitat von Georg im Beitrag #6 Dazu hätte er theoretisch nicht einmal Leute einfliegen lassen müssen, denn Darsteller wie Albert Lieven oder Eric Pohlmann lebten ohnehin in London und waren auch in Merton-Park-Produktionen zu sehen.
Danke Georg, wichtiger Punkt . Lieven spricht ja gut Deutsch, Pohlmann, scheinbar auch.
So fand ja zumindest Alber Lieven seinen Weg in die Wallace-Reihe. Während Fuchsberger, Sesselmann und Kinski für die britische Fassung von "Das Geheimnis der gelben Narzissen" ausgetauscht wurden, konnten sich beide Partner scheinbar auf Albert Lieven einigen. Auch im späteren London-Wallace "Das Verrätertor" machte man sich seinen Wohnort wieder zu Nutze. Ein "pseudodeutscher" Wallace-Film mit britischen Schauspielern in den Hauptrollen und Leuten wie Lieven und Pohlmann in den Nebenrollen wäre aber wohl nicht zugkräftig genug für das hiesige Publikum gewesen. Man hätte zumindest Lex Barker, Joachim Fuchsberger, Heinz Drache oder notfalls Adrian Hoven oder ähnliche Kaliber nach England fliegen müssen für die Hauptrolle.
@Havi17: Albert Lieven war ja auch Deutscher, Eric Pohlmann Österreicher - deshalb sprachen Sie gut Deutsch ;-). Sie emigrierten wegen der Nazis nach England, wo sie beide über viele Jahre in vielen BBC-Produktionen und Spielfilmen mitspielten. Lieven gab sogar während des Krieges schon sein Durbridge-Debüt in einem Hörspiel der BBC.
@Fabi88: Warum aus dem Projekt nichts wurde, weiß ich auch nicht. In Joachim Kramps Edgar-Wallace-Lexikon steht alles dazu auf S. 615/616 (allerdings keine Details, nur eine sehr lange Inhaltsangabe des Films, der überhaupt nichts mit dem Roman zu tun hatte).
Brauner versuchte ja in allen Richtungen auf der Krimiwelle mitzuschwimmen. Aus den Originalkorrespondenzen von Francis Durbridge geht hervor, dass er 1963 auch an zwei Paul-Temple-Stoffen (East of Algiers und Tyler Mystery) Interesse hatte bzw. dass die Gloria-Film ihm diese "zugeschanzt" hatte. Aus beiden Projekten ist auch nichts geworden. Generell produzierte die CCC ja Mitte der 60er einige Krimis mit englischen Partnern (Ein Toter jagt seinen Mörder, Sherlock Holmes und das Armband des Todes etc.), so dass es bei Wallace & Durbridge wohl an anderen Dingen gescheitert sein dürfte.
Die Wallace-Rechtelage in Deutschland und England scheint ja auch sonst eine schwierige Sache gewesen zu sein. Das britische Plakat zu der (ohnehin wohl seit dem Kinostart scheinbar verschollenen) britischen Fassung von "Das Geheimnis der gelben Narzissen" schreibt ja fast schon verschämt ganz klein am unteren Rand hinter den groß geschriebenen Drehbuchautoren "from the story by Edgar Wallace". Vielleicht wäre man bei offensiverer Werbung mit Merton-Park aneinander geraten? Auch beim "Verrätertor" war es später kaum anders. Andererseits warb Merton Park auf ihren Plakaten schon in der Kopfzeile recht offensiv mit "The latest Edgar Wallace mystery thriller!" - dort, wo in Deutschland ebenfalls der Name samt Goldmann-Cover prankte. Gut möglich, dass sich anders herum die Kinorechte der Rialto in Deutschland auch nicht ganz so einfach aushebeln ließen, wie Brauner anfangs dachte und er das Projekt lieber fallen ließ.