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 Film- und Fernsehklassiker national
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

09.04.2017 14:31
Die Traumfrau (1978) mit Monika Peitsch Zitat · Antworten

BEWERTET: "Die Traumfrau" (Theateraufführung Boulevard Baden-Baden, 1978)
mit: Monika Peitsch, Michael Hinz, Eckart Dux, Herlinde Latzko, Bela Erny, Barbara Schöne | Buch: Manfred Stahnke und Klaus Überall nach einer Komödie von Reginald Marsh | Regie: Klaus Überall

Seit acht Jahren liefert der Schriftsteller Henry die Bücher für eine seichte Fernsehserie. Seine Frau Angela vertraut sich ihrem Nachbarn Jack an, der ein alter Freund des Ehepaars ist. Sie vermutet, ihr Mann betrüge sie. Dabei ist Henry nur völlig in die Welt seiner Figuren abgetaucht und führt in seinem Arbeitszimmer Zwiesprache mit ihnen. Besonders mit der hübschen Amanda, die ihn mehr beschäftigt als es eine Romanfigur sollte....



Die räumliche und soziale Abgeschiedenheit eines Erfolgsautors, der aufgrund seiner Arbeitsbesessenheit Schrullen entwickelt, bietet zunächst einen interessanten Ausgangspunkt für die Handlung. Die vernachlässigte Ehefrau, der es zwar materiell an nichts fehlt, deren Einsamkeit sie jedoch misstrauisch gegenüber der Treue ihres Gatten macht, sowie der hilfsbereite langjährige Freund der Familie ergänzen die Situation psychologisch reizvoll. Leider erschöpft sich die nette Pointe mit den nur für den Schriftsteller sichtbaren Hausgästen rasch, da Henry auch andere Zeichen der Zerstreutheit zeigt und mit Ehefrau und Freund in seniler Verwirrung spricht. So ist der Sympathiebonus, den Michael Hinz als loyaler Freund gegenüber Eckart Dux als Ehemann hat, von Anfang an unüberwindbar und weist Hinz und Monika Peitsch als eigentliches Traumpaar aus. Ohnehin ein blasser Charakter, schwächt dies Dux noch mehr in seiner Rolle als Partner der brünetten Mimin. Statt ein ordentliches Eifersuchtsdrama zu zeigen, wie es vollkommen genügt hätte, verliert sich die Handlung in mehr und mehr abstrusen Szenen mit Henry und Amanda und konfusen Dialogen mit Amanda und Simon. Eckart Dux' Figur wurde mit dicken Pinselstrichen gemalt und strapaziert die Nerven des Zuschauers sehr, weil sie nicht den Anschein gibt, eine normale Beziehung mit der von Monika Peitsch verkörperten Figur haben zu können. Leider ist von Beginn an klar, dass Jack und Angela die Situation nicht ausnützen werden, um sich näher zu kommen, weshalb man missmutig verfolgt, wie Henry trotz seiner Traumbilder der eine Mann in Angelas Leben bleiben wird. Wie viel Drama hätte man aus der Geschichte herausholen können - verschenkt!

Dabei hat die Theateraufführung durchaus ihre Meriten: das angenehm-harmonische Bühnenbild mit seinen geschmackvoll-gemütlich eingerichteten Räumen, in denen die Personen wohnen und nicht bloß agieren. Die helle Küche, in die Michael Hinz mit Rosen und Parfümflakon als willkommene Prise hereinweht; das mit Büchern überladene Arbeitszimmer des Schriftstellers, der dort sinniert und philosophiert und gern den einen oder anderen Cognac schlürft; sowie der angedeutete Garten, in dem man über private Sorgen und begrabene Hoffnungen spricht. Groß ist jedoch die Enttäuschung, als sich nach dem schwungvollen Auftakt nicht Hinz als Ehemann der Peitsch entpuppt, sondern der phlegmatische Dux. Über diesen Schmerz kommt man nicht hinweg, da sich der Herr des Hauses aufgrund seiner geistigen und räumlichen Abwesenheit nicht als vollwertiger Teil eines klassischen Dreiecks erweist. In seiner mentalen Überlastung kreiert er ein Viereck daraus, indem er mit der reizenden Herlinde Latzko einen heftigen Flirt beginnt und die Grenzen seiner Wahrnehmung sich immer mehr verschieben. Besonders die Querelen zwischen Latzko und Erny berühren den Zuschauer peinlich, missen sie doch die brillante Wortgewandtheit, die man sich für ein Stück dieser Art wünscht. Spät betritt Stefan Behrens die Bühne; die Situation jetzt noch zu retten, erweist sich als gänzlich unmöglich, doch Liebe und Vergebung siegen immer und so zimmert das Drehbuch ein schnelles Happy End statt sich der Lächerlichkeit seines Hauptprotagonisten bewusst zu werden. Ein Schuss mehr kriminelle Energie hätte dem Stück von Reginald Marsh gut getan. Merke: Ein Ehedrama lebt vom Drama und nicht von seinen komödiantischen Auswüchsen.

Der Charme von zwei Traumfrauen genügt nicht, wenn das männliche Objekt des Interesses dröge und intellektuell beeinträchtigt daherkommt. Hier wurde unter dem Deckmantel der Komödie viel Potenzial verschenkt. 3,5 von 5 Punkten

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