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Dieses Thema hat 16 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
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Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.12.2014 02:04
Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Aufgrund des 100. Geburtstag von Alfred Vohrer, den er heute begangen hätte, möchte ich die Gelegenheit nutzen, in diesem Rahmen an ihn zu erinnern und vielleicht auch einige seiner Filme in Erinnerung zu bringen, sofern sie hier im Forum nicht sowieso schon omnipräsent sind.

Alfred Vohrer, der zweitgeborene Sohn eines Stuttgarter Kaufmanns, wurde am 29.12.1914 Mitten in die Wirren des 1. Weltkrieges hineingeboren und verbrachte in der schwäbischen Großstadt dennoch eine unbeschwerte, jedoch von überaus christlichen Werten geprägte Kindheit. Schon in der Schule zeichnete sich ab, dass der kleine Fred, wie er von seinen Familienangehörigen genannt wurde, musikalisch talentiert war. Dies erfreute zwar die Mutter, aller Wahrscheinlichkeit nach aber wenig den Vater, der sich für seinen Sohn einen eher bodenständigen weiteren Lebensweg gewünscht haben dürfte. Als sich zudem mit Heranwachsen Alfred Vohrers herauskristallisierte, dass er keinerlei Interesse am weiblichen Geschlecht hat und er diese Tatsache auch kaum über die Maßen zu verstecken gedachte, kam es zu Irritationen im Verhältnis zu den strenggläubigen Eltern, die zeitlebens in einem nur mehr rudimentär vorhandenen Kontakt mündeten.

Nach einer Station am Württembergischen Staatstheater spielte der Lauf der Weltpolitik nicht in die Karten Alfred Vohrers. Er beabsichtigte, Operettensänger zu werden und plante nicht, in den Russlandfeldzug Hitlers einzutreten. Dennoch musste der zeitlebens wenig politische Alfred Vohrer für Führer, Volk und Vaterland an der Ostfront kämpfen und verlor dort bereits 1941 seinen rechten Arm. Der Verlust des Armes indes war für Vohrer Fluch und Segen zugleich. Die Amputation beschied ihm einerseits den Ausstieg aus dem Krieg, machte jedoch andererseits alle seine Berufspläne zunichte. Im weiteren Verlauf seines Lebens reagierte Vohrer zumindest bei Menschen, mit denen er nicht eng befreundet war, allergisch, wenn diese ihn, sei es aus Unachtsamkeit oder aus übertriebener Hilfsbereitschaft, auf sein von ihm selbst stets ignoriertes Handicap hinwiesen. Der ansonsten ruhige und ausgeglichene Alfred Vohrer konnte in solchen Fällen schnell ungehalten und zornig werden. Menschen, die häufig mit ihm zu tun hatten jedoch, wussten rasch um diese Eigenschaft und ließen den nicht vorhandenen rechten Arm gewissermaßen links liegen. Mehr noch rang es vielen einen gehörigen Respekt ab, wie hervorragend Alfred Vohrer im Laufe der Jahre mit seinem Handicap, das schlicht und ergreifend in seinem Leben kein wesentliches mehr war, umgehen konnte.

Da Vohrer nach seinem Kriegseinsatz nicht in die Stuttgarter Heimat zurück wollte, bewarb er sich bei der Herstellungsgruppe um Veit Harlan bei der Ufa in der Reichshauptstadt Berlin und wurde dort auch prompt bis zum Ende des Krieges sowohl bei Harald Braun als auch bei Alfred Braun vorwiegend als Regieassistent beschäftigt. Es ist hierbei mindestens ein Foto-Beleg erhalten, dass Vohrer in dem leider unvollendet gebliebenen Film "Der Puppenspieler" dabei auch als Nebendarsteller vor die Kamera trat.

Nach dem Krieg verschlug es Alfred Vohrer entgegen ursprünglicher Planungen doch erst einmal wieder in seine Heimat Stuttgart, ehe er bei der MPEA in München mit der Synchronisation anfangs ausschließlich englischer Filme begann. In diese Zeit fiel dann auch eine der wichtigsten Begegnungen im Leben Alfred Vohrers: Er lernte Anfang der 1950er Jahre den kaum 20-jährigen Tänzer Herbert kennen und schließlich auch lieben. Die Verbindung der beiden hielt, wenngleich nicht in Form einer Liebesbeziehung, bis zum Tode Alfred Vohrers. Herbert - der Spross einer süddeutschen Industriellenfamilie - darf aus heutiger Sicht als Alfred Vohrers innigster Vertrauter gelten. Aufgrund damaliger Gesetze jedoch, die z.T. aus dem Gesetzeswerk Adolf Hitlers stammten und bis weit in die 1980er Jahre der BRD überdauerten, war es nicht möglich, dass die beiden legal zusammenlebten, sodass der Entschluss einer Adoption fiel und so die gemeinsame Zukunft quasi durch die dafür erforderliche Hintertür legalisiert werden konnte.

Beruflich verschlug es Alfred Vohrer in den 1950er Jahre wieder nach Berlin. Da der kriegsgebeutelten Stadt Aufbauhilfe zuteilwerden sollte, entschieden die Entscheider der MPEA, Teile des bis dato vor allem in München ansässigen Synchrongewerbes quasi als Gegengewicht dorthin zu verlegen. So erging es dann auch der Ultrasynchron, deren Gesellschafter Alfred Vohrer wurde und die ab ca. 1953 in den Gebäuden der Mosaik-Film in der Berliner Mühlenstraße ansässig wurde. Alfred Vohrer soll während seiner aktiven Tätigkeit der Ultrasynchron, so wollen es die Internetquellen, für über 1.000 Filme die deutsche Fassung hergestellt haben. Vor allem als Synchronregisseur, aber auch als Dialogbuchautor.

Doch der überaus eifrige und zielstrebige Alfred Vohrer wollte mehr. Er wollte endlich selber einen eigenen Film machen, Regie führen, und so überzeugte er seinen Teilhaber bei der Ultrafilm, Josef "Juppi" Wolf, 1957 davon, den Film "Schmutziger Engel" mit Hilfe des Europa-Filmverleihs eigenzuproduzieren. Dies ganz nach dem Vorbild der im gleichen Gebäude in der Mühlenstraße untergebrachten Berlin Synchron Wenzel Lüdeckes, der mit seiner Inter-West-Film höchst erfolgreich eigene Stoffe verfilmte. Das Vorhaben gelang und machte Alfred Vohrer ab 1958 bis zu seinem Tode zu einem der meistbeschäftigten und erfolgreichsten Filmemacher seiner Zeit.

Als Horst Wendlandt, den Vohrer bereits seit seinen Anfängen in den 1950er Jahren in Berlin kannte und mit dem ihn bereits vor jeder Zusammenarbeit eine wirkliche Freundschaft verband, zu Beginn der 1960er Jahre bei der Rialto-Film Preben Philipsens anheuerte, folgte ihm Vohrer unmittelbar als neuer Regisseur der bereits enorm erfolgreichen Edgar-Wallace-Reihe. Vohrers Erstling in den Diensten Wallace' "Die toten Augen von London" stellte seinen Produzenten mehr als zufrieden und so zeichnete Vohrer schlussendlich für nicht weniger als 14 Edgar-Wallace-Streifen verantwortlich, die im Rahmen ihrer Kinoauswertungen an die 30 Millionen Menschen in die Lichtspielhäuser gelockt haben dürften und deren herausragende Beiträge "Die toten Augen von London" sowie "Das Gasthaus an der Themse" hier im Forum heute abwechselnd die Nummer 1 auf dem Grand-Prix-Treppchen der beliebtesten Edgar-Wallace-Filme darstellen. Besieht man sich die Edgar-Wallace-Filme in ihrer Gesamtheit, fällt schlussendlich auf, dass Alfred Vohrer mit seinen 14 Beiträgen nicht nur quantitativer Spitzenreiter ist, sondern der Reihe mit seinem oftmals ausgefallenen und häufig kreativen und einfallsreichen Regiestil einen guten Teil ihres Charmes bescherte, von der sie noch heute lebt.

Darüber hinaus steuerte Alfred Vohrer auch drei Beiträge zur Karl-May-Reihe bei. Mit "Unter Geiern" erzielte er den größten Auslandserfolg der Constantin/Rialto-Karl-May-Serie und bescherte seinem engen Freund und Produzenten Horst Wendlandt hierfür darüber hinaus eine weitere Goldene Leinwand für mehr als 3 Millionen Zuschauer in einem Jahr. Vohrer, der mit Karl May nie sonderlich viel am Hut hatte, unternahm in Folge bis 1966 dann noch weitere Versuche, die Reihe mehr in Richtung "Italo-Western" zu drehen, was aber schlussendlich nicht zuletzt durch die mangelnde Konsequenz dieses Ansatz scheiterte.

Eine Goldene Leinwand konnte sich dann jedoch wieder Produzent Luggi Waldleitner für Vohrers erste Simmel-Verfilmung "Und Jimmy ging zum Regenbogen" im Jahr 1972 abholen. Gemeinsam mit seinem Regisseur Alfred Vohrer, dem eigenwillig und unverkennbar filmenden Kameramann Charly Steinberger sowie Drehbuchautor Manfred Purzer wurde so eine der wenigen Kinoserien der 1970er Jahre hervorgebracht, die abseits der unaufhörlich rollenden Sexwelle enorme Erfolge beim Publikum feierte.

Nachdem zur Mitte der 1970er Jahre das Publikumsinteresse selbst an den bis dato erfolgreichen Vohrer-Filmen deutlich nachließ, die Produktionsbedingungen gerade bei den von Hans Pflüger produzierten Streifen immer unerfreulicher wurden, nahm Alfred Vohrer den Ratschlag seines Freundes Horst Tappert an und wechselte zum Fernsehen. Vorgesehen war, dass Vohrer, quasi als Intermezzo zur Überbrückung einer damals vielleicht noch nicht als endgültig angesehenen Flaute im deutschen Kino, drei Episoden der Reihe "Derrick" inszenieren sollte. Aus diesen drei Episoden wurden schlussendlich 28 Episoden und Vohrer avancierte neben Theodor Grädler zum meistbeschäftigten Regisseur bei Helmut Ringelmann, der neben "Derrick" u.a. auch die Reihe "Der Alte" produzierte und Vohrer hier neben seiner Regietätigkeit auch als Drehbuchautor beschäftigte, ehe er zu Beginn der 1980er Jahre auch aufgrund weiterer Engagements z.B. bei Günther Herbertz aus der Reihe mit dem Hauptdarsteller Siegfried Lowitz ausstieg.

In das Jahr 1980 fiel auch die erste Zusammenarbeit mit dem Berliner Produzenten Wolfgang Rademann. Vohrer inszenierte hier als Erstling den von Herbert Reinecker geschriebenen Episodenfilm "Liebe bleibt nicht ohne Schmerzen", in dem als Erzähler Johannes Heesters auftritt, der die verbindenden Sätze zwischen den einzelnen Episoden in Alfred Vohrers Wohnzimmer in der Koenigsalle 66 spricht. Doch den eigentlichen Erfolg fuhr Vohrer erst nach dem plötzlichen Tode Fritz Umgelters ein, für den er bei Rademanns Erfolgsserie "Das Traumschiff" einsprang und hierfür auch einmalig unter dem Pseudonym Alfred Sterzel einen höchst amüsanten Drehbuchbeitrag leistete. Als Rademann an die Vorbereitungen seines weiteren Quotenknüllers "Die Schwarzwaldklinik" ging, war Alfred Vohrer dann von Beginn an maßgeblich eingebunden. Der von Rademann eigentlich favorisierte Hauptdarsteller Armin Müller-Stahl wollte zwar einen einzelnen Film machen, jedoch keine zwölfteilige Serie, und so verabredeten Vohrer und Rademann, Klausjürgen Wussow die Hauptrolle anzubieten. Mit Wussow hatte Vohrer bereits zuvor eine "Traumschiff"-Episode sowie einige Ringelmann-Krimis inszeniert, und Vohrer wusste, dass er mit Wussow den richtigen Hauptdarsteller hatte.

Vohrer verfilmte sodann in den Jahren 1984 und 1985 die ersten 12 Episoden der Schwarzwaldklinik. Den enormen Publikumserfolg der ersten ausgestrahlten Folgen konnte er noch miterleben, ehe er in der Nacht zum 03.02.1986 im Münchener Hotel Königshof in Folge einer Herzinsuffizienz verstarb. Noch Tage zuvor hatte er Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt gehalten, da er unter starker Atemnot litt. Der Arzt, der ihm bereits in eine der Adern am Hals einen künstlichen Stint eingesetzt hatte, schlug vor, dass Vohrer nach seinen Dreharbeiten zu einer der ersten Episoden "Der Alte" mit Rolf Schimpf schleunigst auch die andere Seite machen lassen solle. Dieser Rat erwies sich schlussendlich als zu leichtfertig.

Alfred Vohrer kannte neben seiner Arbeit wenig anderes. Er liebte seine Hunde, mochte amerikanische Autos, interessierte sich für Fußball und war innerhalb der Familie ein eifriger und geschickter Kartenspieler. Doch seine eigentliche Passion war der Film. Dem Film hatte er sich verschrieben, für den Film hatte er gelebt und inmitten der Vorbereitungen zu einem Film verstarb er. Auf die Frage hin, was er an Alfred Vohrer am meisten geschätzt habe, antwortete Peter Thomas mir vor längerer Zeit wie folgt: "Seine u n e i n g e s c h r ä n k t e Gradlinigkeit. Sein Wort galt, er war ein Gentleman, einer, wie man ihn nicht so schnell wiederfindet."

Alfred Vohrer wäre heute 100 Jahre alt geworden.

Gruß
Jan

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

29.12.2014 09:45
#2 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Ein sehr informativer und wertschätzender Beitrag - vielen Dank dafür, Jan! Mit Sicherheit wird sich 'Freddy' Vohrer in anderen Sphären darüber freuen.

Gruß
Joe Walker

Peter Offline




Beiträge: 2.886

29.12.2014 11:48
#3 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Danke, Jan, wirklich ein sehr schöner Beitrag. Ergänzen möchte ich mein Lieblingsfoto von Alfred Vohrer, welches ich mal beim Deutschen Filminstitut in Frankfurt erworben habe.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

29.12.2014 12:40
#4 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Danke Jan für diesen Beitrag!

Gruss
Havi17

Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.12.2014 13:12
#5 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Zitat von Joe Walker im Beitrag #2
Mit Sicherheit wird sich 'Freddy' Vohrer in anderen Sphären darüber freuen.


Ja, das kann man hoffen. Wie eigentlich den meisten seiner Kollegen, blieb Vohrer ja die eigentliche Anerkennung der breiten Masse verwehrt, was nicht zuletzt auch in seinem Charakter selbst begründet lag, da er größeres Aufsehen um seine Person nicht schätzte, sich von Filmbällen und dergleichen nach Kräften fernhielt und auch ansonsten kein Selbstdarsteller war oder skandalträchtige Geschichten fabrizierte. Zum Ende seines Lebens hin nagte diese fehlende Anerkennung bisweilen schon etwas an ihm, und die Wiederentdeckung z.B. seiner Edgar-Wallace-Filme erlebte er ja dann schon gar nicht mehr mit. Insofern ist der 100. Geburtstag sicher mal ein vernünftger Anlass für einen kleinen Rückblick.

Zitat von Peter im Beitrag #3
Ergänzen möchte ich mein Lieblingsfoto von Alfred Vohrer, welches ich mal beim Deutschen Filminstitut in Frankfurt erworben habe.


So um 1967 herum kam Alfred Vohrer auf die Idee, dass er nun auch Autogrammkarten haben müsse.
Ich konnte so eine ergattern - sie jetzt aber in der Schnelle nur eben abfotografieren:



Gruß
Jan

Georg Offline




Beiträge: 3.263

29.12.2014 20:35
#6 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Danke für den Thread, Jan!

Vohrer war ein ausgezeichneter Regisseur, ein sehr guter Handwerker, ein Mann, der mit viel Energie arbeitete. Das weiß man von Leuten, die mit ihm gearbeitet haben aber auch aus zeitgenössischen Zeitungs- und Fernsehberichten. Spontan denke ich da an das vom Schweizer Schulfernsehen produzierte "Making of" zur Derrick-Episode Tod eines Fans, wo zu sehen ist, wie er arbeitete.

Er stand leider etwas im Schatten anderer, völlig zu Unrecht wie ich meine. Übrigens fand ich auch immer seine Drehbücher gut, toll waren seine Beiträge zum Alten als Autor!

Abschließend hier noch ein Nachruf aus dem Hamburger Abendblatt (Nr. 29/ 04.02.1986, Seite 8) anlässlich seines plötzlichen Todes:

Ein Könner am Regiepult

Das Fernsehen hält die Idylle parat, das wirkliche Leben oft genug die Tragik. Am ersten Drehtag einer neuen Folge der ZDF-Krimiserie "Der Alte" ist gestern in München der Regisseur Alfred Vohrer im 68. Lebensjahr gestorben. Vor allem die Fernsehzuschauer verdanken ihm viele entspannende Stunden. Vohrer hat die ersten zwölf Folgen der "Schwarzwaldklinik" gedreht, er war der Regie-Kapitän auf dem "Traumschiff", er hat zahlreiche "Derricks" inszeniert. ZDF- Programmdirektor Alois Schardt äußerte seine Betroffenheit über den Tod Vohrers mit den Worten: "Die Fernseh- und Filmwelt verliert einen Regisseur, einen Könner seines Fachs."

Ein Könner seines Fachs, nämlich vor allem ein hervorragender Handwerker, das war Alfred Vohrer wirklich. Mit Schauspielern, die nicht so diszipliniert arbeiteten wie er, verweigerte er die Zusammenarbeit. Geradezu pedantisch präpariert erschien er in den Studios. "Zum Teil", sagte er einmal, "kann ich alle Texte auswendig, so daß ich sie 'dirigieren' kann wie etwa auch Karajan auswendig ein Konzert dirigiert." Insbesondere auf dem "Traumschiff hatte er da alle Hände voll zu tun: Er 'dirigierte" manchmal mehr als 70 Schauspieler.

Alfred Vohrer, in Stuttgart geboren, wollte eigentlich Schauspieler werden. Kriegsverletzungen zwangen ihn dann jedoch, den Beruf zu wechseln. Seit 1959 arbeitete er als selbständiger Filmregisseur. Ende der fünfziger Jahre drehte er einige der sogenannten "Halbstarken"-Filme, mit seinem Namen sind aber vor allem untrennbar die seinerzeit sehr populären Edgar-Wallace- und Karl-May-Streifen verbunden. In den 70er Jahren bescherte er den Simmel-Freunden Verfilmungen so populärer Romane wie "Und Jimmy ging zum Regenbogen" oder "Alle Menschen werden Brüder".

Den großen filmischen Nachlaß des ledigen Wahl-Berliners werden seine zahlreichen Anhänger ganz gewiß gut in der Erinnerung behalten.
INGEBORG MÜNTZE

patrick Offline




Beiträge: 3.245

29.12.2014 21:00
#7 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

68. Lebensjahr?? Hier scheint sich ein Rechenfehler eingeschlichen zu haben.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

29.12.2014 22:42
#8 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #5

So um 1967 herum kam Alfred Vohrer auf die Idee, dass er nun auch Autogrammkarten haben müsse.
Ich konnte so eine ergattern - sie jetzt aber in der Schnelle nur eben abfotografieren:

Gruß
Jan


Auch mit hat der Artikel sehr gut gefallen, Jan.

Wurde durch diesen Beitrag richtig überrascht, denn ich muß ehrlich gesagt zugeben, das ich seinen Geburtstag fast vergessen hätte.
Obwohl ja gerade der "Freddy" so prägend und tonangebend für den deutschen Wallace-Krimi steht wie kein Zweiter.
Schließlich wären wir die "Wallace-Jünger" ohne sein dazutun um einige Film-Schätzchen ärmer, auch wären viele Wallace-Krimi's dank seiner übergroßen Spielfreude und seine Vorliebe für "Gimmericks" und gewisse "Abartigkeiten" einfach nur farb- und vor allem einfallslos.

Übrigens Jan, kenne ich diese Autogrammkarte von Alfred Vohrer. Du mußt sie mal bei ebay ersteigert haben, für etwa 60 Euronen? Ich hatte nämlich auch eine Weile damit geliebäugelt - Autogrammkarten von Regisseuren sind schon sehr selten, von Vohrer rar!

Jan Offline




Beiträge: 1.753

30.12.2014 00:30
#9 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #6
Übrigens fand ich auch immer seine Drehbücher gut, toll waren seine Beiträge zum Alten als Autor!


Ja, da gibt es einige wirklich gute Arbeiten wie beispielsweise "Die tote Hand" oder "Teufelsbrut". Letztere Episode dürfte die wohl persönlichste seiner Drehbucharbeiten sein, denn hier verarbeitete Vohrer einige Erlebnisse seines eigenen Lebens, wenngleich teilweise stark verfremdet. Anlässlich des 100. habe ich mir "Teufelsbrut" heute abend gerade wieder angesehen! Und dass Vohrer, wie in dem Nachruf erwähnt, die Texte der Drehbücher auswendig mitsprechen konnte, verwundert mich so rein gar nicht, hatte er doch zuvor schon eigenhändig alles mehrmals "auf links" gezogen... Ein prägnantes kleines Beispiel hierzu liefert das Drehbuch zu der "Derrick"-Episode "Offene Rechnung" von 1977: In Reineckers Fassung kommt Polizeiobermeister Echterding in einer Szene in Derricks Büro, um über irgendetwas zu berichten. Echterding sagt bei Reinecker seinen Text auf und verschwindet wieder. In Vohrers (umgesetzter) Fassung sieht das wie folgt aus: Echterding betritt das Büro mit seiner Pfeife zwischen den Zähnen. Ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen nuschelt er seinen Text dahin. Derrick nimmt Echterding genervt die Pfeife aus dem Mund und sagt etwas à la "So, und nun nochmal das Ganze in verständlich!". Nachdem Echterding seinen Satz klar und verständlich gesprochen hat, schiebt ihm Derrick die Pfeife dann wieder zwischen die Zähne und Echterding verschwindet.

Zitat von patrick im Beitrag #7
68. Lebensjahr?? Hier scheint sich ein Rechenfehler eingeschlichen zu haben.

Das geht wohl auch auf den Fehler in einer Beilage zu einem von Vohrers ersten Roxy-Filmen zurück, ich meine "Sieben Tage Frist" - müsste ich, um es genau sagen zu können, nun heraussuchen. In dieser Beilage wurde der Regisseur kurz und knapp vorgestellt und hierin findet sich auch das über lange Jahre hartnäckig erhalten gebliebene falsche Geburtsjahr 1918. Da Freddy Vohrer nicht über die Maßen eitel war und sich hätte jünger machen wollen, dürfte schon seinerzeit schlicht ein Übertragungs- oder Tippfehler in dieser Beilage vorgelegen haben. Und das hat dann der eine vom anderen immer wieder abgeschrieben.

Zitat von Mr. Krimi im Beitrag #8

Übrigens Jan, kenne ich diese Autogrammkarte von Alfred Vohrer. Du mußt sie mal bei ebay ersteigert haben, für etwa 60 Euronen? Ich hatte nämlich auch eine Weile damit geliebäugelt - Autogrammkarten von Regisseuren sind schon sehr selten, von Vohrer rar!

Ganz genau die ist das. Steht heute gut behütet in einem Bilderrahmen in meinem DVD-Regal. Dürfte ein gutes Jahr her sein, als ich die Karte bei ebay entdeckte, und meine Frau glaubt mir bis heute nicht, dass ich dafür in der Tat um die 60 EUR ausgegeben habe.

Gruß
Jan

Georg Offline




Beiträge: 3.263

30.12.2014 11:46
#10 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

In der von mir oben genannten Dokumentation zu den Dreharbeiten von "Tod eines Fans" (Titel der Sendung: "Der Fall Derrick", Schweizer Schulfernsehen, 30 Min.) sagt Alfred Vohrer auf die Frage des Journalisten "Wie stellt ein Regisseur Spannung her?":

"Wenn ein Regisseur mit dem Autor fertig ist und man sagt "Das ist die Fassung, die wir machen wollen, die endgültig ist", dann ist das meine Aufgabe, dass ich mich hinsetze zu Hause in meinen vier Wänden, im Hotel oder wo auch immer und mache meine Schulaufgaben und spiele mir selber meine Szenen vor und versuche nun meine Einstellungen bereits bildlich zu komponieren: wie mach ich das, wie mach ich das? Mach ich Totale oder lass ich durch spielen? Mach ich harte Schnitte, was gibt die Szene her?!"

Danach erklärt er, warum er eine Szene der besagten Derrick-Episode, die im Gefängnis spielt, so und nicht anders inszeniert.

c.n.-tonfilm Offline




Beiträge: 179

30.12.2014 16:17
#11 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Danke Jan für diesen schönen Beitrag zur Erinnerung an Alfred Vohrer. Ergänzt werden soll hier noch, wie stark Vohrer durch seine Synchronarbeiten in den 50er Jahren den Erfolg internationaler Filme in Deutschland ermöglichte und mitprägte. Zahlreiche häufig in seinen Synchronisationen eingesetzte Schauspieler wie Siegfried Schürenberg, Heinz Drache, Hans Nielsen, Werner Peters, Friedrich Joloff, Jan Hendriks, Michael Chevalier, Heinz Petruo oder Friedel Schuster setzte er später auch in seinen Wallace-Filmen ein. Aufgrund der schwierigen Quellenlage wird dieser überaus umfangreiche Anteil in seiner Filmographie meist vergessen und bleibt im Dunkeln; eine umfassende und vollständige Aufstellung seiner Synchron-Arbeiten ist heute kaum mehr möglich. Hier rund 60 Titel, bei denen seine Mitwirkung gesichert ist:

Sync-Jahr   Verleih DT        Titel                              Originaltitel                  Land  DrehjahrRegie                 Synchronfirma               Synchronort    Dialogregie                     Dialogbuch

1947 Paramount In Ketten um Kap Horn Two Years before the Mast USA 1947 John Farrow Filmstudio Tempelhof Berlin Josef Wolf Alfred Vohrer
1947 MGM Das Haus der Lady Alquist Gaslight USA 1943 George Cukor MPEA München Kurt Hoffmann, Alfred Vohrer Kurt Hoffmann
1948 Centfox Das Lied der Bernadette The Song of Bernadette USA 1943 Henry King Bavaria Film Synchron GmbH München Kurt Hoffmann, Alfred Vohrer Kurt Hoffmann
1949 MGM Erpressung A Woman's Face USA 1941 George Cukor MPEA München Alfred Vohrer Isolde Lange-Frohloff
1949 MGM Arzt und Dämon Dr. Jekyll and Mr. Hyde USA 1949 Victor Fleming MPEA München Alfred Vohrer Kurt Hinz
1949 Warner Humoreske Humoresque USA 1946 Jean Negulesco MPEA München Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1949 Columbia Polonaise A Song to remember USA 1945 Charles Vidor MPEA München Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1949 Warner Hemmungslose Liebe Posessed USA 1946 Curtis Bernhardt MPEA München Alfred Vohrer Erika Streithorst
1949 Universal Die Freibeuterin The Spoilers USA 1942 Ray Enright Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1950 Universal Ali Baba und die 40 Räuber Ali Baba and the Forty Thieves USA 1943 Arthur Lubin Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1950 Centfox Schlagende Wetter How green was my Valley USA 1941 John Ford Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1950 Centfox Seemannslos Down to the Sea in Ships USA 1949 Henry Hathaway Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1950 Centfox Todsünde Leave her to Heaven USA 1946 John M. Stahl Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer ??
1950 Paramount Der besiegte Geizhals Sorrowful Jones USA 1949 Sidney Lanfield Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer G.A. von Ihering
1950 Centfox König der Toreros Blood and Sand USA 1941 Rouben Mamoulian Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Edith Schultze-Westrum
1950 Centfox Die Schlangengrube The Snake Pit USA 1948 Anatole Litvak Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer ??
1950 Paramount Wem die Stunde schlägt For whom the Bell tolls USA 1943 Sam Wood Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1950 Universal Rächer der Unterwelt The Killers USA 1947 Robert Siodmak Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1950 Universal Der schwarze Spiegel The Dark Mirror USA 1946 Robert Siodmak Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1951 Paramount Samson und Selilah Samson and Delilah USA 1949 Cecil B. DeMille Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Bertha Gunderloh
1951 Warner Mein Traum bist Du My Dream is yours USA 1948 Michael Curtiz Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Bert Grund
1951 Columbia Der Mann, der herrschen wollte All the King's Men USA 1950 Robert Rossen Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1952 Centfox Entscheidung vor Morgengrauen Decision before Dawn USA 1950 Anatole Litvak Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Carl Zuckmayer
1952 Centfox Viva Zapata! Viva Zapata! USA 1951 Elia Kazan Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1953 Centfox Schnee am Kilimandscharo Snows of Kilimanjaro USA 1952 Henry King Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1953 Universal Gefährliches Blut The Lawless Breed USA 1953 Raoul Walsh Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer ??
1953 Columbia Verdammt in alle Ewigkeit From here to Eternity USA 1953 Fred Zinnemann Ultra Film Synchron GmbH München Alfred Vohrer G.A. von Ihering
1954 Luther-Film Martin Luther Martin Luther USA 1953 Irving Pichel Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer ??
1954 Columbia Die Faust im Nacken On the Waterfront USA 1954 Elia Kazan Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer ??
1954 Columbia Schachmatt Pushover USA 1954 Richard Quine Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer ??
1954 Columbia Vor verschlossenen Türen Knock on any Door USA 1949 Nicholas Ray Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Theodor Mühlen
1955 Columbia Ehe in Fesseln Queen Bee USA 1955 Ronald MacDougall Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1955 Columbia Das Ende einer Affaire The End of the Affair UK 1954 Edward Dmytryk Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1955 Columbia Zwischen Hass und Liebe Footsteps in the Fog UK 1955 Arthur Lubin Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Port Afrika Port Afrique UK 1956 Rudolf Mate Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Theodor Mühlen
1956 Columbia Für Amerikaner verboten? Three Stripes in the Sun USA 1955 Ralph Murphy Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Jenseits Mombasa Beyond Mombasa UK 1956 George Marshall Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Geliebt in alle Ewigkeit The Eddy Duchin Story USA 1956 George Sidney Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Picknick Picnic USA 1955 Joshua Logan Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Prärie-Banditen Reprisal! USA 1956 George Sherman Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Odongo Odongo UK 1956 John Gilling Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Die Rebellenbraut La Escondita MEX 1956 Roberto Gavaldon Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 Columbia Ausser Rand und Band Rock around the Clock USA 1956 Fred F. Sears Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Franz Otto Krüger
1956 Columbia Legion der Hölle Joe Macbeth USA 1955 Ken Hughes Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1956 United Artists Der Mann mit dem goldenen Arm The Man with the Golden Arm USA 1955 Otto Preminger Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Harald G. Pettersson
1956 Austria Entfesselte Jugend Crime in the Streets USA 1956 Don Siegel Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Wolfgang Schnitzler
1957 Columbia Ohne Liebe geht es nicht You can't run away from it USA 1956 Dick Powell Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Erika Streithorst
1957 Columbia Die Angst hat tausend Namen Abandon Ship! UK 1957 Richard Sale Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Harald G. Pettersson
1957 Columbia Der Mann, den keiner kannte Interpol USA 1956 John Gilling Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1957 Columbia Das Spiel mit dem Feuer Fire Down Below USA 1957 Robert Parrish Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1957 Columbia Galgenvögel Wyoming Renegades USA 1955 Fred F. Sears Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1957 Columbia Das Gesetz der Strasse La Loi des Rues FRA 1956 Ralph Habib Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1957 Columbia Hyänen der Strasse The Brothers Rico USA 1957 Phil Karlson Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1957 Columbia Zarak Khan Zarak UK 1956 Terence Young Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1957 Columbia Am seidenen Faden Fortune is a Woman UK 1956 Sidney Gilliat Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer
1958 Columbia African Queen The African Queen USA 1951 John Huston Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Harald G. Pettersson
1958 Columbia Die Brücke am Kwai The Bridge on the River Kwai USA 1957 David Lean Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Friedrich Luft
1958 Centfox Der Sierra-Baron Sierra Baron USA 1958 James B. Clark Elite Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Wolfgang Schick
1958 United Artists Flucht in Ketten The Defiant Ones USA 1958 Stanley Kramer Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Theodor Mühlen
1959 Columbia Mitten in der Nacht Middle of the Night USA 1959 Delbert Mann Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Erika Streithorst
1959 United Artists Lasst mich leben I want to live! USA 1958 Robert Wise Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Erika Streithorst
1959 Europa Sie küssten und sie schlugen ihn Les Quatre Cents Coups FRA 1959 Francois Truffaut Real Film Synchron GmbH Hamburg Alfred Vohrer Wolfgang Schnitzler
1959 Columbia Sie kamen nach Cordura They came to Codura USA 1958 Robert Rossen Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Hans Joachim Szelinski
1960 Columbia Nur wenige sind auserwählt Song without End USA 1960 George Cukor Ultra Film Synchron GmbH Berlin Alfred Vohrer Alfred Vohrer

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Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.

Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".

Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla?

Editiert von Gubanov am 9.1.2015, 00:05 Uhr - Synchronliste in Spoiler-Behälter gepackt, damit die Breite der Tabelle nicht den Rest der Threadseite sprengt

c.n.-tonfilm Offline




Beiträge: 179

30.12.2014 16:58
#12 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Ich habe mir erlaubt, Jans Würdigung auch im Synchron-Forum zu zitieren: http://215072.homepagemodules.de/t521901...lmographie.html

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Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.

Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".

Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

30.12.2014 18:03
#13 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #11
Ergänzt werden soll hier noch, wie stark Vohrer durch seine Synchronarbeiten in den 50er Jahren den Erfolg internationaler Filme in Deutschland ermöglichte und mitprägte. Zahlreiche häufig in seinen Synchronisationen eingesetzte Schauspieler wie Siegfried Schürenberg, Heinz Drache, Hans Nielsen, Werner Peters, Friedrich Joloff, Jan Hendriks, Michael Chevalier, Heinz Petruo oder Friedel Schuster setzte er später auch in seinen Wallace-Filmen ein.


Prima Liste, danke! In der Tat ist das mit der Synchronisation so eine Sache. Darauf hat früher niemand einen Penny gegeben, geschweige denn akribische Listen erzeugt, aus denen etwas Vollständiges hervorginge. Und wie auch Du schon im Synchronforum hast anklingen lassen: Die 1.000 Filme, für die Vohrer in nur gut zehn Jahren zuständig gewesen sein soll, halte ich für überaus fragwürdig! Es dürfte sich dabei, wenn überhaupt, nur um das Gesamtvolumen der Ultra Synchron handeln, nicht aber um die Summe an Filmen, die Alfred Vohrer betreute. Er war zwar ehrgeizig, aber ein solches Pensum halte ich für unrealistisch, schlicht nicht machbar für eine Person.

Ein weiterer Film jedoch, der auf der Liste fehlt: "Old Surehand", Vohrers eigener Film. Dialogbuch und -regie: Alfred Vohrer

Gruß
Jan

Peter Offline




Beiträge: 2.886

01.01.2017 12:55
#14 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #1
Vohrer verfilmte sodann in den Jahren 1984 und 1985 die ersten 12 Episoden der Schwarzwaldklinik. Den enormen Publikumserfolg der ersten ausgestrahlten Folgen konnte er noch miterleben, ehe er in der Nacht zum 03.02.1986 im Münchener Hotel Königshof in Folge einer Herzinsuffizienz verstarb. Noch Tage zuvor hatte er Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt gehalten, da er unter starker Atemnot litt. Der Arzt, der ihm bereits in eine der Adern am Hals einen künstlichen Stint eingesetzt hatte, schlug vor, dass Vohrer nach seinen Dreharbeiten zu einer der ersten Episoden "Der Alte" mit Rolf Schimpf schleunigst auch die andere Seite machen lassen solle. Dieser Rat erwies sich schlussendlich als zu leichtfertig.

Diese detaillierte Darstellung von Vohrers Todesursache mag ich gar nicht in Zweifel ziehen, möchte aber aus Chronistenpflicht erwähnen, dass Hans-Jürgen Tögel in seiner Autobiografie die Umstände anders darstellt. Vohrer habe in jener Nacht im 'Königshof' einen tödlichen Unfall erlitten...:
"...Und zu meinem Erstaunen ließ Rademann auch durchblicken, dass ich auch die "Schwarzwaldklinik übernehmen könnte. Der bisherige Regisseur Freddy Vohrer, der zwölf Folgen gedreht hatte, war im Münchner Hotel 'Königshof' gegen einen Heizkörper gefallen und anschließend gestorben. Nun suchte Rademann einen Nachfolger. Er kannte mich eigentlich nicht, deshalb war das schon ein Risiko und ein großer Vertrauensvorschuss.
Aber zuerst forderte Rademann von mir eine skurrile Zusage: Ich musste ihm versprechen, dass ich in den nächsten dreißig Jahren nicht sterbe. Ich habe eingeschlagen - und Wort gehalten. Hintergrund dieser etwas seltsamen Bedingung war, dass Fritz Umgelter, der erste Regisseur des "Traumschiffs", vor der Fertigstellung der ersten Folge verstorben war. Dann passierte der tödliche Unfall mit Vohrer. Da konnte man schon abergläubisch werden....."

Jan Offline




Beiträge: 1.753

01.01.2017 17:55
#15 RE: Zum 100. Geburtstag von Alfred Vohrer Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #14

Diese detaillierte Darstellung von Vohrers Todesursache mag ich gar nicht in Zweifel ziehen, möchte aber aus Chronistenpflicht erwähnen, dass Hans-Jürgen Tögel in seiner Autobiografie die Umstände anders darstellt. Vohrer habe in jener Nacht im 'Königshof' einen tödlichen Unfall erlitten...


Mir haben drei dem Alfred Vohrer sehr nahestehende Personen (Familie und ein sehr guter Bekannter) unabhängig und gleichlautend bestätigt, es sei Herzversagen gewesen.

Die Sache mit Rademann indes stimmt. Die hat mir Wolfgang Rademann, den ich vor seinem Tod recht ausgiebig hierzu sprechen konnte, auch so erzählt. "Erst beißt Fritze ins Gras, dann meldet sich Freddy ab und da hab ick jesacht, nu nimmste nen Jüngeren, der mir nich gleich wieder wegstirbt." Merkwürdig daran ist nur, dass es mindestens ein Bild gibt, das Vohrer und Tögel gleichzeitig in der Dekoration der "Schwarzwaldklinik" zeigt. Möglich, dass Vohrer auch nicht unbedingt weitermachen wollte. Das ist aber Spekulation.

Allerdings gibt mir das Heraufholen des Beitrags die Gelegenheit einer kleinen Klarstellung: "Doch den eigentlichen Erfolg fuhr Vohrer erst nach dem plötzlichen Tode Fritz Umgelters ein, für den er bei Rademanns Erfolgsserie "Das Traumschiff" einsprang und hierfür auch einmalig unter dem Pseudonym Alfred Sterzel einen höchst amüsanten Drehbuchbeitrag leistete."

Diese Sache mit dem Drehbuchbeitrag zum "Traumschiff" stimmt nicht, so naheliegend es für Wolfgang Rademann, der den Namen Alfred Sterzel meinte, nie gehört zu haben, und mich auch war. Einen Alfred Sterzel gab es wirklich. Es handelt sich dabei um einen seit längerem bereits verstorbenen Journalisten aus der Nähe Hamburgs, der in der Tat für Wolfgang Rademann eine Episode des "Traumschiff" geschrieben hatte.

Gruß
Jan

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