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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.532 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2012 14:52
Die Fastnachtsbeichte (1960) Zitat · Antworten



Unter den ansonsten fest in der damaligen Gegenwart und höchstens der alljüngsten NS-Vergangenheit angesiedelten Nachkriegskrimis sticht „Die Fastnachtsbeichte“ als klassische, in Mainz vor dem Ersten Weltkrieg angesiedelte und auf einer Erzählung von Carl Zuckmayer basierende Mordgeschichte deutlich hervor. Häufig von altmodischer Dramaturgie und aufwändigen Kostümen dominiert, nutzt „Die Fastnachtsbeichte“ eine kräftige Farbpalette sowie menschliche Motive, die über profane Geldgier oder Geltungssucht hinausgehen.

In diesem Forum bisher unbemerkt, hat es auch „Die Fastnachtsbeichte“ so wie viele andere spannende Filme in diesem Jahr auf DVD geschafft. Am 9. November erschien der Film bei Absolut Medien im originalen Vollbildformat mit natürlichen, gut gealterten Farben. Leider muss man auf einen Bonus-Bereich und ein Wendecover verzichten, doch die Möglichkeit, diesen Film in guter Qualität in Augenschein nehmen zu können, lässt über dieses kleine Manko hinwegsehen. Die Anschaffungskosten liegen momentan zwischen 13 und 16 Euro.

„Die Fastnachtsbeichte“ entstand im Jahr 1960 unter der Regie von Wilhelm Dieterle. Dieterle wird im Vorspann mit seinem anglisierten Vornamen William angeführt, nachdem er auf eine erfolgreiche Karriere in den USA zurückblicken konnte. Prominent auch der Cast des Films: Hans Söhnker – Gitty Daruga – Götz George – Friedrich Domin – Hilde Hildebrand – Christian Wolff – Berta Drews – Grit Böttcher – Ursula Heyer – Helga Schlack – Helga Tölle – Rainer Brandt – Herbert Tiede – Milena von Eckardt – Albert Bessler.

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Georg Online




Beiträge: 3.263

31.12.2012 15:08
#2 RE: Die Fastnachtsbeichte (1960) Zitat · Antworten

Lief vor zig Jahren immer wieder mal in den dritten Programmen. Die Besetzung hat mich damals auch bewogen, das mal aufzunehmen und anzusehen, in wahre Begeisterung bin ich dabei aber nicht ausgebrochen. Muss aber auch sagen, dass ich in jenen Jahren noch keinen Sinn für Literaturverfilmungen hatte, man müsste dem Film mal eine zweite Chance geben. Als Kriminalfilm habe ich das jedenfalls als langatmig empfunden. Ist aber wie gesagt schon ewig her (mindestens 15 Jahre ...).

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

31.12.2012 15:19
#3 RE: Die Fastnachtsbeichte (1960) Zitat · Antworten

Mir geht es da eigentlich ähnlich wie Georg. Ich habe den Film schon etliche Male gesehen, da es sich, abgesehen von der exzellenten Besetzung, in einer Fastnachtshochburg wie Rheinland-Pfalz ja quasi gehört. Ich erinnere mich zur fünften Jahreszeit an zahlreiche Wiederholungen. Da es sich um eine Literaturverfilmung handelt, hat man es bei "Die Fastnachtsbeichte" auch mit relativ schwerem Stoff zu tun, der allerdings nicht uninteressant umgesetzt wurde. Hinsichtlich einer Beurteilung als reiner Kriminalfilm hat man es als Zuschauer sicherlich schwer, ich habe ihn jedenfalls als facettenreich, aber teilweise auch langatmig in Erinnerung. Werde ihn mir demnächst noch einmal zu Gemüte führen um zu sehen, ob sich mein Eindruck wieder bestätigt. Als ein Stück Flmgeschichte muss man ihn allerdings unbedingt ansehen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.12.2012 22:15
#4 RE: Die Fastnachtsbeichte (1960) Zitat · Antworten

Da offenbar reges Interesse besonders aus der betreffenden Region um Mainz besteht, hat sich sogar der Westdeutsche Rundfunk der Wiederentdeckung des Films angenommen und eine kleine Featurette online gestellt. In dem etwa dreiminütigen Radiobeitrag von WDR4 erhält man eine gute, kurze Übersicht mit Tonschnipseln aus dem Film und einer treffsicheren Einordnung der Geschichte. Nur der Hinweis auf die angeblich so seichten Filme der Sechziger konnten sich die Redakteure nicht verkneifen. Offenbar waren sie schon seit ein paar Jahrzehnten nicht mehr im Kino, um zu vergleichen.

WDR4: Tod im Dom – Die Fastnachtsbeichte

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

01.01.2013 13:48
#5 RE: Die Fastnachtsbeichte (1960) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Die Fastnachtsbeichte" (Deutschland 1960)
mit: Hans Söhnker, Gitty Daruga, Götz George, Friedrich Domin, Hilde Hildebrand, Christian Wolff, Berta Drews, Grit Böttcher, Ursula Heyer, Helga Schlack u.a. | Drehbuch: Kurt Heuser nach einer Erzählung von Carl Zuckmayer | Regie: Wilhelm Dieterle

Carl Zuckmayer schrieb seine Erzählung "Die Fastnachtsbeichte" im Jahr 1959 in seiner neuen Heimat, der Schweiz, wohin er ein Jahr zuvor übersiedelt war. Während des Zweiten Weltkriegs lebte er in den Vereinigten Staaten von Amerika. Auch der Regisseur des Films, Wilhelm Dieterle, konnte auf einen ausgedehnten USA-Aufenthalt zurückblicken. Er war Ende der Zwanziger Jahre aus beruflichen Gründen nach Hollywood gegangen und hatte dort großen Erfolg. Im Jahr 1960 war er wieder in Deutschland und nahm sich des gesellschaftskritischen Stoffes von Carl Zuckmayer an. Ihm standen dafür eine Riege befähigter Akteure, vor und hinter der Kamera, zur Verfügung.

Am Vorabend des Ersten Weltkriegs finden wir uns in einem Mainz wieder, in dem die Institution Kirche den Kaiser und das Deutsche Reich uneingeschränkt unterstützt und Soldaten im Stadtbild zur Normalität zählen. So gehören gleich drei der Hauptfiguren dem Militär an und preußische Strenge prägt nicht nur den Umgang zwischen den Ständen, sondern auch die Gerichtsverhandlung über den Mord an Ferdinand Bäumler. Die Heiterkeit der Fastnacht lockert den Alltag auf und sorgt dafür, dass sich die Menschen ungeniert austoben und ihren Launen hingeben können. Eingebettet ist die ausgelassene Stimmung in die Pflicht zur Wahrheit und zur Selbstreflexion, die durch die Beichte sowohl nach Absolution, als auch nach Befreiung von seelischer Bürde strebt. Dr. Henrici, der Domkapitular und Seelsorger der Familie Panezza, nimmt hier eine wichtige Stellung als Zuhörer und Adressat moralischer Verfehlungen ein.



Hans Söhnker stellt Adelbert Panezza dar, das Oberhaupt des vermögenden Mainzer Zweigs einer ursprünglich in Süditalien beheimateten Familie. Ganz seinem Wunsch entsprechend, kann er ...

Zitat von Unsere Filmlieblinge, Verlag Bernhard Reiff, 1956, Seite 270
... einen Mann darstellen, der der Schablone des jugendlichen Liebhabers entkommen ist und eine gereifte, ausgegorene Persönlichkeit vermittelt. Ihm ist dabei völlig klar, dass solche Aufgaben weniger Popularität ernten als stürmische Draufgängerrollen, aber er bedauert es nicht.


Söhnkers Auftritt ist angenehm ausgewogen; er lässt der Jugend den Vortritt und zeigt damit auf, dass sich die Sünden der Väter nicht automatisch auf die Söhne übertragen, aber, dass Fehler gerne wiederholt werden und Beziehungsmuster immer wieder übernommen werden.

Die drei dominanten Personen der Handlung werden von Gitty Daruga, Götz George und Christian Wolff gespielt. Die polyglott ausgebildete deutsch-persische Schauspielerin (* 1936) und die beiden gebürtigen Berliner Jahrgangskameraden (* 1938) bringen nicht nur ihre frische Jugend, sondern Glaubwürdigkeit und vielversprechendes Talent mit. Während Daruga (auch bekannt unter dem Namen Djamal) zehn Jahre später noch schöner ist ("Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger", Episode 51 "Kidnapping") und sich einen Namen als professionelle Fotografin gemacht hat, konnten ihre männlichen Kollegen in erfolgreichen Serienauftritten entweder im Krimifach (George im "Tatort") oder der Familienunterhaltung (Wolff in "Forsthaus Falkenau") bestehen.

Gerade die Figur des Clemens Bäumler, dem seine Mutter zeitlebens den wilden Bruder vorgezogen hat (N.B. Bertha Drews ist übrigens die richtige Mutter von Götz George), wird nach falschen Anschuldigen am Ende als zufriedener Mann dastehen. Zuckmayer leistet sich den bitterbösen Seitenhieb, dass in manch verrufenem Haus reinere und aufrichtigere Charaktere zu finden sind als hinter mancher polierten Bürgerfassade. Ursula Heyer gelingt es, das Porträt eines unverschuldet in Not geratenen Mädchens zu zeigen, das in dem unverdorbenen und bescheidenen Clemens ("Ich bin gerne Soldat, ich liebe mein Pferd und bin in meiner Gruppe der Stubenälteste.") einen verständigen Freund findet. Blickt man sich dagegen in den Gutshäusern von Mainz und Palermo um, findet man uneheliche Kinder aus Nebenbeziehungen, die Wahrung des Scheins und Lügen, die längst als Last empfundene Ehebande kitten.



Der weise Pfarrer, der von Friedrich Domin unvoreingenommen und durchaus kritisch dargestellt wird, kennt die Verfehlungen der "armen, sündigen Menschen" und erteilt Ratschläge, die aus Erfahrung sprechen und weniger den Vorgaben des Katechismus entnommen sind. Domin, der als strenger Bischof Pater Brown ("Das schwarze Schaf", 1960) so oft rügen muss, kann hier einen weitsichtigen Kirchenmann im Kontakt mit dem Weltlichen verkörpern. Unter dem Schutz der Masken und Kostüme werden Identitäten verborgen, geheime Leidenschaften ausgelebt und Obrigkeiten zum Narren gehalten. Dennoch tendiert der Film gerade im Finale zum Überfluss, verliert sich die Kamera im Gewühl der Nimmersatten und erweist der fünften Jahreszeit mehr Ehre als ihr zusteht. Der Rückblick Violas, die Liebesbeziehung mit Ferdinand (der von Rainer Brandt in einer Mischung aus verführerischem Gigolo und verbittertem Heimkehrer gespielt wird) und die Rachegelüste des animalischen Lolfo erscheinen mehr als schwülstig und sorgen nicht für das erwartete Mitleid, sondern für Ernüchterung beim Zuseher. Das vorwitzige Aufbegehren der Hausangestellten (Grit Boettcher) wird als Beginn eines Weges geschildert, den die enttäuschte Viola nun mit einer schmachvollen Zukunft bezahlen muss - fern der Heimat und gesellschaftlich ruiniert.

Ein vielschichtiger Film, der bis in kleinste Rollen passend besetzt ist (allein Herbert Tiede und Albert Bessler im Gerichtssaal sorgen für gespannte Aufmerksamkeit), der jedoch durch ein Abgleiten ins Melodrama den guten Eindruck der ausgewogenen Erzählweise schwächt und sich durch die allzu blauäugige Sichtweise gerade der weiblichen Jugend einige Pluspunkte vergibt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.01.2013 13:50
#6 RE: Die Fastnachtsbeichte (1960) Zitat · Antworten



Die Fastnachtsbeichte

Kriminaldrama, BRD 1960. Regie: Wilhelm Dieterle. Drehbuch: Kurt Heuser (Buchvorlage: Carl Zuckmayer). Mit: Hans Söhnker (Adelbert Panezza), Gitty Daruga (Viola Toralto), Götz George (Clemens Bäumler), Friedrich Domin (Domkapitular Dr. Henrici), Hilde Hildebrand (Madame Guttier), Christian Wolff (Jeanmarie Panezza), Berta Drews (Therese Bäumler), Grit Böttcher (Bertel), Ursula Heyer (Rosa), Helga Schlack (Bettine Panezza) u.a. Uraufführung: 15. September 1960. Eine Produktion der Universum-Film GmbH.

Zitat von Die Fastnachtsbeichte
Mainz feiert auch 1913 wieder seine Fastnacht. Und während tausende Menschen verkleidet und singend um den Dom ziehen, spielt sich in unmittelbarer Nähe ein Kapitalverbrechen ab. Ein Soldat schleppt sich mit einem Messer im Rücken in den Beichtstuhl und stirbt an Ort und Stelle. Die Identifikation des Toten führt zu einem ungleichen Bruderpaar und ins Umfeld der Familie Panezza, dessen Oberhaupt dieses Jahr als Fastnachtsprinz von allen bejubelt wird ...


Wenn der Name Carl Zuckmayer eine deutsche Filmproduktion ziert, dann ist der Erfolg schon so gut wie garantiert. Verfilmungen der Werke des Schriftstellers oder direkte Kollaborationen mit Zuckmayer haben immer einen festen Platz in den Studios und Kinos des Landes gehabt – man braucht nur an klingende Titel wie „Der blaue Engel“ (1930), „Des Teufels General“ (1955), „Der Schinderhannes“ (1958) oder natürlich das berühmteste aller Lustspiele, „Der Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann und Martin Held (1956), zu denken. Zuckmayer reizte es natürlich auch, sich mit seiner Heimat auseinanderzusetzen und diese in künstlerischer Form aufzuarbeiten. Der gebürtige Nackenheimer (Landkreis Mainz-Bingen) hatte die besten Voraussetzungen dafür, Fasching, Fastnacht und Karneval in den Mittelpunkt einer Novelle zu rücken – für Nicht-Rheinländer wie mich irgendwie alles dasselbe, weshalb ich einerseits „Die Fastnachtsbeichte“ als interessanten Blick auf exotische Bräuche ansehe und andererseits für die richtige Verwendung von Fachvokabular in den folgenden Ausführungen nicht garantieren kann ...

Kontrastierung gilt als wichtiges Stilmittel in klassischen Dramen. Sie zeigen nicht selten, wie nah Freud und Leid beieinander liegen, was auch im vorliegenden Fall, in der ein Mord quasi inmitten einer fröhlichen Schar begangen wird und natürlich niemand, mit sich selbst und seiner eigenen Unterhaltung beschäftigt, etwas mitbekommen hat. Der Polizei gibt der Tote Rätsel auf, was Herbert Tiede in seiner kleinen Rolle als Kriminalrat Merzbecher zu einigen unbequemen, aber immer aus rationaler, vernünftiger Überlegung heraus gestellten Fragen veranlasst. Tiede ist für die Rolle des Kriminalisten gut geeignet, was er im selben Jahr in „Das schwarze Schaf“ bewies, und fügt sich gemeinsam mit „Staatsanwalt“ Albert Bessler zu einer typischen „good cop – bad cop“-Paarung zusammen.

Die beiden scheinen immun zu sein gegen die Verlockungen der Fastnacht, die ganz Mainz ergriffen haben. Faschingsbräuche im Allgemeinen erklären sich leicht durch den Alltag der Menschen in Zeiten, in denen die tägliche Unterhaltung keinen solchen Stellenwert wie heute einnahm und in der die fünfte Jahreszeit eine willkommene Abwechslung zum Ernst des restlichen Jahres bot. Das Jahr 1913 stellte dabei ein besonderes Jubiläum für die Mainzer dar, feierte der dortige Karnevalsverein MCV doch sein 75-jähriges Bestehen mit Prunk und Pomp. Wikipedia vermittelt einen Eindruck, der die Bilder aus dem Film untermauert und als realistisch bestätigt:

Zitat von Wikipedia.org, Mainzer Fastnacht
[Jede Korporation] veranstaltete Sitzungen und Bälle, was das gesellschaftliche Leben der Stadt in jeder Karnevalssaison prägte. Trotz hoher Preise waren die Veranstaltungen meist ausverkauft, die die Vereine für „Einheimische“ und Auswärtige, sogenannte „Messfremde“ („Prunkfremdensitzung“) veranstalteten. Zum Fastnacht kamen nun auch Gesangselemente und eine Verstärkung des politischen Aspekts, bei dem nun auch die Weltpolitik aufs Korn genommen wurde. [...] 1913 wurde das 75-jährige Jubiläum des MCV mit einem großen Fest begangen, das von außerordentlicher gesellschaftlicher Bedeutung war. Zum Rosenmontagszug kamen 100.000 Menschen.


Wird zu dieser Gelegenheit ein Mord begangen, mag er fast wie eine Nebensächlichkeit erscheinen. Es gelingt dem Wilhelm-Dieterle-Film allerdings, den Fokus geschickt von den närrischen Mainzern auf die zugezogene Familie Panezza zu verschieben und die Verwicklungen um den Tod von Ferdinand Bäumler in aller Ausführlichkeit darzustellen. Trotz typischer Umzugs-, Jahrmarkt- und Maskenballaufnahmen geriert sich „Die Fastnachtsbeichte“ nicht als Kostüm- oder leichter Unterhaltungsfilm. Radio WDR4 erläutert:

Zitat von WDR.de, Tod im Dom – Die Fastnachtsbeichte
Carl Zuckmayers Erzählung „Die Fastnachtsbeichte“ handelt von der bürgerlichen Scheinmoral, die sich gerne hinter Masken versteckt. Angesiedelt im Karneval, spinnt der Schriftsteller ein feines, auf vielen Ebenen spielendes Handlungsnetz.


Dass man dem Regisseur in seinem Versuch, ernst und der Vorlage gegenüber respektvoll zu bleiben, seine bis über die Beginne des Tonfilms zurückreichende lange Praxis und Tradition anmerkt, mag unter heutigen Gesichtspunkten zu der Aussage führen, der Film weise Längen auf. Das ist auch nur schwer zu bestreiten, allerdings geht das von Zuckmayer beabsichtigte und von Kurt Heuser routiniert in Drehbuchform umgesetzte Gesamtkonzept ohne nennenswerte Abstriche auf.

Natürlich ist an diesem Erfolg auch der Cast beteiligt, aus dem in erster Linie Christian Wolff und Götz George hervorzuheben sind. Beide agieren trotz ungewohnt jungenhafter Ausstrahlung so überzeugend und intensiv, dass man sich noch lange nach der Filmsichtung an sie erinnern wird. Weniger starke Akzente setzt hingegen Hans Söhnker, der zwar nominell die Hauptrolle spielt, aber nie wirklich im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Ähnliches gilt für Friedrich Domin, der wie im bereits erwähnten „schwarzen Schaf“ erneut einen Geistlichen mit menschlichen Zügen mimt und dabei den Zuschauer zum Nachdenken anregt. Es ist immer wieder traurig, dass Domin wenige Auftritte in Kriminalfilmen beschieden waren, denn der Oberschlesier starb bereits Ende des Jahres 1961.

„Die Fastnachtsbeichte“ hebt sich als Film mit Anspruch von vielen schlampig abgedrehten Krimipossen der Sechzigerjahre ab und überzeugt durch die minutiöse Schilderung eines Verbrechens, dessen Auflösung weniger interessant ausfällt als seine Begleitumstände und die Umgebung, in die man es hineingedichtet hat. 4,5 von 5 Punkten.

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