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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
Gubanov ( gelöscht )
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31.10.2012 12:15
Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



Kommissar Maigret aus der Feder von Georges Simenon gilt als eine der bekanntesten und beliebtesten Detektivfiguren in der Geschichte des Kriminalromans. Verständlich, dass er mit dieser Reputation auch diverse Male auf Kinoleinwänden und Fernsehbildschirmen landete, wobei in Deutschland Jean Gabin, Rupert Davies und Heinz Rühmann als die geläufigsten Verkörperungen Maigrets gelten. Die Franzosen dagegen schwören auf ihre TV-Serien mit Jean Richard und Bruno Cremer.
Eine weitere Reihe Simenon-Verfilmungen entstand in den Jahren 1992 und 93 in Großbritannien. Es war die Zeit, in der alle Fernsehstationen des Vereinigten Königreichs völlig verrückt auf historische Kriminalverfilmungen waren und gleichzeitig „Sherlock Holmes“ mit Jeremy Brett, „Poirot“ mit David Suchet und „Miss Marple“ mit Joan Hickson die Programme zierten. Michael Gambon hat in der Maigret-Rolle dabei keine so großen Fußabdrücke hinterlassen wie seine drei voran genannten Kollegen in den ihren. An der Qualität der Serie liegt das indes nicht, denn der ruhige, nachdenkliche Pfeifenraucher, der im Paris der 1950er Jahre auf Verbrecherjagd geht, sorgt ebenfalls für unterhaltsame Abende. Ich möchte mich im Folgenden daran machen, die Episoden in chronologischer Reihenfolge unter die Lupe zu nehmen und, wo mir dies möglich ist, mit anderen Adaptionen vergleichen.

Doch zunächst ein kurzer Überblick über die Hauptfiguren der Serie:
In Deutschland kennen wir Jules Maigret mit dem untrennbar mit ihm verbundenen Dienstrang des Kommissars, wohingegen Michael Gambon als Chief Inspector Maigret auftritt. Abgesehen von dieser kleinen Änderung, die fraglos erfolgte, um dem englischsprachigen Publikum mit einer gewohnten Amtsbezeichnung entgegenzukommen, verändert sich nicht viel gegenüber der literarischen Vorlage: Maigret tritt als großer Denker auf, der seine Theorien hartnäckig verfolgt und in den allermeisten Fällen auch bestätigt sieht, zugleich aber kein unfehlbarer Meisterermittler à la Sherlock Holmes ist. Das liegt auch daran, dass er sich mehr Menschlichkeit leistet und immer wieder Freundschaften und persönliche Beziehungen mit Opfern, Verdächtigen und Tätern aufbaut.
Unterstützt wird Maigret moralisch von Madame Maigret, seiner Frau, von der bekannt ist, dass sie gern kocht und ihren Gatten oftmals lieber zu Hause als im Polizeipräsidium wüsste. Dort allerdings erwarten ihn Sergeant Lucas, Inspector Janvier und Inspector Lapointe – ein gut eingespieltes Team, das Maigret zwar oftmals nur für Handlangertätigkeiten wie Observationen und Zeugenbefragungen einsetzt, mit dem er aber immer gut zurecht kommt. Letzteres kann man nicht von seinem Vorgesetzten, dem examining magistrate Monsieur Comeliau, behaupten, der Maigret mit seiner Besserwisserei und Ungeduld manchmal auf die Palme bringt.

Die Michael-Gambon-Serie besteht aus zwei Staffeln à sechs Folgen:
#01: The Patience of Maigret (1992)
#02: Maigret and the Burglar’s Wife
#03: Maigret Goes to School
#04: Maigret and the Mad Woman
#05: Maigret on Home Ground
#06: Maigret Sets a Trap
#07: Maigret and the Night Club Dancer (1993)
#08: Maigret and the Hotel Majestic
#09: Maigret on the Defensive
#10: Maigret’s Boyhood Friend
#11: Maigret and the Minister
#12: Maigret and the Maid

Die Serie erschien im Jahr 2007 bei Network Pictures auf DVD. Alle Folgen sind in voller Länge enthalten, als Bonus gibt es ein achtseitiges Booklet mit Hintergrundinformationen zu Maigret und den vorliegenden Episoden. Die Bildqualität ist dabei absolut zufriedenstellend und die Farben fallen, soweit ich das beurteilen konnte, natürlich aus. Einschränken muss ich allerdings, dass ich die Folgen bei meiner jetzigen Sichtung in maigret-typischem Schwarzweiß gesehen habe, was die Authentizität der Produktionen nochmals erhöht. Als einzige Audiooption steht die Herstellungssprache Englisch zur Verfügung; Untertitel gibt es keine, was aber in Anbetracht der klaren Aussprache der Protagonisten nicht zu Verständnisproblemen führen sollte.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.10.2012 14:00
#2 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



The Patience of Maigret
Episode 1 der TV-Kriminalserie, UK 1992. Regie: James Cellan Jones. Drehbuch: Alan Plater (Buchvorlage „La patience de Maigret“, 1965: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Ciaran Madden, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin, John Moffat. In Gastrollen: Cheryl Campbell, Trevor Peacock, Greg Hicks, Rachel Fielding, Ann Todd, Matyelok Gibbs, Robert McBain, Janos Gosztonyi u.a. Erstsendung: 9. Februar 1992, ITV.

Zitat von The Patience of Maigret
Eine Reihe von Juwelendiebstählen erschüttert Paris seit nunmehr sieben Jahren. Genauso lang berichtet Maigret seinem Vorgesetzten, er wisse, wer für die Verbrechen verantwortlich sei: Manuel Palmari. Doch selbst jahrelange Überwachungsaktionen ergeben keinen Hinweis. Maigrets Geduld findet ein jähes Ende, als man Palmari erschossen in seiner Wohnung auffindet.


In dem Versuch, zu definieren, was Jules Maigret von anderen Kriminalern unterscheidet, schreibt J. Randolph Cox: „Maigret does not solve crimes by making logical deductions based on shrewd observation, but rather by his patience and ability to understand human nature.“ [1] Diese Gabe, die vielleicht kein Alleinstellungsmerkmal darstellt, aber Maigret schon immer zumindest besonders und ausgefallen unter faktenbesessenen Lupenträgern gemacht hat, kommt selten so prominent und deutlich zum Vorschein wie in der schon entsprechend benannten Erzählung „La patience de Maigret“. Der Roman aus dem Jahr 1965 bot sich somit geradezu für eine Einführung in die Arbeitsweise des Pariser Originals an, um Zuschauern zu zeigen, dass – Maigret hätte an diesem Sprichwort sicher seine Freude – gut Ding Weile haben will. Er steht mit dieser Dienstauffassung natürlich unter Beschuss bei seinem Oberen Monsieur Comeliau, der schnell verwertbare Ergebnisse sehen möchte und den Ermittlungserfolg seiner Untergebenen hauptsächlich als Bestätigung seines Führungsstils und als Mittel zur Imageverbesserung der Polizei ansieht. Es gelingt John Moffat bereits in der ersten Folge, sich in diese unangenehmen Persönlichkeit voll und ganz einzuleben. Der überkorrekte Comeliau scheint wie geschrieben für ihn, was kaum verwundert, wenn man bedenkt, dass er auch von der BBC für die Agatha-Christie-Radiohörspiele als Poirot besetzt wurde.
Paris zeigt sich in „The Patience of Maigret“ in Form eines Mikrokosmos: Die Geschichte um Einbrüche in Juweliergeschäfte dient lediglich als Rahmen für die genaue Betrachtung des Wohnblocks, in dem Manuel Palmari ums Leben kam. Die anderen Mietparteien sind Bilder der französischen Nachkriegsgesellschaft. Sie umfassen – neben einer diensteifrigen Concierge, versteht sich – einen Handelsvertreter, dessen einsame Hausfrau, eine neugierige alte Schachtel, einen Immigranten und einen alten, gebrechlichen Mann, der unter dem Dach in seiner eigenen Welt vor sich hin lebt und vom Trubel des Geschehens abgeschnitten ist, weil er als Taubstummer sowieso nichts mitbekommt. – In dieser Umgebung schließt Maigret einige Freundschaften, weil die Beteiligten froh darüber sind, einmal aus dem Alltag herausgerissen zu werden und ein anderes, verständnisvolles Gesicht zu sehen.
In der tragenden Rolle als Palmaris Geliebte sehen wir Cheryl Campbell. Die BAFTA-Preisträgerin gehört zu den bekanntesten TV-Gesichtern der Britischen Inseln und war in so gut wie jeder Krimiserie in Gastauftritten zu sehen, so zum Beispiel neben Jack Galloway (der als regulärer Part der „Maigret“-Serie den Inspector Janvier gibt) in „Miss Marple: The Murder at the Vicarage“ (1986). In „The Patience of Maigret“ kehrt sie dabei eine völlig andere Seite heraus als als Griselda Clement und zeigt, dass sie das Zeug zur geheimnsivollen femme fatale hat.



Maigret and the Burglar’s Wife
Episode 2 der TV-Kriminalserie, UK 1992. Regie: John Glenister. Drehbuch: Alan Plater (Buchvorlage „Maigret et la grande perche“, 1951: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Ciaran Madden, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin, John Moffat. In Gastrollen: Christopher Benjamin, Margery Withers, Sandy Ratcliffe, John Gill, Merelina Kendall, Vilma Hollingbery, Gooey Law, Raymond Mason u.a. Erstsendung: 16. Februar 1992, ITV.

Zitat von Maigret and the Burglar’s Wife
Eine alte Bekannte bittet Maigret, in einem Mordfall zu ermitteln, den es gar nicht gibt. Ihr Mann, ein notorischer Einbrecher, sei bei einem seiner Coups in einer Villa über eine Leiche gestolpert und habe sich erst einmal zur Sicherheit außer Landes begeben. Maigret glaubt die Geschichte und findet bald das passende Haus: Ein Zahnarzt bewohnt es mit seiner Mutter. Die Frau des Arztes ist angeblich zu Verwandten nach Holland gefahren.


Pilotepisoden haben manchmal den Nachteil, dass sie zu viel Raum auf die Vorstellung der wiederkehrenden Figuren verwenden und dabei den Plot in den Hintergrund rücken lassen. Obschon man nach „The Patience of Maigret“ einen sehr plastischen Eindruck von Maigret, seiner Frau und Comeliau gewonnen hat (das restliche Team wird sich nach und nach durch seine gründliche Arbeit empfehlen), beschlich mich dennoch nicht das Gefühl, zu wenig Krimi gesehen zu haben. Die Lösung: Großzügige 80 Minuten für „The Patience of Maigret“.
Ab „Maigret and the Burglar’s Wife“ laufen nun alle weiteren Folgen 50 Minuten. Es mag gewagt erscheinen, Romane in unter einer Stunde Spieldauer erzählen zu wollen, doch das Experiment gelang Granada, der verantwortlichen Produktionsfirma, bestens. Dazu mag beigetragen haben, dass sich Simenon in seinen Büchern stets auf das detaillierte Einfangen einer Atmosphäre konzentrierte, die mit filmischen Mitteln verhältnismäßig einfach und schnell herbeigezaubert werden konnte. Umso mehr Freiraum blieb dann für die eigentlichen Geschichten, die mir bisher nie übereilt oder holprig vorkamen.
Im Gegenteil: Gerade „the Burglar’s Wife“ vermittelt ein sehr gemächliches Sehgefühl, das von der stattlichen Villengegend und einer vertrackten Familiensituation bestimmt wird. Der Zahnarzt Guillaume Serre (Christopher Benjamin aus „Sherlock Holmes: The Priory School“) steht voll und ganz unter dem Pantoffel seiner Mutter, in deren Rolle Margery Withers eine präzise Leistung ablegt.
Die Auflösung wird Simenon-Fans zwar nicht überraschen, aber dennoch zufriedenstellen. Sie bildet den Abschluss einer ungewöhnlichen Begebenheit, in der weniger nach dem Mörder als vielmehr nach dem Opfer gesucht werden muss. Während Maigret sich dabei nicht zu schade ist, auf die Hinweise zu hören, die aus den unteren Schichten der Pariser Kleinkriminellen kommen, wehrt Comeliau energisch ab: „Your evidence is a piece of gossip from a convicted housebreaker who has subsequently fled the country, passed on to you by his wife, who is a prostitute with convictions for theft and shoplifting. I expect better than that, even from you, my friend.“ In diesem Zweikampf wird jedem schnell klar, wer Recht behalten wird.

[1] J. Randolph Cox: Maigret, Inspector Jules in Rosemary Herbert: „Whodunit? A Who’s Who in Crime & Mystery Writing“, Oxford University Press, New York 2003, S. 123

Gubanov ( gelöscht )
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31.10.2012 15:15
#3 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



Maigret Goes to School
Episode 3 der TV-Kriminalserie, UK 1992. Regie: James Cellan Jones. Drehbuch: William Humble (Buchvorlage „Maigret à l’école, 1953: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway. In Gastrollen: Struan Rodger, Joanna David, Max Beazley, Jim Norton, Adrian Lukis, Godfrey James, Pip Donaghy, Eva Szabo u.a. Erstsendung: 23. Februar 1992, ITV.

Zitat von Maigret Goes to School
Maigret fährt in den Westen Frankreichs, um die Unschuld eines Lehrers zu beweisen, der unter Mordanklage steht. Angeblich soll er eine in einem Dörfchen bei La Rochelle berüchtigte Querulantin beseitigt haben. Die belastende Aussage stammt von einem seiner Schüler. Wird es Maigret gelingen, die Wahrheit herauszufinden? Und viel wichtiger: Wann kommt er endlich dazu, frische Austern zu probieren?


Zum ersten Mal verlässt Michael Gambon Paris als Schauplatz eines Verbrechens. Auf dem Land ist er auf sich allein gestellt und bekommt es zunächst mit den gleichen Problemen zu tun, mit denen sich auch der Lehrer Gastin konfrontiert sah: Die Einheimischen bleiben unter sich und munkeln lieber über als mit Fremden. Manche Gesellen stellen sich sogar als richtiggehend feindselig heraus, was zwangsläufig auch bedeutet, dass diese etwas zu verbergen haben. Den Weg von Paris unternimmt Maigret, wie auch eine Episode später seine Fahrt nach Marseille, mit dem Zug, wofür Granada einige malerische Dampflok-Aufnahmen einfing.
Dass es Maigret gelingt, schnell Vertrauensverhältnisse aufzubauen und Verdächtige für sich einzunehmen, hat er bereits bewiesen. Hier muss er sich allerdings hauptsächlich mit Kindern beschäftigen, deren Geheimnisse zu knacken eine noch härtere Nuss für den erfahrenen, aber auf diesem Gebiet sicher nicht allzu erprobten Chief Inspector darstellt. „It takes time for Maigret to enter into this world of childhood, and also to arrive at understanding the life of a little village and its inhabitants. He is aided in this by both his faculty of empathy, and by a return to his own childhood memories, which permit him to find his own childish feelings, and stories he knew in his own village.“ [2] Gelobt werden muss „Maigret Goes to School“ in dieser Hinsicht für die drei sehr überzeugend agierenden Jungdarsteller, denen ihre Texte allesamt glaubwürdig über die Lippen gehen. Das Trio hält den Schlüssel zum Verbrechen in der Hand und für kurze Zeit muss man sogar vermuten, dass sie noch mehr Verantwortung an dem Mord tragen. Simenon verband mit diesem Plottwist das Überschreiten einer Tabugrenze mit dem häufig verwendeten Motiv einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft, die von dem Mordopfer tyrannisiert wurde.
Um diese sehr ernste Thematik auszugleichen, durchzieht „Maigret Goes to School“ ein running gag, dass Maigret nie dazu kommt, die Austern, die in der Gegend am Meer so frisch und schmackhaft sind, zu genießen. Entweder sind sie gerade nicht vorrätig oder er kommt durch seine aufwühlenden Ermittlungen erst zu spät zu Tisch. Am Ende scheint es dann aber doch irgendwann funktioniert zu haben: Als Maigret sich von seinem Kollegen vor Ort verabschiedet, bedankt er sich für die lukullischen Genüsse, die die Westküste für ihn bereithielt.



Maigret and the Mad Woman
Episode 4 der TV-Kriminalserie, UK 1992. Regie: John Glenister. Drehbuch: William Humble (Buchvorlage „La folle de Maigret“, 1970: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Ciaran Madden, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin. In Gastrollen: Marjorie Sommerville, Frances Cuka, Mark Lockyer, Mark Frankel, Harold Innocent, Zoe Hodges, Tricia Vincent, Andras Ambrus u.a. Erstsendung: 2. März 1992, ITV.

Zitat von Maigret and the Mad Woman
Sie ist nur eine alte Frau, die niemand ernst nimmt: Madame Antoine meint, sie befinde sich in Lebensgefahr, seitdem in ihrer Abwesenheit Dinge in ihrer Wohnung bewegt werden. Maigret verspricht geflissentlich, am nächsten Tag einmal bei ihr vorbeizusehen. Doch da ist es zu spät: Madame Antoine liegt erwürgt im Wohnzimmer.


Maigret macht sich die größten Vorwürfe. Hätte er auf ihre Ängste gehört, wäre sie noch am Leben, da ist er sicher. Madame Antoine gebärdete sich zudem als großer „Maigret-Fan“ – sie hatte seine ganze Karriere verfolgt und Zeitungsausschnitte über ihn gesammelt. Nur mit ihm wollte sie über ihr Anliegen sprechen – und nun ist sie tot. Die düstere Gewissheit, er hätte ein Leben retten können, überschattet Maigrets Ermittlungen in „Maigret and the Mad Woman“ und zeigt erstmals, dass Maigret nicht unfehlbar ist. Bibliografisch ist der 1970, also relativ spät entstandene Roman „La folle de Maigret“ laut J. Randolph Cox wie folgt einzuordnen: „The Maigret stories fall into two distinct groups: those published between 1931 and 1934, when he retires, and the remainder, in which he returns without reference to retirement, published between 1942 and 1972. For many readers, the earlier books filled with atmosphere and character are superior to the rambling later ones. Others prefer the dark complex vision of the world in the later novels to the relatively simple, uncomplicated early period.“ [1]
Man ist geneigt, ihm zuzustimmen: Mit nur drei Verdächtigen gehört die Geschichte sicher nicht zu den spannendsten, die Simenon verfasst hat, gleichzeitig aber fällt das Geschehen trost- und mitleidslos aus. Der Tod der alten Frau, die nur wenige Verwandte hatte, scheint niemandem außer Maigret wirklich nahezugehen. Kleine Details wie die Tierhandlung an der Ecke gegenüber ihrer Wohnung, die Madame Antoine so erfreute, erhalten einen traurigen Beigeschmack. Angele Louette, die Nichte, sieht im Ableben ihrer Tante lediglich einen willkommenen Geldsegen. Die Frau, die als Masseuse arbeitet und sich doch als alles andere als die erwartete Schönheit entpuppt, wird über ihr seltsames Privatleben charakterisiert, in dem sie sich Männer anlacht und wieder ablegt, ihren Sohn verabscheut und sich mehrfach in Widersprüche bei ihren Aussagen verstrickt.
Typisch für Maigrets Fälle ist, dass er immer wieder seiner eigenen Vergangenheit begegnet. Wie schon Ernestine in „Maigret and the Burglar’s Wife“ kennt er Marcel von früheren Delikten, was ihm – je nach Gegenüber – Respekt oder wenigstens einen Vorsprung an Menschenkenntnis einbringt. In diesem Punkt darf sich übrings auch Madame Maigret einiger Meriten rühmen, denn auch wenn sie konsequent aus den Fällen ihres Mannes herausgehalten wird, so tut sie sich doch bei der Analyse seines Gemütszustands mit besonderer Treffsicherheit hervor.

[2] Murielle Wenger: Maigret of the Month: Maigret à l’école, Trussel.com, Honolulu 2007, Quelle

Gubanov ( gelöscht )
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31.10.2012 22:45
#4 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



Maigret on Home Ground
Episode 5 der TV-Kriminalserie, UK 1992. Regie: James Cellan Jones. Drehbuch: Robin Chapman (Buchvorlage „L’affaire Saint-Fiacre“, 1932: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Geoffrey Hutchings. In Gastrollen: John Warnaby, James Clyde, Gareth Thomas, Paul Brightwell, Eva Orkenyi, Daniel Moynihan, Jonathan Adams, Sue Withers u.a. Erstsendung: 9. März 1992, ITV.

Zitat von Maigret on Home Ground
Ein anonymer Brief führt Maigret in seinen Geburtsort Saint-Fiacre: Wie der Absender versprach, stirbt in der Morgenmesse an Allerseelen eine Frau. Es ist die Gräfin, für die Maigret in seiner Kindheit schwärmte. Sie hatte ein schwaches Herz und so bescheinigt der Arzt einen natürlichen Tod. Doch dann findet Maigret ihr Gesangbuch ...


Für mich ist es noch immer eine der ausgetüfteltsten und perfidesten Mordmethoden, die Georges Simenon in „L’affaire Saint-Fiacre“ von 1932 durchexerzierte. Natürlich ist ein Mord am schwierigsten nachzuweisen, wenn man keine Leiche findet. Da sich diese Gelegenheit aber nur äußerst selten anbietet, verlegt sich manch ein Mörder stattdessen lieber darauf, zum Tatzeitpunkt gar nicht am Tatort anwesend zu sein. Dieser Trick, so effektvoll er auch sein mag, kann Maigret natürlich nicht überlisten. Der Chief Inspector wandelt diesmal auf den Pfaden seiner Heimat in der Provinz, besucht das Grab seines Vaters und gibt Dinge über seinen biografischen Werdegang preis. Wer hätte etwa gedacht, dass er vor seiner Karriere am Quai des Orfèvres in Nantes Medizin studierte?
Malerische Herbstaufnahmen sorgen für ein gemütliches Flair, das den wehmütigen Maigret anfänglich ein wenig in Urlaubsstimmung versinken lässt. Die Musik kündigt jedoch gleich an, dass böse Taten ihre Schatten vorauswerfen. Sie vermengt sich mit den Gebeten in der Messe, die schlussendlich nur mehr als dumpfes Hallen wahrgenommen werden, als Maigret entdeckt, dass hier tatsächlich ein Mörder sein Unwesen treibt. – Nigel Hess zeichnete für den Score zur Serie verantwortlich und drückte ihr vor allem mit der Titelmusik, die französische Melodien mit beinahe morriconehaften leichtfüßigen Vokalisen verbindet, einen markanten Stempel auf.
„Maigret on Home Ground“ zählt auch deshalb zu den geläufigeren Simenon-Geschichten, weil sie anno 1959 bereits mit Jean Gabin verfilmt wurde. Der Film „Maigret kennt kein Erbarmen“ der Cinétel unter Regie von Jean Delannoy versprüht im Gegensatz zur Gambon-Adaption eine deutlich greifbare Eiseskälte, die ihn noch ergreifender und stringenter wirken lässt, obschon er über etwa die doppelte Laufzeit verfügt. Gleichzeitig muss allerdings angemerkt werden, dass über Gabin eine deutlich rustikalere Herangehensweise an Maigret verfügte als sein Kollege in der ITV-Serie. Gambon nimmt man die Verbundenheit mit dem Ort, die Erinnerung an vergangene Tage, ein Stück mehr ab. Und darauf kommt es nicht zuletzt an, hatte Simenon doch selbst einen früheren Lebensabschnitt als Sekretär auf dem Schloss Paray-le-Frésil bei Moulins im Département Allier zur Vorlage für den Stoff genutzt.



Maigret Sets a Trap
Episode 6 der TV-Kriminalserie, UK 1992. Regie: John Glenister. Drehbuch: Douglas Livingstone (Buchvorlage „Maigret tend un piège“, 1955: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Ciaran Madden, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin, John Moffat. In Gastrollen: Ann Mitchell, Richard Willis, Leonie Mellinger, Catherine Russell, Christian Rodska, Jonathan Tafler, Charlotte Barker, Dora Farkas u.a. Erstsendung: 16. März 1992, ITV.

Zitat von Maigret Sets a Trap
Frauenmorde verunsichern die Stadt. Der Täter, der nur in einem kleinen Viertel zuschlägt, scheint kein ausgeprägtes Beuteschema zu haben, denn die Toten verbindet außer ihrem Geschlecht nichts. Ein Geistesgestörter? Maigret ersinnt eine Falle, die den Unbekannten zur Strecke bringen soll und beinah auch zuschnappt. Der Mann kann im letzten Moment fliehen, aber er verliert einen Knopf seines Jackets. Reicht das, um ihn zu überführen?


Auch von „Maigret Sets a Trap“ existiert eine Kinofilmfassung mit Jean Gabin, die mit ihren 114 Minuten allerdings deutlich langatmiger wirkt als diese hochspannende Episode mit Michael Gambon. Sie markierte im März 1992 das Ende der ersten „Maigret“-Staffel, bevor etwa ein Jahr später die restlichen sechs Folgen ausgestrahlt wurden.
„Maigret Sets a Trap“ spiegelt das pure Fünfzigerjahre-Paris wider. Alle Morde geschehen im Stadtteil Montmartre – keine Seitenstraße ist vor dem herumschleichenden Killer sicher. Dass die ITV-Serie ihre Nase vor dem in Paris aufgenommenen Spielfilm hat, mag insofern verwundern, als keine Sekunde der Außenaufnahmen tatsächlich in der Seine-Metropole gedreht wurden. Tatsächlich ließen sich Cast und Crew in Budapest nieder, wo die Donau für die Seine und die metróhálózata für die Métro einsprang. Die Entscheidung war äußerst klug getroffen worden: Im Paris der Neunziger hätte es eines enormen Aufwands und groß angelegter Tarn- und Umbauaktionen bedurft, die Zeit der 1950er Jahre zwischen Rückstand und Fortschritt wieder aufleben zu lassen. Im Osten Europas, jahrzehntelang durch den Eisernen Vorhang von nennenswerter Weiterentwicklung nach westlichen Standards abgeschnitten, ließ sich Nachkriegsatmosphäre mit dunklen Fassaden, bröckelnden Wänden und unveränderten Straßen- und Landschaftszügen bedeutend besser rekonstruieren. Zugleich dekorierte man auf dem für Serien dieser Zeit üblichen hohen Niveau, sodass man zu keiner Zeit einen lästigen Floh im Ohr sitzen hat, der „schlecht gefälscht“ flötet.
Im Grunde handelt die Erzählung von einem Mann, der von zwei Frauen über alle Maßen gepäppelt wird und aus ihrer erstickenden Fürsorglichkeit keinen Ausweg sieht. Der sich daraus ergebenden brisanten Dreierkonstellation bescheinigte Literaturwissenschaftlerin Irene Beissmann mehrere Ähnlichkeiten mit Friedrich Dürrenmatts „Das Versprechen“ („Es geschah am helllichten Tag“): „Sowohl bei Simenon als auch bei Dürrenmatt ist der Täter ein Mensch, der auf Grund psychischer Abweichungen oder Defekte einen Mord begeht. [...] Das tiefer liegende generelle Moment, das beide zum Mord treibt, ist ihre pathologische Beziehung zu Frauen“ [3]. Die darstellerischen Aufgaben lagen in diesem besonders wichtigen Fall in den Händen verantwortungsbewusster Darsteller, die Andeutungen auf die Wahrheit von Anfang an subtil in ihr Spiel einbauen und bei aller Tragik auch einen gewissen Sinn für komödiantisches Timing besitzen. Da blitzt dann eben doch die britische Natur durch: Im Gegensatz zur Gabin-Verfilmung und dem angesprochenen Rühmann-Krimi liefert „Maigret Sets a Trap“ nicht nur Stoff zum Fingernägelkauen, sondern auch zum Schmunzeln.

[3] Irene Beissmann: Von Maigret zu Bärlach: Eine vergleichende Untersuchung zu Kriminalromanen von Georges Simenon und Friedrich Dürrenmatt, McGill University, Montreal 1973, Quelle

Gubanov ( gelöscht )
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02.11.2012 20:15
#5 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



Maigret and the Night Club Dancer
Episode 7 der TV-Kriminalserie, UK 1993. Regie: John Strickland. Drehbuch: Douglas Livingstone (Buchvorlage „Maigret au ‚Picratt’s’“, 1950: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin. In Gastrollen: Minnie Driver, Sandor Korospataki, Tony Doyle, Brenda Blethyn, Sandor Szabo, Laura Cox, Zoltan Korospataki, Michael Sheen u.a. Erstsendung: 14. März 1993, ITV.

Zitat von Maigret and the Night Club Dancer
Nacht für Nacht strippt sie im „Picratt’s“: Arlette, die mysteriöse Schönheit, die behauptet, Planungen eines Mordes mitangehört zu haben und ihre Aussage nur wenige Stunden später wieder zurücknimmt. Sie will von nichts mehr wissen, bei ihrem ersten Protokoll betrunken gewesen sein. Noch schlimmer ist es am nächsten Tag um sie bestellt: Da ist sie tot.


„[Simenon] had Maigret working (early in his career) in the vice quad, but with little of the moral disapproval that was the establishment view of prostitution at the time (Madame de Gaulle famously sought – in vain – to have all the brothels in Paris closed down). Maigret, with his eternal sympathy for the victim, saw these women in that light and remained sympathetic, even in the face of dislike and distrust from the girls themselves“ [4]. Zwei sehr simenon-charakteristische Facetten machen „Maigret and the Night Club Dancer“, der als Roman im Englischen auch unter dem Titel „Maigret and the Strangled Stripper“ erschien, zu einer gut für Verfilmungen geeigneten Vorlage: Der Kriminalfall bindet ein großes Spektrum sozialer Gruppen aneinander und sorgt in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit für Abgründe, die an dem Wunsch nach der Verbesserung des Lebens nach dem Krieg zweifeln lassen. So taucht beispielsweise eine Gräfin auf, die ihrem mondänen Titel in keiner Hinsicht gerecht wird, denn in der Vorstellung des Lesers erweckt sie einen „contrast between the young, pretty Arlette, who will paradoxically always keep that image of youth through her premature death, and the Countesse von Farnheim, who may have once been young and pretty, but who drugs and multiple adventures had turned into an image of moral and physical decay“ [5]. Damit ist auch schon der zweite Punkt angerissen, der in so vielen Maigret-Plots eine wichtige Rolle spielt: das Rauschgift als Form der Flucht aus verfahrenen Situationen, als bittere Vergnügungssucht oder als Entrückung von der Realität. Das Haus der Gräfin von Farnheim hinterlässt so einen bei Weitem autarkeren Eindruck als das Nachtlokal, das Maigret erneut nach Montmartre führt.
Das liegt auch daran, dass die Polizei diesmal besonders stark persönlich von den Vorgängen betroffen ist. Inspector Lapointe hatte, wie sich herausstellt, ein Verhältnis mit Arlette, wobei selbstverständlich glaubhaft gemacht wird, dass der vertrauenswürdige Polizist dem leichten Mädchen mit gänzlich anderen Absichten und Wünschen gegenübergetreten ist als alle anderen Männer in ihrer „Karriere“. Diese Form des Mini-Dramas wertet „Maigret and the Night Club Dancer“ deutlich auf, muss man doch letztendlich bedauern, dass die charismatischste Person nach nur wenigen Minuten tot aufgefunden wird. Minnie Driver gelang in Übereinstimmung mit der Buchvorlage eine derart intensive Darstellung Arlettes, dass sie sich bis zum spannenden und verhältnismäßig actionreichen Showdown im Gedächtnis des Zuschauers fest verankert.



Maigret and the Hotel Majestic
Episode 8 der TV-Kriminalserie, UK 1993. Regie: Nicholas Renton. Drehbuch: William Humble (Buchvorlage „Les caves du Majestic“, 1942: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin, John Moffat. In Gastrollen: Michael J. Jackson, Nicola Duffett, Tibor Dalotti, John Kavanagh, Roger Hume, Tony Mathews, Ferenc Nemethy, Francine Brody u.a. Erstsendung: 21. März 1993, ITV.

Zitat von Maigret and the Hotel Majestic
Kaum jemand lernt je den Keller eines Luxushotels am Champs-Élysées kennen, wo das Personal eilig hin- und herflitzt, Kaffee brüht und Rechnungen sortiert. Die Frau des amerikanischen Industriellen Oswald Clark bildet eine Ausnahme: Sie verbringt die letzten Minuten ihres Lebens im Keller des „Majestic“, bevor ihre Leiche in einem der leeren Spinde versteckt wird. Dort findet sie ausgerechnet Frühstückskoch Prosper Donge, der mit Mimi Clark ein Geheimnis aus der Vergangenheit teilt ...


Mit dem „Picratt’s“ und dem „Majestic“ hätten die Macher der Michael-Gambon-Serie kaum zwei unterschiedlichere Pariser Lokalitäten auswählen können. Das respektable Haus an der besten Adresse beflügelt diesmal sogar Monsieur Comeliau, persönlich an den Ermittlungen teilzunehmen, indem er die Aufgabenverteilung wie folgt klarstellt: „I do think we might work together on this [case] – in harmony, as it were. So, if you look after the people in the basement – you know, the maids and so forth – I’ll see to Mr Clark.“ Simenon baute erneut seine eigenen Erfahrungen und Gewohnheiten in den Roman ein, indem er einen Schauplatz auswählte, den er selbst bestens kannte: „Simenon chose a luxury hotel as the main setting for Les caves du Majestic. Although, at that time, there was a Hôtel Majestic at 19 Avenue Kléber (16th arrondissement), on one of the twelve avenues that radiate from the Arc de Triomphe, Simenon opted for the Hôtel Claridge at 74 Avenue des Champs Élysées (8th arrondissement), merely changing its name to Majestic. The site of the Hôtel Claridge is confirmed in the novel by the mention of the Rues de Berri and de Ponthieu. Simenon knew the 500 room Hôtel Claridge very well, staying there, as well as using it as a venue for meeting friends.“ [6]
Nichtsdestoweniger bedeutet auch die beste Reputation nicht, dass Maigret keinen interessanten und gespaltenen Figuren begegnen würde: Prosper Donge eignet sich bestens für den traurigen Helden, dem übel mitgespielt wird und der sich lange Zeit nicht nur mit einem Fahrradplatten, sondern auch der Gewissheit, Hauptverdächtiger Nummer 1 zu sein, herumschlagen muss.
Der Roman „Les caves du Majestic“ entstand 1942 kurz nach der mehrere Jahre langen Pause, die die beiden Maigret-Entstehungsphasen voneinander trennte, und erschien gemeinsam mit „La maison du juge“ (1940) und „Cécile est morte“ (1942) im Sammelband „Maigret revient ...“. Die Leserschaft dürstete nach neuen Exempeln für die Genialität des bekanntesten französischen Detektivs aller Zeiten und sollte sie auch zahlreich erhalten: Allein in den 1940er Jahren folgten den bereits genannten Titeln noch elf weitere Romane. Ins „Majestic“ begab sich im Jahr 2003 zudem eine Riege prominenter Sprecher um Christian Berkel und Friedhelm Ptok für eine szenische Lesung im Auftrag von MDR Kultur, SWR und SFB. Das entstandene Hörspiel ist Bestandteil einer achtteiligen Reihe, die man als Maigret-Enthusiast nicht verpasst haben darf. Obschon Maigret selbst keine Kinder hat, entwickelt er ein erstaunliches Verständnis für die Triebfeder des Geschehens, die erneut im Bereich unbefriedigter Sehnsucht und emotionalen Verlangens angesiedelt ist.

[4] Barry Forshaw: The Life and Times of Jules Maigret in „Maigret“, Booklet Network Pictures, Enfield 2007, S. 5
[5] Murielle Wenger: Maigret of the Month: Maigret au Picratt’s, Trussel.com, Honolulu 2007, Quelle
[6] Peter Foord: Maigret of the Month: Les caves du Majestic, Trussel.com, 2005, Quelle

Gubanov ( gelöscht )
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03.11.2012 12:30
#6 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



Maigret on the Defensive
Episode 9 der TV-Kriminalserie, UK 1993. Regie: Stuart Burge. Drehbuch: William Humble (Buchvorlage „Maigret se défend“, 1964: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Barbara Flynn, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin. In Gastrollen: Oliver Ford Davies, John Benfield, Peter Kertesz, Liza Walker, Pip Torrens, Susannah Doyle, Deborah Findlay, John Salthouse u.a. Erstsendung: 28. März 1993, ITV.

Zitat von Maigret on the Defensive
In einer Juninacht wird Maigret telefonisch aus dem Bett geholt: Eine junge Frau droht, Selbstmord zu begehen, wenn der Chief Inspector nicht umgehend mit ihr spricht. Maigret macht sich auf den Weg in die angegebene Kneipe, von wo aus er die angetrunkene Bittstellerin in ein Hotel zum Ausnüchtern bringt. Am nächsten Morgen sieht er sich mit einer Anzeige wegen sexueller Belästigung konfrontiert.


Zu kaum einer anderen Gelegenheit kam Jules Maigret so bedenklich in die Klemme wie in „Maigret on the Defensive“. Der Fall vom vorgetäuschten Übergriff auf ein junges Mädchen aus gutem Hause, der durch ihre Herkunft zu Maigrets Unbehagen einiges an Glaubwürdigkeit gewinnt, ermöglicht bei allen Unannehmlichkeiten doch wieder einmal einen freizügigen Blick auf die Titelfigur. So erfährt man, dass Maigret zum Zeitpunkt der Handlung 52 Jahre alt ist, weshalb ihm – paradiesische Zeiten, diese Fünfzigerjahre – nahe gelegt wird, die vorzeitige Pensionierung einzureichen. Madame Maigret findet diese Idee gar nicht so übel, denn sie steht ohne Wenn und Aber zu ihrem Mann und würde sich freuen, mit ihm in ein Landhaus an die Loire zu ziehen. Genauigkeitsfanatiker werden bemängeln, dass mit dem Staffelwechsel die Darstellerin ausgetauscht wurde (Barbara Flynn übernahm von Ciaran Madden), doch am Ende macht das der kohärenten Drehbücher wegen keinen allzu großen Unterschied. Die Angabe des Alters hat einen Haken: „Maigret se défend“ wurde von Simenon im Jahr 1964 geschrieben und spielt auch zu dieser Zeit. Eine Rechnung ergibt somit 1912 als Geburtsjahr des großen Detektivs, was eine weit aus dem Fenster gelehnte Behauptung darstellt, wenn man bedenkt, dass er laut einem anderen Buch seinen ersten Fall im Jahr 1913 löste. Hier kommt die Verlegung der Geschichte durch die TV-Serie in die frühen 1950er Jahre der Glaubwürdigkeit der Daten sehr zugute.
Als Vorgesetzter, der Maigret die Hölle heiß macht, fungiert wundersamerweise nicht der examining magistrate Monsieur Comeliau, sondern ein noch höheres Tier, das den Titel chief commissioner führt. Der wohlbekannte Pip Torrens („Poirot“, „Marple“) gibt diesen zu Beginn seiner Karriere mit einer überzeugenden Verbohrtheit und Bösartigkeit. Für Freunde bekannter Gesichter sei außerdem erwähnt, dass Deborah Findlay, die wir in Jeremy Bretts „The Memoirs of Sherlock Holmes“ und, wie Torrens, in David Suchets „Poirot“ gesehen haben, in einer zentralen und tragischen Rolle aufspielt, die sich bei einem nächtlichen Geständnis als Schlüssel zum Verbrechen entpuppt.
Ohne Zweifel ist klar, dass die Anschuldigungen gegenüber Maigret absolut haltlos sind. Man vermutet, dass sie erhoben werden, um ihn bei seinen aktuellen Ermittlungen, die Restaurantüberfälle betreffen, auszubooten. Dieser Teil der Story erinnert nicht aus Zufall an „The Patience of Maigret“, war „Maigret on the Defensive“ im Original doch als Vorgänger zu diesem Buch konzipiert, in dem bereits Manuel Palmari und Aline Bauche auftreten. Dies war durch die Chronologie der Verfilmungen natürlich nicht mehr möglich, weshalb man die Namen der Beteiligten änderte, ihre Eigenschaften und das offene Ende aber löblicherweise beibehielt.



Maigret’s Boyhood Friend
Episode 10 der TV-Kriminalserie, UK 1993. Regie: John Strickland. Drehbuch: William Humble (Buchvorlage „L’ami d’enfance de Maigret“, 1968: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Barbara Flynn, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin. In Gastrollen: Edward Petherbridge, Betty Marsden, Alan David, Peter Blythe, Peter-Hugo Daly, Kenneth Haigh u.a. Erstsendung: 4. April 1993, ITV.

Zitat von Maigret’s Boyhood Friend
Unerwartet erhält Maigret Besuch von einem alten Schulfreund: Léon Florentin offenbart ihm, in welch eine skurrile Geschichte er hineingeraten ist: Seine Geliebte Joséphine ist erschossen worden, während er sich in ihrem Wandschrank versteckte. Die Frage nach dem Täter kann auf die fünf Männer beschränkt werden, mit denen Joséphine verkehrte. Doch wer von ihnen war der Mörder – und wann sagt Léon endlich die Wahrheit?


Nach dem deutlichen Dämpfer, den Maigret in der letzten Episode erhielt, schien es dem Granada-Team notwendig, zur Abwechslung einen etwas leichtherzigeren Stoff anzubieten. „Maigret’s Boyhood Friend“ erfüllt diese Voraussetzung voll und ganz, denn von der Lebenssituation der Joséphine Papet geht durchaus eine gewisse Komik aus: Fünf Männer jongliert sie an unterschiedlichen Wochentagen mit regelmäßigen Terminen – „wie beim Zahnarzt“, wie einer der Liebhaber treffend feststellt. Léon ist der einzige, der von den anderen weiß, doch er hatte nichts gegen Joséphines Eskapaden einzuwenden, war er doch hauptsächlich auf ihre finanzielle Unterstützung ausgewesen. Überhaupt gerät seine Rolle, die wohl am ehesten mit dem Wort „Überlebenskünstler“ beschrieben werden kann, zu einer wahren Freude für den Zuschauer, weil es ihm mit hartnäckiger Dreistheit gelingt, mit immer neuen Lügen seinen bisherigen Flunkereien zu entkommen. Stark in dieser Zwangslage: Edward Petherbridge, der sechs Jahre zuvor als Lord Peter Wimsey noch auf gänzlich respektablen Pfaden wandelte.
„Maigret’s Boyhood Friend“ darf als der klassischste Whodunnit bezeichnet werden, der den Einzug in die Michael-Gambon-Serie geschafft hat. Ein klar umgrenzter Täterkreis, der eine gewisse „Vorliebe“ teilt, steht zur Auswahl, wobei am Ende ein x-beliebiger aus der Runde als Pistolenschütze herausgepickt wird. Problematisch wirkt sich dabei nicht nur aus, dass dieses Schema für Simenon-Verhältnisse eher enttäuschend ist, sondern auch, dass man Schwierigkeiten hat, sich alle Namen und Personen zu merken, die einem als Verdächtige vorgeführt werden. Dabei war man sich beim Drehen der verwirrenden Wirkung bewusst: „The problem [...] of having English-speaking actors constantly refer to French names is particularly well handled by ensuring that everyone (Maigret, his associates, and all the cast members) invariably underplay such lines, so there is no sense of culture shock.“ [7]
Im Gedächtnis bleiben eher als die Namen die Verhörtechniken und Umgangsmethoden mit potenziellen Verbrechern, die Maigret einsetzt, um ans Ziel zu kommen. Er spielt dabei ein gefährliches Spiel, in dem er riskiert, dass eine weitere Person durch eine Erpressung zu Tode kommt, was in der zweiten Hälfte der Handlung zu einer nicht unwillkommenen Steigerung des Spannungsbogens geführt hätte.

[7] Forshaw, 2007, S. 7

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2012 20:45
#7 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



Maigret and the Minister
Episode 11 der TV-Kriminalserie, UK 1993. Regie: Nicholas Renton. Drehbuch: Bill Gallagher (Buchvorlage „Maigret chez le ministre“, 1954: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Barbara Flynn, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin, John Moffat. In Gastrollen: Sandor Teri, John Hartley, Jane Wymark, Sorcha Cusack, Peter Barkworth, Shaughan Seymour, Jon Finch, Paul Gregory u.a. Erstsendung: 11. April 1993, ITV.

Zitat von Maigret and the Minister
Selbst bis in höchste Kreise hat sich Maigrets Intelligenz herumgesprochen: Der Minister für öffentliche Arbeiten wendet sich vertrauensvoll an den Polizisten, weil ihm ein Dokument von großer Wichtigkeit gestohlen worden ist: das Baugutachten für jenes Kinderheim, bei dessen Einsturz vor wenigen Tagen über sechzig Jungen und Mädchen gestorben sind.


„Maigret and the Minister“ nimmt sich in mehrfacher Hinsicht Ausnahmen im Maigret-Kanon heraus: Zunächst einmal geht es nicht um Mord, obschon man trotzdem nicht das Gefühl hat, dass der Pfeifenraucher fehl am Platz ist; stattdessen findet man sich mitten im politischen Tagesgeschehen und im Gerangel zwischen Regierung und Opposition wieder, in das Maigret plötzlich – und nicht gerade zu seiner Freude, denn wie viele bodenständige Leute mag er Politiker nicht wirklich leiden – hineingerissen wird. Die Vertrauenswürdigkeit des fehlenden Gutachtens erstreckt sich bis zum Präsidenten und mithin soweit, dass Lapointe, Janvier und Lucas zunächst nicht einmal über die ganzen Ausmaße des Falles in Kenntnis gesetzt, ja sie sogar ihrerseits von Mitgliedern des Geheimdienstes beschattet werden. Dabei haben sich die Ermittlungshelfer unterdessen einen Status der Unverzichtbarkeit erarbeitet, mit dem sie auch ohne nennenswerte Einblicke in ihre Privatleben über Tiefe und Sympathie verfügen.
Als Minister tritt Peter Barkworth vor die Kamera, der seit seiner Verkörperung des Guy Foster in der 1974er-Fassung von Francis Durbridges „Melissa“ sichtlich gealtert ist und im Laufe dieses Prozesses auch deutlich an Vertrauenswürdigkeit gewonnen hat. Aus den Beschreibungen der Politiker geht außerdem klar hervor, welche Präferenzen Simenon setzte: Der oppositionelle Charles Mascoulin, des Ministers und in gewisser Weise auch Maigrets Gegenspieler, ist sich des schmalen Grats zwischen demokratischer Hinterfragung und abgeschmackten Tricks in seiner eigenen Selbstzufriedenheit nicht mehr bewusst.
Wie alle anderen Episoden der Reihe profitiert „Maigret and the Minister“ von der stimmungsvollen Kameraarbeit Elemér Ragályis, die ähnlich dem Œuvre Simenons einmal poetisch und einmal prosaisch ausfällt. Durch die große Dialoglastigkeit von „Maigret“ nimmt sie eine besonders wichtige Position ein, die das Maß von Spannung und Abwechslung nicht unwesentlich mitbestimmt. Stilistisch bediente Ragályi stets ein hohes Niveau, verlor dabei aber nie die enge Verbindung zu den Personen, die er einfing. Kälte und Wärme sind im Bild ebenso zu spüren wie Trauer und Hass.



Maigret and the Maid
Episode 12 der TV-Kriminalserie, UK 1993. Regie: Stuart Burge. Drehbuch: Douglas Livingstone (Buchvorlage „Félicie est là“, 1944: Georges Simenon). Mit: Michael Gambon, Geoffrey Hutchings, Jack Galloway, James Larkin. In Gastrollen: Paul Moriarty, Susie Lindeman, Ann Heffernan, Tony Rohr, Agnes Margitay, Steve Mackintosh, Ralph Nossek, Gregory Cox u.a. Erstsendung: 18. April 1993, ITV.

Zitat von Maigret and the Maid
Maigret wird nach Orgeval, eine verschlafene Kleinstadt in der Nähe von Paris, gerufen. Dort hat eine Haushälterin ihren Arbeitgeber nach einem Spaziergang tot aufgefunden. Dabei mag es die selbstbewusste Félicie ganz und gar nicht, wenn man von ihr und ihrem „Arbeitgeber“ spricht: Unter den Angehörigen geht die Kunde, zwischen den beiden sei mehr gewesen. Im Gegensatz zu Félicie bestätigt das Testament diese Vermutung.


Es hat gewisse unwirklich-romantische Qualitäten, wenn Maigret, selbst ein Junge vom Land, aus den Tiefen der Pariser Unterwelt entkommt und sich an der Ruhe und Friedlichkeit der kleinen Gemeinde ergötzt, versonnen die reine Luft einatmet, Ausflüge mit dem Fahrrad unternimmt und sich, gestärkt von der Gewissheit, einmal abseits des großen Rampenlichts zu stehen, selbst von der anmaßenden Art der jungen Félicie kaum aus der Ruhe bringen lässt. „If it wasn’t for the job, [Paris is] where I’d be“, lässt Inspector Bonneau verlauten – man braucht kein Hellseher zu sein, um zu ahnen, dass Maigrets Statement genau umgekehrt aussehen würde.
Die Auswahl von „Maigret and the Maid“ als Abschlussepisode ist auch deshalb als treffsicher zu loben, weil sie Maigret erneut mit einer emotionalen Bekanntschaft konfrontiert, wobei weniger von gegenseitiger Anziehungskraft als von väterlichen Gefühlen die Rede sein muss. „Simenon concentrates mainly on a kind of duet between the twenty-four year old Félicie and Maigret. Throughout it is a battle of wills between the two, when at times the atmosphere created becomes one of annoyance and irritation, frustration and stubbornness, but not without touches of humour and empathy. With the character of Félicie it is almost as if Simenon is echoing one of those from his other novels – les romans durs – such as Marie Le Flem in ‚La Marie du Port’ [...] written in October 1937.“ [8] Als romans durs bezeichnet man die Simenon-Romane, in denen Maigret nicht auftaucht.
Susie Lindeman überzeugt als Félicie auf ganzer Linie, dominiert die Episode aber nicht so stark wie andere Gastdarsteller vor ihr. Es bleibt genug Raum, gelegentliche Ortswechsel nach Paris einzulegen, ohne dass diese wie Fremdkörper aus der Erzählung herausragen. Für eine Sequenz wurden sogar Aufnahmen in der Metro gemacht, wobei Budapest in diesem Punkt Paris um einige Jahre voraus war, eröffnete die dortige Untergrundbahn doch bereits im Jahr 1896 als erste Kontinentaleuropas. – Und wo wir gerade bei der Geschichtsstunde sind, widmen wir uns doch den zeitlichen Ursprüngen des Romans. Dieser, obwohl erst 1944 veröffentlicht, entstand schon 1942, wobei zwischen den beiden Daten nicht nur zwei Weltkriegsjahre, sondern auch die ersten Maigret-Filme in Serienform lagen. Albert Préjean schlüpfte zwischen 1943 und 1945 insgesamt dreimal in die Rolle des berühmten Detektivs und war in dieser Funktion unter Richard Pottier und Maurice Tourneur, dem Vater des Noir-Filmers Jacques, in „Picpus“, „Cécile est morte!“ und „Les caves du Majestic“ zu sehen.

[8] Peter Foord: Maigret of the Month: Félicie est là, Trussel.com, 2005, Quelle

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2012 21:00
#8 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten



Welch ein Vergnügen hat diese kleine, aber feine Reihe bereitet! Vorlagengetreu und mit Blick für die Details, die Georges Simenon stets so wichtig waren, lieferte Granada Television 1992/93 einige echte Schmuckstücke zur Ausstrahlung auf dem Fernsehsender ITV ab. Rezensent Geoff Bradley fasst kurz und knapp zusammen, was „Maigret“ mit Michael Gambon ausmacht: „It’s steady and reliable without being flashy or exciting and adapts the stories well into a 50-minute format.“ [9]
Unerwartet authentisch und ehrlich gingen die beteiligten Regisseure mit der Lücke zwischen Erwartungshaltung und Produktionsbedingungen um, was die Serie nicht schwächt, sondern stärkt: die englische Sprache, Budapest anstelle von Paris, die Rolle des quintessenziellen Franzosen in den Händen eines geborenen Dubliners ... Stellt man fest, dass dennoch geschafft wurde, glaubwürdige und ansprechende Produktionen auf die Beine zu stellen, ist das doch schon das größtmögliche Lob, das man aussprechen kann.

Eine Übersicht der Episoden mit Punktwertungen soll die Betrachtung der Michael-Gambon-Serie abschließen:
#01, 4,5 Punkte: The Patience of Maigret
#02, 3,0 Punkte: Maigret and the Burglar’s Wife
#03, 4,0 Punkte: Maigret Goes to School
#04, 3,5 Punkte: Maigret and the Mad Woman
#05, 3,0 Punkte: Maigret on Home Ground
#06, 5,0 Punkte: Maigret Sets a Trap
#07, 4,0 Punkte: Maigret and the Night Club Dancer
#08, 3,5 Punkte: Maigret and the Hotel Majestic
#09, 5,0 Punkte: Maigret on the Defensive
#10, 3,5 Punkte: Maigret’s Boyhood Friend
#11, 4,5 Punkte: Maigret and the Minister
#12, 4,5 Punkte: Maigret and the Maid

Ganz am Ende angekommen sind wir aber trotzdem noch nicht. Es gibt nämlich Neuigkeiten. Maigret ist mitnichten ein Fall für die Mottenkiste: Festgehalten habe ich bereits, dass die hier besprochene Reihe aus derselben Produktionsschmiede stammt wie die nach wie vor erfolgreichen Agatha-Christie-Poirot-Verfilmungen. Die Rechte sowohl an Christie als auch an Simenon sind in England mittlerweile von Granada an den Konzern Chorion gegangen, der noch immer mit ITV kollaboriert. Die neueste „Poirot“-Staffel befindet sich in laufender Produktion. Doch es wird die letzte sein: David Suchet hängt im Anschluss an die Dreharbeiten seinen kleinen Schnurrbart mitsamt französischem, pardon: belgischem Akzent an den Nagel, weil dann alle Stoffe verfilmt sein werden.
Anschließen wird sich die Suche nach einem Nachfolger für den Sendeplatz der beliebten period dramas. Und wie es der Zufall will, ist ausgerechnet Jules Maigret dafür im Gespräch: Maigret to return to TV duty. Kaum mit der einen Serie durch, ist also schon wieder Vorfreude auf die nächste angesagt!

[9] Geoff Bradley: MysteryFile: Maigret, Season 2, MysteryFile, 2011, Quelle

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

10.11.2012 22:38
#9 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten

Immer wieder interessant, welche Maigret-Varianten es gibt. Ist denn die Serie auch in schwarz/weiß gehalten (wäre sehr stilvoll und fände ich passend!) oder sind das nur Deine Bilder?
Bruno Cremer als Maigret beispielsweise mochte ich nie. Rupert Davies' Interpretation hingegen fand ich toll. Diese Serie müsste auch unbedingt mal auf DVD kommen!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2012 10:04
#10 RE: Michael Gambon: Maigret Zitat · Antworten

Die Serie wurde in Farbe gedreht. Ich zitiere aus dem Ausgangsposting, das, glaube ich, deine Frage genauer beantwortet:

Zitat von Gubanov
Die Bildqualität ist dabei absolut zufriedenstellend und die Farben fallen, soweit ich das beurteilen konnte, natürlich aus. Einschränken muss ich allerdings, dass ich die Folgen bei meiner jetzigen Sichtung in maigret-typischem Schwarzweiß gesehen habe, was die Authentizität der Produktionen nochmals erhöht.


Normalerweise mag ich solche eigenverantwortlichen Farbabdrehungen nicht wirklich, aber gerade bei Maigret hat sich mir ein schwarzweißes Bild als fester Bestandteil des "Ritus" eingeprägt. Zudem half die Option auch, die in der ersten Hälfte der zweiten Staffel etwas abfallende Bildqualität auf den DVDs zu kaschieren.

Bruno Cremer steht für mich als nächste Maigret-Entdeckung an. Aktuell werden seine 54 Einsätze in den USA in hochwertigen DVD-Sets herausgebracht. Die beiden ersten Boxen mit den Fällen 1 bis 12 sind auf meiner Weihnachtswunschliste ganz, ganz oben und werden voraussichtlich nächste Woche an den Weihnachtsmann gefunkt. Ich bin schon gespannt darauf, ob ich deine Antipathie widerlegen kann, denn oft liest man ja, dass Cremer so etwas wie der David Suchet unter den Maigret-Darstellern sein soll. Doch mehr zu Cremer früher oder später in einem separaten Themenstrang.

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