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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 555 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Barnaby Offline




Beiträge: 323

14.01.2010 23:52
#1 Bewertet: "Solo für Inspektor Sparrow" (1962, Merton Park) Zitat · Antworten

Vor kurzem erstanden und jetzt in gespannter Erwartung angesehen: Solo für Inspektor Sparrow aus dem Jahre 1962

In meinem ersten Merton-Park-Film konnte ich endlich mal die Eingangssequenz mit der von viel Rauch umwaberten (mir aus dem Pub in London gut bekannten) Wallace-Büste betrachten, die sich am Ende des Vorspanns abgedunkelt geheimnisvoll wegdreht. Diese Sequenz war aber auch schon das Einzige an dem Film, das entfernt so was wie Wallace-Feeling in deutschem Sinne aufkommen lässt. Die Handlung selbst dauert nur knapp eine Stunde, ist nicht langweilig, aber reißt einen auch nicht vor Spannung vom Stuhl. Der Täter ist relativ schnell klar, auch wenn sich zum Schluss noch eine andere Person als Auftraggeberin herausstellt. Der Film zeigt eine Welt, in der eine Einbrecherbande noch mit Schlips und Anzug auftritt und vor einem Streifenpolizisten erzittert, während der Komplize in einer Bar artig eine Milch trinkt und Obstkuchen isst. Das Ende spitzt sich auf einem alten Bauernhof in einem Showdown zu, der glatt einem alten Western entnommen sein könnte. Immerhin, was in den Rialto-Filmen z.T. recht künstlich inszeniert wirkt, nämlich die Handlung in England spielen zu lassen, ist bei Inspektor Sparrow sehr real. Hier wird nicht mit Big Ben – Einspielungen oder der Tower-Bridge gearbeitet – der Film spielt in einer (süd-)englischen Kleinstadt und auch Eisenbahnfreunde kommen nicht zu kurz. Schön ist auch die stilechte 60er-Jahre-Einrichtung (die Milchbar, Wohnung vom Inspektor). Trotzdem – zu Rialto überhaupt kein Vergleich und fürs Kino eigentlich zu kurz. Die dargestellten Charaktere enthalten keine geheimnisvolle oder unheimliche Hauptfigur; auch fehlt mir hier ein Typ wie Kinski.

Einige Szenen im Film deuten darauf hin, dass es mehrere Folgen gibt. Die Vertrautheit des Inspektors zur Bardame Sue in besagter Milchbar leitet sich nicht aus der Handlung in diesem Film ab, hier müsste man auch die Vorgängerfolgen gesehen haben. Auch dass sein Vorgesetzter von der örtlichen Polizei ihm den Fall bereits nach einem Tag entzieht, um ihn an Scotland Yard abzugeben, ist aus dieser Folge nicht ganz verständlich.

Von der Aufmachung der DVD sollte man nicht viel erwarten. Auf dem Einschlag findet sich nirgends ein Hinweis auf – den eigentlich verkaufsfördernden Namen – Edgar Wallace. Merkwürdigerweise ist die DVD auch nur auf Deutsch – obwohl es ein englischer Film ist. Die Inhaltsangabe auf der Rückseite lässt vermuten, dass bei der Gestaltung der DVD-Kassette den Film niemand richtig angeschaut hat, was ärgerlich ist. Es kann nicht davon die Rede sein, dass Sparrow eine eigene Detektei eröffnet – er hat sich bei der Polizei nur ein paar Tage Urlaub genommen. Auch wurde nicht die Mutter des Juwelenbesitzers getötet, sondern eine Verkäuferin wurde entführt und erstickte am Knebel. Die DVD selbst ist nicht besonders aufwändig zusammengestellt. Neben dem Film gibt es eine Fotogalerie (die mit einer beliebigen Hintergrundmusik untermalt wurde) und einige Anfangsminuten von anderen Filmen (Trailer sind es eigentlich nicht). Auch als Menühintergrund wurde kein Trailer zusammengeschnitten, sondern eine Szene aus dem Film gewählt, die sich endlos wiederholt. Leider ist es die Szene, in der die wirklich nervende verstellte hohe Synchronstimme des Kleinbanditen am meisten zu hören ist. Die Stimme passt eher in eine Filmklamotte, als in einen Krimi. Hier wäre es tatsächlich interessant gewesen, die englische Fassung zu sehen (bzw. zu hören). Der Ton ist auch nicht besonders brillant, einige Worte sind eher zu erahnen, als richtig zu verstehen.

Sicher kein Highlight in der Filmsammlung, aber als Vergleichsfilm aus der englischen Reihe der 60er mal ganz interessant. Kostenpunkt: bei Jokers.de derzeit nur 4,99 € - und bis Ende Januar sogar versandkostenfrei. Interessant wäre die Frage, warum gerade diese Folge als einzige auf Deutsch in den Verkauf gekommen ist.

Regards,
Barnaby

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.11.2010 20:28
#2 RE: Bewertet: "Solo für Inspektor Sparrow" (1962, Merton Park) Zitat · Antworten
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Solo für Inspektor Sparrow
Kriminalfilm nach Edgar Wallace, GB 1962. Regie: Gordon Flemyng. Drehbuch: Roger Marshall. Mit: Anthony Newlands (Reynolds), Glyn Houston (Inspektor Sparrow), Nadja Regin (Mrs. Reynolds), Michael Coles (Pin Norman), Allan Cuthbertson (Superintendent Symington), Ken Wayne (Baker), Jerry Stovin (Lewis), Jack May (Inspektor Hudson), Murray Melvin (Larkin), Peter Thomas (Bell) u.a.

Zitat von Solo für Inspektor Sparrow
Eine Gangsterbande organisiert einen Einbruch im Juweliergeschäft des Mr. Reynolds. Die Mitarbeiterin und Schlüsselträgerin Mrs. Martin wird überfallen und kommt dabei ums Leben. So haben die Polizisten doppelten Grund, den Schwerenötern auf die Schliche zu kommen. Superintendent Symington hält es für besser, den Fall an Scotland Yard zu übergeben, doch der hiesige Inspektor Sparrow lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Er ermittelt auf eigene Faust weiter und kommt dabei in ernsthafte Gefahren...


Schon die Inhaltsangabe macht deutlich, dass der einzige in Deutschland auf DVD erschienene Edgar-Wallace-Film der Merton-Park-Studios den Inhalt einer waschechten Wundertüte umfasst. Juwelendiebstahl, Entführung, Mord und eine abschließende Schießerei müssten eigentlich – komprimiert auf eine B-Film-Länge von rund einer Stunde – beste Krimiunterhaltung garantieren. Leider strotzt „Solo für Inspektor Sparrow“ ebenso vor vergebenen Chancen: Alle geschilderten Ereignisse wirken relativ schal und uninteressant und lassen den Zuschauer nicht wirklich mitfiebern. Wenn die Juwelenräuber sich vor einem Streifenpolizisten verbergen oder ungewollt eine Frau umbringen, werden die sich daraus ergebenden Spannungen nicht voll ausgekostet. So vermisse ich trotz inhaltlich wirklich guter Arbeit (die natürlich frei nach Edgar Wallace ist) den gewissen Effektfaktor, den deutsche Edgar-Wallace-Produktionen immer garantieren konnten.
Dabei spielt sich die Story vor interessanten Kulissen ab. Eisenbahnszenen, Sechzigerjahrebars und -wohnungen in einer südostenglischen Kleinstadt, ein Golfhotel und ein verlassener Bauernhof gehören zu jenen Schauplätzen, die echtes englisches Flair vermitteln. Auf Darstellerseite gibt es einige bekannte Namen: Glyn Houston übernimmt die Rolle des Inspektor Sparrow und wird von Michael Chevalier aus „Der Zinker“ synchronisiert. Houston wurde später als Diener Bunter in drei Folgen der Serie „Lord Peter Wimsey“ mit Ian Carmichael bekannt, zeigt sich ein rundes Jahrzehnt zuvor allerdings wesentlich dynamischer und weniger formell. Anthony Newlands als Juwelier Reynolds kennt man ebenfalls aus „Das Rätsel des silbernen Dreieck“, wo er als Zirkusdirektor ebenfalls eine Wallace-Hauptrolle übernahm. „Das Geheimnis der weißen Nonne“ bot dagegen für Allan Cuthbertson nach „Solo für Inspektor Sparrow“ eine weitere Polizistenrolle.
Einen Auftritt der besonderen Art kann Siegfried Schürenberg verbuchen, der hier auf Reynolds Arzt zu hören ist. Die Synchronfassung auf der DVD stammt aus dem Jahr 1963, als „Solo“ gemeinsam mit „Auch tote Zeugen reden“ als Kompilationsfilm „Brillanten des Todes“ in die deutschen Kinos gebracht wurde. Auf eBay kann man einen Blick auf das damalige Filmplakat werfen:
Werbung: Brillanten des Todes – Plakat 1963

Sauberer und optisch ansprechender, aber wenig substanzieller Krimi ohne echte Wallace-Bezüge. Enthält alles, was gut und teuer ist, und wartet mit einigen namhaften Darstellern auf. 3,5 von 5 Punkten.


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horatio Offline




Beiträge: 577

02.12.2010 18:53
#3 RE: Bewertet: "Solo für Inspektor Sparrow" (1962, Merton Park) Zitat · Antworten

Gubanov,

ich stimme deinen Ausführungen voll und ganz zu..
Hab den Film auch auf DVD und war sehr enttäuscht...


horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

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