Karin Dor hatte mal im Interview gesagt, daß Harry Allan Towers seine Ehefrau Maria Rohm "Das Wiener Schnitzel" nannte. Nun ist das WIENER SCHNITZEL Wittwe. Schade, Harry Allan Towers hat uns einige schöne Filme beschert.
Towers, der erst 1963 im Spielfilmgeschäft von sich reden machte, begann seine überaus erfolgreiche Karriere beim Rundfunk. Während des Zweiten Weltkriegs war er Programmüberwacher der ›Combined Recorded Radio Production‹. 1948 gründete er seine eigene Produktionsfirma, die « Towers of London Ltd., die hauptsächlich Hörspielsendungen produzierte. Als Autor, Produzent und Regisseur mehr als ausgelastet, fand er trotzdem noch Zeit, der British Broadcasting Company Programmvorschläge zu unterbreiten; March of the Movies, ein von der BBC wöchentlich ausgestrahltes Programm, basiert auf seiner Idee. Nachdem Towers bis 1955 rund 10.000 Radiosendungen produziert und Stars wie Laurence Olivier, Orson Welles und Noel Coward verpflichtet hatte, wollte er in das internationale Geschäft des Showbusiness einsteigen. Die »Britain’s Associated Television«, die er aus strategischen Überlegungen mitbegründete, war ein weiterer Schritt in diese Richtung. Populäre Sendungen der 50er Jahre wie Dial 999, The Adventures of Martin Kane und The Scarlet Pimpernel trugen seine Handschrift. 1963 kam Towers mit Unterstützung von « Waldfried M. Barthel ins Spielfilmgeschäft. Mit Geldern von dessen « Constantin Film produzierte Towers den Wallace-Streifen Todestrommeln am großen Fluß, den ebenfalls in Südafrika spielenden Film Die Verdammten der Blauen Berge (1964) sowie die zweite Wallace-Verfilmung Sanders und das Schiff des Todes (1964). Es folgte Blonde Fracht für Sansibar (1964), Marrakesch (1966), Diana, Tochter der Wildnis (1967). Er entdeckte Fu Man Chu neu für die Leinwand und ließ ihn in fünf Filmen auferstehen: Ich, Dr. Fu Man Chu (1965), Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966), Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967), Der Todeskuß des Dr. Fu Man Chu (1968) und Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1968). Des weiteren war er verantwortlich für die erfolgreichen Streifen In Beirut sind die Nächte Lang (1965), Sumuru - die Tochter des Satans (1966), Das Bildnis des Dorian Gray (1969), Annie Belle zur Liebe geboren (1975) sowie für die dritte Sanders-Verfilmung Die Pagode zum fünften Schrecken (1966). Zu seinem Werk gehören auch drei Versionen von Agatha Christies Zehn kleine Negerlein: Das Geheimnis im blauen Schloß (1965), Ein Unbekannter rechnet ab (1973) und Tod auf Safari (1988). Insgesamt hat Towers in seiner Spielfilmära unter den verschiedensten Firmennamen über 100 Streifen produziert - durchschnittlich vier pro Jahr, eine kaum zu überbietende Leistung. Seinen Traum, auf internationaler Basis mit Stars aus aller Herren Länder zu arbeiten, hat er auf diese Weise eindrucksvoll realisiert. Studios frequentiert er übrigens nur selten; er schwört auf Originalmotive, wo immer sie sich anbieten. Weitere Arbeiten als Produzent (Auswahl): Jagd auf blaue Diamanten (1964), Die tolldreisten Kerle in rasselnden Raketen (1966), Das Haus der tausend Freuden (1967), Marquis de Sade: Justine (1968), Die 7 Männer der Sumuru (1968), Der Hexentöter von Blackmoor (1969), Der heiße Tod (1969), De Sade 70 (1969), Nachts, wenn Dracula erwacht (1970), Ruf der Wildnis (1972), Die Schatzinsel (1972), Fanny Hill (1983), Sherlock Holmes: The Star of Africa (1991).
Zitat von Daniel Lantelme...oder in FBI-Akten nachschlagen.
Das wäre wirkllich gar nicht so abwegig - Towers soll ja neben der Filmerei noch ganz andere Sachen gemacht haben. Vereinzelt sorgten wohl auch Erträge aus diesen 'anderen Sachen' dafür, dass er die Budgets für seine Filme stemmen konnte .
Da Du ja gerne recherchierst und Briefe schreibst hier eine (wichtige) Adresse:
ETABLISSEMENT SARGON VADUZ LIECHTENSTEIN
Hier lagen (liegen) alle Rechte zu den Towers-Produktionen. Das war aus steuerlichen Gründen so. Dahinter lag die Firma TOWERS OF LONDON. Und wiederum dahinter hat Towers für fast jeden Film eine eigene Firma gegründet Hallam/ Proudweeks/ Marrakesch/ Tenli/ etc.
Ich weiß nicht ob es diese Liechtensteiner Firma noch gibt. Andererseits liegt m.M. das Problem an den TODESTROMMELN nicht an den Ausländern sondern an jemand anderem denn für die BRD/Ö hatte ja Constantin die 100%ige Rechte. Aber man teilte mir mit dass Towers zudem noch einen weiteren Geldgeber hatte (wer? weiß ich nicht mehr!) - hierher könnte der Gegenwind wehen.
Also... wenn Du Towers "Schnitzelchen" nicht erreicht - Koch hat ja bereits geantwortet und die CF AG hat damit nichts zu tun - dann fahre einfach nach Liechtenstein und suche Sargon!
Harry Alan Towers war zumindest in den USA zusammen mit Mariella Novotny unterwegs, die wiederrum als Callgirl besondere Beziehungen zu wichtigen Politikern pflegte und darüber hinaus in zweifelhafter Verbindung zur Sowjetunion gestanden haben soll. Inwiefern Towers da tatsächlich involviert war, werden wir wohl nicht mehr erfahren. Jedenfalls soll es ihm jahrzehntelang nicht mehr möglich gewesen sein in die USA einzureisen, da er dann dem amerikanischen FBI einige Fragen genauer hätte beantworten müssen.
Dazu ein Auszug aus einem SPIEGEL-Bericht vom 10.07.1963:
Zitat Der Direktor von Prags volkseigenem Luxushotel "Alcron" hofierte drei soeben angekommenen jungen Damen in eleganter westlicher Kleidung mit tiefen Bücklingen. Während er - immer noch um sie herumwieselnd - wenig später mit ihnen im oberen Stockwerk verschwand, um die vorbestellten Zimmer zu zeigen, erhob sich ein unauffällig gekleideter Mann aus einem Sessel im Foyer, schlenderte hinüber zum Empfangstisch und tat einen Blick ins Hotelregister.
Auf diese Weise erfuhr der amerikanische Geheimdienst in der letzten Juniwoche, wo drei von ihm verzweifelt gesuchte Personen geblieben waren: die Engländerin Janette Malcolme, die Amerikanerin Jean Fergusson und die Ungarin mit US-Paß Ilona Palevicz.(...)
Sie waren Mitglieder eines Callgirl-Rings, der auf dem völkerrechtlich exterritorialen Gelände der Vereinten Nationen in New York operierte. Wichtigste Nebenbeschäftigung der "Korridor-Girls", die vor allem in der eleganten Delegierten-Bar im dritten Stock und in den Wandelgängen des gläsernen Uno-Wolkenkratzers auf Kundenfang gingen, war die Spionage.(...)
Zu den Korridor-Mädchen der Vereinten Nationen hatte eine Zeitlang Mariella Novotny, 22, gehört. Sie ist die Tochter eines tschechischen Vaters und einer britischen Mutter und laut amtlichem Prager Dementi nicht mit dem tschechoslowakischen Staatspräsidenten Antonin Novotny verwandt. 1959 ("Damals war ich noch Jungfrau") hatte sie 18jährig den Londoner Antiquitäten -Millionär und Mayfair-Lebemann Horace ("Hod") Dibben geheiratet.(...)
Ebenfalls durch ihren Ehemann wurde Mariella Novotny der englische Fernsehproduzent Harry Alan Towers vorgestellt. Mit ihm siedelte sie bald darauf gemeinsam nach New York über. Dort nahm sie ihre völkerverbindende Tätigkeit als Korridor-Girl in den Vereinten Nationen auf. Doch nicht lange. Schon Anfang 1961 mußte sie zusammen mit ihrem Freund New York wieder verlassen, um einem Prostitutions-Verfahren zu entgehen.(...)
TV-Produzent Harry Alan Towers floh damals, genau wie heute die drei Korridor-Mädchen Ilona, Jean und Janette, nach Prag.
Die Geschehnisse wurden 1989 unter dem Titel SCANDAL verfilmt.
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