seit Donnerstag läuft diese herrliche Kriminalkomödie in einigen (wenigen) deutschen Kinos. Der Film bietet an Schauspielern alles auf, was die DDR im komödiantischen Fach so zu bieten hatte, neben Rolf Herricht und H.-J. Preil Agnes Kraus, Fred Delmare, Gerd E. Schäfer, Eberhard Cohrs u.a. Der Film kam im Nachgang des 11. Plenums des ZK der SED in die Mühlen der DDR-Bürokratie und wurde nach etlichen Schitten und Kürzungen doch endgültig verboten, weil in seiner Grundaussage eigentlich gesagt wird, daß die Sicherheitsorgane der DDR überflüssig sind, wenn die Kriminalität soooooo niedrig ist. Es handelt sich um eine lockere Komödie in schwarz-weiss mit ästehetisch großen Nähen zu den s/w-Filmen dieser Zeit.
Länge: ca. 2115 Meter, ca. 78 Minuten, Normalformat/Schwarzweiß
Inhalt So lange er denken kann, hat sich Leutnant Holms gewünscht, Kriminalist zu werden. Er ist es geworden, und zwar in Wolkenheim, einer kleinen Stadt in der DDR. Wie man ihm in der Zeit seiner Ausbildung bestätigte, hat er das Zeug, ein guter Kriminalist zu sein. Leider fehlte ihm bis jetzt die Chance, das auch in der praktischen Arbeit zu beweisen. Denn die DDR steht, wenn man der Statistik glauben mag, am Ende der Weltkriminalistik. Und Wolkenheim liegt, davon ist Holms überzeugt, auch innerhalb der DDR an letzter Stelle; selbst ein Kaninchendiebstahl entpuppt sich als bloßer Fluchtversuch des Vierbeiners ins Kohlfeld. Wo soll da also ein großer Fall herkommen? Und eigentlich darf Holms auch gar nicht auf den großen Fall hoffen, denn er hat ja alles für eine gute Prophylaxe zu tun: Seine Hauptaufgabe ist es, Vergehen oder Verbrechen zu verhindern, bevor sie überhaupt geschehen können. So träumt er sich, manchmal mit offenen Augen, manchmal im Schlaf, weit weg: zum Beispiel in die Londoner Unterwelt, wo er im Auftrag des Scotland Yard den Einbruch in die Bank von England aufklärt... Holms leidet sehr unter seiner von außen aufgezwungenen Untätigkeit. Aus Verzweiflung widmet er sich eifrig dem Studium einschlägiger Fachliteratur und verbringt viel Zeit damit, alte Akten und Beschreibungen interessanter Kriminalfälle zu studieren. Dabei hilft ihm sein Freund Pinkus, ein längst ehrlicher gewordener Alt- Ganove, der heute als untadeliger Portier des HO-Hotels arbeitet. Pinkus muss mit ansehen, wie der arbeitslose Holms sogar zum Psychiater läuft, um endlich seine Depressionen loszuwerden. Da beschließt er, ihm zu helfen und ihm endlich den Fall seines Lebens zu verschaffen. Er lädt Gaunerfreunde aus alten Tagen ein, die mit ihm gemeinsam das Denkmal des Fürsten Nepomuk vom städtischen Marktplatz klauen und bis nach Leipzig entführen. Während die Gaunerbande verzweifelt versucht, das feudale Monument wieder loszuwerden, jagt Holms ihr hinterher, prügelt sich mit den vermeintlichen Entführern in einer Künstlergemeinschaft, wird festgenommen und wieder auf freien Fuß gesetzt. Schließlich findet Nepomuk nach Wolkenheim zurück; der Bürgermeister lässt die Anzeige gegen die Alt-Ganoven fallen, weil Wolkenheim sonst die Wettbewerbs-Wanderfahne um die schönste Stadt verloren hätte; und Holms ist endlich von seinen Depressionen befreit. Nun kann er sich um die schon lange angebetete Lucie kümmern, die nur darauf wartet, von ihm angesprochen zu werden...
Ich habe den Film heute im Kino gesehen. Er ist recht nett, aber insgesamt doch harmlos. Dass dieser Film verboten wurde, zeigt die Humorlosigkeit des SED-Regimes.
Habe es heute endlich geschafft, den Film zu sehen. Es ist sicher kein großer Film, aber ganz nett und für DDR-Verhätnisse recht locker, obwohl ja die besten Spitzen schon weggeschnitten waren. Aber die Filmmusik und die Optik haben mich schon sehr an die Wallace und Co. dieser Zeit erinnert. Teilweise hätte Martin Böttcher die Musik komponiert haben können, fand ich...
Zitat von elvisHabe seit einiger Zeit eine topp DVD dieses Films im Archiv und kann alles was Billyboy gesagt hat nur bestätigen, ein super Film !
Elvis
Hallo Elvis,
mich würde mal interessieren, woher Du den Film hast. Denn er wurde lt. DEFA erst in diesem Jahr aus den vorhandenen Filmrollen anhand der Drehbücher etc. rekonstruiert und läuft erst seit einigen Wochen öffentlich...
das Verbot des Films ist aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar. Der Film ist an und für sich eine brave und sozialismustreue Kommödie, die die Theorie der im Sozialismus aussterbenden Kriminalität auf die Schippe nimmt: der offiziellen Staatstheorie nach ist das Verbrechen nämlich grundsätzlich dem Sozialimus wesensfremd, weil ja alle wirklichen (anthagonistischen) Widersprüche beseitigt sind und Ideale wie Überzeugung, Liebe, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme den modernen sozialistischen Menschen ausmachen. Dieser kann also per se kein Verbrechen begehen, d.h. das Verbrechen stirbt aus. Diese Theorie wurde in den soz. Ländernn, insbes. in der DDR bis in die 70er Jahre hinein ganz ernsthaft vertreten, erst später gab man das Vorhandensein von Widersprüchen zu und damit auch die Tatsache, das die Kriminalität nicht so schnell aussterben würde wie zunächst gedacht. Und genau da setzt der Film an, indem er diese ideale Kleinstadt "Wolkenhain" (Wolkenkuckucksheim?) mit der niedrigsten Kriminalitätsrate der DDR (0 %) darstellt und einen jungen, fähigen und ehrgeizigen Polizisten namens Holms, der in Tagträumen von Verbrecherjagden träumt. Dabei werden in satirischer oder kabarettistischer Weise typische Verhaltensweisen von "Bonzen" wie Bürgermeister, Polizeichef oder auch selbständigen Handwerkern (ein ständiges Feindbild der DDR-Oberen, weil sie nicht in die Theorie der sozialistischen Produktion passten) aufs Korn genommen mit frechen, vorlauten Kommentaren. Die frechsten fielen allerdings in mehreren Zensurschritten der Schere zum Opfer und ließen sich wohl auch nicht mehr filmisch rekonstruieren, Die Texte sind aber nachlesbar. Der Film kam wohl nur zur falschen Zeit. 1966 wurden fast alle Gegenwartsfilme der DEFA verboten, weil sich die politischen Stimmung im Land änderte. Die nach dem Aufstand 1956 vorsichtig lauter werdende Kritik, die mit einiger Verspätung nach Stalins Tod noch vernehmlicher wurde, und auch die nach dem Bau der Mauer einsetzende Ruhe hatten zu einer Lockerung der Zensur geführt, kritische Themen wurden in Filmen aufgegriffen und diskutiert. Dies wurde 1966 wieder zurück genommen, als Filme wie "Spur der Steine" oder "DAs Kaninchen bin ich" in die ostdeutschen Kinos kamen. Trotz diverser Zensurstufen waren diese Filme in die Kinos gelangt, das Politbüro und die Verantwortlichen im Zentralkommitee bekamen kalte Füße und organisierten "spontane" Proteste linientreuer Parteimitglieder in den Kinos. So wurden diese und weitere Filme entweder sofort nach Erscheinen abgesetzt oder gleich vorher verboten. Das betraf fast die gesamte Jahresproduktion des einzigen Spielfilmstudios der DDR!!! Und nun kam dieser kleine, etwas vorlaute Film zur Abnahme. Obwohl die Kritik witzig verpackt war und überhaupt nicht am System des Sozialismus kratzte, hatten alle Beteiligten Stellen der DEFA und der Kulturbürokratie Angst, daß dieser Film Honnecker und Co ebenso erzürnen würde wie die anderen Filme vorher. Also wurde beraten, angeschaut, geschnitten, geändert, nachgedreht etc. Dieser Prozeß zog sich wohl bis 1970 hin!!! Dann wurde der Film endgültig abgelehnt und in den Giftschrank verbannt. Meine Theorie: Wäre er ein Jahr früher entstanden, wäre "Hände hoch,..." eine nette Kommödie gewesen, die weder auffällig gut noch grottig schlecht mitten im DEFA-Schaffen ein unauffälliges Dasein gefristet hätte.
BillyBoy03
"Wer die Bundesrepublik Deutschland mit einer Bananenrepublik vergleicht, tut den lateinamerikanischen Staaten arg unrecht!" TW