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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 5.725 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.08.2012 21:16
Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten

„Adelheid und ihre Mörder“ gehört zu meinen TV-Kindheits- und Jugenderinnerungen. Wie andere Semester über ihre televisionären Erstkontakte zu „Derrick“ oder „Der Alte“ berichten und ihre Erinnerungen mit den DVDs zu den entsprechenden Serien lediglich auffrischen, geht es mir in diesem Fall – wenngleich ich zugeben muss, dass das, was ich vom bisher Gesehenen (sicher einem Großteil der produzierten Episoden) noch weiß, eher schemen- und bruchstückhaft ist.
Die NDR-Serie schaffte es auf 65 Episoden, die von den meisten Quellen in fünf Staffeln eingeteilt werden. So sind sie auch auf DVD erschienen, wenngleich schon die Staffelordnung der ersten Box misstrauisch macht: Schon mitten in der ersten Season soll es ein Loch von einem Jahr und später noch eines von zweieinhalb Jahren gegeben haben? Das schreit eher nach Pilotfolgen bzw. nach und nach in Auftrag gegebenen Arbeiten.
Wie auch immer die formalen Hintergründe zur Serie aussehen mögen – liebenswert sind die Produktionen allemal. Das ist nicht zuletzt der wunderbaren Evelyn Hamann zuzuschreiben, mit der die deutsche Film- und Fernsehbranche bei ihrem Krebstod im Jahr 2007 einen herben Verlust erlitt. Bis zu diesem Jahr wurden „Adelheid“-Folgen gedreht, die Serie dann im Bewusstsein, eine Umbesetzung wäre nicht vertretbar, jäh eingestellt. Hamanns Darstellungen waren jederzeit sympathisch, bodenständig und augenzwinkernd, obwohl sie immer das Bild einer starken, selbstbewussten und zielstrebigen Frau verkörperte. So auch als Adelheid Möbius: Die alleinerziehende Mutter lebt geschieden von ihrem Mann, den sie höchstens noch als Gehilfe für polizeiliche Ermittlungen einspannt, mit denen sie ihren (männlichen) Kollegen immer einen Schritt voraus ist. Sie löst ihrem „Chef“ Kommissar Strobel einen Fall nach dem anderen sozusagen unter der Nase weg und lässt sich auch durch beständige Ermahnungen – schließlich ist sie nur die „Tippse“ des Morddezernats – nicht ins Handwerk pfuschen. So habe ich Adelheid in bester Erinnerung gehabt und so bin ich ihr auch wiederbegegnet.



Adelheid und ihre Mörder: 39 rote Rosen
Episode 1 der TV-Kriminalserie, BRD 1993. Regie: Ulrich Stark. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius) u.a. Gastdarsteller: Birgit Stojanov, Jürgen Schornagel, Hans Irle, Ezard Haußmann, Jerzy May, Dorothea Kaiser, Charlie Rinn, Karin Heine u.a. Erstsendung: 7. Januar 1993.

Susanne Köhler ist tot. Obwohl in ihrer Wohnung 39 rote Rosen liegen, hatte sich die Frau genügend Feinde gemacht. Ein Liebhaber, dessen Frau, der ehemalige Ehemann. Noch dazu war Susanne Köhler schwanger. Während das Dezernat „Mord Zwo“ noch diese sensationelle Entdeckung feiert, glaubt Sekretärin und Protokollführerin Adelheid Möbius nicht an ein so einfaches Motiv. In der Wohnung der Ermordeten fehlt die Handtasche. So etwas fällt nur einer Frau auf. Doch was hat es damit auf sich? Die Lösung findet Adelheid, als ihre Mutter ihr von einem Lottogewinn erzählt ...
Die Serie „Adelheid und ihre Mörder“ zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Einblicken in das Privatleben der Protagonisten aus. Manchmal meint man, dass der Mordfall ein wenig in den Hintergrund gerät bei all den kleinen und großen Episoden, die Adelheid Möbius, ihre Kollegen und ihre Familie er- und durchleben; doch oberflächlich geht es auch auf kriminalistischer Ebene eher selten zu. In jedem Fall kommt die Eigenschaft, eine sehr persönliche Serie zu sein, der Reihe gerade im Pilot sehr zugute. So wirkt „39 rote Rosen“ rund und in sich stimmig, obwohl mit großem zeitlichen Aufwand und mit ersichtlicher Detailverliebtheit alle wesentlichen Charaktere eingeführt und den Zuschauer durch ihre Schrullen und Eigenheiten nahegebracht werden müssen. Schrullen und Eigenheiten sind eben an der Tagesordnung in Hamburgs verrücktester Mordkommission.
Ein großes Plus an „Adelheid und ihre Mörder“ stellt des Weiteren die Besetzung dar. Nicht nur agieren alle regulären Schauspieler glaubwürdig und mit Mut zu humoristischen, manchmal peinlichen Momenten – auch macht sich bemerkbar, wie viel Wert auf einen einheimischen Cast gelegt wurde. Evelyn Hamann war selbst waschechte Hamburgerin. Auch Gerhard Garbers, der den Eugen Möbius spielt, stammt aus der Hansestadt und lässt das in seinem Akzent noch ein klein wenig deutlicher durchschimmern als die Allrounderin Hamann. Selbst der zweite große Name der Serie, Heinz Baumann, kann das nordische Oldenburg als Geburtsort vorweisen, wenngleich er heute in München, der anderen großen deutschen Krimi-Stadt, lebt.
An „39 rote Rosen“ gefällt im Besonderen, dass Adelheid gleich mit weiblichem Gespür voranpirschen darf. Das verleiht ihr einen unübersehbaren Vorteil im Vergleich zu den Kriminalern, wenngleich man erfährt, dass Adelheid zu Beginn ihrer Ausbildung ebenfalls zum Beamtenkader gehören wollte. Die Erkundungen, die Strobel über sie einholt, lassen darauf schließen, dass die Zusammenarbeit der beiden entgegengesetzten Pole noch nicht allzu lang andauert und wir folglich nicht zu viel Spannendes und Amüsantes verpasst haben.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

05.08.2012 22:00
#2 RE: Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #1
Die NDR-Serie schaffte es auf 65 Episoden, die von den meisten Quellen in fünf Staffeln eingeteilt werden. So sind sie auch auf DVD erschienen, wenngleich schon die Staffelordnung der ersten Box misstrauisch macht: Schon mitten in der ersten Season soll es ein Loch von einem Jahr und später noch eines von zweieinhalb Jahren gegeben haben?

So weit ich mich erinnern kann, war da am Anfang auch nur ein Film jährlich geplant (die Hammann wollte nicht mehr), sieht man ja auch an der unterschiedlichen Episodenlänge der 1. Staffel, auf Grund des Erfolgs wurde dann die Staffel 1 auf die üblichen 13 Folgen getrimmt. Staffel II wurde dann in einem 13er Block erstgesendet, allerdings wurden die einzelnen Staffeln immer in Blöcken gedreht, so dass die 65 Folgen mindestens aus 12 oder 13 einzelnen Blöcken à 5 bis 8 Folgen bestehen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.08.2012 11:30
#3 RE: Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten

Danke für die Infos, Georg. Natürlich mussten sich ARD / NDR die Hamann warmhalten, denn mit ihr stand und fiel ja schließlich die gesamte Serie.



Adelheid und ihre Mörder: Amazonas
Episode 2 der TV-Kriminalserie, BRD 1993. Regie: Ulrich Stark. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Sven Tjaben, Christine Merthan, Wolfgang Schenck, Gustav-Peter Wöhler, Maria Ketikidou, Josef Bilous, Jürgen Kossel u.a. Erstsendung: 28. Januar 1993.

Jan Reiber ist tot. Der Jurastudent hat offenbar Selbstmord begangen. Der Abschiedsbrief ist authentisch. Eine Analyse ergibt: Selbst die Tränen darauf stammen von ihm. Nur: Die Zeilen wurden bereits vor drei Jahren geschrieben! Das bestätigt Adelheids Theorie, denn an Selbstmord glaubte weder sie noch die Mitbewohnerin Reibers. Dieser hatte sich trotz seines ehrenwerten Studiums in Drogengeschäfte verwickelt. Seine Eltern bekommen nun die Konsequenzen zu spüren ...
Beinahe unglaublich ist es, wie sich aus den Reinecker-Stories des ZDF die unglückselige Verbindung von Studenten und Drogen herübergerettet hat. Auch Adelheid verstrickt sich in dieser Folge in ein Milieu, das man besser mit Vorsicht behandeln sollte. Ihre Kollegen etwa fallen, wie oben abgebildet, dem ruchlosen Dealer Roland Garek zum Opfer (der sie offenbar – warum nur ist man nicht verwundert darüber? – beide überwältigen, in Schach halten und nebenbei fesseln kann). Josef Bilous’ breiter österreichischer Akzent hilft in diesem Falle nicht einmal dabei, ihn sympathischer erscheinen zu lassen, sondern kristallisiert Garek nur umso mehr als einen Fremdkörper in Adelheids kühlem, aber herzlichen Norden heraus.
Die düstere Anmutung der Folge überrascht, wenn man bedenkt, welch einen großen Fokus Adelheids Junior Holger erhält. Der von Konstantin Graudus gespielte Jüngling mit nichts als Flausen (also Mädchen) im Kopf wurde schon nach der ersten Staffel wegrationalisiert und stellt wohl den größten Unterschied der anfänglichen Episoden zur späteren Phase der Serie dar. Im Gegensatz zu den anderen Hauptrollen war der Graudus-Part eben für die Kriminalfälle nicht wirklich relevant und konnte fallengelassen werden, ohne die Aktionsfreiheit von Adelheid in irgendeiner Weise einzuschränken. Als Mutter erscheint Frau Möbius sowieso eine Spur zu tough. Holger ist jedoch insofern Gold für die Anfänge der Reihe wert, als er Gisela Mays Oma zum ersten Mal so wirklich auftauen lässt. Rosa Müller-Graf-Kleditsch ist ansonsten nämlich ein viel größeres „Biest“, als ich das im Hinterkopf abgespeichert hatte.



Adelheid und ihre Mörder: Kleine Fische
Episode 3 der TV-Kriminalserie, BRD 1994. Regie: Ulrich Stark. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Andreas Schmidt-Schaller, Jan-Gregor Kremp, Hanns Zischler, Angela Stresemann, Liane Hörl, Hannelore Wüst u.a. Erstsendung: 20. Januar 1994.

Adolf Rombach ist tot. Seine Leiche liegt im Swimming Pool des Hauses, das der zukünftige Hamburger Kultursenator Meier-Rottluff verkaufen will. Für das Dezernat „Mord Zwo“ eröffnet sich so ein Fall, der nicht nur verzwickt, sondern zugleich äußerst delikat daherkommt. Ein unbedachtes Wort kann schwere Folgen nach sich ziehen. Und als herauskommt, dass Rombach als Kaufhausdetektiv in dem Warenhaus arbeitete, in dem Frau Meier-Rottluff Ladendiebstahl verübte, regt das die Fantasie von Adelheid erst recht an ...
Das luxuriöse Umfeld, quasi der große Whirlpool, in den Strobel und Pohl als kleine Fische der Kripo hier geraten, sorgt für einige hübsche Momente: Sozialneid existiert eben auch unter Polizisten und so eine Jacht wäre doch ein guter Ort, um zu entspannen, Wein und Fischbüchsen zu genießen oder endlich die Beziehungsprobleme mit Marion zu lösen. Natürlich ist den gebeutelten Herren nichts davon vergönnt, denn Jachten – so auch der Tenor dieser Exkursion – gehören nur snobistischen, abstoßenden und undurchschaubaren Typen. Eine kurze Schnupperfahrt ins nahe Travemünde muss genügen. Auch in anderer Hinsicht ist Strobel wieder einmal gelackmeiert: Als er am Ort des Showdowns ankommt, gesteht er ein, einen Teil der anwesenden Personen nicht einmal zu kennen!
Dennoch geschieht ihm sein eigenes Unglück ganz recht: Der „Scherz“, den er sich mit Adelheid und ihrer Liebe zu den Goldfischen erlaubt, geht eindeutig zu weit. Adelheid reagiert prompt und lässt ihr verendetes Büro-Haustier prompt vom Polizeiarzt obduzieren. Bis die Ergebnisse feststehen, lenkt sie sich einmal mehr mit Ermittlungen ab, die Erstaunliches zu Tage fördern und eine, leider einmalige, Begegnung mit der norddeutschen Schauspielikone Ursula Hinrichs als Nachbarin umfassen. Hinrichs war vor allem in den Neunzigerjahren Dauergast beim NDR und bleibt für mich unvergessen als Oma in den Bauernhof-Kinderserien „Neues vom Süderhof“ (1991-97) und „Die Kinder vom Alstertal“ (1998-2004).
Auch Jan Gregor Kremp gehört zu den bekannten Gesichtern der Episode, stand zum Drehzeitpunkt jedoch noch am Anfang seiner Karriere, die später auch Auftritte bei „Siska“, „Der Alte“ und im „Tatort“ einschließen sollte. Ist ja auch kein Wunder, denn als Ganove ist er ebenso passend besetzt wie etwa Dirk Galuba.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.08.2012 14:26
#4 RE: Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten



Adelheid und ihre Mörder: Tod in der Geisterbahn
Episode 4 der TV-Kriminalserie, BRD 1994. Regie: Ulrich Stark. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius) u.a. Gastdarsteller: Edgar M. Böhlke, Walter Kreye, Mario Breckwoldt, Marlies Engel, Vijak Bayani, Mehmet Kurtulus, Andreas Pauls, Willy Bartelsen u.a. Erstsendung: 3. März 1994.

Horst Pfeiffer ist tot. Der Steuerberater kommt mit einer Kugel im Leib aus einer Geisterbahn auf dem Hamburger Dom gefahren. Doch auch bei genauester Untersuchung des Fahrbetriebs werden keine Spuren gefunden – vor allem die Patronenhülse fehlt der Kripo. Bis Adelheid sie hervorzaubert: Sie lag im Wagen hinter dem Toten. Der Täter fuhr also ebenfalls mit. Weitere Hinweise kommen von einer Zeugin, die lieber anonym bleiben will ...
In diesem etwas schlicht konstruierten Fall stehen die gesellschaftlichen Gegensätze im Vordergrund: noble Villenbesitzer und ein hohes Tier im Baugewerbe, ein türkisches Dienstmädchen und ihr Bruder, ein Bauer und Hobbyfilmer sowie eine Prostituierte stellen die wichtigsten Gastrollen. Interessant und symptomatisch, dass einzig die leichte Dame wirklich sympathisch wirkt und außerdem gleich einen netten Eindruck bei Adelheids Mutter erweckt. Mit einer Flasche Likör intus lässt es sich gut plaudern und 17 & 4 spielen. Die geldgierige und leicht neben sich stehende Frau des ermordeten Horst Pfeiffer dagegen hinterlässt weniger schöne Assoziationen. Ganz zu schweigen vom noch blutjungen Mehmet Kurtulus, der in seiner Rolle als Hassan gleich alle türkischen Klischees als Schleimtype, Hochzeitsarrangeur und unzuverlässiger Arbeiter auf einmal erfüllen darf – 1994 wohl noch vertretbar.
Der Dom – Hamburgs Äquivalent zur Münchner Wies’n – ist ein schöner Schauplatz für einen Krimi, aus dem man aber mehr hätte machen können. Er besticht vor allem dadurch, dass Adelheid sich für einen Spaziergang über den Festplatz ausgerechnet Eugen aussucht, der nie müde wird, sich ihr wieder anzubieten. Der geschiedene Ehemann hat nach seiner Affäre eben gemerkt, dass ein Leben ohne Frau an der Seite auch gewisse Unbequemlichkeiten mit sich bringt.
Die inzwischen zum Inventar der Serie gehörende Musik von Birger Heymann war ein echter Glücksgriff des NDR. Der gebürtige Berliner, der traurigerweise vor nicht einmal einem Monat verstarb, schuf mit der Titelmusik einen Fernsehevergreen mit sofortigem Wiedererkennungswert und hohem Sympathiefaktor – ganz im Sinne von Adelheid eben.



Adelheid und ihre Mörder: Liebe, Tod und Leidenschaft
Episode 5 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Ulrich Stark. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran) u.a. Gastdarsteller: Andrea Sawatzki, Hannes Hellmann, Angela Stresemann, Max Herbrechter, Marion Breckwoldt, Eduard Will u.a. Erstsendung: 15. Oktober 1996.

Martin Thalin ist tot. Erschossen am Filmset. Vor laufender Kamera. Von seiner Freundin und Hauptdarstellerin Doris Drömer. Natürlich sollten eigentlich Platzpatronen im Lauf der Pistole sein. Mit der Drömer als vermeintlicher Täterin ist natürlich äußerste Diskretion geboten. Adelheid nimmt sich dieser Maxime an, indem sie undercover ermittelt und in das Kostüm eines Hoteldienstmädchens schlüpft.
Strobel ist, wie viele andere Kriminalisten, dazu verdammt, ein Leben als einsamer Eigenbrödler zu führen. Welche Frau sollte sich auch mit seinem in ohrenbetäubender Lautstärke abgespielten Musikfimmel oder dem von karierten Jackets und blauen Hosen dominierten Kleiderschrank belasten wollen? Ganz sicher nicht die, die er heimlich anhimmelt: Filmschauspielerin Doris Drömer, auf deren Konto die Fantasie beflügelnde Filme wie „Im Schatten der Sonne“ oder „Wilder Honig“ gehen. Wenn Strobel in einem (doch nicht ganz so) unbeobachteten Moment ihr Bild liebevoll aus einer Gazette ausschneidet und küsst, kommt schon beinah so etwas wie Mitleid für den sonst so polternden und raubeinigen Hauptkommissar auf.
Andrea Sawatzki passt hervorragend in die Rolle, die alle Register ausspielt – wilde Trauer, verwirrte Naivität und heimliche Durchtriebenheit vereinen sich unter einem Pelzmantel. Als Highlights dürfen die Szene im Hotel gelten, bei der sich Adelheid und Strobel nur kurz verfehlen, sowie der gemeinsame Filmabend von Strobel und Adelheids Mutter, der ein abruptes Ende findet. Auch die Verhaftung mitten auf Hamburger Wasser zählt zu den beeindruckenden Momenten der Folge.
Dauerkrankmacher Schubert hat diesmal allen Grund, sich vor dem Dienst zu drücken. Nicht nur läuft er gehandicapt mit Gipsbein herum, auch wurde ihm dieses von Strobel persönlich beigebracht, um nur die Kegelmeisterschaft gegen „die Flaschen von der Sitte“ nicht zu verlieren. Ich jedenfalls werde nun zusehen, mich beim Kegeln am Wochenende nicht in zu starke Konkurrenzsituationen verwickeln zu lassen. Man kann ja nie wissen, aus welcher Richtung die Kugeln fallen ...

Gubanov ( gelöscht )
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21.08.2012 10:30
#5 RE: Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten



Adelheid und ihre Mörder: Tod auf Bestellung
Episode 6 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Ulrich Stark. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Annette Weise, Doro Schulz, Leonard Lansink, Sven Dahlem u.a. Erstsendung: 22. Oktober 1996.

Waltraud Hohl ist tot. Die alleinstehende Frau wird erwürgt in ihrer Wohnung aufgefunden. Auf eine im wahrsten Sinne des Wortes heiße Spur gerät Adelheid, als sie den Fettflecken am Hals der Toten auf den Grund geht. Wie üblich hat sie nur auf wenig Unterstützung von ihren Kollegen zu hoffen, zumal die gesamte Mordkommission Zwo mit Sommergrippe im Bett liegt. Nur Schubert ist auf einmal quietschfidel ...
Die ungewohnte Rollenverteilung im Präsidium ist nicht das einzige Schmankerl, mit dem „Tod auf Bestellung“ aufwartet. Wäre da nicht der etwas ungeschickt gewählte Titel, so hätte die spannende, vielschichtige und viel richtige Ermittlungsarbeit beinhaltende Folge obendrein auch noch überraschend gewesen. Adelheid, die mit Eugen völlig ungefragt über den benachbarten Balkon in eine polizeilich versiegelte Wohnung klettert, macht ebenso viel Spaß wie das Verteilen von Muddis Stecknadeln auf einer Hamburg-Karte an der Wohnzimmerwand. Ebenso ist es beinah verblüffend, zu sehen, mit welcher Bestimmtheit und Fachkenntnis Schubert ans Werk geht, wenn er einmal nicht von dieser oder jener Krankheit geplagt ist. Im gesunden Zustand wird er direkt eine Konkurrenz für Adelheid und ihre Spurensuche.
Wer hinter den Morden steckt, klärt sich in einer teuflisch spannenden Finalszene, die die Komik trotzdem nicht außen vor lässt und zudem dadurch hervorsticht, dass eine Medium-Schinkenpizza im Hamburg des Herstellungsjahres 1995 doch glatt mit zwischen 22 und 25 Mark veranschlagt wurde! Nicht alles hat also eine Inflation mitgemacht.



Adelheid und ihre Mörder: Zwei links, zwei rechts
Episode 7 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Claus-Michael Rohne. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Susanne Czepl, Wolfgang Riehm, Uli Krohm, Michael Trischan, Gerda Maria Jürgens u.a. Erstsendung: 29. Oktober 1996.

Richard Simon ist tot. Bei einem Überfall auf die von ihm geleitete Bankfiliale wird er von dem mit einem Damenstrumpf maskierten Verbrecher niedergeschossen. Seine Frau wurde als Kassiererin direkt Zeugin des Todesfalls. Adelheid Möbius wundert sich, warum Frau Simon nicht zuerst den Alarmknopf betätigte. Strobel dagegen legt sich eine ganz windige Theorie bereit, hat aber nach kurzer Zeit bereits ein Geständnis vorliegen. Doch wieviel ist das wert?
Selten verhielt sich Strobel bislang so dumm und dreist wie in diesem Fall. Dass man auf seine Kombinationen nicht allzu viel geben sollte, dürfte selbst einem Blitzmerker seiner Sorte beim Schauen der ersten sieben Folgen aufgefallen sein, aber die Willkür und abstruse Methodik, die er hier an den Tag legt, haben mit der sonst so gesunden Mischung aus vernünftigem Kriminalfall und einer abgewogenen Portion Humor nicht mehr viel zu tun. Vielmehr gleitet das Verhör von Helmut Konopka, das einen wesentlichen Teil der Laufzeit einnimmt, häufig in völligen Klamauk ab, vor dem sich „Adelheid und ihre Mörder“ besser in Acht nehmen sollte. Vielleicht nicht ganz unbeteiligt: Charakterkopf Uli Krohm, der die Schose mit Mimik und Gestik nach bestem Dafürhalten unterstützt.
Der Fall Simon ist für jeden aufmerksamen Betrachter bereits nach wenigen Minuten klar, was in starkem Kontrast zu anderen Rätseln wie etwa dem in der vorangegangenen Episode steht. Es bereitet dennoch Vergnügen, Adelheid auf ihren Ermittlungen zu begleiten, die sie sowohl zusammen mit Eugen als auch allein durchführt. Während ihr ihr Verflossener vorhält, sie würde ihn ohne viel Federlesens krepieren lassen, relativiert sich der Umgangston wieder in einem heimeligen Gespräch mit der Hamburger Krimi-Ikone Gerda Maria Jürgens, die hier in ihrem einzigen „Adelheid“-Gastspiel auftaucht.

Gubanov ( gelöscht )
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14.10.2012 17:50
#6 RE: Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten



Adelheid und ihre Mörder: Blaubarts letzte Frau
Episode 8 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Claus Michael Rohne. Drehbuch: Michael Baier. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Martina Gedeck, Siemen Rühaak, Sky Dumont, Edgar Bessen, Franz-Joseph Dieken, Herma Kroehn u.a. Erstsendung: 5. November 1996.

Paul Wimmer ist tot. Warum musste der Bauarbeiter auch nachts auf eine Baustelle fahren, auf der er gar nicht mehr arbeitet? Als er dort mitsamt Wagen von einem Kran in die Höhe gehieft und zu Boden fallen gelassen wird, wird aus dem unscheinbaren Mann ein Fall für die „Mord Zwo“ und ganz besonders für Adelheid. Die engagiert sich so sehr in diesem Fall, dass sie selbst den Weg in eine zwielichtige Partneragentur nicht scheut. Dort wartet der sehr mysteriöse Herr Blaubart brennend darauf, ihre Bekanntschaft zu machen ...
Es gehört zu den lustigsten Momenten der Serie, wenn Adelheid dem schmierigen Sky Dumont gegenübersitzt und ihm ihren Traummann beschreibt. Der Scharlatan verrät sich aber nicht nur durch sein gestelztes Auftreten und den desolaten Zustand dieser und anderer von ihm in den Ruin geführter Firmen, sondern auch dadurch, wen er Adelheid als perfekte Erfüllung ihrer geheimen Wünsche vorstellt!
In einem großen Teil der übrigen Szenen dominiert das Baustellenflair, das auch nicht schlecht zum Schauplatz Hamburg passt (siehe z.B. die Elbphilharmonie). Edgar Bessen, dessen Stimme den Kommissar Glockner aus der Jugendhörspielreihe „TKKG“ verrät, darf als Polier in einigen undurchsichtigen Szenen gut auffahren und eine breitere Palette präsentieren als als gangsterfangender, aber immer einen Schritt hinterherhinkender „Papi“.
In „Blaubarts letzte Frau“ manifestiert sich wieder einmal das Gespür der Serie für skurrile Szenen. Highlight in dieser Hinsicht die Wiederholungstat: Adelheid und Eugen besuchen heimlich die Wohnung des Toten. Und während Adelheid nach Hinweisen sucht, wälzt sich Eugen genüsslich auf dem Wasserbett im Schlafzimmer! Die Erholung hat er aber auch bitter nötig, denn am Ende obliegt es ihm und Filmsohn Holger, der unterdessen ebenfalls Polizeiuniform trägt, Adelheid aus einer ungemein spannenden Klemme zu befreien. Baustellen haben eben so ihre Tücken ...



Adelheid und ihre Mörder: Mord stand nicht auf dem Programm
Episode 9 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Claus Michael Rohne. Drehbuch: Rochus Bassauer, Claus Michael Rohne. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Ulrich Wildgruber, Donata Höffer, Josef Ostendorf, Astrid Meyer-Gossler, Else Quecke u.a. Erstsendung: 12. November 1996.

Die erste Geige ist tot. Und das ausgerechnet vor dem Streichkonzert. Ein herunterstürzender Kronleuchter hat ihr den Garaus gemacht. Schöne Künste spielen jedoch bei den Motiven nur eine kleine Rolle. Die Kripo entdeckt schnell: Die erste Geige war schwanger von ihrem Förderer, dem Professor Herrlich. Mit dessen Ehe steht es auch wirklich nicht zum Besten. Doch plötzlich kommt Adelheid die Idee, dass der Anschlag vielleicht jemand anderem gegolten haben könnte. Sie wird Recht behalten und erkennen: Die Gefahr ist noch nicht gebannt!
Adelheid gemeinsam mit Muddi beim abendlichen Schlosskonzert. Dieses Setting ist zu schön, um es ungenutzt, d.h. ohne stilgerechten Mord, zu vergeben. Zwar spielt auch in dieser Episode wieder ein Großteil der Laufzeit in den Büros der Mord Zwo (immerhin wieder einmal mit einem Blick auf Marion, Pohls sächselnde Flamme), aber der geheime Hauptdarsteller ist das hochherrschaftliche Anwesen, das Strobel sogar dazu bringt, Pohls Krawatte zu konfiszieren, um dem Niveau der Umgebung einigermaßen Rechnung zu tragen.
Die menschlichen Gesichter der Folge sind Ulrich Wildgruber und Josef Ostendorf, deren Ähnlichkeit sofort ins Auge springt, aber erst recht spät in der Geschichte kriminalistisch zum Tragen kommt. Allein schon durch ihre exzentrischen Gestalten fallen sie aus dem Rahmen des Üblichen – Wildgruber setzt dem durch dekadente Untertöne sogar noch einen drauf. Als Strobel und Schubert Professor Herrlich und dessen Frau zu dem Mord befragen, steht ausnahmsweise einmal nicht der Humor im Vordergrund, sondern ein seltsam ungutes, angespanntes Gefühl der brodelnden Unzufriedenheit.
Überhaupt hält sich „Mord stand nicht auf dem Programm“ mit Lachern angenehm zurück. Die Gewichtung von Krimi und Komödie schlägt einmal außergewöhnlich stark in Richtung des ersten aus, wenngleich Schubert bei seinen anderen Auftritten mit fernöstlicher Entspannungsmusik dafür sorgt, dass das Zwerchfell nicht allzu sehr unterstrapaziert wird.

Gubanov ( gelöscht )
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15.10.2012 15:22
#7 RE: Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten



Adelheid und ihre Mörder: Die schöne Lydia
Episode 10 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Claus Michael Rohne. Drehbuch: Claus Michael Rohne. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Konstantin Graudus (Holger Möbius), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Doris Kunstmann, Floriane Daniel, Joachim Richert, Anke Sevenich, Johannes Haag, Heinz Liefen, Wilfried Dzialles u.a. Erstsendung: 26. November 1996.

Addi Jahn ist tot. Seine Leiche wird früh um sechs aus der Elbe gefischt. Gut, dass Strobel gleich am Tatort war. Doch nur Schubert stellt sich die Frage: Was hatte sein Vorgesetzter um diese Uhrzeit im Hafen zu suchen? Was er nicht weiß: Strobel ist – wohl nicht ganz ohne persönliches Interesse – undercover schon vollends in den Fall eingestiegen und vertreibt sich die Zeit in der Kaschemme der „schönen Lydia“, die dereinst als Hamburger Milieugröße Männerträume erfüllte.
Etwas stockend kommt die vor der wunderschönen Hamburger Hafenkulisse spielende Episode in Fahrt, obschon man das Gefühl hat, die nächtlichen Szenen am Kai mit dem betrunkenen Kapitän und seinem mysteriösen Verfolger könnten auch einer der neueren Edgar-Wallace-TV-Adaptionen entspringen. Was den Fall aber ganz besonders macht, ist die ungewöhnliche Ausgangssituation, die zur Abwechslung einmal Strobel zu einem der Hauptverdächtigen macht. Aus welchen Gründen er Zelte bei Lydia aufschlägt, weiß wohl der am ehesten, der noch an „Blaubarts letzte Frau“ zurückdenkt. Auf jeden Fall aber bringt ihn sein Interesse beinah um Kopf und Kragen, was ihn vor allem vor Schuberts Visier drängt. Der ewig geschasste Mitarbeiter sieht in den kaum zufälligen Zusammentreffen, die seinen Chef belasten, nun endlich die Möglichkeit für eine Heimzahlung aller Schikanen und ermittelt dementsprechend unermüdlich abseits aller Wehwehchen. Wie allerdings Schuberts anfängliche Aussage, er würde um sechs noch im Bett liegen, mit seiner ausführlichen Morgenfitness zusammenpasst, hat Drehbuchautor und Regisseur Rohne nicht bedacht.
Während Doris Kunstmann in der Titelrolle gewohnt sleazige Allüren zur Schau trägt, erfreut man sich vor allem an der etwas vielschichtigeren Darstellung von Floriane Daniel, deren anfänglicher bösartiger Schutzpanzer sich nach und nach öffnet.



Adelheid und ihre Mörder: Wellenlänge Mord
Episode 11 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Claus Michael Rohne. Drehbuch: Claus Michael Rohne. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Gerd Böckmann, Carlo von Tiedemann u.a. Erstsendung: 3. Dezember 1996.

Drei Taxifahrer sind tot. Zwei Fälle ereignen sich in einem Abstand von 14 Jahren, bevor sich ein dritter in kurzer Folge anschließt. Raubmord kann ausgeschlossen werden und außerdem hatten die Fahrer nichts gemeinsam. Was also bewog den Unbekannten zu seinen Taten? Adelheid merkt auf: In allen Taxen lief zur Tatzeit eine Musikunterhaltungssendung des NDR. Werden die Recherchen, die sie gemeinsam mit Carlo von Tiedemann anstellt, helfen, das Rätsel innerhalb der von Kriminaldirektor Heimeran gesetzten Wochenfrist zu lösen?
Auch eine eher aufs Amüsement ausgelegte Krimiserie wie „Adelheid und ihre Mörder“ darf auf die typische Psychokiller-Folge nicht verzichten. Die willkürliche Bedrohnung, die von einem gestörten Geist ausgeht, mag aber nicht so recht mit der leichtherzigen Natur der Ermittler in Übereinklang zu bringen sein. Das war wohl auch der Grund, weshalb man sich entschied, die von Gerd Böckmann („Derrick“) gespielte Psychopathenrolle dem Zuschauer erst verhältnismäßig spät vorzustellen. Leben muss man dann andererseits auch damit, dass er als Person eher blass und aus dem Hut gezaubert erscheint, zumal der Fall recht schnell zu durchschauen ist.
Entschädigung bieten die weihnachtlichen Hamburg-Aufnahmen u.a. von der Mönckebergstraße und aus den noch mit Walross Antje verzierten NDR-Studios sowie das im Büro nächtigende Einsatzteam, das Adelheid aufzeigt, wie entbehrlich sie – aber selbstverständlich nur als Kaffeeköchin! – ist. Ansonsten bietet „Wellenlänge Mord“ einige Neuerungen in der Serie. Seit dem Dreh der vorigen Episode ist offenbar ein wenig Zeit verstrichen, denn das Büro ist jetzt ein neues (die Raumaufteilung bleibt indes immer noch identisch) und die wie immer exzellente Evelyn Hamann trägt die Haare eine Spur kürzer und noch dauerwelliger als bisher.

Gubanov ( gelöscht )
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15.10.2012 21:30
#8 RE: Bewertet: "Adelheid und ihre Mörder" Zitat · Antworten



Adelheid und ihre Mörder: Ein Schritt zuviel
Episode 12 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Claus Michael Rohne. Drehbuch: Rochus Bassauer. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran) u.a. Gastdarsteller: Joachim Kemmer, Felix von Manteuffel, Nina Petri, Michael Benthin, Nico König, Bettina Engelhardt, Edgar Hoppe u.a. Erstsendung: 10. Dezember 1996.

Daniela Lohberger ist tot. Ihr Ende lauerte im Bühnenschacht. Die Theaterschauspielerin musste laut Regieanweisungen mit verbundenen Augen rückwärts bis an die Kante der Bühne gehen. Der eine Schritt, den sie zuviel tat, war ihr Verhängnis. Ein tragischer Unfall? Nein, Mord. Adelheid entdeckt, dass an der Ausstattung Manipulationen vorgenommen worden sind und unter den Kollegen Neid und Missgunst herrscht.
Unter Schauspielern kennt sich das Ermittlerteam der Mord Zwo bereits bestens aus, war es zwei Monate zuvor doch bereits am Filmset von Doris Drömer zu Gast. Diesmal soll es also das Theater sein, das als Brutstätte für Mord und Hinterlist dient, was aber im Grunde keinen Unterschied macht. Die Diven in den Hauptrollen sind stets Dreh- und Angelpunkte in derlei Geschichten.
Während man es sich vergab, auf den üblichen Glanz alteingesessener Schauspielhäuser zu setzen und die Bühne stattdessen mit hässlichen Ziegelkulissen ausstaffierte, erregt die Mitwirkung von Pohl und Schubert als Laiendarsteller in Polizeirollen einige Heiterkeit. Besonders passend erscheint aber auch Joachim Kemmer, der ein Jahr zuvor den schnodderig-hilfsbedürftigen Inspektor Higgins in den RTL-Produktionen „Die Katze von Kensington“, „Das Karussell des Todes“ und „Der Blinde“ gab und der nun, völlig verwandelt, als Schauspielstar und galanter Rosenkavalier keine schlechte Figur macht. Kemmer, gebürtiger Brandenburger und neben seiner Schauspielertätigkeit ein vielbeschäftigter Synchronsprecher, verstarb im Jahr 2000 viel zu früh an Lungenkrebs.



Adelheid und ihre Mörder: Die letzte Tasse
Episode 13 der TV-Kriminalserie, BRD 1996. Regie: Claus Michael Rohne. Drehbuch: Claus Michael Rohne. Mit: Evelyn Hamann (Adelheid Möbius), Heinz Baumann (Ewald Strobel), Dieter Brandecker (Dieter Pohl), Tilo Brückner (Gernot Schubert), Gisela May (Rosa Müller-Graf-Kleditsch), Gerhard Garbers (Eugen Möbius), Burghart Klaußner (Kriminaldirektor Heimeran), Klaus Mikoleit (Dr. Dochnal) u.a. Gastdarsteller: Peter Ahrweiler, Andreas Borcherding, Alexander Radszun, Nirit Sommerfeld, Julia Weden, Ernst-Erich Buder u.a. Erstsendung: 17. Dezember 1996.

Cornelius Quedens ist tot. Als Familienoberhaupt und Chef des Quedens-Teekontors, einer etablierten Hamburger Institution, stirbt er ausgerechnet bei einer Teeverkostung im eigenen Hause. Dr. Dochnal stellt fest, dass eine Vergiftung vorliegt. Nun gilt es, aus sechzehn möglichen Täterkombinationen die Wahrheit zu finden – schließlich möchte Strobel seine Karriere würdevoll beenden. Bei Kriminaldirektor Heimeran hat er ein Gesuch auf vorzeitige Pensionierung eingereicht ...
In der Pilotfolge „39 rote Rosen“ löste man das Problem, die große Zahl der Seriencharaktere vorzustellen und in ihre Funktionen einzuführen, recht galant. Die Abschlussepisode der ersten Staffel stellt sich in der umgekehrten Hinsicht – einer halbgaren Verabschiedung, die den Zuschauern zwar nichts Vollmundiges versprach, aber die Hoffnung auf weitere Episoden ebenso wenig begrub – etwas plumper an, nimmt doch der Plot um Strobels angekündigte Pensionierung mehr Raum ein als der eigentliche Fall. Das Resultat ist symptomatisch für die schwächeren Episoden der Serie, die oftmals mit farblosen Verdächtigen aufwarten, aber dafür im Büro der Mordkommission ein Gagfeuerwerk nach dem anderen abfeuern. Einwenden muss man aber gerechterweise auch, dass Ideen wie die Versammlung in Adelheids Wohnung, in der sie sich mit Muddi, Pohl, Schubert, Dr. Dochnal und Eugen (Holger wurde vom Drehbuchautor unterdessen in die Fremdenlegion abgeschoben – wirklich vermisst wird er nicht werden) über das weitere Vorgehen zur Rehabilitierung Strobels berät, durchaus nett sind. Sie belegen: Hinter allem Necken steckt doch eine Zuneigung und Chemie, die die Serie auch noch weitere vier Staffeln am Laufen halten wird.

Spaß haben sie gemacht, die Ausflüge in alte Fernseherinnerungen und teils absurde Beamtenkarikaturen. Die Serie geht zwar auch mit kriminalistischer Raffinesse zu Werke, bezieht ihren Charme aber vor allem aus den witzigen und anheimelnden Arbeitsverhältnissen, die in Deutschlands unorthodoxester Kripo-Abteilung herrschen. Die ersten dreizehn Episoden des NDR-Erfolgsprodukts schätze ich in Punkten wie folgt ein:

1. 39 rote Rosen: 4 Punkte
2. Amazonas: 5 Punkte
3. Kleine Fische: 4 Punkte
4. Tod in der Geisterbahn: 3,5 Punkte
5. Liebe, Tod und Leidenschaft: 5 Punkte
6. Tod auf Bestellung: 5 Punkte
7. Zwei links, zwei rechts: 3 Punkte
8. Blaubarts letzte Frau: 4,5 Punkte
9. Mord stand nicht auf dem Programm: 4 Punkte
10. Die schöne Lydia: 4 Punkte
11. Wellenlänge Mord: 3,5 Punkte
12. Ein Schritt zuviel: 4 Punkte
13. Die letzte Tasse: 3 Punkte

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