Gestern habe ich zum ersten mal den Simmel Film "Der Stoff aus dem die Träume sind" angeguckt. Ich habe irgendwie gar nicht durchgeblickt!???? Kann es sein das Vohrer hier nen ganz schön wirren Film gedreht hat oder ich einfach nur zu doof bin um die Hanlung zu blicken? Da gibts tausend Personen und irgendwie weiß man gar nicht mehr was eigentlich abgeht? Wie sind denn Eure Meinungen? Eigentlich finde ich den Film ja gar nicht schlecht.
Vielleicht musst Du Dir diesen Film ein weiteres Mal ansehen. Ich sah ihn übrigens ebenfalls gestern. Es kommen zwar viele Personen vor, und Simmels Vorlage ist schon komplex, aber die Grundgeschichte, dass zwei Reporter hinter einer Flüchtlings-Story her sind ist im Grunde einfach. Nur hier wurden die Flüchtlinge zum Verrat von Geheimnissen mitübergelaufen (Verwandschaftsverhältnis einzelner Personen). Der Fotoreporter Bertie kommt den Geheimnissen auf die Spur, die über Helsinki nach New York führen. Der stellvertetende Verlagsleiter Seerose ist ein Spion, der in seiner Eigenschaft als US-Vetwalter 1945 Herford eine Zeirungslizens gab, somit konnte er seine Spionagetätigkeit ausführen bis man ihm auf die Spur kam. Der erste Anschlag auf den Reporter Roland kostete Bertie das Leben und auch dem zweiten Anschlag entkam er. Luise Gottschalk hat hellseherische Kräfte und sieht die Ereignisse voraus, kann jedoch nur teilweise helfen. Soweit die Story in Kurzform.
Joachim.
P.S.: Reporter Paul Neuhaus wurde übrigens von Harald Leipnitz synchronisiert.
What a coincidence ! Hab' ebenfalls gestern den Film nach langer Zeit (muss bestimmt 2-3 Jahre her sein) mal wieder gesehen (auf einer herrlichen, mehrfach LP-Modus geplagten VHS). Ehrlich gesagt hat's mich überrascht, dass der Film nach 35 Jahren immer noch relativ modern wirkt, da er unter den ganzen Simmelverfilmungen der 70er Jahre mit Sicherheit der Surrealste ist (speziell durch die Story um den von Edith Herdeegen gespielten Charakter).
Zugegeben, man muss sich als Zuschauer schon einiges zusammenreimen: Wer am Ende den guten Roland (Paul Neuhaus) nun erlegen will, erschließt sich einem nicht so richtig; auch was Seerose (Paul Edwin Roth) letzendlich für eine Rolle spielt, wird nur bruchstückhaft geklärt - auch die Rolle des Verfassungschutzes (Friedrich Georg Beckhaus, Dieter Wagner) hat eher was von einem korrupten "Kai aus der Kiste" als von einem gezielt ermittelnden Polizeiapperat. Man hat einfach das Gefühl, dass Vohrer und Autor Purzer einfach soviel Stoff (aus dem die Träume sind ) wie möglich in den Film reinpeitschen wollten. Das Gefühl, dass man am Ende bei manchen Handlungssträngen immer noch völlig im Regen steht und die Zusammenhänge nicht peilt, stellt sich aber bei den vorhergehenden Simmel-Verfilmungen "Und Jimmy ging zum Regenbogen" und "Liebe ist nur ein Wort" in gewisser Weise ebenfalls ein (wobei letzterer noch der Konventionellste ist, da es sich hier im Grunde um eine gewöhnliche Dreiecksliebesgeschichte handelt) - auch die haben in der Hinsicht ein "Open End", was noch viel Spielraum für Interpretationen lässt. Auf jeden Fall ist "Der Stoff aus dem die Träume sind" kein Film, den man nur einmal sehen sollte/müsste/bräuchte .
All diese Kleinigkeiten ändern meiner Meinung nach jedoch nichts daran, das Vohrer im Verbund mit Kameramann Charly Steinberger und Komponist Peter Thomas (der einen seiner besten Scores aus den 70ern ablieferte) mit "Der Stoff..." einen Film verfertigte, der sich heute noch sehen lassen kann: bewegliche und vitale Kamera (mit vielen experimentalen Einstellungen und herrlich surreal fotgrafierten Traumsequenzen), paralele Storylines mit geschickt plazierten und einfallsreich gemachten Übergängen (man sieht, das hat nicht erst der gute Tarantino erfunden), funkiger Soundtrack, exzellente Schauspieler (Fleischmann, Assmann, Regnier, Elsner, Neuhaus) - und die Kunst, geballte Kolportage, Spionage, Sex & Crime, Drama, Vergangenheitsbezüge ins 3. Reich, Tragödie und eine schwülztige Liebesgeschichte temporeich und durchaus gelungen zusammenzuschmeißen und daraus einen unterhaltsamen Film zu machen. Für mich einer der besten Vohrer-Filme aus seiner Nach-Wallace-Phase.
Gruß Joe Walker
Ja, ja da haben Sie recht - Wo Sie recht haben, haben Sie recht (Harry Palmer in "Finale in Berlin" - Paramount)
In Antwort auf:P.S.: Reporter Paul Neuhaus wurde übrigens von Harald Leipnitz synchronisiert.
Ist insofern ja witzig, weil einerseits dadurch Neuhaus' Schauspiel noch besser wirkt, andererseits Neuhaus' Originalstimme sich von Leipnitz' Stimme garnicht mal großartig unterscheidet. Ist eigenlich bekannt, warum man Neuhaus damals komplett nachsynchronisierte? Auf jeden Fall ist es interassant, das man damals einen Bundesfilmpreis bekommen konnte, obwohl man im Kino nichtmal mit seiner eigenen Stimme vertreten war (was für mich doch einen Großteil einer Schauspielerleistung ausmacht)
Gruß Joe Walker
Ja, ja da haben Sie recht - Wo Sie recht haben, haben Sie recht (Harry Palmer in "Finale in Berlin" - Paramount)
Zitat von Joe Walker[quote]Auf jeden Fall ist es interassant, das man damals einen Bundesfilmpreis bekommen konnte, obwohl man im Kino nichtmal mit seiner eigenen Stimme vertreten war (was für mich doch einen Großteil einer Schauspielerleistung ausmacht)
Diesen Fall kommentierte Claus Biederstaedt folgendermaßen: "Unter diesen Umständen wäre es ehrlicher gewesen, der Schauspieler hätte seine paar Worte bei der Dankesrede gleich noch mitsynchronisieren lassen."
Falls jemand von euch die DVD schon gesehen hat: Was für einen Eindruck hat denn die Bildqualität hinterlassen? Die Cover-Angabe 1:1,33 lässt ja verdächtig auf eine alte TV-Maz schließen was ja bei Kinowelt sicherlich keine neue Vorgehensweise wäre um sich das Geld für eine Abtastung zu sparen!
ewureuab
(
Gast
)
Beiträge:
06.03.2007 10:09
#7 RE: Bin ich zu doof? Der Stoff aus dem die Träume sind DVD
Man muß bedenken, das Kinowelt keinen Aufwand in die DVD steckt und insofern ist es ne schöne Veröffentlichung. Natürlich kein Vergleich zu den auf DVD veröffentlichten Rialto Filmen.