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  • Hilfe: Das Geheimnis der Roten GräfinDatum17.04.2024 13:11

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #26
    Gem. Tim Lucas' Standartwerk über Bava sind folgende Produktionsfirmen bei "Sei Donne" involviert: "Emmepi Cinematografici (Rome), George de Bauregard (Paris), Top Film (Munich), and Monachia Film (Monaco)". (Tim Lucas: All the Colors of the Dark S. 542).
    Es wird mit Sicherheit den ein- oder anderen im Forum geben, der Tim Lucas' Expertise über Mario Bava anzweifelt. Ich denke aber, dass er den Unterschied zwischen Monaco und MÜnchen kennt. Und ja, ich besitze das Buch und habe Kontakt zu Tim. Wenn Ihr wollt, kann ich ihm gerne Eure Zweifel mitteilen.


    Tim Lucas hat tatsächlich für seine Bücher gut recherchiert. Also wird sehr wahrscheinlich eine Firma namens "Monachia-Film" tatsächlich Geld zugeschossen haben, was ja auch ich in der IMDB oder anderswo so gefunden habe.
    Allerdings kann die Zuschreibung zum Staate Monaco dann aufgrund des von Georg erwähnten "München=Monaco di Baviera"-Bezugs ein Missverständnis sein und Lucas hat den Namen (als Amerikaner) ganz selbstverständlich Monaco zugeschrieben. Bei der IMDB wird die Monachia ja beispielsweise als deutsche Produktionsfirma geführt. Dies ist letztlich wahrscheinlicher, weil sich gerade eine Hochglanzproduktion mit Mode-Thematik wahrscheinlich gern "Italienisch-Französisch-Deutsch-Monegassische" Produktion in die Titel geschrieben hätte.
    Und selbst, wenn die Firma monegassisch gewesen wäre, wird ihr finanzieller Anteil gering gewesen sein - ansonsten würde sie prominenter genannt werden und nicht an so vielen Orten komplett unter den Tisch fallen.
    Auch dann gibt es keinen Nachweis über "dubiose Gelder". Es ist ebenso möglich, dass ein in Monaco lebender Millionär einfach mal ein wenig Filmproduzent spielen wollte.
    Von einer monegassischen Beteiligung an "Blutige Seide" 1964 bekomme ich aber auch wieder keinen Bogen dahin geschlagen, dass die Rialto in den 70ern Wallace-Drehbücher an Giallo-Produzenten in Italien verkauft haben könnte und dafür Schwarzgelder erhalten hat.

  • Hilfe: Das Geheimnis der Roten GräfinDatum16.04.2024 16:44

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #1
    Es ist ja auch so, dass nach "Solange" weitere Rialto-Drehbücher nach Italien gelangten und dort verfilmt wurden.

    Das war übrigens Dein Ausgangs-Post für den noch immer jeder Nachweis fehlt.
    Selbst "Solange" hatte ja kein deutsches Drehbuch. Du schreibst es von wegen "weitere Rialto-Drehbücher" aber so dahin, als sei es ein allgemein anerkannter Fakt, dass noch Wallace-Drehbücher umgesetzt wurden und man nur nicht "Wallace" auf das Plakat schrieb.

  • Hilfe: Das Geheimnis der Roten GräfinDatum16.04.2024 16:32

    Meine Ausführungen sind gemessen an der Grundlage viel zu ausführlich, aber sei's drum...

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23
    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Wir haben in Deutschland ein System, welches "Buyouts" und Übertragung von Urheberrechten NICHT zulässt

    Wir haben in Deutschland ein System, welches das Fahren von 60 in der geschlossenen Ortschaft NICHT zulässt. Du selbst wirst dich da ja stets dran halten.


    Wenn Du (weitestgehend unbeobachtet) gegen Verkehrsregeln verstößt, kann man das kaum Gleichsetzen mit Verstößen gegen das Urheber- oder Nutzungsrecht, die außerdem einem großen internationalen Publikum direkt vorgeführt werden.
    Ich erkläre es Dir gern noch einmal. Es gibt skrupellose Geschäftsleute auch im Filmbereich, aber wir sprechen hier ganz konkret von Horst Wendlandt und Autoren wie Herbert Reinecker. Für ein paar tausend Mark (also Summen, die Wendlandt damals ganz nebenbei durch die Lizensierung alter Stummfilme über seinen Tobis-Verleih ganz legal erwirtschaften konnte) hätte er niemals sein Verhältnis zu Reinecker, Hengge und Co riskiert, weil er ja noch nicht wissen konnte, ob sie nicht nochmal für ihn arbeiten würden oder er diese Drehbücher sogar selbst für einen weiteren eigenen Wallace-Film verwenden könnte. Und wenn diese Drehbücher mehr oder weniger 1:1 in Italien als Film umgesetzt worden wären, kannst Du Dir sicher sein, dass beispielsweise Herbert Reinecker Rechtsmittel eingelegt hätte. Denn die Bücher gehörten ja nicht der Rialto (wie ich schon darlegte) - und zwar auch nach damaligem Recht!

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    endet schnell im Bereich "Verleumdung"

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Ja dann bitte. Das ist mir echt zu billig. Wenn Du möchtest, dass auf einer professionellen Ebene eine Diskussion geführt wird, solltest Du das unterlassen.
    Im Übrigen ist es natürlich im Wesen von Schwarzgeldgeschäften, dass es dazu keine Unterlagen gibt. Wobei ja auch wohl vieles schon vernichtet ist.


    Also ich persönlich habe beruflich mit gelernten Journalisten zu tun und einem verdienten Filmproduzenten nur aufgrund von abstrakten Ideen ohne jegliche Grundlage Hantieren mit Mafiageldern und den Verkauf fremder Werke anzudichten, ist in keiner Branche professionell. Wenn eine Zeitung so etwas druckt oder ein Radio- oder TV-Sender so etwas sendet, ist sehr schnell eine Gegendarstellung draußen. Je nach Größe des Mediums ist die angesprochene Verleumdungsklage nur eine Frage der Zeit.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Brauner wird es schlichtweg egal gewesen sein, woher seine Co-Produzenten aus Italien, Spanien oder Portugal ihr Geld hatten.


    Schön, dann stimmst Du mir also zu, das Brauner da keine Skrupel hatte.

    Nur weil man sich nicht mit den Geldern beschäftigt, die andere Firmen einbringen, ist man doch nicht skrupellos! Firma A (in Italien) bekommt ein Drehbuch auf den Tisch und denkt sich "Joa, könnte was werden, aber allein können wir die Produktionskosten nicht aufbringen.", Firma B (aus Spanien) hört davon, will den Film gern in Spanien auswerten und Schauspielerin XY vor der Kamera sehen, Firma C (Brauners cCc oder Terra) hört, dass noch eine minimale Summe fehlt und schießt diese im Gegenzug für die deutschen Verleihrechte zu. Welche Pflicht oder Möglichkeit hat er dann zu prüfen, woher Firma A und Firma B ihr Kapital haben? Sagt er am Telefon "ich steige nur ein, wenn kein Mafiageld fließt!" oder schickt er Buchhalter dort hin?

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    er ist dann doch sehr weit weg von den Geschäftsunterlagen einer Rialto, cCc oder Verleih-Entscheidungen von Gloria, Constantin und Co. - dann fehlt ihm schlicht die Expertise.


    Schön, dass Du ihn so gut kennst, dass Du das weisst. Wieder mal nur dahergeredet ohne konkrete Nachweise. Es ist natürlich auch die Frage zu stellen, warum Arrow-Video nicht Dich sondern Ihn gebeten hat, die BD zu kommentieren. Darüber hinaus ist Thrower zumindest jemand, dem die Verlage Geld für seine Veröffentlichungen zahlen (also ein Profi).

    Ich musste ihn googeln und sehe in sämtlichen Lebensläufen weder ein abgeschlossenes Journalismus-Studium, noch berufliche Kontakte zu Firmen, die in der Filmproduktion tätig sind.
    Der Mann macht Avantgarde- und Post-Industrial-Musik und schreibt, weil er die Filme einfach gern schaut, seit den 80er-Jahren für Fan-Magazine und Internetseiten - wie viele, viele, viele neben ihm.
    In Deutschland gibt es Kollegen wie Christian Kessler oder Michael Cholewa, die es dann irgendwann auch zu (übrigens sehr lesenswerten) Büchern gebracht haben. Ich selbst habe vor Ewigkeiten mal an einem Buch über den Euro-Spy der 60er gearbeitet, es aber aus Zeitgründen (und sinkendem Interesse) nie abgeschlossen. Weil ich aber mal Hobbymäßig zu italienischen Filmen wie Agent 3s3 oder Jack Clifton recherchiert habe, macht mich das nicht zum Experten der Produktionsangelegenheiten bei der deutschen Jerry Cotton-Reihe, um das Beispiel aufzunehmen.
    Stephen Thrower schreibt über Alles, was mit europäischen Exploitation-Filmen zu tun hat und tut dies für ein englischsprachiges Publikum, also auch für eine Zielgruppe mit oft wenig Vorwissen. Das ist absolut in Ordnung und wahrscheinlich auch unterhaltsam und wenn er Interviews führt, kommt er sicherlich bei bestimmten Filmen auch an wissenswerte Fakten. Aber er ist nicht so tief in der Materie, dass er Akteneinsicht bei der deutschen Rialto-Film hatte oder in Constantin-Unterlagen blättern durfte, bzw. "die deutschen Edgar Wallace der 60er Jahre" sind wahrscheinlich nicht einmal eines seiner Themen...
    Und schau Dir bitte mal die Verlage an. Meist aus Fan-Magazinen entstanden und mehr oder weniger "1-Mann-Buden". Es ist in der Regel anders herum: Filmfans recherchieren zu einem Thema, stellen ein Buch auf die Beine und suchen dann Vertriebswege. Heutzutage wird dann oft der Eigenverlag gewählt, ansonsten eben so ein Nischenverlag, der für ein wenig Werbung daran mit verdient.

    Arrow ist ein cooles Label, aber so ein Audiokommentar zu einem Nischenfilm ist selten gut (in Deutschland oft sogar gänzlich un-)bezahlt und man sucht in der Regel Leute, die einerseits den Film mögen und gern zwischen anderen Genre-Beiträgen einordnen können und andererseits unterhaltsam drüber sprechen können. Ich bin jetzt mal gemein: Ein renommierter Filmjournalist würde mehr Geld für einen Audiokommentar erhalten und die meisten Eurocult-Filme dann trotzdem komplett auseinander nehmen.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Und dass er irgendeine Äusserung in London bei einem Gespräch mit einem "Fan" getan haben soll ist reine Phantasie und zeigt, wie weit Du Aussagen zu Deinem Weltbild verdrehst, damit sie passen. Das ist schade.

    Mein Hinweis auf London kam, weil er dort lebt und dort geboren wurde. Du wirst ja wahrscheinlich nicht der einzige sein, der ihm Mails schreibt und wenn er da Zuhause am Schreibtisch dann (Dir als Fan) kurz nett zurückschreibt, dass Deine Theorie nicht ganz abwegig ist, hat das nicht den selben Wert, als wenn (ich spinne mal rum) Kramp in den Büchern der Rialto auf Spuren von Schwarzgeldflüssen und eine italienische Übersetzung eines Reinecker-Buchs gestoßen wäre.
    Für mich ist einfach Joachim Kramp in Bezug auf Wallace die größere Koryphäe, wo ich bei Dir bisher nirgendwo herauslesen konnte, ob Du ihn bisher gelesen hast?
    Gibt es irgendwo eine Silbe von irgendeinem Autoren (meinetwegen auch aus Simbabwe oder Thailand), die Schwarzgeldflüsse in die deutsche Kinolandschaft der 70er nahelegt oder hast Du Dich da nur in eine Idee verliebt, die die von dir gewünschte Familienzugehörigkeit der Gialli zu den deutschen Wallace-Filmen irgendwie unterstützt und so spannende Faktoren wie "Mafiageld" beeinhaltet?

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Drehbuch-Verkauf macht ausschließlich für Autoren Sinn, weil nur sie das Recht dazu haben.



    Mal davon ausgehend, dass die Drehbuchautoren ja durchaus beteiligt werden können, war die Rechtsprechung bei Auftragsarbeiten Ende der 60iger da gar nicht so eindeutig. Du gehst von der heutigen Rechtsprechung aus, und
    projektierst sie einfach in die Vergangenheit.

    Okay, gehen wir davon aus, dass die Rialto an bestimmten Büchern komplette Rechte hatte. Wenn ich mich in Wendlandts Stuhl versetze und eine italienische Firma ruft an, weil sie mein Drehbuch haben will, sage ich "gern, wir geben das Buch und bekommen dafür die deutschen Vertriebsrechte" und habe Wallace-Film 33 und 34 fertig.
    Dass sie aber nicht einmal zu "Gesicht im Dunkeln", "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Das Rätsel des silbernen Halbmond" irgendeine Form von Buch beitrug, führt Deine Theorien ja völlig ad Absurdum. Obwohl man selbst noch Wallace-Drehbücher (teilweise sogar mit exakt diesen Titeln!) in der Schublade hatte, schloss man sich längst fertig geschriebenen Filmen mit ein wenig Geld an und ließ die Bücher in der Schublade.
    Wenn also die italienischen Produzenten bei den Co-Produktionen kein Interesse an den deutschen Büchern hatten, warum sollten sie dann bei "Nicht-Wallace"-Filmen für Bücher zahlen, die zu diesem Zeitpunkt außerdem schon 5-6 Jahre alt waren und aus denen man noch dazu dann sämtliche Wallace-Motive entfernen musste, weil man die Rechte gar nicht hatte?

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Drehbuchverkäufe genutzt, sondern beispielsweise Rock Hudson an der Steuer vorbei beschäftigt.



    Bitte nicht naiv werden. Selbstverständlich wurden damals Stars auch tw. an der Steuer vorbeibezahlt. Allerdings war das schwieriger, da die Arbeitsleistung ja für jeden offensichtlich war.

    Wenn ich als Drehbuchautor mein eigenes Buch in der Handlung eines Films im Kino wiederentdecke, ist es auch ein wenig offensichtlich.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Zumal es nirgendwo bei Kramp und Co, wo die nicht umgesetzten Drehbücher ausgiebig thematisiert werden, auch nur die kleinsten Hinweise auf einen geplanten Film dieser Art gibt.



    Jep. Da hast Du recht. Deswegen habe ich ja nachgefragt. Und genau das würde mich interessieren. Ich hatte da übrigens erwartet, freundliche Hilfestellung zu bekommen.. Naja.
    Andererseits wirst Du zugeben müssen dass sowohl das Thema, als auch das Gimmick als auch das Setting mehr Edgar Wallace ist als irgendein vergleichbarer Giallo. Warum also sollten die Italiener jetzt so einen Film machen, wenn sie ja am Wochenende sowas wie "Giallo a Venezia" zusammenschustern könnten???? Diese Frage konntest Du mir nicht beantworten.

    Es gab doch freundliche Antworten, dass auch andere leichte "Wallace-Vibes" verspürten? Und wenn Joachim Kramp (der ja schon "Das Messer" als geplanten 33. Film) und etliche unrealisierte Projekte erwähnte, nirgendwo etwas von der "roten Dame" schreibt, dann war einfach kein solcher Film geplant - ganz simpel.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    (noch dazu laut Dir ja ohnehin kriminellen) italienischen Produzenten



    Siehe "Eurocrime" Dokumentation über die ital. Polizeifilme (die übrigens viel höhere Einspielergebnisse als die Gialli hatten), in den Interviews dort wird unumwunden die Geldwäsche der Mafia durch das Moviebusiness zugegeben. Dir als ausgewiesenen Experten wird die Doku ja sicherlich bekannt sein.

    Ja, die Dokumentation kenne ich. Wie man aber von hier den Bogen zu deutschen Produktionsfirmen schlagen will, noch dazu zu Produktionen, die es nie gab (Wallace-Filme nach 1973) verstehe ich nach wie vor nicht.
    Welchen Bezug soll Wendlandts Rialto zu italienischem Mafiageld haben? "Mein Name ist Nobody" war ja keine B- oder C-Produktion einer kleine Filmklitsche in Italien, wo Geldwäsche möglich wäre, sondern durchaus eine A-Produktion, für die man sicherlich auch in Italien ausreichend "sauberes" Geld zusammen bekommen hätte.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Danning ist Österreicherin.



    Echt jetzt. Boeru war übrigens dann mittlerweile auch Deutscher....

    Ja, echt jetzt. Danning war weder Deutsche, noch als Zugpferd von deutschen Kinoerfolgen bekannt. Ein paar kleine Nebenrollen in Deutschland bedeuten nicht, dass der deutsche Co-Produzent sie im Film untergebracht hat. Ein William Berger oder Karl Otto Hyrenbach und Thieme hatten auch keine Co-Produktionen nötig um in Italien in Produktionen mitzuwirken.
    Boeru ist auch kein Deutscher, wo wird dies denn behauptet? Er gründete aber mit dem dubiosen Geld in Deutschland eine Produktionsfirma. Ich mache es auch hier nochmal plakativ: Wenn ein italienischer Mafiosi mit einem Sack Geld beispielsweise in Düsseldorf eine Produktionsfirma gegründet hätte (=Briefkastenfirma ohne Angestellte) und damit bei einem Giallo als Co-Produzent auftetreten wäre, wäre keinerlei Kanal entstanden, durch den ein deutsche Drehbuch hätte kommen können. Eine deutsche Bank kann ja kein Drehbuch transferieren.
    Wenn Boeru also bei "Im Banne des Unheimlichen" und "Der Mann mit dem Glasauge" als Produktionsassistent oder in der Herstellungsleitung tätig gewesen wäre und danach eine eigene Produktionsfirma gründet, kann schonmal die ein oder andere "Idee" vom alten Arbeitgeber "mitwandern".
    Aber Nichts davon gibt es!

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Und Ähnlichkeiten zwischen den beiden Plakaten entdecke ich übrigens ohnehin nicht.


    ... wenn Du nicht zufälligerweise anerkannter Maler oder Kurator bist, muss ich Dir nach Deinen Kriterien leider die Expertise absprechen.

    Bin ich natürlich beides nicht.
    Wenn man Maler oder Kurator sein muss, um die von dir angesprochenen, also extremst subtilen Ähnlichkeiten zu erkennen, offensichtliche Ähnlichkeiten den Laien also nicht anspringen, ist dein ganzer Punkt keiner.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Monaco-München

    Danke für den Hinweis. Ob das jetzt ein Missverständnis ist, weiss ich nicht. Es ist ja nur die Annahme eine Missverständnisses. Monaco ist m.W.n. nicht ausgeschlossen.

    Es prasseln zig Argumente auf Dich ein - unter anderem der Vorspann, der ganz deutlich "italienisch-französisch-deutsche" Produktion zeigt, der Sitz der angesprochenen Firma war München und Du erkennst Deine wacklige Theorie noch immer "m.W.n. nicht ausgeschlossen". Doch, exakt das ist sie somit!

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #23

    Zitat von Fabi88 im Beitrag #20

    Die Freigabe ab 18 für "Zimmer 13" war damals nicht umsonst eine Katastrophe!


    Immerhin der zweitbeste Einspieler 1964. Da ist die familienfreundliche Gruft mit dem Rätselschloss doch wohl eher die Katastrophe gewesen.


    Aus Sicht der Rialto schon, weil man ein schlechtes Ergebnis befürchtete. Dass es nicht ganz so arg kam, war nicht unbedingt absehbar. Zu erst einmal bedeutete es weniger Spielzeiten, weil Nachmittagsvorstellungen wegfielen.
    Das "Rätselschloss" war aber nicht wegen der FSK-Einstufung ein Fiasko.

  • Hilfe: Das Geheimnis der Roten GräfinDatum16.04.2024 12:25

    Zitat von Giacco im Beitrag #21
    Zu "Blutige Seide":
    Deutscher Produktionspartner war die Münchener "Top-Filmproduktion".

    Danke für den Hinweis! Da bin ich in die "nur schnell in einer einzigen Quelle nachgeschaut"-Falle getappt.
    Auch dies wieder ein Zeichen dafür wie oft IMDB und Co mit ihren von Nutzern bereitgestellten Daten daneben liegen können...

  • Hilfe: Das Geheimnis der Roten GräfinDatum16.04.2024 09:42

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18
    1.Drehbücher sind Vermögenswerte einer Filmproduktion. Wenn man sie "abschreibt", weil man die Serie einstellt, können sie nebenher noch gutes Geld am Finanzamt vorbei bringen, wenn der Käufer seinen Namen draufsetzt und das ganze mit Schwarzgeld bezahlt.

    Wir haben in Deutschland ein System, welches "Buyouts" und Übertragung von Urheberrechten NICHT zulässt. Sprich, eine Produktionsfirma erwirbt "nur" Nutzungsrechte, sofern es dann bei Wallace um Konstrukte geht wie "Grundidee von Wendlandt, Ausführung von Reinecker" wird es sogar noch komplizierter. Die Rialto hätte solche Bücher nicht einfach verscherbeln können, ohne sich juristischen Ärger einzuhandeln.
    Dann auch noch "am Finanzamt vorbei" und "Schwarzgeld" einzubringen, also der Rialto zu unterstellen, sie hätte in der Zeit, in der sie mit der "Klassenkeile"-Reihe, Heinz Erhardt-Filmen und Terence Hill-/Bud Spencer-Co-Produktionen weiterhin gute Geschäfte machte, illegale Geschäfte mit Italien gemacht (zumal wir hier von vielleicht fünf-stelligen Summen sprechen), endet schnell im Bereich "Verleumdung".
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18

    2. Brauner hat zeitgleich alle seine 3 Serien (EW, BEW und Mabuse) durch niemand anders als Jess Franco liquidieren lassen, der ja nun bekannterweise (bitte die 2 wirklich erschöpfenden Bücher von Stephen Thrower lesen) mitten in der Schwarzgeldverwurstungsmaschinerie halbseidener europ. Produktionen steckte.

    Bitte auch hier nicht Kausalität mit Korrelation verwechseln! Andere mögen ihr Schwarzgeld mit diesen Produktionen gewaschen haben, das Geld das Brauner in diese Filme steckte, kam aus den Einnahmen aus vorigen eigenen Produktionen. Seine Intention wird auch nicht Geldwäsche gewesen sein, sondern die Bryan Edgar Wallace-Rechte für möglichst günstige Produktionen zu nutzen, so lange er sie noch hatte. Brauner wird es schlichtweg egal gewesen sein, woher seine Co-Produzenten aus Italien, Spanien oder Portugal ihr Geld hatten. Er stand am Ende mit einem Wallace-Film da, den er ins Kino bringen konnte.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18

    3. A propos, ich stehe gerade mit besagtem S. Thrower in Austausch, er hat ein ziemlich Interessantes Interview auf der Arrow-Veröffentlichung von "Rote Dame" gegeben und ist schon sowas wie eine Instanz wenn es um Euroschmuddel geht. Er fand meine Erklärung gar nicht abwegig, sondern bat mich, doch dieses "virgin territory" mal näher zu durchleuchten.

    So umtriebig ein Stephen Thrower sein mag, er ist dann doch sehr weit weg von den Geschäftsunterlagen einer Rialto, cCc oder Verleih-Entscheidungen von Gloria, Constantin und Co. Wenn er in London sitzt und im Gespräch mit einem Fan äußert, es sei "nicht abwegig", dann fehlt ihm schlicht die Expertise. Man kann ja bei Joachim Kramp, Christos Tses und Co genügend nachlesen, was sich nicht auf Internetrecherche oder Theorien ausländischer Euro-Trash-Fans stützt, sondern auf Gespräche mit damaligen Entscheidungsträgern sowie Einblicke in die Unterlagen.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18

    4. Gerne kann Pittoru ein Treatment zu einem Drehbuch ausgearbeitet haben. Aber wie gesagt (unter 1.) macht es manchmal finanziell Sinn, unter der Hand Drehbücher zu verkaufen und dann wird einfach ein anderer Name draufgeklebt und schon kriegt das Finanzamt nichts mit.

    Dann hat Pittoru nach Deiner Theorie also ein Rialto-Treatment erhalten und Alles entfernt, was 1967/68 für Wallace gestanden haben könnte? Das Drehbuch zu "Die rote Dame" hätte 0,0 zwischen Filme wie "Der Bucklige von Soho" und "Im Banne des Unheimlichen" gepasst.
    Und noch einmal: Drehbuch-Verkauf macht ausschließlich für Autoren Sinn, weil nur sie das Recht dazu haben. Nach gewisser Zeit der Nichtrealisierung oder wenn Autoren sie selbst zurückkaufen, fallen die Rechte wieder an die Autoren. Hätte die Rialto also großzügig Bücher verhökert, müssten die Filme weitaus mehr Ähnlichkeit zu Wallace haben als "verkleideter Mörder und viele Tote". Dann hätte es Seitens Reinecker und Co aber auch ganz schnell Klagen gegeben.
    Wenn Deiner Meinung nach das Finanzamt bei deutschen Produktionsfirmen so "blind" war, hätte man das sicherlich nicht für Drehbuchverkäufe genutzt, sondern beispielsweise Rock Hudson an der Steuer vorbei beschäftigt.
    Deine Theorie mit "umgearbeiteten Treatments" ist dann vollkommen Hanebüchen. Treatments wird in vielen juristischen Fällen keine schöpferische Höhe zugerechnet. Wenn also ein deutscher Produzent so ein Handlungsgerüst an einen (noch dazu laut Dir ja ohnehin kriminellen) italienischen Produzenten schickt, hätte der sich bedankt und es ohne Gegenleistung für seinen Film genutzt. Um es noch einmal klar zu machen: für den Einzeiler "Eine Frau tötet im roten Königinnenkostüm viele Menschen" bezahlt niemand Geld! Zumal es nirgendwo bei Kramp und Co, wo die nicht umgesetzten Drehbücher ausgiebig thematisiert werden, auch nur die kleinsten Hinweise auf einen geplanten Film dieser Art gibt.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18

    5. Beteiligte Deutsche waren außer Schündler auch Sybil Danning und Nino Korda. Aber selbst wenn keinerlei Deutsche in den Credits erscheinen würden, wäre das unerheblich, wenn eine dt. Auswertung gar nicht geplant war.

    Nino Korda stimmt, Danning ist Österreicherin. Beide sind aber nicht gerade "Zugpferde" für das deutsche Publikum, also nicht zwingend deswesen besetzt worden.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18
    6. Dass das "Indische Tuch" Ital. Filmemacher "wenig bis gar nicht" geprägt haben soll, ist einfach nur eine Vermutung. Du kannst gerne mal das ital. Plakat von "Il laccio Rosso" mit dem von "Tenebre" vergleichen. Bitte beachte dass Dario Argento vorher prof. Filmkritiker war, er also auch die unbekannteren Wallace-Filme gesehen haben könnte. Vielleicht sollte jemand mal ein Zeitungsarchiv nach seinen Kritiken durchforsten (warum hat das noch keiner gemacht??)

    Es wird Dich überraschen, aber Dario Argento hat die Filmplakate nicht selbst gemalt!
    Und wir drehen uns wieder im Kreis... Du sprichst vom italienischen Filmplakat des "indischen Tuchs", das also für italienischen Geschmack gedacht war und für das der Künstler nicht einmal zwingend den Film gesehen haben muss. Zumal schon der Roman "Das rote Halstuch" hieß und auf sämtlichen Covers als "rote Schlinge" dargestellt wird. Der Künstler hat also tendenziell eher frühere italienische Buchmotive modernisiert.
    Und Ähnlichkeiten zwischen den beiden Plakaten entdecke ich übrigens ohnehin nicht. Beide setzen in ihrer Komposition auf den goldenen Schnitt, das war's aber schon.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18
    7. Nun man könnte ja mal nachforschen, was für eine Firma diese obskure "Monachia" in Monaco und München !!!!! wohl ist. Lassen wir mal die Freunde von Italo-Cinema.de zu Wort kommen:

    „Blutige Seide“ ist laut Vorspann eine italienisch-französisch-deutsche Co-Produktion, obwohl gleich unmittelbar darunter ein Rätsel aufgegeben wird, denn anstelle einer deutschen Firma findet sich die Eintagsfliege „Monachia Film“ (Sitz in Monaco), wobei das eine das andere nicht ausschließt, zieht man die Möglichkeit von Steuermauscheleien in Betracht.

    Nur sehr wenige Filmportale sprechen (wohl wegen des selben Missverständnisse wie bei Dir) von Monaco als Geldgeber. Und für "Italo-Cinema.de" schreiben Fans, keine Journalisten oder gar Experten. Da darf man durchaus eher den Unterlagen und dem Vorspann trauen.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18

    Danke für die Vorlage.


    Tja, die Vorlage war dann wohl keine...
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #18

    8. "Die Toten Augen von Londen" Familienfreundlich????? Klaro.

    Ich spreche nicht von "familienfreundlich" im Sinne von Disney! Die Wallace-Filme zielten aber durchaus schon ebenso auf Jugendliche, wie Erwachsene und ältere Zuschauer, die schon Wallace gelesen haben. Man hoffte schon, dass die ein oder anderen Väter vielleicht den 14/15-jährigen Sohn mit ins Kino nehmen würden. Die Freigabe ab 18 für "Zimmer 13" war damals nicht umsonst eine Katastrophe!
    Nicht umsonst folgte dann bald mit "Der Hexer" ein eher leichtfüßiger Film.

  • Hilfe: Das Geheimnis der Roten GräfinDatum15.04.2024 17:25

    Ich bezweifle ganz einfach, dass rumänische Produzenten (wenn auch mit deutschem Geld) Zugriff auf Rialtos Drehbuch-Schubladen gehabt haben könnten.
    Und falls wir annehmen, dass die Rechte an Plots oder gar fertigen Drehbüchern an Reinecker und Co zurückgefallen wären: noch einmal die Frage, warum ein italienischer Produzent diese kaufen sollte, die eigentlichen Autoren nicht nennt, aber 2-3 anderen Autoren dann nochmal Drehbuch-Credits (und somit Mitverdienst am Einspielergebnis!) einräumt, obwohl sie Nichts geleistet haben. Von meinem Punkt, dass ein Drehbuch erst einmal übersetzt und auf italienische Gepflogenheiten umgearbeitet werden muss, ganz zu schweigen.
    Und falls die Produzenten Zugang zu Rialto-Büchern gehabt hätten, hätten sie alle Hebel in Bewegung gesetzt um zumindest Brauner ins Boot zu holen und das Ganze mindestens in Deutschland als "Bryan Edgar Wallace" zu vermarkten. Ansonsten braucht man ja kein Wallace-Drehbuch.
    Wenn die Drehbücher in Rialtos Schubladen so schweinegut gewesen wären, hätte Wendlandt sie ja schlussendlich auch selbst (wenn auch nicht als Wallace) später noch umgesetzt. Anstatt in England dann einfach in Berlin oder Hamburg ansiedeln (oder eben auf einem bayrischen Schloss) und fertig ist die Laube.

    Drehbuchautor Fabio Pittorru zeichnete (teilweise als Co-Autor) auch für "In den Adern heisses Blut", "Konzert für eine Pistole", "Gewalt - Die fünfte Macht im Staat" oder "Die Polizei klagt an - Der Geheimdienst tötet" verantwortlich, die allesamt mindestens solide konstruierte Drehbücher (ohne Wallace-Bezüge) haben. Der Mann verstand also sein Handwerk und brauchte sicherlich nicht seinen Namen für das Deckblatt eines deutschen Drehbuchs hergeben.

    Ich bleibe also dabei. "Die rote Dame" ist das Ergebnis, wenn ein handwerklich solider Regisseur wie Emilio Miraglia, der sicherlich auch Bavas und Fredas gothische Horrorfilme kannte, in der Hochphase des Giallo in Bayern einen Film dreht. Wie gesagt lassen sich grundsätzliche Handlungsteile sowohl auf griechische Tragödien, deutsche Märchen oder eben die italienischen (oder teils von Hammer produzierten) gothischen Horror-Filme zurückführen. Das extravagante Kostüm erinnert zwar entfernt an Wallace, resultiert aber (anders als bei Wallace, wo es teils nur für den Effekt da war) eben aus der Handlung. Nicht jeder verkleidete Mörder ist ja zwingend ein Wallace-Bösewicht. Bei Wallace hätte es auch mehr oder weniger zwingend noch eine "Bande" geben müssen. Selbst "Der unheimliche Mönch" oder "Der Bucklige von Soho" haben ja noch Mitarbeiter.
    Es gibt ja auch gerade in Italien mit "Kriminal", "Diabolik" und "Sartanik" noch einige extravagant maskierte Figuren, die auf Comics zurückzuführen sind, die teils vor den Wallace-Filmen starteten, welche ebenfalls maskierte Bösewichte in den Vordergrund stellten und mit größerem Recht als Inspiration herangeführt werden könnten.
    Der vorher mit dem selben Personal hinter der Kamera realisierte "Die Grotte der vergessenen Leichen" (den ich ebenfalls sehr schätze) hat noch viel weniger von Wallace, aber ein ähnlich durchdachtes Script.
    Daher traue ich den Beteiligten durchaus zu hier selbst (ohne deutsche Wallace-Filme im Hinterkopf) aktiv gewesen zu sein.

    Außer Schündler ist keine einzige deutsche Person im Stab gewesen, was extrem dafür spricht, dass das italienische Personal für alles Inhaltliche verantwortlich zeichnete und Traian Boeru (der ja die einzige Verbindung nach Deutschland darstellte) nur über drei verschiedene Produktionsfirmen (eine in Deutschland, eine in Italien und eine in Monaco) das Kapital stellte.

    "Das indische Tuch" bedient sich ja stark bei Agatha Christie und bringt dann noch Noten von "Psycho" oder POV wie aus einigen Film Noirs oder "Peeping Tom" bekannt ein. Der Film dürfte italienische Filmemacher wenig bis gar nicht geprägt haben.
    Die deutsche Co-Produktionsfirma bei "Blutige Seide" war die ansonsten komplett unbekannte Monachia-Film, die sicherlich keine Ansprüche stellen konnte und ja auch gerade einmal Thomas Reiner, Lea Lander und Heidi Stroh vor der Kamera unterbrachte. Hinter der Kamera war niemand aus Deutschland aktiv.
    Ich gehe auch hier jede Wette ein, dass das Drehbuch komplett fertig war, ehe auch nur die Wahrscheinlichkeit bestand, dass deutsches Geld in die Produktion fließt.
    Auch der "Gloria-Verleih" schlug wohl zu, weil der Film gut in ein Programm zwischen "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse", "Piccadilly null Uhr zwölf", "Kommissar X - Jagd auf Unbekannt" oder "In Frankfurt sind die Nächte heiß" passte, wird aber wohl kaum irgendwo mal gesagt haben "biegt das Ganze mal ein wenig Richtung Wallace!".
    Dafür fehlen dann ja auch extrem wichtige Elemente. Jeder, der die Wallace-Formel bedienen wollte, hätte es eher auf "Familientauglichkeit" und eine solide Mischung aus Gewalt und Humor angelegt. Zuletzt ist der Polizeibeamte ja bloße Staffage. Bei Wallace sind sie lange Zeit Haupt- und Identifikationsfigur, dies ändert sich nur in wenigen Filmen (die dann aber auch meist Zuschauerrückgang zu verzeichnen hatten).

  • Zitat von boris brosowski im Beitrag #1
    Die Rialto-Filme sind völlig unkorreliert - eine Interpretation wären mangelende Vertriebsstärke.

    Vertrieb dürfte tatsächlich das Stichwort sein. Gerade "Der Zinker" und "Die Tür mit den sieben Schlössern" stechen mit ihren Zahlen etwas vor, hatten aber auch französische Co-Produzenten, die dann in Frankreich wahrscheinlich einfach für mehr Kinoeinsätze bzw. Kopien gesorgt haben werden.
    Und bei "Die toten Augen von London" dürfte auch ein nichtssagender Titel wie "Die Geheimnisse von London" erfolgreich versteckt haben, was für ein toller Film da im Kino startet.

  • Zitat von boris brosowski im Beitrag #5
    Na gut.

    Vielen Dank schon einmal, dass Du Dich nun doch auf eine Diskussion einlässt!

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    Die meisten Deiner Aussagen sind schlichtweg falsch, gefühlsorientiert und nicht belegt oder belegbar.

    Du spiegelst ja hier quasi meinen Vorwurf an Dich.
    Ich hatte den Eindruck, dass Du gefühlsorientiert bestimmte Statistiken und Zahlen herausgegriffen hast, um das Fazit ziehen zu können, dass es weiterhin Wallace-Kinofilme hätte geben können/müssen.
    Meinerseits habe ich versucht ganzheitlicher drauf zu schauen und das nicht wegdiskutierbare Endergebnis (Rialto stellte die Produktion ein) auch mit einzubeziehen. Ein Wirtschaftsunternehmen stellt die Herstellung bestimmter Produkte nur ein, wenn es nicht mehr wirtschaftlich ist oder andere Produkte wesentlich wirtschaftlicher sind. Da kann man Statistiken und Zahlen studieren, so lange man will, das Fazit muss hier immer lauten, die Zuschauerzahlen sind entweder zu stark gesunken oder eben unter die anderer, günstigerer Projekte gefallen. Du ziehst ja nur das Fazit, die Erzählung, sinkendes Zuschauerinteresse wäre der Grund für das Ende der Reihe gewesen, sei falsch. Es fehlt mir aber der alternative Erklärungsansatz! Warum gab es dann 1973, 1974,... keinen Wallace-Film von der Rialto im Kino? Und warum hat kein anderer Produzent bei den Rechten zugegriffen?

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5
    a) Die Ticketpreise für einen Kinogang haben sich laut UNESCO Statistik in den Industrieländern von 1960 auf 1970 um ca 270% erhöht, also stärker als der Rückgang der Zuschauerzahlen. Deine Aussage ist also nicht korrekt.

    Den Punkt gebe ich Dir, auch wenn "Industrieländer" natürlich sehr weit gefasst ist und Länder wie Italien ursprünglich sehr geringe Ticketpreise hatten. Da müsste man nun explizit die Zahlen für Deutschland haben. Außerdem sind hier andere Variablen gar nicht eingerechnet. So stiegen durch Einführung des (Farb-)Fernsehens und daraus folgender Zunahme neuer Werbe-Medien (Trailer im Fernsehen, Entsendung von Schauspielern in Spielshows) und Co natürlich auch die Verleih-Kosten. Der Anteil der Produzenten am Kuchen muss also bei einem Anstieg von Ticketpreisen nicht zwingend mitgewachsen sein.
    Man bräuchte eigentlich also Einblick in Rialtos Bücher um zu sehen, wieviel Geld pro verkauftes Ticket 1960 oder 1967 im Endeffekt beim Produzenten landete.
    Und, sofern zumindest ein Teil dieser 270 Prozent durch Inflation bedingt war, sind auch die Produktionskosten um einen ähnlichen Faktor gestiegen.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    b) Ein Film wie "Schwarzen Handschuhe" von CCC hatte 700.000 Zuschauer und wurde von Artur Brauner als Sensationserfolg gefeiert. Es wurde sofort ein Folgefilm geordert (Schwarze Katze), daher können die Beteiligungen nicht besonders teuer gewesen sein, der Film hatte ja ähnlich hohe Zuschauerzahlen wie "Gesicht im Dunklen" und gilt als Erfolg. Quelle: Autobiographie von Dario Argento

    Du wiederholst hier doch ganz exakt meinen Punkt! "Handschuhe" und "Gesicht" waren Super-Geschäfte, weil die Zuschauerzahlen gut, aber die Kosten gering waren.
    Ich hatte den Eindruck, Du versuchst "Gesicht" aus Deinen Rechnungen zu streichen, um die Gesamtergebnisse zu "beschönigen" und Argumente dafür zu liefern, dass komplett selbst in Deutschland produzierte Wallace-Filme weiterhin lohnend gewesen wären. Du nanntest ihn ja auch einen "Totalflop" um jetzt komplett zurück zu rudern!
    Ich habe meinerseits nur darauf hingewiesen, dass "Gesicht" wahrscheinlich sogar das bessere Geschäft als "Glasauge", ergo "nur das Siegel auf mehr oder minder fertige ausländische Produktion zu kleben" lukrativer als Eigenproduktionen nach selbst beauftragten Drehbüchern war.

    Es gibt hier auch ein ganz eklatantes Missverständnis, was "Co-Produzent" in der Praxis bedeutet!
    Das Drehbuch und die inhaltliche Ausrichtung stammt IMMER vom Hauptproduzenten. Soll heißen: bei den italienischen Produktionen, bei denen Rialto, cCc oder sonstwer als Ko-Produzent auftraten, lag das Drehbuch längst fertig vor, der Einstieg erfolgte erst in der Phase der Finanzierung und Umsetzung (!), man hatte folglich also maximal Mitspracherecht bei Besetzung und Drehortsuche. Der Zeitpunkt, hier noch Wallace-Drehbücher zuzuliefern oder auch nur Wallace-Elemente inhaltlich einzubringen war längst vorbei!
    Soll heißen: Salvatore Argento war 1969 mit seiner neuen Seda Spettacoli auf der Suche nach Geldgebern für den Debütfilm seines Sohnes und Brauner schlug zu, weil er entweder einfach beim Lesen des Exposés nur das Potential des Filmes an sich erkannte oder vielleicht schon daran dachte, man könne ihn in Deutschland als Wallace-Film vermarkten. Es war aber nicht anders herum, dass Brauner auch nur irgendwie in der Position war, der Seda Spettacoli Handlungselemente zu diktieren.
    Dieser Film hat ja nun einmal auch so richtig 0,0 mit dem zu tun, wofür die Wallace-Filme 1968 standen. Keinerlei Handlungselemente, egal ob typisch für die klassischen oder auch auch nur die späten reißerisch-farbigen Wallace-Filme finden sich hier wieder. Man sieht vielmehr drei Quellen: Mario Bavas Einfluss, Hitchcock-Elemente und ganz entfernt vielleicht noch die Romanvorlage von Fredric Brown, die ja sogar der italienische Verleih nannte. Bryan Edgar Wallace wurde exklusiv in Deutschland auf die Plakate gedruckt.
    Brauner hat also auch keinen Folge-Film "geordert", sondern sich nur bereit erklärt, auch zu Argentos folgendem Film etwas Geld beizutragen. Dieser Film ("neunschwänzige Katze") wäre auch ohne Brauner (und das exklusiv in Deutschland verwendete Wallace-Siegel) zumindest inhaltlich der selbe gewesen. Es wäre nur ein anderer (nicht einmal zwingend deutscher) Co-Produzent eingestiegen, bzw. Werner Pochaths und Horst Franks Rollen wären wohl einfach mit italienischen Schauspielern besetzt worden.
    Außerdem stellte Brauner (bzw. die Verleiher) ja allerspätestens mit "Das Geheimnis des gelben Grabes", vielleicht schon bei "Der Todesrächer von Soho" selbst fest, dass "Handschuhe" und "neunschwänzige Katze" nicht DANK, sondern eher TROTZ Bryan Edgar Wallace-Siegel erfolgreich gewesen waren. Der Etikettenschwindel (bei "Handschuhe" und "Katze") war ja schon damals offensichtlich, die guten Kritiken und Mundpropaganda sorgten aber für hohe Zuschauerzahlen.
    Interessant wäre es hier von jemandem mit echtem Einblick zu hören, ob "Vier Fliegen auf grauem Samt" ohne Wallace-Siegel wesentlich weniger Zuschauer hatte als die ersten beiden Argentos MIT Wallace-Siegel. Ich würde vermuten, nein - auch, weil zu diesem Zeitpunkt längst auch außerhalb Europas der Name "Argento" ein Siegel für sich war.
    "Der Todesrächer von Soho" hat dann ja plötzlich wieder ein (altes) Wallace-Drehbuch als Basis, nur eben sehr günstig in Portugal produziert. Für den letzten Film schoss Brauner dann nur noch einer regulären Giallo-Produktion etwas Geld zu und ließ die Cinerama das Bryan Edgar Wallace-Siegel nutzen. Da ist dann aber auch nicht einmal mehr mit gutem Willen irgendwo Wallace drin.
    Letztlich werden die (sich in der Endphase der BEW-Reihe quasi die Klinke in die Hand gebenden, diversen) Verleiher zum Schluss gekommen sein, dass die Lizenzkostenzahlungen an Bryan Edgar Wallace es nicht (mehr) wert waren und die Einspielergebnisse der italienischen Gialli (die ja teils weiterhin deutsche Co-Produktionen waren) ohne Wallace-Siegel die selben oder gar bessere waren.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    c) Einen Film gut zu finden ist Geschmackssache, daher denke ich, das eine empirisch relevante Zahl wie die der Cineasten bei IMDB aussagekräftig ist. Man mag darüber streiten ob "Solange" der bessere EW-Film ist, tatsächlich ist "Solange" aber ein sehr, sehr guter Film, der objektiv gesehen (Kamera, Regie, Schauspieler, Drehbuch, Musik) z.B. dem "Frosch" überlegen ist. Wenn man das mal ohne Sentimentalitäten sieht.

    Gerade diese "relevante" Zahl meinte ich aber ja. Ich nutze die IMDB selbst viel und häufig sind die Zahlen (vor allem bei älteren US-Filmen) sehr repräsentativ. Aktuelle Blockbuster sind hingegen oft weit überbewertet, was sich dann immer erst nach Jahren und TV-Auswertung, Streaming und Co normalisiert.
    Bei einigen Filmen wie "Das Verrätertor" sprechen wir bei der IMDB aber nur von etwa 400 (weltweit!) abgegebenen Wertungen. Das ist eben empirisch eine eher wacklige Zahl. Deswegen habe ich ja den Vergleich zu Billy Wilder und Co gezogen. Dort gibt es eine solch hohe Anzahl an Wertungen, dass man von einem Querschnitt sprechen kann. Bei 400-500 Wertungen sind stark subjektive Färbungen möglich, also beispielsweise viele Amerikaner, die von den bunten Exemplaren wie "Der Bucklige von Soho" angefixt wurden und dann natürlich von so etwas eher Ernstem wie "Das Verrätertor" enttäuscht sind. Und das sage ich als jemand, der "Das Verrätertor" für einen der schwächsten Wallace-Filme hält!

    Außerdem ist es für eine Bewertung aus Sicht der Rialto im jeweiligen damaligen Geschäftsjahr völlig irrelevant, ob 2024 ein Film plötzlich gute Wertungen aus Irland und der Slowakei erhält. Nicht selten werden Filme erst 40-50 Jahre später "wiederentdeckt" oder plötzlich zum Kult erklärt. Anders herum werden frühere Geheimtipps auch zu Unrecht vergessen. Beides hat aber natürlich im Jahr der Erstauswertung im Kino keinerlei Einfluss auf Produktionsentscheidungen.
    Wenn man hier einen Punkt machen will, sollte man auf die Rückmeldungen der Kinos aus dem Jahr der Kinoauswertung schauen, beispielsweise die Echo-Note oder Wertungen in Lokalzeitungen oder gar des Feuilletons, die damals sicherlich Einfluss auf die Entscheidung der Zuschauer, ob sie in den Film gehen oder nicht, genommen haben. Da schneidet ein Film wie "Der Gorilla von Soho" (zumindest bezogen auf die Echo-Note) erschreckenderweise gar besser ab, als er es im heutigen Rückblick tut. Allgemein waren die Publikums-Rückmeldungen aber eher negativ und auch mit diversen Richtungs-Wechseln im Stil änderte es sich nicht.
    Rückblickend finde ich es gar nicht schwer nachzuvollziehen, wie "altbacken" Wallace-Filme wie "Der Hund von Blackwood Castle" auf die Zuschauer gewirkt haben müssen, die am Tag zuvor noch "Rosemary's Baby", "Die Reifeprüfung" oder "2001: A Space Odyssey" gesehen haben. Ja, Budget-technisch hinkt der Vergleich zu amerikanischen Großproduktionen, aber es geht mir um Thematik, Gesellschaftsentwicklungen sowie Figuren mit denen man sich identifizieren kann. Da fällt für einen damaligen Studenten (oder die Studentin) eine Identifikation mit einem 41jährigen Inspektor trotz Kaugummi-Kau-Exzess (Fuchsberger im "Banne") oder irgendwelchen britischen Millionenerbinnen zunehmend schwerer.
    Heute schätzen wir die Wallace-Filme doch auch für ihren Retro-Charme (der damals natürlich fehlte) und nicht, weil wir ernsthaft mit den Figuren mitfiebern, oder?
    Für die ganz jungen Zuschauer schickte man in den späten 60ern, frühen 70ern einfach Schüler-Filme ins Rennen, die älteren bekamen nackte Tatsachen zu sehen. Und "dank" Oberhausener Manifest kam dann simultan noch (mehr oder weniger) Anspruchsvolles auf die Leinwand.
    Der Krimi dominierte ja auch das deutsche Fernsehen - die Konkurrenz kam nicht nur aus dem Kino. Zumindest ich sehe zwischen "Die Tote aus der Themse" und zeitgleich produzierten TV-Krimis nur noch sehr wenige Unterschiede. Dass viele potentielle Zuschauer dann kein Kinoticket mehr lösten, sondern sich einen "Kressin"-Tatort oder Ähnliches "umsonst" auf dem Sofa anschauten, ist nicht völlig unverständlich.
    Den gesellschaftlichen Entwicklungen trug Wendlandt ja dann mit Drogen-Thematik oder verruchteren Settings beispielsweise im "Mann mit dem Glasauge" Rechnung, allerdings darf man dann darüber streiten, in wie weit dort noch zwingend "Wallace" drauf stehen muss. Ähnliche Filme sind dann ja zeitgleich mit "Der Arzt von St. Pauli" und Co in Hamburg angesiedelt worden - nicht weniger "weltfremd" als Wallace, aber doch irgendwie zeitgemäßer und durch die lokale Nähe auch für den deutschen Zuschauer nachvollziehbarer.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    d) Dass jemand eigene Bauten benutzt ist kein Kriterium für einen guten Film (das hat ED Wood auch getan).

    Mein Punkt war nicht, dass Filme mit eigenen Bauten die besseren Filme sind. Mein Punkt war, dass es ein Zeichen für Einsparungen (und somit eben oft Qualitätssenkung) ist, wenn eine Filmreihe, die ihre Fantasiewelt (ein Märchen-England aus deutscher Sicht) lange Zeit durch Bauten zum Leben erweckt, diese zunehmend unterlässt, einfacher gestaltet oder mehrfach nutzt und vermehrt "vor der Haustür" oder zumindest an bereits mehrfach abgelichteten Orten dreht. Vor allem Requisiten wurden in späteren Wallace-Filmen ja gefühlt nur "einen Meter weiter" gestellt und wieder benutzt, während man sich in früheren Jahren noch für jeden Film etwas Neues überlegte. Man vergleiche auch mal die Polizeieinsätze in frühen Wallace-Filmen oder auch gern noch in "Der unheimliche Mönch" mit späteren Filmen, wo es im Prinzip nur noch einen (immer gleichen) Polizeiwagen gab, der irgendwann ins Bild rollte, damit es ein wenig Blaulicht gibt und die Verhaftung vorgenommen wird.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    e) Wenn es so wäre, dass gestiegenen Kosten geringere Einnahmen gegenüber standen, dann hätten ja lt. Deiner Argumentation alle anderen auch aufhören müssen zu produzieren. Meiner Ansicht nach ist eine Simmel-Verfilmung teurer gewesen als eine Wallace Verfilmung, eine Sexklamotte wahrscheinlich billiger. Es geht immer um Aufwand vs. Ertrag oder den ROI. Darüber hinaus hast Du keine konkreten Kosten/Zahlen vorgelegt, daher ist das erst einmal nur daher gesagt.

    Ich hatte die gestiegenen Kosten nur auf Wallace und hier ganz stark auf den Umstieg von Schwarz-weiß zu Farbe bezogen! Simmel und Sex-Klamotten wurden neu gestartet, waren immer in Farbe und wurden von Beginn an (meist) sparsam geplant. Bei Wallace wurden nach und nach bestimmte Faktoren hochgefahren (man denke an die Ultra-Scope-Phase oder bestimmte hochkarätige Besetzungen!) und dann wieder heruntergefahren (Rückkehr zu 1,66:1). Der Umstieg auf Farbfilm hat dann auf jeden Fall viel gekostet, war aber nötig.
    Und nun ja, es haben ja tatsächlich sehr viele aufgehört zu produzieren. Es ist ja nicht so, dass in jenen Jahren nur neue Produktionsfirmen aus dem Boden sprossen und niemand aufgab. Ein paar größere Firmen (wie eben die Rialto) überlebten, aber selbst diese fuhren die Anzahl der Projekte zurück.
    Dass die Simmel-Verfilmungen teurer gewesen sein sollen als Wallace-Filme, müsste man nun tatsächlich mit Zahlen untermauern. Angesichts von häufiger Handkamera, vielen Drehs "On Location", weniger Studio, wesentlich weniger gestalterischer Lichtsetzung, der nicht nötigen "Maskierung" deutscher Drehorte als englische Straßen, fehlender Anmietung ganzer Schlösser, usw. wäre ich mir da nicht so sicher. "Jimmy ging zum Regenbogen" und "Der Stoff aus dem die Träume sind" kosteten (laut Joachim Kramp hier im Forum an anderer Stelle) etwa 1,4 Millionen Mark. Man müsste hier aber dann mit projizierten Zahlen arbeiten. Also quasi die Budgets der 68er-Wallace-Filme mit Inflation auf 1971/1972 hochrechnen und dann mit den Simmel-Filmen vergleichen.
    Außerdem sprechen wir bei Simmel von einer Reihe von insgesamt sieben Filmen, die nur 1971 und 1973 zwei, ansonsten bis 1975 nur einen Film pro Jahr brachte und dann auch schon wieder vorbei war. 1976 wurde "Lieb Vaterland magst ruhig sein" ja nicht mehr von Waldleitner und der Roxy, sondern von Eichinger produziert.
    "Alle Menschen werden Brüder" war 1973 beispielsweise finanziell übrigens (laut Kramp) kein Erfolg und "Die Antwort kennt nur der Wind" (1974) und "Bis zur bitteren Neige" (1975) kosteten jeweils über 2 Millionen Mark, die Reihe war aber nach Letzterem dann auch schon zu Ende. Hier gab es also nachweisbar steigende Produktionskosten, die allerdings bei "Antwort" auch an internationalen Drehorten gelegen haben dürften und bei "Neige" zusätzlich von einer weiteren deutschen und einer österreichischen Produktionsfirma mitgetragen wurden. Wären die Filme trotz hoher Kosten absolute Publikumserfolge gewesen (sprich erfolgreicher als die vorigen, günstigeren Filme) wäre es ganz sicher weitergegangen.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    f) Nur weil irgendwer irgendwas behauptet, muss es ja nicht stimmen und vor allem Schauspieler sind notorisch unwissend, was die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen der Filmproduzenten angeht.

    Hier musst Du mir noch einmal auf die Sprünge helfen. Wo habe ich "Behauptungen" zitiert und vor allem, wo habe ich Schauspieler in Verbindung zu betriebswirtschaftlichen Entscheidungen gebracht?

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    g) Ich habe in keiner Weise die Edgar Wallace Filme der Rialto angegriffen, sondern im Gegenteil mein Erstaunen zum Ausdruck gebracht, dass die Reihe endete obwohl es dafür keine objektiven (Jahresendcharts, Qualität, Einspieler in €) nachvollziehbaren Grund gibt. Die Erneuerung mit "Solange" war erfolgreich und "Die Tote aus der Themse" ein Top-20 Film. Betriebswirtschaftlich gesprochen gibt es keinen objektiven Indikator dafür dass die Reihe die Eliminationsphase ihres Lebenszyklus erreicht hätte. Es wurden ja neue Filme mit den vorhandenen Drehbüchern gedreht, nur eben nicht mehr als Wallace verkauft. Wenn man es großzügig auslegt ist der letzte "echte" Edgar Wallace 1978 mit Enigma Rosso gedreht worden.

    Da drehen wir uns im Kreis. Deine Belege sind sehr subjektiv ausgewählt. Die Jahresendcharts, IMDB-Durchschnittsbewertungen und Einspielergebnisse in Euro beziehen spätere Entwicklungen (TV-Auswertungen, DVD-Verkäufe, Wiederentdeckungen im Ausland in neuem Kontext, Streaming,...) mit ein. Zum Zeitpunkt der Produktion mussten die Filme an der Kinokasse ihr Geld einspielen, bzw. Gewinne machen. Zukünftige Einnahmen durch Kabel1-Ausstrahlungen oder Streaming hatte niemand im Kopf.
    Es ist an genügend Stellen belegt (oft durch Joachim Kramp, der Zugang zu Rialto-Unterlagen hatte), dass Wendlandt die Reihe angesichts sinkender Gewinne und zunehmend schlechterer Publikumsakzeptanz einstellte. Auf die 68er-Generation wirkten die Wallace-Filme nicht mehr modern, bzw. jede Modernisierung verprellte ihrerseits die "alten" Wallace-Fans.
    Gialli wie "Vier Fliegen auf grauem Samt" oder "Ein schwarzer Tag für den Widder" waren sicher für sich genommen, ganz ohne irgendwelche "Wallace-Siegel" auch in Deutschland erfolgreich. Warum also noch Geld für Lizenzen zahlen, bzw. moderne, eigenständige Filme durch eine Marke, die eher für schwarz-weiße "Opas Kino"-Vertreter steht (die Filme liefen zu dieser Zeit ja auch schon nach und nach erstmals als Wiederholungen im TV!) in ein falsches Licht rücken, das im schlimmsten Falle eher sogar potentielle Zuschauer abschreckt?
    Und welche "neuen Filme" wurden denn mit den vorhandenen Drehbüchern gedreht? Arthur Brauner hat bei "Orgie des Todes" ein paar Mark als Co-Produzent reingesteckt, aber soll dann ein Drehbuch aus Horst Wendlandts Schublade an die italienischen Kollegen weitergeleitet haben? Das ist doch hanebüchen!
    Zumal man ja zumindest in Deutschland dann rein juristisch und auch aus Werbezwecken kaum auf die Nennung Reineckers oder Hengges verzichtet hätte. Das Buch stammt von Franco Ferrini und Miguel De Echarri, Peter Berling wird ebenfalls noch genannt. Und auch der ursprünglich als Regisseur vorgesehene Massimo Dellamano dürfte noch Anteile gehabt haben. Nur, weil der Film wie der "Der Mönch mit der Peitsche" in einem Internat spielt, soll hier ein Wallace-Drehbuch die Basis gebildet haben? Die Ähnlichkeiten zu "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (der wahrscheinlich kein einziges Wort aus Reineckers gleichnamigen Script nutzte!) und "Der Tod trägt schwarzes Leder" (der zu keinem Zeitpunkt als Wallace geplant war) sind wesentlich größer als zu den Büchern, die Wendlandt realistisch gesehen 1967/68 noch für Wallace-Projekte in Auftrag gegeben haben könnte.
    Bei dem gern als "33. Rialto-Wallace" genannten "Das Messer" gab es zwar Überlegungen, ihn als "Das Geheimnis der Schwarzen Rose" in deutsche Kinos zu bringen, aber die Constantin und Rialto zogen sich nach eingehender Prüfung des Drehbuchs (!) aus dem Projekt zurück. Sprich: das Projekt lief, das Drehbuch war fertig, die Rialto und Constantin wollten Geld zuschießen um den Film in Deutschland als Wallace zu vermarkten, entschieden sich dann aber dagegen. Auch hier also: Kein Wallace-Drehbuch!
    Das Original-Buch zu "Der Gorilla von Soho", die Urfassungen von "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" oder "Die blaue Hand" und andere Projekte wie "Der Engel des Schreckens" sind in den Rialto-Schubalden verschwunden. Wenn Reinecker, Hengge und Co noch irgendwas mit den Figuren, Handlungselementen oder Plots angefangen haben, dann in ihren TV-Krimis, nicht in italienischen Produktionen.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    h) Ich habe "Gesicht im Dunklen" nicht rausgerechnet sondern nur beide Zahlen danebengestellt um zu verdeutlichen, wie sehr der Film einspieltechnisch aus der Reihe tanzt. Wie gesagt er hatte so viele Zuschauer wie der "sehr erfolgreiche" Dario Argento Film.

    Dann habe ich Dich hier falsch verstanden, Sorry! Auch wegen dem Ausdruck "Totalflop" dachte ich, du würdest sowohl den Film nicht schätzen als auch sein wirtschaftliches Ergebnis missverstehen.

    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    i) Also was könnte dafür sprechen, sonst aufzuhören?
    ---- keine Erneuerung der Lizenzrechte, vielleicht wurden die zu teuer

    Buchrechte werden immer für recht lange Zeiträume lizensiert, Brauner konnte ja beispielsweise noch 1972 seine Anfang der 60er (gemeinsam mit "Der Fluch der gelben Schlange") erworbene Lizenz an "Der Teufel kam aus Akasava" nutzen. Da die Rialto-Reihe 1965/66 noch richtig erfolgreich war, wird man sich da noch abgesichert haben, dass die Rechte nicht schon in 2-3 Jahren ablaufen. Also müsste die Rialto auch in den 70ern noch Rechte (zumindest an bestimmten) Wallace-Bürchern gehabt, sich jedoch entschieden haben damit Nichts mehr zu machen. Der Rialto wurde ja sogar die Erlaubnis gegeben freie Titel zu verwenden, auch dies wird nicht für jeden Film einzeln verhandelt worden sein.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    ---- neues Steuergesetz 1972, welches "kreative" Filmfinanzierung erschwerte und daher die Geldströme nach (Mafia-)Italien lenkte, bis auch dort der Staat Ende der 70iger durchgriff.

    Die Rialto dürfte mit "kreativer" Filmfinanzierung Nichts zu tun gehabt haben. Sie war dank der Wallace und May-Erfolge Kapital-stark genug auch teure Experimente wie "Warezimmer zum Jenseits" zu starten und gerade das Konstrukt mit der Constantin war sehr bodenständig und sicherte den Wallace-Filmen bis zuletzt den Vertrieb. Richtig ist aber, dass Wendlandt sich nicht nur bei Wallace vermehrt an italienischen Produktionen beteiligte, wie 1973 an "Mein Name ist Nobody".
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    ---- Änderung der Eigentümerstruktur und damit Ausrichtung auf neue Geschäftsfelder

    Gab es in dieser Form nicht bei der Rialto, bzw. der Rückzug von Preben Philipsen erfolgte erst 1976, als die Entscheidung gegen Wallace längst gefallen war. Die Gründung des Tobis-Filmverleih durch Wendlandt führte auch nicht etwa zur Einstellung der Produktionstätigkeit bei der Rialto - sie diente eher dazu "Alles in einer Hand" zu halten. In der Theorie wäre es also sogar noch einfacher gewesen einen weiteren Wallace von der Idee bis in die Kinos aus eigener Hand zu bringen.
    Achtung, steile These von mir: Die Einstellung der Wallace-Reihe durch die Rialto könnte auch (mit) darin begründet liegen, dass in den 70ern die zweite Einnahme-Welle startete. Man wollte die TV-Rechte an "Gasthaus an der Themse" und Co natürlich möglichst teuer an die Sender verkaufen und dem wäre sowohl laufende Konkurrenz durch weitere Kinofilme als auch eine "Beschädigung" der Marke nicht zuträglich gewesen. Man lese nur noch einmal zeitgenössische Kritiken zu den letzten beiden Gialli, nicht wenige waren von "spekulativem Sex" (Filmecho) und Ähnlichem bei Wallace eher enttäuscht.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    ---- Die alten Stars wurden vom Fernsehen oder internationalen Produktionen abgeworben oder orientierten sich um oder nahmen Auszeit wg. Depressionen, ein deutsches Studiosystem, das neue Stars aufbauen konnte, war nicht da, so dass es in Zukunft an zugkräftigen Namen fehlen würde

    Es ist genau anders herum. Heute mögen Netflix und Co mit hohen Gagen locken, damals verdienten Schauspieler im Kino mehr, Fernsehen war "zweite Klasse". Vielleicht unter dem Strich manchmal lohnenswerter weil weniger Drehtage und kürzere Pausen zwischen den Engagements bzw. Planungssicherheit bei Serien-Rollen, aber eine Kino-Hauptrolle war noch lukrativer. Nur wenige Wallace-Schauspieler durften im Ausland ran und wenn dann eher als "Beigaben" der deutschen Co-Produzenten für wenige Drehtage. Fuchsberger nahm sich ja keine Auszeit. Zwischen "Sieben Tage Frist", "Schreie in der Nacht" oder "Das Mädchen von Hongkong" wäre sicherlich auch noch Zeit für einen (im Endeffekt inhaltlich ja nicht großartig anderen) Wallace-Film gewesen.
    Und die Namen, die man heute mit Wallace verbindet, sind ja nicht von einem "deutschen Studiosystem" aufgebaut worden, das es in dieser Form nicht gab, sondern sie wurde von der Constantin und Rialto selbst aufgebaut. Fuchsberger wurde trotz vorheriger Kinorollen mit "Der Frosch mit der Maske" erst richtig bekannt, Eddi Arent verdankt den Wallace-Filmen seine komplette Karriere, auch Kinski konnte sich hier profilieren.
    Die Rialto hätte also genau dies wiederholen müssen, was sie ja auch durchaus versuchte. Uschi Glas, Fritz Wepper und andere sind ja schon eine neue Generation gewesen - mit Ilse Pagé, Uwe Friedrichsen oder Stefan Behrens versuchte man neue komische Sidekicks zu etablieren. Ausgerechnet im letzten (deutschen) Wallace "Die Tote aus der Themse" gab Felmy noch sein Edgar Wallace-Debüt.
    Es hätte ja Nichts dagegen gesprochen mit völlig unverbrauchten Gesichtern (als Anker vielleicht noch Fuchsberger als Sir Bryan Edgar [Higgins]) unter jungen Regie-Talenten einen Neustart zu wagen. Aber da gab es wohl damals kein ansprechendendes Konzept, das Constantin und Rialto überzeugte.
    Zitat von boris brosowski im Beitrag #5

    Aber wie gesagt, vom Produktmanagement selber ist nicht wirklich nachvollziehbar, dass die Reihe endete. Sich mit einfachen Antworten zufrieden zu geben ebensowenig.


    Diese einfachen Antworten habe ich ja auch nicht gesucht. Allerdings stammte die Verkürzung "Wallace-Filme waren auch noch 1972 absolute Erfolge" ja von Dir und ist zumindest streitbar.

    Fazit: Das Ende der Reihe hatte viele sehr nachvollziehbare Gründe:
    1. Übersättigung des Publikums (2-3 Wallace-Filme im Jahr, tausend Krimis im Fernsehen, Wallace-Klassiker auch noch parallel als Wiederholungen mit tollen Quoten im TV)
    2. Gestiegene Produktionskosten (um gegenüber "Tatort" und Co als Krimi was zu bieten, braucht es Schauwerte oder große Namen, das kostet!)
    3. Durch günstige Co-Produktionen oder Klassenkeile-Filme waren einfacher die selben Einnahmen, aber höhere Gewinne zu erzielen
    4. Durch die Co-Produktionen von "Mein Name ist Nobody" und Co, sowie die Realisierung von Herzensprojekten wie "Die Herren mit der weißen Weste" gab es bei der Rialto nur wenig Kapazitäten
    5. Der Constantin-Verleih kam in den 70ern finanziell in Schwierigkeiten, in wieweit der Wallace-Rahmenvertrag dadurch vielleicht sogar blockiert wurde, weiß ich nicht

    Die meisten dieser Punkte gehen aber ja nun einmal mit den Zuschauerzahlen einher.

    Wir sind ja am Ende wohl alle traurig darüber, dass es nicht mehr Wallace-Filme gibt!
    Und ich schätze zum Beispiel die "St. Pauli"-Filme von Rolf Olsen sehr und kann mir durchaus vorstellen, das so etwas auch weiterhin in Soho mit charismatischen Tenchcoat-Inspektoren hätte angesiedelt werden können.
    Auch fallen mir zig Gesichter ein, die ich damals gern (weiter) in "modernen" Wallace-Filmen gesehen hätte.
    Aber die wirtschaftliche Entscheidung war nachvollziehbar und die Entfernung von dem, was Wallace einst ausmachte wäre immer eklatanter gewesen.
    Schon "Die Tote aus der Themse" ist für mich kein Film mehr, der mir irgendwie besonders am Herzen liegt.
    Und der wahrscheinlichste Weg wäre vielmehr gewesen, dass "Das Messer" einfach nur ein Edgar Wallace-Plakat bekommen hätte und Filme wie "Haus der tödlichen Sünden" oder "Autopsie - Hospital der lebenden Leichen" (wenn man die "Stecknadel"-Produzenten einmal als Beispiel nimmt) in Deutschland zu Wallace-Filmen umfirmiert worden wären. In diesem Falle hätte es uns ja keine Filme gebracht, die nicht auch so realisiert wurden.

  • Zitat von boris brosowski im Beitrag #3
    whatever.





    Etwas mehr könnte man schon drauf eingehen. Immerhin beziehe ich mich ja in den meisten Punkten exakt auf deine Ergebnisse und Recherchen.
    Und selbst wenn Du Recht hast: Was ist Dein Schluss? Die Wallace-Filme waren bis 1972 handwerklich, inhaltlich und erfolgstechnisch durchgehend Knaller und Wendlandt beendete aus purer Bosheit die Reihe?

  • Hilfe: Das Geheimnis der Roten GräfinDatum12.04.2024 16:57

    Interessante Recherche, vielen Dank dafür!
    Allerdings bin ich über zwei Punkte gestolpert, die ich etwas schwierig finde. Erstens von "sky-rocketing" zu sprechen, weil mit monegassischem Geldfluss 1972 einmal 5 anstatt sonst durchschnittlich 2 Filmen produziert wurden, finde ich etwas übertrieben. Gerade weil dies ja auf wenige (oder gar nur eine?) Produktionsfirma zurückzuführen ist...

    Und das zweite ist wieder ein großes Thema für sich, hat dann aber am Ende auch wieder viel mit der "roten Dame" zu tun:
    Dass deutsche Wallace-Drehbücher oder Treatments nach Italien verkauft wurden, ist wohl kaum belegbar, bzw. auch extremst unwahrscheinlich.
    Wenn man sich mit Gialli und deren Entstehung (sowohl der einzelnen Filme als auch des Genres) näher beschäftigt, fällt die gern von uns (in Deutschland) erzählte Geschichte von wegen "unsere Edgar Wallace-Filme waren die Blaupause" schnell in sich zusammen - auch wenn ich die These selbst lange vertreten habe und auch die ARTE-Doku vor ein paar Jahren diesen Standpunkt einnahm.
    Mario Bava bezog sich jedoch beim allgemein als Initialzündung gesehenen "The girl who knew too much" eindeutig auf Hitchcock. Die Wallace-Filme liefen zwar auch im Ausland - vor allem die französisch co-produzierten "Zinker" und "Zimmer 13" - aber wohl kaum so erfolgreich, dass man in Italien ein ganzes Genre darauf aufbaute. Ansonsten hätte man sich wohl (eher als Frankreich) auch schon zuvor als Co-Produzent eingebracht.
    Auch "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", die Blaupause für die meisten späteren Gialli hat 0,0 mit Wallace zu tun. Dario Argento wird vielleicht sogar bis dato nie einen der deutschen Wallace-Filme gesehen haben. Dass Arthur Brauner ein wenig Geld dazu gab und der Film in Deutschland als Bryan Edgar Wallace vermarktet wurde, wird den Italienern in der Planung sehr wahrscheinlich nicht einmal bekannt, auf jeden Fall aber komplett egal gewesen sein. Vielmehr versuchten sich die deutschen Verleiher durch eine Verknüpfung zu Wallace an die rollende Giallo-Welle anzuhängen.
    Und wenn man sich die Einbände der italienischen Giallo-Romane anschaut, sieht man beispielsweise den Killer aus "Blutige Seide" schon auf Edgar Wallace- und anderen Romanen, die jedoch weit vor 1959 (dem Start der Wallace-Rialto-Reihe) erschienen.
    Der Giallo mag sich bei Wallace bedient haben, allerdings dann eher parallel zu den deutschen Filmen an den Buch-Vorlagen, bzw. dem Zerrbild, dass die eindrücklichen, schreienden Cover der italienischen Ausgaben präsentierten.

    Die Rialto-Film gab Drehbuchaufträge immer sehr gezielt heraus. Es ist also nicht so, dass dort ständig fertige Bücher auf Wendlandts Schreibtisch landeten, dann aber verworfen oder gar an ausländische Firmen verkauft wurden. Vielmehr gab es gemeinsam mit der Constantin Jahrespläne, welche Wallace-Stoffe verfilmt werden sollten, bzw. zum Teil (bei freien Stoffen) nur fetzige Titel, die Wendlandt selbst oder andere in den Raum geworfen hatten und zu denen es nicht einmal Handlungsideen gab. Dann wurden Autoren darauf angesetzt und erarbeiteten Treatments. In den meisten Fällen entstanden dann auch Drehbücher daraus, die entweder wie geplant, oder Jahre später umgearbeitet und nur die wenigsten gar nicht umgesetzt wurden. Und falls dem so war, dann kann man sich die Gründe denken und sich keinen sinnvollen Grund vorstellen, warum ein italienischer Produzent solch ein "Abfallprodukt" ankaufen sollte.
    Wird ein (freier) Stoff nicht umgesetzt, ist es auch eher die Regel, dass er an den Autoren zurückfällt. Gerade bei Reinecker sind dann vielleicht ursprünglich für Wallace entstandene Ideen in irgendeiner "Kommissar"-Folge, seinen TV-Mehrteilern oder gar bei "Derrick" gelandet.

    Und Treatments haben in der Regel (gerade im Anfangsstadium) keine besonders große Schöpfungshöhe. Regelmäßige Rechtsstreitereien beweisen dies. Dass man also für ein grobes Handlungskonstrukt Geld von anderen Produzenten bekommt, ist selten. Nur hätte Wendlandt dann umso weniger davon gehabt, den italienischen Produktionsfirmen irgendwelche Filmideen quasi gratis in die Hand zu drücken.

    Wenn man sich die Entstehung einzelner Gialli anschaut, hört man immer wieder von Regisseuren und Autoren, dass in den 60ern und 70ern eine starke Fließband-Herangehensweise herrschte. Zwischen Planung und Realisation lagen teilweise nur wenige Wochen. Die Produzenten ließen jungen Autoren und Regisseuren relativ freie Hand, sofern sie Zeitplan und Budget einhielten und genug Schauwerte boten. Die Drehbücher einiger namhafter Gialli entstanden mehr oder weniger an einem einzigen Wochenende im Hotelzimmer.
    Dass internationale Produzenten da in einem Austausch gewesen und ausländische Drehbücher angekauft haben sollen, die dann ja auch erst einmal ins Italienische übersetzt, dramaturgisch auf die eigenen Wünsche umgearbeitet und auf lokale Gepflogenheiten umgemodelt werden mussten, ist kaum vorstellbar. Einen Filmmarkt wie heute, wo am Rande von Berlinale oder in Cannes vielversprechende Stoffe angekauft werden, gab es damals kaum. Und selbst wenn, hätten Produzenten wohl keine Bücher für (recht generische) Krimis angekauft, sondern ihre jungen, günstigen Nachwuchsautoren und -Regisseure schreiben lassen. Irgendwo waren die meisten italienischen Filme jener Zeit oft Autoren-Filme, sprich die Regisseure zimmerten die Handlung ihres Films selbst zusammen, bzw. arbeiteten eng mit den Autoren zusammen.
    Zudem waren die drei damals für die Rialto tätigen Namen (Hengge, Reinecker und Fodor) zu groß, als dass sie nicht in irgendeiner Weise dann eine Nennung bei den daraus resultierenden Projekten hätten bekommen müssen.

    Einen klaren "Cut" von Wendlandt gab es in Sachen Wallace ja auch nie. Nach "Das Gesicht im Dunkeln" war 1969 eigentlich Schluss, doch dann schrieben Horst Wendlandt selbst und Harald Philipp auf Basis der noch vorliegenden (und bisher nicht umgesetzten) Treatments zu "Der Engel des Schreckens" und "Die blaue Hand" das Drehbuch von "Die Tote aus der Themse". Schwer vorstellbar, dass Wendlandt zu dieser Zeit dann sämtliche Stoffe für kleines Geld aus der Hand gegeben haben soll und für den Fall eines erneuten Wallace-Comebacks mit leeren Schubladen dagestanden hätte.
    Auch der Blick auf diese letzte Wallace-Phase mit Filmen wie "Der Mann mit dem Glasauge" zeigt, dass Drehbücher in diesem Stil relativ weit weg waren, von dem was Gialli erzählten.

    Die Rialto-Drehbücher bis 1966 wären gar nicht verkaufbar gewesen, weil eben auf Wallace-Romanen basierend, zu denen der Käufer dann ebenfalls noch die Rechte hätte erwerben müssen.
    Und die wenigen Stoffe ab 1966, die nicht umgesetzt wurden waren entweder in groben Anfangsstadien (Der dritte "Hexer"-Film) oder sind auch inhaltlich beispielsweise aus Joachim Kramps Büchern bekannt, so wie die ursprüngliche Fassung vom "Gorilla von Soho". Da wäre mir keine italienische Umsetzung bekannt.
    Schon von Paul Hengges Treatment von "Das Gesicht im Dunkeln" wird im endgültigen Film Nichts mehr geblieben sein, er musste nur aus vertraglichen Gründen genannt werden.
    Aus seinem "Der Engel des Schreckens" wurde bekanntlich später "Die Tote aus der Themse".
    Reineckers "Das Geheimnis der Stecknadel"-Buch wurde komplett fallen gelassen, weil die Italiener selbst etwas zusammenbastelten, bei "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" kam die Rialto erst nach der Stoff-Entwicklung als Geldgeber hinzu.
    Auch die geplante 33. Wallace-Produktion "Das Geheimnis der Schwarzen Rose" basierte in keiner Phase auf einem deutschen Drehbuch. Ganz im Gegenteil entschied sich bekanntlich die Constantin nach Sichtung des Drehbuchs den Film nicht mitzufinanzieren, der dann von Warner-Columbia in Deutschland vertrieben wurde.
    Wenn also schon bei den wenigen italienischen Co-Produktionen, bei denen ausdrücklich "Wallace" drauf stand keine deutschen Handlungsideen drin waren, warum sollten dann für komplett eigenständige Gialli abgelegte deutsche Wallace-Drehbücher die Basis gebildet haben?

    Auch "Die rote Dame" mag irgendwo Wallace-Flair versprühen (wie ich selbst ja schon irgendwo erwähnte), aber das ist reiner Zufall und kein Zugeständnis an deutsche Sehgewohnheiten oder die Wallace-Filmreihe. Vielmehr bedient die Thematik mit den zerstrittenen Schwestern klassische Märchenthemen und auch "die rote Dame" als mythische Figur stammt eher aus dieser Richtung (zu der sich die Autoren vielleicht wegen Bayern als Drehort hinreißen ließen) als Erinnerungen an den "Frosch mit der Maske" oder den "unheimlichen Mönch" zu wecken.
    Völlig anders herum darf ruhig auch einmal die Frage gestellt werden, ob nicht erst der italienische "Blutige Seide" den Weg für die farbigen Wallace-Filme ab 1967 ebnete. Gab es zuvor zwar ausgefallene Mordwaffen und immerhin den "Frosch", den "Hai" und den "Abt", die jedoch alle direkt aus den Wallace-Romanen kamen und recht bodenständig (Gasmaske, Taucher, Schlossgespenst) daherkamen. Erst nach "Blutige Seide" kamen die Totenschädel, Messerhände und Co.

  • Ich verstehe ehrlich gesagt Deine Rechnungen überhaupt nicht. Es wirkt stark wie der Versuch sich einzelne (positiv wirkende) Zahlen herauszupicken, um zig Ecken zu denken und andere Zahlen möglichst kompliziert umzudeuten um das Offensichtliche nicht wahrhaben zu wollen.
    Kinotickets wurden ja in den Jahren 1959 bis 1972 nicht so gravierend teurer, dass man mit 1,6 Millionen verkauften Tickets genauso viel verdient wie mit 3,2 Millionen Tickets.
    Außerdem wurden beispielsweise 1961 mit 5 Wallace-Filmen bei einem Schnitt von 2,6 Millionen Zuschauern insgesamt 13 Millionen Tickets verkauft, weil 1966 aber nur zwei Wallace-Filme produziert wurden, stehen unter dem Strich trotz des guten 2 Millionen-Schnitts dann aber nur 4 Millionen verkaufte Tickets.
    Und weil parallel zum sinkenden Zuschauerschnitt (=weniger Einnahmen) durch den Umstieg auf Farbfilm die Negativ-Material-Kosten, ebenso wie alle Kopierprozesse, Szenenbild, Kostüm und Co teurer waren, bekannte Gesichter Geld kosten und so die Herstellungskosten der Wallace-Filme stiegen, hätte man sogar bei hypothetisch gleichbleibenden Zuschauerzahlen jedes Jahr weniger Gewinn gemacht.
    Sprich: hätte man 1966 "einfach" 6 Wallace-Filme gedreht und den Zuschauerschnitt von 2 Millionen gehalten, hätte man zwar insgesamt 12 Millionen Tickets verkauft, wäre aber dennoch wegen der höheren Ausgaben weit vom Gewinn (!) des Jahres 1961 entfernt gewesen.
    Außerdem zeigte man ja die absolut richtige Reaktion auf den gesunkenen Zuschauerschnitt, in dem man die Schlagzahl senkte. 1961 war Wallace noch neu, ein "Hype" war da, Konkurrenz noch knapp, alle 5 Filme Renner im Kino. 1966 hätte man mit 5 oder 6 Wallace-Filmen den Markt endgültig übersättigt, obwohl beispielsweise die Konkurrenz-Reihen um Mabuse, Bryan Edgar Wallace oder Weinert-Wilton bereits gestoppt waren. Möglich, dass einzelne gelungene Beiträge dank Mundpropaganda nochmals 2 Millionen Zuschauer erreicht hätten, wahrscheinlicher aber, dass die Zahlen im Verlaufe des Jahres komplett Richtung 1 Millionen "abgeschmiert" wären.
    Nur mit zwei Filmen und dank der Tatsache, dass die Rialto 1966 wegen der britischen Co-Produktion bei der "Nonne" nicht die kompletten Produktionskosten beider Filme trug, machte das Ganze schon zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch rentabel.
    Das Jahr 1967 mit weiter gesunkenen Ticketverkäufen schlug dann wegen der zwei komplett selbst finanzierten Filme sicherlich schon ins Kontor.
    Allein "Der Hund von Blackwood Castle" im Folgejahr war dann mit 1,2 Millionen Zuschauern ein Totalflop. Wohlgemerkt nicht etwa allein wegen der Ticketverkäufe (1,2 Millionen sind an sich nicht übel), sondern wegen der investierten Produktionskosten, die als Jubiläumsfilm und mit der Besetzung eher über denen von beispielsweise "Der Bucklige von Soho" lagen. Dass die Rialto dann mitten im Geschäftsjahr den Rotstift ansetzte und "Der Gorilla von Soho" mit einem Minimum an Einsatz realisierte, ist rein betriebswirtschaftlich verständlich, der Reihe an sich aber sicherlich nicht zuträglich gewesen.
    Dann einfach "Das Gesicht im Dunkeln" irgendwo aus den Ticketverkäufen herauszurechnen, hilft übrigens erst recht gar nicht, weil der Film ja dennoch Geld gekostet hat. Ich wage sogar zu behaupten, dass "Der Mann mit dem Glasauge" (komplett selbst finanziert) trotz 1,6 Millionen Zuschauern das schlechtere Geschäft für die Rialto war als "Das Gesicht im Dunkeln" (Rialto trug nur 30 Prozent der Produktionskosten), sonst hätte man dieses Prozedere sicherlich auch nicht bei "Nadel" und "Halbmond" wiederholt.

    Auch Rechnungen mit irgendwelchen AV Sales-Jahres-End-Charts ergeben in dem Kontext wenig Sinn. Was half es der Rialto, wenn sie beispielsweise im Jahr 1967 auf Platz 12 stand, aber eigentlich gar keiner in diesen "Charts" überhaupt noch nennenswerte Gewinne machte? Die deutsche Kinolandschaft allgemein lag am Boden.
    Das lässt sich vergleichen mit den heutigen Musikcharts. Wenn man mit extrem wenigen verkauften CDs schon in den Charts ist, kann man das schwerlich mit Charterfolgen in den 90ern vergleichen, wo Millionen dieser Datenträger über den Tresen gingen. Der Erfolg ist trotz selber "Chart-Position" nicht der selbe.

    Auch bei einer Analyse der Qualität würde ich nicht auf Jahres-Durchschnitte setzen und es komplexer angehen.
    Wenn man für jedes Jahr den Wallace mit der höchsten und den Wallace mit der niedrigsten durchschnittlichen Bewertung zu Rate zieht, ergibt sich wahrscheinlich an anderes Bild. Nämlich, dass die Zahl der Filme mit guten Bewertungen mit den Jahren abnahm. Für die frühen Jahre ziehen einzelne, eher unbeliebte Filme den Jahresdurchschnitt zwar nach unten, dafür gibt es aber in späteren Jahren kaum noch deutliche Ausschläge nach oben.
    Außerdem ist die IMDB eine internationale Datenbank, dementsprechend vorsichtig muss man auch allgemein mit den Wertungen sein. So aussagekräftig sie bei Hitchcock, Wilder und Co (aufgrund der hohen Anzahl der Menschen, die sie gesehen haben) durchaus sind, so wenig Aussagekraft haben die Bewertungen bei kleineren Filmen, die eher national Kultstatus haben. Entweder fallen die Bewertungen dann (bei relativ wenigen Stimmen!) viel zu hoch aus oder eben recht niedrig, weil vor allem im Ausland unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden.
    Dass beispielsweise "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" demnach der "beste Wallace-Film" aller Zeiten wäre, hattest Du ja schon selbst angemerkt.
    Warum "Der Hund von Blackwood Castle" bessere Wertungen hat als beispielsweise "Der Fälscher von London" hat dann doch eher simple Gründe. Während der anglo-amerikanische Raum mit großer Kriminalfilmtradition gesegnet war und daher "ernsten" (und von hiesigen Wallace-Fans durchaus hochgeschätzten!) Beiträgen wie "Der rote Kreis" oder "Der Fälscher von London" eher wenig abgewinnen kann (nach dem Motto "haben wir selbst schon besser gemacht"), sind gerade die Amerikaner große Fans von europäischem "Camp". Dort werden dann die "schrägen" Beiträge nach dem Motto "möglichst bunt, möglichst schrille Ideen, möglichst unfreiwillig komische Situationen" am meisten "gefeiert" und entsprechend gut bewertet.
    Soweit man Qualität irgendwo an "objektiven" Faktoren festmachen kann, lässt sich aus meiner Sicht durchaus eine Abnahme der selben feststellen. Woran? Während in früheren Wallace-Filmen jeder Film eigene aufwändige Bauten und Requisiten erhielt, drehte man in späteren Filmen immer wieder an den selben Orten, teilweise sogar an "umsonst" verfügbaren Locations wie Wendlandts eigenem Büro und markante Requisiten tauchen teils in direkt aufeinander folgenden Filmen prominent auf. Während es in frühen Filmen immer wieder andere Richtungen gab, neue Regisseure "getestet" wurden und neue Ensembles zusammengestellt wurden, lässt sich später durch "immer Vohrer auf dem Regiestuhl", Fuchsberger, Drache oder Tappert (wer gerade Zeit hat?) und dem Muster "Mordserie, extravagante Mordmethode, alles bunt" eine starke Formellastigkeit feststellen.

    Fazit: Die sinkenden Zuschauerzahlen sind definitiv der Grund für die Einstellung der Produktionen gewesen.
    Ob dann sinkende Zuschauerzahlen zu sinkender Qualität führten, die sinkende Qualität auch zurückgehende Ticketverkäufe bedingte und ob erfolgreiche andere Filme die Wallace-Produktionen aus dem Zeitplan der Rialto verdrängten ist dann sekundär.
    Dass die Rialto mit dem zeitgleich etablierten Konzept "günstige Jungschauspieler in einen Klassenraum stecken" die selben oder gar bessere Zuschauerzahlen erzielte, bei wesentlich geringeren Herstellungskosten, kam ja hinzu. Schließlich kann man rein arbeitszeittechnisch nur eine bestimmte Anzahl an Filmen gleichzeitig produzieren und fokussiert sich dann auf das, wo die Ratio Kosten zu Gewinn am besten ausfällt.

  • Zitat von rasira im Beitrag #8
    Zitat von TV-1967 im Beitrag #7
    Sehr verwunderlich! Parkstrasse 13 gibt es jetzt schon b. PIDAX als Restposten für 6,9O Euro. Das sagt eigentlich alles ...

    Ja, es ist wirklich schade, dass anscheinend nicht genug Kunden es wirklich wertschätzen, dass Pidax immer wieder absolute Raritäten ausgräbt, die darüber hinaus auch inhaltlich absolut überzeugend sind. Der physische Markt gibt allgemein einfach immer weniger her, dazu kommen noch die Bluray-Puristen, die grundsätzlich keine DVD kaufen (Form steht über dem Inhalt) oder die S/W-Ablehner. Es ist ein Jammer.
    Ich hoffe, dass Pidax noch einige Jahre durchhält und somit noch weitere TV-Glanzstücke veröffentlichen kann.

    Titel wie dieser hätten es aber ehrlich gesagt auch in den 2000ern, also als DVD noch das aktuellste Medium war, schwer gehabt, da damals erstmal der Markt mit der "ersten Reihe", sprich den Wallace-Filmen und Co gedeckt war.
    Und ja, der physische Markt ist mittlerweile fast tot, Fernsehspiele sind im Gegensatz zu Edgar Wallace- und Karl May-Kinofilmen aber auch nicht sehr dazu geeignet, sich alle 10 Jahre eine neue Generation von Zuschauern und Liebhabern zu erschließen.
    Ganz anders als bei Kinofilmen muss ich auch ehrlich gestehen, mir auch sehr gut gemachte Fernsehfilme nur einmal anzuschauen. Nur einige "Feel-Good"-Serien wie "Mit Schirm, Charme und Melone" oder die erste "Star Trek"-Serie habe ich physisch im Regal stehen, weil sie öfter wieder gesehen werden.
    Dass beispielsweise ich (so gut wie) nur noch Blu-Rays kaufe, liegt nicht an "Form über Inhalt", sondern dass meine "Sehzeit" dank Familie, Beruf und anderer Hobbys einfach begrenzt ist. Hitchcock, Bond, Wallace, Fellini, Tati, Werner Herzog und Co stehen gut genutzt als UHD oder Blu-Ray in meinem Regal, für Fernsehspiele in SD ohne großartige Extras oder ausführliche Booklets fehlt in der kleinen Mietwohnung mit Familie schlicht der Platz. Einmal irgendwo gucken reicht. Ich wäre glücklich, wenn ARD und ZDF ihre Archive endlich einmal nachhaltig digitalisieren und dann (meinetwegen unregelmäßig) die Mediatheken mal für 2-3 Wochen mit solchen Klassikern füllen. Lineare Wiederholungen im TV müssen es ja gar nicht unbedingt sein. Vieles, was Pidax und Co veröffentlichen, landet ja auch früher oder später bei Prime und Co. Ich hoffe, dass Pidax - sofern sie sich an Digitalisierung und Schaffung der Master beteiligt haben - auch hier ein Stück vom Kuchen verdienen.

  • Goldraub in London (1968)Datum25.03.2024 15:16
    Foren-Beitrag von Fabi88 im Thema Goldraub in London (1968)

    Der Film wird immer wieder gern als "Edgar Wallace"-Film missverstanden. Auch ich fiel 2008 darauf hinein, weil auf dem italienischen Filmplakat der Name "Edgar Wallace" dick drauf steht. Allerdings mit dem Hinweis "per gli appassionati di Edgar Wallace", also "für Fans von Edgar Wallace".
    Dass es später auch in Deutschland noch ein Edgar Wallace-Brettspiel gab, das den Titel "Goldraub in London" trägt, trug wohl dazu bei, dass bis heute TV Spielfilm und andere Filmzeitschriften -und Internetportale gern "nach Edgar Wallace" in ihre Kurzkritiken schreiben.

  • Licht und Schatten Mainstream TVDatum23.02.2024 13:26
    Foren-Beitrag von Fabi88 im Thema Licht und Schatten Mainstream TV

    Ein Nachtrag noch, weil ich diesen wichtigen Punkt noch gar nicht erwähnt hatte:
    Paramount+ hat im Zuge seiner Kostenregulierung und Anlaufschwierigkeiten des Streaming-Dienstes beschlossen erst einmal vor allem auf den Backkatalog und amerikanische Franchises ("Star Trek" und Co) zu setzen. In diesem Zuge werden sogar (bereits fertig produzierte!) Eigenproduktionen gar nicht erst selbst ausgewertet, andere schon auf dem Portal angelaufene Serien eben (wie hier an die ARD) ausgelagert.
    Interessant ist hier beispielsweise auch, dass die mit Spannung erwartete Mini-Serie "Zeit Verbrechen" mit der Oscar-nominierten Sandra Hüller und vielen weiteren namhaften Schauspielern wie Lars Eidinger und Lavinia Wilson, die aktuell auf der Berlinale Premiere feierte, noch gar keinen (neuen) Platz gefunden hat. Fest steht nur, dass Paramount+ sie wohl nicht auf dem eigenen Portal auswertet.
    In diesem Zusammenhang ist die Ausstrahlung von "Simon Becketts Die Chemie des Todes" in der ARD also etwas, was nur ins Bild passt.
    Überspitzt formuliert: Alles, was nicht "Star Trek", "Dexter", "Transformers" oder "South Park" ist, fliegt bei Paramount+ aus dem Programm, bzw. wird abgesetzt. Das ist keine Qualitätsfrage.

  • Licht und Schatten Mainstream TVDatum19.02.2024 11:27
    Foren-Beitrag von Fabi88 im Thema Licht und Schatten Mainstream TV

    Nun ja. Die Amis kennen nur Pay-TV und Streaming, da kämpfen wesentlich mehr Kanäle um die Gunst der Zuschauer als hierzulande und es gibt jedes Jahr eine riesige Fülle an neuen Serien. Sich dort durchzusetzen, ist nicht immer den qualitativ besten Serien vorbehalten, sondern oft denen, die am schrillsten sind, die größten Werbemaßnahmen hatten oder einfach genug Sex und Gewalt präsentieren.
    Anstatt nun ARD vorzuwerfen, man setze dem Publikum teuer eingekauft eine Serie vor, die im Heimatland gescheitert ist, könnte man sich die Mühe machen und zumindest die Serie für sich betrachten und beispielsweise Kritiken und Bewertungen anschauen.
    Die Serie wird nämlich gar nicht schlecht besprochen und kommt auch bei der Imdb immerhin auf solide 6.6 von 10, ist also kein "Kernschrott".
    Wenn man dann noch ins Feld führt, dass Paramount+ in Deutschland (im Vergleich zu den USA oder im Vergleich zu anderen Anbietern in Deutschland) kaum Kunden hat, die Serie dennoch bereits synchronisiert vorliegt und die Buchvorlage außerdem in Deutschland äußerst erfolgreich ist, dann hat die ARD hier wahrscheinlich für einen Spottpreis Sendezeit sinnvoll gefüllt mit etwas, was nicht eben wenig Leute interessiert.
    Die Produktion der Serie wurde im Vorfeld in der deutschen (Fach-)Presse durchaus gespannt begleitet und es gibt sicherlich viele Menschen, die sie sehen wollen und froh sind, dafür nun kein Paramount+-Abo abschließen zu müssen, auch wenn ich nicht dazu gehöre.
    Günstiger als teure Eigenproduktionen - denen dann an selber Stelle wieder vorgeworfen wird, dass sie "billig" aussehen oder Ähnliches- ist sie auf jeden Fall.
    Man darf ja auch nicht vergessen, dass eine amerikanische Serie für den Weltmarkt produziert wird und entsprechend hochwertig ist (selbst, wenn es dann nur für eine Staffel reicht), während deutsche Serien selten zusätzliche Einnahmen aus Auslandsverkäufen garantieren und sich komplett nur durch hiesige Zuschauerzahlen tragen müssen, entsprechend also immer (!) geringere Budgets haben.
    Da ist es mir lieber, man kauft auch einmal ("nach Gelegenheit") günstig ein (aus diversen Gründen, vielleicht zu Unrecht gescheitertes) Produkt ein, als nur die besten ausländischen Serien teuer einzukaufen, dann kein Geld mehr für hochwertige Eigenproduktionen zu haben oder gar Alles selbst zu produzieren, aber durch die Bank mit (zu) geringen Budgets...

  • Musste die angesprochene Collection erst einmal googeln. Hier der Link: https://www.pidax-film.de/Film-Klassiker...tion::2822.html
    Ist doch marketing-technisch Allles in Ordnung? Das sind alles Titel, die Pidax schon als Einzelveröffentlichung hatte und wahrscheinlich wurden die Rest-Scheiben nun einfach nochmal in eine Box gepackt.
    Sind Fernsehproduktionen und Zeug wie "Akasava", aber auch dafür gibt es doch sicherlich Interessenten...

  • Wallace & Blu-rayDatum05.01.2024 13:39
    Foren-Beitrag von Fabi88 im Thema Wallace & Blu-ray

    "Koffer" und "Phantom" wurden nicht, wie die anderen Filme der Reihe neu abgetastet. Daher auch kein "Förderprogramm"-Hinweis.
    Aber: Es gibt ja die Master von 2005, die zwar für die DVD-VÖ erstellt wurden, aber auflösungstechnisch für eine Blu Ray ausreichend wären - siehe "Wartezimmer zum Jenseits", wo man das damals für die DVD-VÖ in der Wallace-Collection erstellte Master nun noch einmal für die Blu-Ray in der Wallace-Gesamtbox genutzt hat.
    Wenn die 2005er-Master von "Koffer" und "Phantom" die Basis der ZDFneo-Ausstrahlung waren, dann war die Qualität mit Sicherheit besser als bei den DVDs, weil das Material dann nur in 720p anstatt 576i herunterkovertiert wurde.
    Falls es so sein sollte, dass die digitalen Master noch existieren und sogar für TV-Ausstrahlungen genutzt werden, gibt es definitiv keine sinnvollen Gründe dafür, dass diese beiden Filme nicht auf Blu-Ray erschienen sind.

  • Gut, dass ich gewartet habe!
    Aber nun ist die große Frage, ob man nicht einfach nochmal 1-2 Jahre wartet und dann mit einer neuen kompletten Karl May-Box in UHD "belohnt" wird?

  • Dass man sich noch weiterhin an den Stoff traut, wundert mich ein wenig.
    Gab es doch mit "Game Night", "Murder Mystery" (1 und 2) und vielen anderen nun in den letzten 5-6 Jahren viele "Päärchen stolpern in Kriminalfälle"-Filme, die teilweise starke Erinnerungen an die neckische Beziehung von Nick und Nora Charles weckten.
    Die Gefahr ist aus meiner Sicht groß, dass ein neuer "Der dünne Mann"-Film eher als Nachklapp dieser Filme wahrgenommen wird und weniger als Remake des "Originals".
    Außerhalb Amerikas waren die Filme ja entweder niemals Kult oder sind mittlerweile nur noch den älteren Semestern oder notorischen Retro-Fans ein Begriff. Die ursprünglichen Kinofilme hatten in Deutschland ja überhaupt erst ab 1969 im Fernsehen ihre Premieren. Die TV-Serie "Der dünne Mann" schaffte es entsprechend 1957-1958-1959 gar nicht erst ins deutsche Fernsehen.
    Um den Titel (für den Film selbst, bzw. erst recht eine neue Filmreihe) zu rechtfertigen, müsste man ja zwangsläufig einen "dünnen Mann" als zentrales Handlungselement finden oder den Dashiell Hammett-Roman noch einmal adaptieren und da habe ich so meine Zweifel, ob die Handlung modernisiert werden kann. Das Ganze in den 30ern spielen zu lassen, wäre ja ob der Existenz der Original-Filme erst recht überflüssig.
    Aber warten wir einmal ab. Margot Robbie könnte ich mir in der Rolle der Nora sehr gut vorstellen - aber nur, weil sie den Film möglicherweise produziert, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie vor der Kamera stehen wird. Man schaue sich die bisherigen Produktionen von LuckyChap einmal an: oft taucht sie selbst dort nicht einmal in Nebenrollen auf.
    Und falls das Ganze beispielsweise im Auftrag eines Streaming-Anbieters entsteht, wird es vielleicht noch nicht einmal eine wirklich namhafte Besetzung geben. Mir persönlich wäre das sogar am Liebsten: (relativ) unverbrauchte Gesichter, die man nicht schon mit markanten anderen Rollen verbindet.

  • Zu erwähnen wäre hier noch, dass Hans Brenner der Vater von Moritz Bleibtreu und die Hauptrolle in diesem Film quasi sein Durchbruch als Schauspieler war. In der Folge spielte er vor allem im TV und durfte nach einigen Nebenrollen in der Reihe sogar einmalig als "Tatort"-Ermittler ran - in dem eher ungewöhnlichen Spionagefilm "Pension Tosca oder Die Sterne lügen nicht" als Karl Scherrer, Kriminalhauptkommissar.
    Bekannt sein dürfte sein Gesicht aber vor allem aus dem RAF-Zweiteiler "Todesspiel" von 1997, in dem er Hanns Martin Schleyer verkörperte.

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