In der Komplettbox stecken die selben Scheiben wie in den Einzel-Editionen - also Alles das selbe! Wenn ich mich richtig erinnere gibt es bei "Die blaue Hand" zahlreiche Schärfeprobleme, die so leider schon im Negativ sind. Da war ein Objektiv defekt oder der Assistent lag häufig bei der Schärfe daneben oder oder oder. Das fiel bei der DVD aufgrund der allgemein niedrigen Auflösung nicht auf (simpel gesagt: die wirklich scharfen Einstellungen waren schon unschärfer, so dass die unscharfen nicht so unscharf wirkten). Da kann man mit digitalem Nachschärfen und ähnlichen Werkzeugen dran gehen, das macht es aber leider nicht besser, sondern eher schlimmer...
Zitat von Giacco im Beitrag #73Aber nichts für ungut. Wir sollten das jetzt auch nicht unnötig ausweiten.
Richtig, wir haben ja keinen Einblick in die Bücher. Aber ohne ihn in diese Schublade stecken zu wollen, haben ja auch einige heutige Comedians, Musiker oder Influencer eine hohe Popularität, kassieren für Kino-Auftritte aber längst nicht die Gagen, die gestandene Schauspieler aufrufen können. Aber das ist wirklich komplett egal. Wahrscheinlich hat Howland spätestens bei "Die weiße Spinne" und erst recht in den Karl May-Filmen recht gut verdient.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #3Letztes Jahr wurde zumindest die Tonspur von "The Second Stain", Cushings erster Folge, entdeckt.
Die Tonspur wurde entdeckt? Wird denn so was getrennt gelagert? Seltsam, na, da kenne ich mich auch nicht aus. Trotzdem, sich nur den Ton anzuhören, ist wohl eher was für totale Freaks...
Tonspuren sind häufig (auch) noch einzeln gelagert - schließlich werden früher (wie heute) Ton und Bild ohnehin auch am Set getrennt aufgezeichnet - das Bild auf 16mm, 35mm oder digitale Datei, der Ton auf Band oder mittlerweile ebenfalls digital. Erst im Schnitt oder gar bei der finalen Ausbelichtung wird beides dann zusammengeführt. Daher haben selbst bei Kinofilmen die Negative, die man in der Regel für Restaurationen und Digitalisierungen nutzt, selbst gar keinen Ton. Diesen holt man sich dann von den Tonspur-Master-Bändern (sofern sie noch existieren) oder zumindest von Zwischenpositiven oder anderen Quellen. Seperater Ton ist hierbei sogar der Glücksfall, weil qualitativ am meisten herauszuholen ist. Der Lichtton auf Filmkopien ist in den Frequenzen und der Dynamik arg beschränkt, bei einer MAZ ist das ebenfalls der Fall. Bei Fernsehserien ist es aus logistischen Gründen die Regel, dass es meist nur noch die Sende-MAZen gibt, auf denen dann natürlich Bild und Tonspur bereits kombiniert sind. Fernsehserien wurden als Konsum- und Wegwerfprodukt genutzt, die Sender, Synchronstudios und andere haben daher die Masterbänder oft nicht aufbewahrt, bzw. sahen keinen Sinn darin. Die Briten, bzw. die BBC ist dafür bekannt, viele, viele Serien und andere Sendung aus Kostengründen nicht aufbewahrt, sondern überspielt zu haben. Hier und da tauchen wie durch ein Wunder aber zumindest noch die Tonspuren auf - bei "Mit Schirm, Charme und Melone" (oder war es "Doctor Who"?) gab es meines Wissens sogar Rekonstruktionen mit Setfotos, Drehbuchseiten und verbliebenen Videoschnipseln sowie der Tonspur um diese Folgen zumindest in roher Form zugänglich zu machen. Wobei ich mir bei der "Sherlock Holmes"-Serie gar nicht sicher bin, ob diese nicht (wie ja auch hierzulande schon einige Durbridge-Mehrteiler) direkt auf MAZ (also Bild+Ton auf einem Band) aufgezeichnet wurden. Dann wäre eine Tonspur allein wirklich ein Kuriosum.
Wenn also wirklich nur die Tonspur da ist, ist das also erst einmal tatsächlich nur etwas für Freaks. Falls dann aber irgendwo noch Bildquellen auftauchen sollten (ich spinne einmal herum: beispielsweise eine MAZ mit der italienischen oder spanischen Synchronfassung), könnte man die Tonspur "drauflegen". Sogar eine Privatperson könnte mit der Videodatei und einem einfachen, kostenlosen Audiobearbeitungsprogramm wie Audacity aus dieser Tonspur eine deutsche Fassung erstellen. Ähnliches wurde beispielsweise auch bei "Vertigo" gemacht. Die ursprüngliche Kinosynchronisation gilt als verschollen oder fand möglicherweise auch aus rechtlichen Gründen nie den Weg auf DVD, Blu-Ray oder UHD, wurde aber vor ein paar Jahren von Privatpersonen von der Kinokopie eines Privatsammlers abgetastet und konnte so nun auch auf die Blu-Ray angepasst werden. Leider wurde sie auch nicht für die neue UHD genutzt, auch dort muss man sich also selbst behelfen.
Zitat von Giacco im Beitrag #69Chris Howland war damals in der Tat "ein großer Name" und ein Publikumsliebling und keineswegs nur "Radiomoderator mit ein paar Gesangsauftritten in Schlager-Schmonzetten." Seit Mitte der Fünfzigerjahre war er als Schauspieler (!) und als Sänger (Top-Ten-Notierung) erfolgreich. Ab 1961 war er Moderator der beliebten Fernsehshow "Musik aus Stdio B". Mit der Sendung "Vorsicht Kamera" (ab Juli 1961) brachte er einen Vorläufer von "Verstehen Sie Spass" ins Deutsche Fernsehen und sorgte damit für Top-Quoten. Brauner hat ihn also ganz sicher nicht "durch Zufall" entdeckt.
Das wollte ich nur mal richtig stellen, auch wenn ich auf seine Krimi-Auftritte gern hätte verzichten können. Besonders schlimm war er ja in "Der Henker von London".
Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Er war kein großer Name für die Leinwand. Die Auftritte als Schauspieler bestanden größenteils aus den von mir angesprochenen Gesangsauftritten, er war kein Gesicht, das die Leute in ernsten Rollen/Filmen sehen wollten (zu diesem Zeitpunkt). Zwar durfte er auch in Filmen mitspielen, sein Grund für die Mitwirkung war aber in der Regel eine oder mehrere Gesangsnummer(n). Bei den meisten Revuefilmen brachten Plattenfirmen und Produzenten ihre Zugpferde unter, so waren diese Produktionen für Filmproduzenten überhaupt nur lukrativ. Ich wollte darauf hinaus, dass Artur Brauner mit Chris Howland ein bekanntes Gesicht günstig einkaufen konnte, weil seine Gage für eine "normale" Rolle kaum horrend gewesen sein dürfte zur damaligen Zeit.
Die Wallace-Rechtelage in Deutschland und England scheint ja auch sonst eine schwierige Sache gewesen zu sein. Das britische Plakat zu der (ohnehin wohl seit dem Kinostart scheinbar verschollenen) britischen Fassung von "Das Geheimnis der gelben Narzissen" schreibt ja fast schon verschämt ganz klein am unteren Rand hinter den groß geschriebenen Drehbuchautoren "from the story by Edgar Wallace". Vielleicht wäre man bei offensiverer Werbung mit Merton-Park aneinander geraten? Auch beim "Verrätertor" war es später kaum anders. Andererseits warb Merton Park auf ihren Plakaten schon in der Kopfzeile recht offensiv mit "The latest Edgar Wallace mystery thriller!" - dort, wo in Deutschland ebenfalls der Name samt Goldmann-Cover prankte. Gut möglich, dass sich anders herum die Kinorechte der Rialto in Deutschland auch nicht ganz so einfach aushebeln ließen, wie Brauner anfangs dachte und er das Projekt lieber fallen ließ.
Zitat von Georg im Beitrag #6 Dazu hätte er theoretisch nicht einmal Leute einfliegen lassen müssen, denn Darsteller wie Albert Lieven oder Eric Pohlmann lebten ohnehin in London und waren auch in Merton-Park-Produktionen zu sehen.
Danke Georg, wichtiger Punkt . Lieven spricht ja gut Deutsch, Pohlmann, scheinbar auch.
So fand ja zumindest Alber Lieven seinen Weg in die Wallace-Reihe. Während Fuchsberger, Sesselmann und Kinski für die britische Fassung von "Das Geheimnis der gelben Narzissen" ausgetauscht wurden, konnten sich beide Partner scheinbar auf Albert Lieven einigen. Auch im späteren London-Wallace "Das Verrätertor" machte man sich seinen Wohnort wieder zu Nutze. Ein "pseudodeutscher" Wallace-Film mit britischen Schauspielern in den Hauptrollen und Leuten wie Lieven und Pohlmann in den Nebenrollen wäre aber wohl nicht zugkräftig genug für das hiesige Publikum gewesen. Man hätte zumindest Lex Barker, Joachim Fuchsberger, Heinz Drache oder notfalls Adrian Hoven oder ähnliche Kaliber nach England fliegen müssen für die Hauptrolle.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #66Handwerklich ist der Film einigermaßen okay. Richard Angst' Kameraarbeit ist aus meiner Sicht aber sogar schwach. Die teils "aus der Hüfte geschossenen" London-Bilder der Titelsequenz stammen offensichtlich aus irgendwelchen Drittquellen, sind vielleicht sogar 16mm-Dokumentarfilm-Material und sorgen für einen holprigen Einstieg.
Siehe Materialliste bei Filmportal.de: Dort kannst du eine Bestellliste für die London-Schnittbilder der CCC einsehen.
Danke für den Hinweis! Ich erinnere mich, dass ich letztens sogar noch drüber gestolpert bin! Aber holprig sind die Aufnahmen trotzdem... vielleicht ohne Drehgenehmigungen mit Handkamera innerhalb von 1-2 Tagen weggekurbelt.
Danke für die Infos! Weiß man denn, woran es schließlich gescheitert ist? Also an Brauner (weil er lieber weitere BEW-Filme und den "echten" Wallace "Fluch der gelben Schlange" drehte) oder Merton-Park?
Nun war bei mir auch einmal wieder "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" dran - ganz unchronologisch eingestreut, weil die Rialto-Sichtungsreihe Pause machen musste. Es war beinahe eine Erstsichtung, weil ich den Film meines Wissens nur ein einziges Mal in meiner Jugend gesehen habe. Im Großen und Ganzen hat sich bestätigt, wie ich den Film in Erinnerung hatte - Man merkt ihm deutlich seinen Charakter als "Versuchsballon" und schnelle Massenware für die Krimi-Welle an.
Artur Brauner konnte 1962 noch nicht wissen, wie lang die Rialto-Edgar Wallace-Reihe noch erfolgreich sein würde, die 1961er-Filme "Der Fälscher von London" und "Die seltsame Gräfin" hatten wieder weit unter 3 Millionen Zuschauer, der erste Wallace des Jahres 1962 "Das Rätsel der roten Orchidee" sackte gar auf 1,5 Millionen Zuschauer ab. Die "Bryan Edgar Wallace"-Rechte dürften nicht all zu teuer gewesen sein - wahrscheinlich hatte Wallace' Sohn nie damit gerechnet, dass jemand überhaupt einmal Geld für die Verfilmungsrechte seiner Romane zahlen würde und er stand finanziell wohl auch so auf recht gutem Fundament. Brauner ging hier (aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar) den risikoärmsten Weg: ein recht günstiges Drehbuch mit überschaubarer Anzahl an Locations, die sich größtenteils auf dem Firmeneigenen Produktionsgelände umsetzen ließen, ein erfahrener Regisseur, dessen letzte Großtaten schon viele Jahre her waren, die Verpflichtung ortsansässiger Schauspieler, die entweder ohnehin bei ihm unter Vertrag standen oder zumindest nicht wahnsinnig teuer waren usw. Gustav Kampendonk war wenig Krimi-Erfahren, schrieb jedoch zuvor schon das Drehbuch zu "Der Rächer", was vielleicht eine gewisse Nähe zu diesem Film erklärt, die ich bei der Sichtung verspürte.
Die "frischen Gesicher", die oft positiv erwähnt werden, waren wohl kaum so beabsichtigt. Durch die Rialto-Wallace-Reihe und die parallele Weinert-Wilton-Produktion "Der Teppich des Grauens" (ebenfalls von Constantin-Film) waren Schauspieler wie Joachim Fuchsberger allein schon zeitlich gebunden, andere Schauspieler der Rialto-Reihe wären zumindest wohl teurer gewesen als viele der Theater-Schauspieler, die man im "Koffer" sieht - sei es wegen der Gage, sei es, weil man sich um Flüge, Bahnreisen und Unterbringung hätte kümmern müssen. Wenn man sich anschaut, wer im selben Jahr bei Werner Klinglers Mabuse-Beitrag "Testament des Dr. Mabuse" vor der Kamera agierte, dann klingen Gert Fröbe, Charles Regnier, Walter Rilla, Wolfgang Preiss oder Harald Juhnke nach einer anderen Liga. Mit Ann Savo ist dort sogar ein bekanntes Gesicht aus dem Rialto-Wallace-Erfolg "Die toten Augen von London" dabei. Nur Senta Berger und Albert Bessler spielen auch beim "Koffer" mit - erstere war ohnehin damals CCC-Vertragsschauspielerin und Albert Bessler ja immer gern für Nebenrollen, auch in Rialto-(Berlin-)Wallace-Filmen gesehen. Ich meine mich da an eine Anekdote von Joachim Kramp zu erinnern, dass Bessler als Regisseur, Chefdramaturg und stellvertretender Intendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin die Freigabe seiner Schauspieler gern an die Bedingung koppelte selbst einen Auftritt im betreffenden Film zu erhalten. Im "Koffer" sind jedenfalls primär Berliner Schauspieler zu sehen, man könnte also durchaus unterstellen, Brauner bzw. Klingler besetzten Rollen vor allem nach der Devise "wer wohnt eh in Berlin oder gastiert gerade an einem hiesigen Theater?". Chris Howland beispielsweise haben wir heute allein wegen der Karl May-Filme als "großen Namen" im Kopf. Zum Zeitpunkt der "Koffer"-Produktion war er (nicht despektierlich gemeint!) ein Radiomoderator mit ein paar Gesang-Auftritten in Schlager-Schmonzetten. Eher durch Zufall "entdeckte" Brauner also hier seinen Eddi Arent-Konterpart, den schließlich sogar die Rialto für ihre Winnetou-Filme übernahm.
Inhaltlich macht sich beim "Koffer" stark bemerkbar, dass die Rialto-Wallace-Formel noch nicht etabliert war, auch die Epigonen also noch keine Schablone "übernehmen" konnten. Serienmorde, ein junger Ermittler und eine bedrohte Schönheit sind die (auch später bei der Rialto noch zu findenden) Klischee-Bestandteile. Andere Elemente, die man vermeintlich aus den Rialto-Filmen entnahm, spielten dort später eher keine Rolle mehr. So gibt es hier mit Humphrey Curtis einen Amerikaner, den es nach London verschlagen hat (so wie bei "Das Geheimnis der gelben Narzissen"). Auch Drogen spielten zwar auch in "Das Geheimnis der gelben Narzissen" eine große Rolle, stellten sich aber (zumindest bis in die späten 60er) in der Folge nicht als zentrales Rialto-Wallace-Thema heraus. Auch hieraus entsteht eine gewisse Eigenständigkeit der "Koffer", die aber wenn man gemein sein will, nur auf der Übernahme der "falschen Elemente" aus der Rialto-Wallace-Reihe basiert.
Handwerklich ist der Film einigermaßen okay. Richard Angst' Kameraarbeit ist aus meiner Sicht aber sogar schwach. Die teils "aus der Hüfte geschossenen" London-Bilder der Titelsequenz stammen offensichtlich aus irgendwelchen Drittquellen, sind vielleicht sogar 16mm-Dokumentarfilm-Material und sorgen für einen holprigen Einstieg. In der Folge gibt es jedoch vielerorts Alles andere als gut geleuchtete Einstellungen, die oft sogar nicht kongruent in der Lichtstimmung sind und deutlich auf einen engen Drehplan und überschaubare technische Ausstattung schließen lassen. Naturgemäß sind die Atelier-Aufnahmen besser gestaltet. Zumindest auf dem Papier hatten parallele Rialto-Wallace-Filme wie "Die Tür mit den sieben Schlössern" oder "Das Rätsel der roten Orchidee" nicht mehr Drehzeit, wirken jedoch auch in ihren Außenaufnahmen wesentlich sauberer und einfallsreicher gestaltet. Perspektivisch sind schon beim ersten Mord vor dem Hotel einige Dinge nicht stimmig - die Wand, hinter der der Messerwerfer sich verbirgt und von wo er das Messer wirft und später Chris Howland daher kommt, steht nicht wirklich in stimmiger Beziehung zum Eingang des Hotels - Wurfbahn des Messers und Fußweg Howlands zum Tatort fand zumindest ich in Punkto Richtung und erzählter Entfernung sehr verwirrend bis fragwürdig. Die Breite des Fußgängerwegs variiert in der ganzen Sequenz auch fröhlich, was auf unterschiedliche Drehorte hinweist. Dass Joachim Hansen nach Amerika fliegt um eine Auskunft zu erhalten, die so ähnlich auch telefonisch oder telegrafisch eingeholt hätte werden können, bietet nur die Gelegenheit eine tatsächlich ganz nett ausgestaltete FBI-Büro-Szene einzustreuen.
Joachim Hansens Ermittler ist anfangs ganz getreu dem Fuchsberger-Typus nachempfunden und darf ähnlich forsch bis grenzüberschreitend ans Werk gehen, wie Blacky beispielsweise in "Die seltsame Gräfin". Dass er Senta Berger quasi mit seiner dienstlichen Funktion zum gemeinsamen Restaurantbesuch zwingen will, bzw. es schließlich auch mit Erfolg tut, ist wohl nicht nur aus heutiger Sicht etwas fragwürdig. Dass er ihr bei diesem ersten "privaten" Treffen in einem Nebensatz eröffnet, sie sei seine künftige Ehefrau, wurde früher vielleicht mal als "charmant" verklärt. Dafür kann Joachim Hansen jedoch wenig, das ist einfach schlecht, bzw. sehr altbacken/naiv geschrieben. Ähnliche Probleme finden sich ja auch schon in "Der Rächer", wo das Filmsetting absolut lachhaft ist und der Diener Bhag heute auch ein eher peinlich berührtes Gefühl beim Zuschauer hervorruft. Schade ist, dass Hansen dann irgendwann komplett farblos agiert, weil ihm das Drehbuch Nichts mehr an die Hand gibt. Leonard Steckel funktioniert sehr gut als dubioser Arzt, den Schlossherr spielt er gar nicht so übel, es fehlt eher an dramaturgischer Einbindung. Warum wird das Doppelspiel nicht viel früher etabliert? Dass der Arzt eigentlich ein reicher Schlossbesitzer ist, ist eine der Wendungen, die einen Krimifan, der miträtseln will, eher beleidigen als erfreuen. Senta Bergers Figur erinnerte mich in der Rollenanlage stark an die von Marissa Mell in "Das Rätsel der roten Orchidee" - ähnlich taff und selbstbewusst und ganz nebenbei wie Marissa Mell mit Adrian Hoven hat auch Senta Berger mit Joachim Hansen einen Gegenpart erhalten, der es in Punkto Charisma nicht mit ihr aufnehmen kann und die Beschützerrolle daher nicht glaubhaft ausfüllt, aber das kann auch nur meine Wahrnehmung sein. Hans Reiser spielt die zwielichtige Figur des Humphrey Curtis recht überzeugend, wenn auch recht früh klar wird, dass er nicht der ist, für den er sich ausgibt.
Unter dem Strich bleibt ein Film, der optisch, dramaturgisch, handwerklich deutlich schwächer als die Rialto-Filme daher kommt, mit seinen 85 Minuten aber zumindest recht kurzweilig ist und durch die unverbrauchten Gesichter ein wenig Abwechslung bietet. Erfolgreich genug scheint er gewesen zu sein, dass Brauner Hans Reiser erneut und Wallace-Recken Reinl, Dor und andere für den Nachfolger verpflichtete und dort scheinbar auch mehr Budget freigab. Chris Howland wurde einstweilen von der Constantin-Film für den zweiten Weinert-Wilton-Krimi "abgeworben" um auch dort als Eddi Arent-Ersatz zu fungieren.
Zitat von Georg im Beitrag #4Ein überraschend flüssig geschriebener, spannender und packend geschriebener Roman, den ich, obwohl seit 30 Jahren im Regal, erst jetzt gelesen habe. Einer der besten, die ich von Wallace gelesen habe. Inhaltlich wegen der vielen Szenen in Höhlen wäre er filmisch schwer umzusetzen gewesen. Das Szenarium von Brian Clemens zu dem 1962er-Film, den die CCC in Coproduktion mit Merton Park plante, hat auch einen völlig anderen Inhalt.
Vielleicht bin ich der einzige, aber von einem solchen Projekt hatte ich noch nie gehört! Es hieß doch auch immer, die CCC-Film hätte die Rechte an "Der Fluch der gelben Schlange" erworben, bevor die Rialto quasi sämtliche Exklusivrechte kaufte. War "John Flack" einer der Titel (wie "Der Rächer") die trotzdem irgendwie noch übrig blieben oder hatte Brauner da als Trick geplant, mit Merton-Park als Partner und offiziell britischer Produktion die deutsche Rechtslage zu umgehen, bzw. auszuhebeln? 1963 sah Brauner sich dann ja "leider" dazu gezwungen, bei "Der Würger von Schloss Blackmoor" nicht nur Reinl, Kalinke, Dor, Eppler, Bessler und Nielsen für das richtige Flair zu verpflichten, sondern auf dem Filmplakat einen an die Goldmann-Romane erinnernden roten Kasten zu platzieren und Bryan Edgar Wallace mit "B. Edgar Wallace" abzukürzen.
Das vermischt aber ja ganz viele Dinge. Auf der Berlinale treffen sich internationale Filmschaffende, um beispielsweise über europäische Co-Produktionen zu verhandeln. Auch Buchrechte gehen dort über den Tisch oder Heimkino-Labels haben dort Treffen mit Rechteinhabern - es wird also beispielsweise auch über Veröffentlichungen alter Filme gesprochen. Und das öffentlichkeitswirksame Programm ist rein (Kino-)Film-orientiert. Das hat mit Fernsehspielen und Sendeplätzen im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen also 0,0 zu tun.
Für das, was Du ansprichst, hat man 1991 die Cologne Conference ins Leben gerufen, die mittlerweile aber auch in "Film Festival Cologne" umbenannt wurde. Dort ging es anfangs primär um TV-Formate, heutzutage auch viel um Streaming, bzw. internationale Kinostars werden auch dort mittlerweile gern eingeladen und Kinofilme gezeigt.
Zitat von Havi17 im Beitrag #111 Ein Begriff für hochwertige Filme oder Reihen die an einem bestimmten Sendeplatz hier Freitagabend ARD hohe Einschaltquoten beschert hat und ohne viel zu investieren mit billigen Nachfolgefilmen gefüllt wird.
Klingt vielleicht komisch, aber ein "seichter" TV-Film ist ebenso teuer (oder billig?) wie ein anspruchsvoller. Wir sind hier wieder beim Ur-Thema Drehbuch. Wenn niemand für gute Drehbücher zahlt, gibt es auch keine. Da kann der Anspruch eines Senders noch so hoch sein. Es gibt schlichtweg keinen Nachwuchs mehr im Drehbuch-Bereich. Selbst an meiner ehemaligen Filmhochschule wurde der Studiengang "Drehbuch" nach einem Testballon wieder eingestellt, weil es nur drei Absolventen gab. Und Du und ich argumentieren mit Qualität, der Sender mit Quote. Wenn der seichte Film viel eingeschaltet wurde, hat der Sender aus seiner Sicht Alles richtig gemacht.
Zitat von Havi17 im Beitrag #111 Drehbuchautorin Judith Westermann, 29 durfte mal bei einen Fernsehfilm auch Regie führen. Studium an der HFF und Universidad del Cine in Buenos Aires/Telenovelas Erfahrungen: Seit 2012 ein Kurzfilm, Drehbücher, Streaming Drehbuch
Aus diesem Teil werde ich nicht ganz schlau. Soll das ein Hinweis auf mangelnde Qualifikation sein? Aus den bekannten Gründen (Kino ist utopisch, Streaming setzt nur auf bekannte Pferde) finde ich es gut und richtig, wenn wenigstens noch Fernsehsender Nachwuchskräfte auf den Regiestuhl setzen. Frau Westermann hat den Sender scheinbar mit ihren beiden eigenen Regiearbeiten 2012 und 2017 davon überzeugt, dass sie Regie führen kann und in den Jahren vor 2020 jedes Jahr einen TV-Film geschrieben. Das kann man Alles als "Klüngel" bezeichnen, aber großartig anders kann man es kaum machen. Natürlich kann man Sönke Wortmann oder Leander Haußmann sämtliche Filme drehen lassen, aber nur gestandene Regisseure und Regisseurinnen vom Streaming abwerben oder von den Privatsendern geht nicht. Man muss schon auch durchlässig sein für Hochschulabsolventen oder Leute, die bisher "nur" Kurzfilme vorzuweisen haben. Und man unterschätze nicht die Arbeit von Drehbuchautoren! Es ist keinesfalls so, dass die Autoren im stillen Kämmerlein ihr Buch schreiben und dann verkaufen, in der Regel sind sie während der Produktion noch eingebunden für Fragen und Änderungen. Wenn da die Zusammenarbeit also über drei Jahre schon gut funktioniert hat und Frau Westermann noch ein erfolgreiches Regiestudium sowie zwei auf dem freien Markt entstandene Kurzfilme unter eigener Regie vorweisen konnte, ist an dem Schritt doch Nichts auszusetzen? Anders war es beispielsweise bei Wolfgang Petersen doch auch nicht? Er hat Film studiert, Kurzfilme gedreht, hier und da Theaterstücke inszeniert und wurde dann quasi direkt vor der Haustür vom NDR für ein paar "Tatorte" engagiert.
Zitat von Havi17 im Beitrag #111 Besetzung Leo Reisinger, bekannt aus "Toni, männlich Hebamme" auf diesem Sendeplatz Inez Bjørg David aus der der Seifenoper (so Wikipedia) "Verbotene Liebe" Benedikt Zimmermann, zuvor drei Filme/Serienfolgen. Elena Uhlig aus Traumschiff, Soko, Wanderhure und weiteren "Filmen"
Wo ist da der Unterschied zu früher? Man besetzt Schauspieler, die man aus schmalzigen Romanzen kennt für eine schmalzige Romanze? Na nu! War es Zufall, dass Heinz Drache in "Der Rächer" zu sehen war und in Durbridges "Das Halstuch" und danach auch als Ermittler in den Rialto-Wallace-Filmen zu sehen war? War es eine mutige Wahl für die Produzenten Joachim Fuchsberger und Eddi Arent in einem Film wie "Feuer frei auf Frankie" zu besetzen oder dachte man sich, das Zielpublikum damit zu treffen?
Zitat von Havi17 im Beitrag #111 Nach 14 Minuten musste ich, weil einfach zuu flach, abschalten.
Ja, also ein schwacher TV-Film. Ich würde (ohne ihn gesehen zu haben) auf schwaches, anspruchsloses Drehbuch und mangelnde Ambitionen tippen. Wieso greifst Du einen Film von 2020 heraus? Wenn ich mir einen beliebigen TV-Film von 1974 rausgreife, ist die Chance hoch, dass ich den auch keine 14 Minuten aushalte. Wenn ich "Romanze" lese + die von Dir genannte Besetzung würde ich ohnehin nicht einschalten.
Zitat von Havi17 im Beitrag #111 Man hat sich zurecht einen guten Sendeplatz zur Primetime erschaffen und so sieht dann wohl die Zukunft aus : Sendeplatzverwertung.
Den Sendeplatz hat sich das Publikum geschaffen. Aus Sicht des TV-Senders (der ja Analysen rauf und runter macht) scheinen Freitags seichte Romanzen am besten zu laufen. Die Leute kommen aus einer anstrengenden Arbeitswoche und wollen anspruchslos unterhalten werden, viele Männer schauen parallel das Top-Spiel der Bundesliga - voilá.
Zitat von Havi17 im Beitrag #111 So spielt man Streaming weiter in die Hände
Streaming gibt's auch beim Öffentlich-Rechtlichen. Wenn ich suchen würde, würde ich jede Woche in der Mediathek einen Fernsehfilm finden, den ich wohl sehen könnte. Will, bzw. kann ich aber nicht. Zeitmangel und Priorität auf Kinofilme. Ich finde es eine etwas vermessene Anspruchshaltung im linearen Fernsehen zu jeder Sendezeit und auf jedem Sendeplatz etwas zu erwarten, was einem zu 100 Prozent gefällt. Dann ist man nämlich wirklich beim Streaming besser aufgehoben...
Das lässt sich ja im Grunde auf jedes Branchentreffen beziehen - sei es die "Grüne Woche" der Landwirtschaft, die "Dach+Holz" und Co. Eine Branche feiert sich selbst und verkauft sich nach außen so gut wie möglich. Und die Treffen im Hintergrund (eigentlich der zentrale Pfeiler, nur eben nicht sehr öffentlichkeitswirksam) bei Festivals finden primär zwischen Produzenten, Verleihern, Autoren und Co statt. Schauspieler sind primär da um dem Ganzen nach Außen etwas Glamour zu verleihen und es attraktiver für ein "normales" Publikum zu machen - denn: Die Berlinale ist ein Publikumsfestival, so dass man für Otto Normal natürlich auch Stars wie Clooney und Co da hin karren muss. Und ohne ihm zu nahe treten zu wollen: internationale Co-Produktionen und Autorenfilme sind auch nicht sein Terrain. Rollen für Vorabendserien werden nicht auf Filmfestivals vergeben - da hat er Recht.
Dass Rainer Brandt hier Ken Clark spricht, ist mir damals gar nicht aufgefallen - wahrscheinlich war ich da schon eingeschlafen. Der Pallas-Verleih entschied sich nach dem finanziellen Erfolg die beiden Dick Malloy-Filme "Vollmacht für Jack Clifton" und "Operation Bloody Mary" ebenfalls als Jack Clifton-Filme zu vermarkten. Das führte wiederum zu der Obskurität, dass Jack Clifton im eigentlichen dritten Teil dieser Reihe "Im Netz der goldenen Spinne" aufgrund des Verleihs beim Gloria-Filmverleih dann plötzlich auch bei uns doch Dick Maloy hieß.
Das US-Label Vinegar Dsynchrome hat den Film vor einem halben Jahr sogar als 4K-UHD-Scheibe auf den Markt gebracht - limitiert auf 6000 Exemplare. Das deutsche Label Anolis hat das restaurierte Master lizensiert, eine Synchronisation anfertigen lassen und wird den Film in seiner Reihe "Das Vermächtnis der Galerie des Grauens" auf DVD und Blu-Ray veröffentlichen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Die Sex-Elemente im "Buckligen" und "Gorilla" sind natürlich auch schon Zeitgeist, aber kaum zentrale Handlungs-Elemente
Der Mädchenhandel und die Szenen im "Mekka" sind für die Handlung des "Buckligen" schon relativ zentral, im "Gorilla" spielen mehrere für die Handlungen wichtigen Szenen im Sexclub/Bordell, außerdem gabelt Sir Arthur dort eine Dame auf, die im Laufe der Handlung zum penetranten Running Gag wird.
Mädchenhandel war auch 1965 in "Der unheimliche Mönch" und auch am Rande in "Der Hexer" ein Thema. Im Gorilla spielen zwar viele Szenen im Bordell, sie könnten aber (siehe Original) ohne Handlungs-Verluste auch woanders spielen. Auch der Running Gag ist nicht Handlungs-entscheidend.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Heinz Funks Arbeit für "Die toten Augen von London" klang in meinen Ohren schon sehr anders als seine vorigen Arbeiten für die Wallace-Reihe.
Für mich klingen seine drei Filmmusiken für die Reihe schon sehr ähnlich, gerade in den "gruseligen" Momenten.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #28Da die Produktionen sich ja immer überlappten, konnte Vohrer wohl auch kaum Thomas' Arbeit zu "Das Rätsel der roten Orchidee" gekannt, sondern bei den Dreharbeiten noch andere Musik (eben Heinz Funk-mäßig) im Kopf gehabt haben.
Ich meinte jetzt auch gar nicht, dass Vohrer großen Einfluss auf die Arbeit seines Komponisten genommen hätte (gab es das bei dieser Reihe eigentlich?), sondern einfach, dass Thomas allmählich einen Stil im Bereich Krimi-Musik entwickelte, der zwar besonders gut mit Vohrer immer stärkeren "skurrilen" Elementen und der Geisterbahn-Atmosphäre harmonierte, aber eben auch zum Zuge kam, wenn es um Filme anderer Regisseure ging.
Die Filmmusik und ihr Einsatz fallen in der Regel auch in die Arbeit des Regisseurs. Produzenten können da Vorgaben machen/Wünsche äußern, aber selbst bei Wallace dürfte es eher eine Zusammenarbeit zwischen Regisseuren und Komponisten gewesen sein. Dass Peter Thomas bei der "Orchidee" teilweise alle zwei Sekunden die Tonart wechselt und das nächste Volkslied einfließen lässt, ist sicherlich (mindestens zu Teilen) auf Ashleys Mist gewachsen. Man muss ja konstatieren, dass sich die Musik der Reihe schon mit Martin Böttcher Richtung Geisterbahnmusik entwickelte (siehe "Gasthaus an der Themse"). Da gab Peter Thomas noch etwas mehr Gas, das ist richtig. Für die Entwicklung seines späteren Stils dürften auch die Cotton-Filme und andere Produktionen einen Beitrag geleistet haben.
Zitat von Savini im Beitrag #27Das würde ich allerdings noch stärker in Bezug auf "Hand" und "Hund" sagen, die stark auf neblige Moorszenen, Schlösser voller Spinnweben und finstere Anstalten/Geheimgänge setzen. Beim "Buckligen" oder "Gorilla" gab es stärkere Anbiederungen an den Zeitgeist durch (aus heutiger Sicht natürlich verkrampft wirkende) Sex-Elemente (die Stripperin in der "Hand" erscheint in diesem Kontext lässlich), beim "Petschenmönch" gab es ein Geheimversteck im Stile von James Bond und beim "Unheimlichen" Bezüge zum "Swinging London" (Hand" und "Hund" kamen ganz ohne London-Aufnahmen aus).
Mir ging es hier ja nur um die Abgrenzung von "Glasauge" und "Gesicht" vom "Banne" und "Gorilla" im Gegensatz zur Abgrenzung von "Gesicht" von "Glasauge" und "Gorilla". Die Sex-Elemente im "Buckligen" und "Gorilla" sind natürlich auch schon Zeitgeist, aber kaum zentrale Handlungs-Elemente, deswegen schrieb ich ja "mit wenig Änderungen auch Schwarz-weiß-Filme so um 1963-65".
Bei Peter Thomas würde ich übrigens eher vermuten, dass er bei der "Gräfin" noch nicht so viel künstlerische Freiheit hatte und die gewollte Annäherung an alte UFA-Zeiten in Studio, Regie und Besetzung einen zu modernen Soundtrack quasi ausschloss. Heinz Funks Arbeit für "Die toten Augen von London" klang in meinen Ohren schon sehr anders als seine vorigen Arbeiten für die Wallace-Reihe. Gut möglich, dass Vohrer da relativ eng mit ihm zusammen gearbeitet hatte und auch "Die Tür" eigentlich wieder gern mit ihm gemacht hätte. So blieb ihm nur übrig, Thomas zumindest zu einem ähnlichen Stil zu bewegen. Da die Produktionen sich ja immer überlappten, konnte Vohrer wohl auch kaum Thomas' Arbeit zu "Das Rätsel der roten Orchidee" gekannt, sondern bei den Dreharbeiten noch andere Musik (eben Heinz Funk-mäßig) im Kopf gehabt haben. Bei "Das Gasthaus an der Themse" ließ Vohrer dann ja Martin Böttcher bereits einen Soundtrack komponieren, der mit seinem Swing, den "Yeah"-Rufen, Hilfeschreien und Polizeipfeifen vom Laien beinahe für eine Peter Thomas-Arbeit gehalten werden könnte. Nach dem Weinert-Wilton-Film "Die weiße Spinne" durfte Thomas dann ja beim folgenden "Der Zinker" auch endlich in diesem Stile unter Vohrer arbeiten.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #26Die "Tür" wirkt auf mich gerade nach der frischen Sichtung quasi wie eine (leider schwächere) Wiederholung des "Toten Augen"-Konzepts - der aber ja in der vorigen Phase verordnet wird und der einzige Unterschied ist quasi, dass man bei der "Tür" das Muster eines vorigen Erfolgs bewusst wiederholte - das ließe sich aber ähnlich auch für "Die Bande des Schreckens" sagen, der sich an "Der Frosch mit der Maske" orientierte.
Gemeinsamkeiten zwischen "Augen" und "Tür" sehe ich in erster Linie inhaltlich, da es in beiden Filmen ein willenloses, gorillaähnliches und kaum sprechendes Faktotum gibt, dass sogar vom selben Schauspieler verkörpert wird; auch zwischen Judd und Havelock gibt es einige Parallelen. Aber das war in beiden Fällen schon durch die Romanvorlage bedingt und weniger durch den Regisseur.
Ich sehe vor allem Gemeinsamkeiten in der Ästhetik, der Mischung aus Grusel und Humor, der Inszenierung, der Art des Musikeinsatzes und mehr. Dass Auch Berber wieder auftaucht und es vielleicht inhaltliche Parallelen gibt, hatte ich dabei nicht im Blick...
Mich würde wirklich interessieren, ob die Constantin oder Wendlandt am Ende der "unbewegliche" Faktor war. Also ob die Constantin die Reißleine zog (egal, welche Vorschläge Wendlandt zur Rettung noch vorgebracht hätte) oder ob Wendlandt schlicht der Mut/die Risikobereitschaft für junge Regisseure und unbekannte Gesichter fehlte, bzw. er überhaupt die Macht besaß, selbst so starke Änderungen vorzunehmen. Die maßgebliche Rolle der Constantin-Film bei der Wallace-Reihe ist ja bei Joachim Kramp und anderen fundiert nachzulesen. Harald Reinl stand ja tatsächlich bei der Constantin unter Vertrag und war daher deren erste Wahl neue Reihen (unter diversen Produzenten) zu etablieren oder strauchelnde Reihen zu retten. So wurde Reinl wohl der Rialto-Film schon bei "Der Frosch mit der Maske" quasi vorgesetzt, übernahm bei der CCC-Film nach Langs Ausstieg die Regie der nächsten zwei Mabuse-Filme, durfte dann die ersten beiden Weinert-Wilton-Filme drehen, die Winnetou-Reihe starten und fand zwischen all diesen Aufgaben leider nur noch für den Wallace-Beitrag "Der unheimliche Mönch" die Zeit. Möglicherweise war auch hier der Grund bereits, dass die Constantin-Film sich nach den stark zurückgehenden Zuschauerzahlen bei "Das Verrätertor" und "Neues vom Hexer" Sorgen um die Wallace-Reihe machte und daher noch einmal auf Harald Reinl bestand? Die Constantin versuchte es dann 1967 ja noch mit einer Edgar Allan Poe-Reihe - "Die Schlangengrube und das Pendel" wurde natürlich wieder von Reinl inszeniert. Wie bereits geschrieben, wäre Harald Reinl dann jedoch wieder für den Jubiläums-Wallace "Der Hund von Blackwood Castle" vorgesehen gewesen - die Zuschauerzahlen pendelten sich mittlerweile bei 1,6-1,8 Millionen Zuschauern ein, die Ausreißer im ~3-Millionen-Bereich blieben aus. Im Rückblick ist es schade, dass Reinl diesen Film nicht inszenierte und wer weiß, ob es der Reihe nochmals einen ähnlichen Impuls hätte geben können wie "Der unheimliche Mönch"? Die Constantin hielt es zu diesem Zeitpunkt aber scheinbar für wichtiger, Reinl in der Jerry Cotton-Reihe einzusetzen, als ihn die Wallace-Reihe "retten" zu lassen. Anschließend fokussierte man sich bei der Constantin auf die "Lümmel von der ersten Bank"-Reihe, die scheinbar lukrativer war und so auch für Reinl ein Betätigungsfeld wurde. 1970 war es dann zu spät und die Wallace-Reihe bereits auf Eis gelegt.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Da ich ja aktuell wieder in der chronologischen Sichtung stecke und mittlerweile mit Film 9 durch bin, stelle ich wieder fest, dass die Reihe lange Zeit gerade inhaltlich und gestalterisch sehr "fluid" war.
Gerade am Anfang hat man ja absichtlich Reinl und Roland im Wechsel eingesetzt, um eben beim Stil Abwechslung zu haben. Und laut Wikipedia wurde Regisseure wie Àkos von Ráthonyi, Josef von Báky oder Helmuth Ashley bewusst eingesetzt, um neue Akzente in der Serie zu setzen.
"Bewusste Akzente setzen" ist da aber wohl eher eine nachträgliche Beschönigung dafür, dass Reinl und Roland teilweise einfach andere Verpflichtungen hatten und man zur Umbesetzung auf dem Regiestuhl gezwungen war. Reinl stand bei der Constantin unter Vertrag und wurde von dieser Anfang der 60er auch mit Mabuse und Weinert-Wilton betraut und drehte dann auch noch die Karl May-Filme für die Rialto, so dass er nicht wie ursprünglich geplant für jeden zweiten Wallace-Film zur Verfügung stehen konnte. Mit Jürgen Roland klappte die Zusammenarbeit letztendlich nicht so gut wie erhofft, so dass er schließlich ganz ausschied. Àkos von Ráthonyi wäre außerhalb des seltsamen britischen Co-Produktions-Konstrukts wohl niemals zum Zuge gekommen (der Film war ja unter der Regie von Harald Reinl geplant) und auch Josef von Báky dürfte gewählt worden sein, weil Reinl und Roland (der dann witzigerweise doch den Film zu Ende drehte) zeitlich nicht konnten und er einfach in den altehrwürdigen UFA-Studios und zu einem Cast mit Lil Dagover, Marianne Hoppe, Fritz Rasp und Co am ehesten passte. Helmut Ashley war nach "Das schwarze Schaf" und "Mörderspiel" eine logische Wahl für die Stelle, als Jürgen Roland nicht mehr zur Verfügung stand, konnte sich aber nicht als fester Widerpart zu Reinl etablieren. Ich will damit sagen, dass sich mit den Regisseuren keine Einteilung machen lässt, weil eigentlich für jeden der ersten 9 Filme Reinl und Roland geplant waren und es dann erzwungene Abweichungen gab - im Falle von Alfred Vohrer natürlich ein absoluter Glücksgriff.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23man bekäme je nach Aspekt diverse Phasen-Einteilungen hin, die sich aber kaum übereinander legen ließen um etwas halbwegs Allgemeingültiges zu finden.
Genau dies macht meiner Meinung nach den von Savini erwähnten Wechsel (auf den ich mich dann ja auch korrigiert habe) von "Orchidee" auf "Tür" aus: Die vielen Aspekte. "Tür" hat wie gehabt Kinski und Arent, dazu erstmals Sir John, die Schüsse und den Stammregisseur Vohrer, den Stammkomponisten Thomas und den einen Ermittler (Heinz Drache) alle zusammen in einem Film. In der "Orchidee" direkt davor sah das noch ganz anders aus. In den Filmen davor waren von den verschiedenen bekannten Aspekten bzw. Merkmalen der Serie noch nicht so viele in einem Film zusammen.
Das ist das Fluide, was ich meinte: "Die toten Augen von London" hat eigentlich schon Alles, was Du ansprichst: Kinski und Arent (sogar Fuchsberger!), Sir John, wenn auch noch von Franz Schafheitlin gespielt, anstatt von Schüssen immerhin schon rote Blutflecken und Vohrer auf dem Regiestuhl - Peter Thomas zwar nicht, dessen Arbeit zur "Tür" finde ich aber auch diskussionswürdig und komme gleich dazu... Die "Tür" wirkt auf mich gerade nach der frischen Sichtung quasi wie eine (leider schwächere) Wiederholung des "Toten Augen"-Konzepts - der aber ja in der vorigen Phase verordnet wird und der einzige Unterschied ist quasi, dass man bei der "Tür" das Muster eines vorigen Erfolgs bewusst wiederholte - das ließe sich aber ähnlich auch für "Die Bande des Schreckens" sagen, der sich an "Der Frosch mit der Maske" orientierte. Nun noch zu Peter Thomas: Dieser lieferte für "Die seltsame Gräfin" einen Score, der eher an Willy Mattes' frühere Arbeiten erinnert. Bei "Das Rätsel der roten Orchidee" swingt es zwar schon gelegentlich und es gibt ironische Bläsereinsätze, bei der "Tür" klang er dann jedoch plötzlich komplett nach Heinz Funk und dessen Arbeit bei den "Augen". Da anschließend erst einmal Martin Böttcher für das "Gasthaus" zuständig war, bekam das Publikum den wirklich typischen Peter Thomas also sogar erst mit "Der Zinker", also Film 12! Was macht das mit den Phasen?
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Danach nahm man mehr oder weniger die erfolgreichsten Aspekte dieser Filme zusammen und legte sich daraus die Formel zurecht, die man heute mit Wallace verbindet.
Genau, eben die Filme mit den typischen Merkmalen, für die die Serie heute in erster Linie bekannt ist.
Damit wären wir aber eigentlich wieder bei meiner groben Einteilung: Frosch bis Orchidee als "Findungsphase", Tür bis Gorilla als "Formelphase" (alle im Grunde basierend auf dem "toten Augen"-Rezept, aber trotzdem mit leichten Variationen) und Glasauge bis Halbmond dann als (erfolglose) "Suchphase" nach neuen Erfolgsrezepten. Man kann auch gern Schwarz-weiß- und Farbfilme in Phasen zusammenfassen, das sind dann aber nur zwei und es gibt keinerlei Überschneidungen mit den drei von mir genannten Phasen. Rein technisch gesehen, kann man sogar eine "Ultrascope"-Phase aufmachen, die jedoch nur zwei Jahre dauerte, bzw. dann nochmal mit den beiden letzten Wallace-Filmen (wenn auch mit Techniscope) Zuwachs bekam. Oder man geht nach den Drehorten und hat dann die "Kopenhagen"-Phase mit Frosch und Kreis, "Hamburg"-Phase mit Bande bis Gasthaus (die dann aber durch Narzissen (London), Gräfin und Tür (Berlin) unterbrochen wird), "Berlin"-Phase bei der CCC-Film und schließlich der "Italien"-Phase, die dann aber noch durch "Tote aus der Themse" unterbrochen wird.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23Die dritte Phase würde im Grunde dann aus meiner Sicht schon mit "Der Mann mit dem Glasauge" beginnen und die restlichen Filme einschließen - (halbherzige) Versuche (ob selbst produziert oder ausgelagert) modernere Filme zu machen, die aber weder mit den Wallace-Romanen, noch mit der etablierten "Grusel-Krimi"-Formel so recht viel zu tun haben.
Zudem ist der Unterschied beim Wechsel vom "Glasauge" auf "Gesicht" meiner Meinung nach größer als vom "Gorilla" auf "Glasauge".
Natürlich fällt das "Gesicht" ganz extrem heraus als (nahezu komplett) italienische Produktion, aber "Gorilla" hängt ganz offensichtlich noch im selbstironischen Stil der 60er und wirkt über weite Strecken (nicht nur wegen des recycelten Drehbuchs) altmodisch, "Glasauge" vollführt dann schon einen Bruch mit einer Handlung, die sich nicht mehr ganz so sehr in einem Märchenlondon unbestimmbarer Zeit ansiedelt, sondern durchaus im realen Hier und Jetzt stattfindet - samt Generationskonflikten und anderen zeitgenössischen Themen. "Banne" und "Gorilla" hätten mit wenig Änderungen auch Schwarz-weiß-Filme so um 1963-65 sein können, "Glasauge" probiert neue Wege und startet aus meiner Sicht daher die "Suche"-Phase.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #23einfach die Tatsache, dass dem Publikum die Formelhaftigkeit der Reihe irgendwann bewusst wurde. "Der Gorilla von Soho" als 1:1-Remake eines früheren Films war da besonders dreist, aber dem Publikum dürfte spätestens mit diesem Film klar geworden sein, dass auch schon vorige Filme wie "Der Mönch mit der Peitsche" ("Mönch und Mädchenheim kam gut an, machen wir nochmal was in der Richtung!") oder "Der Hund von Blackwood Castle" ("komm, wir machen mal London-Pause, die Holmes-Hörspiele mit Pasetti sind gerade recht erfolgreich und es gibt eine neue Holmes-TV-Serie vom WDR, wir lassen einfach auch etwas Conan Doyle einfließen!") reine Reißbrett-Filme zum schnellen Konsum waren. Nicht falsch verstehen - ich mag auch diese späteren Wallace-Filme, aber sie bedienten zunehmend ein Zielpublikum, dass quasi bei jedem Film "mehr vom selben" sehen wollte, bzw. Spaß an teilweise selbstreferenziellen Krimis voller Klischees hatte, während Otto Normal im Kino auch mal etwas Neues geboten bekommen wollte
In der Tat, hier wäre durchaus etwas Abwechslung willkommen gewesen. Deswegen sehe ich bei den Farbfilmen auch die "Nonne" und die "Tote" gerne. Mag sein, dass diese umstritten sind, aber sie sind halt in den Farbfilmen mal anders inszeniert.
Mit der "Nonne" habe ich persönlich die selben Probleme wie mit "Narzissen" und "Verrätertor" - viel zu ernst und zu "realbritisch". Und "Die Tote aus der Themse" wirkt dann eher wie ein durchschnittlicher "Tatort" der ersten Jahre mit etwas mehr Produktionsaufwand, ein paar Wallace-Gesichtern und England-Setting. Beide Filme waren leider nicht stark genug um eine zweite Stimme neben/nach Vohrer herauszubilden. Schon 1967/68 war das Kind in den Brunnen gefallen und jeder Radikalbruch-Versuch zum Scheitern verurteilt. Man hätte zur Hochphase (bestenfalls direkt nach "Der unheimliche Mönch") einen jungen Nachwuchsregisseur oder zumindest weiterhin Reinl im Wechsel mit Vohrer einsetzen müssen um behutsame (?) Formeländerungen einzubringen. So spaßig die schrill-bunten Vohrer-Wallace-Filme sind, so eintönig wird es auf die Reihe bezogen leider. Schon viel früher, mit "Neues vom Hexer" traten starke Ermüdungserscheinungen auf, die mit Reinls "Der unheimliche Mönch" und dem riesigen Erfolg gut kaschiert wurden. Man hätte daraus die Lehre ziehen können, dass die ernsthafteren Filme (sogar "Geheimnis der gelben Narzissen"!) bis hin zu "Der unheimliche Mönch" stets die erfolgreichsten Filme an der Kasse waren (>3 Millionen Zuschauer) und eine Betonung der ironischen bis hin zu selbstreferenziellen Elemente meist mit Zuschauerrückgang (~1,5 Millionen Zuschauer) einherging. Ein stückweit ist das natürlich systembedingt: Egal, welches Genre mit extremen Hochphasen man sich anschaut (Agentenfilme, Italo-Western, Sci-Fi, Superheldenfilme,...) - mit dem Erfolg kommt anscheinend zwangsläufig die Selbstironie und die Selbstreferenz, bis ein Genre sich endgültig mit Parodien totläuft.
Zurück zu den Phasen: Die Grundfrage ist ja, warum will man überhaupt Phasen einteilen? Aus Produktionssicht gab es zumindest bewusst gar keine Phasen, bzw. es ergaben sich nur die drei von mir genannten, da man anfangs gut fuhr mit Wahl geeigneter Vorlagen und deren (mal mehr, mal weniger) gut gelungener Umsetzung, sich dann jedoch mit dem erkennbaren Erfolgsmuster von den Vorlagen lösen musste, um dem gewünschten Stil und den geplanten Schauspielern entsprechen zu können und schließlich inhaltlich kaum noch Einfluss hatte, sondern sich in italienische Produktionen einkaufte und das Wallace-Siegel draufpresste. Kramp und Co (sowie hier der angesprochene Peter Ross) haben sich ja nicht umsonst immer eher auf die Vorlagen bezogen und das fällt definitiv am leichtesten - Also quasi Phasen nach dem Motto "Roman-nah", "nach Motiven", "freie Stoffe mit Wallace-Titeln", "komplett freie Stoffe". Andere Einteilungen nach technischen, personellen oder stilistischen Aspekten sind nur mit viel Biegen und Brechen möglich und daher (aus meiner Sicht) sinnlos. Wenn man mich fragt, welche Wallace-Phase meine liebste ist, kann ich darauf gar keine Antwort geben, weil ich Filme wie "Der Frosch mit der Maske", "Die toten Augen von London" und "Der unheimliche Mönch" für die besten Filme der Reihe halte, großen Spaß an Filmen wie "Im Banne des Unheimlichen" habe und sogar zu den Fans von "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" gehöre. Damit wären ja quasi alle "Phasen" irgendwie vertreten, egal wie man sie fassen will. Die häufigste Antwort dürfte wohl "Die schwarz-weißen Filme!" sein, womit die Einteilung in nur zwei Phasen die wohl zielführendste wäre...
Zitat von Savini im Beitrag #178Möglicherweise spielte hier aber auch der Hammer-Film "Terror der Tongs" eine Rolle, in der Lee nicht nur ebenfalls zum Chinesen geschminkt wurde, sondern auch entsprechende Gewänder trug; Szenenbilder von ihm aus diesem Film würde man ohne Vorwissen sicher der Fu Man Chu-Serie zuordnen:https://www.google.de/search?sca_esv=ef8...iw=1912&bih=964
Ah, stimmt! Den habe ich natürlich unterschlagen...