Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Board hat 1.693 Mitglieder
182.177 Beiträge & 7.260 Themen
Beiträge der letzten Tage
Foren Suche
Suchoptionen
  • Mit Wodka-Bitter-Lemon hast Du zweifellos einen guten, aber nicht den besten Haferkamp aus dem Archiv geholt. Deinen Ausführungen schließe ich mich hingegen an, lieber @Havi17! Ich bin unterdessen wieder eine Folge weiter gerückt und zwar zu ...

    TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (11):
    Drei Schlingen

    (Tatort Nr. 78, Arbeitstitel: Der Bulle)

    Erstsendung ARD: 28.08.1977
    Buch: Karl Heinz Willschrei
    Kamera: Josef Vilsmaier
    Regie: Wolfgang Becker
    Mit Hansjörg Felmy, Willi Semmelrogge, Traugott Buhre, Andreas Seyferth, Beatrice Kessler, Helmut Wildt, Simone Rethel, Karin Eickelbaum, Else Quecke und Vico Torriani

    Die beiden Wachmänner Fink und Schießer sind seit Jahren gut befreundet. Schießer, der ältere, ist wie ein Vater für seinen jüngeren Kollegen. Die Freundschaft endet tragisch: bei einem Geldtransport spielt ein Ganoventrio Fink, dem Fahrer des Geldtransporters, einen Unfall vor, um diesen aus dem Wagen zu locken. Die Falle schnappt zu, denn nun können die drei unbekannten Gangster mit dem Transporter und dem Geld abhauen. Zuvor schießt einer der Täter auf Fink und trifft ihn tödlich. Haferkamp ermittelt und findet bald einen der Gangster erhängt auf. Es sieht aus wie Selbstmord, doch der erfahrene Ermittler vermutet einen Mordanschlag dahinter ...

    Drei Schlingen war über 25 Jahre im Giftschrank der ARD versperrt. Grund dafür war von den Zusehern beklagte große Gewalt und ein Satz über Epileptiker, die nach einer Aussage zu größerer Gewaltbereitschaft neigen. In der Wiederholung von 2010 wurde – so ist nachzulesen – dieser Satz entfernt.

    Abgesehen von diesen Fakten rund um den Film ist hier dem Duo Willschrei/ Becker ein durchwegs spannender Kriminalfilm gelungen, der wieder eine Art Whodunit ist und vor allem dem großartigen Traugott Buhre die Gelegenheit gibt, zu beweisen, welch hervorragender Darsteller er war. Wolfgang Becker hatte diesen Mann ja öfters vor die Kamera geholt, etwa auch bei Derrick. Buhre spielt den pflichtbesessenen, verbissenen Mann, der 200% geben will und beinahe fanatisch ist, sehr glaubhaft, demgegenüber steht Felmy/ Haferkamp als toller Gegenpart.

    Schließlich kann Wolfgang Becker beweisen, dass er nicht nur Krimi, sondern auch Slapstick inszenieren kann, und zwar anhand eines fiktiven WDR-Fernsehspiels, in dem Vico Torriani im Wilden Westen von zwei Frauen umkämpft wird. Diese (für die weitere Handlung nicht unentscheidende) Comedy-Szenen erinnern zwangsläufig an Dieter Hallervordens Sendung Nonstop Nonsens, die im selben Jahr ebenfalls von der Bavaria produziert wurde.

    Haferkamp agiert in dieser Episode weit über seine Kompetenzen hinaus, stiftet andere zur Morddrohung an und erschießt schließlich auch in Notwehr einen Menschen (den, wenn ich richtig gezählt habe, bereits dritten in seiner Laufbahn). Am Ende ist er mit diesem Schicksal allein, während seine Exfrau eine Party schmeißt und sich den schönen Seiten des Lebens hingibt, sitzt er allein im Dunkeln und muss damit fertig werden. Über diese triste Stimmung wird schließlich der Abspann eingeblendet.

    Drei Schlingen ist erneut ein sehr spannender Krimi, der über eine starke, unorthodoxe Ermittlerfigur und eine gut gestrickte Story verfügt. Ein Tatort, wie er sein soll.

  • @Havi17: ... und in ihrer Serienrolle in Bitte keine Polizei war Susanne Beck eigentlich auch ganz gut.

    TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (10):
    Spätlese

    (Tatort Nr. 75)

    Erstsendung ARD: 22.05.1977
    Buch: Herbert Lichtenfeld
    Kamera: Gernot Roll
    Regie: Wolfgang Staudte
    Mit Hansjörg Felmy, Willy Semmelrogge, Alexander Kerst, Andrea Joansson, Claudia Wedekind, Udo Vioff, Horst Michael Neutze u.v.a.

    Kommissar Haferkamp eröffnet Claudia Bernhold, dass ihr Mann ermordet wurde. Motiv und Täter sind unbekannt. Nach und nach stellt sich jedoch heraus, dass der Tote ebenso kriminell aktiv und als Erpresser tätig war. Wer ist jedoch der Erpresste? Und warum?

    Mit diesem Krimi serviert uns Herbert Lichtenfeld eine ganz andere, aber originelle Dramaturgie: das erste Bild des Films zeigt das Gesicht der Ehefrau, die von Haferkamp erfährt, dass ihr Mann tot ist. Danach steht eigentlich nicht die Suche nach dem Täter im Mittelpunkt, sondern die Frage, was das Motiv für den Mord war und woher der Tote soviel Geld hatte. Alles läuft schließlich auf eine Erpressung hinaus. Als Haferkamp das weiß, ist die nächste Frage: wer wurde von wem erpresst? Und womit? Aus diesen beiden Fragestellungen ergibt sich die Spannung des Films, nicht so sehr aus der Suche nach dem Täter, die in diesem Film wieder eine Art Whodunit ist. Staudte inszeniert sorgfältig und erzählt langsam, in langen Einstellungen. Schauspielerisch überzeugen Alexander Kerst, Andrea Jonasson, Udo Vioff (in einer eher unscheinbaren Rolle) und vor allem Horst Michael Neutze.

    Lichtenfeld wirft schließlich mit diesem Film die Frage auf, in wieweit man Sympathie für einen Mörder haben darf, der abgesehen von dieser Tat ein Wohltäter ist.

    Das Zusammenspiel Haferkamp & Kreutzer funktioniert nun perfekt, die beiden sind auf einer Wellenlänge, Haferkamps Privatleben ist auch wieder mal Thema: seine Exfrau wohnt wegen Umbauarbeiten kurzfristig bei ihm.

    Spätlese überrascht mit einer ganz neuen und durchaus innovativen Erzählweise und überzeugt durch gewohnt gute Darsteller und Regie.

  • Im Namen des Teufels (1961)Datum25.08.2014 18:57
    Thema von Georg im Forum Film- und Fernsehklass...

    IM NAMEN DES TEUFELS
    (The Devil's Agent)
    Spionagekrimi, BRD / Großbritannien 1961
    Mit Peter van Eyck, Marianne Koch, Christopher Lee, Albert Lieven, Eric Pohlmann, Macdonald Carey u. v. a.
    nach dem gleichnamigen Roman von Hans Habe
    Regie: John Paddy Carstairs

    Georg Droste (Peter van Eyck), ehemaliger Naziabwehroffizier, hat sich in Wien im Jahre 1950 eine neue Existenz als Weinhändler aufgebaut. Zufällig trifft er seinen alten Freund, den Baron von Staub (Christopher Lee), wieder, der nun für die Russen arbeitet und besucht ihn in Baden. Von Staubs Schwester bittet Droste, ein Büchlein nach Wien mitzunehmen. Droste tut dies und gerät so in den Blickwinkel des amerikanischen Geheimdienstes, denn in dem Buch ist ein Geheimcode versteckt. Der ehemalige Abwehroffizier wird als Doppelagent angeheuert und schließlich nach Budapest geschickt, um an wichtige Informationen zu kommen. Dort wird er jedoch nicht ausreichend bezahlt und will zurück nach Österreich, das geht aber nur mit Hilfe eines Fluchthelfers. Bei der abenteuerlichen Flucht über die Grenze lernt er die hübsche Nora (Marianne Koch) kennen. Zurück in Wien ergeht ein neuer Auftrag an ihn, zu dem er gezwungen wird, da die Geheimdienste seinen Sohn in der Hand haben ...

    Die DVD von Filmjuwelen ist nun schon beinahe ein Jahr auf dem Markt, aber (fast) niemand scheint sich hier im Forum bisher für diesen Film interessiert zu haben? An mir wäre er beinahe auch vorbeigegangen, wenn mich nicht Grabert darauf aufmerksam gemacht hätte. Ich muss sagen: es wäre schade gewesen, den Film nicht zu sehen. Es ist eine recht spannend erzählte Geschichte um einen Doppelspion, die immer wieder Wendungen parat hat und ein überraschendes Finale bietet. Natürlich kein hundertprozentiges Meisterwerk, aber doch eine packende Story aus der Zeit, in der die Welt durch einen eisernen Vorhang geteilt war. Die Geschichte hätte auch gut in die Reihe Die fünfte Kolonne gepasst, wurde aber zusätzlich - für einen Kinofilm wohl notwendig - um eine klischeehafte Liebesgeschichte zwischen dem Spion (van Eyck) und der geflüchteten Ungarin (Koch) angereichert.

    Die s/w-Produktion hat eine vorzügliche Kameraarbeit von Gerald Gibbs aufzuweisen und doch eine gelungene Inszenierung des mir bisher völlig unbekannten Regisseurs John Paddy Carstairs. Für die Produktion waren von deutscher Seite gleich drei Firmen tätig: Eichberg Film, Bavaria Film und Artur Brauners CCC, sie dürfte also recht kostspielig gewesen sein, wenngleich die Außenaufnahmen mit Sicherheit nicht in allen drei Städten, in denen der Film spielt (Wien, Budapest, Hamburg) aufgenommen wurden.

    Der große Pluspunkt des - wie erwähnt - recht ordentlichen Films ist und bleibt jedoch die Besetzung: Peter van Eyck und Marianne Koch spielen die Hauptrollen, daneben ist Christopher Lee als russischer Agent zu sehen, in weiteren Rollen erfreuen außerdem zwei beliebte deutschsprachige Darsteller: Eric Pohlmann als Mann im Leichenhaus und der großartige Albert Lieven, der sofort fasziniert, sobald er da ist. Auf seinen Auftritt muss man allerdings recht lange warten, rund 75 Minuten. Dafür lohnt es sich dann aber auch. Da der Film in Englisch gedreht wurde (die englische Version ist neben der französischen auf der DVD enthalten!) wurden die deutschen Parts synchronisiert. Während van Eyck & Lieven sich selbst sprechen, wird Marianne Koch von Helga Trümper synchronisiert und Eric Pohlmann von Werner Lieven. Letzteres ist besonders schade, da vor allem Pohlmann durch seine unverkennbare sonore Stimme immer ein Highlight in jeder Produktion darstellt (im Original ist diese immerhin vorhanden).

    Mein Fazit: ein recht spannender Spionagekrimi mit sehr guten Darstellern und doch zügig voranschreitender Handlung, der aber auch einigen Schwächen hat, über die man als Liebhaber des 60er-Jahre-Kinos sicherlich hinweg blicken kann. Ich habe mich gut unterhalten!

  • Thema von Georg im Forum Film- und Fernsehklass...

    DER MANN, DER SICH VERKAUFTE
    Krimidrama BRD 1959
    Mit Hansjörg Felmy, Hildegard Knef, Antje Weissgerber, Kurt Ehrhardt, Katharina Matz, Ernst Schröder, Fritz Tillmann, Fritz Schmiedel, Ruth Hausmeister, Erwin Linder, Karl-Heinz Kreienbaum, Karl-Heinz Kreienbaum, Günter Jerschke u. v. a.
    Buch: Erich Kuby nach einer Idee von Olaf Herfeldt & Wolf Neumeister
    Kamera: Friedl Behn-Grund
    Regie: Josef von Báky

    Der junge aufstrebende Journalist Niko Jost (Felmy) wittert die große Chance, als er über die Neueröffnung des Hotels von Carl Sending (Ehrhardt) berichten soll. Er erfährt nämlich, dass dieser vor Jahren in dubiose Geschäfte und sogar in einen Mord verwickelt war. Da der kriegsunvorbelastete Jost ein Gerechtigkeitsfanatiker ist, kann er seinen Chef Münchmann (Schröder) davon überzeugen, Recherchen diesbezüglich anzustellen. Unter dem Titel „Schwarzer Markt und weiße Westen“ erscheint nun im Periodikum eine ganze Artikelserie, die die dunklen Machenschaften Sendings und anderer Männer aufdeckt. Ziel des Journalisten ist es, dagegen zu rebellieren, dass man sobald man reich und angesehen ist, über jeden Verdacht erhaben sein kann. Jost treibt vor allem die Nachforschungen in dem Mordfall voran, doch dann werden ihm Steine in den Weg gelegt ...

    Mit diesem recht spannenden Krimidrama aus dem Jahre 1959 hat Regisseur Josef von Báky einen kritisch intendierten Film vorgelegt, der die Frage aufwirft, wie weit die Presse eigentlich gehen darf. Ist man selbst besser, wenn man Altes hervorkramt? Felmy spielt vorzüglich einen „karrieregeilen“ Journalisten, der von seinem rücksichtslosen Chef (herrlich: der große Ernst Schröder!) dazu angehalten wird, eine Sensationsstory zu schreiben, ohne Rücksicht auf Verluste. Dem Hauptdarsteller gelingt der Spagat zwischen Sympathieträger und Mann, der skrupellos agiert sehr gut. Hervorzuheben sind außerdem sympathische Gastauftritte von Karl-Georg Saebisch, Erwin Linder, Karl-Heinz Kreienbaum (als Kommissar) und Antje Weisgerber. Kurt Ehrhardt verleiht der sonst faden Figur des Wirtschaftswunderhoteliers Farbe. Eine Nebenrolle spielt Hildegard Knef, die laut Vorspann die Titelrolle innehat, aber nicht öfter auftaucht als andere kleinere Darsteller und in ihrer Rolle noch dazu ziemlich blaß wirkt. Felmy ist der Hauptdarsteller und trägt den Film neben großartigen Darstellungen Schröders, Fritz Tillmanns und Fritz Schmiedels.
    Der Film entpuppt sich für Krimifans auch noch als Whodunit, was natürlich die Liebhaber dieses Dramaturgiemusters erfreut. Das Ende ist tragisch und lässt viele Fragen offen, sollte damals wohl zum Nachdenken anregen (und tut es eigentlich auch heute noch: wie weit darf Sensationsgier gehen?).

    Insgesamt ein unterhaltsames Stückchen deutscher Filmgeschichte, sicherlich kein Meilenstein, aber gut inszeniert und voller guter bis exzellenter schauspielerischer Leistungen. Wäre sicherlich auch mal was für eine DVD-Veröffentlichung.


  • TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (9):
    Abendstern

    (Tatort Nr. 68)

    Erstsendung ARD: 07.11.1976
    Buch: Herbert Lichtenfeld
    Kamera: Josef Vilsmaier
    Regie: Wolfgang Becker
    Mit Hansjörg Felmy, Willy Semmelrogge, Günter Gräwert, Elfriede Irrall, Andrea Rau, Horst Sachtleben, Christian Kohlund, Helma Seitz und Gustl Bayrhammer

    Gerhard Helm, ein verheirateter Beamter, hat eine Affäre mit der hübschen Kellnerin Isabel Raisch. Als sich die beiden im Wald zum Stelldichein einfinden, ist Helms Tank leer, weshalb der Beamte zu Fuss in das nächste Dorf geht, um Benzin zu holen. Als er zurück kehrt, findet er die schwerverletzte Geliebte, die während der Fahrt noch stirbt. Aus Angst vor einem Skandal verscharrt Helm Isabel im Wald. Wenig später wird Haferkamp in den Wald gerufen: man hat eine männliche Leiche gefunden! Relativ rasch stellt er die Beziehung zur toten Frau Raisch her und hat auch recht bald Herrn Helm im Visier. Er weiß jedoch nicht, dass dieser Mann nicht der Täter ist ...

    "Jeder kann nützlich sein – und wenn er nur ein abschreckendes Beispiel ist" – dieser Sticker klebt auf der Türe zu Haferkamps Büro und ist Sinnbild für die liebenswerten Neckereien zwischen Haferkamp und seinem Assistenten Kreutzer, die sich in dieser Folge mehrere sehr amüsante Schlagabtausche liefern und gerade deshalb so herrlich miteinander harmonieren. Herrlich ist jene Szene, in der Kreutzer auf der Dartsscheibe das Frühstück serviert, das unter anderem aus zwei Flaschen Bier besteht!

    Im Vorspann ist zu lesen: Buch - Herbert Lichtenfeld, Regie - Wolfgang Becker – da kann eigentlich nichts schiefgehen und der Zuseher kann sich getrost auf einen spannenden Krimi freuen. In der Tat ist das bei der Episode Abendstern der Fall, in meinen Augen handelt es sich bisher sogar um die beste Folge. Das ist einerseits darin begründet, dass Lichtenfeld eine wirklich knifflige Geschichte erdacht hat, bei der nicht nur die Suche nach dem Täter im Vordergrund steht (man weiß diesmal, dass der Gegenspieler von Haferkamp als Einziger als solcher auszuschließen ist), sondern auch das Motiv für beide Todesfälle, ja sogar die Frage, warum ein nicht in die Handlung involvierter Mann plötzlich auch tot ist. Der Zuschauer rätselt mit Haferkamp und Regisseur Wolfgang Becker sorgt gekonnt dafür, dass es in dieser Inszenierung nie an Tempo und Neugier mangelt. Originell sind die kurzen Rückblenden gestaltet.

    Neben der gelungen Geschichte und der wie immer sehr guten Regie Wolfgang Beckers ist schließlich die Schauspielerwahl hervorzuheben. Das ist es meistens, aber in diesem Falle ganz besonders: die Hauptrolle spielt nämlich Günter Gräwert, ein Mann, der uns bestens als ausgezeichneter Krimiregisseur bekannt ist und uns ansonsten eher in Kleinst- und Nebenrollen oder Cameoauftritten erfreute. In Abendstern kann dieser vorzügliche Künstler unter Beweis stellen, welch großartiger Schauspieler er ist. Es ist geradezu zu bedauern, dass Gräwert nie mehr wirklich große Rollen übernommen hat. Und es ist einmal mehr der Beweis dafür, dass große und gute Regisseure auch gute Schauspieler sein müssen, man denke etwa an Helmut Käutner (der eben auch unter Gräwerts Regie vorzüglich in dem Fernsehspiel Der trojanische Sessel agierte). Er spielt glaubhaft einen spießigen Beamten, der nach dem Tod der Geliebten, die er selbst aus Angst vor einem Skandal im Wald verscharrt hat, deren Bild einfach zerreißt und in den Mülleimer wirft.

    In weiteren Rollen sind u. a. noch der ganz junge Christian Kohlund hervorzuheben, Andrea Rau wieder mal in der Rolle der hübschen Frau, die daran glauben muss und Helma Seitz, die wohl durch Regisseur Becker zu ihrer kleinen Nebenrolle kam. Horst Sachtleben und Harry Kalenberg absolvieren routinierte Gastauftritte, Elfriede Irrall spielt glaubhaft die seltsame Ehefrau, die aus verständlichen Beweggründen ihren Mann belastet und sich schließlich noch auf eine Erpressung einlässt.

    Gustl Bayrhammer ist diesmal schon wieder als Gastkommissar mit dabei und erfreut sich sogar am Dackel eines Zeugen, die Beziehung zu Haferkamps Ex ist nach wie vor gut und am Ende will der Ermittler sogar bei ihr übernachten.

    Insgesamt ist Abendstern ein temporeicher, spannender, vorzüglich besetzter Krimi. Genauso, wie man es sich wünscht! Ein wirkliches Highlight!

  • Das deutsche Fernsehspiel ab 1952Datum24.08.2014 15:39
    Foren-Beitrag von Georg im Thema Das deutsche Fernsehspiel ab 1952

    Dank Jack_the_Rippers unermüdlichem Einsatz beim inhaltlichen Erfassen alter TV-Fernsehspiele gibt es nun weitere 105 Fernsehspiele aus den 50er- und 60er-Jahren online, großteils grandios besetzt (aber alles nicht-kriminalistisch)!

  • TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (8):
    Fortuna III

    (Tatort Nr. 64)

    Erstsendung ARD: 07.06.1976
    Buch: Wolfgang Mühlbauer nach einer Idee von Hanuš Burger
    Kamera: Josef Vilsmaier
    Regie: Wolfgang Becker
    Mit Hansjörg Felmy, Willy Semmelrogge, Gerd Böckmann, Oliver Urlichs, Gracia-Maria Kaus, Hans Beerhenke, Ferdinand Dux, Henning Schlüter, Paul Neuhaus u.v.a.

    Der zwölfjährige Paul Starczik beobachtet, wie die Kellnerin Ellen Schelle vom stark alkoholisierten Verlobten seiner Schwester, Jul Schneider, nachts bei einem Vergewaltigungsversuch getötet wird. Der Täter arrangiert sich mit dem Opfer und versucht ihn mit allerlei Versprechungen auf seine Seite zuholen, zumal Paul als schwer erziehbar gilt und bald in ein Heim kommen soll. Paul akzeptiert die „Avancen“ Schneiders. Haferkamp durchschaut bald, wie der Hase läuft und weiß, dass er an den Täter nur über Paul herankommen kann. Dazu überschreitet er mehrfach seine Befugnisse und versucht, den Jungen auf seine Seite zu bringen ...

    „Wenn ich Beweise habe, dann halte ich mich an Beweise, wenn ich Indizien habe, dann halte ich mich an Indizien und wenn ich ein Gefühl habe, dann halte ich mich an mein Gefühl“, so begründet Heinz Haferkamp seine unkonventionellen Ermittlungsmethoden und erklärt seinen Chef damit, warum er sich besonders für den scheinbar nicht in den Fall verwickelten zwölfjährigen Schuljungen Paul Starczik interessiert. Dieser steht in dieser Episode im Mittelpunkt, nicht der Mörder, nicht der Kommissar. Vielmehr versuchen Täter (gut gespielt von Gerd Böckmann) und Ermittler (Felmy) über den Jungen, der die Tat beobachtet hat, an ihr Ziel zu kommen. Paul selbst steht im Zentrum und versucht seine Lage auszunützen. Dem Mörder schnorrt er Dinge und Geld ab, damit er als Schiffsjunge anheuern kann, Haferkamp erlaubt dem Jungen sogar, mit seinem Auto zu fahren und bietet im gar eine Zigarette an. Der erfahrene Kommissar weiß nämlich, dass er in diesem Fall nur über Paul ans Ziel kommt und überschreitet dabei einmal mehr seine dienstlichen Befugnisse.

    Die Geschichte mit dem einzigen Zeugen, der noch dazu ein Kind ist, ist nicht neu und wurde in Kriminalfilmen zig Mal erzählt. Wolfgang Mühlbauer, lange erprobter und erfahrener Bavaria-Mitarbeiter, entwickelt auf Basis einer Story von Hanuš Burger jedoch einen Film, der eigentlich als Krimi unbrauchbar ist. Vielmehr ist es ein realistisches Sozialdrama, das einen Mordfall vordergründig benutzt, um in Abgründe zu blicken, soziale Missstände aufzuzeigen und antiautoritäre Erziehung zu thematisieren. Damit begibt sich der Autor auf ein Terrain, auf dem normalerweise die Konkurrenz aus der DDR vom Polizeiruf 110arbeitete: Täter- und Opferprofile zu gestalten und ein Stück Gegenwart zu erzählen. Der Ermittler und die Tat treten dabei in den Hintergrund. Tatsächlich hat man das Gefühl, dass Fortuna III (übrigens vom Titel her völlig unpassend, da er sich auf den Fußballclub bezieht, der am Rande der Geschichte vorkommt) thematisch eher in die DDR-Reihe gepasst hätte.

    Da diesmal weder Täter noch Ermittler im Mittelpunkt der teils tragischen Geschichte stehen, bleibt auch keine Zeit, das Privatleben Haferkamps zu thematisieren (die Exfrau kommt diesmal nicht vor), es ist nicht mal Zeit für den Auftritt eines Gastkommissars.

    Optisch ist die Episode eher trist gestaltet, passend zum Thema (daher sehr gute Bildgestaltung von Josef Vilsmaier!), inszenatorisch bewegt sie sich auf gewohntem Becker-Niveau, schauspielerisch ist vor allem der Darsteller des jungen Paul (Oliver Urlichs) hervorzuheben. Als Krimi ist Fortuna III in meinen Augen fast unbrauchbar, als Sozialdrama, Sozialkrimi, Krimidrama oder wie immer man es nennen will, hingegen gut gelungen.

  • TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (7):
    Zwei Leben

    (Tatort Nr. 61)

    Erstsendung ARD: 14.03.1976
    Buch: Karl Heinz Willschrei
    Kamera: Gernot Roll
    Regie: Wolfgang Staudte
    Mit Hansjörg Felmy, Heinz Bennent, Gisela Uhlen, Günther Stoll, Dirk Dautzenberg, Susanne Beck, Katinka Hoffmann und Klaus Schwarzkopf

    Weil er in den USA als Kronzeuge in einem Mafiaprozess aussagen musste, ist der Amerikaner mit deutschen Wurzeln Franz Scheller in Essen untergetaucht. Neue Identität, neuer Name, neues Leben. Er verdient sein Brot als Fotohändler. Doch dann taucht plötzlich seine erste und richtige Ehefrau auf, die ihren Mann zurückhaben will. Sie sieht allerdings nur eine Chance, damit ihr das gelingt und hetzt die Mafia auf ihn. Als ein Mafioso bei Scheller auftaucht, beschließt Scheller ihn aus dem Wege zu räumen ...

    Diese Episode von Wolfgang Staudte beginnt recht spannend: der Regisseur zieht einen gelungenen Spannungsbogen, bis Oberkommissar Haferkamp erst nach ca. 25 Minuten Handlung auftaucht. Bis dahin gibt es viele Szenenwechsel und sehr sympathische Schauspielerauftritte: Horst Bennent ist nun schon zum zweiten Male der Gegenspieler Felmys, Günther Stoll, Dirk Dautzenberg und Gisela Uhlen in den weiteren Gastrollen machen den Film auf Anhieb sympathisch.

    Willschrei konstruiert eine interessante Geschichte, in der die Uhlen ihren Mann aus seiner zweiten, falschen Existenz in die richtige mittels Mord zurückholen will. Originell, das muss man ihm lassen und die Art und Weise, wie die Dame agiert, ist wirklich skrupellos und perfide. Allerdings scheint recht rasch klar, dass sie auf verlorenem Posten arbeitet.

    Haferkamp selbst nutzt während der Ermittlungen wieder mal die Hilfe seiner Exfrau, die mit einem Amerikaner einst ein Stelldichein hatte und seitdem gute Kontakte hat. Der Ermittler nutzt diese, um einen beschwerlichen Amtsweg zu umgehen, was erneut auf seine unkonventionellen und teilweise unorthodoxen Ermittlungsmethoden hindeutet. Gegenüber seinem Chef hegt er scheinbar nicht so große Sympathie und er sitzt bei der Einsatzbesprechung gelangweilt an dessen Tisch und blättert dabei das Telefonbuch durch (!!).

    Wenn ich oben weiter erwähnt hatte, dass Haferkamp ähnlich wie Columbo ermittelt, dann gilt das wohl nur für einige Folgen. In dieser Episode ist der Täter auch von Anfang an bekannt, aber das Spiel Täter-Kommissar wie in der amerikanischen Erfolgsserie findet eigentlich nicht statt. Der Zuseher findet viel mehr gefallen daran, wie die einzelnen Personen agieren, um einen Schritt vorwärts zu kommen: d.h. wie agiert der Täter (der in diesem Fall auch irgendwie Opfer ist), um unerkannt zu bleiben und was tut der Kommissar, damit die Ermittlungen voranschreiten?

    Die Geschichte Karl Heinz Willschreis verliert etwa nach zwei Dritteln etwas an Tempo, eine Kürzung der Laufzeit von diesmal fast exakt 90 Minuten hätte das sicherlich kompensiert.

    Schauspielerisch ist gegen die Episode nichts einzuwenden, wie bereits erwähnt hat die Folge ihren ganz großen Pluspunkt in der Besetzung: Bennent, Stoll, Uhlen, Dautzenberg, dazu noch Katinka Hoffmann und die junge Susanne Beck als Erpresserin. Diese Schauspielerin nervte mich eigentlich sonst eher in anderen Rollen, in der vorliegenden Episode passt sie jedoch herrlich als Fotolaborantin und Dame, die ihrem Chef übel mitspielt.

    Als Gastkommissar tritt eine weitere Größe der Tatorte auf, nämlich Klaus Schwarzkopf als Finke, von dem wir hier immerhin erfahren, dass er einen Bruder hat (in den Finke-Tatorten kam das meines Wissens nie zur Sprache!).

    Staudte, auch ein erprobter Krimiregisseur und neben Becker der meistverpflichtete innerhalb der Haferkamp-Serie, setzt auf interessante Kameraperspektiven und setzt mehrfach einen Kamerakran ein, der für interessante Perspektiven sorgt.

    Zusammenfassend: eine ganz gute Episode, die durch ihre schauspielerischen Leistungen und ihre vorzügliche Inszenierung punktet. Die Geschichte ist originell, hätte aber etwas gestrafft werden können.

  • TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (6):
    Treffpunkt Friedhof

    (Tatort Nr. 56)

    Erstsendung ARD: 12.10.1975
    Buch: Werner Kließ
    Kamera: Gernot Roll
    Regie: Wolfgang Becker
    Mit Hansjörg Felmy, Willy Semmelrogge, Karin Eickelbaum, Krista Keller, Karl-Maria Schley, Matthias Fuchs, Peter Oehme, Marie-Louise Marjan, Erna Sellmer u.v.a.

    Es ist eine verregnete Nacht. Es blitzt und donnert. Vor dem Haus des Fabrikanten Zangemeister fährt ein Wagen vor, ein Mann steigt aus und dringt in die mondäne Villa ein. Die Haushälterin, die zu diesem Zeitpunkt alleine zu Hause ist, überrascht den Mann. Doch anstatt wie befohlen sich hinzusetzen und sich fesseln zu lassen, versucht die resolute Dame den Eindringling nieder zu schlagen. Das bezahlt sie mit dem Leben. Anstatt zu fliehen, wartet der nunmehrige Mörder auf Herrn Zangemeister im Dunkeln und stellt im Schutz der Dunkelheit eine Geldforderung: 450.000 D-Mark müssen es sein, oder Familie Zangemeister findet keine Ruhe mehr. Danach kann der Mann entkommen. Oberkommissar Heinz Haferkamp übernimmt die Ermittlungen und hat recht rasch einen Verdächtigen. Der Konstrukteur Schaßler, der für Zangemeister arbeitet, hätte einen Grund gehabt, die Tat zu begehen. Doch Schaßler ist viel zu alt. In seiner Umgebung findet Haferkamp allerdings eine Spur...

    Der Krimi beginnt so, wie man sich das von einem spannenden Film wünscht: Nacht, peitschender Regen, Unwetter. Ein Unbekannter dringt in ein Haus ein. Die ersten 10 Minuten gestaltet Genreprofi Wolfgang Becker sehr spannend und beinahe unheimlich. Auch die Szenen, in der es um die Geldübergabe geht (immer der heikle Punkt einer Erpressung) sind herausragend packend umgesetzt. Wie üblich setzt Herr Becker auf Musik aus der Konserve und erzeugt in diesen Szenen große Spannung. Allerdings muss man auch sagen, dass dem gegenüber einige Szenen stehen, die einfach zu lang und zu langatmig geraten sind. Hier hätte eine Kürzung recht gut getan.

    Die Geschichte, die der verantwortliche Bavaria-Produzent Werner Kließ selbst verfasste (später noch bei Ein Fall für zwei und Wolffs Revier als Autor aktiv) hat grundsätzlich einen spannenden Aufbau, allerdings auch einige Längen. Das Finale lässt alles offen, immerhin etwas, das überraschend kommt.

    Haferkamp und seine Exfrau verstehen sich in dieser Folge so gut, dass er bei ihr offensichtlich übernachtet und (wenn auch nur angedeutet) es in dieser Beziehung zum „Äußersten“ kommt. Exfrau Ingrid lobt Heinz Haferkamp im Anschluss als „guten Liebhaber“. Ansonsten wird in dieser Episode wieder Heinz Haferkamps Vorliebe für Frikadellen betont und der Oberkommissar gerät in einen Konflikt mit seinem Vorgesetzten. Mit Willy versteht er sich so prächtig wie mit seiner Exfrau. Kreutzer ist, so erfahren wir erst in dieser Episode, verheiratet, scheint aber nicht besonders glücklich zu sein, zumal im Eheleben die Routine eingekehrt ist.

    Besetzt ist die Folge ganz gut, wobei ein Mann heraussticht, den Krimifans eher aus Hörspielen kennen: Karl-Maria Schley (Dauergast bei den Paul Temple-Hörspielen), dem großen Mann des Düsseldorfer Theaters. Krista Keller als gehbehinderte Frau, die sich rächen will, überzeugt ebenso. Ansonsten gibt es in dieser Episode gar nicht so viele Schauspieler, die einem im Gedächtnis bleiben, am ehesten noch Erna Sellmer als resolute Wirtschafterin, die ins Gras beißt.

    Schließlich ist dies die erste Episode ohne Auftritt eines Gastkommissars!

    Insgesamt ist Treffpunkt Friedhof sicherlich kein Highlight der Serie, bietet aber dennoch – zumindest über Strecken – ganz gute Krimiunterhaltung!

  • TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (5):
    Die Abrechnung

    (Tatort Nr. 52, Arbeitstitel: Im Namen des Volkes)

    Erstsendung ARD: 08.06.1975
    Buch: Karl Heinz Willschrei
    Kamera: Gernot Roll
    Regie: Wolfgang Becker
    Mit Hansjörg Felmy, Maria Schell, Romuald Pekny, Irina Wanka, Rolf Becker, Karl Renar, Andrea L'Arronge, Hannes Kaetner, Joachim Wichmann, Gustl Bayrhammer, Karin Eickelbaum, Willy Semmelrogge u.v.a.

    In der Villa des gut betuchten Herrn Stürznickel gibt es zwei Tote: den Hausherrn selbst und einen Einbrecher, den die Schwiegertochter des Ermordeten in Notwehr beseitigt haben will. Kommissar Haferkamp zweifelt an dieser Theorie, zumal er herausfindet, dass die Schwiegertochter, Evelyn Stürznickel, ein Verhältnis mit dem toten Ganoven hatte. Es kommt zu einem Prozess, bei dem der renommierte Anwalt Dr. Alexander die Verteidigung Evelyn Stürznickels übernimmt ...

    Auch der 5. Fall für Kommissar Haferkamp ist wie der 4. ein "halber" Whodunit. Dazu kommt noch die überaus erfreulich Tatsache, dass es sich dabei zur Hälfte um einen spannenden Gerichtskrimi handelt, der dramaturgisch gut aufgebaut ist und zum Schluss mit einem Knalleffekt endet. So macht ein Krimi wirklich Spaß! Wolfgang Becker inszeniert gewohnt solide, mit schnellen Schnitten, gewohnter Musikuntermalung und interessantem Bildaufbau (man denke nur an die Szene, in der Dr. Alexander sein zweites Plädoyer spricht).

    Haferkamp taucht diesmal erneut in die Welt der Reichen ein und hat von Anfang an den richtigen Verdacht gegen eine wohlhabende Frau, die von Maria Schell gespielt wird. Schells Spiel ist solide, allerdings verstehe ich den Hype nicht, der um diese Schauspielerin gemacht wird, denn so herausragend ist sie nicht. Das kann man von Romuald Pekny, der vielleicht auch die dankbarere Rolle hatte, nicht gerade sagen: mit der Darstellung seines selbstsicheren Strafverteidigers Dr. Alexander stiehlt er selbst Hansjörg Felmy die Show. Ein Genuss, zuzusehen, wie dieser tolle Schauspieler seine Rolle gestaltet!

    Haferkamp trifft sich erneut mit seiner Exfrau, bespricht den Fall mit ihr und nimmt sie sogar mit zur Verhandlung. Nach dem ersten Urteil gesteht sie ihm, dass sie ihn vielleicht sogar noch liebt. Das Zusammenspiel des Oberkommissars mit seinem Assistenten funktioniert auch prima, man hat beinahe den Eindruck, es hier mit einem alten Ehepaar zu tun zu haben. Als Gastkommissar ist nunmehr zum dritten Mal Gustl Bayrhammer mit von der Partie, diesmal sind die Herren miteinander per Du ("Danke, Melchior!"), der Münchner Beamte nennt Haferkamp "Heini".

    Karlheinz Willschrei hat ein wirklich ordentliches Drehbuch abgeliefert, dessen Qualität er selbst erkannt haben dürfte, denn nicht um sonst hat er es, wie Jack weiter oben schon angemerkt hat, später noch mal für eine Episode seiner Serie Wolffs Revier verwendet. Die Folge Notwehr (Episode #11 vom 03.12.1992, Regie: Michael Mackenroth) hat den gleichen Inhalt, wobei Hannelore Elsner Maria Schells Part übernimmt und Wolfgang Völz jenen von Romuald Pekny.

    Etwas nervig aufmüpfig spielt in meinen Augen Rolf Becker den Liebhaber von Maria Schell. Meiner Meinung nach eine Fehlbesetzung des ansonsten sehr guten Schauspielers, er passt nicht wirklich zu der Dame.

    Fazit: Spannung ist genug vorhanden in diesem 80-Minuten-Krimi, der solide vom Krimi-Becker inszeniert wurde und mit allerlei Überraschungen aufwartet!

  • TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (4):
    Wodka-Bitter-Lemon

    (Tatort Nr. 50)

    Erstsendung ARD: 13.04.1975
    Buch: Henry Kolarz
    Kamera: Justus Pankau
    Regie: Franz Peter Wirth
    Mit Hansjörg Felmy, Claudia Amm, Heinz Bennent, Karin Eickelbaum, Willy Semmelrogge, Lil Dagover, Margot Trooger, Sabine von Maydell, Sky Dumont, Gustl Bayrhammer u.v.a.

    Martin Koenen, ein Fabriksbesitzer, nimmt abends die junge Irene Lersch in seinem Wagen mit. In seiner mondänen Villa wird der verheiratete Mann sich schließlich darüber klar, dass er die junge Frau nicht ins Bett holen kann und lässt sie einige Zeit alleine. Als er aus der Dusche kommt, findet er das Mädchen tot vor dem Kamin liegend auf. Er will die Polizei verständigen, handelt dann aber doch anders und bringt die Tote weg, legt sie auf einer Parkbank ab. Haferkamp kommt recht rasch durch eine Buddhastatue in der Hand der Toten auf die Spur der alteingesessenen renommierten Familie Koenen und hat mit Martin bald seinen Hauptverdächtigen. Mit der Zeit wird ihm jedoch klar, dass der Hase anders läuft ...

    Dieser 4. Tatort-Einsatz für Hansjörg Felmy ist wenigstens eine Art Whodunit. Martin Koenen, wie immer sehr souverän vom großen Heinz Benennt gespielt, findet die Leiche des von ihm mitgenommenen Mädchens und kann sich ihren Tod nicht erklären. Haferkamp konzentriert sich zwar anfangs auf den Unternehmer, hat aber recht schnell auch andere Verdächtige. Zu diesen zählt die Ehefrau, auf die er sich dann auch konzentriert und auf die er sogar seine Exfrau ansetzt, die bereitwillig ihren Exgatten, mit dem sie sich blendend versteht und der in dieser Episode nicht nur bei ihr nächtigt, sondern auch einen Sylt-"Urlaub" mit ihr verbringt, unterstützt. Ihre Beobachtung ist es dann auch, die ausschlaggebend für die Rückschlüsse Haferkamps sind, um den wahren Täter zu überführen.

    Henry Kolarz erzählt die Geschichte recht ruhig, aber dennoch packend, er lässt Haferkamp & Co. in eine recht feine Welt eintauchen: Mutter Koenen (herrlich naiv gespielt von Lil Dagover) ist die offensichtliche Herrin des Clans, wenn auch nicht mehr zurechnungsfähig (bei der Verhaftung ihres Sohnes redet man ihr ein, er fahre nach Amerika), Margot Trooger spielt die wohl etwas herrschsüchtige Schwester Adele Koenen mit einer furchtbaren Frisur, sodass man ihr die alte Jungfer perfekt abnimmt.

    In weiteren Rollen sind Sky Dumont (wieder mal als Playboy (als was denn sonst?)) und die junge Sabine von Maydell als Mordopfer zu sehen. Gustl Bayrhammer (übrigens aktivster Gastkommissar der ganzen Tatort-Ära) ist gutgelaunt-bayrisch-grantelnd als Veigl zu sehen, der seinen Kollegen aus Essen "Haferlkamp" nennt.

    Mit Franz Peter Wirth führt ein, wenn nicht DER deutsche Fernsehregisseur der ersten Garde Regie. Wirth liebte langsame, beinahe theaterhafte Inszenierungen und hielt in allen seinen Filmen wenig von schnellen Schnitten. Dementsprechend setzt er auch hier auf zahllose lange, durchgedrehte Einstellungen ohne Schnitt und geht mit der Kamera zu den Figuren auf Distanz: kaum eine Großaufnahme, häufig sieht man auch die Szene mit einer Kameraperspektive aus etwa zwei Meter Höhe, man blickt quasi auf die Figuren hinab. Wirth und Felmy hatten ja schon erfolgreich bei dem (ebenfalls von der Bavaria produzierten) Dreiteiler Flucht ohne Ausweg zusammen gearbeitet.

    Mein Fazit: Wodka-Bitter-Lemon ist ein spannender, gut besetzter Kriminalfilm der alten Art: langsame Erzählweise, keine Action, gute Regie und fesselnde Dialoge. Passt!

    Abschließend möchte ich noch ein Zitat von Prisma (im allgemeinen Tatort-Thread) hier wiedergeben, das ich in Bezug auf diese Folge absolut unterstreichen kann:

    Zitat von Prisma im Beitrag TATORT - Die restlichen 700+
    Diese 1975 unter der Regie von Franz Peter Wirth entstandene fünfzigste Folge gilt als stiller Klassiker der Tatort-Reihe. Wo die Besetzung ohnehin für sich selbst spricht, hat man es darüber hinaus mit einem sehr raffinierten Kriminalfall zu tun, bei dem vor allem das mühsame Aufschlüsseln sehr interessant dargestellt wurde. [...] Die kluge Inszenierung lässt trotz einer ruhigen Herangehensweise keine Längen oder Leerlauf aufkommen, und für das Gelingen ist insgesamt und über weite Strecken Hansjörg Felmy mit verantwortlich. [...] Davon mal abgesehen ist "Wodka Bitter-Lemon" insgesamt als sehr gut aufgebaut, dabei gekonnt und logisch verschachtelt, und ziemlich aufwendig inszeniert zu bezeichnen. Das Katz-und-Maus-Spiel nimmt dabei ganz klassische Formen an und versucht sich nicht durch unnötige Effekte interessant zu machen. Ein Puzzle-Spiel der perfideren Sorte, das in Verbindung mit einem sehr bitteren und fatalen Denkfehler zu einem grandiosen Finale führt.

  • @Havi17: Das "Täter ist bekannt"-Schema war für mich auch lange Grund, die Episoden nicht (wieder) anzusehen. Klappt man dieses Manko mal weg, bleiben aber doch ganz gute Kriminalfilme mit beliebten Stars übrig!

    TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (3):
    Der Mann aus Zimmer 22

    (Tatort Nr. 46)

    Erstsendung ARD: 08.12.1974
    Buch: Oliver Storz
    Kamera: Gernot Roll
    Regie: Heinz Schirk
    Mit Hansjörg Felmy, Alexander Kerst, Monica Bleibtreu, Marie-Louise Marjanm, Ulli Lommel, Kurt Zips, Karin Eickelbaum, Willy Semmelrogge und Rolf Schimpf

    Schuldirektor Maurer trifft sich mit Ursula Danz, der Frau eines Kollegen, zum Stelldichein in einer Essener Absteige. Als Maurer gehen will, beobachtet er, wie ein Mann aus dem angrenzenden Zimmer 22 flüchtet. Wenig später ist klar: in dem Raum geschah ein Frauenmord. Maurer schweigt, zumal er vor dem Hotel von seiner Ehefrau überrascht wurde. Die Kriminalpolizei fahndet unterdessen nach dem falschen Mann. Der Schuldirektor ist im Zwiespalt, ob er die Ermittler darüber unterrichten soll, dass sie nicht den richtigen Täter suchen. Er beschließt, zu schweigen, um unnötiges Aufsehen und einen Skandal zu vermeiden. Oberkommissar Heinz Haferkamp kommt ihm dennoch auf die Spur ...

    Der 3. Fall der Reihe ist erneut kein Whodunit. Anders als im Fall Zweikampf gibt es hier jedoch kein Duell zwischen Täter und Ermittler. Man sieht hingegen parallel zu Haferkamps Ermittlungen, was der Täter in der Zwischenzeit tut und wie er sich auf eine neue Tat vorbereitet. Es gibt sogar eine dritte Ebene, auf der sich die Gespräche und Überlegungen des Ehepaars Maurer ansiedeln lassen.

    Oliver Storz war sicherlich ein guter Geschichtenerzähler, das manifestiert sich an zahllosen Drehbüchern, die er für Reihen wie Graf Yoster gibt sich die Ehre, Der Alte oder Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger geschrieben hat. Die Spannung in Der Mann aus Zimmer 22 erzeugt er dadurch, dass er wie erwähnt zwei (bzw. drei) Parallelhandlungen laufen lässt: die Schritte des Kommissars und jene des Mörders, übrigens großartig gespielt von Ulli Lommel, der kein einziges Wort spricht und die ganze Episode nur mit Mimik und Gestik arbeitet. Das gelingt ihm so gut, dass man Gänsehaut vor dem von ihm gespielten Geisteskranken bekommt.

    Von Haferkamp erfahren wir in dieser Episode, dass er einen Wohnungsschlüssel zum Appartement seiner Exfrau hat, dass er sich mit ihr seit der Scheidung vorzüglich versteht und dass er die Zigarillos seines Kollegen Kreutzer hasst. Außerdem arbeitet er mit unlauteren Methoden, indem er Frau Danz mittels falschem Sachverhalts zu einer Aussage bringt.

    Schauspielerisch hat die Episode auch einiges zu bieten: neben dem bereits erwähnten Ulli Lommel erfreuen Alexander Kerst als Schuldirektor und die junge Monica Bleibtreu als dessen Gespielin. In einer Nebenrolle als Kriminalbeamter Wolfgang ist (im Abspann übrigens unerwähnt) der spätere Alte Rolf Schimpf mit dabei.

    Schließlich ist zu bemerken, dass einige Szenen im Film wohl nur eingebaut wurden, um die Lauflänge zu erhöhen. Mit 80 Minuten ist Der Mann aus Zimmer 22 kürzer als die üblichen Tatorte jener Zeit. So ist etwa die Szene im Bus zwischen Marie-Louise Marjan und dem Busfahrer völlig überflüssig, auch der Gastkommissar (diesmal Böck alias Hans Häckermann) ist eher nebensächlich.

    Regisseur Heinz Schirk setzt das Buch ganz gut um, verzichtet wie sein Kollege Wolfgang Becker auf Filmmusik zu Gunsten von Melodien aus der Konserve und gestaltet den Vorspann anders (übrigens gleich wie in seiner genialen Georges-Simenon-Verfilmung Der Mann aus London). Er führt die Schauspieler sehr gut und kann vor allem aus dem Täter einiges herausholen.

    Fazit: ganz gute Krimispannung mit begabten Schauspielern, einziges Manko ist - wie bei fast jedem Haferkamp - dass es kein Whodunit-Krimi ist ...

  • Zitat von Jack_the_Ripper im Beitrag #3
    die „Zweikampf“-Geschichte wurde von Willschrei rund zwanzig Jahre später recht unverblümt für die frühe „Wolffs Revier“ Folge „Poker“ wiederverwurstet (wie auch seine Story der 1975-Episode „Die Abrechnung“).

    Ich wusste, dass mir die Geschichte bekannt vorkommt, konnte aber nicht mehr sagen, ob ich das in Ein Fall für zwei oder eben in Wolffs Revier schon gesehen hatte. Bei Die Abrechnung ist's ja klar.
    Zitat von Jack_the_Ripper im Beitrag #3
    Die Columbo-artige Herangehensweise – besonders in Bezug auf den Zweikampf zwischen Kommissar und Täter - war wohl beabsichtigt und findet sich in verschiedenen Variationen auch in späteren Folgen wieder

    Ja, ich denke, dass dieses Prinzip auch der Grundgedanke der Macher war: Columbo zu kopieren und doch eine eigenständige(re) deutsche Kommissarfigur zu schaffen.

    Übrigens kann ich zu den Haferkamp-Folgen Eike Wenzels sehr langen, ausführlichen Artikel "Expeditionen in die Kälte - Die Haferkamp-TATORTe" (in: Wenzel, Eike (2001): Ermittlungen in Sachen Tatort, Berlin: Bertz, S. 137-159) empfehlen, in dem auf den Seiten 155-158 auch die Folge Zweikampf genau analysiert und interpretiert wird.

  • TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (2):
    Zweikampf

    (Tatort Nr. 41)

    Erstsendung ARD: 23.06.1974
    Buch: Karl Heinz Willschrei
    Kamera: Gernot Roll
    Regie: Wolfgang Becker
    Darsteller: Hansjörg Felmy, Heinz Baumann, Ursula Lingen, Werner Bruhns, Thomas Astan, Else Quecke, Horst Sachtleben, Willy Semmelrogge u.v.a.

    Die Frau des Industriellen Mezger wird nachts entführt. Der Ehemann verständigt die Kriminalpolizei, Haferkamp übernimmt, leitet zunächst aber keine Maßnahmen ein. Am nächsten Tag muss er sich dafür von seinem Chef sogar einen Rüffel holen. Dann erweist sich das Nichtagieren doch als positiv, denn Mezger will keine Polizei einschalten, damit seine Frau zurückkehrt. Die Entführer fordern fünf Millionen D-Mark Lösegeld, was Mezger bezahlt. Der Koffer mit der hohen Summe soll während einer Zugfahrt aus dem Abteil geschmissen werden. Die Entführer erhalten ihr Geld und lassen Frau Mezger frei. Haferkamps Aufgabe ist es nun, den oder die Täter zu finden. Dank der Aussage einer Nachbarin ist er von Anfang an einem Mann namens Degenhart auf der Spur, dem er gar nicht verheimlicht, dass er ihn für den Täter hält ...

    Heinz Haferkamps zweiter Fall erinnert in der ganzen Dramaturgie an eine Folge der Kultserie Columbo. Das ist bei Krimis oft ein gefährliches Unterfangen, zumal die Spannung bei den Täter-ist-bekannt-Geschichten aus anderen Faktoren entstehen muss. Dass das nicht immer gut geht, sieht man an manchen von Reineckers frühen Derricks. Im Tatort Nr. 41 mit dem Titel Zweikampf gelingt dies dem Autoren Karl Heinz Willschrei jedoch sehr gut. Das Duell, das durch den Titel suggeriert wird, findet zwar in gewisser Weise nicht so statt, wie man es sich erwarten würde. Haferkamp bleibt aber von Anfang bis Ende hartnäckig und beisst sich wie sein amerikanischer Kollege Columbo von Beginn an an einem Verdächtigen fest und verheimlicht diesem gar nicht, dass er ihn für den Täter hält. Das macht er grandios. Ebenso fabelhaft ist Heinz Baumann besetzt, ein großartiger Schauspieler, der wahrscheinlich von den meisten unterschätzt wurde. Baumann spielt Degenhart auf eine Weise, die für den Ganoven eine große Sympathie aufkommen lässt. Der Zuseher kann dem Täter seine Tat gar nicht richtig übelnehmen und man ist am Ende beinahe ein wenig wehmütig, wenn er doch überführt wird.

    Die Entführungsgeschichte an sich ist spannend erzählt, Wolfgang Becker inszeniert gewohnt temporeich und spannend und setzt seine Darsteller gut in Szene. In Nebenrollen erfreuen z. B. Else Quecke als Nachbarin und Horst Sachtleben als Komplize. Ursula Lingen ist wie Werner Bruhns ebenso immer eine Bereicherung für jeden Krimi. Bei der Musik greift der Krimi-Becker auf die Konserve zurück und verwendet als Leitmotiv ein Stück, das der später noch einmal in einer Ringelmann-Produktion verwendete, ich glaube, es war eine Folge aus der Reihe Der Alte mit Rolf Schimpf.

    Als Gastkommissar ist Gustl Bayrhammer zu sehen und man hat den Eindruck, dass dessen Szenen nur ins Drehbuch geschrieben wurden, um den obligatorischen Auftritt eines anderen Tatort-Kommissars einzubauen. Die Geschichte mit der Fahrt nach München hätte man sonst auch anders lösen können. Bayrhammer spricht so gut wie kein Wort (vielleicht auch aus Rücksicht auf das norddeutsche Publikum, das den bayerischen Dialekt vielleicht nicht so verstand?).

    Aus Haferkamps Privatleben erfahren wir schließlich, dass seine Ex-Frau als Modefotografin arbeitet und dass er, Haferkamp, in ein Alter gekommen ist, in dem es nicht mehr so leicht ist, ein junges Mädchen für eine Nacht (geschweige denn für mehrere) zu bekommen. Sein Chef schätzt an ihm seine Hartnäckigkeit und Verbissenheit, mit dem er seine Fälle behandelt(e).

    Insgesamt ist Zweikampf bei weitem besser als Haferkamps Einstieg Acht Jahre später, erfreut mit einer spannenden Geschichte, einer tollen Inszenierung und sehr guten und sympathischen Schauspielern. Macht Spaß!

  • TV-Termine im August 2014Datum16.08.2014 16:52
    Foren-Beitrag von Georg im Thema TV-Termine im August 2014

    Es sei hier auch nochmal erwähnt:

    Anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Bayerisches Fernsehen" wird am Dienstag in einer Woche (26.08.) das Fernsehspiel "Gaslicht" von 1960 mit Dieter Borsche und Margot Trooger wiederholt! Unbedingt einschalten, diese Verfilmung lohnt sich!

    http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-f...ung-648506.html
    http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspiele/1960-gaslicht.htm

  • Gaslicht: Eine ChronologieDatum16.08.2014 16:51
    Foren-Beitrag von Georg im Thema Gaslicht: Eine Chronologie

    Anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Bayerisches Fernsehen" wird am Dienstag in einer Woche (26.08.) das Fernsehspiel "Gaslicht" von 1960 mit Dieter Borsche und Margot Trooger wiederholt! Unbedingt einschalten, diese Verfilmung lohnt sich!

    http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-f...ung-648506.html
    http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspiele/1960-gaslicht.htm

  • Thema von Georg im Forum Film- und Fernsehklass...



    TATORT ESSEN

    Hansjörg Felmy ermittelte als Heinz Haferkamp zwischen 1974 und 1980 in insgesamt 20 Fällen, assistiert von Willy Semmelrogge als Willi Kreutzer. Die Haferkampf-Tatorte zeichnet ein besonders hochgradiges Team vor und hinter der Kamera aus. So sind als Autoren u.a. Karl Heinz Willschrei, Oliver Storz, Henry Kolarz und Herbert Lichtenfeld mit dabei und als Regisseure lauter Krimi-Profis, allen voran Wolfgang Becker (9 Folgen) und Wolfgang Staudte (5 Folgen), gefolgt von Hartmut Griesmayr (2 Folgen), Hajo Gies (2 Folgen), Franz Peter Wirth (1 Folge) und Heinz Schirk (1 Folge).

    Haferkamp war der erste Ermittler, dem auch so etwas wie ein Privatleben zugestanden wurde und über dessen Biographie sich ein halbes Dutzend Bavaria-Dramturgen, die abwechselnd auch als Produzenten fungierten, Gedanken machten.

    Die ersten Folgen stammen aus der Feder von Karl Heinz Willschrei, dessen Verdienste um den deutschen Fernsehkrimi leider immer ein wenig im Schatten Herbert Reineckers stehen, der „nur“ Derrick und Der Kommissar erfand. Bei Willschrei waren es ein mindestens halbes Dutzend bekannter Serien und Serienfiguren, neben Haferkamp bekanntlich Ein Fall für zwei und Wolffs Revier, aber auch Ein Mord für Quandt, A.S. (Steins Fälle) oder Härte 10. Nicht zu vergessen seine zahllosen Beiträge zu Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger, Graf Yoster gibt sich die Ehre, Der Nachtkurier meldet, Okay S.I.R. usw.

    Einige Folgen wurden schon in anderen Threads kurz erwähnt, Wodka Bitter Lemon wurde bereits in diesem Thread besprochen: TATORT - Die restlichen 700+. Darauf werde ich bei der genannten Episode auch nochmal verweisen.

    Folgende 20 Episoden gab es (vor Jahren sah ich mal ein Interview mit Hansjörg Felmy, in dem er sagte, 12 der 20 seien „ausgezeichnet“ gewesen):

    1 | Tatort # 39 | Acht Jahre später, 28.04.1974, Regie: Wolfgang Becker
    2 | Tatort # 41 | Zweikampf, 23.06.1974, Regie: Wolfgang Becker
    3 | Tatort # 46 | Der Mann aus Zimmer 22, 08.12.1974, Regie: Heinz Schirk
    4 | Tatort # 50 | Wodka Bitter-Lemon, 13.04.1975, Regie: Franz Peter Wirth
    5 | Tatort # 52 | Die Abrechnung, 08.06.1975, Regie: Wolfgang Becker
    6 | Tatort # 56 | Treffpunkt Friedhof, 12.10.1975, Regie: Wolfgang Becker
    7 | Tatort # 61 | Zwei Leben, 14.03.1976, Regie: Wolfgang Staudte
    8 | Tatort # 64 | Fortuna III, 07.06.1976, Regie: Wolfgang Becker
    9 | Tatort # 68 | Abendstern, 07.11.1976, Regie: Wolfgang Becker
    10 | Tatort # 75 | Spätlese, 22.05.1976, Regie: Wolfgang Staudte
    11 | Tatort # 78 | Drei Schlingen, 27.08.1976, Regie: Wolfgang Becker
    12 | Tatort # 82 | Das Mädchen von gegenüber, 04.12.1977, Regie: Hajo Gies
    13 | Tatort # 87 | Rechnung mit einer Unbekannten, 23.04.1978, Regie: Wolfgang Becker
    14 | Tatort # 89 | Lockruf, 02.06.1978, Regie: Wolfgang Becker
    15 | Tatort # 91 | Der Feinkosthändler, 10.09.1978 Regie: Hajo Gies
    16 | Tatort # 95 | Die Kugel im Leib, 14.01.1979, Regie: Wolfgang Staudte
    17 | Tatort # 100 | Ein Schuß zuviel, 14.06.1979, Regie: Hartmut Griesmayr
    18 | Tatort # 106 | Schweigegeld, 18.11.1979, Regie: Hartmut Griesmayr
    19 | Tatort # 113 | Schußfahrt, 01.06.1980, Regie: Wolfgang Staudte
    20 | Tatort # 118 |Schönes Wochenende, 16.11.1980, Regie: Wolfgang Staudte



    TATORT ESSEN - Haferkamps Fälle (1):
    Acht Jahre später

    (Tatort Nr. 39)

    Erstsendung ARD: 28.04.1974
    Buch: Karl Heinz Willschrei
    Kamera: Josef Vilsmaier
    Regie: Wolfgang Becker
    Darsteller: Hansjörg Felmy, Christine Ostermayer, Relja Bašić, Karin Eickelbaum, Willy Semmelrogge, Herbert Bötticher, Max Mairich, Ulrich von Dobschütz u.v.a.

    Der Kriminelle Brossberg wird bei einem Coup mit seinem Bruder von der Polizei überrascht. Es kommt zu einem Feuergefecht, bei dem Oberkommissar Heinz Haferkamp Brossbergs Bruder tödlich trifft. Es kommt zum Gerichtsverfahren, bei dem die letzten Worte wie üblich dem Angeklagten gelten. Brossberg schwört dabei Rache: sollte er jemals wieder freikommen, will er seine Geliebte Frau Pallenburg, die ihn verraten hat und Kommissar Haferkamp töten. Acht Jahre ziehen ins Land bis es wirklich soweit ist: Brossberg wird entlassen. Frau Pallenburg steht wenig später bei Haferkamp auf der Matte und hat Angst. Der Essener Kommissar bringt sie bei sich unter ...

    Karl Heinz Willschrei präsentiert uns den „neuen“ Tatort-Ermittler als geschiedenen Mann, unerschrocken und allein lebend, der sich auch selbst verpflegt: im Kühlschrank gibt’s nur Bier und Korn, in die Pfanne kommt höchstens ein Ei. Frikadellen mag er und Bier in der Kneipe ums Eck. Außerdem hat er einen guten Draht zu seiner Exfrau, gespielt von Karin Eickelbaum. Der Ermittlertyp wirkt an sich etwas kühl und unerschrocken, anscheinend macht es ihm zunächst nichts oder nicht viel aus, dass er im Feuergefecht einen Menschen getötet hat. Dann später geht er aber doch darauf ein und beteuert, dass nicht entscheidend sei, ob ein „Kind“ (wie man es im vorwarf) getötet wurde, sondern, dass er das Leben eines Menschen ausgelöscht hat - und das sei gleichviel wert, auch wenn es 20 oder 40 oder 60 Jahre ist.

    Der Fall an sich gestaltet sich dennoch als etwas langatmig. Willschrei war bei Gangster- und Rachegeschichten immer etwas schwächer als bei Whodunit-Krimis. So gibt es viele lange Szenen und Einstellungen, die beinahe dokumentarisch wirken. Vielleicht war das auch Wolfgang Beckers Absicht – das Industriegebiet um Essen möglichst realistisch und kalt darzustellen? Die vom späteren Starkameramann und -regisseur Joseph Vilsmaier eingefangenen Bilder vermitteln jedenfalls diesen Eindruck. Christine Ostermayer war für die Rolle der Pallenburg in meinen Augen auch nicht die geeignete Wahl, sie wirkt eher blass, der Kroate Relja Bašić hingegen mit seiner Physiognomie eine ideale Besetzung für den skrupellosen Ganoven. Dass er im ganzen Film auch so gut wie nichts spricht, kam dem wohl nur kaum Deutsch sprechenden Schauspieler wohl sehr entgegen.

    Musik wird nur knapp eingesetzt und an der Art und Weise, wie dies geschieht, erkennt man sofort den Regisseur, der bekanntlich einen besonderen Bezug zu der lautlichen Untermalung seiner Filme hatte.

    Einen eindrucksvollen Auftritt hat Max Mairich als statistikführender Gefängnisdirektor, Klaus Schwarzkopf ist als Gastkommissar Finke leider nur kurz dabei.

    Insgesamt hätte man in meinen Augen die Geschichte auch in 60 Minuten erzählen können, was für mehr Tempo und größere Spannung gesorgt hätte, zumal die Story ja doch mit einigen unerwarteten Wendungen aufwartet. Acht Jahre später ist sicherlich nicht DAS Highlight der 20 Haferkamp-Fälle, aber guter Durchschnitt. Es kann noch besser werden!

  • Das alte Webmart-ForumDatum15.08.2014 15:03
    Foren-Beitrag von Georg im Thema Das alte Webmart-Forum

    Nein, ich meine das Forum, das diesem hier voran ging. Darin gab es noch keine Unterteilung in einzelne Bereiche. Es existierte von 2001-2002, ehe dieses unterteilte Forum startete.

  • Das alte Webmart-ForumDatum15.08.2014 11:40
    Thema von Georg im Forum Edgar-Wallace-Forum in...

    Bevor es diese Forum hier gab, existierte auf der Edgar-Wallace-Web-Seite ein anderes Forum, das bei Webmart gespeichert war. Ich denke, dass man die, die damals schon dabei waren und sich somit daran erinnern können, an einer Hand abzählen kann. Gibt es dazu noch eine Adresse oder einen Weblink? Dann müsste man doch die alten Beiträge via einer Wayback-Machine lesen können. Das würde ich gerne mal wieder tun.
    Ich erinnere mich da z. B. an die hitzigen Diskussionen zu den Anfang 2002 erstausgestrahlten TV-Wallace-Filmen oder über die Streitgespräche über die beiden Wallacebücher von Joachim Kramp & Christos Tses.

  • Letzter Satz "Die blaue Hand"Datum09.08.2014 11:48
    Thema von Georg im Forum Edgar-Wallace-Forum

    Gestern sah ich wieder einmal mit Vergnügen "Die blaue Hand".
    In der letzten Einstellung synchronisiert Albert Bessler sich selbst und kündigt den nächsten Wallace-Film "Der Mönch mit der Peitsche" an.
    Es ist jedoch offensichtlich, dass er etwas völlig anderes im Original sagte, denn die Lippenbewegungen passen überhaupt nicht zu dem, was gesprochen wird.
    Hat jemand eine Idee, was da wirklich gesagt wurde bzw. warum es synchronisiert wurde?
    Es ist ja bekannt, dass der Arbeitstitel zu "Mönch" "Der Mann mit der Peitsche" war. Wenn Bessler im Original den "Mann mit der Peitsche" ankündigen würde, dann würde man das bei der Synchro fast gar nicht merken.
    Wie gesagt: es ist jedoch offensichtlich, dass der Schauspieler etwas völlig anderes sagt, die Lippenbewegungen passen überhaupt nie zum Ton.

Inhalte des Mitglieds Georg
Beiträge: 3263
Geschlecht: männlich
Seite 50 von 161 « Seite 1 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 161 Seite »
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz