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  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum02.09.2023 15:00

    Nachtrag: Die Szenen in der Höhle im letzten Drittel des Films lassen unwillkürlich an "Winnetou II" denken, auch wenn sie nicht am selben Ort gedreht wurden.
    Der Überfall auf den Zug, die Schießerei auf der Farm und den Mord am Sohn des Farmers hätte man auch weglassen können; diese Szenen sind nur ein effektvoller Einstieg in den Film, haben aber mit der "eigentlichen" Handlung nichts mehr zu tun (so wie manche Anfangssequenzen bei James Bond).

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum02.09.2023 09:37

    Ein weiterer ausführlicher Essay, der durch den Bezug auf die Buchvorlage verdeutlicht, wie sehr die Filmreihe sich zu dieser Zeit bereits von den Büchern entfernt hatte (darauf weist auch Michael Petzel hin).

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #59
    einen etwas zu vertrauensseligen Goldsucher (und -finder), Ben O’Brian

    Dessen Verhalten fand ich schon als Kind selten dämlich, gerade in der Pokerrunde, als er seinen Fund allen auf die Nase bindet.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #59
    der Film Old Surehand mit dem etwas verschämten Zusatz „1. Teil“

    Laut Petzel dachte man ursprünglich an eine Fortsetzung, verzichtete aber angesichts des eher mäßigen Erfolgs darauf. Das erscheint mir sinnvoll, da die Geschichte nicht nur in sich abgeschlossen ist, sondern auch inhaltliche Schwächen aufweist (dazu später mehr).
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #59
    Schrecklich ist Wabbles Ende, von seinem ehemaligen Gefährten im Bösen Dan Etters grausam zu Tode gequetscht, kann er schließlich seine lebenslangen Sünden doch noch bereuen. Früher als Jugendlicher fand ich diese religiösen Szenen immer gräßlich, doch beim jetzigen nochmaligen Lesen denke ich eher, dass sich der Schriftsteller durchaus sehr reife Gedanken über Schuld, Sühne und den Übergang der Seele in andere Gefilde gemacht hat, die man nicht leichtfertig als Kitsch abtun sollte.

    Nicht umsonst heißt es zu Beginn der Passage, als der eingequetschte Old Wabble gefunden wird, die Feder "sträube sich", die Szene zu beschreiben.
    Mir ging es allerdings eher umgekehrt: Als Kind/Jugendlicher fand ich seine Bekehrung anrührend, als Erwachsener leider sehr dick aufgetragen und (wie manch andere religiöse Momente) so wirkend, als habe Karl May sic bei seinem frommen Verleger anbiedern wollen.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #59
    Die Verfilmung hierzu bietet dem Zuschauer ein buntes Potpourri an denkwürdigen Szenen, etwa dem einzigen Überfall auf eine Eisenbahn in der Serie, eine zünftige Kneipenschlägerei, Schießereien, Intrigen in einer alten Poststation, ein Bandenschlupfwinkel in einer Tropfsteinhöhle, weiße und rote Verräter, ein abenteuerlustiges Liebespaar und auch den Westmann mit der sicheren Hand, der seine Winchester-Unterhebelrepetierbüchse wie ein Baby im Arm trägt und immer ein wenig über den Dingen zu stehen scheint.

    Gerade der Anfangsteil vermittelt leider penetrant den Eindruck, alles schon gesehen zu haben (abgesehen vom Überfall auf die Eisenbahn): Das willkürliche Abschießen von Büffeln gab es bereits in "Winnetou I" (es wurden dafür auch dieselben Bilder verwendet), den Mord am Kind eines Farmers, der Indianern untergeschoben werden soll, sah man so in "Unter Geiern" (chronologisch erst später, aber vor diesem Film produziert), den Mord an einem Häuptlingssohn, dessen Vater daraufhin mit Krieg droht, im "Ölprinzen" und in "Winnetou III" (dito) und die Szene, Kneipenschlägereien in "Winnetou I" und "Unter Geiern" und die Szene, in der Old Surehand jemanden vom Dach schießt, im "Ölprinzen".
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #59
    Bruder Winnetou erscheint erst kurz vor der Hälfte des Films auf der Leinwand, sehr zum Verdruss des Darstellers Pierre Brice, wenn man der Gerüchteküche glauben darf.

    Eigentlich verständlich, da Winnetou hier zum deus ex machina verkommt und bei seinem ersten Auftritt fast wie ein Fremdkörper wirkt: Erst taucht er aus dem Nichts auf und gibt Old Surehand einen Hinweis, wo der General sich verstecke, dann rettet er Toby und später darf er seinen Edelmut beweisen, indem er sich als Zielscheibe präsentiert. Dass es sich um Platzpatronen handelt, hättet theoretisch auch anders bewiesen werden können, aber das wäre weniger heroisch und edel gewesen.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #59
    Persönliches Highlight ist der General-Darsteller Larry Pennell, dessen Ähnlichkeit mit dem berühmten Schauspieler Clark Gable verblüffend ist. Pennell wirkt unter den anderen Mitgliedern seiner Bande wie ein Exot, fast schon ein eleganter eitler Träumer, den sie dann auch schnöde absäbeln wollen.

    Optisch und charakterlich wirkt er wie ein Wiedergänger von Anthony Steels Forrester aus "Winnetou II". So richtig zum Zuge kommt er erst im letzteen Drittel, nachdem er zuvor bereits bei der Pokerrunde eingeführt wurde, aber danach längere Zeit aus dem Film verschwand.
    Gemessen am General des Buches, der sicher zu den übelsten Antagonisten von Karl May gehört, wirkt er natürlich zwangsläufig blass und austauschbar.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #59
    So kriegen denn aber alle Schurken ordentlich ihr Fett weg und die beiden verliebten youngsters märchenhafterweise als Hochzeitsgeschenk sogar den Zugang zu Onkel Bens Goldader

    Gerade die Szene, in der Old Surehand eine Kopie des Plans aus der Tasche zieht und den beiden überlässt, will so gar nicht zu ihm passen; so viel Edelmut und Selbstlosigkeit wäre eher etwas für Lex Barkers Old Shatterhand, nicht für Stewart Grangers deutlich bodenständigere Figur. Zu diesem wiederum passt die Szene im Finale, als er den General austrickst und ohne mit der Wimper zu zucken abknallt, was (wie von Petzel bemerkt) nur eher großzügig als Notwehr kaschiert werden kann.

  • Zitat von Lord Peter im Beitrag #17
    "Liebesgrüße aus Moskau" hat doch ein ähnliches Problem (Gespräch Tanya-Klepp am Anfang).

    Und auch bei zwei anderen Dialogstellen im Film: der ersten Begegnung von Tanya und Bond und der letzten Szene, als beide in der Gondel in Venedig sitzen.
    Offenbar wurden nach der Premiere sämtliche (!) weltweit im Umlauf befindlichen Kopien gekürzt:http://www.dvdsavant.com/s2065russjump2.html
    Die Tonsprünge in der deutschen Fassung an diesen drei Stellen bedeuten demnach, dass die Synchronfassung noch für die ungeschnitte Version angefertigt wurde und man sie später mit dem gekürzten Master kombinierte.

  • Die Falle des Mr. ReederDatum12.08.2023 22:33
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Die Falle des Mr. Reeder

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #7
    Ganz so ist es diesmal nicht, die Fabel geht ein bisschen anders.

    Wenn es "ganz so" laufen würde, wäre es auch etwas ZU einfallslos.
    Aber bei einem Vielschreiber wie Wallace wäre die Variation eines Motivs ja nicht weiter überraschend.

  • Die Falle des Mr. ReederDatum12.08.2023 14:15
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Die Falle des Mr. Reeder

    Interessant, hier mal etwas zu den Kurzgeschichten und -romanen zu lesen, die die meisten sicher kaum mit dem Namen Edgar Wallace verbinden! Die entsprechenden Titel wurden von Goldmann nach meinem Eindruck deutlich seltener neu aufgelegt.
    O das damit zusammenhängt, dass diese Vorlagen von Rialto verschmäht wurden? Die einzigen Ausnahmen wären der Kurzroman "Der unheimliche Mönch" und die Kurzgeschichten-Sammlung "Neues vom Hexer", bei der man sich in beiden Fällen mit dem Titel begnügt hatte.

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #4
    Die Schatzkammer (The Treasure House)

    Lane Leonard hat seinen Reichtum mit glücklichen Aktienspekulationen erworben. Da er Banken misstraut, hat er sich in seinem "Schloss" eine Schatzkammer bauen lassen, die anderthalb Millionen Pfund in purem Gold beherbergt. Als er plötzlich stirbt, soll seine Stieftochter Pamela an ihrem 25. Geburtstag den ganzen Schatz erben, bis dahin soll sein vor einiger Zeit verstoßener Neffe Digby Olbude den Treuhänder spielen.

    Auch ohne die Geschichte zu kennen, kommt mir dieses Motiv sehr vertraut vor: Es wirkt wie eine Mischung aus dem Vermächtnis des Mr. Real aus dem "Safe mit dem Rätselschloss" und der Pläne des alten Lord Selfords im Roman "Die Tür mit den sieben Schlössern", von denen im schriftlichen Geständnis der Verschwörer kurz die Rede ist.

  • Große Pause bei den BEW-FilmenDatum08.08.2023 10:11
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Große Pause bei den BEW-Filmen

    Danke für diesen Einblick in weitere Aspekte, die aus Sicht der CCC sicher eine Rolle spielten (andere aufwendige Produktionen, zunehmende Zusammenarbeit mit ausländischen Filmgesellschaften, Wandel beim Publikumsgeschmack)!

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum04.08.2023 15:19

    Zitat von Tarzan im Beitrag #55
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #50
    Alle diese Dinge sind für sich gesehen ja recht unterhaltsam, aber für meinen individuellen Geschmack einfach nur seelenlos aneinandergereiht, der Zauber der ersten Winnetou-Filme ist dahin. Im Allgemeinen erfreut sich der Streifen bei Karl-May-Fans aber wohl eines guten Rufes.


    "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" brachte sicherlich einige "Zitate" aus früheren Filmen neu auf die Leinwand, die Sachen sind aber schon mit Liebe zum Sujet behandelt. Die Helden sind natürlich älter geworden und für die 68er nicht mehr hipp genug. Aber es ist ein würdiger Abschluss der Serie. Und Martin Böttcher lieferte nochmal den Beweis, dass er einer der Pluspunkte der Filmreihe war.

    In einer (derzeit leider nicht mehr online stehenden) Westend-Rezension wurde dem Film bescheinigt, dass er trotz der schablonenhaften Handlung die Hauptfiguren und die ursprüngliche Stimmung der Serie zumindest besser treffe als die letzten Produktionen der Rialto.
    Bekanntlich griff Artur Brauner gleich zu, nachdem Horst Wendlandt die Einstellung der Serie verkündet hatte. Seltsamerweise wurde mit Herbert Reinecker ein Autor beauftragt, der mit Karl May zuvor nichts zu tun gehabt hatte. Aber zumindest engagierte man mit Harald Reinl den Regisseur, der den Stil der Filme am stärksten geprägt hatte.
    Die Parallelen zum "Schatz" sind wirklich deutlich, u. a. auch dadurch, dass Lord Castlepool wieder auf der Suche nach etwas ist (diesmal kein Schmetterling oder ein Abenteuer, sondern eine seltene Pflanze).
    Natürlich lässt es sich nicht leugnen, dass speziell Lex Barker mittlerweile als Actionheld kaum noch glaubwürdig war.
    Jedenfalls ist es interessant, dass der erste und der letzte Film der Reihe inhaltlich und stilistisch so eng miteinander verbunden sind. Man vergleiche dagegen Anfang und Abschluss der Wallace-Reihe miteinander (selbst wenn man die Gialli nicht mitrechnet)!

  • Große Pause bei den BEW-FilmenDatum29.07.2023 17:13
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Große Pause bei den BEW-Filmen

    Die Antwort dürfte so enfach wie logisch sein: "Das 7. Opfer" lief so schlecht, dass eine Fortsetzung der Reihe nicht sinnvoll erschien.
    Nachdem "Winnetou und sein Freund Old Firehand" durchgefallen war war das Thema Karl May bei der Rialto ja auch abgehakt.

  • Rückblende - Der Filmklassiker-PodcastDatum19.07.2023 23:21

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #104
    Bemerkenswert, wie damals noch die islamistischen Kämpfer (Mudschaheddin) die Guten waren.

    Ein ähnliches Problem trat auch in dem wenig später gedrehten "Rambo III" auf, der allerdings die sowjetische Seite noch viel stärker dämonisierte.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #104
    Ihre Praxis, unter Uncle Sams wohlwollenden Augen Opium an die Russen zu verkaufen und die Eindringlinge damit zu bekämpfen, war Realität.

    In einem Bond-Forum wurde spekuliert, dass erste Enthüllungen über die Iran-Contra-Affäre beim Drehbuch ebenfalls Pate gestanden haben könnten.
    Das Motiv eines von Geheimdiensten unterstützten Drogenhandels zur Schwächung des Feindes gab es allerdings schon bei Ian Fleming selbst: in der Kurzgeschichte "Risiko" (früherer deutscher Titel: "Riskante Geschäfte")
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #104
    Insgesamt zeichnet den Streifen eine recht komplexe Handlung aus, die nicht zu verachten ist.

    Wobei sie für einen Bond-Film fast schon ZU komplex ist.
    Untypisch wirkt es auch, dass es keinen klaren Gegenspieler gibt: Koskov wird für Bond nie zu einer wirklichen physischen Bedrohung und hat keine finale Konfrontation mit ihm; Whitaker wiederum hat viel zu wenige und kurze Szenen und wirkt durch seine Besessenheit von großen Eroberern (deren Wachsfiguren seine eigenen Gesichtszüge tragen!) und deren Schlachten eher lächerlich.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum18.07.2023 08:55

    Zitat von Tarzan im Beitrag #45
    ... die Szenen der Büffeljagd wurden vielleicht immer wieder verwendet, weil man im früheren Jugoslawien keine Büffel hatte?

    Klar
    Nur fällt eben auf, dass man genau dieselben Einstellungen erneut verwendet hat.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum16.07.2023 22:53

    Zitat von TV-1967 im Beitrag #42
    Für mich ein etwas schmalziger KM-Film.

    Einerseits der gefühlvollste, aber zugleich auch der actionreichste Film der Reihe; in beider Hinsicht eben ein echter Reinl.
    Zitat von TV-1967 im Beitrag #42
    Leider hat Reinl hier zwei no gos losgelassen. Warum seilen sich die Utahs aus dem Silbersee b. Schlusskampf ab? Und warum werden außerdem Szenen aus dem "Angriff der Apachen" auf Roswell eingeblendet (gleichiges in HALBLUT). Wendlandt wollte sparen für UNTER GEIERN.

    Wenn man effektvolle Filmbilder hat - warum diese nicht nochmal verwenden? Die Bisonjagd aus "Winnetou I" (die ursprünglich aus dem Hollywoodfilm "Die letzte Jagd" stammt) wurde ja später in "Old Surehand" recycelt", ebenso wie der Ölbrand später in der Anfangssequenz vom "Ölprinzen" (die übrigens mit der eigentlichen Filmhandlung nichts zu tun hat - so wie oft auch bei James Bond).

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum14.07.2023 19:38

    Zu der im Film gezeigten Fahne: Gerade wenn es um die der USA geht, ist das ein häufiger Filmfehler (in Polanskis "Chinatown" sieht man etwa die 1959 eingeführte, obwohl der Film vor dem Zweiten Weltkrieg spielt).
    Jenseits von der amerikanischen gibt es in dem Euro-Western "Nobody ist der Größte" eine Szene, in der im Büro eine Kavallerieoffiziers mehrere Flaggen hängen, u. a. die der DDR!

    Was Kinskis Abgang angeht: Natürlich muss so etwas nicht immer spektakulär verlaufen. Aber nachdem Lucas formell der zweitwichtigste Schurke ist und eigentlich den formellen Hauptbösewicht Forrester sowohl in Sachen Charisma als auch bei den sichtbaren Übeltaten übertrifft hätte man eigentlich etwas mehr erwarten können.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum08.07.2023 09:41

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    und rettet dabei die schöne Ribanna, Tochter des Assiniboine-Häuptlings, vor den Klauen eines Bären

    Bzw. eines Aufnahmeleiters im Bärenfell
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    Dabei trifft den unbesiegbaren Streiter doch ein Pfeil, diesmal mitten ins Herz, abgeschickt vom Liebesgott Amor (hat der auch einen indianischen Widerpart ?).

    Kommentar meines Bruders zu einer gemeinsamen Szene der beiden in der Höhle: "Bitte keine Spar-Liebesszenen!"
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    Es herrscht immer noch Bürgerkrieg, wie auch im zweiten Band von Winnetou, wo es der Ich-Erzähler mal kurz erwähnt. Ein Bild von Präsident Lincoln (der 1865 ermordet wurde) hängt noch in der Stube von Oberst Merril an der Wand. Kurz darauf erwähnt der Oberst auch, dass selbiger Präsident auf eine Verhinderung eines neuen Indianerkrieges „in der jetzigen Lage“ drängt. Kann sich ja in dieser Form auch nur auf den Bürgerkrieg beziehen, weniger auf irgendwelche Ambitionen aus Humanität.

    Spricht Merril nicht von Lincoln in der Vergangenheit? Dass ein Bild von diesem an der Wand hängt, muss nicht unbedingt bedeuten, dass er noch am Leben ist, da der "ehrliche Abe" (ebenso wie JFK) durch seine Ermordung schnell zum nationalen Mythos wurde.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    Dabei kämpfen sie sogar gegen den Ku-Klux-Klan, den es zu dieser Zeit noch gar nicht gab

    Wobei die Chronologie des Romans etwas schwammig ist und nicht ganz klar wird, ob der Bürgerkrieg zu diesem Zeitpunkt noch andauert oder bereits vorbei ist.
    Aber schon der Eisenbahnbau durch das Gebiet der Apachen im ersten Roman ist strenggenommen ein Anachronismus, wenn dieses Buch in den 1860ern spielen soll: Bis 1865 gab es westlich des Mississippi (abgesehen vom Staat Missouri) so gut wie keine Eisenbahnen, danach konzentrierte sich der Bau auf die Strecke nach Kalifornien, die 1869 in Utah abgeschlossen wurde. Im Südwesten scheint der Streckenbau im großen Stil scheint erst in den 1880ern begonnen zu haben.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    Naja, wenn man da anfängt, zeitliche Betrachtungen anzustellen, kommt man schnell an logische Grenzen.

    Speziell wenn man bedenkt, dass Winnetou zu dieser Zeit maximal Mitte 20 sein dürfte (Karl May behauptete in einem Brief an eine Leserin, er sei 1840 geboren worden).
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    Das sind jedenfalls die Anklänge an die Verfilmung (...) mit seiner Ansprache während der Friedensverhandlungen des Militärs mit den Stammeshäuptlingen, mit der er die Gleichheit aller Rassen und Völker beschwört. Ganz im Sinne des seligen Karl May

    In einer (derzeit leider nicht verfügbaren) Rezension auf der Seite "Filmgalerie Westend" meinte jemand, obwohl der Film eigentlich nur Winnetous unerwiderte Liebe und den Ölbrand aus der Vorlage übernommen habe, sei "der humanistische Geist" Karl Mays gut getroffen worden, ebenso wie "das romantische Flair" des Vorgängers.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    Girotti war nun ein wirklich ein sehr gutaussehender Bursche, die Leidenschaft, mit der ihn zu Beginn seine „Schwester“ im Film bei seiner Rückkehr aus der Gefahr herzt und küsst, finde ich immer wieder drollig.

    Beim Dreh scheint Karin Dor von ihrem Co-Star sehr angetan gewesen zu sein, weshalb Regisseur Reinl (begründet oder nicht) sehr eifersüchtig wurde und Girotti beim Dreh etwas härter anfasste.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #36
    Des Zuschauers Langmütigkeit ist aber dennoch gefordert, wenn ein verheerender Ölbrand während der Nacht am nächsten Morgen schon wieder gelöscht ist und alles aussieht wie neu.

    Gleiches gilt allerdings auch für den Brand auf Baumanns Farm am Anfang von "Unter Geiern".

    Was Klaus Kinskis Rolle angeht (der hier einmalig unter Harald Reinls Regie spielte), so meint ein Rezensent hier, dass dieser eigentlich aktiver als der Hauptschurke Forrester sei:http://www.lexbarker.net/filme/w2/kritik.html
    Michael Petzel urteilt in seinem Buch über die Karl-May-Filme ähnlich und bedauert (ebenso wie der Rezensent), dass Kinski im Finale so beiläufig erschossen wird, dass man es gar nicht richtig mitbekommt.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum07.07.2023 23:13

    Das lange Warten hat sich gelohnt!
    Einige Anmerkungen dazu hätte ich, werde aber wohl erst morgen dazu kommen. Bis dahin!

  • Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #85
    Meiner Ansicht nach gibt es für das Mysteriums der fehlenden Gegenwehr der mitunter körperlich sehr starken Opfer eine einfache Erklärung, die im Film auch so rüberkommen sollte. Durch die gruselige Maske des Phantoms, die ja auch quasi als Lüften des Rätsels erst am Ende gezeigt wird, sind die Opfer vor Schreck förmlich gelähmt und lassen sich widerstandslos erdolchen. Kann man nun glaubwürdig finden oder auch nicht.

    Dann muss man sich natürlich umso mehr fragen warum man das komplette Zeigen der Maske dem Zuschauer praktisch den ganzen Film über vorenthalten hat.
    Dass die Opfer oft vom Anblick des Mörders oder Monsters gelähmt sind, obwohl sie die Möglichkeit zur Verteidigung hätten, kennt man natürlich aus unzähligen Krimis und Horrorfilmen (im Wallace-Bereich fielen mir da zuerst die Morde an Creager und Abel Bellamy im "Bogenschützen" und das Ende von Sir Cecil im "Unheimlichen" ein).
    Aber da dieser Film sich etwas "realistischer" gibt und die Frage in der Mitte sogar aufgeworfen wird hatte ich beim ersten Sehen mit einer zumindest kurzen Erklärung im Dialog gerechnet.

  • Danke für diesen kleinen Essay!
    Der Film sticht durch seine extreme Düsterheit und die (wenn man beim Genre der Wallace-Filme und deren Epigonen überhaupt davon sprechen kann) größere Realitsnähe hervor - keine Schlösser, mysteriösen Butler, Geheimorganisationen mit maskierten Anführern oder Schätze; selbst das titelgebende "Phantom" ist zwar maskiert, wird aber erst im Finale "direkt" gezeigt - warum, wüsste ich auch gerne. Die Themen Rotlicht-Milieu und das Tatmotiv wirken aus heutiger Sicht zwar abgedroschen, dürften aber damals eher Neuland gewesen sein und deutlich drastischer gewirkt haben.
    Auch der Ermittler wirkt ungewohnt, da er weder ein junger Liebhaber noch ein kauziger Typ ist, sondern relativ bodenständig. Hinzu kommt, dass man Borsche bei diesem Genre eher von der anderen Seite des Gesetzes her kennt. Die (wenigen) Kaspereien von Sergeant Hallam und das Happy End wirken reichlich aufgesetzt und fast so, als habe man sie eingefügt, um den sehr düsteren Film abzumildern.
    Ein Pluspunkt ist natürlich, dass hier sowohl der Inspektor als auch sein Vorgesetzter durchaus verdächtig erscheinen.

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #83
    Logikpatzer sind selbstredend vorhanden, aber bei weitem nicht so auffällig wie bei anderen Filmen der Zeit, das Drehbuch hat wohl größere Sorgfalt erfahren.

    Aus meiner Sicht gibt es zwei zentrale Ungereimtheiten:
    Warum wehren sich die Opfer nicht, obwohl speziell Nielsen und Hamacher recht kräftig gebaut sind? Diese Frage wird von Patton an einer Stelle aufgeworfen aber komischerweise später nicht beantwortet.
    Ein schockierendes Wiedererkennen des einstigen Opfers dürfte es kaum sein, da das "Phantom" seine Maske kaum abgenommen haben dürfte (es sind immer beide Hände im Bild zu sehen).
    Und warum ist Dr. Dalmer so überrascht, als Captain Muggins in seiner Praxis erscheint, da er diesen zuvor für tot gehalten habe? Einige Szenen zuvor hatte er in doch bereits durch den Spiegel in der Bar gesehen und erkannt.
    Daneben frage ich mich, warum Mrs. Filiati bis kurz vor dem Finale so tut, als sein sie an den Rollstuhl gefesselt (selbst wenn sie mit Dalmas allein ist).

  • GlückwunschDatum13.06.2023 16:03
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Glückwunsch

    Dem schließe ich mich an!

  • Dass die "1000 Augen" sich noch als Fortsetzung des alten "Testaments" verstanden, wird inhaltlich auch dadurch deutlich, dass mit dem Mord im Straßenverkehr und dem Tod Mabuses in einer Anstalt zwei Geschehnisse aus diesem Film erwähnt werden und das zweite sogar konkret auf das Jahr 1932 datiert wird, während die "Augen" klar in der damaligen Gegenwart spielen.
    Ein inhaltlicher Bruch zwischen "Augen" und "Stahlnetz" besteht neben dem Namenswechsel beim Kommissar noch darin, dass nun die von Wolfgang Preiss gespielte Figur tatsächlich als "Mabuse" bezeichnet wird.
    Wäre man hier (und in den folgenden Filmen) dabei geblieben, dass es sich lediglich um den selbsternannten Erben des Meisterverbrechers handelt (ob "Professor Jordan" dessen wirklicher Name oder lediglich ein Pseudonym war, sei dahingestellt), hätte das auch spätestens beim "Testament,"-Remake für Verwirrung gesorgt.

  • Nachtrag: An einer Stelle hört Marlin einen kurzen Ausschnitt aus einem berühmten Zitat von Raymond Chandler über den Detektiv in einer korrupten Welt.

  • Hörspiele nach Agatha ChristieDatum02.05.2023 22:17
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Hörspiele nach Agatha Christie

    Nachtrag: Weitere Bezüge zu Agatha Christies Werk bestehen darin, dass die Methode, sich ein Alibi zu verschaffen, ähnlich auch in dem Roman

    "Alibi"
    ; und die Kriminalschriftstellerin beschreibt dasselbe Szenario eines Mordes, das Poirot selbst zu Beginn von "Die Morde des Herrn ABC" Hastings gegenüber präsentierte (und das er in "Mit offenen Karten" tatsächlich lösen musste).
    Und natürlich hat auch Sisyphe Pierot eine Neigung, Sprichwörter leicht zu verdrehen.

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