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  • Die fünf schlechtesten Wallace Filme Datum26.09.2019 18:03

    Vielen Dank für deine Einschätzung aus fachmännischer Perspektive.

    Natürlich können wir alle nur mutmaßen, aber ich gehe nach wie vor davon aus, dass sowohl Franco als auch Freda (bzw. Manuel Merino und Gabor Pogany) genau wussten, was sie taten. Im Falle von Franco ziehen sich die handwerklichen Mängel (oder Charakteristika ;-)) ja durch seine gesamte Filmographie ab den späten 60ern. Das kann nur vorsätzliche Nachlässigkeit sein, und die gehört bei Ihm einfach dazu und macht einen gewissen Charme aus, den man halt mag oder auch nicht. Es entsteht eine eigensinnige Ästhetik, die er so konsequent in seinen Filmen verfolgt hat, dass es kein Zufall sein kann und auch nicht immer nur durch Budgets und Zeitmangel bedingt.

    Fredas Kunstanspruch zeigt sich auch in anderen Filmen (z.B. dem großartigen "Das Geheimnis des Dr. Hichcock"). Der Mann gilt außerhalb von Deutschland zu Recht als Ikone des Gothik-Horror und war Mario Bavas Lehrmeister. Ich bewerte "Das Gesicht im Dunkeln" anhand der ungekürzten Fassung. Und die funktioniert für mich dramaturgisch sehr gut. Für die gekürzte deutsche Version kann er nichts.
    Es kann tatsächlich sein, dass die Handkamera-Szenen tatsächlich dem Zeit- und Budgetdruck geschuldet sind, aber gerade diese Uneinheitlichkeit macht für mich einen großen Reiz aus, weil sie so ziemlich einzigartig ist und den Film weniger glatt wirken lässt. Wahrscheinlich geht da auch keiner mit, aber man könnte sie als Sinnbild für John Alexanders Zerrissenheit sehen.

    Sicher habe ich einen etwas weniger nüchternen Rezeptionsansatz als die meisten anderen hier im Forum, aber ist das ein Problem? Was ich damit nur sagen möchte ist, dass die Bewertung von Kunst sehr subjektiv ist und es nie eine objektive Wahrheit geben kann. Und gerade Formulierungen "Es ist ja wohl klar, dass XY ein schlechter Film ist" oder "Regisseur XY ist ein Nichtskönner" in mir einen gewissen Streitgeist auslösen, gerade wenn es um Werke oder Künstler geht, die ich mag. Das ist bei Freda und Franco definitiv der Fall. Ich hatte zwar mit beiden meine ersten Begegnungen im Wallace-Kontext, komme aber mittlerweile nicht mehr von der reinen Wallace-Perspektive, was die Beurteilung der Filme angeht. Dafür kenne ich mittlerweile zu viele andere Werke der beiden.

  • Die fünf schlechtesten Wallace Filme Datum23.09.2019 19:14

    "Akasava" ist nicht handwerklich schlecht, das ist einfach Jess Francos Stil und er wusste immer genau, was er tat. Kennst du "Das Geheimnis des Dr. Z" oder andere seiner früheren Filme? Der konnte auch klassisches Handwerk, wenn er wollte. Er hat sich aber irgendwann ziemlich vom klassischen Erzählen gelöst und einen eher skizzenhaften, improvisierten, hingerotzten Stil angeeignet, der absolut einzigartig ist und bisweilen völlig faszinierende, traumartige, surreale Filme hervorgebracht hat. Nicht umsonst gibt es immer mehr Kritiker, die seine Filme schätzen und auch der Goya für sein Lebenswerk kommt nicht von ungefähr.
    "Der Teufel kam aus Akasava" ist seine Variante eines pulpigen Abenteuerkrimis, filmischer Free Jazz, der zwar nicht die surrealen Sphären seiner Meisterwerke erreicht, aber trotzdem ein faszinierendes Werk ist.

    Auch "Das Gesicht im Dunkeln" muss ich vehement verteidigen, allein die Kameraarbeit mit der ungewöhnlichen Kombination aus Handkameraeinsatz und Bildkompositionen, die an Renaissance-Ölgemälde erinnern gehört zu den besten Arbeiten der ganzen Wallace-Reihe. Der Gothik-Hauch, der durch das Alexander-Anwesen bläst, die sogartige Story, die Verzweiflung in Klaus Kinskis Gesicht, die immer stärker wird, die menschlichen Abgründe des eiskalten Täters...ein Psychothriller der Extraklasse, die Werbung lügt nicht. Ich werde es nie verstehen, warum dieser Film so unbeliebt unter den Wallace-Fans ist. Der ist tausend Mal cleverer und doppelbödiger als der andere Psychothriller der Reihe ("Der Fälscher von London").

    Die beiden Sprösslinge der Adelsfamilie "von Soho" sind bunte Knallbonbons, die mir großen Spaß machen. Alfred Vohrer dreht hier schön auf, ohne Rücksicht auf Verluste, Ernsthaftigkeit oder vermeintlich guten Geschmack.

  • Die fünf schlechtesten Wallace Filme Datum23.09.2019 17:53

    Ihr Kostverächter!

    Wirklich schlechte Filme gibt es unter den deutschen oder deutsch koprodzierten Filmen meines Erachtens nicht.

    Für mich die fünf schwächsten bzw. am wenigsten interessanten sind:

    Der Rächer
    Der grüne Bogenschütze
    Die seltsame Gräfin
    Die Pagode zum fünften Schrecken
    Die Tote aus der Themse

    Die Italiener liebe ich und auch Jess Francos Beitrag macht mir sehr viel Spaß, genau wie der Gorilla.

  • Zitat von Tarzan im Beitrag #62
    Zitat von Mr. Igle im Beitrag #60
    Ist es das? Vieles war auch stilistisch bereits schon durch die Romane vorgegeben. Joachim Kramp hat - trotz seiner bekannten "Affenliebe" zu Reinl - stets betont wie wichtig der Einfluss Hummels als Wallace-Kenner und vor allem von Egon Eis als Autor für die frühen Wallace-Filme war. Kramp hat hierbei hervorgehoben, dass der Stil der ersten beiden Wallace-Filme vor allem in Sachen Atmosphäre, Härte und "eiskaltem Touch" konkret durch die Drebücher von Eis vorgegeben wurde. Die haben Reinl und Roland jeweils simultan umgesetzt. ...



    Dann frage ich mich, weshalb Bartsch (Reinls Drehbuchmann) beim "Frosch" als Bearbeiter des Eis-Buches genannt ist. Genau jener Herr Bartsch, der, siehe einen Beitrag zuvor, beim Drehbuch zum hochgelobten "Der unheimliche Mönch" beteiligt ist. Reinl hat wegen Bartschs Bearbeitung mit Sicherheit nicht ganz konsequent das Eis-Drehbuch umgesetzt. Das halte ich persönlich für sehr unwahrscheinlich. - Der allerwichtigste Mann bei der Entwicklung der Wallace-Reihe wurde hier bislang noch gar nicht genannt. "Das Wunderkind des deutschen Films", Horst Wendlandt, hat mit ziemlicher Sicherheit, wie später bei Karl May, auch hier die Zügel in die Hand genommen und die maßgeblichen Veränderungen in die Wege geleitet. Alfred Vohrer führte sicherlich die ein oder andere Idee seines Produzenten aus. Vohrer war ein wahnsinnig toller Handwerker, der bei Wallace am Set über sich hinaus gewachsen ist.


    Wendlandt hat mit Vohrers Stil herzlich wenig zu tun - Vohrers typische Stilmittel ziehen sich durch sein gesamtes Werk, egal, wer produziert hat.

    Der Frosch profitiert von dem wirklich guten Drehbuch, der weitgehend exzellenten Besetzung und der handwerklichen Kompetenz von Reinl, der das Geschehen in passende Bilder umsetzt und den richtigen Rhythmus findet. Keiner der vier weiteren Reinl-Wallaces kommt an den Erstling ran, ich halte sie sogar bis auf den "Fälscher" für ziemlich durchschnitlich. Jürgen Roland schlägt mit dem Kreis in eine ähnliche Kerbe wie Reinl beim Frosch und macht seinen Job genau so gut. Der verunglückte Bogenschütze ist natürlich ein anderes Thema, so einen (verhältnismäßigen) Ausfall hatte Reinl bei Wallace nicht. Frosch und Kreis sehe ich als Prototypen für spätere Werke, die noch ein wenig in der Tradition von Fritz Lang stehen, gepaart mit einer gewissen Wirtschaftswunder-Hemdsärmeligkeit und einem Blick nach England. Das funktioniert wunderbar und ergibt tolle Filme, aber den wirklichen stilistischen Startschuss haben Vohrers Augen gegeben, der zu Recht immer wieder als bester deutscher Wallace-Film genannt wird.
    Alle Wallace-Klischees, die gern zitiert und parodiert werden, gehen auf die typischen Vohrer-Trademarks zurück.

    Karl May sollte man hier ausklammern, das ist klar Reinls Baustelle. Vohrers Filmen merkt man an, dass er mit dem Blutsbrüder-Kitsch arg hadert. "Old Firehand" ist dafür sicherlich der stärkste und interessanteste Beleg. Man merkt immer wieder ein Schielen Richtung Italien, aber letzten Endes kämpft Vohrer nur gegen Drehbuch und Figuren, die in diesem Falle Windmühlen sind. Ein schönes Scheitern, sozusagen.

  • Zitat von Jan im Beitrag #45

    Da er nun oft angesprochen wurde: Alfred Vohrer war nach allem, was ich von Hinterbliebenen in Erfahrung bringen konnte, ein weitgehend unpolitischer Mensch. Er war nachweislich niemals Mitglied in der NSDAP oder anderen NS-Verbänden oder -Vereinigungen. Auch war er nach dem Krieg bis zu seinem Lebensende nie (partei)politisch aktiv. Bekannt ist, dass er - wie so viele seinerzeit - einen Faible für Willy Brandt hatte, diesen jedoch nur im engsten Familienkreis zu erkennen gab. Welche politische Botschaft außer dem Genannten und vielleicht einigen wenigen weiteren Kleinigkeiten hätte er da in seine 14 Wallace-Filme einbauen sollen? Das ist abwegig! Auch Vohrer unterlag dem Ziel der Umsatzmaximierung. Und er litt darunter zeitlebens. Der Spagat zwischen Kunst und Kommerz war ihm aus seiner Sicht immer zu sehr in Richtung Kommerz gelungen. Nicht zuletzt auch zugunsten des eigenen Kommerzes wohlgemerkt. Vohrer konnte weder mit Edgar Wallace aber erst recht nichts mit Karl May anfangen. Seine Welt bestand aus Bach, Brahms, Hemingway, Karajan und Bernstein. Verwirklichen konnte er zeitlebens davon filmisch aber kaum etwas. Ich denke aber nicht, dass er deswegen behauptet hätte, dass seine Wallace-Filme eine entsprechende Botschaft hatten. Er wusste zeitlebens, was er da machte und das unterschied ihn von manch einem seiner Kollegen.

    Gruß
    Jan



    Jetzt wird es interessant. Du scheinst ja bezüglich Alfred Vohrer noch andere Quellen zu haben als die bekannten. Interviews mit Eva Ebner und anderen Kollegen und Schauspielern zufolge war Alfred Vohrer hundertprozentig schwul. Meines Wissens ist er auch mit seinem langjährigen Lebensgefährten Herbert begraben.
    Dies in Unterhaltungsfilmen als Subtext einzubauen, ist in den 60ern in Deutschland mit Sicherheit ein ziemliches Novum gewesen und macht ihn damit aus meiner Sicht durchaus zu einem Vorreiter im Kampf für eine offenere Gesellschaft. Natürlich wurde er ab den späten 60ern komplett überrollt von Fassbinder, Rosa von Praunheim und anderen, die im Zuge der gesellschaftlichen Revolution ganz anders und viel offener damit umgegangen sind.

  • Zitat von Tarzan im Beitrag #31
    Also Gottlieb wie Reinl zu sehen, bringt mir schon ein gewisses Schmunzeln auf die Lippen. Reinls Handschrift ist unverkennbar, der steht bei Wallace und May über Vohrer (aus meiner Sicht).


    Was würdest du denn als typische Charakteristika der Reinl-Handschrift beschreiben?

    Bei mir liegt ganz klar Vohrer oben.

  • ...und Herbert Reineckers braune Vergangenheit ist auch hinreichend bekannt. Schwieriges Thema, aber ich denke, dass man so etwas zwar nicht ganz verdrängen sollte, aber Kunst und Künstler durchaus trennen kann.
    Apropos Künstler, Alfred Vohrer ist der einzige (deutsche) Wallace-Regisseur, dem ich eine echte Handschrift attestiere, Handwerker waren Reinl, Gottlieb und Konsorten. Seine typischen Stilmittel vom Schock-Zoom bis zur expressiven Schauspielerführung ziehen sich durch sein gesamtes Werk und selbst seine späteren Derricks erkennt man ziemlich leicht. Dass auch Handwerker gute Filme drehen können, will ich damit gar nicht negieren.
    Aber von Alfred Vohrer bin ich echter Fan, auch über den Wallace-Tellerrand hinaus.

    (Regisseure wie Jess Franco, Riccardo Freda oder Freddie Francis sind natürlich auch Künstler und haben eigene Handschriften, ihre interessantesten Filme sind jedoch nicht unbedingt im Wallace-Kosmos zu finden)

  • Wallace & Blu-rayDatum07.09.2019 20:08
    Foren-Beitrag von DerHexer im Thema Wallace & Blu-ray

    Dann werden sie wohl doch noch alle auf Blu-Ray kommen. Das ist toll. "Das Gesicht im Dunkeln" gibt es ja schon uncut in England, vielleicht wird die deutsche Scheibe ja beide Versionen enthalten. Für mich der am sträflichsten unterschätzte Wallace-Film.

    Und ja, auf den Affen freue ich mich auch, der macht sehr viel Spaß. Eigentlich alle aus der Liste mag ich auf ihre Art.

    Fehlen dann nur noch die beiden CCC-Filme.

  • Zitat von Andreas im Beitrag #17
    Mich befremdet die AfD Semantik hier enorm. Ich fühle mich im liberalen linksgrünen Spektrum wohl. Terror gibt es hier nicht. Hier gibt es Respekt, Demokratie, Freiheit, Umweltschutz, ein soziales Miteinander. Das Leben ist hier schön.


    Schön geschrieben, dem stimme ich absolut zu.

  • Ich steige einfach mal mit einer möglicherweise etwas provokanten Beurteilung ein. Ich finde "Die Bande des Schreckens" grundsätzlich nicht übel, es gibt jedoch ein paar Kritikpunkte, aufgrund derer ich den Film bestenfalls im Mittelfeld der Reihe sehe. Für den Grand Prix bin ich leider zu spät, denn da gab es genau die entsprechenden Kategorien.

    Zunächst fällt die Kamera aus meiner Sicht deutlich gegenüber dem ab, was Ernst W. Kalinke im "Frosch" geleistet, um einen fairen Vergleich zu ziehen. Richard Angsts Kompositionen in z.B. "Der schwarze Abt" sind natürlich nochmal imposanter. Albert Benitz gelingen bei der "Bande" zwar ein paar expressionistisch angehauchte Einstellungen der Galgenhand, abgesehen davon finde ich die Fotografie verhältnismäßig routiniert. Die schlechten Rückprojektionen sind auch kein Ruhmesblatt und meines Erachtens noch viel störender - weil prominenter - als der Spielzeug-Crash im "Gesicht", der ja zudem nicht der Kamera, sondern dem Trick geschuldet ist. Da halte ich Platz 4 von 36 in der Kategorie Kamera im Grand Prix leider ungerechtfertigt. Das ist aber wohl dem geschuldet, dass Lieblingsfilme halt in vielen Kategorien gern gut bewertet werden. Für mich eine der schwächsten Kameraarbeiten der Reihe.

    Ein weiterer Kritikpunkt ist die aus meiner Sicht für Edgar-Wallace-Verhältnisse ebenfalls nicht herausragende Besetzung. Elisabeth Flickenschildt und Fritz Rasp überzeugen wie gewohnt, wenn auch beide innerhalb der Reihe noch bessere Leistungen gezeigt haben. Joachim Fuchsberger spielt eine seiner besseren Rollen und kommt angehm lässig rüber. Karin Dor hingegen bleibt völlig blass und austauschbar. Auch Dieter Eppler, Ulrich Beiger und Karin Kernke spielen zwar solide, haben aber aus meiner Sicht nicht die Präsenz von beispielsweise Horst Frank, Werner Peters und Eva Pflug sie wahrscheinlich in den gleichen Rollen gehabt hätten.

    Die Geschichte an sich funktioniert und ist spannend, Harald Reinl inszeniert recht flott, wenn auch nicht so sehr wie noch im "Frosch".

    Die Musik muss ich hingegen in Schutz nehmen, sie hat weniger Ohrwurm-Charakter als spätere Thomas- oder Böttcher-Scores, unterstreicht das Gezeigte aber effektiv.

    Insgesamt also für mich eine recht gelungene Wallace-Adaption, die aber nicht zur Spitzengruppe der Reihe gehört.

    In Punkten wäre ich so bei 3 bis 3,5/5 für den dritten Rialto-Wallace ("Frosch" und "Kreis" sind für mich eindeutig stärker).

    Ach so, Karl-Heinz Kreienbaum spielt doch den Totengräber, oder?

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