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  • Wenn ich beim "Rächer" geschrieben habe, dass ich den Film niemals Freunden oder Bekannten vorsetzen würde, wenn ich sie für die Wallace-Reihe begeistern wollte, so kann man doch beim "Gasthaus an der Themse" mit Fug und Recht behaupten, dass dieser einen idealen Einstieg in die Wallace-Welt markiert. Warum ist das so? Nun, Vohrers dritter Streich bietet formal im Grunde alles, was einen Wallace-Film ausmacht. Neben der Präsenz Vohrers auf dem Regiestuhl versammelt der Film einmalig Fuchsberger, Arent, Kinski und Schürenberg vor der Kamera, die wohl nahezu jeder Wallace-Fan in einem idealisierten Wunschfilm auf der Besetzungliste hätte. Dazu gibt es ein kreativ erdachtes Phantom, das mit einer stimmigen Verkleidung und einer ebeso passenden, aber doch Wallace-typisch extravaganten Mordwaffe aufwartet. Schließlich wird mit diesem Film dem Serien-Gedanken der Reihe formal deutlicher Rechnung getragen, indem man den "Hallo, hier spricht Edgar Wallace!"-Ausruf einführt, wenngleich in noch nicht ganz perfekter Aussprache. Schließlich geht auch der Score ins Ohr und die Gesangseinlage der Flickenschildt trägt ein gutes Stück zum Kult- und Wohlfühl-Faktor bei.

    Obschon das "Gasthaus" nahezu unbestritten zu den besseren Vertretern der Reihe zählt, kann man im Detail sicher manches aussetzen. Da wäre zum einen Brigitte Grothum, die sich als glatte Fehlbesetzung erweist und dadurch ähnlich wie Eva Anthes im "Frosch" den Film abwertet. Hier hätte man auf eine jüngere Kraft ausweichen - das naive Auftreten Grothums wirkt (wer mag es ihr ob ihres tatsächlichen Alters verdenken?) extrem gekünstelt - oder aber aus der 18-jährigen eine 23-jährige machen müssen. In diesem letzteren Fall wäre man außerdem nicht in eine andere Falle getappt. Denn wenn Inspektor Wade erst Oaks und Brown die Minderjährigkeit von Leila vorhält und am Ende dann höchstselbst vergnügt mit ihr "rumschlawinert", ist das Doppelmoral in Reinform. Zur Rollenauslegung von Fuchsberger wurden im Übrigen schon interessante Aspekte angesprochen. Die Anpassung an den veränderten Zeitgeist sowie an das andere Milieu erscheinen mir schlüssige Erklärungen dafür zu sein. Eine Szene, die mir immer ein wenig negativ auffällt ist noch jene, in der Wade Barnaby vor der Kanzlei trifft: tritt er zuvor stes freunschaftlich ihm gegenüber auf und verzeiht ihm sein eigenwilliges Gehabe, so stellt er ihn in dieser Szene von jetzt auf gleich im Grunde als Verrückten da, nur, weil er eine Lebensversicherung abgeschlossen hat. Das Motiv dahinter ist klar, man will den Verdacht ein wenig auf Arent lenken. Doch wirkt das arg bemüht und ist der eigentlich doch liebenswerten Barnaby-Figur letztlich nicht würdig. Hier hätte man wenigstens gegen Ende des Films noch eine Entschuldigung des Inspektors einbauen können. In der Mitte schließlich kann man durchaus einen kleinen Hänger festmachen, der möglicherweise mit der Abstinenz Siegfried Schürenbergs in diesem Teil zusammenhängt. Denn dieser lässt in der Rolle des Sir John schon wesentlich deutlicher als im Vorgänger aufblitzen, worauf sich der geneigte Wallace-Zuseher in der Zukunft noch freuen darf ("Wo haben sie den denn her?" in der Szene, in der Barnaby seine Schlaf-Pose demonstriert; "Mit denen werde ich Schlitten fahren, aber gründlich!" bezogen auf die sich quer stellenden Rechtsanwälte; "Großartig, aber haben tun's immer die anderen, wie?" im Hinblick auf den Einfall des Hais, die Schmuggelware mit einem magnetbesetzten Behälter am Schiff festzumachen). Schließlich kann man natürlich einwenden, dass der Täter nicht aus der Mitte der Gauner entstammt, sondern eine scheinbare Nebenrolle einnimmt. Doch das würde ich bei einem Wallace-Film, in dem es immer auch ein bisschen darum geht, das Publikum reinzulegen, nicht so eng sehen.

    Ansonsten wird der Film durch die gekonnte Inszenierung Vohrers sowie den übrigen Cast getragen. Ob die gelungene Prätitelsequenz, die stlistisch und inhaltlich an jene aus den "Augen" anknüpft oder auch das durchaus spektakuläre, effektiv mit Handkamera eingefangene Finale, hier kann der Regisseur eindeutig punkten. Auf impossible shots und Reptilien wird diesmal zwar verzichtet. Dafür gibt es ein paar gelungene Spiegelaufnahmen (vor allem der gescheiterte Anschlag auf Gubanow im Mekka, aber auch der runde Handspiegel, den Leila säubert und in dem Wade beim Betreten des Mekka zu sehen ist). Dem Cast drückt freilich nicht zuletzt wegen der bereits angesprochenen Gesangseinlage Elisabeth Flickenschildt ihren Stempel auf. Doch nicht nur diese, auch ihr einerseits herrisches Auftreten gegenüber Leila, andererseits das furchtsame Gebaren, wenn der "Hai" zur Sprache kommt, sowie ihr gerolltes "R", vorzugsweise im Flüsterton, hinterlassen ihre Wirkung. Klaus Kinski sieht man in einer weiteren Paraderolle als Gewürzhändler. Seine wiederkehrende Vorstellung "Gubanow, Gewürze Im -und Export" sowie das Wiedergeben alter russischer Sprichwörter (am besten: "Ein altes russisches Sprichwort sagt: Der Feigling stirbt tausend Tode, bevor der Tod ihn küsst...") sorgen für bedeutend mehr Schmunzler als Eddi Arents oft überzogenen Slapstick-Einlagen (nett allerdings seine Einlassung: "Ich sah eine sehr interessante Dokumentation im Fernsehen und war gerade dabei, ein wenig einzunicken..."). Ein echter Hochgenuss ist Hans Paetschs kurzer Auftritt als hoffnungslos affektierter Rechtsanwalt, der offenbar zwanghaft ein jedes Prädikat wiederholen muss. Jan Hendriks zeigt seinen wohl besten Auftritt innerhalb der Reihe und behauptet sich neben Flickenschildt und Heinz Engelmann ohne Probleme. Bezüglich Engelmann bleibt insbesondere sein spektakulärer "Abgang" in Erinnerung. Rudolf Fenner und Hela Gruel fügen dem Cast noch zwei herrlich schmuddelige Figuren bei, die man sofort in einer Hafenspelunke wie dem Mekka verorten würde. Auch Richard Münch schlägt sich in seiner nicht ganz einfachen Rolle im Ergebnis wacker.

    Gute Story, sehr gute Besetzung, eine erinnerungswürdige Täterfigur und ein gelungener Soundtrack - diese Faktoren machen die vorhandenen Schwächen weithin vergessen und lassen daher eine Wertung von 4,5 von 5 Punkten zu.

  • Die "Tür" gehört m.E. in die Kategorie unterschätzt, Joachim Kramp hat den Film z.B. zu den drei schwächsten Rialto-Wallace-Filmen gezählt, davon ist das zweite Wallace-Werk Alfred Vohrers in meinen Augen doch ein gutes Stück entfernt.

    Da ist zunächst die Story, die für mich einfach ein klassischer Wallace ist. (Daher gehört auch das entsprechende Hörplanet-Hörspiel zu meinen Favoriten.) Sie enthält ein mysteriöses Geheimnis, (dessen Auflösung dann freilich etwas enttäuschend ausfällt), spielt auf Schlössern und alten Herrenhäusern, in großen Bibliotheken, dazu gibt es eine ganze Reihe interessanter Figuren, die von den sie verkörpernden Darstellern im vorliegenden Film vortrefflich zum Leben erweckt werden. Heinz Drache gibt ein bemerkenswertes Debüt in der Rialto-Reihe, wobei er im positiven Sinne routiniert erscheint, ein bisschen durfte er ja auch schon im "Halstuch" und im "Rächer" üben. Seine bisweilen fast unsympathische, vor Selbstvertrauen nur so strotzende Art treibt einige hoch unterhaltsame Blüten wie etwa die oben zitierte Pater Noster-Szene, die man sich in dieser komprimiert-konfliktträchtigen Form unter Fuchsberger nicht hätte vorstellen können. (Einen kleinen "Patzer" hat die Szene dennoch: Inspektor Martin braucht offenbar nicht mehr als eine Sekunde, um einen Brief zu lesen. Seine Reaktion kommt hier (viel) zu schnell, ähnlich wie die erneute Aufforderung des Staatsanwalts an den Henker in der "Bande", die Wette zwischen Shelton und Long gültig zu machen. Vergleichbar auffällig die extrem sprudelnde Brausetablette, die sich in Anbetracht ihrer bemerkenswerten Größe erstaunlich schnell auflöst, trotzdem bleibt immer noch genügend Schaum, dass er dem Mordopfer eigentlich auffallen muss.) Allerdings räumt Drache mit seinen "Hefflocks" und "Havelooks" auch den "Peter-Award" für die schlechteste Aussprache im Film ab. An Draches Seite entwickelt selbst Sabina Sesselmann ein wenig Profil, ein Verlust ist ihre vorzeitige Abbberufung dennoch nicht. Eddi Arent sieht man einmalig als Assistenten von Heinz Drache. Obwohl es in der Tat einiges an Licht gibt (die Bemerkung mit dem frisch vollgetankten Auto, das inbrünstige "5:1 verloren, Sir!"), gibt es demgegenüber auch einige Szenen, in der er die Geduld des Zuschauers (über)strapaziert. Sehr zurückhaltend zeigt sich Siegfried Schürenberg bei seinem Rialto-Einstand und ist in diesem Film noch kein wirklicher Faktor. Ganz hervorragend agieren dagegen Gisela Uhlen und Werner Peters als Ehepaar Cody. Nimmt man die andauernden Spannungen zwischen beiden wahr, erscheint die wenn auch unfreiwillige Tötung der Ehegattin Cody durch Bertram fast folgerichtig. Peters konnte Menschen in Bedrängnis authentisch spielen wie kaum ein anderer. Uhlen schafft durch Mimik, Gestik und Tonfall eine Atmosphäre unheimlicher Kälte. Und so sehr man sich über das Finale und "Stalettis Ende" streiten kann: unbestrittene Klasse hat Pinkas Brauns übriger Auftritt. Seine erste Begegnung mit Heinz Drache ist eine in Worten geführte Klopperei, derart intensiv ist ihr Schlagabtausch, mit dem denkwürdigen Zitat "Es ist die größte Torheit des Menschen, den anderen zu unterschätzen!") als Höhepunkt. Vom Cast her ist die "Tür" seit den "toten Augen" sicher der überzeugendste. Neben den Schaupielern selbst sicher auch ein Verdienst Alfred Vohrers. Etwas untergehend, gleichwohl absolut souverän präsentiert sich Hans Nielsen, Klaus Kinski hat zu Anfang einen kleinen, aber doch sehr feinen Kurzauftritt inklusive eines Schock-Abgangs, der sicher der schaurigste Moment des Films ist. Jan Hendriks gibt den liebenswerten, im Ernstfall jedoch hilfsbereiten Gauner und braucht sich dabei hinter dem bisher auf derartige Rollen gebuchten Harry Wüstenhagen nicht verstecken. Adi Berber offenbart hingegen, dass er mit seinem Part in "Die toten Augen von London" den Zenit bereits überschritten hat. Die Musik von Peter Thomas bewegt sich ungewohnt auf den Pfaden von Oskar Sala und versucht sich an atmosphärischer Untermalung, was mitunter gut gelingt, trotzdem fehlt eine mitreißende Titelkomposition, von denen Thomas noch so viele goldige liefern sollte. Was fehlt, ist ebenfalls die Prätitelsequenz, laut "Hallo"-Buch wurde sie allerdings erst vor der Erstausstrahlung entfernt? (Oder wurde diese These inzwischen widerlegt?) Wäre das schön, wenn sich wie durch ein Wunder die Szenen eines Tages finden und doch noch in den Film einbauen ließe! Ein netter und spannungssteigernder Regie-Einfall ist das Heranzoomen an die Gesichter im Finale, ansonsten arbeitet Vohrer mit bereits bekannten (Zooms, Einsatz klassischer Musik) und noch nicht bekannten Mitteln (die überflüssigen Schlangen...). Gefühlt erstmalig aufgefallen ist mir der Hinweis auf Codys Täterschaft an den ersten Morden: am Flughafen wird auf einen Mann mit auffälligen Schuhen geblendet und beim Besuch von Inspektor Martins bei den Codys der "Hausherr" als der Inhaber dieses Schuhwerks durch auffälliges Einblenden identifiziert. (Ein besonderer "Blickfang" ist übrigens auch der überaus schick gestaltete Stuhl, auf dem Cody sitzt (Damenschuhe an den Stuhlbeinen und ein sich abzeichnendes Kleid an der Lehne).

    Alles in allem bietet der Film storytechnisch nahezu alles, was sich ein Wallace-Fan wünscht und einen der besten Casts innerhalb der Serie. Trotz kleiner Schwächen vergebe ich daher gerne 4,5 von 5 Punkten.

  • Sammelthread "Film Noir"Datum21.01.2019 22:32
    Foren-Beitrag von Ray im Thema Sammelthread "Film Noir"

    Der Todeskuß (Kiss of Death, USA 1947)

    Regie: Henry Hathaway

    Darsteller: Victor Mature, Richard Widmark, Brian Donlevy, Coleen Gray, Karl Malden u.a.



    Film Noir Nummer 96:

    An Heiligabend raubt Nick Bianco gemeinsam mit drei Komplizen einen Juwelierladen in der obersten Etage eines New Yorker Hochhauses aus. Doch Bianco wird gefasst, da es dem Ladeninhaber gelingt, den Alarm auszulösen, bevor die Diebe entkommen. Bianco wird zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, da er sich gegenüber dem Staatsanwalt weigert, die Namen seiner Komplizen preiszugeben. Den Dienst an seinen Komplizen muss er teuer bezahlen: seine Frau, mit der er zwei kleine Töchter hat, begeht Selbstmord, einer der Komplizen trägt Schuld an diesem Unglück. Bevor Bianco vom Staatsanwalt auf Ehrenwort entlassen wird und mit der Tagesmutter seiner Kinder ein neues Leben beginnen kann, hat sein Anwalt einen wahnsinnigen Killer auf Biancos Komplizen zwecks Vergeltung für den Tod der Ehefrau angesetzt. Doch der schießt übers Ziel hinaus und stellt Bianco vor weitere Herausforderungen...

    Henry Hathaway ("Kennwort 777", "Niagara") inszenierte diesen gelungenen Vertreter der Schwarzen Serie, der (melo-)dramatische Aspekte mit Spannungsmomenten geschickt kombiniert und dazu mit einer erstklassigen Besetzung aufwartet. Richard Wirdmark brilliert in seinem Filmdebüt als wahnsinniger Killer Udo, eine Rolle, die ihm eine große Karriere in Hollywood bescheren sollte. Die Szene, in der er statt Biancos Komplizen dessen Mutter tötet, indem er sie mit dem Rollstuhl die Treppe hinunterstürzt, schockt den Zuschauer. Für seine Leistung wurde er mit einem Golden Globe als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. Seine diabolische Ausstrahlung und seine blitzartigen Stimmungsschwankungen bleiben hängen. Für die Hauptrolle wurde Victor Mature ausgewählt, der zuvor an der Seite von Gene Tierney in dem weniger gelungenen Noir "Abrechnung in Shanghai" zu sehen gewesen war. Im Folgejahr drehte er mit Robert Siodmak "Schrei der Großstadt". Die wichtige Rolle des Staatsanwalts bekleidet Brian Donlevy, bekannt aus "Der gläserne Schlüssel" oder Fritz Langs "Auch Henker sterben". Bemerkenswert ist, dass die Filmhandlung nicht wie im Genre häufig anzutreffen durch einen Ich-Erzähler, sondern einen Er-Erzähler, Coleen Gray, die die Tagesmutter der Kinder und Biancos spätere Partnerin spielt, geschildert wird. Ansonsten wechseln sich Tragik und Hoffnung in schöner Regelmäßigkeit ab, Hathaway lässt zudem semi-dokumentarische Elemente einfließen. Alles in allem ein überdurchschnittlicher Vertreter seiner Gattung, den sich Freunde der Schwarzen Serie ohne Bedenken ansehen können.


    "Der Todeskuß" präsentiert eine geschickt aus Drama- und Spannungselementen zusammengesetzte Story mit einem starken Cast, aus dem der junge Richard Widmark in seiner ersten Filmrolle heraussticht, zu einem stimmigen Gesamtprodukt. 4,5 von 5 Punkten.

  • Der Körper meines Feindes (FR 1976)

    Regie: Henri Verneuil

    Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Bernard Blier, Marie-France Pisier u.a.



    Leclercq kommt nach sieben Jahren aus dem Gefängnis und kehrt sofort in die Stadt zurück, in der er vor seinem Haftaufenthalt gelebt hat. Sein Ziel: Die Hintermänner ausfindig zu machen, die ihm einen Mord angehängt haben...

    Henri Verneuil ("I wie Ikarus") arbeitete in "Der Körper meines Feindes" erneut mit Jean-Belmondo zusammen. Heraus gekommen ist ein Kriminalfilm, der sich qualitativ hinter dem starken "Angst über der Stadt" keinesfalls zu verstecken braucht. Freilich handelt es sich inhaltlich und stilistisch um einen ganz anderen Film. Mit aus dem Film Noir entlehnten Mitteln (Ich-Erzähler aus dem Off, Rückblenden) erzählt der Regisseur einen spannenden Kriminalfall, der der Doppelmoral einer französischen Kleinstadt geschickt den Spiegel vorhält und trotz einer Länge von knapp zwei Stunden zu keiner Sekunde langweilt. Grund ist die virtuose Erzählweise. Verneuil springt geschickt zwischen der Gegenwart, der Rückkehr Leclercqs in die Kleinstadt, und den Rückblenden hin und her. Stück für Stück erfährt der Zuschauer, wie es zu seiner Verurteilung kam. Leclerq hatte die Tochter eines einflussreichen Industriellen kennen gelernt und mit ihr eine Affäre begonnen, wobei er sukzessive immer mehr Leute aus der "feinen Gesellschaft" kennen lernte. Nach einer Zeit entschloss er sich, einen Nachtclub zu gründen. Das Geschäft florierte und einflussreiche Männer gaben sich die Klinke in die Hand. Per Zufall erfuhr Leclerq eines Abends, das im Club hinter seinem Rücken Drogen verkauft wurden. Er stellte seinen Partner zur Rede und erklärte, dass er mit solchen Geschäften nichts zu tun haben wolle. Noch am selben Abend wurden ein Fußballer aus dem örtlichen Fußballverein sowie eine Angestellte erschossen aufgefunden.

    Mit Hochspannung verfolgt der Zuschauer, wie sich das Puzzle Stück für Stück zusammenfügt und nicht nur die Tat, für die Leclerq die Haftstrafe verbüßen musste, offenbar wird, sondern auch die Hintergründe. Jean-Paul Belmondo macht seine Sache sehr ordentlich. Er ist der geborene Sympathieträger, dem das Publikum von Herzen wünscht, dass er das Komplott aufdecken möge. Enorm zur Atmosphäre bei trägt der Score des Oscar-prämierten Komponisten Francis Lai.

    Die Blu-Ray von Studio Canal weist eine exzellente Bildqualität auf. Trotz der spärlichen Extras (Trailer, Wendecover) kann man für das Gesamtpaket eine definitive Kaufempfehlung aussprechen.


    Virtuos inszenierter, gesellschaftskritischer Kriminalfilm Henri Verneuils, der über zwei Stunden anspruchsvolle Unterhaltung bietet. 5 von 5 Punkten.

  • Zitat von Giacco im Beitrag #9




    Diese Szene ist auf dem Filmplakat, der DVD-Hülle, dem NFP-Programm und in alten Filmzeitschriften abgebildet. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, sie im Film gesehen zu haben. Trägt Marisa Mell ihr Haar überhaupt mal offen?


    Nein, hat sie nicht. Habe ich mich auch schon öfter darüber gewundert, scheint ein reines Promo-Foto zu sein, wobei natürlich trotzdem die Frage offen bleibt, warum man sie dort die Haare offen tragen lässt, obwohl sie im Film stets eine Hochsteckfrisur hat. Vielleicht ist das Foto schon vor Start der eigentlichen Dreharbeiten aufgenommen worden?

    Aber diese Bilder sind ja eh so eine eigene Geschichte. Bei den "Narzissen" gibt es auch immer so ein Bild, dessen Hintergrund ich nie recht verstanden habe: Auf dem Bild sind Kinski und Sesselmann scheinbar in einem Treppenhaus zu sehen und Kinski holt gerade zu einer Stechbewegung aus. Erstens gibt es diese Szene im Film nicht (vielleicht eine Alternativszene?) und als Promo-Foto doch ein wenig verräterisch.

    https://www.kino.de/film/das-geheimnis-d...narzissen-1961/

  • Na, ein echter Anhänger des Films hat sich ja noch nicht recht herauskristallisiert, ich stehe dem einzigen Wallace-Film Helmuth Ashleys immerhin etwas wohlwollender gegenüber als die meisten hier.

    Auch mir ist bei der ersten Sichtung nicht aufgefallen, dass der Täter in der Eröffnungssequenz bereits enttarnt wird, bin aber trotzdem auf des Rätsels Lösung gekommen, weil - wie schon geschrieben wurde - im Grunde keine ernsthaften Alternativen bereitstehen. Dennoch finde ich es nachvollziehbar und gut, dass ein Whodunit in die Story eingebaut wurde, auch wenn er bei Teilen des Publikums nicht funktioniert und letztlich wohl auch entbehrlich wäre. Aber in einem Wallace-Film gehört er halt irgendwie dazu.

    Helmuth Ashley liefert zusammen mit seinem Stammkameramann Franz Xaver Lederle handwerkliuch blitzsaubere Arbeit ab. Die Einstellung, in der sich Eric Pohlmann im Schatten versteckt, gehört zu den atmosphärischsten überhaupt innerhalb der Serie. Auch die Ermordung Edgar Wenzels wird gekonnt vorbereitet (Rasier-Szene) und vollendet (Killer im Spiegel zu sehen). Der Showdown enthält die mit am spannendsten Momente der Reihe, wenn Marisa Mells Figur untermalt von der wunderbar minimalistisch und dabei ungemein spannenden Musik von Peter Thomas mit Taschenlampe in der Hand vor den Schließfächern steht. Ansonsten bleibt ob des hohen, manchmal fast schon abgehetzten Tempos und der nicht immer strikt durchgehaltenen Grundhaltung (Parodie oder Gangsterkrimi?) Vieles oberflächlich und sollte wohl nicht näher hinterfragt werden. Da es dann aber doch so groß präsentiert wird, hinterlässt wenigstens die Sache mit dem "Trick-Testament" Fragen beim Publikum. Auch der Titel macht natürlich kaum Sinn und ist bemüht angelehnt an den erfolgreichen "Narzissen"-Film. "Gangster in London" wäre die passendere und ehrlichere Alternative gewesen.

    Besetzungstechnisch wagte man wieder mal etwas Neues, bekam dabei aber Licht und Schatten präsentiert. Christopher Lee wertet zwar durch seine bloße Präsenz den Film auf, vermag aber kaum Akzente zu setzen. Adrian Hoven wirkt in vielen Szenen ungelenk und überfordert. Dass er einen Kriminalfilm durchaus tragen kann, sollte er in "Tim Frazer und der geheimnisvolle Mister X" unter Beweis stellen, hier blieb er eben jenen einstweilen noch schuldig. Ganz anders Marisa Mell, die nachhaltig beeindruckt. Egal ob Fritz Rasp, Adrian Hoven oder Pinkas Braun gegenüber: jedem Typ Mann tritt sie entsprechend seinen Stärken und Schwächen stimmig auf und begegnet ihnen und dem Betrachter mit entwaffnendem Charme. Mit Blick auf das darstellende Personal zählt es wohl zu den größten Fehlern der Produzenten, Mell nicht früher und vor allem öfter auftreten gelassen zu haben. Sie ist den meisten ihrer "Konkurrentinnen" (Anthes, Sesselmann, Böttcher, Glas...) deutlich überlegen. Ihre Mitwirkung ist ein absoluter Pluspunkt. Eric Pohlmann gibt ebenfalls ein gelungenes Gastspiel als Gangsterboss Minelli, Wolfgang Büttner als korrupter Polizist sowie Hans Zesch-Ballot als Sir John bleiben eher blass. Einen gelungenen Einstand in seine Wallace-Karriere feiert Pinkas Braun, dessen zur Schau gestellte Selbstsicherheit immer wieder aufs Neue beeindruckt. Um dem Film trotz der inhaltlichen und inszenatorischen Neuausrichtung einen gewissen Wiedererkennungswert zu geben, durften die schon langsam zum Inventar gehörenden Eddi Arent und Klaus Kinski nicht fehlen. Während Arents Todesbutler zu dessen weniger gelungenen Rollen zählt, hat Kinskis akkurat gescheitelter "schöner Steve" durchaus seine Momente. Einen krachenden Abgang à la Tony Montana bekommt Fritz Rasp, den man gerne noch das ein oder andere Mal in der Reihe hätte auftreten lassen können (etwa als Französisch-Lehrer im "Mönch").

    Trotz vorhandener Schwächen würde ich "Das Rätsel der roten Orchidee" seine Daseinsberechtigung nicht absprechen wollen und daher mit Bezug auf die Eingangsfrage als "nette Abwechslung" einstufen. 3,5 von 5 Punkten erscheinen mir eine faire Wertung.

  • Zitat von Count Villain im Beitrag #19
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    Zitat von Ray im Beitrag #18
    (Bsp.: Als Margaret aufgewühlt nach Hause kommt, sagt Lizzy zu ihr: "Ich hab ihn gesehen. Es war schrecklich, als er mich würgte." Vom Würgen konnte Margaret indes noch nichts wissen, wieso also nicht einfach "Ich hab ihn gesehen. Er hat mich gewürgt. Es war schrecklich."?


    Das ist etwas überkritisch, oder? Nur weil Lizzy das Würgen mit einem "als" einleitet statt als eigenen Satz? Ergibt für mich weder im Sinn noch im Verständnis einen Unterschied. Wenn zu mir jemand sagt "Es war nass, als es regnete", muss ich doch auch nicht vorher wissen, dass es geregnet hat, oder? Stolpern würde ich höchstens darüber, dass Margaret nicht weiter auf das Würgen oder den Vorfall an sich eingeht. Oder nachfragt, ob Lizzy den Mann beschreiben kann, wenn sie ihn schon gesehen hat.


    Vielleicht, aber irgendwie stör ich mich jedes Mal an dieser Szene. Sie wirkt auf mich einfach extrem unnatürlich, vor allem wegen der für meine Ohren ungelenken Formulierung, ein Stück weit womöglich auch wegen der von dir genannten Aspekte.

    Was die Szenen im Keller betrifft, ist das natürlich wie immer Geschmacksfrage. Für mich reicht ein Stuart Bresset als Vertreter der Anstaltsinsassen völlig aus, da muss man nicht noch eine völlig zerstreute alte Frau mit Puppe aus der Gruselmottenkiste holen.

  • Wallace & Blu-rayDatum10.01.2019 21:45
    Foren-Beitrag von Ray im Thema Wallace & Blu-ray

    Leider wieder etwas zu spät, um noch in der "Wallace der Woche"-Sichtung herangezogen werden zu können, aber prinzipiell natürlich eine gute Nachricht. Dann scheint für den "Rächer" schlicht und einfach das nötige Material für eine Blu-Ray-Auswertung zu fehlen. Die Farbfassung, die ich mir trotz festen Vorsätzen bis heute noch nicht angesehen habe, könnte davon auch profitieren.

    Ansonsten gibt es inzwischen auch schon ein Cover für die siebte Blu-Ray-Edition von Universum:

    https://www.amazon.de/Edgar-Wallace-7-Bl...wallace+blu+ray

  • Okay, danke für die Rückmeldung. Würde ich, wenn ich mich entscheiden müsste, auch vermuten.

  • Zitat von greaves im Beitrag #5
    Die seltsame Gräfin
    Was mir aufgefallen ist,dass Kurt Jaggberg als Tankwart von Harry Riebauer synchronisiert wurde.
    Ich habe mir den Film heute das erste mal auf blu Ray angeschaut und nach dem Ende des Films kurz auf die englische Tonspur geschaltet.In der Szene als Edith Hancke Brigitte Grothum auf Schloss Cornerflat besucht und dem Butler Kolldehoff ihre Garderobe abgibt,fängt im Hintergrund die Titelmusik vom Verrätertor anzulaufen,bis Eddi Arent seine Vorfahren auf den Gemälden vorgestellt hat.
    Komisch für mich das zu hören ist nur,dass das Verrätertor drei Jahre nach der Gräfin produziert wurde..



    Das mit Riebauer ist mir diesmal auch erstmals aufgefallen.


    Zitat von Count Villain im Beitrag #7

    Ach, und von der Michael- und Peter-Front gibt es natürlich auch hier etwas zu berichten. Anstatt, dass alle es gleichermaßen falsch machen, gibt es hier eine sehr interessante Inkonsistenz. Während zum Beispiel Fuchsberger deutsch drauflos "tappert", ist es Lil Dagover, die nicht nur den Namen Hurley englisch buchstabiert, sondern auch den Doktor englisch ausspricht. Ein echter Weltstar eben!


    Richtig, wobei Dagover es mit ihrem Englisch ein wenig übertreibt. Als sie die drei Namen vorliest, sagt sie zum Schluss "and (!) Mary Pinder".


    "Die seltsame Gräfin" war der erste Wallace-Film, den ich mir damals nach Erscheinen auf DVD angesehen habe. Er lag gefühlt über Jahre am Ende der Top 10 bzw. im vorderen Teil der Top 20, hat aber zuletzt ein wenig abreißen müssen. Dieser Eindruck hat sich auch bei meiner heutigen Sichtung bestätigt.

    Wie schon mehrfach hervorgehoben wurde, beginnt der Film trotz fehlender Prätitelsequenz sehr stark. Die wahrlich unheimlichen Anrufe, höchst effektvoll untermalt von Peter Thomas' Musik (die im Übrigen kein großes Highlight ist, ein regelmäßig verwendetes Thema hört sich an wie eine Mischung aus Böttcher und dem Thema aus dem "Frosch"), die spektakulären und dicht gedrängten Mordanschläge. Dazu eine Protagonistin, die sofort alle Sympathien gewinnt. Brigitte Grothum liefert einen höchst gelungenen Einstand in ihre Wallace-Laufbahn. Ihre Miss Reedle ist gut aussehend, freundlich, bodenständig und mit einer gesunden Portion Neugier ausgestattet. Letztere bringt sie auf die Spur ihrer Mutter. Trotz der Drohanrufe entwickelt sich zu Anfang eine gewisse Wohlfühl-Atmosphäre, wozu die Szenen in der Wohnung mit ihrer Mitbewohnerin Edith Hancke beitragen. Besonders geachtet habe ich diesmal auf den typisch deutschen Zaun, vor dem Wohnungshaus sowie die typisch englische Laterne, der sich im Hintergrund nicht mehr ganz so typisch englische Laternen anschließen.

    Atmosphärisch sind zunächst auch die Szenen auf dem Schloss. Gerade in den ersten Momenten kommt der ganze Verlauf nicht nur Edith Hancke wie im Märchen vor. Ein jähes Ende findet die positive Entwicklung mit der legendären Balkonszene, die allerdings handwerklich zum Teil missraten ist: der Film zeigt Edith Hancke, wie sie schreiend zu ihrer Freundin Margaret rennt, erst einige Sekunden, nachdem der Balkon zusammengebrochen ist. So nah wie die beiden vorher zusammen standen, kann das eigentlich nicht so lange dauern. Zentralgestalt des Films ist natürlich Lil Dagover, die den Titel des Films (allzu) wörtlich nimmt und es mitunter ein wenig übertreibt. Das kann man nun gerade schätzen oder aber ablehnen. So eindeutig war die Täterfrage für mich damals bei der Erstsichtung nicht, aber es ist schon so, dass den Film das Schicksal Margarets wesentlich mehr interessiert als der Mord am Butler. Alles scheint intuitiv zu ahnen, dass beides zusammenhängen muss, obwohl die Anschläge auf Margaret schon vor ihrer Anstellung begannen. Die Szenen in der Nervenanstalt schießen bisweilen etwas übers Ziel hinaus (Frau mit Puppe), in dieser Phase baut der Film merklich ab, wenngleich Klaus Kinski und der dem Trunke ergebene Rudolf Fernau als Anstaltsleiter echte Paraderollen haben. Richard Häussler und Fritz Rasp werten den extrem stimmigen Cast ebenso auf wie Marianne Hoppe, welche die entbehrungsreiche Zeit und die neu gewonnene Hoffnung durch das Wiedersehen mit der Tochter sehr gut auf die Leinwand transportiert. Joachim Fuchsberger spielt wieder einmal engagiert, entwickelt mangels Screentime allerdings nicht die gewohnte Präsenz. Bermekenswert allerdings die Szene, in der er sich sekundenlang ohne Schnitt aus der Zwangsjacke zu befreien versucht und sich dabei überaus geschickt anstellt. Was dem Film nahezu völlig abgeht, ist Humor. Der "Running Gag" mit dem Großvater und die "Kostproben" aus dem klassischen Theater gehören sicher nicht zu den humoristischen Sternstunden der Reihe. Überhaupt erwischte Eddi Arent zum zwieten Mal in Folge eine eher undankbare Rolle.

    Der Inszenierung merkt man den Regiewechsel zu keiner Zeit an. Wie schon letztens angesprochen, wäre es interessant zu erfahren, wie hoch Jürgen Rolands Anteil tatsächlich ausgefallen ist. An manchen Stellen hätte das Dialogbuch allerdings ruhig überarbeitet oder spontan Äderung vorgenommen werden können (Bsp.: Als Margaret aufgewühlt nach Hause kommt, sagt Lizzy zu ihr: "Ich hab ihn gesehen. Es war schrecklich, als er mich würgte." Vom Würgen konnte Margaret indes noch nichts wissen, wieso also nicht einfach "Ich hab ihn gesehen. Er hat mich gewürgt. Es war schrecklich."?

    Alles in allem gewiss ein guter Film, den man sich wegen seiner Alleinstellungsmrkmale immer wieder ansehen kann, der das hohe Niveau aber nicht durchgängog aufrecht erhält und allgemein weniger unterhaltsam ist als viele andere Wallace-Filme. 3,5 von 5 Punkten.

  • Zitat von Marmstorfer im Beitrag #42
    Bliebe noch die ewige Frage, ob Eddi Arent denn nun auch den Organisten Miller gespielt hat. Einen endgültigen Beweis gibt es natürlich nicht, aber ich bin der Meinung, dass der Organist einfach nicht Arents Augen besitzt. Und warum sollte man sich die Mühe machen, für Arent eine extrem aufwendige Maske zu entwerfen, nur damit man ihn nicht erkennt? Das spräche doch gegen die Produktionsökonomie der Wallace-Filme. Zudem wären zusätzliche Drehtage Arents sicherlich teurer gewesen, als die eines Kleindarstellers aus dem NDR-Fundus. Nun ja - dass wir wohl nie endgültige Klarheit darüber haben werden, hat ja auch einen gewissen Reiz.


    Ich war in dem regulären Thread mal über diese Diskussion gestolpert und muss sagen, dass ich wohl nie darauf gekommen wäre, dass da Arent drunter stecken könnte. Ich kann es mir, nachdem ich bei der letzten Sichtung nochmal genauer drauf geachtet habe, auch ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen. Zunächst wie von dir angesprochen die Aufwändigkeit der Maske. Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis, zumal wenn man die Katze aus Promo-Gründen dann nicht doch aus dem Sack lässt irgendwann. Spätestens im mit Anekdoten reich bestückten Tses-Buch hätte das sicher seine Erwähnung gefunden, zumal der Autor gerade mit Arent offenbar eng in Kontakt stand.


    Ansonsten war auch ich von dem Detailreichtum der Blu-Ray-Fassung begeistert. Gerade die Szenen rund ums Schloss gewinnen noch mehr, man erkennt wirklich jeden einzelenen Grashalm.


    Btw:

    Zitat von Ray im Beitrag #28
    Unklarheit herrscht bei mir traditionell, von welchem Mann Jane in der ersten Nacht heimgesucht wird. Ist das auch Wells oder Basil Hale? Clifton kann es nach dem Verlauf der Handlung ja nicht sein.


    Kann niemand Licht ins Dunkle bringen? Oder ist die Antwort so offensichtlich?

  • Sammelthread "Film Noir"Datum08.01.2019 23:42
    Foren-Beitrag von Ray im Thema Sammelthread "Film Noir"

    Reporter des Satans (Ace in Hole/The Big Carnival, USA 1951)

    Regie: Billy Wilder

    Darsteller: Kirk Douglas, Jan Sterling, Robert Arthur u.a.


    Film Noir Nummer 95:


    Chuck Tatum ist ein ehrgeiziger und intelligenter Reporter, eckt jedoch gerne an und hat sich so einstweilen seine große Karriere verbaut. In letzter Not heuert er bei einer kleinen Zeitung an. Auf dem Weg zu einer Außenreportage kommt er zufällig an einer Höhle vorbei, in der ein Mann namens Leo Minosa, der auf der Suche nach indianischen Artefakten war, eingeschlossen ist. Noch ist die breite Öffentlichkeit von dem Vorfall nicht informiert. Tatum erkennt das Potential für eine große Story...

    Dieser letzte Film Noir Billy Wilders mit dem arg plakativen deutschen Titel "Reporter des Satans" war seinerzeit kein großer Erfolg. Es handelt sich auch eher weniger um einen klassischen Kriminalfilm als vielmehr um das Porträt eines Besessenen, der auf dem Weg zum Ruhm ohne Rücksicht auf Verluste agiert. Der Film ist voll und ganz auf Kirk Douglas zugeschnitten, der die Rolle des Reporters mit allem was er hat zum Leben erweckt. Seine Darstellung strotzt nur so vor Energie. Gleichzeitig rechnet der Film durch satirische Überzeichnung mit der Sensationsgier der Menschen ab. Vor der Höhle sammeln sich im Laufe der Zeit nicht nur ein Haufen von Reportern und Schaulustigen, das Drumherum gleicht alsbald einem Jahrmarkt: Musik, Buden, Heiterkeit. Doch die größte Attraktion ist natürlich der eingeschlossene Minosa. Tatum klettert mehrfach in die Höhle hinab und gewinnt so das Vertrauen des Mannes. Just dieses Vertrauen nutzt er schamlos fürs eigene Fortkommen aus. Er weist die Retter an, eine langsamere Methode anzuwenden, um seine Story größer aufziehen zu können. Dies hat fatale Folgen: Minosa bekommt eine Lungenentzündung und blickt immer näher dem Ende entgegen. Ob er gerettet werden kann und ob der Plan Tatums, das große Comeback zu starten, aufgeht, sei hier nicht verraten. Erwähnt sei allerdings, dass der Film trotz seiner interessanten Story, des starken Spiels von Douglas und den klaren Botschaften von Regisseur Wilder Längen aufweist, die dem Film ein Stück weit seiner Dramatik berauben. Jan Sterling bleibt in der Rolle der opportunistischen Gattin Monosas, die sich Tatum alsbald an den Hals wirft und auf ein behaglicheres Leben mit dem ambitionierten Reporter hofft, von diesem ebenso wie der Gatte aber nur ausgenutzt wird, eher blass.

    Die DVD von Cargo Records präsentiert den Film in sehr guter Bildqualität. Allerdings enthält sie entgegen den Angaben auf der Rückseite des Covers nur die deutsche Tonspur, auf Originalton muss der Käufer verzichten.


    Bitteres Porträt eines egozentrischen Reporters, das zugleich die Sensationsgier der Menschen an den Pranger stellt. Aufgrund einiger Längen gelingt es dem Film jedoch nicht, die Aufmerksamkeit des Publikums konstant hoch zu halten. 3,5 von 5 Punkten.

  • Einer von uns beiden (1973/74)Datum07.01.2019 23:16
    Foren-Beitrag von Ray im Thema Einer von uns beiden (1973/74)

    Einer von uns beiden (BRD 1973)

    Regie: Wolfgang Petersen

    Darsteller: Jürgen Prochnow, Klaus Schwarzkopf, Kristina Nel, Elke Sommer, Claus Theo Gärtner, Ulla Jacobsson, Fritz Tillmann, Anita Kupsch, Walter Gross u.a.



    Student Ziegenhals endeckt zufällig, dass die Doktorarbeit seines ehemaligen Professors Kolczyk ein Plagiat ist. Ziegenhals beschließt kurzerhand, Kolczyk zu erpressen...

    Eine simple, jedoch ungemein spannende Ausgangslage ist das große Versprechen dieses ersten Kinofilms Wolgang Petersens, welches das Werk in der restlichen Laufzeit absolut zu halten im Stande ist. Sicher nicht ohne Zufall ist Kolczyk Professor für Soziologie und Ziegenhals ein Student dieser Disziplin (gewesen), schließlich befinden sich die beiden Kontrahenten doch ganz offensichtlich in unterschiedlichen sozialen Lagen. Kolczyk scheint eine Kapazität auf seinem Gebiet zu sein, erst jüngst hat eine neue wissenschaftliche Publikation für große Resonanz gesorgt, der Professor muss zu Anfang Dutzende seiner Werke signieren. Er hat eine attraktive Frau, eine gut aussehende und intelligente Tochter und lebt in einem mehr als vorzeigbaren Haus. Ziegenhals demgegenüber "haust" in einem Zimmer einer Wohnung, die er sich mit einem Rentner und einer Prostituierten, gespielt von Elke Sommer, teilt. Das Risiko einer Erpressung kann er weithin beenkenlos auf sich nehmen, schließlich hat er ganz im Gegensatz zu Kolczyk nichts zu verlieren. In dem Moment, in dem der Professor am Ende des ersten Treffens, im Rahmen dessen Ziegenhals seine Erpressung offenbart, meint, einer von beiden werde bei der Sache auf der Strecke bleiben und Prochnow den Titel des Films süffisant erwidert, wird dem Zuschauer klar, dass damit das Ende ein Stück weit vorweggenommen wird: einer von beiden wird das Ende des Films nicht überleben.

    Wer von beiden dies sein wird, ist indes nicht ohne weiteres klar, stellt doch keiner einen echten Sympathieträger dar. Das gilt schon zu Anfang, wird aber immer klarer, je mehr sich die beiden mit böswilligen Aktionen dem anderen gegenüber überbieten und Grenzen schon alsbald nicht mehr zu existieren scheinen. Ziegenhals provoziert etwa den Professor, indem er sich an desen Tochter heranmacht. Darüber hinaus schlägt er sein Erpressungsopfer übel zusammen. Der Professor hetzt wiederum den Zuhälter von Ziegenhals' Mitbewohnerin auf diesen oder übt sich in heimtückischen Mordversuchen. Als man glaubt, den Höhepunkt erreicht bzw. überstanden zu haben, neigt sich der Film zunächst einem scheinbar versöhnlichen Ende entgegen, ehe eine zufällige Begebenheit den entscheidenen Impuls für das dramatische Finale liefert. Die Konsequenz, die der Film am Ende aus diesem zieht, ist bemerkenswert schonungslos.

    Dass dieses "Duell" so wunderbar funktioniert, liegt natürlich vor allem an den beiden Hauptdarstellern, welche ihre Rollen ideal ausfüllen. Prochnow und Schwarzkopf sind extrem vielseitige Schauspieler, die in diesem Film ihre Qualitäten voll ausschöpfen können. Trotz aller inhaltlichen Eskalation überdreht keiner der beiden, was dem Film ebenso guttut wie die geradlinige Inszenierung Wolfgang Petersens. Der Regisseur fokussiert sich ganz auf die Auseinandersetzung der beiden und setzt andere Geschehnisse wie den Mord an der Prostituierten lediglich zur Steigerung des Konflikts zwischen Ziegenhals und dem Professor ein.


    Ausnahme-Thriller Wolfgang Petersens mit reizvollem Spannungsgerüst und exzellenten Hauptdarstellern. 5 von 5 Punkten.

  • Bewertet: "Hoopers letzte Jagd" (1972)Datum05.01.2019 23:41
    Foren-Beitrag von Ray im Thema Bewertet: "Hoopers letzte Jagd" (1972)

    Da hast du ja lange auf eine Antwort warten müssen. Vermutlich haben viele die Fortsetzung (noch) nicht gesehen, weil sie die "Gentlemen" schon als Einzel-DVD besitzen und einen partiellen Doppelkauf scheuen? Der nicht sonderlich gute Ruf, der dem Mehrteiler vorauseilt, mag auch eine Rolle spielen. Da ich inzwischen so ziemlich alle Mehrteiler gesichtet habe, die mich interessiern, habe ich mich ob der Besetzung doch zum Kauf entschlossen. Hier meine Eindrücke...

    Hoopers letzte Jagd (BRD 1972)

    Regie: Claus Peter Witt

    Darsteller: Horst Tappert, Liselotte Pulver, Max Mairich, Dieter Borsche, Edgar Hoppe, Erik Schumann, Gert Haucke u.a.



    Eine Fortsetzung von "Die Gentlemen bitten zur Kasse" unter dem Titel "Hoopers letzte Jagd"? Der Titel verwundert den unvoreingenommenen Betrachter, denn weder die Tappert-Figur noch die des Ermittlers Siegfried Lowitz trug im legendären Dreiteiler diesen Namen. Aus rechtlichen Gründen war es dem NDR aber inzwischen verboten, die Namen der Täter zu verwenden. Zu einer Namensänderung die Inspektoren-Rolle betreffend sah man sich gezwungen, weil Siegfried Lowitz zu hohe Gagenforderungen stellte. An seiner Stelle wählte man ein nicht gerade naheliegende, aber wohl wesentlich günstigere Option: Max Mairich, hier im Forum vermutlich vor allem wegen seiner Nebenrolle in "Tim Frazer: Der Fall Salinger" bekannt, aber dennoch bis dato keine sonderlich "große Nummer" im Krimi-Fach. Mairich müht sich redlich, das natürliche Charisma eines Siegfried Lowitz geht ihm dennoch ab. Horst Tappert ist mit Blick auf den Cast das einzige Überbleibsel. Hans Cossy sucht man ebenso vergeblich wie Grit Böttcher als seine Lebensgefährtin. Für Letztere fand die Produktion indes eine mehr als ordentliche Alternative, nämlich keine geringere als Liselotte Pulver, die wenige Jahre zuvor es wohl nicht nötig gehabt htte, eine solche Rolle anzunehmen und an der Krimi-Welle der 1960er-Jahre quasi nicht teilgenommen hatte. Mit dem Untergang von "Opas Kino" flogen aber auch einer populären Aktrice wie ihr die Rollen nicht mehr zu und so bereichert sie diese TV-Produktion. An Max Mairichs Seite agieren u.a. Herbert Bötticher und Erik Schumann als seine Assistenten, Dieter Borsche hat eine kleine Rolle als Vorgesetzter.

    Storytechnisch hat "Hoopers letzte Jagd" nur wenig zu bieten und hätte leicht in einem 90-minütigen Film abgehandelt werden können. Richardson (=Donegan) ist weiter ständig auf der Flucht und reist mal mit, mal ohne Familie, durch die Welt. Mexiko, die französische Riveira, Brighton, um nur einige Handlungsschauplätze zu nennen. Gedreht wurde laut Internetquellen in Brighton, Blackpool, London und Oxford. Welcher Ort als Mexiko-Ersatz hergehalten hat, bleibt offen. Jedenfalls ist für wechselnde Schauplätze gesorgt. Das Tempo stimmt zumindest im ersten Teil, der in Verbindung mit dem insgesamt ordentlichen Cast und den vielen Schauplätzen für annehmbare Unterhaltung sorgt. Teil 2 vermag es dann nicht, die wesentlich längere Laufzeit (95 Minuten gegenüber 70 Minuten in Teil 1) zu rechtfertigen. Die Handlung dreht sich weithin im Kreis. Hoopers Pension nähert sich. Doch anders als gedacht schafft er es nicht in letzter Minute vor dem Ruhestand, Richardson dingfest zu machen, sondern ermittelt privat auf eigene Faust weiter. Ob es ihm schließlich gelingen wird, Hooper zu fassen, soll hier nicht verraten werden.

    Alles in allem fällt "Hoopers letzte Jagd" gegenüber dem Erstling natürlich deutlich ab. Das liegt in erster Linie daran, dass er wie angesprochen inhaltlich nicht mehr viel beitragen kann. Auf der Flucht war die Tappert-Figur schon über weite Strecken des dritten Teils der "Gentlemen". Das kann man natürlich noch ein bissschen weiter spinnen (auch die Vorbild-Figur flüchtete nach Mexiko), aber eben nicht über weitere 160 Minuten. Die Namensänderungen und Umbesetzungen sind ebenfalls misslich und geben der Produktion eine gewisse Beliebigkeit, bieten aber auch eine kleine Chance: man kann den ersten Teil versuchen auszublenden und sich Tappert schlicht als einen anderen Verbrecher auf der Flucht vorstellen. Doch auch diese "Schummelei" rettet "Hoopers letzte Jagd" nur bedingt. Dafür sind Story und Inszenierung auf Dauer einfach zu reizlos. Ansehen kann man sich das Ganze wegen der Darsteller natürlich trotzdem. Tappert müht sich nach Kräften und Liselotte Pulver in einem Krimi-Mehrteiler zu sehen, ist auch mal eine nette Abwechslung.


    Zu lang ausgefallener und uninspirierter Nachklapp zum legendären Krimi-Dreiteiler, der immerhin durch ständig wechselnde Schauplätze und einen guten Cast punkten kann. Teil 1 unterhält noch ordentlich, Teil 2 vermag die Spannung nicht aufrechtzuerhalten. Noch 3 von 5 Punkten.

  • Vielen Dank für die interessanten Informationen!

    Hat sich jemand schonmal die Kino-Fassung angesehen? Es fehlt ja immerhin fast die Hälfte. Wäre ja interessant, ob die "Gentlemen" auch mit halber Laufzeit noch funktionieren. Habe eben die Kino-Fassung mal kurz reingelegt. Sie ist mit englischen Credits versehen. Was man definitv sagen kann, ist, dass die Bildqualität wesentlich besser ist. Links ist kein grüner Strifen und das Bild ist deutlich schärfer.

  • Kleiner Nachtrag zu meiner Besprechung: Was hat es eigentlich mit der "Kino-Fassung" auf sich, die der Straßenfeger-DVD als Bonus beiliegt?

    Über diesen Satz bin ich soeben noch gestolpert. Ob er immer noch seine Gültigkeit hat?

    Zitat von Gubanov im Beitrag #9
    Ich würde behaupten, dass dies die Rolle ist, in der mir Tappert am besten gefällt, denn ansonsten mag ich ihn eher weniger.

  • Die Gentlemen bitten zur Kasse (BRD 1966)

    Regie: John Olden, Claus Peter Witt

    Darsteller: Horst Tappert, Günther Neutze, Siegfried Lowitz, Hans Cossy, Grit Böttcher, Karl-Heinz Hess, Hans Reiser, Rolf Nagel, Wolfgang Weiser, Harry Engel, Wolfram Schaerf, Paul Edwin Roth, Kai Fischer, Dirk Dautzenberg u.a.



    "Die Gentlemen bitten zur Kasse", ein TV-Dreiteiler, der auf dem legendären Postraub aus dem Jahre 1963 beruht, gehört mit Sicherheit zu den vielen Perlen des bundesdeutschen Fernsehkriminalfilms der 1960er-Jahre. Bereits in den ersten Minuten entsteht eine behagliche Atmosphäre, wenn Sprecher Hans-Günther Martens die "Gentlemen" mit süffisantem Unterton einführt. Echte "Gentlemen" sind im Grunde nur Horst Tappert und Hans Cossy und es kommt gewiss nicht von ungefähr, dass diese beiden sich letzten Endes aus der Affäre zu ziehen wissen. Geschickt wird der Kontrast zwischen den beiden Anführern Donegan, gespielt von Horst Tappert, und Arrow, verkörpert von Günther Neutze, dramaturgisch genutzt. Donegan ist kultiviert, intelligent und diszipliniert. Er ist für die generalstabsmäßige Planung des Coups zuständig und man kann als Zuschauer seine Verärgerung nachfühlen, wenn die ungehobelten Vertreter unter den "Gentlemen", allen voran die "Fulham-Boys", ein ums andere Mal das Unternehmen mit ihrer Leichtsinnigkeit gefährden. Weniger zimperlich und primär am schnellstmöglichen Gewinn interessiert zeigt sich Arrow, was naturgemäß zu regelmäßigen Reibungen zwischen den beiden Köpfen sorgt. Tappert und Neutze sind auch diejenigen, die dem Film schauspielerisch ihren Stempel aufdrücken. Mancher Akteur unter den Gentlemen erscheint austauschbar, weshalb mir die Besetzung bis in die Nebenrollen einige Jahre seit der letzten Sichtung auch nicht mehr bekannt war. Eine naheliegende Wahl für die Rolle des die Gentlemen jagenden Ermittlers war aufgrund seiner Wallace- und Durbridge-Reputation natürlich Siegfried Lowitz, der gewohnt souverän agiert. Ein herrlicher Moment ist die Verhaftung Arrows, bei der er diesen beim Liebesspiel mit einer Frau belauscht und auf den Vergleich Arrows mit einem Wolf durch die "Dame" Lowitz zu seinem Kollegen augenzwinkernd meint, jetzt müssten sie eingreifen, ansonsten sei Arrow später noch zusätzlich wegen Kanibalismus zu verhaften.

    Stolze 235 Minuten dauert der Dreiteiler und aus heutiger Sicht hat der Film spätestens bei wiederholter Sichtung sicher einige Längen, vor allem im dritten Teil. Das immer wieder herausgezögerte Ende verlangt vom Betrachter Geduld. Der erste Teil sowie der zweite verlaufen dagegen recht flüssig. Der Raub selbst ist für einen TV-Film seiner Zeit durchaus professionell inszeniert und braucht sich vor der Umsetzung in "Zimmer 13" nicht verstecken. Den Regiewechsel von Olden auf Witt merkt man dem Endprodukt nicht an, zumal wie sich aus den obigen Postings ergibt nicht chronologisch gedreht wurde, die Längen im dritten Teil somit nicht Witt allein angelastet werden können. Aufgewertet werden die "Gentlemen" schließlich durch die teilweise in England gedrehten Szenen.


    Die zur Kasse bittenden "Gentlemen" genießen zu Recht einen exzellenten Ruf. Vor allem Horst Tappert überzeugt als Kopf der Bande durch Präsenz und Charisma, Günther Neutze bietet ein passendes Gegenstück. Die Inszenierung bewegt sich trotz Regiewechsels auf gutem Niveau, wenngleich der dritte Teil nicht ohne Längen ist. 4,5 von 5 Punkten.

  • Sammelthread "Film Noir"Datum03.01.2019 23:47
    Foren-Beitrag von Ray im Thema Sammelthread "Film Noir"

    Lebensgier (Human Desire, USA 1954)

    Regie: Fritz Lang

    Darsteller: Glenn Ford, Gloria Grahame, Broderick Crawford u.a.



    Film Noir Nummer 94:


    Carl Buckley, einem Lokführer, droht die Kündigung. Er bittet seine Ehefrau Vicky, mit seinem Chef zu sprechen, da er weiß, dass diese ihn von früher kennt und einen guten Draht zu ihm hat. Als sie länger wegbleibt als von Carl angenommen, wird er misstrauisch. Auf Nachfragen weicht Vicky aus. Von Eifersucht getrieben, lässt er Vicky einen Brief an den Chef schreiben, um ein weiteres Treffen zu vereinbaren. Chef Owens geht darauf ein und wird bei dem vermeintlichen nächsten Date mit Vicky von Carl erstochen. Vicky, die dabei war, ist geschockt. Kurz nach dem Mord lernt sie Carls Kollegen Jeff kennen, der frisch aus dem Koreakrieg zurückgekehrt ist. Vicky beginnt eine Affäre mit Jeff in der Hoffnung, dass dieser sie von ihrem Ehemann befreien möge...

    Ein Jahr nach dem ausgezeichneten Film Noir "Heißes Eisen" ging Fritz Lang kein großes Risiko ein und inszenierte einen Film des gleichen Genres mit denselben Hauptdarstellern. Nach etwas gemütlicher, aber nicht unsympathischer Exposition nimmt der Thriller mit der Eifersuchtsszene Carl Buckleys rasch Fahrt auf. Im zweiten Drittel glaubt der erfahrene Noir-Seher, dem üblichen Verlauf einer typischen Dreiecksgeschichte entgegenzublicken, in dem Jeff Vickys Ehemann aus dem Weg räumen wird. Doch das letzte Drittel belehrt den Betrachter eines Besseren und wartet mit netten Wendungen auf. Fritz Langs Inszenierung bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau, im Verbund mit Kameramann Burnett Guffey macht er sich das Breitbildformat zunutze und liefert einige gelungene Einstellungen. "Lebensgier" kommt ohne Längen aus und hat mit Gloria Grahame ein echtes Genre-Schwergewicht als Faustpfand. Obschon sie nicht ganz so brilliert wie in "Ein einsamer Ort", liefert sie einmalmehr eine eindrückliche Performance ab und bringt eine gehörige Portion Intensität ins Spiel. Filmpartner Glenn Ford kann da nicht ganz mithalten, gibt aber ebenfalls eine solide Vorstellung. Auch Grahames Film-Ehemann Broderick Crawford haucht dem eifersüchtigen Ehemann Leben ein. Alles in allem ein überdurchschnittlicher Vertreter der Schwarzen Serie, den sich Genre-Fans und Anhänger Fritz Langs nicht entgehen lassen sollten.


    Sauberer Noir-Thriller von Fritz Lang im Widescreen-Format mit einer gewohnt starken Gloria Grahame. 4,5 von 5 Punkten.

  • Rückblick 2018Datum03.01.2019 21:28
    Foren-Beitrag von Ray im Thema Rückblick 2018

    "Bumerang" würde mich ebenfalls interessieren."Der Mann, der sich verkaufte" ist auch hervorragend besetzt und wäre sicher eine Veröffentlichung wert.

  • Interessant! Habe tatsächlich auch immer intuitiv nur an Schauspieler gedacht, die im Film nicht mitwirkten. Dann hätte man natürlich für Hale jemand anderen suchen müssen und hätte auf Grafs hervorragende Perormance diese Rolle betreffend verzichten müssen. Aber diesen Part hätten vielleicht auch Harry Wüstenhagen oder Hans Clarin übernehmen können. Kerst hätte ich allgemein in einem Wallace aber auch mal spannend gefunden. Er hätte z.B. die Lowitz-Rolle im "Mönch" übernehmen können.

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