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  • The Pearl of Death (Die Perle der Borgia, 1944)



    Regie: Roy William Neill

    Produktion: Universal Pictures, USA 1944

    Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Dennis Hoey, Miles Mander, Evelyn Ankers, Ian Wolfe, Charles Francis, Holmes Herbert, Richard Aherne, Harry Cording, Mary Gordon, Rondo Hatton


    Handlung:

    Auf einem Schiff wird die berüchtigte und sehr wertvolle Perle der Borgia von einer jungen Dame gestohlen. Allerdings hat die Schöne die Rechnung ohne Sherlock Holmes gemacht, der natürlich schlauer ist als sie und ihr diese rasch wieder abluchst. Er sorgt auch dafür, dass das kostbare Stück im Royal-Regent-Museum in London untergebracht wird. Besagte Dame ist jedoch die Komplizin des skrupellosen Giles Conover, der einen Fehler von Holmes ausnutzt, die Alarmanlage vom Strom nimmt und mit der Perle flieht. Er wird zwar rasch gefasst, doch das Diebesgut wird nicht bei ihm gefunden. Kurz darauf ereignet sich eine Reihe von Morden, welche die seltsame Gemeinsamkeit haben, dass um die Leichen immer zerbrochenes Porzellan verstreut liegt. Auch wurde allen Opfern das Rückgrat auf eine Weise gebrochen, die auf das Werk des Hoxton Creepers, eines monströs entstellten Gewaltverbrechers, hindeutet...

    Anmerkungen:

    Nachdem man mit Holmes Hang zur Verkleidung inzwischen sehr vertraut sein muss, ist unschwer zu erkennen, dass sich hinter dem kauzigen alten Mann auf dem Schiff natürlich nur er verbergen kann. Die entwendete Perle wird von ihm durch einen souveränen Trick zwar rasch wiederbeschafft, doch gibt er sich auch eine ungewohnte Blöße, indem er Giles Conover praktisch die Gebrauchsanweisung für einen neuerlichen Diebstahl des guten Stückes liefert. Natürlich bleibt Holmes Selbstbewusstsein angesichts seines Lapsus unberührt und er nimmt rasch seine Ermittlungen auf. Inspektor Lestrade zeigt eine geradezu kindliche Schadenfreude daran, endlich erleben zu dürfen, dass nicht ihm selbst, sondern endlich einmal dem ihm weit überlegenen Meisterdetektiv, ein Missgeschick widerfahren ist. Auch Conover weis nicht, wo sich die Perle gegenwärtig befindet, da er sich ihrer auf seiner Flucht entledigen musste. Er liefert sich daher ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Holmes, welches stark an das Kräftemessen mit Moriarty erinnert.

    Holmes Gegenspieler ist diesmal Miles Mander als Giles Conover, ein verschlagener, skrupelloser und arroganter Mann, der genauso gut mit Moriarty die Rollen hätte tauschen können. Er verströmt allerdings nicht unbedingt die Ausstrahlung eines Gentleman, sondern wirkt vom Fleck weg spürbar unsympathisch. Evelyn Ankers Präsenz beschränkt sich mehr oder weniger auf ihr gutes Aussehen. Als Conovers Helferin agiert sie eher naiv und ungeschickt, sodass Holmes mit ihr leichtes Spiel hat.

    Die Attraktion dieses Films ist zweifellos der monströs entstellte Rondo Hatton, dessen Aussehen die Folge der schrecklichen Krankheit Akromegalie ist, unter welcher auch der als "Beisser" aus zwei James-Bond-Filmen bekannte Richard Kiel gelitten hat. Im Gegensatz zu Universals Horror-Ikone Boris Karloff bedurfte es bei Hatton daher keiner grosser Schminkkunst, um ein Ungeheuer aus ihm zu machen. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass Hatton in jungen Jahren in seinem letzten Schuljahr als hübschester Junge der Klasse gewählt wurde und damit die optische Wirkung auf sein Umfeld aus zwei extremen Positionen erfahren durfte. Der Spannung wurde eine besondere Würze verliehen, indem man sich bis zum Schluss Zeit lies, bis das Gesicht des Creepers endlich eingeblendet wurde.

    Fazit:

    Spannende und mysteriose Holmes-Geschichte, die vor allem durch die Präsenz des legendaren Hoxton-Creepers nachhaltige Akzente setzt und dadurch, wie auch schon der Vorgangerfilm, in Richtung Horror-Genre tendiert. Atmosphärisch bleibt der Streifen aber trotz Rondo Hattons Mitwirkung gegenüber der "Kralle" vergleichsweise zurückhaltend. Klassische Horror-Elemente, wie die eine Schöne liebende Kreatur die sich am Schluß gegen ihren "Meister" wendet, sind hier in altbekannter Weise zu finden. 4,5 von 5 Punkten.

  • The Scarlet Claw (Die Kralle, 1944)



    Regie: Roy William Neill

    Produktion: Universal Pictures, USA 1944

    Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Gerald Hamer, Paul Cavanagh, Arthur Hohl, Miles Mander, Kay Harding, David Clyde, Ian Wolfe, Victoria Horne




    Handlung:

    Holmes und Watson besuchen ein Okkultistentreffen im kanadischen Quebec, wo der Vorsitzende Lord Penrose von der Ermordung seine Gattin in einem Dorf namens La Mort Rouge erfährt, das an eine unheimliche Moorlandschaft angrenzt. Dort geht der Legende nach ein böser Geist um, der Mensch und Tier die Kehlen herausreißt. Lady Penrose wird auch tatsächlich entsprechend zugerichtet vorgefunden. Der bodenständige Holmes glaubt natürlich nicht an diese Geister-Märe und übernimmt den Fall. Als er sich alleine in's Moor wagt, macht er allerdings rasch Bekanntschaft mit der Schauergestalt...

    Anmerkungen:

    "The Scarlet Claw" steht als Höhepunkt von Basil Rathbones Holmes-Reihe völlig außer Frage. Universal steuert hier seine langjährig angesammelte Erfahrung in Sachen Gothic-Horror bemerkenswert plakativ bei, was den Film zu einem ganz besonders sehenswerten Meisterwerk hervorhebt. Die Moorlandschaft sticht wirklich exzellent heraus und das Gespenst hätte eindrucksvoller nicht umgesetzt werden können. Die in phosphorisierter Kleidung herumlaufende Gestalt erzielt genau jene Wirkung, die man sich 1939 beim "Hound of the Baskervilles" wohl gewünscht hätte. Ein Hoch auf die Special-Effects-Abteilung! Die ganze Geschichte ist auffallend dunkel und düster gefilmt und geizt dabei in keinster Weise mit Nebel, Moor und unheimlichem Interieur, sodass man geneigt ist zu glauben, einen reinen Gruselfilm vor sich zu haben, was "The Scarlet Claw" im Grunde auch ist. Holmes-Fans werden natürlich sofort auffallende Parallelen zum "Hound of the Basvervilles" erkennen. Doch wurde die Geschichte um eine Reihe reizvoller Schauer-Elemente erweitert, was diesen Film wie ein verbessertes inoffizielles Remake des Conan-Doyle-Klassiker aussehen lässt - von der technischen Umsetzung der Spukgestalt ganz zu schweigen. Auch der kriminalistische Aspekt wurde nicht vernachlässigt, sonder phantasievoll und glaubwürdig bedient, wobei als Täter ein gelernter Schauspieler agiert, der die verschiedensten Identitäten annehmen kann und Holmes dadurch einiges Kopfzerbrechen bereitet. Man erfährt relativ früh, um wen es sich handelt, kann aber nicht ausmachen, hinter welcher Fassade er lauert. Hier fließt ein bisschen das Fantomas-Element ein. Als schöner Schauermoment beeindruckt jene Szene, wo der Täter die Tötung von Judge Brisson als dessen Haushälterin verkleidet mit der Kralle, seinem bevorzugten Mordwerkzeug, zelebriert. Es wird bei diesem bestialischen Mord schon ein bisschen etwas von dem wesentlich später entstandenen Hitchcock-Klassiker "Psycho" vorweggenommen.

    Die Logik-Polizei dürfte nicht ganz zu Unrecht daran Anstoß nehmen, dass der Unhold im Schutze einer seiner Schein-Identitäten auch dann sein vorgetäuschtes Hinken zum Besten gibt, als er sich vermeintlich unbeachtet in seinem Versteck bewegt. Ein weiterer gravierender Logik-Mangel ist sicher auch, dass sich gerade jene Personen, die der Täter im Visier hat, zufällig in dem kleinen Ort La Mort Rouge treffen. Darauf möchte ich aber nicht näher eingehen, da es sich nun mal um ein Krimi-Märchen handelt und für mich persönlich Unterhaltungswert, Spannung und Atmosphäre die wesentlichen Faktoren sind, woran dieser Streifen mit Sicherheit nicht krankt.

    Obwohl der Film in Kanada handelt, besticht er durch eine Landschaft und Atmosphäre, die zweifellos an "Good Old England" erinnern. Warum er nicht auch in Holmes Heimat angesiedelt ist, bleibt ein Rätsel. Die Akteure sprechen größtenteils britisches Englisch und im Finale werden sogar Bobbies eingeblendet.

    Lord Penrose wird von Paul Cavanagh dargestellt, der seit seinem Bösewicht-Auftritt in Johnny Weissmüllers erstem Tarzan-Film "Tarzan the Ape Man" sichtlich gealtert ist. Völlig überflüssig ist wieder einmal Holmes patriotisches Schlusswort, das sich wiederholt ein Churchill-Zitat nicht verkneifen kann. Ein kleiner Schnitt hätte da nicht unbedingt geschadet. Aber ja - wir befinden uns ja noch immer in der schwarz-weiß-malerischen Schein-Realität der Kriegsjahre, wo propagandistische Gehirn-Wäsche gang und gäbe war.

    Fazit:

    Eine Lichtgestalt mit dunklen Absichten, ein bärtiger Einsiedler, der optisch schon fast an Rasputin erinnert, ein grausiges Mordwerkzeug und last but not least die schon erwähnten herrlich atmosphärischen "Schauer-Plätze" demonstrieren, wie sehr man sich bemüht hat einen Gruselkrimi allererster Güte zu produzieren. Roy William Neil hat den altbewährten Universal-Horror sehr effektiv einfließen lassen und geschickt mit einer kurzweiligen Krimihandlung verknüpft. Der Plot ist flott inszeniert und dramaturgisch sehr schön gesättigt. Der Gothic-Anstrich steht der Holmes-Reihe unheimlich gut und lässt bereitwillig vom Kriegs-Propaganda Abschied nehmen. Für mich persönlich ist "The Scarlet Claw" nicht nur der beste Holmes-Film aller Zeiten, sondern auch einer meiner Lieblingsfilme überhaupt. Klare 5 von 5 Punkten für einen rundum gelungenen und wunderbaren Film. Ich will wirklich mit Nachdruck ein Lob in allerhöchsten Tönen da anbringen, wo es hingehört.


  • Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #90

    Die Spur der sich absetzenden wollenden Verbrecher führt zu einem Zirkus, wo man neben Pygmäen (!) auch „die dickste Frau der Welt“ (oder so ähnlich) besichtigen kann. Da fallen mir auf Anhieb ein paar Kolleginnen ein, die die Dame mühelos vom Thron stoßen könnten… (Ist böse, ich weiß… Zeigt aber, wie sich gewisse Relationen im Laufe der Zeiten verschieben.).





    Ich kann mir nicht verkneifen zu bemerken, dass mir dieser Humor gefällt.

  • The Spider Woman (Das Spinnennest, 1943)



    Regie: Roy William Neill

    Produktion: Universal Pictures, USA 1943

    Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Gale Sondergaard, Dennis Hoey, Vernon Downing, Alec Craig, Arthur Hohl, Mary Gordon, Teddy Infuhr


    Handlung:


    In London ereignet sich eine mysteriöse Serie von Pyjama-Selbstmorden in unauffälligen Hotelzimmern. Sherlock Holmes täuscht seinen Tod vor, da er überzeugt ist, dass es sich in Wirklichkeit um Morde handelt und er durch sein Abtreten die Täter in Sicherheit wiegen möchte. Rasch erkennt er, dass die Verbrechen die Handschrift einer Frau tragen. Er mietet sich unter den gleichen Bedingungen wie die Opfer in einem Hotelzimmer ein, um am eigenen Leibe zu erfahren wie diese zu Tode gekommen sind...

    Anmerkungen:


    Der vorliegende Streifen lehnt seine Handlung an die bekannte Holmes-Erzählung "The Speckled Band" an und macht die Geschichte bedeutend filmwirksamer als das Original, indem er anstatt einer Schlange eine große, fette Spinne als todbringendes Objekt aktiv werden lässt. Selbstverständlich handelt es sich dabei um eine Phantasiespinne, da es Achtbeiner in dieser Größe mit einem entsprechend starken halluzinogenen Nervengift natürlich gar nicht gibt. Darüber sieht man aber sehr gerne hinweg, da man den Auftritt des Krabbeltieres wirklich nicht missen möchte.

    Der Film beginnt mit Holmes vermeintlichen Tod und seinen trauernden "Angehörigen" Dr.Watson und Mrs.Hudson, die ihm vermutlich als einzige wirklich nahe stehen. Auch Inspektor Lestrade, mit dem ihn eine Hassliebe verbindet, ist sichtlich mitgenommen und er möchte unbedingt Holmes Lieblingspfeife als Andenken, die er Dank dessen unkomplizierter Großzügigkeit dann auch behalten darf. Natürlich dauert es nicht lange, bis der findige Holmes in einer seiner vielen Verkleidungen in den eigenen vier Wänden wieder auftaucht, noch bevor diese völlig leergeräumt werden. Der Meisterdetektiv wird hier ganz besonders frauenfeindlich dargestellt, was seinen Erklärungen, woran er bei den Verbrechen eine weibliche Handschrift erkennt, unschwer zu entnehmen ist. In Adrea Spedding, die von der zum Zeitpunkt der Entstehung nicht mehr sonderlich jungen Gale Sondergaard dargestellt wird, findet er dann auch bald eine fast ebenbürtige Gegenspielerin. Sie durchschaut nicht nur seine Verkleidung, was sie an einigen Stellen verbal andeutet, sondern verübt in seinem eigenen Heim auch noch einen perfiden Anschlag, den er und Watson mit nur knapper Not überleben. Adrea Spedding ist eine einigermaßen attraktive aber völlig skrupellose Dame vom Typ "Schwarze Wittwe", welche die zugänglicheren Ihrer männlichen Opfer wohl auch amourös verführt haben dürfte, bevor sie deren Schicksal besiegelte.

    Etwas unbefriedigend ist das Finale, wo der an eine Hitler-Schießbudenfigur angebundene Holmes nicht weniger als drei Mal durch einen sehr konstruierten Zufall dem sicheren Tod entgeht. Hier hätte es schon eine originellere Idee sein dürfen, ihn aus der Klemme kommen zu lassen. Auch ist es schon sehr merkwürdig, dass an einem gewöhnlichen Rummelplatz mit scharfer Munition geschossen wird. Der zwergwüchsige Eingeborene wurde leider völlig verschenkt. Nachdem die kleinen Fußspuren ein spannendes Mysterie-Element in's Spiel bringen, wird man am Schluss mit einem völlig lapidaren Auftritt des kleinen Mannes abgespeist. Er wird völlig unmotiviert und nur sehr kurz in's Bild gerückt, gerade so, dass der Bestätigung von Holmes Verdacht noch notdürftig Genüge getan wird. Diese Schwächen werden aber vom Spannungsbogen, der die Geschichte trägt, sehr gut abgefangen. Zum ersten Mal im Rahmen der Reihe sieht man Holmes bei einer Freizeitbeschäftigung mit Dr.Watson, nämlich beim Forellenfischen in Schottland, wo er schon sehr bald seinen Scheintod stirbt. Es folgt dann die Bekanntschaft mit einem auf ganz andere Art schrecklichen Untier als der gute alte "Hund von Baskerville" es gewesen ist und der Detektiv wird erstmals von einer Frau in ernsthafte Schwulitäten gebracht.

    Der Holmes des 20.Jahrhunderts wird ab diesem Film seinem klassischen Erscheinungsbild wieder einen Schritt näher gebracht, indem sein Tweed-Mantel mit einem dazu passenden Hut kombiniert wird, der seinen bisherigen Fedora ersetzt und dabei nicht aus dem Rahmen fällt, wie es beim Deerstalker zweifellos der Fall gewesen wäre. Obwohl Holmes der holden Weiblichkeit nicht sonderlich zugeneigt ist, beweist er einen charmanten und kompetenten Umgang mit Frauen, auch wenn dabei seine Distanziertheit immer spürbar bleibt.

    Fazit:


    Spannender und ideenreicher Mysterie-Holmes, der erfreulicherweise wieder einmal mit ein bisschen Tier-Horror aufwartet, dabei aber leider den Pygmäen, der ein wirklich dankbares und filmwirksames Element geliefert hätte, bei der Inszenierung sträflich vernachlässigt. Ganz ohne Propaganda geht es auch hier nicht, wie man den sehr deutlich hervorgehobenen Hitler- und Mussolini-Schießbudenfiguren entnehmen kann. 4,5 von 5 Punkten.

  • Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #84
    Zitat von patrick im Beitrag #82
    Die wüste Schlägerei mit dem entlarvten Täter ist für Gentleman Holmes ungewohnt grob. grin]


    Sherlock Holmes war aber auch ein begeisterter Amateurboxer, Spezialist im Stockfechten und zudem in der etwas diffusen Kampfsportart Baritsu beschlagen. Er musste sich im Verlauf seiner Abenteuer mitunter recht heftig seiner Haut erwehren, etwa in den Fällen Die einsame Radfahrerin, Der berühmte Klient und natürlich auch in Das letzte Problem.
    Ich vermute mal eher, es ist ihm ganz schön gegen den Strich gegangen, sich im Rahmen seiner List von dem Musgrave-Killer k.o. schlagen lassen zu müssen.



    Okay. Man ist die Prügeleien bei ihm aber weniger gewohnt. Das passt eher zu James Bond.

  • Sherlock Holmes Faces Death (Gespenster im Schloss, 1943)



    Regie: Roy William Neill

    Produktion: Universal Pictures, USA 1943

    Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Dennis Hoey, Arthur Margetson, Hillary Brooke, Halliwell Hobbes, Minna Phillips, Gavin Muir, Milburn Stone, Gerald Hamer, Vernon Downing, Olaf Hytten, Frederick Worlock, Joan Blair, Mary Gordon


    Handlung:

    Dr.Watson befindet sich als vertretender Arzt auf Musgrave Manor in Northumberland. Dort ist eine Anstalt für geistig traumatisierte Offiziere eingerichtet. Da auf seinen Arztkollegen Dr.Sexton ein Anschlag verübt wird und in kurzer Folge die beiden Musgrave-Brüder ermordet werden, tritt Sherlock Holmes auf den Plan und ermittelt in den unheimlichen Gemäuern, wo das jeweils neue Familienoberhaupt immer in einem gespenstischen Ritual eingesetzt wird, das auf den ersten Blick zwar keinen wirklichen Sinn ergibt, bei genauerem Hinsehen allerdings eine verschlüsselte Botschaft enthält...


    Anmerkungen:

    Die mehr als ausgiebige Propagandaphase der Universal-Holmes-Filme ist nun vorbei und "Sherlock Holmes Faces Death" markiert die Wende von der "Moderne" zurück zu den Gothic-Elementen und einem klassischeren Flair. Nazispione weichen herkömmlicheren Mordgesellen, die in urtypisch altenglischen Gemäuern umgehen, wo man stolz auf seine Hausgeister ist. Leider treten keine (unechten) Gespenster in Erscheinung, dafür aber das berüchtigte Musgrave-Ritual mit seinen mystischen Worten, die eine Verflechtung mit dunklen Kräften andeuten, mit denen nicht zu Spaßen ist. Ein während des Rituals direkt durch das Fenster in einen eisernen Heinrich einschlagender Blitz setzt dann auch noch einen dramaturgischen Akzent (Das alte Herrenhaus scheint offenbar nicht mit einem Blitzableiter nachgerüstet worden zu sein ). Auch ein Rabe darf als Todesbote in Erscheinung treten. Holmes mehr als seltsame Frisur weicht endlich wieder seinem ursprünglichen Aussehen aus den beiden 20th-Century-Fox-Filmen. Das Kriegsgeschehen fungiert lediglich als Hintergrund für die sich auf Musgrave Manor befindlichen seelisch angeschlagenen Patienten. Das in diversen Krimis gerne verwendete Element der "Damsel in distress" wird von der hübschen und in den 40er-Jahren gerne besetzten Hillary Brooke verkörpert.

    Die Identität des Mörders ist keine wirklich große Überraschung, hat sich dieser doch auf dem lebensgroßen "Schachbrett" schon durchaus verdächtig verhalten. Die Finte, sich vom Unhold im dunklen Kellergewölbe überwältigen zu lassen und diesem dann ein Gefühlt der Überlegenheit zu geben, das ihn bereitwillig zu einem Geständnis hinreißen lässt, trägt wieder einmal die deutliche Handschrift des alten Fuchses Holmes. Allerdings erscheint es vom Täter schon sehr naiv, sich dorthin locken zu lassen, müsste dieser bei hinreichender geistiger Wachheit eigentlich damit rechnen, dass der Ort von nun an beobachtet wird. Ausgesprochen vermessen ist es auch, mit wecher Selbstverständlichkeit er davon ausgeht, die junge und hübsche Sally Musgrave zu heiraten, nachdem er die Konkurrenz ausgeschaltet hat. Zwischen den beiden ist keinerlei Chemie spürbar, zumal sie ohnehin nur Augen für ihren geliebten Captain Vickery hat. Außerdem besteht da noch ein beträchtlicher Altersunterschied, der auf Seiten des Antagonisten weder durch ein besonders attraktives Erscheinungsbild noch durch herausragenden Charme wettgemacht wird.

    Die Idee, eine versteckte Botschaft über ein Schachbrett und dessen Figuren zu kommunizieren zeugt von einer erfrischend verspielten Phantasie. In den Katakomben unten wird der Gothic-Horror-Fan dann mit dem Setting von Bela Lugosis "Dracula" verwöhnt, das auch hier seine Wirkung als atmosphärisches Schmankerl nicht verfehlt. Die wüste Schlägerei mit dem entlarvten Täter ist für Gentleman Holmes ungewohnt grob.

    In dem typisch Britischen Pub "The Rat and the Raven" ist ganz zu Beginn der erst knapp 20-jährige Peter Lawford, späteres Mitglied des legendären Rat-Pack und Kennedy-Schwager (Brother in Lawford), als junger Seemann zu sehen.

    Das folgende Schlusswort lässt natürlich Raum für Spekulation offen, dürfte aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine moralische Überlegenheit gegenüber den Nazis ausdrücken wollen.

    Zitat
    There’s a new spirit abroad in the land. The old days of grab and greed are on their way out. We’re beginning to think of what we owe the other fellow, not just what we’re compelled to give him. The time’s coming, Watson, when we shan’t be able to fill our bellies in comfort while other folk go hungry, or sleep in warm beds while others shiver in the cold; when we shan’t be able to kneel and thank God for blessings before our shining altars while men anywhere are kneeling in either physical or spiritual subjection.... And God willing, we’ll live to see that day, Watson.


    Fazit:

    Schön klassisch-konservativer Holmes-Film, der hinreichend mit englischen Gothic-Klischees und einer ausgetüftelten Detektivgeschichte angereichert ist. Das so oft genutzte Motiv der Habgier auf eine Erbschaft ist zwar alles andere als neu, wird bei dieser Art Krimi aber regelrecht erwartet. 4,5 von 5 Punkten.

  • Du könntest eventuell die Serie mit Jeremy Brett meinen.

  • Karin Dor ist verstorbenDatum06.01.2020 18:03
    Foren-Beitrag von patrick im Thema Karin Dor ist verstorben

    Zitat von Havi17 im Beitrag #33
    Danke, war bezogen auf seine von Karin Dor geschilderten Charaktereigenschaften gemeint.


    In einem relativ jungen Gespräch im TV von vor ein paar Jahren hat Karin Dor von Lex Barker geschwärmt und gesagt, sie habe ihn geliebt (Das war jetzt nicht romantisch gemeint, sondern freundschaftlich). Sie hat auch seine Knausrigkeit in Geldangelegenheiten erwähnt, aber nur weil es wohl eben so war und nicht um ihn schlecht zu machen.

  • Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #70


    Zitat von Gubanov im Beitrag #68
    Des Weiteren sind Sherlock Holmes\' proamerikanische Aussagen nicht allein als Speichelleckerei im Propagandasinn zu werten, wie @patrick und du schreiben, sondern basieren tatsächlich auf der originalen Doyle-Figur und deren Bewunderung für die USA. In der Geschichte "Der adlige Junggeselle" geht der literarische Holmes sogar noch viel weiter, als nur alliierten Zusammenhalt zu beschwören: usw. usw.


    So ist es. Sherlock Holmes als begeisterter Anhänger der Idee eines elitären anglo-amerikanischen Empires. Da verkneif ich mir jetzt lieber weiterführende Anmerkungen...




    Eine fiktive Figur besitzt eben selten tieferes Wissen als sein literarischer Schöpfer.

  • Karin Dor ist verstorbenDatum06.01.2020 09:05
    Foren-Beitrag von patrick im Thema Karin Dor ist verstorben

    Zitat von eastmancolor im Beitrag #29
    Zitat von zinker84 im Beitrag #28
    Auf dem Couchtisch: Ein Buch über Lex Barker...





    Das hat sie mit Sicherheit nicht selbst hingelegt. Das wurde ihr sicherlich mal geschenkt.



    Vermutlich nicht einmal das. Man hat es sicher zu Dekorationszwecken hingelegt.

  • Sherlock Holmes in Washington (Verhängnisvolle Reise, 1943)



    Regie: Roy William Neill

    Produktion: Universal Pictures, USA 1943

    Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Marjorie Lord, Henry Daniell, George Zucco, John Archer, Gavin Muir, Edmund MacDonald, Don Terry, Bradley Page, Holmes Herbert, Thurston Hall



    Handlung:

    Ein Geheimdienst-Agent wird auf seiner Reise von England nach Washington von Nazi-Spionen entführt und ermordet. Es geht dabei um ein geheimes Dokument, auf das die Spione es abgesehen haben, das sie aber bei dem britischen Agenten nicht finden. Tatsächlich ist es auf Mikrofilm aufgenommen und wurde in einem Streichholz-Folder versteckt, das der Agent, als er bemerkte dass seine Tarnung aufgeflogen ist, in die Handtasche einer jungen attraktiven Dame fallen ließ. Von nun an wechselt der Folder ständig den Besitzer, ohne dass irgendjemand ahnt was er da eigentlich in der Hand hält. Sherlock Holmes wird nach Washington beordert, um die Angelegenheit zu klären und den Nazis das Handwerk zu legen...

    Anmerkungen:


    Dieses mittlerweile dritte Holmes-Abenteuer der damaligen Gegenwart bleibt konsequent der Anti-Nazi-Propaganda treu und lässt den Detektiv ein weiteres mal als zivilen Kriegshelden der Aliierten fungieren. Dies stimmt langsam aber sicher etwas bedenklich, da diese fixe und inzwischen ausgereizte Akzentuierung des polititschen Tagesgeschehens sich vom ursprünglichen Geist der Holmes-Geschichten mehr und mehr zu entfremden droht, auch wenn Basil Rathbone durch seine darstellerische Kompetenz die Rolle souverän im Griff behält. Holmes Tapetenwechsel in die USA sollte dennoch eine Abwechslung einbringen, welche durch das mehrfache Einblenden des Kapitols und dessen Betonung als Brutstätte der Demokratie nüchtern betrachtet für den kritischen Denker schone ein recht starkes Stück darstellt - die Glorifizierung des amerikanischen Volkes dito.

    Im Wesentlichen bildet aber auch dieser letzte Kriegs-Holmes einen recht gelungenen Spannungsbogen und rekrutiert mit George Zucco als Antagonisten einen alten Bekannten, dessen Rolle als Nazi-Agent seiner Moriarty-Interpretation nicht unähnlich ist. Holmes verzichtet diesmal auf Mummenschanz und Verkleidung und liefert als exzentrischer Kunstfreak mit verstellter Stimme ein nicht weniger unterhaltsames Täuschungsmanöver ab. George Zuccos markante Stimme vermag er an anderer Stelle ebenfalls recht überzeugend nachzuahmen. Die individuellen Eigenarten des britischen und amerikanischen Englisch und die daraus resultierenden Verständnisschwierigkeiten untereinander werden an mehreren Stellen sehr humorvoll demonstriert. Auch die typisch amerikanischen Zeitungs-Cartoons werden von Watson neugierig dokumentiert. Dessen offensichtlich erster Genuss eines Kaugummis wird von dem konservativ britischen Holmes mit einem "Oh, put that away" naserümpfend und schockiert quittiert. Die ständige "Reise" des Streichholz-Folders erinnert etwas an die "Screwball-Comedys" der damaligen Jahre. Der schwarze britische Humor kommt allerdings auch nicht zu kurz, bemerkt doch der Senator Babcock gegenüber dem als Grayson reisenden Pettibone: "I used to know somebody by the name of Grayson. He was murdered." Eine auffallende Übereinstimmung mit "The Voice of Terror" ist, dass sich auch hier ein akzentfreies Englisch sprechender Deutscher als verdeckter Nazi-Bösewicht entpuppt, dessen aktive Tätigkeit für sein Vaterland bereits in die 1910er-Jahre zurückreicht.

    Durchaus peinlich erscheint aus dem Blickwinkel eines aufgeklärten Zusehers des 21.Jahrhunderts Holmes Schlusswort, das Winston Churchill zitiert. Der doch so logisch und analytisch veranlagte Superschnüffler ist, wie es scheint, der Propaganda-Maschinerie voll und ganz auf den Leim gegangen und scheint die tieferen Zusammenhänge und Hintergründe des Kriegsgeschehens in keinster Weise zu begreifen. Alliiert bedeutet gut, deutsch bedeutet böse, der britische Kolonial-Hintergrund wird kritiklos hingenommen und die Strippenzieher im Verborgenen völlig außer Acht gelassen. Zweifellos ist auch dieser Film ein Kind seiner Zeit und seines Entstehungslandes und eine differenzierte und reife politische Betrachtungsweise hätte natürlich niemals den Weg in's amerikanische (Propaganda)Kino gefunden. Somit müssen wir uns wohl mit einer "Mehr-Schein-als-Sein-Märchen-Welt" begnügen und Holmes lediglich als Verbrecherjäger ernst nehmen. Bei den politischen und globalen Zusammenhängen im weiteren Sinne scheint seine Analysefähigkeit jedenfalls kläglich zu versagen.

    Fazit:


    Dritter und Gott sei Dank letzter Holmes-Film der den Krieg und die Nazis zum Inhalt hat. Nicht dass dies die Filme rein unterhaltungstechnisch heruntergezogen hätte, aber der Bogen wurde bei diesem Thema inzwischen langsam überspannt, was auch die Produzenten eingesehen haben dürften, denn ab jetzt sollten nur noch klassische Holmes-Themen folgen. Unterhaltungswert und Spannungsgehalt rechtfertigen aber auch bei diesem Streifen 4 von 5 Punkten. Der politische Aussagewert spottet natürlich jeder Beschreibung.

  • Deutscher Film, was ist aus dir geworden.

  • Sammelthread "Film Noir"Datum29.12.2019 20:52
    Foren-Beitrag von patrick im Thema Sammelthread "Film Noir"

    Casablanca (1942)



    Regie: Michael Curtiz

    Produktion: Hal B. Wallis, Jack L. Warner, USA 1942

    Mit: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Claude Rains, Paul Henreid, Conrad Veidt, Sydney Greenstreet, Dooley Wilson, S. Z. Sakall, Peter Lorre, Madeleine Lebeau, Leonid Kinskey, Joy Page, John Qualen, Curt Bois


    Handlung:


    Casablanca Ende 1941. Zahlreiche gestrandete Existenzen wollen auf der Flucht vor den Nazis Lissabon erreichen, sitzen aber nun in Nordafrika fest. Capitaine Louis Renault ist Polizeichef in Casablanca und sehr darum bemüht, in dieser nicht besetzten und vom Vichy-Regime verwalteten Zone nicht den Unmut der Deutschen aufkommen zu lassen. Dies gestaltet sich umso schwerer als der berühmte tschechoslowakische Widerstandskämpfer Victor Laszlo mit seiner wunderschönen Frau Ilsa ebenfalls dort auftaucht. Der Deutsche Major Strasser möchte alles in Bewegung setzten, Laszlo entweder zum Sprechen zu bewegen oder auszuschalten, was sich auf Casablancas neutralem Boden als schwierig erweist. Er setzt daher Capitaine Renault unter Druck. Als zentraler Treffpunkt fungiert das "Cafe Americaine" des Amerikaners Rick. Dieser ist nach einer gescheiterten Liebesbeziehung ein desillusionierter Zyniker geworden, der immer wieder betont keine Bereitschaft zu haben, für irgendjemanden den Kopf hinzuhalten und der jegliche Politik verachtet. Als sich Victor Laszlos Frau Ilsa als seine verflossene Liebe entpuppt, werden alte Wunden wieder aufgerissen, vor allem als das die Flucht beabsichtigende Paar ihn darum bittet ihnen jene Transitvisa zu geben, die durch den inzwischen exekutierten Mörder zweier Deutscher in Ricks Hände gelangt sind...

    Anmerkungen:


    Casablanca ist ein eindrucksvolles Zeitdokument der Kriegsjahre mit sehr viel Lokalkolorit und schöner Bildersprache. Humphrey Bogart fungiert hier in seiner wohl populärsten Rolle als desillusionierter Lokalbesitzer Rick, der ausgerechnet jene Frau wieder treffen muss, die ihm einst seine Träume zerstört hat. Er findet sich nun in einer durch politischen Druck extrem verzwickten Dreiecksbeziehung wieder, in der jeder den anderen, trotz einer geradezu ausweglos verfahrenen Situation, achtet und schätzt. Von seinen Gefühlen auf eine wahre Achterbahnfahrt geschickt, ringt Rick mit dem Gedanken Ilsa, die ihn nach wie vor liebt, wieder für sich zu gewinnen. Ihre Liebesbeziehung fand im Jahre zuvor in Paris statt, als Ilsa aufgrund einer Missinformation glaubte, ihren Gatten in einem Konzentrationslager verloren zu haben. Die Romanze wird in der Mitte des Films im Rückblick gezeigt. Nachdem die Nazis in Paris einmarschierten, floh der auf der schwarzen Liste der Deutschen stehende Rick nach Casablanca, wo die Fäden mit seiner Vergangenheit nun wieder zusammenlaufen. Er macht Renault den Vorschlag, Victor Laszlo zu verhaften und ihn selbst mit Ilsa flüchten zu lassen. Renault ist ein korrupter Opportunist - sicher kein Held, im Grunde aber keineswegs unmenschlich. Auch Rick ist im Herzen ein anständiger Kerl, der bei diversen Kriegen in den 30er-Jahren immer die Underdogs unterstützt hat. Trotz der gegenseitigen Wertschätzung zwischen den Nicht-deutschen Hauptfiguren entwickelt sich ein intensiver zwischenmenschlicher Spannungsbogen, der sich durch die wieder aufflackernde Liebe und den extremen Druck, unter den nun alle geraten sind, auf irgendeine Weise entladen muss.

    Die liebreizende Ingrid Bergmann ist hier in ihrer Glanzzeit zu sehen, ebenso Humphrey Bogart als nach außen hin rauhbeiniger Zyniker, der aber seine menschliche Seite nicht zu unterdrücken vermag. Mit Claude Rains als zwar durchaus sympathischen aber doch moralisch nicht so ganz untadeligen und sarkastischen Polizeichef hat man bei der Besetzungsliste ebenfalls in's schwarze getroffen. Er ist einerseits zwar korrupt und opportunistisch, andererseits aber wiederum charmant und gewitzt und am Ende sogar loyal. Sein beißender Humor ist wirklich vom Feinsten und die Situationskomik regt besonders in jener Szene die Lachmuskeln an, in der ein Bediensteter ihm seinen Spielgewinn genau dann aushändigt, als er die Schließung der Bar wegen Glücksspiels verkündet. Als Nazioffizier agiert der Deutsche Immigrant Conrad Veidt (1893-1943), der bereits in der Stummfilmzeit von sich Reden machte und im wahren Leben ein entschiedener Gegner der Nazis war. Er darf im O-Ton einen starken deutschen Akzent zum Besten geben. Den Major Strasser stellt er streng, steif, verschlagen und kalt dar, sodass er fast schon wie eine Karrikatur eines unsympathischen SS-Offizieres wirkt. Peter Lorre tritt nur relativ kurz aber prägnant als Mörder zweier Deutscher auf, der für seine Tat mit dem Leben bezahlen muss. Natürlich suhlt sich der vorliegende Streifen im Propaganda, was sich dann auch noch in einem Gesangsduell zwischen "Lieb Vaterland" und "La Marsellaise" zuspitzt, das für Ricks Bar nicht ohne Folgen bleibt. Vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens wurde aber eine beeindruckende Geschichte mit viel Gefühl, Leidenschaft und Idealismus gewoben, was jenen Stoff liefert, der großes Kino ausmacht.


    Fazit:


    Casablanca ist aufgrund der ausgesprochen intensiv eingefangenen 40er-Jahre-Atmosphäre in den Bars und auf den Straßen vor dem Hintergrund des Krieges und den inzwischen legendär gewordenen Floskeln wirklich ein besonderer Film, was ich persönlich erst jetzt erkannt habe. Die schwere Prüfung, die das Schicksal sämtlichen Protagonisten aufgrund widrigster Umstände aufgezwungen hat, verleiht der Geschichte eine ganz besondere Spannung, Kurzweiligkeit und auch Rührseligkeit. Melodrama-,Kriegsabenteuer- und Thrillerelemente greifen ineinander und werden von einem ausnahmslos tadellos agierenden Darstellerensemble bedient. 4 von 5 Punkten.


  • Sherlock Holmes and the Secret Weapon (Die Geheimwaffe, 1942)




    Regie: Roy William Neil

    Produktion: Howard Benedict, Universal Pictures, USA 1942

    Mit: Basil Rathbone, Nigel Bruce, Lionel Atwill, Kaaren Verne, William Post Jr., Dennis Hoey, Holmes Herbert, Mary Gordon, Henry Victor


    Handlung:

    Sherlock Holmes fliegt in einer waghalsigen Aktion in die verschneite Schweiz, um einen gewissen Dr.Tobel vor dem Zugriff der Nazis zu bewahren und nach London zu bringen. Die Gestapo hat es auf seine Erfindung, ein Bombenzielgerät, abgesehen, welches nun in den Dienst des Britischen Militärs gestellt werden sollte. Allerdings hat Tobel aus Sicherheitsgründen die Waffe in vier Teile zerlegt, die bei vier verschiedenen Wissenschaftlern seines Vertrauens deponiert sind. Es dauert nicht lange bis Tobel von dem kriminellen Mastermind Professor Moriarty entführt wird, der sich in die Dienste der Deutschen gestellt hat. Es gelingt ihm auch, drei der vier Wissenschaftler ausfindig zu machen und zu ermorden. Für Holmes hat nun ein Wettlauf gegen Moriarty begonnen, um den vierten Wissenschaftler zu finden. Die Spur dorthin führt über einen verzwickten Code, den zu knacken nur einem brillanten Geist gelingen kann...

    Anmerkungen:

    Auch dieser zweite Universal-Holmes steht im Zeichen des Kampfes gegen Nazi-Deutschland. Um Moriarty maximal hassenswert zu präsentieren, ließ man es sich nicht nehmen, diesen auf die Seite der bösen Deutschen zu stellen. Wie üblich sollte sein Schicksal wieder einmal durch einen Sturz (vorübergehend) besiegelt werden. Diesmal darf Lionel Atwill, der drei Jahre zuvor im "Hund von Baskerville" eine ganz andere Rolle innehatte, als "Napoleon des Verbrechens" in Erscheinung treten. Allerdings ist seine Interpretation ähnlich austauschbar wie jene seines Vorängers George Zucco. Man blieb dann auch weiterhin der wechselnden Besetzung der Moriarty-Rolle treu. Holmes kann sich in diversen Verkleidungen wieder einmal so richtig ausleben und ist als alter Mann mit deutschem Akzent (im O-Ton) und besonders als Seemann wirklich sehr originell hergerichtet und kaum zu Erkennen. Der Code mit den tanzenden Männchen hat Bezug zu einem Holmes-Roman, auch wenn die Geschichte selber nicht wirklich der Vorlage folgt. Holmes Gewieftheit lässt ihn dazu hinreißen, Moriarty eine sehr unorthodoxe Art seiner eigenen Ermordung vorzuschlagen, in der seinem Körper langsam und qualvoll das Blut Tropfen für Tropfen entzogen werden sollte. Dadurch kann er die notwendige Zeit für seine Errettung schinden. Selbstverständlich lässt sich der diabolische Moriarty, der in seinem Versteck mit einer perfekten Krankenhauseinrichtung ausgestattet ist, diesen Vorschlag nicht zweimal machen. Natürliche geht der Meisterdetektiv auch diesmal wieder als Sieger aus dem Duell der geistigen Giganten, das zugleich auch ein Duell zwischen "guten Allierten" und "bösen Deutschen" ist, hervor.

    Auf das vom Krieg geplagte und verwüstete London weist lediglich ein in nur einer einzigen Szene gezeigter Trümmerhaufen hin. Dass ein perfektes Bombenzielgerät schlussendlich in den Händen der Briten landet, wird dem von den Auswirkungen des Krieges geschundenen Kino-Publikum von 1942 zur Stützung der Moral mitgegeben.

    Fazit:

    Auch Universals zweiter Streich lässt trotz seiner Propagandalastigkeit den liebgewonnenen Holmes-Stil nicht missen und bietet die wesentlichen Charakteristika, um dem Nimbus der Figur und den typischen Elementen der Geschichten gerecht zu werden. 4 von 5 Punkten.

  • Eine traurige Entwicklung. Dann auch noch ein Dracula-Film von Franco - Mann war das ein Müll.

  • Der weiße Hai (1975)Datum26.12.2019 20:57
    Foren-Beitrag von patrick im Thema Der weiße Hai (1975)

    "The Birds" ist auf jeden Fall eine Bildungslücke, die man ruhig schließen darf. Den würde ich auch wieder neu-besprechen.

  • Der weiße Hai (1975)Datum26.12.2019 20:26
    Foren-Beitrag von patrick im Thema Der weiße Hai (1975)

    Zitat von Gubanov im Beitrag #3
    Zitat von patrick im Beitrag #2
    Bin überrascht, dass du den Film so hoch bewertest.

    Warum?
    Zitat von patrick im Beitrag #2
    Den tieferen Einstieg in dieses Genre kann ich nur empfehlen.

    Welche weiteren Filme wären denn empfehlenswert? Ich vermute, nicht "weißer Hai" Teile 2, 3 und 4.


    Ich dachte, du machst dir nichts aus (Tier)Horror.

    Den WH2 kann man sich noch ansehen. Danach ist das Thema ausgelutscht. Die weiteren muss man dann wirklich nicht gesehen haben.

    Bei Empfehlungen muss ich etwas vorsichtig sein. Würden dir Fabelwesen oder mutierte Real-Wesen gefallen, würde mir eine ganze Menge einfallen. Nachdem ich aber (noch) keinen Grund habe davon auszugehen, dass sich deine diesbezügliche Haltung geändert hat, würde ich dir für's Erste Hitchcocks "Die Vögel" empfehlen. Sollte das dein Wohlgefallen finden, wäre "Kingdom of Spiders" einen Versuch wert. Es gibt auch recht gute Hai-Filme aus jüngerer Zeit. Aber bei neueren Filmen bist du ja nicht so sehr Fan. Ein älterer Ameisen-Horror-Film, den ich schon ewig nicht mehr gesehen habe, wäre "The Naked Jungle" mit Charlton Heston.

  • Zitat von Tarzan im Beitrag #41
    Die Deutschen waren ja schon in Afrika aktiv. Da hätten sie sich durchaus auch in Tarzans Dschungel verirren können... Damals unterstützte die Filmindustrie halt die politischen Ziele. Einige der Mitwirkenden waren vor den Nazis geflohen. Die haben sicherlich gerne im Film gegen die gekämpft. Da die Deutschen nicht In London landeten, konnte man schlecht richtige Nazis mit Uniformen gegen Sherlock Holmes antreten lassen. Nur deshalb dürfte Holmes besser dran als Tarzan gewesen sein.


    Naja, Rommel der Wüstenfuchs war wohl eher nicht im Dschungel aktiv. Bei der "Stimme des Terrors" traten am Schluss tatsächlich Nazis in echter SS-Uniform auf der Insel auf.

  • Zitat von Tarzan im Beitrag #37
    Im zweiten Weltkrieg wurde ja nicht nur Sherlock Holmes für Propagandafilme "mißbraucht". Tarzan (Johnny Weissmuller) ging es z. B. nicht anders. Die Filme muss man heute unter diesem zeitgeschichtlichen Kontext sehen. Dazu kam dann noch die allgegenwärtige Filmzensur, die auch noch Forderungen stellte.


    Im Vergleich zum Tarzan-Film ist die Holmes-Propagande noch Heilig Tag. Tarzan gegen Nazis ging einfach gar nicht mehr.

  • Zitat von schwarzseher im Beitrag #38
    Jenseits dieser drei Propagandafolgen habe ich mir gestern dann doch den Rathbone TV Nachmittag angetan . Wenn man die Filme so hintereinander sieht fällt einem spontan die Menge an Opfern auf oder ?
    Und gerade wenn SH eingreift wird mit der jeweiligen Bedrohung ja recht "locker" umgegangen . Viele diese armen Teufel hätte man ja mit einer anständigen Bewachung bzw. etwas mehr Vorsicht "retten" können.
    Um SH sterben sie ja wie die Fliegen.......und bei den Angehörigen...."trinken sie einen Schluck,regen sie sich nicht auf meine Liebe" und zack....weiter zum nächsten Opfer
    SH löst jeden Fall .....aber gerade Bei dieser Serie denkt man .....um welchen Preis ? Auch der Zynismus ( meine Aufgabe war es den Diamant zu beschützen....und tatata....hier ist er ( ok... 2 Schaffner tot,Sohn der Klientin tot usw. ) Fall erfolgreich abgeschlossen.



    Das ist ja auch gut so. Bei einem Film sollte man ja nicht einschlafen. Ich ziehe den Suspense der Logik und dem Sicherheitsdenken klar vor.

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