Na, so hoch habe ich ihn doch gar nicht bewertet, eher durchschnittlich, dachte ich. Aber da kann mich mein Erinnerungsvermögen durchaus trügen. Aber ernsthaft hätte ich ihn nie als Kandidat für die Top 10 gesehen. Ich habe einigen Anderen weitaus mehr Punkte gegeben, aber die liegen leider hinter ihm in der Platzierung. Womit ich William Powell als Nick Charles aber nicht schlecht reden möchte. Im Gegensatz zu einigen anderen Kandidaten sehe ich seine Fälle durchaus gern, vor allem in den frühen Filmen. Ich habe dem Neuntplatzierten zwar auch die vollen Punkte gegeben, aber dennoch nie gedacht, dass er in den Top 10 auftaucht, bei dem Lieutenant aus Los Angeles war ich mir hingegen sicher.
"Man fasst es nicht!" möchte man mit Pepe Nietnagel sagen - Siegfried Lowitz nicht in den Top 5 und vor ihm noch Mr. Powell (wer um Himmels willen hat den Mann so hoch bewertet!?) Lowitz ist brillant in "Der Frosch mit der Maske" und in "Der Fälscher von London" sowie wunderbar doppeldeutig in "Der Hexer". Weit unter Wert geschlagen! Aber da war die Konkurrenz wohl zu stark.
Peter Falk ist als Columbo nur einen Platz schlechter als ich getippt habe. Durchaus achtbar und glücklicherweise vor Rühmann.
Das Schönste, was ich aus dieser Runde mitnehme - mein innig verehrter Erik Ode als Kommissar Keller sowie Basil Ratbone als Sherlock Holmes und einige andere von mir favorisierte Detektive sind noch im Rennen!
Mein Tipp für Platz eins dürfte sich damit höchstwahrscheinlich erfüllen.
Betrauert wurde gestern das frühzeitige Aus für Tappert - nicht von mir. Da bin ich ganz bei @patrick
Zitat von Wallacefreund im Beitrag #251Puh,Drache nur auf 13.Ihn hätte ich deutlich weiter vorne vermutet.Finde ich ehrlich gesagt ein wenig enttäuschend
Heinz Drache hatte hier noch nie viele Verehrer - zumindest nicht innerhalb dieser Wertergemeinde - daher überrascht mich seine niedrige Platzierung eher wenig, zumindest ich muss mir in dieser Hinsicht keine Vorwürfe machen. Insgeheim hatte ich wenigstens mit den Top 10 geliebäugelt. Mein zweiter Platz für ihn im Tipp-Spiel war wohl reines Wunschdenken.
Dass der heitere Eskapismus mit dem augenzwinkernden Humor der "Avengers" nicht jedermanns Sache - vor allem wohl nicht der Traditionalisten - ist, dürfte eine höhere Platzierung von Patrick Macnee und Diana Rigg verhindert haben. Klaus Schwarzkopf hat sich als bester "Tatort"-Kommissar achtbar geschlagen. Was allerdings William Powell in den nun folgenden Top 10 verloren hat, erschließt sich mir hingegen beim besten Willen nicht. Die größten Überraschungen dürften damit vorüber sein, und der Erstplatzierte sollte mich eher wenig überraschen ...
Der Trailer zu den monochromen Episoden mit Diana Rigg untermalt von der unvergesslichen Vorspannmusik von Laurie Johnson
Die erste gemeinsame Szene von John Steed (Patrick Macnee) und Emma Peel (Diana Rigg) in "Stadt ohne Rückkehr"
"Mit Schirm, Charme und Melone" ist ein unvergänglicher Klassiker. Und auch von meiner Seite: gerne mehr davon, Patrick und viel Glück für die Beiden beim Grand Prix!
Behalten In der Auswahlrunde verloren In der Nominierung verloren
1. Heinz Drache in den Edgar Wallace Filmen 2. Heinz Drache als Inspektor Harry Yates in “Das Halstuch” 3. Erik Ode als Kommissar Herbert Keller in “Der Kommissar” 4. Rupert Davies als Kommissar Jules Maigret in “Kommissar Maigret" 5. Basil Rathbone als Sherlock Holmes u. a. in “Der Hund von Baskerville” 6.Siegfried Lowitz in den Edgar-Wallace-Filmen 7. Heinz Rühmann als Pater Brown u. a. in “Das schwarze Schaf” 8. Margaret Rutherford als Miss Jane Marple u.a. in “16 Uhr 50 ab Paddington” 9. Peter Ustinov als Hercule Poirot u. a. in “Tod auf dem Nil” 10. Fritz Eckhardt als Oberinspektor Marek in “Tatort” 11. Patrick McGoohan als John Drake in “Geheimauftrag für John Drake” 12. Patrick Macnee als John Steed in “Mit Schirm, Charme und Melone” 13. Klaus Schwarzkopf als Kommissar Finke in “Tatort” 14. Walter Richter als Kriminalhauptkommissar Paul Trimmel in “Tatort” 15. Günther Neutze als Commissaire Bernard in “Dem Täter auf der Spur” 16. Rolf Schimpf als Kriminalhauptkommissar Leo Kress in “Der Alte” 17. Peter Borgelt als Hauptmann Peter Fuchs in “Polizeiruf 110" 18. Siegfried Wischnewski als Inspektor Cameron in “Melissa” 19. Karl-Michael Vogler als Dr. Michael Dahlen in “Alpha Alpha” 20.Alexander Kerst als Dr. Severin in “Gewagtes Spiel”
Und allem zum Trotz: jetzt eine schöne Tasse Tee für Harry Yates und einen Calvados für Kommissar Maigret!
Sehr schön zu hören, dass du "am Ball bleibst", was deinen Synchronführer angeht. Längere Zeiten ohne "Kommissar Maigret"? Unddenkbar!
Ich habe die Erst-Sichtung der fünften Staffel natürlich ebenfalls längst abgeschlossen, wobei mich "Maigret und die Zwillinge" ganz besonders ergriffen hat. Mir ging es ähnlich wie dir, nachdem ich die letzte Episode gesehen hatte. Man ist im Laufe der Zeit so vertraut mit Rupert Davies und den Seinen geworden, dass man das Ende der Serie wirklich bedauert. Es ist mir dennoch ein Trost, dass ich ihn mir aber wenigstens jetzt jederzeit anschauen kann. An dieser Stelle einmal meinen ausdrücklichen, herzlichen Dank an die Verantwortlichen bei PIDAX, die uns dieses Juwel (wieder) zugänglich gemacht haben.
Was Paul Temple angeht, so harrt dieser noch meiner Sichtung. Ich bleibe erstmal bei "meinem" Maigret und werde mich demnächst seinem Besuch in der "Groschenschenke" widmen.
Dankeschön, Lord Peter! Ich wollte dich nur mal testen ... Aber im Ernst: was "Maigret in der Liberty Bar" angeht, so ist die Abwesenheit von Lucas (den habe ich in Folge fünf wahrscheinlich noch nicht als so allgegenwärtig empfunden) und Co. in der Tat korrekt. Aber wenigstens erhält Kommissar Maigret in "Maigret in der Liberty Bar" noch etwas Unterstützung von Inspektor Boutigues, während er in "Maigret und das Geheimnis im Schloss" völlig allein ermitteln muss. Übrigens was macht dein Synchronführer für die letzte Staffel der Serie?
Heinz Klevenow leiht dem "Gerissenen" nur die Stimme, mysteriöserweise spricht er darüber hinaus auch noch für den Organisten Miller sowie für den Wärter von Mrs. Unterson. Persönlich zu sehen ist er natürlich als Bankier Brabazon in "Der rote Kreis".
Ein Treffen zwischen den Beiden ist gar nicht vorgesehen, sondern Rouper unternimmt eine Observation, bei der er den Betreffenden - zufällig oder von Miller gewollt - aus den Augen verliert. Da Rouper eine Schachfigur des auf eigene Faust handelnden Dr. Donald Welles ist, hat er wohl auch von diesem den Auftrag zur Beschattung von Radlow erhalten, um zu verhindern, dass das Vermögen von Peter Clifton, auf das der Arzt spekuliert, ihm durch vom Anwalt schriftlich fixierte Anweisungen "durch die Lappen" geht. Welles ergreift ja dann auch drastische Gegenmaßnahmen gegen Radlow, die wie sich "der Gerissene" später bei einem Telefonat mit Dr. Welles beschwert auch nicht mit ihm - dem eigentlichen Chef - abgesprochen waren und von ihm sogar missbilligt werden.
Diese Version kenne ich leider nicht, aber die wunderbare Chemie zwischen Grethe Weiser und Heinz Engelmann - "Mr. Stahlnetz" als komödiantisches Talent! - hat mich heute so herzhaft lachen lassen, wie schon lange nicht mehr. Leider fehlt im Trailer die herrliche Szene, in der Inspektor Harry Baxter Lily Piper in die Luft stemmt und auf ihren vier Buchstaben wieder absetzt, damit sie endlich einmal - wenigstens für kurze Zeit - Ruhe gibt.
Da sich @Peter und @Lord Low kürzlich nach dem Darsteller des Richters in "Die Bande des Schreckens" erkundigten, lies mich sein markantes Gesicht nicht ruhen, und siehe da in "Das Rätsel der roten Orchidee" hat Peter Franck erneut einen Auftritt in einem Edgar-Wallace-Film. Er verkörpert Lord Oliver Morleigh, den Unterstaatssekretär im Innenministerium, der dem Direktor der Dorris-Bank erklärt, dass de facto das Bankgeheimnis außer Kraft gesetzt ist.
“Maigret und das Geheimnis im Schloss” (“The Countess”)
Darsteller: Rupert Davies (Kommissar Jules Maigret), Helen Shingler (Madame Maigret), William Franklyn (Graf Maurice de Saint-Fiacre), Philip Stone (Abbè Damian), Colin Jeavons (Jean Metayer), Clive Morton (Gautier), John Brown (Èmile Gautier), William Mervyn (Arzt), Terry Raven (Pierre), Susanna Carroll (Sonja Wassiljew), Patrick Boxill (Baptiste Vassin), Kathleen Saintsbury (Marie), Beckett Bould (Albert), Dorothy Black (Gräfin de Saint-Fiacre)
Regie: Andrew Osborn
Drehbuch: Roger East
Literarische Vorlage: “Maigret und das Geheimnis im Schloss” / “Maigret und die Affäre Saint-Fiacre” (“L’Affaire Saint-Fiacre”) von Georges Simenon
Der folgende Beitrag enthält Spoiler.
“Auf dem Friedhof steht ein Grabstein mit dem Namen Evarist Maigret.” (Baptiste Vassin) “Mein Vater. Er war Schlossverwalter, als der alte Graf noch lebte.” (Maigret) “Mein Mann ist in Saint-Fiacre aufgewachsen.” (Madame Maigret) “Ich war sogar im Kirchchor, aber nur bis zum Stimmbruch.” (Maigret) “Ich wollte Saint-Fiacre immer schon kennenlernen. Mein Mann hat mir so viel davon erzählt.” (Madame Maigret)
“Mit acht Jahren sah ich sie zum ersten Mal. Ich verehrte sie sehr und wäre für sie durchs Feuer gegangen. Ich war sogar verliebt in sie.” (Maigret über die Gräfin Saint-Fiacre)
“Was hast du?” (Madame Maigret) “Ich bin noch ganz durcheinander. Ihr Tod geht mir sehr nahe.” (Maigret) “Erst vor kurzem hast du mir noch von ihr erzählt. Weißt du noch?” (Madame Maigret) “Die junge Gräfin, so nannten wir sie. Ich weiss noch, dass sie sehr oft im Park spazieren ging in einem weißen Sommerkleid. Damals schien die Sonne fast jeden Tag.” (Maigret) “Solange man jung ist, scheint immer die Sonne.” (Madame Maigret)
“Es ist wunderschön.” (Madame Maigret) “Ja. Symbol einer Lebensart, die es fast nicht mehr gibt." (Maigret) “Bist du traurig darüber?” (Madame Maigret) “Nein, ich bin nur ein wenig sentimental.” (Maigret)
“Kognak?” (Arzt) “Nein danke. Ich habe noch nicht gefrühstückt.” (Maigret) “Kognak ist doch ein erstklassiges Frühstück. Finden Sie nicht?” (Arzt)
“Der Gräfin war es zu langweilig hier auf dem Lande. Sie hatte ihren eigenen Kopf und war eine Frau, die immer einen Mann um sich haben musste.” (Arzt)
“Kommissar Maigret, dem kein Verbrecher entkommt.” (Sonja Wassiljew)
“Wenn ich früher zu meinem Vater in dieses Zimmer kommen musste, dann hat es meistens nichts Gutes bedeutet. Damals war es hier viel dunkler, und es roch immer ein wenig nach Vaters Tabakspfeife.” (Maigret)
“Es ist völlig klar: bei ihrem schwachen Herzen musste man damit rechnen, dass der Schock sie wahrscheinlich töten würde.” (Maigret)
“Der Kommissar hat eigentlich gestern mit mir sprechen wollen. Ich bin den ganzen Tag umsonst im Schloss geblieben und habe gewartet. Glauben Sie, dass das ein schlechtes Zeichen ist?” (Jean Metayer) “Da kommt er ja. Fragen Sie ihn doch gleich selbst.” (Madame Maigret) “Nein. Entschuldigen Sie mich bitte.” (Jean Metayer) “Er hat Sie ja schon gesehen.” (Madame Maigret) “Aber, er wird denken, dass ich Sie belästigt habe.” (Jean Metayer) “So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Deswegen wird er Sie bestimmt nicht umbringen.” (Madame Maigret)
“Ich fürchte, es wird nun doch einen Skandal geben.” (Abbè Damian) “Ja, das fürchte ich auch. Hochwürden, auch wenn ich es wollte, ich könnte nichts daran ändern. Es ist ja nicht meine Angelegenheit.” (Maigret)
“Hier sind nun alle versammelt, die im Testament meiner Mutter bedacht wurden. Ausgenommen natürlich Kommissar Maigret. Sie wissen, warum er hier ist. Weil einer von uns der Mörder meiner Mutter ist.” (Graf Maurice de Saint-Fiacre)
Kommissar Maigret besucht mit seiner Frau das Dorf Saint-Fiacre, in dem er als Sohn des damaligen Schlossverwalters geboren wurde und seine Kindheit und Jugend verbrachte. Seine Urlaubsstimmung wird jäh getrübt, als die Gräfin von Saint-Fiacre unmittelbar nach dem Gottesdienst in der Kirche tot aufgefunden wird. Während ihr Hausarzt nicht zögert, einen Herzschlag als Todesursache zu bescheinigen, vermutet der Kommissar sogleich, dass die Umstände, die zum Ableben der Gräfin führten, sich weitaus dramatischer gestalten.
Das Gebetbuch der Verstorbenen taucht auf mysteriöse Weise im Besitz des Ministranten Pierre auf und enthält eine fingierte Zeitungsnotiz, die über den Selbstmord des Grafen Maurice de Saint-Fiacre berichtet. Der Schock über die Nachricht des angeblichen Todes ihres Sohnes war zu viel für die herzkranke Gräfin.
Im Laufe seiner Ermittlungen stellt Kommissar Maigret fest, dass die alte Dame zu ihren Lebzeiten von nahezu allen Menschen ihrer Umgebung lediglich als finanzielle Erwerbsquelle betrachtet wurde, seien es ihr leichtlebiger Sohn Maurice, der windige Geschäftemacher Jean Metayer sowie der dubiose Schlossverwalter Gautier, dessen Sohn Èmile durch Metayer aus der Gust der Gräfin verdrängt wurde. Selbst der trinkfeste Hausarzt scheint eher an seinem Honorar als am Wohl seiner Patientin interessiert gewesen zu sein. Für jeden von ihnen stellt das wenige, noch verbliebene Vermögen der Gräfin ein Mordmotiv dar.
Anmerkungen:
Zitat “Es war eine eintönige Landschaft: zwei Reihen Pappeln längs der Strasse, Felder, so weit der Blick reichte und dazwischen hin und wieder ein viereckiges Waldstück und die gelbbraune Wasserfläche eines Teichs. Die Häuser waren zum größten Teil nur Hütten, weil es hier keine kleinen Bauern gab. Nur große Güter, darunter das des Herzogs von T., das drei Dörfer umfasste. Vor den verschiedenen Landverkäufen war das Gut der Saint-Fiacres zweitausend Hektar groß gewesen. Als Verkehrsmittel diente ein alter Pariser Autobus, den ein Bauer gekauft hatte und der täglich einmal zwischen Moulins und Saint-Fiacre hin- und herfuhr.”
“Maigret rauchte sonst überall, wo er wollte. Nicht jedoch im Schloss! Das war ein besonderer Ort, der für ihn in seiner ganzen Jugend das Unerreichbare gewesen war.”
“Maigret sah das kleine Büro seines Vaters vor sich, unweit der Ställe, vor dem jeden Samstag um fünf Uhr alle im Schloss Beschäftigten, von den Wäscherinnen bis zu den Tagelöhnern, warteten, wo der Vater an dem mit grünem Wachstuch bezogenen Schreibtisch Geldstücke zu kleinen Haufen schichtete.”
“Er hatte keine Lust, wieder ins Schloss zu gehen. Die Atmosphäre dort widerte ihn an, empörte ihn sogar. Gewiss, er machte sich keine Illusionen über die Menschen. Aber es verbitterte ihn, dass man seine Kindheitserinnerungen beschmutzte. Die Gräfin vor allem, die ihm immer so schön und vornehm erschienen war wie eine Gestalt aus einem Märchenbuch und aus der eine liebestolle, alte Frau geworden war, die Gigolos aushielt.”
(Georges Simenon: “Maigret und das Geheimnis im Schloss”)
“Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können” schrieb einst Jean Paul, und in der Tat sind Reminiszenzen, das einzige, das Kommissar Maigret von seinen Kindheitstagen geblieben ist. Das ihm einst so hochherrschaftlich erschienene Schloss von Saint-Fiacre verströmt noch einen Hauch des alten Glanzes, doch sind die Ländereien größtenteils veräußert und der verbliebene Familienbesitz hoch verschuldet. Die Gräfin von Saint-Fiacre, die der achtjährige Jules einst als den Inbegriff von aristokratischer Noblesse verehrte, wandelte sich zu einer lüsternen Greisin, die jungen Männern als Gegenleistung für gewisse Gefälligkeiten finanzielle Vergünstigungen gewährte und offensichtlich ebenso über ihre Verhältnisse lebte wie ihr moralisch zweifelhafter Sohn Maurice. Kaum etwas ist geblieben, dass Maigret mit dem Ort seiner Kindheit verbindet, und so ist es nicht verwunderlich, dass ihn die Schlossbediensteten erst erkennen, als er sich ihnen vorstellt. Das Gefühl der Melancholie, das die gesamte Episode durchzieht, gestaltet sich im Roman noch intensiver, zumal Simenons Vorlage im tristen Spätherbst angesiedelt ist, während die Fernsehadaption zu einer sonnigeren Jahreszeit spielt. Den literarischen Maigret erfüllen die gravierenden Veränderungen in Saint-Fiacre mit ohnmächtigem Zorn aber auch mit Anflügen von psychischer und pysischer Erschöpfung, indes Rupert Davies wie gewohnt mit abgeklärter Souveränität die Szenerie beherrscht und sein Maigret mit wehmütiger, nachsichtiger Gelassenheit auf unwiederbringlich verloren Gegangenes reagiert.
Während Maigret in der Verfilmung seinen Urlaub mit seiner Frau in Saint-Fiacre verbringt, um ihr den Ort seiner Kindheit zu zeigen, reagiert der Kommissar im Roman auf ein anonym bei der Polizei in Moulins - der Saint-Fiacre nächstgelegenen größeren Stadt - eingegangenes Schreiben, das einen Mord zur ersten Messe an Allerheiligen in der Kirche von Saint-Fiacre ankündigt. Bei Simenon ist es der Kommissar selbst, der den Tod der Gräfin konstatiert, während er in der Fernsehadaption von seiner Gattin, die in der literarischen Vorlage nicht in Erscheinung tritt, auf die scheinbar ohnmächtige alte Dame aufmerksam gemacht wird.
Werkgetreu hingegen ist die Abwesenheit sämtlicher Mitarbeiter von Maigret, der bei seinen Ermittlungen völlig auf sich allein gestellt ist. “Maigret und das Geheimnis im Schloss” ist daher die einzige Episode der Serie, in der selbst der sonst allgegenwärtige Lucas abwesend ist.
Geringfügige Abweichungen sind die Eliminierung von Marie Tatin, der Inhaberin des Gasthofs, in dem Kommissar Maigret logiert, die Hinzufügung der Figur des schwerhörigen Organisten Baptiste Vassin sowie die geänderten Vornamen des Ministranten (Pierre statt Ernest) und der Geliebten des Grafen (Sonja statt Marie Wassilijew), während man dem behandelnden Arzt seinen Familiennamen Bouchardon verweigert hat. Gravierend hingegen ist die divergente Überführung des Täters. Im Roman handelt es sich um eine höchst dramatische Situation zu nächtlicher Stunde, in der das Gewissen eines der Schuldigen durch Graf Maurice de Saint-Fiacre derartigen Belastungen ausgesetzt wird, dass der Betreffende eine Panikhandlung begeht, die in einem Handgemenge resultiert, das mit einem blutigen Gesicht und einem zur Abbitte am Sarg der Toten gezwungenem Täter endet. Übrigens wurde auch in der berühmten Filmversion “Maigret kennt kein Erbarmen (“Maigret et l’affaire Saint-Fiacre”) mit Jean Gabin diese Szene verändert, denn dort verlässt sich der Kommissar nicht allein auf die Skrupel des Täters sondern stellt ihm ganz bewusst eine Falle, um ihn zu überführen. Überdies ist es statt des Grafen de Saint-Fiacre Kommissar Maigret persönlich, der eine Ohrfeige austeilt und den Schuldigen zur aufgebahrten Leiche seines Opfers schleift, während er sich bei Simenon in vornehmer Zurückhaltung übt. Der Hauptschuldige des Romans ist in der BBC-Version gänzlich unbeteiligt an dem Verbrechen, während Maigret in der Fernsehadaption den Komplizen des Betreffenden in einem Zwiegespräch als Täter überführt. Dessen dramatische Reaktion auf seine Entlarvung wird bei Simenon zwar thematisiert jedoch nicht vollzogen.
Großartig gelungen sind die die Außenaufnahmen des Schlosses und der Kirche sowie des sie umgebenden Friedhofs, die sehr viel Atmosphäre ausstrahlen. Hervorzuheben ist auch die prächtige, in vielen Details - wie dem Porträt der Gräfin von Saint-Fiacre, von dessen Anblick sich Kommissar Maigret kaum zu lösen vermag - geradezu schwelgende Inneneinrichtung des Schlosses.
Damit dass man “Maigret und das Geheimnis im Schloss” nicht wie im Roman mit dem Begräbnis der Gräfin beschließt sondern mit einem letzten Besuch von Kommissar Maigret und seiner Frau in der Kirche, schlägt man einen sehr gelungenen Bogen zum Beginn der Episode, die ebendort ihren Anfang nimmt. Wenn der praktizierende Katholik Maigret, der vor seinem abgebrochenen Medizinstudium ursprünglich Geistlicher werden wollte, am Ende vor dem Altar in stiller Andacht verharrt, dann sind die Grundthemen seines Lebens gegenwärtig: Schuld, Sühne und Vergebung.
Dankeschön @brutus! Karl-Michael Vogler in "Alpha Alpha" stammt natürlich von mir. Meine Begeisterung über ihn - siehe hier: Alpha Alpha mit Karl-Michael Vogler - ist nämlich ungebrochen.