Im Jahr 2015 hatte ich in Frankfurt das große Glück, den Maestro Ennio Morricone seine großen Werke live dirigieren zu sehen. Ein absolut unvergessliches Erlebnis. Ich habe mich damals ernsthaft gefragt, welcher Komponist dieser Größe und Qualität der letzte war, dem man live beim Dirigieren seines eigenen Werks hätte zusehen können (wenn man die moderner gelagerten besten Pop- oder Film-Musiker außer acht lässt). Für die Klassik wäre es nach meiner Einschätzung Verdi gewesen. Für meinen persönlichen Geschmack müsste ich sogar noch weiter zurück gehen, bis in die späte Romantik zu Chopin und Robert Schumann….. Die folgende Aufnahme seiner schönsten Wehmut-Melodie entstand zwar auf einem späteren Konzert, aber die eigene Erinnerung wird damit sehr gut getroffen.
Also, @Marmstorfer , man hat ja schon viel erlebt im Fußball, aber dass Eddis Zitat aus der TÜR gerade heute zum Tragen kommt....
Mein Mitgefühl ist dir sicher, aber vielleicht auch besser so, denn in der Relegation wär´s wahrscheinlich umso bitterer geworden. Und in der Bundesliga sowieso...
"Drei Männer im Schnee" gehört immer noch zu unserem 'Kanon' der Weihnachts- oder Silvester-Filme. Claus Biederstaedt, der in all seinen größeren Rollen überzeugte, wird mir mit seiner herrlichen Stimme also genauso lebendig und heiter im Gedächtnis bleiben wie seine wunderbaren Mitstreiter Paul Dahlke und Günther Lüders.
Zitat von Gubanov im Beitrag #12An dem Film ist mehr Schnulze und (tatsächlich vorhandener) Theaterdonner als irgendetwas anderes. Vielleicht wäre ich mit deinen anderen Tipps aus seiner Filmografie tatsächlich besser gefahren.
Sicherlich..... Tut mir leid, dass du dich eingeschnulzt fühltest. Das passiert uns allen mal....... Schwächere Beiträge hat ja jeder Regisseur, aber bei den genannten Hauptwerken von G.W. Pabst bleibe ich dabei, dass sie Klasse haben. "Der letzte Akt" zum Beispiel besteht sogar den Vergleich mit dem schwer gehypten und tatsächlich alles andere als schlecht gelungenen Remake "Der Untergang".
Einem guten Urteil für einen schönen Film stimme ich immer gern zu. Außerdem darf ruhig mal erwähnt werden, dass die Rolle von Peter Ustinov zur "humoristischen Auflockerung" so anspruchsvoll und beeindruckend ausfiel, dass er verdientermaßen seinen zweiten Oscar dafür erhielt....
Zitat von Melmoth im Beitrag #156Noch etwas vergessen..... Flimmer Fred und Strauss sprechen von einer "Kreuzlage" ... sinngemäß bedeutet das was genau?...ich habe nirgends etwas gefunden, was diesen Ausdruck in diesem Zusammenhang erklären würde..hat jemand eine Ahnung??
Im Hinblick auf Flimmer-Freds hauptberufliche und Straussens nebenberufliche Tätigkeiten ist wohl ausschließlich diese Kreuzlage gemeint:
Zitat von Gubanov im Beitrag #18....aber ich kann jetzt schon erahnen, dass für mich keine an das Vajda-"Original" herankommen wird.
Darauf würde ich in der Tat eine große Wette abschließen... Immerhin sind die anderen Verfilmungen mehr als nur Zierde. Als Ergänzung wie gesagt höchst interessant zu sehen. Penn wegen der 'ideellen' Werktreue, Hofmann wegen der vorsichtigen Modernisierung des Stoffes und der deutschen Darsteller einer jüngeren Generation.
Es gibt ja sogar noch eine weitere mit... Britische Filme: All-Time-Top-100 (4) ... ebenfalls von 1996, aber diese ist wirklich am ehesten verzichtbar.
Dass Dürrenmatt das Ende seiner Geschichte 'gewollt pessimistisch und künstlerisch (über)ambitioniert' gestaltet, kann man zwar nicht ganz von der Hand weisen, es ist aber auch sein gutes Recht zu überspitzen, schließlich war er ein hintersinniger, im besten Sinne ambitionierter Dramatiker und ein großer Satiriker. Gleichwohl hat er eine Reihe solider Krimis verfasst, bei denen Kommissar Bärlach für Aufklärung sorgt, daher sollte sein Ansinnen zum Scheitern Matthäis zumindest nicht in Vergessenheit geraten. Der eigentlich triviale Hinweis auf die Aufklärungsquote ist allerdings ein interessantes Argument, das Dürrenmatt auch nicht hätte entkräften können...
Zitat von Gubanov im Beitrag #18... Das Gritli Moser wird davon nicht wieder lebendig, ...
Den Schmerzensschrei des Vaters nach Überbringung der Nachricht werde ich nie vergessen. das vermittelt die 58er-Version am besten. Und, ja, den Hinweis auf die Opfer und die Botschaft zur Fürsorge finden wir ja schon in Fritz Langs 'M', wo am Ende eine trauernde Mutter feststellt: "Man muss eben doch besser auf die Kinder achtgeben!"
Aber all das stellt für mich keinen Widerspruch dar, denn mit diesen Themen befasst sich der aufmerksame Zuschauer oder Leser des bewegenden Stoffes ohnehin.
Zitat von Melmoth im Beitrag #152... Etwas fiel mir noch auf....was um Himmels Willen macht ein Gasschneidbrenner in einer Wäscherei? ...
Das könnte man noch am leichtesten erklären. Immerhin haben die Gebrüder Judd die Wäscherei schon seit einiger Zeit absolut zweckentfremdet. So gesehen hätten sie schon allerlei zusätzliche Folter- und Tatwerkzeuge anschleppen und für ihre Spezial-Befragungen zu Unterschriftsangelegenheiten bereitgelegt haben können...
DANKE @Markus Großartige Reportage über diese heute noch herrlichen Locations...!
Zitat von Gubanov im Beitrag #13...Die schöne Schweiz und die schaurige Schweiz liegen hier nah beieinander: Vor Alpenkulisse spielt sich eine alptraumhafte Mördersuche ab, deren pädagogische Wirkung in einer Abschreckung und Versöhnung des Publikums besteht. Heinz Rühmann und Gert Fröbe, aber auch alle anderen Schauspieler schufen hier unter fachkundiger Anleitung eine enorm dichte Atmosphäre, die immer weiter angeheizt wird und lange Zeit kaum Luft zum Atmen lässt. 5 von 5 Punkten sind da eine Formsache – vor allem weil der Film zwar alles andere als modern, aber vorteilhaft gealtert und noch immer aktuell ist.......
Danke @Gubanov für die angemessen schöne Besprechung, ich stimme natürlich vollständig zu. Diesen Film habe ich immer geliebt, schon seit mich Gert Fröbe als 'Schrott' in der Kindheit traumatisiert hat und dies dann erst als Räuber Hotzenplotz wiedergutmachen konnte.... Wenn also gleich theoretische Kritikpunkte zur Sprache kommen, liegt demnach eher die Frage zugrunde, warum man dem Film nicht 5,5 von 5 Punkten geben kann....
Greifen wir also den Gedanken von @Mr Keeney auf.......
Zitat von Mr Keeney im Beitrag #11....Noch einmal kurz angemerkt sei, dass es eine "Romanvorlage" zu diesem Film gar nicht gibt. Dürrenmatt hat sein Drehbuch wie gesagt erst im Nachhinein zu dem Roman "Das Versprechen" ausgebaut. Daher ist für mich der Vergleich nicht ganz stimmig. Sicher ist, dass der Roman definitiv nicht zu knapp vom Reiz der gelungenen Filmbilder und Impressionen zehrt und lebt, ja vielleicht ohne die derart plastisch gewordene Szenerie gar etwas luftleer wirkte, andererseits bevorzuge ich definitiv das Romanende. Und gerade die Schilderung des verregneten Anfangs im Dorf löste sicher auch ohne den Film ungeheuer suggestive Vorstellungen beim Leser aus. Für mich eher eine Patt-Situation: das Resultat musste einfach gut werden....
....und kommen noch einmal auf die ungewöhnliche Drehbuch-Roman-Konstellation zu sprechen.
Dass die fertige erfolgreiche Filmstory im Anschluss zu einem Roman mit alternativer Handlung weiterentwickelt wurde, ist natürlich kein Zufall. Dürrenmatt war nach eigenen Angaben mit der filmischen Auflösung nicht glücklich und schätzte daher auch den fertigen Film trotz aller Qualitäten nicht sonderlich. Nun kann man natürlich anmerken, dass er das Drehbuch ja selbst höchstverantwortlich verfasst hatte, klar, aber er war dabei eben auch den Konventionen der Zeit verpflichtet. Und die sorgten nicht zuletzt durch aufgezwungene Happy-Endings für Qualitätsverluste bei Filmen auf der ganzen Welt. Vom Ende abgesehen hängt hier neben der Grundstimmung auch viel am Seelenzustand der Hauptfigur. Bei aller Wertschätzung: Dass Rühmann, der Vorzeige-Kleinemann der Adenauer-Republik, diese Geschichte löst und zu einem Happy-End bringt, war zwar bestmöglich umgesetzt - aber das entsprach nicht dem Sinn des Verfassers. Der wollte einen besessenen, deutlich zerrisseneren Charakter, der storytechnisch und charakterlich zunächst durchaus dem konventionellen filmischen Kommissar Matthäi gleicht, der aber an der Unmöglichkeit seines Vorhabens sukzessive verzweifelt und schließlich zugrunde geht. Völlig klar, dass solcher Tobak einem Kinopublikum schwer vermittelbar ist. Heutzutage schwer, früher gar nicht.
Gut. Und warum sollte man dies alles wieder aufkochen?
Ich will auf einen Tipp hinaus. Das von Dürrenmatt Gewollte gibt es auch in visualisierter Form. Ein Film, der bislang im Forum vernachlässigt wurde. Und er soll auch nicht zur Konkurrenz sondern als interessante Ergänzung empfohlen werden. Es war im Jahr 2001, als ein außergewöhnlich interessanter, wenn auch unterschätzter und wenig populärer amerikanischer Regisseur, der aber gleichwohl ein typischer Hollywood-Erfolgs-Vertreter ist, da er eben gleichzeitig als überragender Schauspieler anerkannt ist, Dürrenmatt mit Hollywood 'versöhnte'.... ....Weil er bei seiner Verfilmung von "Das Versprechen" zwar nicht gerade orts- oder handlungstreu war, aber eben den Geist der Vorlage uneingeschränkt verstanden hat. Die Rede ist von Sean Penn, den man mit seinen wenigen ausgewählten Regiearbeiten als intelligent-feinfühligen und unabhängigen "Hollywood"-Regisseur schätzen darf. Mit einer Bildsprache, die eine wirklich eigene Handschrift verrät. Und als Schauspieler hat er sowieso schon Klasse bewiesen, vor allem als weniger sensibler Kleinganove oder abgründiger Krimineller ("Mystic River", "U-Turn", "Carlito´s Way"). Penns Adaption ist stilistisch vollkommen anders angelegt als die Vajda-Rühmann-Fröbe-Version oder die gleichfalls nur an Dürrenmatts altem Filmskript orientierte Król-Milberg-Neuverfilmung von Nico Hofmann (1996). Hervorzuheben ist die angenehm 'unhollywoodianische' langsame Erzählweise. Schnelle Schnitte und Brutalitäten gibt´s nur bei dramaturgischer Notwendigkeit.
Die Version von 1958 bleibt trotz altmodischen Elementen thematisch aktuell. Im Vergleich dazu ist die Version von 2001 ungewohnt, für unser ältergedientes Forums-Schema sicher nicht ganz passend, aber sie ist dafür romantechnisch kongenial und realistisch-hart und abgründig-modern und schonungslos-aktuell.... Und daher sehr beachtenswert. Es wäre wirklich interessant zu wissen, was Dürrenmatt dazu gesagt hätte. Jack Nicholson präsentiert sich unter Penns Regie in absoluter Hochform, ein emotional berührter und berührender Mensch, transportiert das Anliegen des Autors schlafwandlerisch sicher, in den kleineren Rollen glänzend unterstützt von einem durchaus denkwürdigen Ensemble um Vanessa Redgrave, Helen Mirren, Benicio del Toro, Patricia Clarkson und Mickey Rourke.
Und keine Sorge wegen der Spoilerei, denn darum geht es dem Film nicht, er nimmt das Ende vorweg. Der Weg ist das Ziel.....
Zitat von DanielL im Beitrag #5... Welchen Film haben die gesehen? ...
Die Rückmeldung kommt verspätet, aber ich habe den betreffenden Podcast etwa zeitgleich mit Daniel gehört und ungefähr die gleichen Eindrücke gewonnen.
Vor der Kritik aber eines vorab: Die Hosts Brockmann und Ecke kennen sich in ihrem Metier aus, sind sympathisch und unterhaltsam. Und wenn sie nach etwas Anlauf mal zu ihren Punkten gekommen sind, regen sie zu Rückschau, Neusichtung und Debatte an. Zudem fühlen sie sich nicht bestimmten Genres verhaftet, sondern betrachten die Filmhistorie zeitlich, thmatisch und geografisch angenehm weit gefächert, was ich ganz besonders schätze. Dieses Gesamtprojekt besitzt also auf jeden Fall ein gutes Grundkonzept.
Neben "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" habe ich noch einige andere Beiträge gehört, die neben den guten auch gewisse andere Gemeinsamkeiten aufweisen, die allerdings nicht so optimal erscheinen. Zum einen versteigt man sich gern mal in gewagte Interpretationen und verrennt sich dann darin, statt naheliegendere Dinge anzusprechen, die für die Einordnung von Film und Künstlern wichtiger und im Kontext passender wären. Zum anderen schleicht sich pro Sendung mindestens ein gröberer fachlicher Schnitzer ein. Wenn zum Beispiel bei Vergleichen mit Werken anderer Filmschaffender die Zuordnungen verwechselt werden. Alles für sich gesehen nicht so schlimm, alles im Rahmen, aber wenn es auffällt, dann fällt es eben auf.
Nun zu "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe": Die Details hat Daniel schon ausgeführt. Und er hat auch recht damit. Ich kann mir ganz gut vorstellen, wie es zu dem Mißverständnis gekommen ist. Die Jungs sind für meine Begriffe gleich doppelt auf Argento reingefallen. Was heißt das? Ganz spontan fallen mir mindestens zwei (gleichfalls hervorragende) Argento-Filme ein, die ich jetzt nicht spoilern werde, in welchen aber der 'Täter' mit Gesicht bereits relativ zu Beginn explizit in Aktion gezeigt wird. Dies allerdings so unglaublich clever verschlüsselt, dass es nomalerweise keinem Zuschauer auffällt. Erst am Ende kommt dann das große Aha-Erlebnis. Durchaus ein typisches und ganz herausragendes Stilmittel von Dario Argento! "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" deutet solches aber nur an und folgt in dieser Hinsicht noch der konventionellen Logik, ganz beschränkt auf die Sicht des Protagonisten mit dessen Wieder-Erinnerung am Ende eine wichtige Eingansszene enstprechend aufzulösen. So gesehen war Argento in dieser Schaffensphase noch nicht ganz so weit, den Zuschauer derart zu manipulieren, wie er es in späteren Filmen genüsslich ausgekostet hat..... Da haben die Herren im Podcast vielleicht etwas durcheinander gebracht. Und - auf jeden Fall - in der konkreten Filmvorbereitung nicht genau genug hingesehen. Schade ist natürlich, wie Daniel schon anmerkte, dass sie ausgerechnet auf diese Fehlleistung fast ihre gesamte Argumentationskette und Interpretationskiste aufbauen. Das zündet dann absolut nicht mehr bei denen, die wie wir natürlich genauer hingeschaut haben...
Kriminalfilm, Deutschland 1948. Regie: Johannes Meyer. Drehbuch: Edith Hamann, Eberhard Keindorff (Idee: Helmuth Schönnenbeck). Kamera: Georg Bruckbauer. Musik: Hans-Martin Majewski. Länge: 97 Min. Mit: Heinz Engelmann (Klaus Kröger, Steuermann) - Wolfgang Lukschy (Bruno Kalpak) - Helmuth Rudolph (Polizeiinspektor Ostendorff) - Heidi Kürschner (Mary-Ann) - Walter Franck (Löllgen, Spediteur) - Carl Voscherau (Brinkmann) - Hubert von Meyerinck (Baron) - Josef Dahmen (Jensen) - Hilla Höfer (Frau Garfs, genannt "Bulli") - S. O. Schoening (Herr Garfs) - Hans Richter (Ostendorffs Assistent) - Horst Beck (Assistent Franke) - Hans Kettler (Maraun) - Konrad Mayerhoff (Petrowitsch) u.a. Uraufführung: 17. Dezember 1948 in Göttingen. Eine Produktion der Ondia-Film GmbH (Berlin). Ateliers: Hamburg-Volksdorf und Hamburg-Ohlstedt; Hamburger Hafen (Außenaufnahmen).
Zitat von Blockierte Signale1947. Hamburg. Hafen. Die Grundlagen des Wirtschaftswunders werden auch hier geschaffen. Die Mitglieder eines erfolgreichen Logistikunternehmens haben regelmäßig Partys zu feieren. Doch näheres Hinsehen enttarnt tiefes Dunkel. Der Prokurist wird eines Morgens ermordet aufgefunden, bei den Ermittlungen entsteht schnell der Verdacht illegaler Geschäfte. Offenbar hat sich eine berüchtigte Schieberbande einen legalen Brückenkopf zugelegt. Der junge Seemann Kröger, eher zufällig in den Mord verstrickt, und der routinierte Inspektor Ostendorff habe alle Hände voll zu tun, den Mörder zu suchen und gleichzeitig die sprunghaft wachsenden Schmuggel- und Raubzüge der Bande zu unterbinden. Der Vorsprung der gut organsierten Verbrecher scheint aber zu wachsen, ein kompletter Güterzug gerät ins Visier...
Der erste westdeutsche Kriminalfilm nach 1945 konnte aus dem NDR-Archiv vor dem Verfall 'gerettet' werden. Aus gutem Grund: Auch mit viel zeitlichem Abstand fällt es leicht, Filme aus dieser Zeit zu mögen. Sie haben einen ganz eigenen Chararakter und bieten viele interessante Kleinigkeiten. Abgesehen davon, dass sie uns im weiterhin vorhandenen Wohlstand demütig machen gegenüber Zeiten, die noch um einiges schwieriger gewesen sind als die jetzigen, wenngleich uns diese außergewöhnlich genug erscheinen. Um den Jammer der schweren Jahre nach der 'Stunde Null' geht aber keinseswegs, denn hier stehen einige Nachkriegsgewinnler im Mittelpunkt. Dass sich die Geschichte irgendwo im Mittelteil auch mal ein ganz schönes Stück weit zieht, stört nicht allzu sehr. Denn die kriminellen Unternehmer sind natürlich schon als Gruppe höchst unterhaltsam. Sie vermitteln schon wieder eine beachtliche Dekadenz, dafür dass ihre Tätigkeiten gerade erst dem Krieg und dem Schiebermilieu Hamburgs entwachsen sind. An Wohlstand gewöhnt man sich eben allzu schnell.... Natürlich kann in keiner Weise Gold sein, was schon wieder schimmert oder gar zu glänzen scheint. Der Rest Trümmerfilm ist geradezu sprichwörtlich vorhanden. Hinter der frischen Fassaden gähnt als Bombenschaden noch die ungesicherte Tiefe. In die Handlung ist dies als praktischer Fluchtweg eingebaut. Aber auch in die Psychologie.... Die Schäden hinter den mühselig aufpolierten Fassaden: das war damals genauso eine städtebauliche Realität wie eine Charakterisierung der von traumatischen Erlebnissen (und/oder Schuld) geprägten Menschen. Schweigen als Zeichen des Bewusstseins hat deshalb in manchen Dialogen große Bedeutung.
Für die gleichermaßen realistische wie symbolische Bildsprache schon lohnt sich der Film, für die solide Krimihandlung natürlich auch, und sicherlich nicht zuletzt für die Schauspieler, die man später häufig anders kennenlernte als in der unmittelbaren Nachkriegsrealität der Trümmerfilme. Wer hätte schon gedacht, Wolfgang Lukschy, der hier als Manager fragwürdigster Unternehmungen schon ein wenig für seine Versicherungsgeschäfte in den "toten Augen" üben durfte, mal gemeinsam mit Hubert von Meyerinck als verschworene Mitglieder einer Gangsterbande zu sehen. Meyerinck wiederum scheint in einer Partyszene mit einer vom Suff animierten Gay-Show schon einmal für seinen "Sir Arthur" zu trainieren. Aber: ansonsten agiert Meyerinck hier wirklich ganz angemessen. Er outriert sein Gehabe nur beim Feiern, nicht aber bei seiner nüchternen Schmugglerarbeit und setzt sich als Charakter ganz gut von den anderen ab. Eines von vielen netten Details: Meyerincks Party-Solo gewinnt dem Kollegen Lukschy nur ein demonstratives Gähnen ab. Der junge zupackende Heinz Engelmann, der unfreiwillig zum Spielball der Hauptakteure wird, erscheint hier gegen alle Widerstände willensstark und dynamisch. Und auch schon als Seemann. In späteren Auftritten kennt man ihn schließlich als stämmigen abgeklärten Kapitän (man denke an Mr. Brown aus dem "Gasthaus an der Themse") - oder als eher gesetzten, routinierten "Stahlnetz"-Ermittler. Um bei den Edgar-Wallace-Beispielen zu bleiben: Am Ende darf man sich sogar ein ganz klein wenig an "Zimmer 13" erinnert fühlen. Wir erleben einen generalstabsmäßigen Zugüberfall, während auf der parallelen Handlungsschiene immer noch ein Mörder gesucht wird. Gut, damit sind die Parallelen zwischen den Filmen erschöpft. Aber dennoch reizt die Frage: haben sich da Reinl, Wendlandt und ihre Autoren nach der freizügigen Entfernung des "Zimmer 13"-Skripts vom Original-Roman eventuell sogar ein wenig vom deutschen Nachkriegsfilm inspirieren lassen?
Ob es am Ende der Whodunit mit dem überraschendsten Ausgang ist, darf jeder selbst für sich entscheiden. Allemal ein unterhaltsamer Film mit guten Darstellern in ihren jungen Jahren. Und mit lebendigen Dialogen, die im Rahmen der schwierigen Trümmerzeit der Hansestadt eine recht natürliche Atmosphäre ausstrahlen. Lokal- und Zeitkolorit sind für historisch Interessierte allein schon die Sichtung wert. 4 von 5 Punkten.
Die "Tür" hat im Livechat viel Spaß gemacht. Ich kann das nur allen Foristen weiterempfehlen. Beim Bogenschützen bin ich allerdings raus. Grüßt auf dem Schiff meinen Avatar. Ein frecher, rotziger Typ. Er ist so, wie ich immer sein wollte aber nie konnte....
Während des Krieges in der Marinestadt Kiel geboren, hatte Dieter Laser die Luftangriffe und eine Tuberkulose nur mit knapper Not überlebt. Zum Theater zog es ihn früh. Bei Lasers früh ausgeprägten Qualitäten war es nur eine Frage der Zeit, bis Gründgens ihn in Hamburg entdeckte. Danach Arbeiten mit Peter Stein und - die unvermeidliche Herausforderung - an der Berliner Schaubühne. Bald schon ging es zu Film und Fernsehen.
Den für Lebzeiten größten Kritikererfolg hatte der junge Dieter Laser schon bald. Sein "John Glückstadt" wurde renommiert ausgezeichnet. Mit dem 'Filmband in Gold' musste er nichts mehr beweisen, die Spitzenrollen liefen ihm anschließend dennoch nicht von selbst hinterher. Auch das galt für Lebzeiten. Seine für mich einprägsamste Rolle hat Dieter Laser in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" gespielt, noch im selben Jahr 1975. Er legte seinen Starreporter 'Tötges' von der ZEITUNG offen zynisch, überheblich und selbstgefällig an. Keine Schlagzeile erschien ihm zu verlogen, keine Methode zu unredlich, kein Witz zu dreckig. Die Assoziation zu der Zeitung mit den Bildern war kaum zufällig. Schlimm daran ist, dass sich Heinrich Bölls brillante Satire gar nicht allzu weit von der realen Welt der Paparazzi und des Schmierenjournalismus entfernen musste. Dabei war die Zeit noch vergleichsweise friedlich, der Umgang mit entfernt Terrorverdächtigen wirkte hysterisch. Die wahren Eskalationen des 'Deutschen Herbstes' 1977 standen noch bevor.
Welche Filmrollen Dieter Lasers blieben sonst im Gedächtnis? Der düstere psychologische Highsmith-Krimi "Die gläserne Zelle" mit Laser neben Helmut Griem, der höchst interessante Science-Fiction-Film "Operation Ganymed" von Rainer Erler, der Laser schon für "Das blaue Palais" verpflichtet hatte, mit Laser als Astronaut neben Horst Frank und Jürgen Prochnow. Natürlich "Kurzschluss", einer der schönsten Tatort-Klassiker mit einer für 'Kommissar Finke' Klaus Schwarzkopf kaum entwirrbaren kriminellen Dreiecksbeziehung zwischen Dieter Laser, Georg Lehn und natürlich Günter Lamprecht. Oder "Väter und Söhne" (1986). Für diese internationale TV-Großproduktion ging man beim WDR in die Vollen, verpflichtete Burt Lancaster und Julie Christie. Das Ergebnis war in Ordnung aber nicht der erhoffte ganz große Wurf. Dieter Laser hatte in diesem Familienepos (mit Anspielungen auf die schmutzige Rolle der IG Farben im 'Dritten Reich') als Lancaster-Sohn eine durchaus tragende Rolle der zweiten Familiengeneration neben Bruno Ganz, Katharina Thalbach und Rüdiger Vogler. Dazu Benrath, Jaenicke, Doermer. Viele bekannte Darsteller wollten hier Akzente setzen, so verflogen die Einzelnen bald mehr und mehr aus dem Gedächtnis.
Sehr gefreut hat mich, dass Dieter Lasers letzter Live-Auftritt so gelungen und erfolgreich war. Und sogar in der Nähe meiner Heimat stattfand, bei den Bad Hersfelder Festspielen. Zwar spielte er in Kafkas "Prozess" den bettlägerigen Advokaten Huld, neben der Bühne wirkte er im Frühjahr 2019 aber noch energiegeladen und vital. Er wolle das Publikum unterhalten, natürlich, sagte er in einem Festspiel-Interview, aber auch mit unverminderter Neugier immer wieder die eigenen Grenzen ausloten: "Und ich möchte den Leuten etwas schenken, möglichst mit Substanz." Das hat er immer getan.
Zitat von Havi17 im Beitrag #55Liebe nach Rezept (Deuschland 2007) mit Uwe Ochsenknecht, Kai Wiesinger, Sonsee Neu, Petra Kleinert, Golda Tencer, Steffi Kühnert
Sehr guter Tipp, Danke @Havi17 . Wir haben uns köstlich amüsiert.
Die Grund-Motive aus Shakespeares Sommernachtstraum mit moderner, durchgehend hoher Dialogqualität und zeitlos frechem Wortwitz. Was will man mehr? Zumal das Ensemble für die Paar-Kreuzlage überragend gewählt wurde.
Uwe Ochsenknecht ist einfach ein begnadeter Komödiant, dem hier die spitz pointierten Kalauer nur so zufliegen ("Jetzt reicht´s mir aber mit Ihnen, Sie Furz!").
Sonsee Neu wahrlich bezaubernd, man nimmt ihr den ebenso ehrlichen wie absurden Gefühlsreigen jederzeit gern ab. Kein Wunder, dass ihr kurzfristiger Flirt-Erfolg bei Ochsenknecht die Situation schwer verkompliziert und sich durch einen Umfall-Rückzieher kaum revidieren lässt.. "Ich liebe ihn und er liebt mich." - "Das habe ich nie gesagt."
Petra Kleinert spielt die Frau, die sich mit einigem Recht ständig betrogen und veralbert fühlt, mit so hoher Präzision, dass neben giftigen Empörungen auch mal ´ne Faust fliegen kann. Alles zum Familienschutz, versteht sich...
Tja, und auch Kai Wiesinger zeigt ausgereiftes Komödientalent, nachdem er seit "Kleine Haie" ohnehin seinen Ensembleplatz im Olymp der Heiterkeit sicher hat. Die damalige Sentimentalität des angehenden Künstlers hat er hier freilich für den Pragmatismus des selbsternannten Starkochs eingetauscht. Der konsequent handelnde "Bei-Verdacht-Sofort-Schlußmacher" schreckt vor Kinder-Korruption mit Pizza so wenig wie vor handwerklichen Grausamkeiten in fremden Häusern zurück.
Steffi Kühnert repräsentiert in feiner kleiner Mimik-Rolle den Zuschauer selbst als ewigen kleinen Störenfried, der immer dann zuhört und glotzt, wenn es ihn am wenigsten angeht.
Kein Wunder, dass man als Publikum genügend Twists erlebt und dann gemeinsam mit der gestressten Figuren-Truppe auf das ersehnte Happy End hinzuarbeiten versucht. Der Weg dorthin ist steinig genug, denn wie weiß Ochsenknecht so passend zu sagen: "Wo das Problem ist? Das Problem ist, dass das das Problem ist!"
Zitat von Old Rascal im Beitrag #134Das Lied "The Bonnie Banks o' Loch Lomond" ist ein sehr schönes schottisches Volkslied. Ich liebe solche Musik. Welchen Lieblingsverein meinst du eigentlich?