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  • Die zornigen jungen Männer (1960)Datum13.05.2018 13:35
    Thema von Percy Lister im Forum Film- und Fernsehklass...

    BEWERTET: "Die zornigen jungen Männer" (Deutschland 1960)
    mit: Hansjörg Felmy, Horst Frank, Joachim Fuchsberger, Dawn Addams, Hans Nielsen, Gisela Tantau, Hans Quest, Armin Dahlen, Wolfgang Jansen u.a. | Drehbuch: Will Berthold nach dem gleichnamigen Roman in der Münchener Illustrierten | Regie: Wolf Rilla

    Das medizinische Forschungsinstitut Drigena bietet der Magdalenen-Klinik, in welcher der engagierte Dr. Schneider als Oberarzt tätig ist, eine teure Herz-Lungen-Maschine, wenn diese ihren Mitarbeiter entlässt. Der junge Arzt ist dem Medizinkonzern ein Dorn im Auge, weil er an einer Publikum zum Thema Lebensmittelergänzungen schreibt, die für etliche Krankheits- und Todesfälle verantwortlich sind. Fred Plötz, der in der Werbeabteilung der Drigena arbeitet, wird von Generaldirektor Pflüger beauftragt, den unliebsamen Arzt unter Anwendung unlauterer Mittel auszuschalten. Doch Dr. Gerd Schneider ist ein alter Kriegskamerad von Plötz und dieser steht somit vor einem inneren Konflikt....



    Wirtschaftliches Denken wird auch in der Humanmedizin immer wichtiger, wenn ein Krankenhaus wie ein Unternehmen geführt wird und die Forschung für den Millionenetat Ergebnisse liefern muss. Grätscht dann ein Kritiker, in diesem Fall ein Mann mit fundierten Kenntnissen und Beweisen für gesundheitsschädliche Praktiken, in die Erfolgsspur der Konzerne, so erregt dies nicht nur das Missfallen der Leitung, sondern provoziert den Gedanken, wie man sich am besten eines solchen Störenfrieds entledigt. Horst Frank als Dr. Gerd Schneider kristallisiert sich bereits nach wenigen Minuten als unbequemer Gegenspieler jener heraus, bei denen der Profit an erster Stelle rangiert. Seine Ernsthaftigkeit und der Antrieb, in seinem Beruf alles zu geben, unterscheiden ihn von dem von Hansjörg Felmy gespielten Fred Plötz, der sich in seinem Arbeitsumfeld bequem eingerichtet hat und dem es nicht um Ethos, sondern um Eros geht. Plötz kommt aus der Werbebranche; ein Beruf, der mit Oberflächlichkeit assoziiert wird und dem Anpreisen von Vorzügen. Sein Metier ist die Übertreibung und Täuschung des Konsumenten durch falsche Versprechungen und die Verheißung großer Emotionen. Ebenso geht er in seinem Privatleben vor, in dem die Studentin Kirsten eine Abwechslung von seinen bisherigen Bekanntschaften bietet. Gisela Tantau zeichnet ihre Figur zunächst unscheinbar und wird deshalb auch vom Publikum erst mal kaum beachtet, doch die dramatischen Wendungen überraschen und ihr Abgang ringt dem Zuschauer Respekt ab. Joachim Fuchsberger behält als einziger Protagonist die souveräne Übersicht. Der Krieg und das Jurastudium haben seinen Verstand geschärft und ihn gegen die Fallstricke des Lebens gewappnet. Er schlägt seine Gegner mit deren eigenen Waffen und weiß, wie man mit spärlichen Mitteln Wirkung erzeugt. Weder Behörden und Exekutivdiener des Staates, noch auf Verführung programmierte Frauen können ihn beeindrucken, weil sein Urteilsvermögen nicht an den Insignien der Einschüchterung scheitert. Einen vernunftfreien Ort bildet die Party bei Plötz, weil die Werbebranche von verordneter guter Laune lebt und jeden Zweifel ausblendet.

    Ursprünglich erhielt der Film eine Freigabe ab 18 Jahren, was sicher am Kolportagecharakter liegt und weniger an tatsächlich gezeigten Freizügigkeiten. Die Illustrierten-Herkunft kann die Drehbuchvorlage nicht abschütteln und so bewegt sich der Film zwischen ambitionierter Gesellschaftskritik, Seelendrama und Kriminalhandlung. Während ein Pfarrer (überzeugend: Hans Quest) auf der Amüsiermeile Reeperbahn jene zu erreichen versucht, die noch nie eine Kirche von innen gesehen haben, stören die Musiker der Nachtlokale die Versammlung. Die Gegensätze prallen auf wenigen Quadratkilometern aufeinander und jeder sucht nach seinem eigenen Vorteil. Umso fragwürdiger treffen die Kehrtwendungen einzelner Figuren auf den ungläubig den Kopf schüttelnden Zuschauer. Hansjörg Felmy, dessen "Zorn" sich in einem sarkastischen Egoismus ausdrückt, der das Leben als Selbstbedienungsladen sieht und keine Verbindlichkeiten wünscht, wandelt sich urplötzlich zum guten Menschen, was man ihm schwerlich abnimmt. Die Berg- und Talfahrt der Emotionen wirbelt gehörig Staub auf und wieder einmal denkt man, dass aus dem Film mehr werden hätte können. Viele gute Ansätze werden durch unglaubwürdige Kehrtwendungen aufgehoben, die Schauspieler werden vor die schwierige Aufgabe gestellt, ihre einmal geformten Charaktere nach den Launen des Drehbuchs zu variieren, was der Stringenz einen Abbruch tut und letztendlich an der Glaubwürdigkeit nagt. Sehr oft merkt man, dass das Zeitschriften-Niveau die Überhand erhält und auf Effekte im Stil von Skandal-Schlagzeilen setzt. Das zeigt sich beispielsweise auch am Ende, als die drei "zornigen jungen Männer" sich verbünden, um den Konzernleiter in die Knie zu zwingen. Zu leicht, zu reibungslos gestaltet sich die alles entscheidende Aussprache. Das mit Pauken und Trompeten angekündigte Finale versandet in einem lauen Kleinbeigeben, zu einfach und rasch wird der Fall ad acta gelegt, um dann noch schnell Plötz' Angelegenheiten abzuhandeln, die wenigstens nicht jenen Weg einschlagen, den man aufgrund des konstruierten Verlaufs erwartet hatte. Hier zeigt das Drehbuch den Mut, den man sich vorher gewünscht hätte, einen harten Realismus.

    Der Plot, der an sich vielversprechend ist, übernimmt sich im Ausbalancieren der verschiedenen Handlungsstränge, was für die Schauspieler nicht leicht ist. Klare Profile, wie sie Hans Nielsen und Joachim Fuchsberger zeigen, stärken die Ausdruckskraft der Mimen, weil sie ihr volles Potential ausspielen können. Da, wo das Drehbuch windige Kurven fährt, schwächt es seine Darsteller. Deshalb trotz guter Leistungen der Schauspieler nur 3,5 von 5 Punkten

  • Grand PrixDatum13.05.2018 11:10
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Grand Prix

    @Count Villain Ich wusste natürlich, dass meine Favoritin aus dem Opernfach nicht gewinnen würde, hoffte aber, sie würde es auf einen Platz zwischen 3 und 5 schaffen.


    Es war spannend bis zur letzten Minute beim 63. Eurovision Song Contest 2018 aus Lissabon. Erneut zeigte sich, wie weit die Wertungen des Publikums und jene der Profi-Jury auseinanderklaffen - wie die Schere zwischen Arm und Reich. Die großen Überraschungen des Abends waren zweifellos das gute Abschneiden von Österreich und Deutschland; wäre es nur nach der Profi-Jury der Länder gegangen, hieße es "ESC 2019 from Vienna". So hat sich Netta auf den letzten Quadratmetern noch vor Eleni Foureira geschoben und war darüber selber bass erstaunt. Schönheitsfehler gab es einige: ein Flitzer rannte während der Darbietung des Beitrags von Großbritannien auf die Bühne und raubte SuKie kurz das Mikrophon, diese behielt jedoch die Nerven und sang anschließend überzeugender als zuvor. Salvador Sobral, der sich im Vorfeld sehr negativ über die Musikauswahl des Jahrgangs 2018 geäußert hatte und damit nicht nur den Ärger von Jacques Houdrek (Kroatien 2017) auf sich gezogen hatte, kam um 23.40 Uhr auf die Bühne, was als schlechtes Omen gewertet werden kann. Just in jener Minute kollidierte am 14. April 1912 die elegante "Titanic" mit dem verhängnisvollen Eisberg. Salvador war kaum wiederzuerkennen; es war, als wäre er in der Herzklinik vertauscht worden, sein Gehabe war jedoch ebenso grotesk wie im Mai 2017. Seltsam genug, dass das Publikum sich von ihm immer noch blenden lässt.

    Hier nun meine ganz persönliche Rangliste, die mit dem tatsächlichen Abschneiden der Sänger wieder wenig gemein hat:

    * 12 Punkte: - ESTLAND - Einfach göttlich! Elina Nechayeva überzeugte mich durch ihre makellose Stimme und die exquisite optische Darbietung. Ein Genuss.

    * 10 Punkte: - DÄNEMARK - Keine falsche Seefahrerromantik, sondern Männer wie Baumstämme, deren Gesang melancholische Töne anschlägt und nachdenklich stimmt.

    * 8 Punkte: - FRANKREICH - Französischer Chic in Reinkultur, souverän und angenehm vorgetragen, einschmeichelnder Refrain mit Botschaft.

    * 7 Punkte: - SPANIEN - Die Baskin und der Katalane wirkten wie Morland und Debrah Scarlett, harmonisch und sympathisch, er leider mit nasalem Stimmeinschlag, entzückende Liebesballade.

    * 6 Punkte: - UNGARN - Heavy Metal mit einem Röcheln, das direkt aus der Hölle zu kommen schien. Überzeugend kraftvoll.

    * 5 Punkte: - IRLAND - Ruhige Töne von der grünen Insel, Verschnaufpause für die Seele.

    * 4 Punkte: - LITAUEN - Gänsehautstimme, meisterte ihre Aufregung tapfer.

    * 3 Punkte: - DEUTSCHLAND - Michael Schulte zeigte sensitive Seite und hielt trotz ihn überkommender Rührung Stimme konstant. Minimalistischer Auftakt, dann starkes Crescendo, authentisch.

    * 2 Punkte: - TSCHECHIEN - Pepe, der Paukerschreck brachte gute Stimmung mit und bekommt Extrapunkte für Coolness.

    * 1 Punkt: - NORWEGEN - Positive Ausstrahlung, gleicher Charme wie damals, anderer Text wünschenswert, hier sah man den professionellen Bühnenstar.

    Die Reihenfolge ab Platz 11: Österreich, Finnland, Zypern, Italien, Ukraine, Schweden, Serbien, Großbritannien, Portugal, Israel, Australien, Albanien, Bulgarien, Slowenien, Moldau und die rote Laterne halten mit Platz 26: die Niederlande.

  • Grand PrixDatum12.05.2018 15:22
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Grand Prix

    Nein, ich hoffe sogar, dass mein Geschmack ein wenig individueller und exzentrischer ist.

  • Grand PrixDatum11.05.2018 14:10
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Grand Prix

    Hier meine Ausführungen und die persönliche Wertungsliste vom Zweiten Halbfinale des ESC 2018: (mit * gekennzeichnete Länder haben sich fürs Finale am Samstag qualifiziert)

    PLATZ 1/12 Punkte - LETTLAND - Ohne Tänzer und überflüssigen Schnickschnack präsentierte Laura Rizzotto ihren Bluessong, den sie in roter Erotikoffensive vortrug. Große Enttäuschung meinerseits, dass sie nicht genügend Stimmen bekam.

    PLATZ 2/10 Punkte - * DÄNEMARK - Die Wikinger bildeten einen wunderbar dramatischen Kontrast zu den Clowns und Rockern der anderen Gruppen und überzeugten in bester "Fiddler on the Deck"- Manier selbst in einem künstlichen Hagelsturm.

    PLATZ 3/8 Punkte - GEORGIEN - Getragene Stimmen ließen an ein Weihnachtslied inmitten eines Schneegestöbers denken, Fünfziger-Jahre-Style + Landessprache.

    PLATZ 4/7 Punkte - MONTENEGRO - Die elegante Mystik vom Video fehlte, stattdessen dramatischer Gesang mit Background-Damen.

    PLATZ 5/6 Punkte - * UNGARN - In dem in Landessprache gesungenen Lied geht es um Sterben und Tod - immer gut. Erinnerte an abgewrackte "Soft Engine" (Finnland 2014)

    PLATZ 6/5 Punkte - * NORWEGEN - Hier zeigte sich der Profi, seit 2009 scheint Rybak um keinen Tag gealtert, souverän und mitreißend, aber warum so ein dämliches Lied-Konzept?

    PLATZ 7/4 Punkte - RUMÄNIEN - Kraftvolle Stimme der Frontfrau, optischer Helene-Fischer-Style

    PLATZ 8/3 Punkte - RUSSLAND - Tänzer und Fernglasperspektive versperrten Sicht auf Julia, den Großteil des Gesangs übernahm der Background, Julia sah sehr angegriffen aus, Krankheit setzt ihr wohl Jahr für Jahr mehr zu

    PLATZ 9/2 Punkte - * SCHWEDEN - Schweden-Schmierant reloaded mit Bubistimme, Stil: Modern Talking

    PLATZ 10/1 Punkt - * UKRAINE - Dracula steigt aus dem Sarg, "Oh-ohoho" wie seinerzeit bei "Falco".

    PLATZ 11/0 Punkte - POLEN - DJ mit Surferhandbewegungen überflüssig

    PLATZ 12/0 Punkte - * SERBIEN - Balkan-Flair

    PLATZ 13/0 Punkte - MALTA - Gutes Outfit, schlechtes Lied

    PLATZ 14/0 Punkte - * AUSTRALIEN - Schlechtes Outfit, austauschbares Lied, der fünfte Kontinent gilt seit Jahren als fürs Finale gesetzt.

    PLATZ 15/0 Punkte - * NIEDERLANDE - Ein halber Linnet ist noch lange nicht common, Daumen runter für Axl-Möchtegern-Rose

    PLATZ 16/0 Punkte - * MOLDAU - Kreisch! Moldau übertrifft sich jedes Jahr selbst in puncto schlechter Geschmack

    PLATZ 17/0 Punkte - SAN MARINO - Seltsamer Mischmasch, seitdem Onkel Ralph den Geldhahn zugedreht hat orientierungslos

    PLATZ 18/0 Punkte - * SLOWENIEN - Lea erinnert an Poli - schlimmer Schmonz

  • Grand PrixDatum09.05.2018 14:15
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Grand Prix

    "Windows wide open, flying so high..." Hoch geflogen ist er leider nicht, Alekseev aus Weißrussland, der einer meiner diesjährigen Topfavoriten war, er hat seinen Auftritt versemmelt und sich deshalb erwartungsgemäß nicht für das Finale am Samstag qualifiziert. Ebenso ging es Sennek, während sich die wunderbare Elina Nechayeva am Samstag wieder mit ihrem kiloschweren Hightech-Kleid auf die Bühne tragen lassen darf.

    Moderiert wurde das gestrige Erste Halbfinale des ESC von vier Damen: Filomena, Silvia, Daniela und Catarina vor der meeresblauen Kulisse der ehemaligen Expo-Arena. Auffallend war, dass man sich nicht lange mit Fisimatenten aufhielt, sondern gleich loslegte. Die Huldigung von San Salvador, der nur rückblickend auf 2017 gezeigt wurde, fand in der Abstimmphase statt, als einige Sänger vom letztjährigen Song Contest "Amar pelos dois" stückchenweise zum Besten gaben (u.a. Alma, Blanche und Kristian Kostov). Nein, Francesco nahm diese Schmach nicht auf sich. Das Styling war insgesamt zurückhaltend, sleek hair bei den Damen und wenig Make-up, strenge Anzüge bei den Herren und vereinzelt Bart.

    Hier nun meine Anmerkungen und meine persönliche Wertungsliste (mit * gekennzeichnet sind jene Beiträge, die sich fürs Grand Final qualifizierten):

    PLATZ 1/12 Punkte - * ESTLAND - Der perfekte Gesang von Elina, die an der Tallinner Oper unter Vertrag steht, harmonierte mit den Lichteffekten auf ihrem Kleid. Die weicheren Konturen durch die kontrastarme Schminke verliehen Elina Natürlichkeit und so fokussierte sich alles auf den atemberaubenden Gesang.

    PLATZ 2/10 Punkte - BELGIEN - Das Kleid ein Hauch von Nichts, ansonsten ebenso reduziertes Styling wie im Video, gelang Sennek der anspruchsvolle Stimmlagenwechsel nach anfänglich kurzer Unsicherheit. Warum es am Ende nicht gereicht hat, ist mir ein Rätsel.

    PLATZ 3/8 Punkte - WEISSRUSSLAND - Klar, dass es nicht reichen würde, war mir bereits nach ein paar Takten. Alekseev zitterte nicht nur wie Espenlaub, der Background-Gesang musste auch seine unsichere Stimme auffüllen. Er schien zu sehr auf das Gelingen der theatralischen Rosen-Performance fixiert als darauf, einfach natürlich zu bleiben wie in seinem ungezwungenen Video. Man merkte: da hatte ihm jemand ein Korsett angepasst, das ihn komplett aus dem Konzept brachte.

    PLATZ 4/7 Punkte - * LITAUEN - Ieva im zartrosa Elfenkleid, einige dezente Bilder vom Video vor schwarzem Hintergrund, steigerte sich das berührende Lied durch den Echonachhall und die Kraft, die Ieva in ihre Stimme legte. Überzeugend und authentisch.

    PLATZ 5/6 Punkte - * IRLAND - Eine einsame Laterne vor schwarzem Hintergrund, Ryan mit altmodischer Gitarre und zwei Tänzer, die im Background die Bewegungen aus dem Video nachstellten - guter alter Stoff von der grünen Insel, der sich wohltuend ruhig zwischen zwei Rocknummern einnistete.

    PLATZ 6/5 Punkte - ASERBAIDSCHAN - Minimalistisch in Weiß, natürlich und sympathisch, gut gesungen und netter Refrain.

    PLATZ 7/4 Punkte - * TSCHECHIEN - Mikolas zeigt Netta, wie man ironisch rappt, ohne sich zum Affen zu machen. Typ Loic Nottet Belgien 2015.

    PLATZ 8/3 Punkte - * FINNLAND - Saara wirkt nicht ganz so billig wie im Video, tolle Hook-Line und Akrobatik.

    PLATZ 9/2 Punkte - ISLAND - Typ Johnny Logan, beginnt ruhig und steigert sich dann zu einer sauber gesungenen Klassik-Nummer.

    PLATZ 10/1 Punkt - * ÖSTERREICH - Cesar engagiert, gute Soulstimme, dynamischer Auftritt, hat alles richtig gemacht.

    PLATZ 11/0 Punkte - KROATIEN - Powerfrau mit Film-Noir-Flair, Drama Queen

    PLATZ 12/0 Punkte - * ZYPERN - feuriger Auftritt, nichts daran zu mäkeln

    PLATZ 13/0 Punkte - * ISRAEL - Ein Käfig voller Narren, hier bestätigt sich Prismas Theorie über den ESC als Brutstätte der Karnevalsmusik. Netta verzichtete auf den einen oder anderen allzu garstigen Gesichtsausdruck, zog sonst jedoch alle Farb- und Effektregister.

    PLATZ 14/0 Punkte - * ALBANIEN - Zahnstocherbeine und ein ausgezehrtes Gesicht hinderten den Mann der hohen Töne nicht daran, alles zu geben.

    PLATZ 15/0 Punkte - GRIECHENLAND - Schaum und Nebelfontänen, ein wenig traditionelle Folklore, Lied nichtssagend

    PLATZ 16/0 Punkte - * BULGARIEN - wirkt bemüht, Video war cooler

    PLATZ 17/0 Punkte - SCHWEIZ - ohne Farbbeutelnebel erkennt man die Geschwister wenigstens, ständige Wiederholung des Refrains nervig

    PLATZ 18/0 Punkte - ARMENIEN - nicht mein Fall, singt sich Seele aus dem Leib

    PLATZ 19/0 Punkte - MAZEDONIEN - nervige Popnummer

  • Es freut mich, zu hören, dass es dem Hamburger Kriminaltheater erneut gelungen ist, die Balance zwischen der klassischen Romanvorlage und dem Rialto-Film zu finden, um möglichst einen großen Teil der Zuschauer zufrieden zu stellen. Ich hatte leider seit dem Besuch der "Zinker"-Aufführung vor drei Jahren keine Gelegenheit mehr, einem Edgar-Wallace-Theaterabend beizuwohnen. Umso mehr vertiefte ich mich kürzlich in das Programmheft, das ich mir schicken lassen hatte. Ich bin der Ansicht, dass die Mischung aus bewährten Mimen wie Ulrich Schaller, Sönke Städtler und Gosta Liptow und den Neuzugängen sehr ansprechend aussieht und begrüße das Vorhaben des Imperial Theaters, weitere Edgar-Wallace-Stücke auf die Bühne zu bringen. Nachdem die Optik hier bereits erwähnt wurde: Wie sieht es mit der Geräuschkulisse (abseits der populären Gassenhauer) aus? Wird das Auftauchen des "Frosches" mit dramatischen Klängen untermalt?

  • Eva Renzi - Filme & KarriereDatum07.05.2018 13:40
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Eva Renzi - Filme & Karriere

    Monica Ranieri in "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe"

    Eva Renzi hatte für ihre Rolle in Dario Argentos Parade-Giallo nur die Bezeichnung this Killer übrig und sah sie als Sperrriegel auf dem Weg nach oben; als Lückenbüßer für abgesagte, weitaus bessere Angebote aus Hollywood. Grund genug, sich einmal näher mit der rothaarigen Frau zu befassen, die zusammen mit ihrem Mann eine Kunstgalerie in Rom führt und dort eines Abends mit einem Messer verletzt wird. Der Anblick ihres schmerzverzerrten Gesichts mit dem überraschten Ausdruck ist als Ikone des Films in die Geschichte des Giallos eingegangen. Das rote Blut, das zwischen ihren Fingern herausströmt, während sie sich den Bauch hält und sich mühsam am Fußboden windet, befleckt ihren weißen Hosenanzug und steht für die brutale Gewalt, die durch Unbekannt in die privilegierte Welt der Frau hereingebrochen ist. Ein ungehöriger Vorgang, der sie entsetzt und stumm macht. Sie robbt über den Boden, wobei ihre Bewegungen ins Leere greifen. Im weiteren Verlauf des Films bleibt sie Opfer, Zeugin und Mysterium zugleich; in den wenigen Worten, die der männliche Held des Films mit ihr wechselt, scheint mehr mitzuschwingen als man heraushört. Es ist, als suche sie - die Gefangene im goldenen Käfig - nach einem Schlupfloch ins Freie, nach einem Vertrauten und Freund. Ihr Mann schirmt sie vor Fragen und neugierigen Blicken ab und unwillkürlich fragt man sich, ob er sie nur beschützen oder ihr die Möglichkeit nehmen will, etwas zu erzählen, was ihm unangenehm werden oder ihm sogar schaden könnte. Der Angriff von Außen ist offenbar etwas, das ungesagte Dinge herausfordert und an Geheimnisse rührt, die das gutsituierte Ehepaar lange unter Verschluss gehalten hat. Durch die Konfrontation mit den polizeilichen Ermittlungen mehr verschreckt als eigentlich nötig, zeigt Monica Ranieri die Fragilität des geschützten Raumes, in dem sie sich bewegt und es stellt sich die Frage, ob das, was sie zu verbergen sucht, nicht noch weitaus furchtbarer ist als die Messerattacke in der Kunstgalerie. Eva Renzi agiert in einer Mischung aus betäubter Agonie und intuitiver Abwehr, ihre großen Augen halten ihre Umgebung fixiert, die Angst flackert auf und sucht nach einem Ventil, der Atem leidet unter der großen Anspannung.

  • Das blaue Palais (1974-76, TV)Datum07.05.2018 12:47
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Das blaue Palais (1974-76, TV)

    Ich muss noch meine Gesamtwertung nachreichen, wobei ich feststellen möchte, dass die Serie für mich ein wunderbares, intellektuell anregendes Fernsehvergnügen war, wie man es selten erlebt.

    "Das Genie" - 4 von 5 Punkten
    "Der Verräter" - 3,5 von 5 Punkten
    "Das Medium" - 3 von 5 Punkten
    "Unsterblichkeit" - 5 von 5 Punkten
    "Der Gigant" - 4,5 von 5 Punkten

  • ... und nichts als die Wahrheit (1958)Datum06.05.2018 22:00
    Thema von Percy Lister im Forum Film- und Fernsehklass...



    BEWERTET: "... und nichts als die Wahrheit" (Deutschland 1958)
    mit: O.W. Fischer, Marianne Koch, Ingrid Andree, Friedrich Domin, Paul Verhoeven, Herbert Tiede, Walter Rilla, Ettore Cella, Heinrich Gretler, Max Mairich, Ernst Ronnecker, Georg Lehn, Franziska Liebing u.a. | Drehbuch: Andrew Solt, H.O. Wuttig und Leopold Ahlsen nach Motiven des Romans "Der Fall Deruga" von Ricarda Huch | Regie: Franz Peter Wirth

    Dr. Stefan Donat wird beschuldigt, mit Gift den Tod seiner geschiedenen kranken Frau Agnes verursacht zu haben. Das Testament weist ihn als Alleinerben des Vermögens von DM 320.000 aus, obwohl Agnes' Cousine Mingo Fabian eigentlich den Hauptteil erhalten sollte. Es kommt zum Prozess gegen den Arzt, der für den Todestag seiner Exfrau kein Alibi vorweisen kann. Dr. Bernburger, der Anwalt von Mingo, ficht das Testament an und liefert dem Gericht Hinweise für die Schuld von Dr. Donat, während Mingo nach und nach mehr von der Unschuld des Mannes überzeugt ist....



    Der Vergleich mit "Der Fall Deruga" (1938) lädt dazu ein, sich mit der Verfilmung zu befassen, die zwanzig Jahre später entstand, in einigen Punkten jedoch weniger innovativ ist als der Film mit Willy Birgel in der Hauptrolle. Hier wie dort jedoch benötigte die Romanvorlage dreier Drehbuchschreiber, um die sentimentale Vorlage zu einem stimmigen Kriminalfilm zu formen. Änderungen gibt es vor allem beim Alter der handelnden Personen. Mingo Fabian in Gestalt von Marianne Koch ist keineswegs so mädchenhaft wie ihre Vorgängerin Geraldine Katt, weswegen sich die Jugendschwärmerei der Romanvorlage hier in bestem Fünfziger-Jahre-Gewand zu einer (anfangs wenigstens) einseitigen Liebe wandelt. Das Engagement der Mingo beschränkt sich auf ihre Aussagen im Gerichtssaal und Besuche im Gefängnis, eigene detektivische Recherchen gibt es nicht, man vertraut auf die Wahrheitsfindung des Gerichts. O.W. Fischer macht es weder seinen Freunden, noch seinem Anwalt und schon gar nicht sich selbst einfach. Er zeigt den fähigen Arzt als verschlossenen Mann, der voller Misstrauen gegenüber seinem Umfeld ist und den Prozess gegen ihn ebenso verachtet wie die Erwartungen, die an ihn gestellt werden. Jeder scheint mehr an seinem Schicksal interessiert zu sein als er; stellenweise fügt er sich gleichgültig in die trüben Aussichten, dann rebelliert er wieder, weil er die Einmischungen in sein Leben ungeheuerlich findet; weniger, weil er Angst vor dem Urteilsspruch hat. In Rückblenden erzählt der Film von seiner Bekanntschaft mit der vermögenden Agnes, die von ihrer Cousine als oberflächlich geschildert wird, deren Leiden hier - im Gegensatz zur Dreißiger-Jahre-Umsetzung - ausführlich gezeigt werden. Hier spielt der Film seine Stärken aus, indem er die sensible Schilderung der Sterbeszene aus dem Buch feinfühlig in Szene setzt und die beiden bisher kalt und unnahbar wirkenden Protagonisten greifbar macht. Die gegenseitige Rücksichtnahme und das Mitgefühl für den Anderen lassen ihre versteinerten Gesichter weichere Züge annehmen und entlocken ihrer Mimik jene Regungen, die Verständnis für ihr Handeln aufbringen lassen und Vieles erklären, was zunächst für offene Fragen sorgte.

    Die Rechtswissenschaften begegnen dem Zuschauer in Gestalt von Paul Verhoeven, Friedrich Domin und Herbert Tiede, während Walter Rilla als Vater von Mingo Fabian nur eine kleine Rolle zukommt. Er steht ihr mit diskretem Rat zur Seite, sucht Konzentration und Entspannung beim Schach und lässt die Chemiestudentin ansonsten das tun, was sie für richtig hält. Herbert Tiede, der Anwalt konfrontiert die junge Frau hingegen mit Vorwürfen, weil er sie nicht nur in Rechtssachen vertreten möchte, sondern ihr auch privat zur Seite stehen möchte. Das Wechselspiel der Gefühle vor Gericht zeigt sich sehr anschaulich, wenn die Kamera die Emotionen einfängt, die von den diversen Zeugenaussagen hervorgerufen werden. So kämpft Mingo nicht nur gegen belastende Beweise für die angebliche Schuld des Arztes, sondern auch gegen ihren Begleiter, der es ihr längst übel nimmt, dass sie sich wider Erwarten auf die andere Seite geschlagen hat. Ingrid Andree nimmt sich anfangs sehr zurück, bleibt über weite Strecken wortlos und wirft Erinnerungen an ihre tragische Rolle in "Der Rest ist Schweigen" in den Raum. Zunächst stolz und unnahbar wie eine Elfe, brechen ihre Gefühle sich langsam Bahn und kulminieren im Schmerz ihrer Krebserkrankung, die ihre zarte Figur beutelt und entstellt. Friedrich Domin ist der herrische Verteidiger von Fischer und sieht sich mehr als einmal von seinem Mandanten unzureichend informiert und in Stich gelassen. Während der Film zu Beginn ein wenig schwerfällig daherkommt und es einem Fischer wie so oft nicht leicht macht, für seine Rolle Partei zu ergreifen, können die Augenblicke in den Rückblenden und vor allem die spannenden Nebelsequenzen Vieles später wettmachen. Gerade den Szenen mit Max Mairich sind sehr atmosphärisch und zaubern ein nostalgisches Kriminalflair in den größtenteils konventionell ablaufenden Film, der zwischen Gerichtsdrama und Schmonzette pendelt. Liest man sich die Schlusspassagen im Roman durch, kommt man jedoch nicht umhin, die Streichung der Philosophieanklänge einer Baronin von Truschkowitz gerne zu entbehren. Allzu viel der Fünfziger-Jahre-Biederkeit hätte dem Stoff geschadet, ein Rest Bitterkeit muss bleiben.

    Die Frage nach Schuld, Beihilfe und Vertuschung durchzieht den prominent besetzten Film wie ein roter Faden. Marianne Koch zeigt eine gefestigte junge Frau mit Prinzipien, die angesichts ihrer Zuneigung zum desillusionierten O.W. Fischer mehr und mehr ins Wanken geraten mit stringenter Geradlinigkeit. Charakterköpfe der alten Schule geben dem Gerichtsdrama Würde und stellen die Pfeiler der Gesellschaft dar, die zwischen Sensationsgier und Mitleid alles aufbietet. 4 von 5 Punkten

  • Ein Mann für alle Fälle (1978, TV)Datum06.05.2018 13:45



    BEWERTET: "Ein Mann für alle Fälle" FOLGE 3 (Erstausstrahlung am 3. Mai 1979)
    mit: Harald Juhnke, Johanna von Koczian, Iris Berben, Edith Schollwer, Kristina Nel, Susanne Juhnke, Andrea Rau, Barbara Schöne, Helmut Förnbacher, Siegfried Rauch, Hans Brenner, Gerhard Riedmann, Roberto Blanco, Helo Gutschwager, Toni Sailer, Jean-Pierre Zola u.a. | Drehbuch: Curth Flatow | Regie: Wolfgang Liebeneiner

    Frank Engelmanns Beruf bietet Abwechslung: Die verrückte Thea, eine tollkühne Pilotin aus der Altersklasse 80+ steigt mit ihm in die Lüfte; eine Erbin engagiert ihn als Begleiter für einen Aufenthalt an der französischen Riviera, um ihren ehemaligen Freund zurückzugewinnen und der Bremser der Skibob-Nationalmannschaft braucht ein Alibi für ein Stelldichein mit der Ehefrau seines Trainers. Engelmanns Sekretärin wirft ein Auge auf den neuen Kollegen und kündigt fristlos, während Christa anregt, aus der Firma endlich ein größeres Unternehmen zu machen, damit Frank sich nicht laufend selbst in Gefahr bringen muss....



    Die dritte und letzte Folge kehrt Berlin überwiegend den Rücken und führt Engelmann nicht nur aufs Glatteis, sondern auch in die Luft und ans Wasser. Die bekannten Gastdarsteller reihen sich wie Perlen in einer Kette, wobei nicht alles Gold ist, was glänzt. Charakterschauspielerin Iris Berben gehörte damals noch zur Fraktion der spindeldürren Interpretinnen, deren hohlwangiges Gesicht die Eifersucht zur Grimasse verzerrt, während sie hinter Siegfried Rauch herschleicht wie eine aggressive Katze. Die Atmosphäre des Luxusressorts wird angenehm eingefangen und bietet die eine und andere Ungewissheit bezüglich der Finanzierung dieses Aufenthalts, besonders, da Iris Berbens berechenbare Handlungen wie ein Rasenmäher über harmlose Grasstoppel hinwegfahren. In ganz anderen Gefilden bewegt sich Engelmann in den Alpen, wo ein ungehobelter Hans Brenner und ein nicht minder dialektal ausfallend werdender Gerhard Riedmann Engelmann zum stummen Beobachter degradieren. Andrea Rau, deren Anwesenheit signalisiert, dass es bald zum Kampf zwischen den Streithähnen kommen wird, vermittelt ihr Standardrepertoire mit den ihr typischen Blicken und Gesten. Nicht weniger selbstbewusst zeigt sich Edith Schollwer als draufgängerisches gesellschaftliches Unikum, deren Begleiter sich bald in einer ähnlichen Situation wiederfindet wie Hanns Lothar in "Flug in Gefahr". "Je oller, je doller" scheint das Lebensmotto der schrulligen Rothaarigen zu sein, neben der selbst ein Harald Juhnke handzahm wird. Um die treue Sekretärin Barbara Schöne endlich zu erlösen, baute das Drehbuch den neuen Mitarbeiter Helmut Förnbacher ein, dessen hinterlistiger Blick selten Gutes verheißt. Roberto Blanco im Pelzmantel und Toni Sailer beim Hüftschwung auf der Skipiste runden die sechzigminütige Episode ab, nach der sich Engelmann erleichtert in seinem Bürosessel zurücklehnen darf, weil er in dem Chaos den Überblick bewahren konnte. Etwas weniger Situationskomik und ein höherer Krimianteil hätten der Reihe vermutlich eine längere Lebensdauer verliehen. Insgesamt kann jedoch gesagt werden, dass es durchaus kurzweilig ist, Harald Juhnke auf seinen Abenteuern zu begleiten. Die Rahmenhandlung mit Johanna von Koczian fängt die Episode immer wieder auf, wenn sie kurz ins Lächerliche abzurutschen droht. Ebenso sprechen die zahlreichen bekannten Gesichter für die Miniserie, obwohl ihre Figuren vereinzelt über eine Blaupause nicht hinauskommen.

  • Ein Mann für alle Fälle (1978, TV)Datum05.05.2018 15:10



    BEWERTET: "Ein Mann für alle Fälle" FOLGE 2 (Erstausstrahlung am 29. März 1979)
    mit: Harald Juhnke, Barbara Schöne, Johanna von Koczian, Lisa Helwig, Gaby Gasser, Joseline Gassen, Nadja Tiller, Maria Sebaldt, Walter Richter, Kristina Nel, Hans Clarin, Horst Keitel, Rebecca Völz, Walter Hoor, Aurelio Malfa u.a. | Drehbuch: Curth Flatow | Regie: Wolfgang Liebeneiner

    Frank Engelmann ärgert sich über den Zeitungsartikel, den die Reporterin seiner Meinung nach nicht akkurat verfasst hat. Er beschließt nun, den nächsten Bericht über seine Firmengründung selbst zu schreiben und diktiert seine Erlebnisse zum Abtippen in ein Diktaphon. Erneut erlebt er einige Abenteuer, die ihn bis an den Rande seiner Kräfte bzw. eines Nervenzusammenbruchs bringen. Wenn eifersüchtige Ehemänner ihn mit dem Tod bedrohen, exaltierte Theaterregisseure den "Hamlet" ab absurdum führen oder ihn misstrauische Damen als Hüter ihres Erbes engagieren, so geht Engelmann bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Dabei behalten ihn seine Sekretärin Frl. Sommer und seine Bekannte Christa genau im Auge - jede darum bemüht, ihn für sich zu gewinnen. Da bleibt Engelmann nur die Flucht nach vorn - zum nächsten herausfordernden Auftrag....



    Die Aufträge, welche Engelmann diesmal übernehmen muss, reichen von einer reizenden Erbschleicher-Geschichte, bei der er von einer alten Dame beauftragt wird, ihren Familienschmuck in Sicherheit zu bringen und von dem Mandelkuchen essen soll, den die ihr angeblich nach dem Leben trachtende junge Prokuristin gebacken hat (mit gewohnt renitentem Anstrich: Lisa Helwig) bis zur Modenschau, bei der er sich als Dressman verdingt und ihn eine verheiratete Frau im Publikum anschmachtet - sehr zum Missfallen ihres Ehemanns. So erhalten die Geschichten einen latent kriminalistischen Touch, obwohl der Humor und der Verwechslungsfaktor im Vordergrund stehen. Schlimm wird es, wenn Hans Clarin als überspannter Regisseur die Bretter betritt, welche angeblich die Welt bedeuten. Seine Schauspieler verehren ihn als geniales Genie, dabei ist er einfach nur ein Despot, der glaubt, er könne aus (dem) Stroh (in seinem Kopf) Gold spinnen. Die Klischees der Berufsgruppen werden bemüht, wo es nur geht und so tänzelt der Conférencier der Modenschau mit Toupet und femininen Rüschen durch den Saal, während hinter einer Fächerpalme der eifersüchtige Ehemann einer Zuschauerin lauert. Aufgelockert werden diese Episoden durch Frank Engelmanns Bemühungen, Christa zurückzugewinnen, was schwieriger ist als gedacht, weil er immer wieder in kompromittierende Situationen gerät, die sein Umfeld falsch auffasst. Johanna von Koczian gibt sich kühl und bissig und obwohl man ihre offensichtliche Eifersucht wahrnimmt, täuscht sie vor, das Kapitel Frank Engelmann längst abgeschlossen zu haben. Harald Juhnke zieht alle Register seines Repertoires vom zu Unrecht Beschuldigten bis zum angeblich gleichgültigen Beobachter.

  • Ein Mann für alle Fälle (1978, TV)Datum01.05.2018 14:00
    Thema von Percy Lister im Forum Film- und Fernsehklass...



    BEWERTET: "Ein Mann für alle Fälle" FOLGE 1 (Erstausstrahlung am 27. Juli 1978)
    mit: Harald Juhnke, Johanna von Koczian, Gerlinde Locker, Chariklia Baxevanos, Barbara Schöne, Elisabeth Wiedemann, Hanne Wieder, Anita Kupsch, Walter Jokisch, Henning Gissel, Arnold Marquis, Klaus Jepsen u.a. | Drehbuch: Curth Flatow | Regie: Wolfgang Liebeneiner

    Die Agentur "Ein Mann für alle Fälle" beschäftigt über 2100 Mitarbeiter und hat Niederlassungen in ganz Europa. Eine Reporterin stattet dem Chef Frank Engelmann in der Berliner Firmenzentrale einen Besuch ab, um hinter das Geheimnis seiner Geschäftsidee zu blicken. Er erzählt von den Anfängen seiner Karriere, als die Firma noch ein Ein-Mann-Betrieb war und er Aufträge als Begleiter verwöhnter, exzentrischer oder verzweifelter Klienten annahm. So führte ihn sein Beruf nicht nur auf die Trabrennbahn und den Trimmdichpfad, sondern erforderte es auch, sich als arabischer Herrscher zu verkleiden, um einem Gartenzwergproduzenten den lukrativen Auftrag für das orientalische Modell "Wüstenzwerg" zu sichern. Doch eines Tages bestellt ihn eine Dame zu sich ins Penthouse, um ihren Ehemann zu spielen, da sie eine Schulfreundin zum Essen erwartet. Wird Engelmann sich auch auf diesem Parkett sicher bewegen?



    Harald Juhnke, der in seinen ersten Spielfilmen in den Fünfziger Jahren meist den pfiffigen Kumpel spielte, der sich mit einem flotten Spruch auf den Lippen durchs Leben schlug, setzte ab 1977 verstärkt auf sein Talent als Entertainer, zunächst in zahlreichen Auftritten mit Grit Boettcher als "Verrücktem Paar", dann als Nachfolger von Peter Frankenfeld mit der Show "Musik ist Trumpf". Der Aufstieg vom Wedding in den Grunewald brachte es mit sich, dass Juhnke in der Nachbarschaft von Kollegen wie Harry Meyen und Hardy Krüger wohnte, wie Dorothee Fleischmann in ihrem Porträt in "Berlin - Eine Stadt in Biographien" (MERIAN porträts 2012) schrieb: "Er lernte bei Erik Ode, kickte mit Götz George im Garten der Familie George am Wannsee, trank mit Bubi Scholz, flirtete mit Romy Schneider und wurde von Hans Albers in Sachen Frauen unterrichtet." Die vielseitige Rolle als Frank Engelmann schüttelt er lässig aus dem Ärmel: mit augenzwinkerndem Humor und der Fähigkeit, über seine Schwächen zu lachen, gelingt es ihm, das Publikum im Handumdrehen auf seine Seite zu bringen. Das Schaulaufen attraktiver Damen, die sich in seinem Büro die Klinke in die Hand geben, führt zu amüsanten Episoden, bei denen es Engelmann oftmals nur knapp gelingt, seine Contenance zu bewahren, doch die Zufriedenheit der Kunden geht vor. In der Rahmenhandlung staunt Chariklia Baxevanos über die zahlreichen herausfordernden Aufträge, die seinen Ruhm begründeten und nicht nur sie unterhalten, sondern auch das Publikum. Die flockig leichten Episoden innerhalb der sechzig Minuten umfassenden Folge setzen auf Gaststars wie die überschäumend fröhliche Elisabeth Wiedemann, deren Lachen das Prickeln des Champagners übertrifft; eine kraftvoll maskuline Hanne Wieder, deren Kondition und Selbstbewusstsein dem sportlich untauglichen "Mann für alle Fälle" seine Grenzen aufzeigen und eine zunächst spröde Johanna von Koczian, deren Kalkulationen aus ihrem erfolgreichen Berufsalltag bei der Herausforderung mit dem erfundenen Ehemann ins Wanken geraten. Die Figuren werden zwar mit ihren Schwächen und Schrullen entlarvt, bewahren jedoch ihre Würde und man lacht mit ihnen und nicht über sie.

  • Ich habe gerade in der vierten und letzten Wertungsrunde abgestimmt und zum ersten und einzigen Mal die vollen 5 Punkte je Kategorie vergeben.

  • Romy Schneider - Filme & KarriereDatum29.04.2018 13:50



    BEWERTET: "Die Bankiersfrau" (La Banquière) (Frankreich 1980)
    mit: Romy Schneider, Jean-Louis Trintignant, Jean-Claude Brialy, Claude Brasseur, Marie-France Pisier, Jean Carmet, Jacques Fabbri, Daniel Mesguich, Noëlle Châtelet, Daniel Auteuil, Thierry Lhermitte u.a. | Drehbuch: Georges Conchon und Francis Girod | Regie: Francis Girod

    Emma Eckhert, elsässische Tochter eines Hutmachers, gelingt durch eine vorteilhafte Heirat der Aufstieg in die Pariser Gesellschaft. Durch das Vermögen ihrer Freundin Camille, mit der sie eine Liaison unterhält, kann sie sich bis zur Spitze einer Bank hocharbeiten, als deren Präsidentin sie durch geschickte Aktienspekulationen Millionen verdient. Ihre Konkurrenten beobachten Madame Eckherts Beliebtheit mit Argwohn; die hohen Zinsen, welche sie ihren Sparern verspricht, können von anderen Banken naturgemäß nicht gewährt werden und so versucht die Finanzelite die unliebsame Bankiersfrau mithilfe der Politik zu Fall zu bringen....

    Romy Schneider hatte sich in Hinblick auf die Dreharbeiten zu "Die Bankiersfrau" gründlich über das Leben der Marthe Hanau informiert, die als Vorbild für die Rolle diente. Sie war von der Menschlichkeit der einfachen Frau, die es ganz nach oben schaffen wollte, fasziniert. Durch ihr facettenreiches Spiel versucht sie, der Persönlichkeit Sympathie zu verleihen und die haarsträubenden Berichte vergessen zu machen, die über die historische Person kursierten. Man merkt ihr nicht an, dass sie sich vor der Kamera verlassen fühlt und auf den Zuspruch des Regisseurs angewiesen ist. Die Leichtigkeit, mit der sie Emma Eckhert ihre verschiedenen Gesichter verleiht und sich von Entschlossenheit zu Verzweiflung, vom Übermut zum Trotz und von der Glückseligkeit zur Apathie hangelt wie ein geschickter Kletterer in einer anspruchsvollen Wand, lassen nichts von dem erahnen, was sich im Inneren der Schauspielerin abspielt. Man bewundert ihre Souveränität, ihre Eleganz und die Weitsicht, mit der sie Order gibt, Aktionen plant und Entwicklungen vorwegnimmt. Die Gelassenheit beim Aufziehen einer Krise; die Kühnheit, mit der auf spekulative Nachrichten reagiert wird oder Ereignisse zeitverzögert bekanntgegeben werden, um einen Vorteil daraus zu ziehen, zeigen die Unberechenbarkeit der Frau. Leider ist sie in amourösen Dingen weniger konsequent und legt sich hier selbst Fallstricke, die sie zum Straucheln bringen, sobald der Wind sich dreht und ihren Vertrauten das Hemd näher ist als die Hose. Unweigerlich drängt sich der Gedanke auf, weswegen die zielstrebige Geschäftsfrau hier ein weniger geschicktes Händchen beweist als bei ihren finanziellen Transaktionen. Sie übernimmt nicht nur die volle Verantwortung für ihr Handeln, was sie stets glaubwürdig bleiben lässt, sondern beharrt zudem darauf, ihren Partner von aller Schuld reinzuwaschen, was ihr weder seine Loyalität sichert, noch seine Gefühle für sie bewahrt. Das Opfer, das sie bringt, scheint vergebens. Die Selbstaufgabe, die sich in erschütternden Momenten zeigt, bricht ihr fast das Genick; umso überraschender sind die Augenblicke der Metamorphose von der gequälten Gefangenen zur Geschäftsfrau und wieder zurück.



    Der Titel des Films impliziert im Deutschen eine Bezeichnung, die nicht eindeutig dem Berufsstand zuzuordnen ist, sondern auch einen Status benennen könnte. Laut "DUDEN" gibt es nur den Bankier in seiner männlichen Form, offenbar war es nicht vorgesehen, dass Frauen eine solche Stellung bekleiden. Bereits hier zeigt sich der Widerspruch, den Emma Eckhert in ihrem vorwiegend maskulinen Umfeld herausfordert. Oftmals baut sie auf ihre aparte Erscheinung und bringt ihre Gesprächspartner mit Charme dazu, sich für ihre Belange einzusetzen und ihre Pläne zu unterstützen. Die Opulenz des Geldadels, der sie selbst erlegen ist, blendet viele ihrer Gegner und setzt sie für kurze Zeit schachmatt, sorgt aber auch dafür, dass sie später alles daran setzen, sie auf den harten Boden der Erniedrigung herunterzuziehen. Die Frau soll durch Isolation gebrochen werden, ihr Stolz vernichtet und ihr Vermögen blockiert. Die Beharrlichkeit, mit der sich Emma Eckhert immer wieder aufrichtet und nicht nur gegen die Widerstände von außen, sondern auch gegen ihre Selbstvernichtung ankämpft, ist bemerkenswert und sorgt für laufend neue Wendungen in dem Drama. Daniel Mesguich als Rémy Lecoudray kommt das Verdienst zu, dass er den labilen Opportunisten mit einem jugendlichen Charme ausstattet, dem Emma nicht widerstehen kann, obwohl er sie angreifbar macht. Nicht weniger gelungen sind die Auftritte von Marie-France Pisier und Noelle Chatelet. Die betrogene Ehefrau Colette reagiert gegen die Erwartung und erhebt sich über das Klischee der lächerlich gemachten Frau, die entweder naiv oder rachsüchtig auf den Vertrauensbruch reagiert. Ihr umsichtiges Agieren und ihr Sinn für Gerechtigkeit stellen ihren Ehemann, der sich als schlechter Verlierer erweist, in den Schatten und verleihen ihr eine Würde, welche die impulsive Camille Sowcroft durch ihre Temperamentsausbrüche verloren hat. Anhand der feinen Porträts der Nebenfiguren, die allein durch Blicke und Gesten viel verraten, zeigt die Produktion den hohen Standard, der sich auch in Ennio Morricones empathischer Musikbegleitung ausdrückt, deren Anwesenheit die Bilder unterstreicht, statt sie zu überlagern.



    Romy Schneider, die zitternd vor Angst am Morgen ins Studio kam, lässt sich ihre perfektionistischen Selbstzweifel als strahlend schöne Bankiersfrau nicht anmerken, sondern kanalisiert sie in jene Szenen, die ihr an die Substanz gehen. Die Achterbahnfahrt des Lebens von Emma Eckhert kann eine Vollblutmimin wie Romy Schneider am besten darstellen, ist sie doch immer glaubwürdig und engagiert. Das akkurate Spiel ihrer Partner fügt sich passgenau in das große Ganze. Eine Frau als Heldin auf dem Schlachtfeld der Finanzspekulation weicht von der Regel ab, dass tragende Alpharollen von Männern besetzt werden müssen. Vielmehr entlarvt der Film, wie nachtragend, rachsüchtig und eitel Männer reagieren, wenn es ein(e) Unwürdige(r) wagt, in ihre exklusiven Kreise vorzudringen. 5 von 5 Punkten

  • Maria MarlowDatum28.04.2018 20:40
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Maria Marlow

    Der Verbleib der Schauspielerin ist in der Tat ein Rätsel, das zu Kombinationen beflügelt und die Phantasie ebenso anregt wie das überschaubare Werk der Darstellerin. Hier nun eine Filmkritik zu "Kriemhilds Rache" aus dem "Hamburger Abendblatt" vom 22. April 1967:

    "Kriemhilds Rache"

    In einer Mischung von schlechtem Bilderbuchstil und urältester Stummfilmmanier rollt die mittelalterliche Heldensage vom Untergang der Burgunder an Etzels Hof, "Kriemhilds Rache", über die Filmbreitwand. Produzent Brauner und Drehbuchautor und Regisseur Harald Reinl haben zweifellos Gewaltiges, Epochales vorgehabt. Und was sie sich zu diesem Behuf haben bauen lassen, ist auch imposant und eindrucksvoll. Der Filmablauf, die Dialoggestaltung und die Schauspielerführung aber wirken peinlich dilettantisch und werden dem großen Stoff in keiner Weise gerecht. Weder Etzels rollende Pupillen (Herbert Lom) noch Kriemhilds (Maria Marlow) blankgeputzte Salondamenhaltung spiegeln Schicksal wider. Auch kräftig rot fließende Blutströme, geschwungene Schwerter und galoppierende Reiterscharen vermitteln bestenfalls Achtung vor dem Aufwand, den man trieb, um "Weltformat" zu erreichen (Savoy). ngr.

  • Meine Wertungen sind raus.

  • DEFA- und DDR-KriminalfilmeDatum25.04.2018 14:16
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema DEFA- und DDR-Kriminalfilme

    BEWERTET: "Ware für Katalonien" (DDR 1959)
    mit: Hartmut Reck, Eva Maria Hagen, Heinz-Dieter Knaup, Hanna Rimkus, Wilfried Ortmann, Ivan Malré, Gerlind Ahnert, Heinz Scholz, Carola Braunbock, Jean Brahn, Horst Buder u.a. | Drehbuch: Lothar Creutz, Carl Andrießen und Richard Groschopp nach einer wahren Begebenheit | Regie: Richard Groschopp

    Der Mord an einem Mann namens Holzapfel weist auf einen Schmugglerring hin, dem auch eine alte Frau angehört, die im Auftrag ihres Neffen Ferngläser in der S-Bahn von Ost- nach Westberlin bringt. Durch den Hinweis einer findigen Optikverkäuferin kommen Unterleutnant Schellenberg und sein Kollege Leutnant Hasselbach den Hintermännern der Bande auf die Spur: Hasso Teschendorf und Bob Georgi, der längst seine eigenen Geschäfte abwickelt: mithilfe einer naiven jungen Frau aus dem Osten will er seinen Kompagnon übervorteilen und verspricht ihr die Heirat. Zunächst glaubt Marion Stöckel an die ehrlichen Absichten des "dicken Bob", doch eine Reise nach Spanien öffnet ihr die Augen....

    "Es ist unmöglich, nicht von Ihnen gefesselt zu sein."



    Der Zuschauer wähnt sich kurz in einem Edgar-Wallace-Film der Konkurrenz aus dem Westen, als Heinz-Dieter Knaup diese Worte an Hanna Rimkus richtet. Der besondere Charme, den die Nebenhandlung um die Verkäuferin Sabine und ihre beiden Verehrer von der Polizei ausstrahlt, wertet den Film positiv auf, da er die steife Atmosphäre der muffigen Amtsstuben aufbricht. Hartmut Reck ist der Sympathieträger der Produktion, die als zweitbesuchter Film des Jahres 1959 ein großer Kassenerfolg in der DDR wurde. Die Recherchen, die er mit agiler Frische anstellt, bringen den nötigen Schwung in die Mühlen der Bürokratie, für die das Auswerten der gefälschten Personalausweise und die Befragung der tumb auftretenden Phlegmatiker aus dem Heer der Kleinkriminellen, tägliche Routine darstellen. Reck zeichnet seinen ehrgeizigen Unterleutnant Schellenberg als Mann mit Ambitionen, aus seinem Beruf mehr als nur eine Pflichterfüllung zu machen. Die sportliche Konkurrenz mit seinem Kollegen Hasselbach beflügelt ihn und ist mehr als einmal Anlass für schlagfertige Rededuelle mit der gewitzten Hanna Rimkus. Reck empfiehlt sich hier bereits als Mann der kontroversen Entschlusskraft und hebt sich insofern von seinen ostdeutschen Kollegen ab, als er bald selbst "in den Westen gehen" wird. Eva Maria Hagen als Tochter aus gutbürgerlichem Hause erhält erst gegen Ende die Möglichkeit, aus ihrem Kokon der Gutgläubigkeit auszubrechen und sich gegen den aalglatten Ivan Malré und ihre Filmmutter aufzulehnen. Die Verflechtungen von Geschäft und Privatem heben den Film von einer sterilen Schilderung der Ermittlungen ab und schaffen Raum für Fallstricke. Die Frage, ob und wie schnell Marion hinter die windigen Schmuggelaktivitäten ihres Verlobten kommt, schafft eine latente Bedrohung für die junge Frau, die aber durchaus auf die Spitze getrieben werden hätte können. Die Szenen in Spanien mit dem finsteren Teschenberg werden zu rasch in geordnete Bahnen zurückgeführt. Ebenso kann die Bedrohung durch den verärgerten Bob umgehend vom Zugriff der Beamten abgewendet werden. Angesichts der Physiognomie des korpulenten Darstellers hätte man hier mehr Suspense schaffen können, indem die Einschüchterung der Mitwisser betont wird.

    Das spannende Finale am geschichtlich exponierten Freiluftschauplatz setzt angenehme Akzente. Ein beeindruckendes Monument wie das Brandenburger Tor drückt einer Verfolgungsjagd selbstredend seinen Stempel auf. Der Film bearbeitet den Fall Schützendorf, den der Regisseur Richard Groschopp mit leichter Hand inszeniert und ihm Struktur gibt, was der echte Optikschieber in späteren Briefen an Groschopp bemängelte. Alles wäre zu bürgerlich gewesen, er selbst habe vier Villen besessen und nicht nur ein schlichtes Landhaus in Spanien etc. Die Hintergründe werden von Filmpublizist Ralf Schenk im Bonusmaterial der DVD anschaulich erläutert. Aufmerksam wurde ich auf die Produktion durch das sehr einnehmende Cover, auf dem Hartmut Reck über dem Brandenburger Tor thront und den ungewöhnlichen Titel, der Assoziationen zu jüngeren politischen Ereignissen herstellt und alles oder nichts bedeuten kann. Im Endergebnis präsentiert sich ein Film, der Anleihen beim "Stahlnetz" nimmt, seine Handlung aber mit charismatischen Elementen bestückt, welche die verkniffene Ernsthaftigkeit, an der viele DDR-Stoffe kranken, mildert und den Stoff lüftet. Die kleinen Fische der Organisation mit ihren Alltagsgesichtern sorgen für Realismus, während exaltiert aussehende Gangster im Anzug eines Ivan Malré exotische Farbtupfer liefern. Der überdurchschnittliche Unterhaltungswert rührt aus der Kombination von liebenswerten Charakteren und üblen Gaunern und einer Handlung, die trotz ihrer Länge von 95 Minuten bei Laune hält. Wenn selbst Erich Honecker in einem Interview, das er im Juni 1971 dem Parteiblatt "Neues Deutschland" gab, klagte, das DDR-Fernsehen verbreite "eine gewisse Langeweile", so ist es recht und billig, dass Kinofilme, die um Zuschauerzahlen buhlten, ihre Handlungen farbiger und effektvoller gestalteten. Naturgemäß beschränken sich die Panoramafahrten durch Europa auf eine französische Straßencafé-Szene mit Baskenmütze, einem Pflümli-Wasser in einem Schweizer Büro und eine gottesfürchtige, schwarzgewandete katalanische Hausangestellte, der das Sonnenbad der jungen ostdeutschen Frau gegen ihre katholischen Prinzipien geht.

    Der Mordfall Holzapfel mündet unmittelbar in die aufregendere Geschichte des Optikschmuggels, der vom doppelten Spiel seiner Mitwirkenden lebt. Überzeugende Leistungen von Reck, Malré und Rimkus sorgen für anhaltendes Interesse beim Zuschauer, der diesmal fast ohne ideologische Belehrungen auskommen muss - mit der Ausnahme, dass das Bild der Polizei sehr positiv gezeichnet wird - in dieser Hinsicht stehen jedoch Produktionen wie Jürgen Rolands "Stahlnetz" dem Kollegen Groschopp in nichts nach. 4 von 5 Punkten

  • Meine Wertungen sind raus.

  • L'amour toujours bei WallaceDatum15.04.2018 20:15
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema L'amour toujours bei Wallace

    "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/63): Clifford Lynn und Joan Bray

    Die Verbindung zwischen dem fünfunddreißigjährigen Joachim Fuchsberger und der siebenundzwanzigjährigen Brigitte Grothum ist arrangiert. Der Erbe eines großen Vermögens kommt im Auftrag seines Stiefvaters nach London, um die Tochter von dessen Vetter zu ehelichen. Die zweiunddreißigjährige Doris Kirchner denkt jedoch nicht daran, eine Heirat mit einem Fremden einzugehen, nur weil sie ihren Vater vor dem finanziellen Ruin rettet. Der neununddreißigjährige Pinkas Braun umwirbt Brigitte Grothum aus taktischen Gründen: er sieht in ihr ein Druckmittel, um ihren Onkel zu erpressen.



    Bei so einer Ausgangssituation scheint es zunächst fraglich, ob der Film mit einem Liebespaar aufwarten können wird. Die Zwietracht innerhalb der Familien, die zudem alle kein klassisches Modell repräsentieren (so fehlt z.B. die Mutter in jedem der drei Fälle), schwelt schon länger und während Mabel Narth die Rolle der Hausvorsteherin übernommen hat und mit ihrem Vater Stephen im Duktus einer Ehefrau spricht, ist ihre Cousine Joan noch ein Backfisch, der keine Fehler machen und ihren Onkel, der sie nach dem Tod der Mutter aufgenommen hat, zufriedenstellen will. Während Joan also leicht formbar zu sein scheint, leistet Mabel mehr Widerstand gegen die Pläne ihres Vaters. Dieser gibt ihr unmissverständlich zu verstehen, dass sie keine achtzehn mehr wäre und somit ihre Chancen auf eine Heirat ohnehin rückläufig seien. Ihre Eigenständigkeit und mangelnde Anpassungsfähigkeit (Stephen Narth bezeichnet sie als Arroganz) würden ihre Aussicht auf eine Ehe ohnehin schmälern. Im Schatten der jungen, aber nicht ganz so naiven Joan, wirkt die kühle und unnahbare Mabel geheimnisvoll, weil man wenig über sie erfährt. Zwischen den Zeilen hört man Verbitterung heraus; eine Unzufriedenheit, die mit der bevorstehenden Heirat ihrer Cousine zunimmt. Sie, die kluge und realitätsbewusste Frau wird abgelehnt - wegen einer jüngeren und unerfahreneren. Mabels Tod aufgrund einer Verwechslung ist deshalb im doppelten Sinn tragisch. Sie stirbt im Brautkleid der Konkurrentin, unbeweint und einsam.

    Joan Bray findet den unrasierten und ungezwungen auftretenden Clifford Lynn gleich sympathisch und er mag die junge Frau ebenso, weil sie unverdorben und frei von Hintergedanken ist. In seinem näheren Umfeld ist er psychisch und physisch von Schlangen umgeben, von denen eine unheilvolle Wirkung ausgeht. Kein Wunder, dass er sich bei Joan mental von jenen Sorgen erholen und frei heraus reden kann. Was zunächst wie eine gleichgültige Erfüllung des Wunsches seines Stiefvaters aussieht, wird Cliff zunehmend zur Herzensangelegenheit. Der Sinneswandel vollzieht sich auf natürliche und unkomplizierte Weise, eine Charaktereigenschaft, die der Schauspieler Fuchsberger so überzeugend verkörpert. Bei ihm fühlt sich fast jede Frau gut aufgehoben, weil er sie mit einer Mischung aus Respekt, freundlicher Heiterkeit und ehrlicher Anteilnahme behandelt. Im Gegensatz zu ihm achtet der stets reserviert wirkende Pinkas Braun sehr auf Formen, lässt es im Umgang aber an menschlicher Wärme missen. Seine Handlungen entspringen eiskalter Planung, die bei unerwarteten Zwischenfällen in grausame Rache umschlagen. Sein Symbol, der Dolch mit der Nachbildung der "freudigen Hände", trifft in der Bibliothek ausgerechnet das Buch "China und die Liebe". Seine Herkunft grenzt ihn sowohl von der väterlichen, als auch von der mütterlichen Seite ab, obwohl er sich dem asiatischen Hintergrund mehr verpflichtet fühlt. Durch die Wiederherstellung der alten kaiserlichen Ordnung will er sich selbst über andere erheben und sie regieren.

    Fazit: 4 von 5

  • Grand PrixDatum15.04.2018 14:38
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Grand Prix

    Ich muss sagen, dass 2018 ein recht durchwachsener Jahrgang ist. Neben kuriosen Beiträgen, bei denen man sich fragt, was der Künstler aussagen will, vielen bärtigen Männern und exzessiv angemalten Frauen gibt es wenige Rosinen, die man aus dem Kuchen picken kann. Dennoch sind ein paar sehr starke Beiträge dabei und wenn man die Wettquoten einmal außer Acht lässt - die ausgerechnet den überdrehtesten Israel-Beitrag der letzten Jahre goutieren - kann man einem Wettbewerb entgegen sehen, der Abwechslung genug bietet.

    Meine TOP 12:

    1. Estland
    2. Frankreich
    3. Belgien
    4. Weißrussland
    5. Montenegro
    6. Litauen
    7. Irland
    8. Aserbaidschan
    9. Rumänien
    10. Lettland
    11. Island
    12. Tschechien
    Ich bin hin und weg von Elena Nechayeva und ihrem Operngesang, der eleganten Performance und dem perfekten Staging. Die Franzosen haben endlich wieder einen starken Beitrag und Sennek wünsche ich, dass ihre Nerven nicht wie jene von Blanche flattern.

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