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  • Die junge Sünderin (1960)Datum26.10.2018 13:18
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Die junge Sünderin (1960)

    BEWERTET: "Die junge Sünderin" (Deutschland 1960)
    mit: Karin Baal, Rudolf Prack, Vera Tschechowa, Paul Hubschmid, Grethe Weiser, Peter Thom, Inge Egger, Rainer Brandt, Lore Hartling, Ruth Nimbach, Georg Lehn, Peter Vogel, Bum Krüger, Hans Richter, Albert Bessler u.a. | Drehbuch: Maria von der Osten-Sacken und Peter Berneis | Regie: Rudolf Jugert

    Eva Reck und Carola Ortmann kennen sich seit ihrer Kindheit. Die beiden Mädchen wurden am gleichen Tag geboren, doch während Carola die Tochter des vermögenden Werner Ortmann ist, wuchs Eva ohne ihren im Krieg gefallenen Vater in einfachen Verhältnissen auf. Als Eva kurz vor dem Abitur wegen einer Intrige von der Schule abgeht, trennen sich die Wege der Freundinnen. Während Carola bei ihrem Vater in einer feudalen Villa wohnt und sich heimlich mit einem Astronomen verlobt, arbeitet Eva in einem Büro, bis sie auch dort kündigt, weil ihr der Vorsteher ein unmoralisches Angebot macht. Sie sucht wieder den Kontakt zu Carola und wird zu deren Geburtstagsparty eingeladen. Werner Ortmann ist inzwischen Witwer und findet Gefallen an dem hübschen Mädchen Eva. Doch die Vorstellungen der beiden gehen auseinander und der nächste Konflikt scheint programmiert....



    Der Titel impliziert beim Publikum die Vorstellung, es hier mit einem gefallenen Mädchen zu tun zu haben, das durch den Namen Eva mit Paradies und Sünde assoziiert wird und in Karin Baal aus den "Halbstarken" die passende Verkörperung gefunden zu haben scheint. Darum vergisst der Zuschauer, dass sowohl "Die Sünderin", als auch "Die Halbstarken" bereits ein paar Jahre zurückliegen und der Verleih gern auf reißerische und zugkräftige Titel zurückgreift, wenn damit Kasse zu machen ist. Dabei hat es die Produktion gar nicht nötig, sich mit falschen Vorstellungen zu schmücken, ist die Thematik doch ansprechend genug. Die weibliche Hauptfigur hat die Kraft, den kompletten Film auf ihren Schultern zu tragen und schafft es, dass die meisten Männer neben ihr furchtbar alt - in Körper und Geist - oder unverbesserlich chauvinistisch wirken. Das Charisma von Karin Baal ist unwiderstehlich, ihr Scharfsinn und ihre Schlagfertigkeit sind es nicht weniger. Ihre jugendliche Begeisterungsfähigkeit bremst den klaren Verstand nur zwischenzeitlich aus, wenn sie sich von ihren Träumen mitreißen lässt und Wünsche antizipiert, die von ihrem Ehrgeiz, einmal reich zu sein, herrühren. Die Enttäuschung darüber, dass ihre Prognosen über die Natur des Menschen auch auf Personen zutreffen, die ihr nahe stehen, lässt sie fortan ernüchtert aus Kalkül handeln, um größeren Schaden abzuwenden. Der Film zeigt die Entwicklung der Figur Eva vom kleinen Mädchen, das sich fragt, warum es sich immer bedanken muss bis zu der kritischen jungen Frau, die Ungerechtigkeiten aufgrund Herkunft oder Geschlecht nicht ausstehen kann und impulsiv dagegen aufbegehrt. Sie spricht demütigende Situationen mit klaren Worten an, was durch Karin Baal eine doppelte Wirkung erhält, entspricht sie doch dem Typ Frau, der gelernt hat, sich zu wehren statt in Demut auf wohlwollende Güte zu hoffen. Vera Tschechowa verkörpert einen weitaus konservativeren Typ, muss sich allerdings auch nichts erkämpfen oder erarbeiten, da ihr Leben Voraussetzungen mitbringt, die es ihr leicht machen, sich darin bequem einzurichten und auf ihre Ausstrahlung zu vertrauen. So bleiben ihre Fähigkeiten weitgehend ungenutzt.

    Der Film ist sehr schön fotografiert, das elegante Schwarzweiß betont die urbane Architektur und zeigt Berlin als makelloses Beispiel moderner Bauten. Eine Stadt, die ebenso nach vorne schaut wie seine vitale Hauptdarstellerin. Die hochfliegenden Pläne drücken sich in der Bildsymbolik der Stahlbrücken, Wolkenkratzer und Denkmäler aus, die buchstäblich Gräben überwinden oder nach oben streben. Der Krieg liegt weit zurück, wobei die Familie Ortmann die physischen und psychischen Trümmer weitaus erfolgreicher wegräumen konnte als Familie Reck. Werner Ortmann errichtete darauf die Basis für seinen heutigen Wohlstand, während Eva Reck noch dabei ist, den Staub abzuschütteln und zu beweisen, dass sie es aus eigener Kraft schaffen kann, ohne Anbiederung an die Väter-(und Täter)Generation. Diese findet in Albert Bessler, Bum Krüger und Hans Richter fordernde und lüsterne Vertreter, die darauf vertrauen, dass Versprechungen oder wahlweise Drohungen die erwünschten Ergebnisse liefern werden. Der alltägliche Sexismus wartet auf Eva Reck an Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte ebenso wie ihr zweideutige Angebote gemacht werden, sobald sie das gesellschaftliche Parkett betritt. Paul Hubschmid in Gestalt eines misstrauischen Millionärs hat als männlicher Gegenpart ähnliche Erfahrungen gemacht, da er primär Zielscheibe von Frauen wurde, die nach finanzieller Absicherung strebten. Er ist deshalb der einzige Mann, der Verständnis für Evas zwiespältige Lage mitbringt und ihre Bedenken in Bezug auf die Ehrlichkeit von Bekanntschaften teilt. So vielversprechend die Ausgangslage ist, so hastig scheint die Herbeiführung einer Lösung im Sinne der bürgerlichen Ordnung für alle Beteiligten zu sein. Bedenken, Neuorientierungen und Alleingänge werden mit energischer Vernunft vom Tisch gefegt, als hätte es sie nie gegeben. Die Harmonie siegt über die letzten Zweifel und zementiert die heile Welt, in der nun auch Eva Reck ihren Platz gefunden hat. Es scheint so, als hätte Rudolf Jugert der Mut verlassen, den eingeschlagenen Pfad konsequent zu Ende zu gehen und sich gegen die Erwartungen der Masse zu stemmen. Ein anderes Finale hätte die Luft gereinigt und mehr Glaubwürdigkeit vermittelt.

    Ästhetische Unterhaltung mit einer erfrischenden Karin Baal und soliden Leistungen von Prack, Tschechowa und Brandt, die gegen Ende mehr Konsequenz und Mut zum Grundthema des Films vertragen hätte. 4 von 5 Punkten

  • Eine Frau sucht Liebe (1969)Datum25.10.2018 13:55
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Eine Frau sucht Liebe (1969)

    Anbei die komplette Kritik aus dem "Filmdienst" Band 22 / Jahrgang 1969:

    "Eine Frau sucht Liebe" - Meinung der Kritikerin mit der Signatur "PL"

    Eine Szene des Films spielt in einem Spiegelkabinett, in dem sich die Zu- und Ausgänge in einen Irrgarten verwandeln. George, die einzige Figur in der Geschichte des Films, die mit normalem Sinn und Sinnesgenuß neben verquerten Typen vorkommt, wird dort von zwei Unbekannten ohne ersichtlichen Grund angefallen und aufs Kreuz gelegt. Zweifellos lag es in der Absicht der Hersteller, Leinwandverwirrung zu stiften. Denn Jane, eine hübsche junge Angestellte im Buchantiquariat von Mr. Terkins, kann Wirklichkeit und Wahn nicht unterscheiden. Sie räkelt sich durch erlebte und geträumte Sexuallust oder quält sich ebenso ergiebig zwischen Angstsituation und Zwangsvorstellungen (Eva Renzi, wie immer, ausdrucksstark). Das Mißverständnis des Films beruht darauf, daß auch der Zuschauer in diesem konfusen Labyrinth von Täuschungen und teils unappetitlichen, teils makabren Bildern, 115 lange Minuten vergeblich herumirren muß, ohne sich ganz zurechtzufinden. Stattdessen darf er sich wundern, daß mit einem so ansehnlichen Aufgebot von Namen (Regie, Besetzung, Kamera, Schnitt) ein solcher Qualitätsreinfall zu bewerkstelligen ist. Der Film verweist im einleitenden Rolltext auf den hohen Prozentsatz seelisch Kranker, und der Besucher stellt sich auf innere Konfliktsituationen ein, die durchleuchtet werden. Aber er wird vornehmlich mit exaltiertem oder zelebriertem Sex konfrontiert, der eine Schlagseite Crime hat. Hier liegt sicher kein Mißverständnis, sondern spekulative Absicht vor. Janes offenkundige Zwangsneurose entwickelt sich aus einem "Zwischenfall" während einer heftigen Liebesbegegnung mit George. Aber weil sie nicht auf der gesuchten Psychiater-Couch landet, sondern irrtümlich bei einem Tierpräparator (Hans Clarins komisches Talent wird dabei auf ein als Kleiderständer benütztes menschliches Skelett abgedrängt!), bleibt ihr Schock ungeheilt. Dagegen gibt es für ihren abartigen Arbeitgeber Terkins eine "Endlösung". Ehe ihn Jane ersticht, spukt er als Unhold durch Wände von Büchern, übt sich als Messerwerfer und wehrt lästige Rivalen ab, die die sexuelle Hörigkeit von Jane stören könnten oder zur Eifersucht gegenüber ihrer Kollegin Helen aufreizen. Helens Neigungen sind lesbischer Natur. Sie kann das Verhältnis mit ihrer Partnerin mehrmals so eingehend demonstrieren, als gälte es, daraus eine Aufklärungsstunde zu machen! Als photogene Entspannungsübung führt George seine Freundin Jane auf das Münchener Oktoberfest. Doch der Besuch bei einer Wahrsagerin verdüstert Jane in neue Orakel. Auch ein Hilferuf an die Polizei zur Aufklärung des Zwischenfalls bringt nichts ein als die zweideutige Auslegung des Slogans "Die Polizei - dein Freund und Helfer". Am Schluß des Films wird die Ausgangssituation am Tatort rekonstruiert, aber es wiederholen sich die gleichen Bilder. Die psychologische und kriminalistische Preisfrage - Einbildung oder Wirklichkeit - bleibt offen. Kein Anlaß also, den Film bis zum Ende durchzustehen, wozu sich eine Reihe von Kinobesuchern auch gar nicht erst entschließen.

    Abschließend steht als Fazit:

    Gutachten der Kommission: Erlebnisse eines jungen Mädchens, bei dem sich eine sexuelle Zwangsneurose entwickelt. Das Geflecht von Wirklichkeit und Einbildung bleibt bis zum Ende konfus und entgleitet besonders im Umfeld in peinliches Sexualverhalten, das von der Thematik nicht gedeckt wird. - Wir raten ab.

    Auffallend ist der Widerspruch über die Laufzeit. Während der Film in den einleitenden Stabangaben zur Kritik mit 82 Minuten angegeben wird, berichtet Frau PL von 115 Minuten und man fragt sich, wie sie zu dieser Behauptung kommt. Interessant ist auch die Feststellung, dass mehrere Kinobesucher die Vorstellung vorzeitig verließen.

  • Parapsycho - Spektrum der Angst Datum20.10.2018 20:11



    Nachbetrachtung zu "Parapsycho - Episode III - Telepathie - Hypnose"

    Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Alexandra Drewes-Marischka und Mathieu Carrière ist beachtlich. Ihr Spiel benötigt gar nicht vieler Worte, was im Falle von Drewes-Marischka ohnehin nicht gegeben ist. Schon die erste Kontaktaufnahme vor dem Spiegel, als Carrière das Bild berührt, über Auge und Wange streicht und die Frau seine Bewegung synchron ausführt, verheißt eine Verbindung, die verhängnisvoll und faszinierend zugleich ist. Über sich selbst und die Macht, welche sie ruft, erschrocken, starrt Barbara entgeistert vor sich hin. Sie scheint sich für ihre namenlosen Gefühle zu schämen, weil sie keine Erklärung dafür findet. Wie entwurzelt macht sie sich auf den Weg ins Ungewisse, liefert sich einem Mann aus, von dem sie nichts weiß und der ihr Denken völlig in Besitz genommen hat. Quälende Unruhe plagt sie durch Marios völlige Beherrschung ihrer Gedanken. Verunsicherung macht sich breit, als er sie mit Aufmerksamkeitsentzug bestraft. Der Mann benötigt die absolute Kontrolle über seine Lebensbereiche, wobei die Bewegung von mechanischen Dingen Gefahr signalisiert. Sie werden durch Mario angestoßen, der auch hier Dauer und Geschwindigkeit bestimmt. Der Spiegel als Unheilbringer deutet auf den Vorsatz der Täuschung hin. Jede Geste, jeder Blick wird aufgefangen und zurückgeworfen, doch der Betrachter nimmt sich und sein Umfeld nur spiegelverkehrt wahr. Die unheimliche Tatsache, sich selbst betrachten zu können, als ob jemand vor einem stünde, der reagiert, zuhört und antwortet, ist ebenso alt wie das Bedürfnis, die Zeit zu messen. Uhren und Spiegel sind deshalb Gegenstände, die Mario gezielt einsetzt, um seine Macht zu demonstrieren.

    Die beklemmende Stimmung findet ihren Widerhall in der melancholischen Musik, die immer wiederkehrende Phasen der Traurigkeit untermalt und Mario und Barbara in Momenten der Unsicherheit ertappt. Gleichzeitig deutet die Musik den radikalen Bruch mit positiven Tendenzen an, den spärlichen Funken der Hoffnung, die sich in den Ruhephasen zwischen den Suggestivszenen ergeben. Die geballte Kraft der Rache ergießt sich über Barbara, die bereits wieder ahnungslos geworden war und zu vergessen suchte im Angesicht ihres ebenso arglosen Gatten. Die Spiegelung der Fensterscheibe ruft sie wieder in Marios Welt zurück, die zu verlassen ihr Todesurteil bedeutet. Für Mario bedeutet es in mehrfacher Hinsicht Ende und Neubeginn zugleich. Seine Macht zu brechen, ist unerhört und kann nur durch eine noch stärkere Machtdemonstration korrigiert werden. Der Tod durch eigene Hand, der in Wahrheit ferngesteuert ist und einen völligen Bruch mit der Autonomie der Person bedeutet, bekommt durch den Sturz in die Tiefe eine doppelte Bedeutung. Die Frau, welche nicht bereit war, sich mit Leib und Seele fallen zu lassen, wird nun von Mario gezwungen, sich aufzugeben und abzutreten. So wie er sie vorher psychisch & physisch hinuntergezogen hat, so zieht er sie nun allein mithilfe seiner telepathischen Befehle herunter. Er zerstört die Frau und verwischt somit jede Spur, gleichzeitig umgeht er die Demütigung, von jemandem vergessen zu werden, den er unter seine totale Kontrolle bringen wollte. Er beginnt wieder bei Null, mit einer neuen Zielperson, deren Gedanken er in seine Richtung kanalisieren wird und deren Reaktionen er wie ein Meistervirtuose fein abstimmen und zur Vollendung führen möchte. Der Zuschauer ahnt, dass hier ein Perpetuum mobile angestoßen wird, dessen Ende bis auf Weiteres nicht abzusehen ist.

    Auf meine Anfrage hin erzählte mir Mathieu Carrière unter anderem, dass er und Alexandra Drewes-Marischka großen Spaß beim Drehen hatten, vor allem bei Alexandras telepathisch ausgelöstem Orgasmus. Carrière, der auch in Peter Patzaks Film "Zerschossene Träume" (1976) mitspielte, bezeichnet "Parapsycho - Spektrum der Angst" als im deutschsprachigen Raum untypisches B-Movie-Trash-Produkt, eine "Hommage" an die Filme der Sechziger Jahre. Das Wien von Peter Patzak war nach Aussage des männlichen Hauptdarstellers dieses Juwels eine Gegen-Unter-Welt, die der Regisseur mit großer Leidenschaft gefüttert hat.

  • Mit 17 weint man nicht (1960)Datum07.10.2018 14:30
    Thema von Percy Lister im Forum Film- und Fernsehklass...

    BEWERTET: "Mit 17 weint man nicht" (Deutschland 1960)
    mit: Heinz Drache, Barbara Frey, Matthias Fuchs, Gisela Uhlen, Michael Verhoeven, Ann Smyrner, Georg Kostya, Claus Wilcke, Erica Beer, Hans Epskamp, Fritz Schmiedel, Joseph Offenbach, Jochen Busse, Dorit Oliver | Drehbuch: Janne Furch und Joachim Wedekind | Regie: Alfred Vohrer

    Der Abiturient Horst Döring und die Apothekengehilfin Karin haben vor wenigen Monaten geheiratet. Von Karins kleinem Gehalt können sie sich keine eigene Wohnung leisten und so leben sie bei Horst' Eltern. Dessen Mutter ist in zweiter Ehe mit dem Rechtsanwalt Dr. Kurt Wegener verheiratet, den Horst nicht leiden kann. Es gibt deswegen immer wieder Spannungen, erst recht, als der 18-jährige kurz vor dem Abitur hinwirft und auf eigenen Füßen stehen will. Eine Reise nach Oberammergau endet damit, dass dem Ehepaar das Auto gestohlen wird und Dr. Wegener sie abholen muss. Doch Karin fährt allein mit ihrem Schwiegervater zurück. Während eines Zwischenstopps knistert es zwischen den beiden und man gesteht sich Gefühle ein....



    Viele Filme aus der damaligen Zeit entstanden nach populären Zeitschriftenromanen oder Tatsachenberichten, um aktuelle Stoffe zeitnah umsetzen zu können und den Geschmack des Publikums zu treffen. "Mit 17 weint man nicht" wurde in der Illustrierten "Frau im Spiegel" nach einem Roman von Heinz Gärtner veröffentlicht. Die Besetzung mit etablierten Schauspielern und jungen Talenten unterstreicht die Ambition, hier eine glaubwürdige, packende Geschichte zu erzählen, die den Nerv der Zeit traf. Alfred Vohrer inszenierte den Film, der in Österreich unter dem Verleihtitel "Tagebuch einer Verführten" in den Kinos lief, mit den Edgar-Wallace-Darstellern Drache, Uhlen, Beer und Epskamp, die sich stimmig in die Riege der Jungschauspieler fügten, die den maßgeblichen Beitrag am Gelingen der Produktion lieferten. Barbara Frey, deren Porträts junger Frauen in schwierigen Situationen stets gelungen und überzeugend sind ("Ich kann nicht länger schweigen", "Geständnis einer Sechzehnjährigen"), schafft es, ihrer Zerrissenheit Ausdruck zu verleihen und transportiert ihre Emotionen mit gleichbleibender Intensität, die sich fast bis zur Selbstzerstörung steigert. Matthias Fuchs hat es schwer, über sich hinauszuwachsen und verharrt lange in der Rolle des Schuljungen, der mit seinem Leben hadert und unüberlegte Schritte unternimmt. Ein erfahrener Mann wie Heinz Drache hat es hier leicht, den Platz des verständnisvollen Zuhörers einzunehmen, der die richtigen Worte findet und der jungen Frau dort Unterstützung zusagt, wo ihr Ehemann scheitert. Einmal mehr kann sich Drache als überlegen und weltmännisch in Szene setzen, selbst Formulierungen wie "liebes Kind" - an die Adresse der jungen Frau gerichtet - fehlen nicht. Die gefährliche Mesalliance lässt keinen Zweifel, dass er sich am Ende zurückziehen wird, um seinen Status nicht zu gefährden, während Barbara Frey vergebens darauf hofft, er könnte es ernst meinen. Dennoch ist er noch nicht so abgebrüht wie in seinen Rollen als Edgar-Wallace-Ermittler und spürt den Druck durch Erpressung einerseits und Schuldgefühlen andererseits noch sehr präsent. Seine Performance ist deshalb durchaus für positive Überraschungen gut.

    Gisela Uhlen wird von den Entwicklungen innerhalb der Familie jeweils überrascht, weil falsche Rücksichtnahme und Scham ihr viele Neuigkeiten erst spät zuteil werden lassen. Dabei wahrt sie wie immer ihre Contenance und demonstriert ihre unbeugsame Würde. Sie überlegt still und entscheidet schnell, alle Konsequenzen in Kauf nehmend. Ein strafender Blick von ihr bringt selbst einen Heinz Drache zum Schweigen und ihre Autorität setzt sich am Ende immer durch. In ihrer Rolle als Mutter und Schwiegermutter bleibt sie auf Distanz, obwohl sie Emotionen bewegen. Sie weiß, dass ihre Erwartungen nicht immer erfüllt werden, lässt es sich jedoch nicht nehmen, ihre Missbilligung auszudrücken. Michael Verhoeven fällt die Aufgabe zu, als Bindeglied zwischen den beiden Seiten zu fungieren. Er entwickelt sich zur wichtigen Schlüsselfigur, die den kriminalistischen Gehalt der Geschichte offenlegt und Abläufe vorantreibt, die dazu führen, dass plötzlich alles in Frage gestellt wird. Ann Smyrner spielt die verschlagene Intrigantin, deren Ränkespiele den naiven Matthias Fuchs an neue Chancen glauben lassen, wobei er erneut an eine sorgenfreie Zukunft ohne Einhaltung des Familiencodex glaubt. Erica Beer stellt die mütterliche Anlaufstelle in der Apotheke dar und ersetzt Barbara Frey die fehlende Ratgeberin innerhalb der Familie. Sie strahlt Vertrauen aus, ein Aspekt, welcher der verzweifelten Karin verlorengegangen ist und der sie zu angstmotivierten Handlungen treibt. Die Spannungs- und Temposchraube wird noch einmal ordentlich angezogen und setzt Energie frei, die Alfred Vohrer gekonnt in Bahnen lenkt, bevor er dann wie von einer unsichtbaren Bremse zur Ordnung gerufen wird. Auf der Zielgeraden scheint die FSK Pate gestanden zu haben, um den anklingenden Kolportagecharakter noch rasch abzuwenden. Deshalb wirkt das Ende ein wenig arg konstruiert und die erläuternden Worte vor Gericht doch sehr gestelzt, was den sonst guten Gesamteindruck ein wenig schmälert. Der Film liegt in einer um vier Minuten gekürzten Fernsehfassung vor, die Kinoauswertung erhielt eine Freigabe ab 16 Jahren.

    Familiendrama mit hochkarätig besetztem Ensemble, das seinen Illustriertencharakter nicht immer verleugnen kann, durch eine straffe Regieführung und engagierte Darsteller jedoch überdurchschnittlich unterhaltsam ist. 4 von 5 Punkten

  • Bewertet: "Der Alte"Datum07.10.2018 13:57
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Bewertet: "Der Alte"

    BEWERTET: "Perfektes Geständnis" (Folge 78)
    mit: Siegfried Lowitz, Michael Ande, Jan Hendriks, Wolfgang Zerlett, Henning Schlüter, Diana Körner, Christian Quadflieg, Mathieu Carrière, Peter Neusser, Rainer Basedow, Willy Schultes | Drehbuch: Detlef Müller | Regie: Jürgen Goslar

    Edgar Wollank kommt am Samstag aus der Strafanstalt nach Hause und freut sich darauf, seine Frau zu sehen. Er findet die Wohnung leer vor und alles deutet darauf hin, dass Karin nicht allein war. Zornig und enttäuscht sucht er sie an ihrem Arbeitsplatz auf und macht ihr eine Szene. Er ahnt nicht, dass sein Nebenbuhler nur ein Büro weiter sitzt. Als kurz darauf der Geldtransporter mit den Tageseinnahmen überfallen und der Fahrer dabei erschossen wird, steht für Karin fest: das kann nur ihr Mann gewesen sein!



    Die Enttäuschung als Triebfeder für kriminelle Machenschaften lässt den Strafgefangenen Edgar Wollank wieder in Teufels Küche geraten. Vor zwei Jahren hat er im Streit einen Arbeitskollegen erschlagen, nun dichtet man ihm an, er habe einen Geldtransporter um zwei Millionen erleichtert und einen der Fahrer erschossen. Wollanks Frau Karin hat die Einsamkeit in die Arme von Jochen Holmer getrieben, Filialleiter der Firma, in der sie als Büroangestellte tätig ist. Diana Körner gibt der zweigleisig fahrenden Ehefrau ein bürgerliches Gesicht, das von Zweifeln und Schuldgefühlen gezeichnet ist. Zu viele ungesagte Worte und Monate der Abwesenheit haben ihre Ehe brüchig werden lassen. Christian Quadflieg richtet seine Hoffnung auf 48 Stunden im Monat, in denen er zuhause sein darf und alles nachholen will, was er an den anderen Tagen schmerzlich vermisst. Die Lücke, die im Laufe der Jahre immer weiter aufklaffte, füllte Mathieu Carrière, dessen behutsames Vorgehen bei der einsamen Frau den richtigen Punkt traf. Die Abläufe beinhalten mehrere unerwartete Wendungen, da sich die Schwerpunkte verschieben und aus Gemeinschaften Zweckbündnisse werden und alte Allianzen erneuert werden. Freilich sind die Fäden, die im Hintergrund geknüpft werden, leicht zu entwirren, da man von Beginn an vermutet, wer für das Komplott verantwortlich ist. Dennoch bleibt es spannend bis zum Schluss, da die Opfer nicht ganz so hilflos im klebrigen Netz zappeln, sondern mutig Alleingänge wagen und sich nach Kräften wehren. Die Polizei wird diesmal ausgewogen eingebunden und Köster und sein Team können in mehrfachen Aktionen beweisen, dass ihre Arbeit nicht nur am Schreibtisch abläuft.

    In sechzig Minuten gelingt es Jürgen Goslar und Detlef Müller eine runde Geschichte zu erzählen, die nicht nur die Schattenseiten einer Ehe im Strafvollzug aufzeigt, sondern auch die Möglichkeiten, daraus Kapital für kriminelle Zwecke zu schlagen. Das Gespann Körner/Quadflieg/Carrière überzeugt durch engagiertes und wandlungsfähiges Spiel, wobei jede Figur positive wie negative Seiten aufweist. 5 von 5 Punkten

  • Bewertet: "Der Alte"Datum06.10.2018 15:08
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Bewertet: "Der Alte"

    BEWERTET: "Der Überfall" (Folge 60)
    mit: Siegfried Lowitz, Michael Ande, Jan Hendriks, Wolfgang Zerlett, Sascha Hehn, Konrad Georg, Edda Seipel, Ute Willing, Arthur Brauss, Alwy Becker, Rainer Hunold, Hannes Kaetner, Erica Schramm, Walter Gnilka, Beatrice Norden u.a. | Drehbuch: Volker Vogeler | Regie: Alfred Weidenmann

    Warenhaus in der Münchner Innenstadt, Mitte Dezember, kurz nach Ladenschluss. Ein unmaskierter Räuber verschafft sich Zutritt zum Kassenraum, wo die Mitarbeiter gerade dabei sind, die Tageseinnahmen zu zählen. Durch die Androhung, er habe im Kaufhaus eine Bombe versteckt, erbeutet er DM 1.200.000, die er sich in einen Koffer packen lässt. Als er das Büro verlässt, wird er vom Hausdetektiv Frank Gart gestellt und mit fünf Schüssen niedergestreckt. Als Kommissar Köster am Tatort eintrifft, ist der Geldkoffer verschwunden und Frank Gart beteuert, in Notwehr gehandelt zu haben. Dennoch zweifelt Köster daran, dass der Hausdetektiv nur seine Pflicht getan hat....



    Die Subtilität des Bösen zeigt sich in dieser Folge in dem, was nach dem Überfall passiert. Die Leiche des Räubers liegt schon längst in der Gerichtsmedizin, da offenbart sich in Gestalt der 'harmlosen' Berta Erdmann das ganze Ausmaß einer Gefahr, die weitere Straftaten ins Rollen bringt und am Ende weder sich, noch anderen einen Dienst erwiesen hat. Edda Seipel spielt eine Frau, deren Mann im Zweiten Weltkrieg gefallen ist und die seitdem nicht mehr in der Kirche war. Sie glaubt, zu kurz gekommen zu sein und wittert nun eine Möglichkeit, doch noch ihren Anteil am Leben zu erhalten. Sie wendet dabei jene Methoden an, die in Kriegszeiten populär waren. Sie bespitzelt, erpresst und denunziert, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Der lauernde Blick, die listigen Augen hinter den dicken Brillengläsern und der grausame Zug um den Mund lassen sie wie eine Spinne wirken, die darauf wartet, ihr Opfer einzuwickeln. Missgunst, Neid und Neugier vereinen sich zu einer bösartigen Lebenshaltung, die gerade unauffälligen Menschen so oft innewohnt, ohne dass sie zur Kenntnis genommen wird. Sascha Hehn hingegen stattet seinen Frank Gart mit einer sensiblen Seite aus, die es dem Zuschauer erlaubt, mit ihm zu sympathisieren, während Köster ihm ganz offen sagt, dass er ihm nicht glaubt. Der gutaussehende junge Mann wirkt angreifbar und verunsichert, obwohl er doch einen Beruf gewählt hat, der Stärke erfordert. Das Geheimnis hinter seiner Fassade hält die Geschichte lebendig; seine Gefühle drückt Frank Duvals "Face to Face" wieder einmal unüberhörbar aus. Wie der Charakter langsam aufgerollt wird, zeigt sich auch in der raffinierten Bildsprache, von denen das Schlussbild mit der Gitterfassade der Hochhäuser als Synonym für die Zukunft abseits des Weihnachtsmarkts steht.

    Alfred Weidenmann inszeniert Sascha Hehn als introvertierten Mann am Abzug, der den Raubüberfall mit seinen Schüssen nicht verhindern kann, dafür jedoch andere Entwicklungen lostritt, die lauernde Aasgeier auf den Plan rufen und die Vergangenheit nicht ungeschehen machen können. 4,5 von 5 Punkten

  • Der Fall X 701 (1964)Datum06.10.2018 13:35
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Der Fall X 701 (1964)

    Wikipedia schreibt, dass es sich nicht um eine deutsch-britische Co-Produktion handelt, sondern "nur um eine Zusammenarbeit mit der extra für diesen Film gegründeten Creole Filmproduktion (Berlin + London), die keinen weiteren Film gedreht hat".

  • Bewertet: "Der Alte"Datum04.10.2018 13:59
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Bewertet: "Der Alte"

    Bei "Derrick" bin ich jahrelang chronologisch vorgegangen, bis ich dann an den Punkt kam, wo es wegen einer dramaturgischen Schwächephase nicht mehr spannend genug weiterging. Bei "Der Alte" habe ich mich deshalb dafür entschieden, zunächst jene Episoden zu sehen, in denen Schauspieler mitwirken, die ich schätze. Natürlich geht man damit das Risiko ein, dass man die Rosinen aus dem Kuchen pickt und der Rest in sich zusammenfällt, d.h. gewisse Folgen länger auf eine Sichtung warten müssen.

  • Bewertet: "Der Alte"Datum02.10.2018 14:05
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Bewertet: "Der Alte"

    BEWERTET: "Kalt wie Diamant" (Folge 67)
    mit: Siegfried Lowitz, Michael Ande, Wolfgang Zerlett, Jan Hendriks, Doris Kunstmann, Erich Hallhuber, Thekla Carola Wied, Gustl Halenke, Dirk Galuba, Raimund Harmstorf, Rosa Renee Roth, Lisa Helwig u.a. | Drehbuch: Volker Vogeler | Regie: Theodor Grädler

    Überfall auf das Juweliergeschäft Klahn. Der Besitzer will sich verteidigen und zieht eine (ungeladene) Waffe, woraufhin ihn der Räuber erschießt. Frau Klahn erleidet einen Schock und wird ins Krankenhaus gebracht. Dort erhält sie Besuch von ihrem geschiedenen Mann und einer Chirurgin, zu der sie ein Verhältnis unterhält. Die Angestellte des Juwelierladens scheint mehr zu wissen als sie sagt, weswegen Kommissar Köster sie ins Verhör nimmt. Doch bald darauf geschieht ein zweiter Mord, der alle Karten neu mischt....



    Eine Lebensversicherungspolice, die sich auf 1 Million beläuft, unterversicherter Schmuck und Spannungen zwischen den Eheleuten regen die Phantasie von Kommissar Köster an, der keinen Augenblick an einen gewöhnlichen Überfall glaubt, sondern die kühle Witwe und etwaige Hintermänner verdächtigt. Doris Kunstmann liefert dafür die perfekte Blaupause. Sie ist bemüht, die Fassade aufrecht zu halten und exerziert ihre Rolle als trauernde Hinterbliebene mit Disziplin und dem festen Willen, sich nicht durch auftretende Komplikationen irritieren zu lassen. Man fragt sich, wie lange sie ihre Contenance bewahren wird und erwartet aufgrund des Flackerns in ihren Augen jederzeit ordinäre Ausbrüche, bei denen sich Kommissar Köster am besten schnell wegduckt. Doch ehe man es sich versieht, ist sie von der Bildfläche verschwunden, die erste Überraschung der Folge. Doch auch bei den anderen beiden Frauen, Gustl Halenke und Thekla Carola Wied, scheint Köster vorerst auf Granit zu beißen. Das Misstrauen und die unterschwellig postulierte Abneigung gegen Männer, lassen Wied feindselig und wortkarg bleiben, während man merkt, wie es in ihrem Inneren brodelt. Halenke, Charakterschauspielerin aus der zweiten Reihe, erhält Gelegenheit, Akzente zu setzen und aufzuzeigen, dass sie nicht so bescheiden ist, wie man es von ihr erwartet. Ihre Gefährlichkeit ist der Tropfen, der das Fass der Leidensfähigkeit und Geduld zum Überlaufen bringt. Erich Hallhuber hat es schwer, sich neben den starken Frauen zu etablieren, ebenso ist Wolfgang Zerlett als Meyer Zwo ein schlechter Ersatz für den verlässlichen Michael Ande und wirkt wie ein Laiendarsteller. Jan Hendriks punktet dafür bei den alten Damen Helwig und Roth.

    Wendungsreicher Kriminalfall, der nicht so schnurgerade verläuft, wie zunächst angenommen, sein Potenzial jedoch nicht völlig ausschöpft. Konspirierende Momente zwischen Kunstmann und Wied, Gespräche zwischen Hallhuber und Halenke und die Klärung der Frage, woran die beiden Eltern von Frau Klahn so plötzlich verschieden sind, hätten hier eine Aufwertung gebracht. 3,5 von 5 Punkten

  • Der Stahlnetz-GrandprixDatum02.10.2018 14:01
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Der Stahlnetz-Grandprix

    Was die Folge "Strandkorb 421" anbelangt, muss ich vehement widersprechen. Hellmut Lange stattet seinen Kommissar Berndorf mit süffisantem Humor aus. So locker und hintersinnig sieht man ihn selten. Es bereitet ihm sichtlich Freude, die beiden Hoteldiebe auflaufen zu lassen und er bemüht dabei alle Register seiner Trickkiste, die mindestens so gut gefüllt ist wie jene eines Profispielers. In den Augen seiner Kollegen, die den Beruf nach den Buchstaben ihrer Dienstvorschrift ausüben, wirkt er unverschämt, weil er ganz offen auf ihre Schwächen hinweist und Tatbestände ausspricht statt nur zu mutmaßen. Er jongliert mit Superlativen, um sich exzentrisch und verwegen zu geben und der Urlaub im Dienst macht ihm durchaus Freude. Lange, den man auch schon schroff und trocken sah, steht diese Leichtigkeit gut zu Gesicht und unterstreicht die Spitzen, welche "Strandkorb 421" gegen organisierte Stimmungsmache abschießt.

  • Natürlich stellt man als Zuschauer sofort eine Verbindung zwischen dem Clubmanager und der maskierten "weißen Spinne" her. Es fällt auf, dass es sich hier um den selben Mann handelt. Was jedoch die weiteren Verkleidungen des Verbrechers angeht (Father Riley, die alte Dame im Büro und der Anwalt Summerfield), liegen die Dinge nicht so klar. Diese Masken sind meines Erachtens recht gelungen und überzeugend und verleihen dem Verwirrspiel einen gewissen Charme.

  • Bewertet: "Der Alte"Datum30.09.2018 19:58
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Bewertet: "Der Alte"

    BEWERTET: "Der Tote im Wagen" (Folge 69)
    mit: Siegfried Lowitz, Michael Ande, Jan Hendriks, Inge Birkmann, Mathieu Carrière, Richard Münch, Mijou Kovacz, Bernd Herzsprung, Johanna Hofer, Alf Marholm, Helma Seitz, Konrad Georg, Wolf Richards, Angela Hillebrecht, Uli Kinalzik u.a. | Drehbuch: Detlef Müller | Regie: Theodor Grädler

    Der Immobilienmakler John Malven bringt seine Mutter, die Schauspielerin Tilla Malven, zu einem Empfang von Dr. Dannhaus, mit dessen Tochter er befreundet ist. Bals schon bereut er es, als seine Mutter sich betrinkt und dann auch noch behauptet, auf dem Parkplatz vor dem Anwesen einen Toten gesehen zu haben. Als die Leiche kurz darauf verschwunden ist, bleibt ihm nur die Peinlichkeit, sich für seine Mutter zu entschuldigen. Doch tags darauf wird Tilla rehabilitiert: am Güterbahnhof wird die Leiche eines Mannes gefunden, auf den die Beschreibung des Toten passt. Trotzdem geht die Familie Dannhaus zu John auf Distanz und gibt sich plötzlich sehr reserviert....



    Inge Birkmann mimt einen ehemaligen Bühnenstar, dessen Bedürfnis nach offizieller Anerkennung seit geraumer Zeit nur durch Narkotika kurzfristig gemildert werden kann. Das Gefühl, nicht mehr zu genügen, wird stärker, je länger ein berufliches Engagement ausbleibt. Bestätigt wird diese empfundene Unzulänglichkeit durch starre Konventionen, denen ihr Sohn zu gehorchen versucht und eine höfliche, aber abweisende Gesellschaft, in deren Mitte John Malven gern ankommen möchte. Seine "Erbschuld" macht ihn jedoch bald zur Persona non grata, als die feine Familie Dannhaus die offenen Worte seiner Mutter als Zumutung und ihn selbst als nicht mehr gesellschaftsfähig empfindet. Ausgerechnet Bernd Herzsprung für die Rolle des Mathematikers zu besetzen, scheint ein wenig gewagt, macht er sich doch als Nutznießer der Annehmlichkeiten eines glänzend bewirtschafteten Familienanwesens weitaus besser. Die männliche Konkurrenz in Gestalt eines Mathieu Carrière, der sich und seine Anliegen stets durchzusetzen pflegt, wird diesmal durch die schlechten Karten gemildert, welche die Figur John Malven von Anfang an hat. Das charakteristische Selbstbewusstsein wird zurückgefahren; fast eingeschüchtert wirkt er durch die Ohnmacht gegenüber Fäden, die im Hintergrund gesponnen werden und gegen die er nichts ausrichten kann. Zu dominant bleibt Inge Birkmann mit ihren Versuchen, sich Glaubwürdigkeit zu verschaffen, wobei Kommissar Köster der vornehmen Familie Dannhaus immer wieder auf den Zahn fühlt und dabei als Advocatus Diaboli der Gegenseite auftritt und sich im Gegensatz zur bedauernswerten Tilla Malven nicht abwimmeln lässt. Die Versuche, die alte Dame in den Wahnsinn, respektive in den Selbstmord zu treiben, scheitern an der Tatkraft Kösters, dem keine Theorie abwegig genug wäre, dass er sie nicht auch verfolgen würde und dessen Augenmerk für Kleinigkeiten ihn auch hier wieder auf die richtige Spur führt. In netten Gastrollen sieht man Helma Seitz als Vorzimmerdame mit Menschenkenntnis und Alf Marholm als verständnisvollen Überbringer von leider stets gleichbleibend schlechten Nachrichten.

    Inge Birkmann trägt die Episode fast im Alleingang, wobei sich Mathieu Carrière bewusst zurücknimmt. Teilweise unheimlich wirkende Szenen schaffen eine lebendige Atmosphäre der ständigen Bedrohung, die nicht nur physischer, sondern auch psychischer Art ist. 4,5 von 5 Punkten

  • Der Fall X 701 (1964)Datum30.09.2018 14:19
    Thema von Percy Lister im Forum Film- und Fernsehklass...

    BEWERTET: "Der Fall X 701" (Frozen Alive) (Deutschland 1964)
    mit: Mark Stevens, Marianne Koch, Delphi Lawrence, Joachim Hansen, Walter Rilla, Helmut Weiss, John Longden, Wolfgang Lukschy, Sigurd Lohde, Wolfgang Gunther u.a. | Drehbuch: Evelyn Frazer | Regie: Bernard Knowles

    Der amerikanische Wissenschaftler Dr. Overton und seine deutsche Kollegin Dr. Helen Wieland forschen an der Möglichkeit, Lebewesen für einen längeren Zeitraum einzufrieren, um dadurch Krankheiten besser behandeln zu können. Bisher führten sie ihre Experimente an Schimpansen durch, bald soll der erste Versuch an einem Menschen erfolgen. Overtons Frau Joan hat seit längerer Zeit ein Verhältnis mit dem Journalisten Stein und sieht sich durch den Vorschlag ihres Mannes, aufs Land zu ziehen, in die Enge getrieben. Der Wissenschaftler, der den Einspruch des Instituts fürchtet, entschließt sich, das Experiment an sich selbst vorzunehmen. Währenddessen erhält seine Kollegin die Nachricht, dass Overtons Frau erschossen aufgefunden wurde....



    "Dort, wo das Leben zum Stillstand gekommen ist, spielt Zeit keine Rolle."

    Ebenso ambitioniert wie die Arbeit der beiden Wissenschaftler präsentiert sich die relativ unbekannte deutsche Produktion "Der Fall X701", die zwar in englischer Sprache und mit internationaler Besetzung gedreht wurde, jedoch keine Co-Produktion darstellt, wie oft vermerkt wird. Die oft kritisierte gefühlte Langeweile resultiert in den Augen des unzufriedenen Betrachters wohl aus der Mischung von Science-Fiction-Elementen, Ehedrama und Krimiversatzstücken, die in ihrer Zusammensetzung nicht immer überzeugen. So liegt der Fokus streckenweise auf dem Katz- und Mausspiel, das die Gattin des Wissenschaftlers treibt. Der Film schweift zu oft zu Mrs. Overtons Eskapaden ab, betont ihre emotionale Desorientierung und verharrt lange auf ihren peinlichen Ausfällen, die viel Energie binden, die der Stoff an anderer Stelle nötig hätte. Das lebensgefährliche Experiment, auf welches das Publikum lange warten muss, läuft erst in der letzten Viertelstunde zur Höchstform auf und treibt die Spannung ins Unermessliche. Die Idee, durch längerfristiges Herunterfahren aller Körperfunktionen mittels Einfrieren des Subjekts, medizinische Fortschritte zu erlangen, ist kühn, jedoch nicht abwegig, wird allerdings dramatisch unzureichend inszeniert. Die statische Darbietung am "gläsernen Sarg", in den sich Dr. Overton freiwillig einschließen lässt, ist wohl im Sinne der Wissenschaft um Korrektheit bemüht, versäumt es jedoch, durch spannungsfördernde Schnitte bzw. den Einsatz von dynamischer Musik Intensität zu vermitteln. Immer, wenn die Atmosphäre sich zuspitzt, wird sie durch melodramatische Szenen aus dem privaten Bereich des Forschers unterbrochen.

    Wie bei vielen anderen Filmen auch, sind es hier vor allem die Schauspieler, deren kontrastreiche Performance einen Blick lohnen. Marianne Koch überzeugt einmal mehr durch ihre patente und zielstrebige Darstellung einer Medizinerin, eine Rolle, die ihr bis zum heutigen Tage am Herzen liegt. Die Anlage ihrer Rolle als handfeste, positive Figur steht von Beginn an im Gegensatz zur extravaganten Forschergattin, wie sie Delphi Lawrence verkörpert. Hochprozentiges in der einen, Zigarette in der anderen Hand, trägt sie eine kultivierte Gleichgültigkeit zur Schau, die nur Fassade ist. Das betont lebhafte Spiel von Marianne Koch hebt sich damit von der sich zunächst unnahbar gebenden Delphi Lawrence ab. Letztendlich schließt sich hier der Kreis, denn Mark Stevens als Dr. Overton erträgt die hitzigen Diskussionen und schroffen Einwände seiner Frau schon länger nicht mehr und fühlt sich in Gegenwart seiner gleichgesinnten Kollegin weitaus entspannter. Die Vertrauensbasis zwischen den beiden ist so groß, dass Overton sich unbesorgt auf das Experiment einlässt, bei dem sich Helen beinahe zur Herrin über Leben und Tod erhebt, als einer der Beamten voreilig von einem Strafmaß spricht, das irreversibel ist und den Dilettantismus betont, mit dem "Der Fall X 701" nur halbherzig zum Kriminalfall gemacht wird. Das Drehbuch will sich nicht festlegen, in welche Richtung die Reise gehen soll. Der Zuschauer sollte sich deshalb keinen Kriminalfall erwarten, sondern eine Mischung aus verschiedenen Genres, wie es bei den späten Dr.-Mabuse-Filmen der Fall ist. Man merkt den Reichtum an Einfällen, doch ist es am Ende stets ein Wagnis, alles unter einen Hut bringen zu wollen, ohne dabei Teile der Handlung zu vernachlässigen.

    Mark Stevens spielt solide und pragmatisch, ein unauffälliger Held der Geschichte, der gelernt hat, anderen das Rampenlicht zu überlassen. Er nimmt sich in seinem Spiel zurück und inszeniert seinen Wissenschaftler nicht als ehrgeizigen Draufgänger, sondern als Beauftragten der Forschung, der sein Bestes gibt, um Ergebnisse zu liefern. Walter Rilla, auf dessen markantes Timbre man leider in der deutschen Fassung verzichten muss, zeigt erneut eine Interpretation zwischen kühler Beherrschung, höflicher Aufmerksamkeit und rigorosem Widerstand gegen unliebsame Abweichungen von seinem Standpunkt. Da man seine teuflische Interpretation des Professor Pohland kennt, kreisen die Gedanken unwillkürlich um die Frage, welchen Fanatismus er wohl in der Rolle des Dr. Overton zu Tage gefördert hätte und inwiefern sich das Kräftemessen mit den Erwartungen der Öffentlichkeit und der Zurückhaltung der Institutsleitung zu einem psychologisch spannenden Duell entwickelt hätte. Wolfgang Lukschys Auftritt ist zu kurz, um sich zu profilieren. Sein Polizeibeamter ist barsch, routiniert und ohne besondere Kennzeichen. Er kommt erst sehr spät zum Einsatz, wie generell der Mordfall erst gegen Ende dramatisch ausgewertet wird. Albert Bessler gibt sich emotionslos wie immer und assistiert den Forschern ohne den feierlichen Ernst seiner ähnlich gelagerten Rollenauftritte - etwa innerhalb der Mabuse-Reihe. Joachim Hansen fügt sich gelungen in die aufgescheuchte Umgebung der Mrs. Overton, er bringt sowohl die Voraussetzung mit, ihr ein charmanter Begleiter zu sein, als auch überzeugend rabiat zu werden, wenn ihre Eskapaden Überhand nehmen.

    Paraderolle für Marianne Koch in einem Konglomerat aus Zukunftsfantasie, Drama und Kriminalgeschichte. Mutige Ansätze münden in konventionelle Lösungen, machen den Film aber wegen der bekannten Darsteller durchaus unterhaltsam. 3,5 von 5 Punkten

  • Bewertet: "Der Alte"Datum30.09.2018 12:40
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Bewertet: "Der Alte"

    BEWERTET: "Die Beute" (Folge 63)
    mit: Siegfried Lowitz, Michael Ande, Jan Hendriks, Christiane Krüger, Christian Quadflieg, Anja Schüte, Alexander Kerst, Marilene von Bethmann, Volker Eckstein, Helmut Zierl, Karl Walter Diess, Wilfried Klaus, Jan-Paulus Biczycki, Angela Büttner, Linda Joy, Petra Drechsler u.a. | Drehbuch: Detlef Müller | Regie: Helmuth Ashley

    Marga Theilen arbeitet seit drei Jahren für das exklusive Juwelen-Depot Hogstraat von Herrn und Frau Seyfart. In der Ehe mit ihrem Mann Ulrich kriselt es schon länger, worunter besonders die sechzehnjährige Tochter Angela leidet. Die Firma von Ulrich steht kurz vor dem Konkurs und der Gedanke, nun auch noch seine Frau zu verlieren, setzt dem Mann sehr zu. Eines Abends folgt er ihr und beobachtet, wie sich Marga in einem Lokal mit einem anderen Mann trifft. Am nächsten Tag wird die Firma Hogstraat überfallen, der Täter verschafft sich Zutritt zum Büro, indem er Marga auflauert und sie als Geisel nimmt. Als die Polizei kurz nach dem Überfall eintrifft, findet sie die Leiche von Seyfarts Ehefrau, die der Täter erschossen haben soll, weil sie versuchte, den Alarm auszulösen. Ulrich vermutet bald, dass seine Frau etwas mit dem Raub zu tun haben könnte....



    Die perfekte Familie, in der es schon lange kriselt. Dieser Eindruck stellt sich bereits in den ersten Minuten ein, als man Zeuge einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Ehepaar Theilen wird. Die Firma des Mannes steht kurz vor der Pleite, die Ehefrau schmiedet eigene Pläne, nachdem sie sich vor drei Jahren freigeschwommen hat von der alleinigen Pflicht, Hausfrau und Mutter zu sein. Leidtragende ist die gemeinsame Tochter, die am Bild ihrer glücklichen Kindheit festhält und es unter keinen Umständen aufgeben will. Christiane Krüger ist das glanzvolle Aushängeschild dieser Episode. Sie ist faszinierend schön und alle Szenen mit ihrer Beteiligung scheinen förmlich zu leuchten. Umso stärker wirkt der Kontrast, der sich in Form von Volker Eckstein präsentiert. Wie eine Ratte dringt er unbefugt in die Welt der Reichen und Schönen ein. Das Zusammenspiel mit Christiane Krüger gibt Rätsel auf und man kann sich nur einen Reim darauf machen, nämlich, dass die beiden ein Geschäft miteinander abgeschlossen haben, das sich erst nach und nach in all seiner hässlichen Konsequenz offenbaren wird. Kommissar Köster erhält diesmal wenig Raum für Kombinationen, vielmehr entwickelt sich der Fall zum Selbstläufer, weil Misstrauen und Angst innerhalb der Familie Theilen Resultate erzwingen. Verzweifelt kämpft Christian Quadflieg um den Status quo, will seine Frau halten und gleichzeitig einen Neuanfang für sich und seine Tochter erzwingen. Die Juwelenbeute setzt die Phantasie frei und scheint der Rettungsanker zu sein, an dem das strauchelnde Schiff festgemacht werden kann, bevor es endgültig absäuft. Krüger und Quadflieg treiben die Eskalation auf die Spitze, selbst Mord scheint plötzlich nicht mehr undenkbar und Anja Schüte begleitet diese Szenen mit angstvollem Entsetzen. In einer unkonventionellen Nebenrolle sieht man Helmut Zierl einmal nicht als Strahlemann und er erhält Gelegenheit, über die Welt seiner Familie zu reflektieren, was durchaus für interessante Spekulationen über eine zweite Spur sorgt, wenn nicht das Gespann Krüger/Quadflieg so überaus dominant wäre. Alexander Kerst und Marilene von Bethmann repräsentieren die steife Atmosphäre der kühlen Kalkulation unter der Last von Tradition und Würde sehr überzeugend, wobei sich dem kriminalistisch geübten Zuschauer der wahre Tathergang nach wenigen Minuten erschließt.

    Wie man einen durchschnittlichen Kriminalfall mithilfe eindrucksvoller Schauspielerleistungen aufwerten kann, zeigt "Die Beute" als Lehrbeispiel. Regisseur Helmuth Ashley, der Gefühlvolle, sorgt für eine Fokussierung auf das Zwischenmenschliche und liefert gleichbleibende Spannung bis zur letzten Minute. 4,5 von 5 Punkten

  • Romy Schneider - Filme & KarriereDatum28.09.2018 13:45



    BEWERTET: "Schornstein Nr. 4" (Die Diebin) (La Voleuse) (Deutschland / Frankreich 1966)
    mit: Romy Schneider, Michel Piccoli, Hans Christian Blech, Sonja Schwarz, Mario Huth u.a. | Buch und Regie: Jean Chapot nach einer Idee von Alain Fatou und Jean Chapot

    Julia Fleischmann hat ihren Sohn gleich nach der Geburt zu einem polnischen Ehepaar nach Oberhausen im Ruhrgebiet gegeben. Mittlerweile sind sechs Jahr vergangen. Seit zwei Jahren ist Julia mit Werner Kreuz verheiratet und wünscht sich den verlorenen Sohn zurück. Immer wieder fährt sie zu ihm hin, wartet vor seiner Schule, dem Haus und auf dem Spielplatz. Doch obwohl das Ehepaar Kostrowicz den Jungen nie offiziell adoptiert hat, will ihn Radek Kostrowicz unter keinen Umständen zurückgeben. Julia, die juristisch im Recht ist, schaltet die Behörden ein, um das Kind zu erhalten. Da greift Kostrowicz zu einem drastischen Mittel, um den Jungen wiederzubekommen....



    Nachdem Romy Schneider jahrelang in Frankreich gearbeitet hat, fährt sie nach der Trennung von Alain Delon zu ihrer Mutter nach Berchtesgaden und anschließend nach Berlin, wo sie den Schauspieler und Regisseur Harry Meyen kennenlernt. Die beiden schmieden gemeinsame Theaterpläne und Romy will Paris verlassen und nach Berlin übersiedeln. Dort dreht sie im Frühling 1966 im Ruhrgebiet den Film "Schornstein Nr. 4", der u.a. auf dem Gelände der Firma Hüttenwerke Oberhausen AG spielt. Michel Piccoli, mit dem Schneider noch fünf weitere Male spielen wird, ist ihr Partner. Der psychologisch anspruchsvolle Stoff scheint genau auf die Schauspielerin zugeschnitten zu sein. Die elegante Schwarzweißfotografie vermittelt einen distanzierten Minimalismus. Sie isoliert die Emotionen der Protagonisten, lässt sie unpersönlich wirken und zeigt sie in ihrer Gefühlswelt erstarrt. Die vielen stummen Szenen leben von der Ausstrahlung der weiblichen Hauptdarstellerin, die ein konkretes Ziel verfolgt, aber dennoch von Widersprüchen gequält wird. Der Film zeigt den Menschen unbeherrscht, fassungslos und im Begriff, sein Ziel mit Gewalt zu erreichen. Sein Weltbild und das ganz private Universum sind erschüttert worden und nun reagiert er wie ein Tier, das in die Enge getrieben worden ist. Er will andere brechen, ihnen seinen Willen aufzwingen und diesen unter allen Umständen durchsetzen, auch wenn er sich dadurch isoliert und von der Gemeinschaft abspaltet. Die Extreme kollidieren, der Machtkampf eskaliert und die Druckmittel werden laufend erhöht, bis der Tod als letzte Konsequenz wie eine Waffe gebraucht wird. Zur Abschreckung, Bestrafung und Beweisführung der eigenen Furchtlosigkeit.



    Romy Schneider reagiert behutsam, fast scheu auf ihren Filmsohn, als hätte sie Angst, ihn zu zerbrechen. Das Kind selbst bleibt den ganzen Film über unbeteiligt, es spielen sich keine herzzerreißenden Szenen ab (das eine Mal, als er weint, wird dies nur erwähnt und nicht gezeigt) und man wartet vergebens auf eine Reaktion des Jungen. Es scheint, als hätte Jean Chapot die Anweisung gegeben, der Knabe solle sich möglichst neutral verhalten, um das Tauziehen um ihn nicht zu beeinflussen. Die Erwachsenen müssen die Sache unter sich ausmachen, es gibt keine Hilfe und keine Bonuspunkte von Seiten des Kindes. Die emotionale Anspannung tragen Julia Kreuz und Radek Kostrowicz allein und das Drehbuch baut ihnen keine Eselsbrücke, welche den richtigen Weg weist. Beide sind unerbittlich in ihrem Denke und als Sieger wird derjenige hervorgehen, der ebenso unerbittlich handelt. Julias Gefühle entlarven einen weiteren Feind, gegen den es anzukämpfen gilt: den Feind im eigenen Kopf. Er hat sich unmerklich dort eingenistet und nährt sich wie ein Parasit aus den negativen Gedanken, die Julia in ihrer Einsamkeit verfolgen. Quälende Gedanken von Verlust und Sehnsucht, von Trauer und Hoffnung und von der Erkenntnis, dass ein Versäumnis trotz allen guten Willens vielleicht nicht wieder gutgemacht werden kann. Hans Christian Blech trägt den Kampf um das Kind alleine aus, seine Filmfrau Sonja Schwarz bleibt auffallend zurückhaltend, der Patriarch entscheidet über die Befindlichkeiten der Familie und ordnet an bzw. verbietet. Die Rolle ist dem Schauspieler mit dem markanten schroffen Gesicht auf den Leib geschneidert, er spielt sie überzeugend und füllt sie dementsprechend aus, als Kämpfer gegen Fleisch gewordene Windmühlen.

    Die Spannung rührt aus dem intensiven Spiel der Darsteller und zeigt ein gesellschaftliches Problem auf, das sehr emotional ausgefochten wird. Romy Schneider gelingt es, durch feinste Nuancen Glaubwürdigkeit zu transportieren, während Michel Piccoli in seiner Rolle oft hilflos wirkt, weil er den Gefühlen seiner Frau nur die blanke Ratio entgegensetzen kann. 5 von 5 Punkten

  • Café Wernicke (1979/80, TV)Datum25.09.2018 14:00
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Café Wernicke (1979/80, TV)

    Folge 18 "Schwarze Ware"

    Bruno Matschinski kommt unverletzt aus russischer Gefangenschaft. Dolly ist darüber weniger erfreut, weil sie seine Wankelmütigkeit kennt. Und so dauert es nicht lange, bis Bruno verkündet, in Frankfurt am Main neu anfangen zu wollen. Brillanten, die er vor dem Krieg im Garten seiner Villa vergraben hatte, sind sein Startkapital. Franz Lampe will das Café renovieren, büßt aber einen großen Teil seines Ersparten bei der Währungsreform ein. Ein österreichischer Kellner betreibt mit den Kunden des Cafés einen regen Schwarzmarkthandel, wird aber von der Kriminalpolizei erwischt. Ingeborg Gruner sagt vor der Spruchkammer für Bruno Matschinski aus, der somit wieder eine weiße Weste hat und behauptet, er wäre nie ein hundertprozentiger Nazi gewesen. Dolly entscheidet sich, in Berlin zu bleiben.



    Harald Juhnke (1929-2005) kehrte im wahren Leben ebenfalls gesund aus dem Krieg zurück: "Glenn Miller wurde zu meiner nicht nur körperlichen Entnazifizierung," meinte der Schauspieler über den Swing, den die Amerikaner nach Berlin brachten. In der Rolle des Bruno Matschinski finden sich durchaus viele Facetten des Menschen Juhnke.

    Gebäck der Stunde: In der Kuchenvitrine des Cafés liegen Brotlaibe. Ohnehin scheinen sich viele Besucher mehr für die Schwarzmarktware zu interessieren, die unter der Hand angeboten wird.


    Folge 19 "Schatten des Krieges"

    Die Hausmeisterin Frau Lutze kommt aufgeregt ins Café Wernicke: Bei Sanierungs-Arbeiten im Hinterhof wurde ein Blindgänger aus dem Krieg gefunden, eine 450 kg schwere Fliegerbombe. Das Gebäude muss geräumt werden. Während der Evakuierung treffen sich alle in einem Lokal und Lampe erfährt, dass Annegret Müller heiraten will und das Ehepaar Ellmau ihr die Wohnung überlässt, weil es selbst eine eigene Wohnung zugewiesen bekommt. Noch immer leidet Herr Ellmau unter dem Verlust seines einzigen Sohnes und den Schikanen der Nazis. Er kann die schlimme Zeit nicht verwinden und als er glaubt, den ehemaligen SS-Standartenführer Hager auf der Straße zu sehen, verliert er die Fassung. Doch es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Mann nur um einen Passanten handelt, der Hager zufällig ähnlich sieht.



    Peter Schiff (1923-2014) als Herr Ellmau ist vor allem wegen seiner zahlreichen Synchron- und Hörspielarbeiten bekannt, wirkte aber auch in populären Serien wie "Drei Damen vom Grill", "Liebling Kreuzberg" und "Unser Lehrer Dr. Specht" mit.

    Gebäck der Stunde: Langsam füllen sich die Regale wieder mit Schnittchen, Kuchen und Torten. So gibt es auch wieder Eclairs, wie bereits in den Zwanziger Jahren.

  • Romy Schneider - Filme & KarriereDatum23.09.2018 20:26



    Rosemarie Albach wird am 23. September 1938 in Wien geboren. Sie ist die Tochter des Schauspielerehepaars Magda Schneider und Wolf Albach-Retty. Sie wird später eine Weltkarriere antreten und weitaus berühmter werden als ihre Eltern.

    Die Schauspielerin Romy Schneider ist jedem, der sich auch nur im Entferntesten mit Film beschäftigt, ein Begriff. Mit der Nennung ihres Namens verbinden die meisten ein herziges junges Mädchen, das durch seine Mitwirkung in der populärsten Heimatfilm-Trilogie der Fünfziger Jahre, noch dazu mit Adelsprädikat, durch seine Unschuld, Schönheit und Unbekümmertheit Millionen von Kinobesucher und später vor allem Fernsehzuschauer, rührte. Dabei enthält die Rolle der österreichischen Kaiserin Elisabeth bereits einige Komponenten, die charakteristisch für den Werdegang der Schauspielerin waren. Das Aufbegehren gegen muffige Konventionen und starre Regeln; das Unverständnis, sich dem Druck der Öffentlichkeit beugen zu müssen und die Enttäuschung darüber, dass jeder Erwartungen an sie stellte, bei gleichzeitiger Gleichgültigkeit gegenüber ihren Bedürfnissen und Empfindungen. Die Rebellion gegen die Rolle resultierte auch aus dem Gefühl, nicht nur der historischen Figur, sondern auch ihr selbst geschähe Unrecht und sie müsse mit aller Kraft dagegen ankämpfen. Das Verständnis für die unglückliche Kaiserin, der man mit einem Marzipanzuckerguss nicht gerecht werden konnte, versuchte sie fünfzehn Jahre später in Luchino Viscontis Epos über den Bayernkönig Ludwig II. zu vermitteln. Doch die große Mehrheit verlangte weiterhin nach der Prinzessin aus Possenhofen. Ähnliche Rollen deuteten auf einen unendlichen Walzer in Krinolinen und Seidenschuhen hin. Doch Romy sagte nein.

    Ebenso wie sich Romy emanzipierte, liegt es am Reifegrad des Zuschauers, ob er bereit ist, sich den internationalen, größtenteils in Frankreich entstandenen Filmen der Schneider zu stellen. Wer sich darauf einlässt, wird durch ein Spiel belohnt, das auch aus mittelmäßigen Stoffen alles herausholt und dem Publikum nicht nur eine bloße Projektionsfläche bietet, sondern einen Menschen mit Ecken und Kanten, dessen Handlungsweise den Zuschauer oft vor den Kopf stößt, schockiert oder überrascht, aber niemals langweilt. Vor jedem neuen Film, den ich kennenlerne, frage ich mich, welche Facette von Romy Schneider ich diesmal entdecken werde, denn immer wieder erfindet sie sich neu, niemals bekommt man Althergebrachtes oder Routine, stets hat man es mit einer völlig anderen Person zu tun. So ist ihr filmisches Werk wie eine Pralinenschachtel, die verschiedene Sorten enthält, mal mit und mal ohne Glanzpapier. Der Zuschauer öffnet die Konfekt-Dose - und lässt sich ganz auf Schneiders Präsenz ein, die stets geheimnisvoll, faszinierend und unberechenbar ist. Der Wunsch, sich von ihrem enigmatischen Spiel an die Hand nehmen zu lassen, wird mit jeder weiteren Rolle neu formuliert und doch sind es immer nur Bruchstücke, die sich dem Zuschauer zeigen. Den ganzen Menschen mit all seinen Facetten und Nuancen erfasst man bei der vielschichtigen Romy Schneider nie. Deshalb bleibt sie so spannend und nutzt sich nicht ab und gibt einem das Gefühl, dass es immer noch viel zu entdecken gibt. Wie anmaßend erscheinen in diesem Zusammenhang die Versuche, das Geheimnis ihrer Ausstrahlung zu entschlüsseln, als ob man Charisma in Formeln ausdrücken oder sich ein Leben in Fakten erklären ließe!

  • Café Wernicke (1979/80, TV)Datum23.09.2018 14:01
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Café Wernicke (1979/80, TV)

    Folge 16: "Letztes Aufgebot"

    Franz Lampe wird von der vorlauten Frau Lutze aufgefordert, Sicherungsmaßnahmen auf dem Hausdach vorzunehmen, doch der Konditor ist ausreichend mit Reparaturen im eigenen Café beschäftigt. Fritzenstein wird nach einer Degradierung beim Militär beurlaubt und kommt zu Lampe, da sein Haus dem Erdboden gleichgemacht wurde. Ebenso hat Ingeborg Gruner bei einem Brand ihre Wohnung verloren. Als der nächste Luftangriff auf Berlin folgt, harren Stammgäste und Personal vom "Wernicke" im Luftschutzbunker aus, wo es zwischen den wartenden Menschen zu Zwistigkeiten kommt. Das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler scheitert, woraufhin Ingeborg Gruner einen Tobsuchtsanfall bekommt und auf die Straße läuft, wo man Fritzenstein wegen unerlaubten Tragens von Zivilkleidung verhaftet. Wehmütig erinnern sich Ingeborg und Herr von Borck an Bernhard Blumenau.



    Luftschutzbunker des Zweiten Weltkriegs waren meist kleinräumig unterteilt, es waren neben Toilettenanlagen auch Küchen, Vorratsräume und ärztliche Behandlungszimmer vorhanden. Im Falle eines Giftgasangriffs diente eine Gasschleuse mit zwei Türen dazu, größeren Schaden abzuwenden, ebenso wie Rauchgase gefiltert wurden, teilweise im Handkurbelbetrieb.

    Gebäck der Stunde: Die Glasvitrinen des Kuchenbüffets zersplittern bei einem nächtlichen Bombeneinschlag in der Nähe, weswegen die Lampes erst einmal mit Aufräum-Arbeiten statt mit Backen beschäftigt sind.


    Folge 17: "Trümmer"

    Die Kampfhandlungen sind vorbei: Die Führer der NSDAP haben sich ihrer Verantwortung entweder durch Selbstmord oder durch Flucht entzogen. Berlin wurde von den Alliierten in vier Besatzungszonen eingeteilt und Franz Lampe bemüht sich beim Bezirksverwalter um eine Brennholzzuteilung, während Marie, die schwer herzkrank ist, zusammen mit der stellungslosen Journalistin Ingeborg Gruner Trümmer wegräumt, um eine extra Nahrungsmittelration zu bekommen. Selbst der alte Herr von Borck grummelt wegen der schlechten Versorgung mit Lebensmitteln. Dolly und ihr Sohn Hermann kommen aus dem Spreewald zu Lampe und unterstützen ihn beim Aufbau einer Volksgaststätte. Ingeborg, Dolly und Franz Lampe kommen gerade mit selbst ausgegrabenen Baumstümpfen aus dem Grunewald, als sie eine traurige Nachricht ereilt.



    In der Nachkriegszeit wurde der im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe der Alliierten schwer beschädigte Tiergarten fast völlig abgeholzt. Wegen des Brennholzmangels wurden fast alle der rund zweihunderttausend Bäume gefällt und auf den freien Flächen Gemüse angebaut. Dank westdeutscher Patenschaften konnte der Tiergarten in den Fünfziger Jahren wieder aufgeforstet werden und wurde zu einem wichtigen Naherholungsgebiet besonders in der Zeit der deutschen Teilung.

    Gebäck der Stunde: In der Volksgaststätte servieren Herr Lampe und seine Helferinnen dünne Suppe mit wenig Kartoffeln und Rüben.

  • Café Wernicke (1979/80, TV)Datum18.09.2018 14:08
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Café Wernicke (1979/80, TV)

    Folge 14: "Ostwind"

    Krieg gegen Russland. Immer mehr Männer werden zu ihrer eigenen Überraschung doch noch eingezogen, so auch der 49-jährige Bruno Matschinski. Franz Lampe beschäftigt in seinem Café nun auch Fremdarbeiter, Dolly Matschinski arbeitet im Lazarett, wo sie mit schweren Verwundungen konfrontiert wird, jedoch das Gefühl hat, hier endlich gebraucht zu werden. Fritzenstein kommt aus Paris und bringt Ingeborg Gruner einen exklusiven Pelzmantel mit, den er beim Pokerspiel gewonnen hat. Bevor Matschinski zum Kommiss muss, organisiert er ein Versteck für sein hochwertiges Fahnentuch, mit dem er nach dem deutschen Endsieg erneut gute Geschäfte machen will. Während seine Frau als Rot-Kreuz-Schwester mit echtem Leid konfrontiert wird, ist der Krieg für Bruno Matschinski immer noch nur eine Börse für Kontakte mit künftigen Geschäftspartnern.



    Nur knapp entgeht diesmal die unerschrockene Ingeborg Gruner einer Denunziation: Sie zitiert "Genießt den Krieg, der Friede wird furchtbar werden", redet sich dann aber heraus, dass ihr Verlobter "General" Fritzenstein dies immer sagen würde.

    Gebäck der Stunde: Belgische Macadamiatorte (Queenslandnuss, Schokoladenstreusel, Puderzucker, Eiweiß, Sahne, Mehl, Feinkristallzucker und Mandel-Zucker-Mischung) als Hommage an die Heimat des dienstverpflichteten Francois.


    Folge 15: "Ausgebombt"

    Das Ehepaar Ellmau vom Nebenhaus muss die ausgebombte Familie Müller aufnehmen, was gerade Herrn Ellmau missfällt, da er sein Radiogerät manipuliert hat, um die Sendungen der BBC zu hören. Annegret, die Tochter Müllers, arbeitet als Flakhelferin und lernt im Café den Standartenführer Hager von der SS kennen. Er zeigt ein auffallendes Interesse an der jungen Frau und besucht sie zum Kaffee. Dabei bekommt er mit, dass Herr Ellmau im Zimmer nebenan den englischen Feindsender hört. Er weist Annegret an, zu spionieren, was ihre Begeisterung für Hager vorerst ein wenig dämpft. Franz Lampe sorgt sich unterdessen um sein Schaufenster, da nun fast täglich irgendwo Bomben fallen und er Splitterschäden vermeiden will. Im Café gibt es fast nichts mehr ohne Lebensmittelmarken und Marie Lampe steckt der jüdischen Frau Silberstein heimlich ein paar Brötchen zu.



    Rebecca Völz (geb. 1957) ist die Tochter von Wolfgang Völz und wartet ebenfalls mit einer charakteristischen Synchronstimme auf.

    Gebäck der Stunde: Wiener Sandkuchen - trocken, schlicht und sparsam mit Zutaten.

  • Café Wernicke (1979/80, TV)Datum16.09.2018 13:55
    Foren-Beitrag von Percy Lister im Thema Café Wernicke (1979/80, TV)

    Folge 12: "Blitzsieg"

    Franz und Marie Lampe sind stolz auf den schicken Wagen, den sie erworben haben, um damit ab und zu ins Grüne zu fahren. Doch lange währt ihre Freude nicht: Das Auto wird von der Regierung für militärische Übungszwecke beschlagnahmt. Der junge Kellner Heinz meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst und stirbt kurz darauf in der Kaserne an einer Infektion. Lampes sind erschüttert. Stammgast Fritzenstein muss ebenfalls Abschied nehmen und Ingeborg Gruner sitzt nunmehr allein mit Herrn von Borck beim täglichen Kaffee im "Wernicke". An ihrem Arbeitsplatz soll sie eine Besprechung zu einem antisemitischen Film verfassen, weigert sich jedoch. Dolly Matschinski meldet sich als Krankenschwester für den Einsatz beim "Roten Kreuz", während sich ihr Mann als wichtiger Zulieferer der Rüstungsindustrie sieht.



    Nicht nur Juden sind von der Verfolgung durch die Nazis bedroht: Marie und Franz Lampe begegnen ihrem alten Gast, einem Korvettenkapitän (Joachim Kerzel), der früher immer mit einem Pfarrer (Eric Vaessen) im Café Schach spielte. Sie erfahren, dass der Geistliche nicht mehr lebt. Man hat ihn offensichtlich abgeholt und liquidiert.

    Gebäck der Stunde: Ohne Lebensmittelmarken gibt es wenig, was man am Kuchenbüffet noch erwerben kann. Kellnerin Susi empfiehlt Horngebäck mit Süßstoff.


    Folge 13: "Freiwillig"

    SS-Hauptsturmführer Hager rät dem jungen Horst Ellmau, sich zur Waffen-SS zu melden, allerdings muss er dafür den Ariernachweis erbringen, der fünf Generationen zurückreicht. Auf dem Pfarramt wird dabei festgestellt, dass er einen jüdischen Großvater mütterlicherseits hat. Dies bedingt, dass er sofort aus der Hitlerjugend ausgeschlossen wird. Einzig als Kanonenfutter bei der Artillerie könnte er seinem Vaterland noch dienen. Gerade die Jugend zeigt große Begeisterung für den Krieg und die anfänglichen Erfolge von Hitlers Expansionspolitik. Das Café Wernicke ist ein Treffpunkt für die Leute geworden, die zwar über die aktuelle Politik reden möchten und auch wichtige Meldungen übers Radio hören wollen, ihre Gemütlichkeit aber trotzdem nicht aufgeben wollen. Marie Lampe ist froh, dass ihr Mann vorerst nicht eingezogen wird.



    Edith Hancke (1928-2015) und ihre Berliner Schnauze machen es dem jungen Marco Kröger (geb. 1963, Schauspieler [u.a. "Ein Fall für TKKG"] und Synchronsprecher [u.a. "King of Queens" und "SpongeBob Schwammkopf"]) nicht gerade leicht, mit seiner Ablehnung durch den rabiaten Hager fertig zu werden. Ihre Berichte über die Auszeichnungen seiner Altersgenossen lassen Horst Ellmau verzweifeln.

    Gebäck der Stunde: Schaumspeise und Kaffee sind beliebte Bestellungen der Soldaten, die sich im Café Wernicke kurz ablenken wollen.

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