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  • Die toten Augen von LondonDatum21.11.2004 19:04

    Ich habe mit großem Interesse hier einige Artikel und Kommentare gelesen. Damit auch diejenigen von der Diskussion etwas haben, die sich in technischen Belangen wie Abtastung von Filmelementen oder Encoding für DVD nicht so auskennen, aber mehr wissen wollen und verlässliche Quellen suchen, schreibe ich mal ein paar wichtige Punkte Re: EW Wallace Editionen und Re: 101 der Filmabtastung/in SD bzw. HD auf. INsgesamt, da ich auch noch zu den Ergebnissen unserer Vergleiche bzw. tests der EW DVDs etwas sagen will, wird das Ganze vielleicht etwas lang, aber hoffentlich sehr informativ

    Der genannte Artikel von HiFi-Regler ist leider in einigen Belangen inkorrekt. High Definition 1080p bzw korrekt ausgedrückt 24p/1080 oder 25p/1080(1920 x 1080 pixel in progressivem Output, also als reine VOLLBILDER und somit bei VOLLER AUFLÖSUNG)hat sich sehr wohl in Europa durchgesetzt, was das Mastering betrifft; wir arbeiten schon seit Jahren (Ende 2001) auf dieser Ebene sowohl in Post-Production als auch beim Scanning (Abtasten) von 35mm/70mm Quellen, teils wird sogar bei 16mm in HD 24p oder 25p/1080 gearbeitet (Criterion hatte sich bei Bergman's "Szenen einer Ehe" mit den sehr körnigem 16mm Material befassen müssen ;o)) Aber, bleiben wir mal, um Konfusion zu vermeiden, bei der (eingerissenen und inzwischen populär umgesetzten) Ausdrucksvariante "Auflösung+p oder +i".

    Was HiFi-Regler meint aber nicht richtig sagt, ist die bislang sehr zögerliche(allerdings jetzt, durch die WM 2006 und Blu-ray im Aufwind befindliche) Adaption von HD im Broadcast Bereich, also dem HDTV Standard Fernsehen. Hier wird High Definition zur Zeit in zwei, praktisch gleichwertigen, Formaten angewendet, bei reduzierter Auflösung:
    - 720p (progressiv, 1280 x 720 pixel in voller Auflösung, als VOLLBILD)
    - 1080i (interlaced, 1920 x 1080 pixel, aber nur im Zeilensprungverfahren aufgezeichnet) Hier ist die Auflösung im Gegensatz zum VOLLBILD genau um die HÄLFTE (540 pixel) reduziert, weil top und bottom Frame, die im ganzen wie ein Teppich zusammengewoben werden müssen, jeweils nur diese Hälfte der Auflösung enthalten. Diese kann im Vergleich zu 720p nicht nennenswert gesteigert werden (nur aufgrund der horizontalen Auflösung) trotz der 1080 pixel.

    Was ist der Grund dafür, das Sender wie HD1 (ehemals Euro1080) "nur" in 1080i senden und andere 720p bevorzugen ? Ganz einfach: Technik und Geld. Zum einen kostet die zusätzliche Bandbreite für einen 1080p Transponder das Doppelte eines 1080i (oder, anders gesagt, man könnte auf dieser Bandbreite zwei 1080i programme laufen lassen). Zum anderen ist die Technik im LCD bzw. Plasmabereich immer noch nicht ganz so weit, das 1080p Modelle marktfähig sind. Es gibt zwar zwei auf dem Markt (u.a. von Sharp) aber die Ausschußquote bei der Herstellung ist noch immer immens hoch, weil die physischen Anforderungen an die Materialien genauso hoch sind, denn man muß die höhere Auflösung ja in einen gleich großen raum (pixel) wie jetzt mit Standard Definition NTSC oder PAL - aber auch noch progressiv - unterbringen.

    Deshalb haben viele Broadcaster wie INHD oder ABC in den USA von vorn herein auf 720p als (wohl für einige Jahre gültigen) Standard gesetzt, um gerade bei Actionreichen Präsentationen wie Football (ABC hat ja nach wie vor Monday Night Football gepachtet) oder Spielfilmen den Vorteil des progressiven outputs gegenüber der interlaced variante auszunutzen, die in 1080ger Auflösung bei sehr ruhigen Sequenzen besser abschneidet, bei Bewegung in der Auflösung bei der Darstellung des Bildes aber mehr Artifakte nach sich zieht als das progressive (auf Vollbildern basierende 720p) und somit den Vorteil verschenkt. Damit ist die Möglichkeit von High Definition aber eben noch nicht ausgereizt.

    Zu den Wallace Editionen: Ich habe mit Interesse gelesen, das einige EW Klassiker in HD (nicht HDTV, sondern höchstens für, denn TV steht ja für Television) abgetastet worden sind, "in HD-CAM 1080i". Dazu muß man wissen, dass mit HDCAM die von Sony entwickelte Tapevariante mit einer Datenrate von 140Mbps bei 8bit und einer Komprimierungsrate von 7:1 gemeint ist (es gibt noch Panasonic's HD-D5 system, das 210Mbps bei 10bit und nur 4:1 Komprimierung offeriert aber in Europa nicht so verbreitet ist; HDCAM SR, ebenfalls Sony, mit 440Mbit/s bei 10bit und einer sehr guten 2.7:1 Datenreduzierung [seit Ende 2003 auf dem Markt]; und das sogenannte "Voodoo" system D-6, das bei einer heftigen Datenrate von 1200 Mbps bei 10/12bit mit einer Vollauflösung im Frequenzbereich von 4:4:4:4 aufwartet - alle anderen haben "nur" 4:2:2:0 - und das völlig unkomprimiert. "Voodoo" ist extrem teuer und wird zumeist für Filmprojekte eingesetzt). "In HD-CAM" ist also etwas missverständlich, denn das festgelegte Format selbst ist ja High Definition, nicht HDCAM.

    Der Vergleich sagt aber schon einiges über die Wahl der Tape-Varianten aus: HDCAM ist sicher nicht die bestmögliche Variante, HDCAM SR wäre auch unter finanziellen Berücksichtigungen sicher machbar, da Sony die noch relativ neue Tape-Form "pushen" will. Aber, man könnte das Argument gelten lassen, dass sich der Vorteil von HDCAM SR vor allem auf die Verwendung im FilmTheater-Bereich und Projektoren bezieht, wo die Auflösungsvorteile und die geringere Anzahl von Artifakten bei HDCAM SR erst richtig zur Geltung kommen. Soweit, so gut.

    Nun aber zu dem Punkt, der uns hier aufhorchen ließ - die Abtastung in "1080i". Warum ? Warum nicht 1080p ?? Warum die volle Auflösung wegwerfen, wenn eine "Downconversion" in 1080i von dem Original 1080p master später, wenn es wirklich angefordert wird (wie zum Beispiel für einen bereits erwähnten Einsatz bei HD1/Euro1080)durchaus machbar ist ? Die 1080i Abtastung ist sicher für die DVD Ausgabe nur von beschränkter Aussagekraft (DVD in Standard Definition PAL im MPEG-2 Format kann die Auflösung der HD masters nicht wiedergeben) - aber mit Blick auf die Zukunft ist bei diesem Scan nur sehr kurz gedacht worden. Schade. Gerade wenn man bedenkt, das nicht die Abtastung selbst, sondern der Clean-up (also die Säuberung der Filmelemente im Digitalen Bereich bzw die Restaurierung kaputter oder angerissener Frames) richtig Geld kostet, muß man sehr genau darauf achten, was man tut.

    Der clean-up in 1080p hätte noch in einem Jahrzehnt sicher eine gute Basis geboten. Interlaced ist er nicht die Hälfte wert, denn er müsste beim Kopieren aufwendig durch einen teuren Transcoder in 1080p umgewandelt werden, will man das Master in 1080p zum Schneiden haben. Bei der Projektion hingegen gibt es weniger Probleme - vorausgesetzt, man hat das nötige (reichlich nötige) Kleingeld für einen Projektor, der einen entsprechenden Chip besitzt. Unterm Strich kostet beides richtig Geld, entweder den Verwerter oder den Endverbraucher. Kurz gedacht eben. Eine Erklärung für die Verwendung von 1080i sind entweder eine Abtastung unter Anwendung alter Recorder oder, und dies ist auch möglich, "kleiner Bruder"-Versionen der teuren HD Recordersysteme, die speziell für Kameraarbeiten als sogenannte Field Recorder im Ausseneinsatz gedacht sind und 1080 Auflösung nur in interlace erstellen können. Soviel dazu.

    Von dem, was wir hier anhand der vorliegenden Universum Film Discs sehen können, ist eines sicher richtig von den Initiatoren der Petition erkannt worden: Die Hauptproblemeatik liegt in der Zensur der Filme, die mühsam wieder zusammengestzt werden müssten. Von einer absichtlichen oder gar fahrlässigen Marketing Politik würde ich aber keinesfalls reden. Allerdings braucht so ein Projekt, in der Tat, gute und intensive Vorbereitung.
    Die neuen Abtastungen sind sicher weit besser als alles bislang gesehene, aber es gibt auch minuspunkte (durch Fehler beim Encoding). Der Frosch Mit Der Maske ist (im Gegensatz zu dem was in diesem Forum behauptet wurde) im korrekten AR mit 1.37 :1; aber das Encoding ist Interlaced statt progressiv, was sich bei Nutzern von Projektoren bemerkbar macht (durch den sogenannten, sehr ungeliebten Treppeneffekt bei horizontalen Kamerabewegungen). Der Grüne Bogenschütze ist ebenfalls nicht wirklich gut in Qualität, was das Encoding angeht (der Transfer von Film auf Tape war da offensichtlich etwas besser) für die "normalen" und eher anspruchslosen Käuferschichten aber absolut akzeptabel. Es ist halt eine Frage der Anforderungen und des Preises. Die Mehrheit fragt leider nach Preis statt absoluter Qualität. Das ist ein Fakt.

    Von den 20 uns vorliegenden Master der EW Reihe sind (leider) auch sehr viele davon ältere Scans; das ist richtig. Von diesen Scans sind aber nur ein paar mit Fragezeichen re: Verwendung für die DVD Edition zu versehen - vor allem "Der Fälscher Von London", dessen Print bei der (sehr wahrscheinlich Ende der 80ger Jahre erstellten) Abtastung überstrahlt auf Tape kopiert wurde. Der hellste Punkt im Frame ist klar im Negativ, und die Umgebung beginnt ebenfalls völlig in Weiß zu versinken. Das bedeutet beispielsweise, das die Stirn von Hellmut Lange teils keine Konturen mehr hat, wenn Licht auf sie fällt.
    Diese älteren, für TV Ausstrahlung bzw. VHS VÖs erstellten Master sind damals auf (zu heute vergleichweise wesentlich) schlechteren Telecines abgetastet worden; was aber nicht heißt, das sie für die DVD Edition von vorn herein nicht benutzbar waren. Problematisch wird es nur dann, wenn in Post-Production sogar kaputte Frames weggeschnitten werden, die sich auf den Dialog auswirken (wie geschehen bei Die Bande Des Schreckens). Dies ist in der Tat ein Fehler.

    Allerdings hat der Initiator der Aktion die von ihm so hervorgehobenen Kinowelt masters, wie sie auf DVD letzlich präsentiert worden sind, etwas zu gut dargestellt als sie wirklich sind. Die KW Fassung von "Der schwarze Abt" ist zwar im AR (Ultrascope entspricht Panavision und Cinemascope bei 2.35:1) vollends ausgereizt worden, sogar die Framerundungen an den Ecken sind zu sehen - aber die Auflösung und die Grauskala sind bei der Universum Film nicht nur deutlich besser - sondern auch das AR selbst ist korrekt bei 2.33:1, wenn auch in das Frame eingezoomed worden ist (wodurch Verluste an allen Seiten, aber vor allem links und rechts entstand - siehe unten angehängte Frames - Bild eins die KW Fassung, Bild 2 ist die KW Fassung mit der UF Fassung, umrandet von einem schwarzen Rahmen "eingepasst", um das AR genau zu verdeutlichen). Man beachte die sehr schlechte Komprimierung beim Encoding der KW Fassung im Vergleich zur guten UF DVD - sogar Chroma-Artifakte sind zu sehen; abgesehen davon, dass die Präsentation enormen Detailverlust hat. Im Ton ist die Kinowelt allerdings deutlich besser, wenn auch für den "Ottonormal" Verbraucher dies nicht wirklich wahrnehmen wird; je nach dem was für ein Audio system er/sie benützt.

    Fazit: Im Grunde sind die Editionen für den eben genannten "Ottonormalverbraucher" gedacht und durch den Preis auch so konzipiert. Fakt ist, das die Editionen bei einer wirklichen intensiven Arbeit in HD und richtiger Restaurierung und clean-up weit teurer geworden wären, was einige Filme sicher (aufgrund geringerer Popularität) für eine VÖ zweifelhaft bzw sogar eventuell unmöglich gemacht hätte. Es geht sicher besser - nur muss man auch dann auf Seiten der Fans willens sein, weit, weit mehr zu bezahlen.

    MfG
    Torsten Kaiser
    Managing Editor
    THE LASER EXAMINER


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