Teil 2:

Tatort: Freiwild Hauptkommissar Walther ermittelt in Berlin
Episode 154 der TV-Kriminalserie, BRD 1984. Regie: Wolfgang Staudte. Drehbuch: Heinz-Dieter Ziesing. Mit: Volker Brandt (Hauptkommissar Walther), Helmut Gauss (Kriminalassistent Stettner). In Gastrollen: Armin Mueller-Stahl, Hans Peter Hallwachs, Witta Pohl, Tilly Lauenstein, Marsha Cox, Bruno Hübner, Paul Albert Krumm, Hans-Helmut Dickow, Peter Kuiper, Stefan Gossler u.a. Erstsendung: 5. Februar 1984, ARD. Eine Produktion des Senders Freies Berlin.
Ein bisschen abgegriffen wirkt es ja schon, das Penner-Milieu im TV-Krimi. Dennoch und trotz eher hanebüchener Glaubwürdigkeit kann man „Freiwild“ einen gewissen Unterhaltungswert bescheinigen, denn die Kombination der Tippelbrüder-Wehwehchen mit den medizinischen Experimenten des von Untermenschen und Kleingeistern schwadronierenden „philantropischen“ Bruderpaars aus Armin „Dr. Jeckyll“ Mueller-Stahl und Hans Peter „Mr. Hyde“ Hallwachs ist zu krude, um nicht zumindest Aufmerksamkeit zu erregen. Ausgiebige Tiergartenaufnahmen sind ebenso etwas fürs Gemüt wie Tilly Lauensteins bitterböser Mutterdrache. 3 von 5 Punkten für einen „Tatort“, der kaum ernstzunehmen, wohl aber kurzweilig geraten und als letztes Werk des renommierten Wolfgang Staudte ohnehin mit routinierter Handschrift versehen ist. Kleinrollen als Stadtstreicher für eine ganze Reihe (mehr oder weniger) gern gesehener Fernsehdauergäste von Bruno Hübner bis Peter Kuiper.
Tatort: Die kleine Kanaille Hauptkommissar Bülow ermittelt in Berlin
Episode 177 der TV-Kriminalserie, BRD 1986. Regie: Rolf von Sydow. Drehbuch: Dieter Schubert. Mit: Heinz Drache (Hauptkommissar Bülow), Jürgen Kluckert (Kommissar Leuschner), Maximilian Wigger (Kommissar Öllerink). In Gastrollen: Anja Jaenicke, Herbert Herrmann, Johanna Elbauer, Almut Eggert, Inge Herbrecht, Geraldine Gaul, Klaus Mikoleit, Ute Gerlach, Dennis Schmidt-Foss u.a. Erstsendung: 26. Januar 1986, ARD. Eine Produktion des Senders Freies Berlin.
„Ich krieg’ dich“: Heinz Drache, der sich eigentlich nicht über fehlende Entschlossenheit beklagen kann, kommt in dieser Folge nur zum Bellen, nicht zum Beißen. Die titelgebende „kleine Kanaille“, die anmaßende Waise Birgit, stiehlt ihm in Gestalt von Anja Jaenicke die Schau. Jaenickes aufdringliches Spiel und die ungewöhnliche Konstellation, die den Ermittler auf die tatenlosen Zuschauerränge verbannt, sorgen für eher langatmige Unterhaltung, die weniger durch Spannung oder inhaltliche Raffinesse (simple Erpresserstory, die man schnell hätte beenden können) als vielmehr durch die stilvollen, sommergrünen Schauplätze aufgebrochen wird. Unterm Strich reicht es nur für 3 von 5 Punkten.
Tatort: Tödliche Vergangenheit Hauptkommissar Markowitz ermittelt in Berlin
Episode 243 der TV-Kriminalserie, BRD 1991. Regie und Drehbuch: Marianne Lüdke (Idee: Günter Lamprecht). Mit: Günter Lamprecht (Hauptkommissar Markowitz), Max Volkert Martens (Kommissar Gerber), Hans Nitschke (Kommissar Pohl). In Gastrollen: Karin Baal, Katja Junge, Hans Teuscher, Richy Müller, Dagmar Manzel, Renate Grosser, Jürgen Rothert, Karin Schröder, Johanna Karl-Lory, Sylvia Wintergrün u.a. Erstsendung: 20. Mai 1991, ARD. Eine Produktion des Senders Freies Berlin.
Das mit Mühe und gutem Willen, aber auch Leichen in den Kellern zusammenwachsende Berlin ist Thema des 1991 gedrehten Debüt-Tatorts von und mit Günter Lamprecht. Man muss wohl eine Spur Eitelkeit vermuten, wenn sich der Darsteller, der betont, wie viel von seiner eigenen Person doch im Kommissar steckt, so gnadenlos in den Mittelpunkt stellt, wie es hier der Fall ist: Die 90 Minuten sind voll vom Privatleben des Ermittlers, was die zeitgeistige Ex-Stasi-Geschichte ermüdend macht und den Eindruck erweckt, als würde man hier eine lange Exposition für den im Kommenden dann sicher stilecht melancholisch auftretenden Markowitz-Charakter sehen. Der Auftritt von Karin Baal als feindselige Ex-Frau des Polizisten ist einer der wenigen Pluspunkte eines unausgewogenen und kriminalistisch wenig ansprechenden „Tatorts“ unter dem Durchschnitt. 2 von 5 Punkten.
Für mich bestätigt sich der bisherige Eindruck, dass man sich von Zeit zu Zeit ’mal einen Nostalgie-„Tatort“ anschauen kann, ich aber wohl nie ein richtiger Fan der Serie werde. Die Anspieltipps aus der Berlin-Box bleiben der starke „Transit ins Jenseits“ und, mit Einschränkungen, „Beweisaufnahme“.
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