Teil 1 der kurzen Zusammenfassung meiner Seheindrücke der sechs Folgen aus der Berlin-Box:

Tatort: Rattennest Hauptkommissar Kasulke ermittelt in Berlin
Episode 22 der TV-Kriminalserie, BRD 1972. Regie: Günter Gräwert. Drehbuch: Johannes Hendrich. Mit: Paul Esser (Hauptkommissar Kasulke), Gerhard Dressel (Kriminalassistent Roland). In Gastrollen: Jan Groth, Carla Hagen, Angelo Kanseas, Götz George, Ingrid van Bergen, Herbert Fux, Ulli Kinalzik, Klaus Sonnenschein, Kurd Pieritz, Willy Semmelrogge u.a. Erstsendung: 8. Oktober 1972, ARD. Eine Produktion des Senders Freies Berlin.
Ein bisschen wundert man sich im Abspann darüber, dass dieser Episode überhaupt ein Drehbuch zugrunde lag. Uninteressanter Bandenkrimi ohne substanzielle Handlung, der sich in ermüdender Seventies-Exploitation ergeht und nie wirklich in Fahrt kommt. Was Herbert Fux in einer Berliner Gangsterklamotte zu suchen hat, wird auch nie wirklich erklärt. Hauptsache, man hat möglichst viele abstoßende und peinliche Klischees in 90 Minuten gepackt. Ganz interessant sind lediglich die ersten Szenen, in denen der Gangster Laschke (Jan Groth) mit seiner Familie vor der Bande in die DDR zu flüchten beabsichtigt, von den Grenzposten aber wieder „abgeschoben“ wird. Hier verstecken sich ein paar atmosphärische Aufnahmen des geteilten Bahnhofs Friedrichstraße. Für den Rest schwache 1,5 von 5 Punkten – Kommissar Kasulke tritt nur am Rande in Erscheinung.
Tatort: Transit ins Jenseits Die Hauptkommissare Schmidt und Veigl ermitteln in Berlin und München
Episode 69 der TV-Kriminalserie, BRD 1976. Regie: Günter Gräwert. Drehbuch: Jens-Peter Behrend, Günter Gräwert. Mit: Martin Hirthe (Hauptkommissar Schmidt), Ulrich Faulhaber (Kriminalassistent Hassert), Gustl Bayrhammer (Hauptkommissar Veigl), Helmut Fischer (Kriminalassistent Lenz). In Gastrollen: Marius Müller-Westernhagen, Götz George, Gisela Dreyer, Angelika Bender, Gerd Baltus, Peter Schiff, Ursula Gerstel, Barbara Morawiecz, Katrin Schaake, Inge Sievers u.a. Erstsendung: 5. Dezember 1976, ARD. Eine Produktion des Senders Freies Berlin.
Die erste Stunde dieses „Tatorts“ ist ein geschichtliches Dokument, das zum Spannendsten gehört, was die Serie je hervorbrachte. Die angespannte Atmosphäre auf der Transitstrecke zwischen Berlin und Franken sowie die Zwischenfälle, die die minutiös geplante „Republikflucht“ zum Scheitern zu bringen drohen, werden lebendig und authentisch in Szene gesetzt, wobei der offenkundige Aufwand, die Eigentümlichkeiten dieser Strecke von der VoPo bis zu den Grenzkontrollen für den Bildschirm nachzustellen, nicht zu verkennen ist. Zwangsläufig fällt der eher pflichtschuldige Ermittlungsteil demgegenüber etwas ab, zumal das Verhalten der am Drama beteiligten Personen nicht immer genau nachzuvollziehen ist. Aufgrund des starken Hauptteils und des dramatischen Endes sichert sich dieser ungewöhnliche Fall 4,5 von 5 Punkten. Starke Leistungen von Müller-Westernhagen und Dreyer; George und Baltus in besseren Statistenrollen.
Tatort: Beweisaufnahme Hauptkommissar Walther ermittelt in Berlin
Episode 122 der TV-Kriminalserie, BRD 1981. Regie: Peter Keglevic. Drehbuch: Herbert Lichtenfeld. Mit: Volker Brandt (Hauptkommissar Walther), Ulrich Faulhaber (Kriminalassistent Hassert). In Gastrollen: Friedrich-Karl Praetorius, Jochen Schröder, Johanna Sophia, Inge Blau, Dieter Thomas Heck, Magdalena Montezuma, Manfred Lindlbauer, Leslie Malton, Edgar Ott, Anita Kupsch u.a. Erstsendung: 8. März 1981, ARD. Eine Produktion des Senders Freies Berlin.
Ein Gymnasialschüler als Sittenstrolch? In seiner ersten Ermittlung beschreitet der im modernen Stil als Freigeist eingeführte Hauptkommissar Walther unerhörte Wege. Herbert Lichtenfeld stattet die durchaus spannende Geschichte mit bissigen Untertönen über die Vergeblichkeit von Hilfeleistungen und das Zusammenhalten der Gutbetuchten aus. Die Leidtragenden sind die „Helden“, die eine Vergewaltigung verhinderten und nun plötzlich selbst von der Justiz verfolgt werden. Nicht unüblich für die „Tatort“-Reihe hat „Beweisaufnahme“ einige Temposchwierigkeiten, zeichnet sonst aber ein interessantes Bild vom Klüngel der Inselstadt und dem Unterschied zwischen Recht haben und Recht bekommen. 4 von 5 Punkten.
|