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Jan
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10.02.2015 22:42 |
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Zitat von Stroheim im Beitrag #17 Der Tatort 'Rattennest' (1972) wird von nicht wenigen Genreliebhabern bis heute zu den stärksten Folgen überhaupt gezählt.
Kann ich verstehen. Den habe ich gerade zum allerersten Mal gesehen und ich muss gestehen, dass ich mich hervorragend amüsiert habe. Die Figuren, die der sonst eher für seine zurückhaltende Schauspieler-Regie bekannte Günter Gräwert da über den Bildschirm vagabundieren lässt, sind wirklich allererste Klasse bundesdeutscher Krautploitation: Götz George mimt eine Art Mixtur aus einem Dandy der 1920er Jahre und einem Seventies-Luden, trägt fein drapierten Pornobalken und monströse Dreieckkoteletten. Herbert Fux, ein optisch grausliger und tendenziell etwas unbeherrschter Schläger namens Frankenstein, haut die hübsche Bordsteinschwalbe windelweich, weil er, wie Chef Götz George meint, selbst so hässlich ist, und Ingrid van Bergen räkelt sich inmitten der illustren Herrenrunde als Gangsterbraut im kurzen Röckchen. Leider geht der ansonsten hinsichtlich seines "Sleaze-Talents" so begabte Ulli Kinalzik etwas unter. Er darf Frankenstein zwar vorführen, wie man ne Bordsteinschwalbe vermöbelt, ohne dass diese für längere Zeit dem Geschäft fern bleiben muss, ansonsten jedoch ist sein Aktionsradius leider begrenzt. Ach ja, einen Kommissar hat dieser "Tatort" auch. Paul Esser. Sein zweiter und letzter Fall. Er ist de facto eine Nebenfigur in der nicht eben an kriminalistischem Feinsinn interessierten Geschichte. Als etwas nervig entpuppt sich lediglich das Tagwerk der beiden Cutterinnen. Schnelle Schnitte sind ja ok, aber zehn Sekunden Film müssen nicht unbedingt auch zehnmal geschnitten werden. Damit hat man's ein wenig übertrieben. Ansonsten: Volle Punktzahl für diesen Reißer, den vor allem der famose Götz George trägt und mit dem Günter Gräwert einmal mehr sein vielseitiges Talent unter Beweis stellte!
Gruß Jan
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