Acht, neun – aus! (Folge 166, 10. Februar 1985)
Nach „So ein Tag …“ führt uns Jürgen Roland noch einmal an den Tatort Frankfurt und in dortige Polizei- und Unterweltskreise, fast befällt einen beim Schauen ein Dejavu-Gefühl, meint man, eine nachgereichte Vorgeschichte, eine Ergänzung zur 1982-Folge zu erleben. Diesmal verzichtet Roland auf eine zu konstruierte Handlung, auf zu viel Personal und Einzelschicksale, bietet eine ausgewogene Mischung aus Spannung, Lokalkolorit und Dramatik, gleitet nur ab und zu in eine für den Regisseur typische Theatralik ab. Vier Männer stehen im Mittelpunkt der wie eine griechische Tragödie unweigerlich auf ihren blutigen Höhepunkt zusteuernden Geschichte: ein gescheiterter Boxer (Micha Lampert), gefangen in einem Sumpf aus Sucht und Gewalt, in gewisser Weise Spielball zwischen Gangstern und Polizei; ein desillusionierter Polizist, müde und ausgelaugt von dreißig Jahren sinnlosen Kampfes gegen das Verbrechen, auf dem Sprung in eine andere Stadt, zu Frau und ruhigem Job (Klaus Löwitsch bleibt diesmal konturloser als in der Vorgängerfolge, wirkt routinierter, was nicht nur an der Resignation der von ihm verkörperten Figur liegt); ein junger Polizist, ein Frischling, der unerwartet, übertragen und im eigentlichen Sinn des Wortes, ins Schussfeld gerät und zwischen Wut, Verzweiflung und Unsicherheit schwankt (Pierre Franckh, mit seiner Grimassenschneiderei auch diesmal eher nervtötend für mich, sodass mir wirkliche Anteilnahme an seinem Schicksal nicht gelang, zumindest bis auf die äußerst intensive Schlussszene); schließlich ein Boxmanager, der in legalen und illegalen Geschäften seine Finger hat (der großartige Klaus Höhne in der Günter Ungeheuer-Rolle, seine wenigen Auftritte sind ein Lehrbeispiel an zurückgenommener, intensiver Schauspielkunst, die tief beeindruckt). Im Personal der klassischen Tragödie darf eine starke Frauenfigur nicht fehlen, die undurchsichtige Ingmar Zeisberg beweist, dass hinter dem mütterlichen, fast sprichwörtlich goldenen Herzen einer Gastwirtin durchtriebene Kälte und Gefährlichkeit lauern können – die Männer sind nur Schachfiguren in ihrem gefährlichen Spiel. Karl Heinz Hess begegnet uns in der fast unerwähnenswerten Rolle eines Supermarktleiters.
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