Rubecks Traum (Folge 153, 8. Jänner 1984)
Der hessische Tatort war nach dem Abgang Klaus Höhnes und bevor der amüsante Karl-Heinz Hassel mit trockener Gelassenheit die Ermittlungen übernahm eine Art Experimentierfeld, bot in diesen Jahren unterschiedliche Geschichten und Schauplätze, bei denen die Kommissare, falls vorhanden, meist nur blasse Randfiguren blieben. In dieser Folge hat Hans Werner Bussinger die undankbare und wenig Herausforderung bietende Aufgabe übernommen, tritt erst nach rund der Hälfte der Laufzeit in Erscheinung und bleibt ganz und gar austauschbar. Hauptfigur in Heinz Schirks (auch Regie) raffinierter Story ist der Bankdirektor eines romantischen hessischen Städtchens, von Manfred Boehm mit Glaubwürdigkeit und zunächst ruhiger Entschlossenheit verkörpert. Die Eintönigkeit des Lebens an der Seite einer ungeliebten Frau in einem muffigen Reihenhäuschen, mit den Schwiegereltern im ersten Stock (die Frau bettlägerig, der Mann mit unterdrücktem Groll gegen den Schwiegersohn – der unverwüstliche Nebenrollenstar Heini Göbel überrascht mit einer kantigen Darstellung) und in einem langweiligen Beruf gefangen, das Gefühl, etwas versäumt zu haben, hat ihn in die Arme eines jungen Mädchens getrieben, mit dem er Glück und Jugend zurückholen möchte. Um sich den nicht ganz ausgereiften Traum finanzieren zu können, hat er Geld vom Konto zweier älterer Schwestern abgezweigt und auf einem Schweizer Nummernkonto gelagert. Doch eines Tages taucht ein Erpresser auf … Fazit: eine solide, kurzweilige Kriminalgeschichte wird mit gut gespielten, in ihrer Kleinbürgerlichkeit erstickend realistisch präsentierten Alltags-, Kleinstadt- und Familienszenen gemischt und sorgt damit für bodenständige Serienunterhaltung - auch in der sommerlich-kuscheligen Provinz und hinter den Fenstern der Fachwerkhäuschen toben unterdrückte Leidenschaften und kriminelle Energien. Dass manches in seiner unerbittlich auf die finale Tragödie zustrebenden Konsequenz etwas konstruiert wirkt, übersieht man dabei gern, Witta Pohl treibt als enttäuschte und verletzte Frau das Geschehen schließlich mehr oder weniger unbeabsichtigt in eine fatale Richtung, kann sich mit dem Ausgang des Dramas aber vermutlich am besten arrangieren.
|