Stuttgarter Blüten (Folge 28, 1. April 1973)
Wie schon der Titel ahnen lässt, stehen in dieser Folge die Aktivitäten von Geldfälschern im Mittelpunkt, denen die Polizei durch den Verkehrsunfall eines Bandenmitglieds auf die Spur kommt. Wolfgang Menges Drehbuch ist einfallsreich und vielschichtig, der Autor kreiert eine abwechslungsreiche Verbrecherhatz, die bei aller spannender kriminalistischer Turbulenz nicht nur an der Oberfläche bleibt. Sowohl die eingebundene Figur des alten, spitzbübischen Fälschertalents, vom schwäbischen Original Willy Reichert mit einer lebensechten Mischung aus Alltäglichkeit, vorgetäuschter Unwissenheit und charmantem Gaunertum verkörpert, als auch der doppelbödige Schlusstwist um den Ort, an dem das Falschgeld gedruckt wird, verleihen der Story eine zusätzliche Nachhaltigkeit. Theo Mezgers flotte Regie, die mit vielen wechselnden Schauplätzen und einer lebendigen, wendigen Kamera den Schauplatz Stuttgart in den frühen 70ern erstehen lässt, trägt zusätzlich zum guten Eindruck bei.
Der bezüglich Einsatzort und Einsatzgebiet flexibel agierende Kommissar Lutz darf hier zwar schon in seinem späteren Stammrevier Stuttgart ermitteln, tritt aber noch als Experte für Falschgeldkriminalität auf, an seiner Seite bereits Frank Strecker, der auch noch nicht seinen Stammplatz innerhalb der Reihe gefunden hatte: war er in der vorhergehenden Folge noch in einem Gastauftritt dabei, spielt er hier zwar den Assistenten, heißt aber noch nicht Wagner. Werner Schumachers Kommissar Lutz wirkt auf den ersten Blick wie ein klassischer landläufiger Beamter, etwas stur und farblos, erst bei näherer Betrachtung offenbart sich eine durchaus ambivalente Figur mit Reibungsflächen, die zwar oft schroff, unfreundlich, spröde wirkt, im gleichen Moment aber einen subtilen Witz, großes Verständnis und eine zähe Bissigkeit an den Tag legt. Mit Frank Strecker (der später auch als talentierter Krimiregisseur auffiel und leider früh verstarb) wurde ihm dabei ein passendes Gegenstück an die Seite gestellt, der mit schwäbischer Mundart, manchmal etwas unbeholfen, aber immer engagiert und mit einer eigenen Meinung auftritt. Streckers Vater Max, ein weiteres schwäbisches Original, muss diesmal als Lutz’ Vorgesetzter die üblichen Klischees solcher Krimifiguren erfüllen, wichtigtuerisch, von sich eingenommen, mit aufdringlicher Einmischung, abkanzelnd. Ich konnte mich – trotz allem darin enthaltenen humoristischen Wert - mit diesen Chefs des deutschen Fernsehkrimis nie wirklich anfreunden, lassen sie doch ihre Untergebenen – in der Regel immerhin Haupt- und Identifikationsfigur der jeweiligen Reihe – meist wie unfähige Lehrlinge und Praktikanten dastehen. Das weitere Personal der Folge – u.a. Manfred Seipold und Rainer Basedow – agiert routiniert, am ehesten verdient Claudia Amms Erwähnung, ebenso wie Gustl Bayrhammers Auftritt als Gastkommissar.
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