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Kleines Berliner Wallace-Treffen, Spätsommer 2011
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Edgar-Wallace-Forum
Gubanov
07.09.2011 13:43
RE: Wallace-Tour in Berlin
Antworten
aka „The Wallace Essentials“
Weil es mit der Terminfindung immer so eine Sache ist und kaeuflin schon vorab hier geschrieben hatte, dass er erst Anfang September nach Berlin kommt, zudem noch eine meiner Klausuren auf diesen Zeitraum fiel und ich sowieso für ein paar Tage in der Nähe war, stand am 3. September einer weiteren Wallace-Tour in Berlin nichts im Wege. „Kleines Treffen“ ist hier nur auf die Anzahl der Teilnehmer bezogen (neben kaeuflin und mir kamen noch seine Schwester – sie ist Forumsmitglied Danny Fergusson – und eine Freundin mit auf Spurensuche), denn das Programm, das wir am Samstag abwickelten, hätte gut und gern das Wort „groß“ verdient.
Wir nahmen uns die klassischste aller Wallace-Drehort-Ecken von den Glienicker Schlössern bis zur Pfaueninsel vor, die für jeden Fan der Filmreihe echtes Pflichtprogramm darstellt. Die Tour begann also am Jagdschloss Glienicke, bekannt als Sir Gregory Penns Schloss in „Der Rächer“, als „Gefängnis“ in den „schwarzen Koffern“ und zudem auch als Nazizentrale in der 1961er-Fassung von „Es muss nicht immer Kaviar sein“. Bereits beim Besuch im Juni haben Percy Lister und ich mehr Gerüste und Bauzäune als Schlossarchitektur gesehen und die Rekonstruktionsarbeiten gehen auch jetzt im September noch munter voran. Was zwar den Blick für optimale Fotos versperrt, sollte den Wallace-Freund trotzdem erfreuen: Es ist schließlich nicht selbstverständlich, dass unsere Filmschauplätze baulich so umhegt werden (Stichwort Teufelsbrücke).
Einige „Der Rächer“-Vergleiche konnten wir außerdem allen Absperrungen zum Trotz anfertigen, weil sich das Gros der Bauarbeiten aktuell auf die Nordseite des Schlosses mit der momentan verschwundenen großen Freitreppe konzentrierte. Wir blicken in den Innenhof mit dem charakteristischen Springbrunnen und den eleganten Seitengebäuden, die nicht nur für Jacksons Tanzfilm taugen:
Gegenüber findet im Schloss Glienicke momentan in Erinnerung an den Berliner Mauerbau im Sommer vor 50 Jahren eine Sonderausstellung zur deutschen Trennungsgeschichte statt. Wir interessierten uns aber weder für den roten Spuk noch für das schicke Luxusrestaurant im Schloss, sondern erneut eher für den Klosterhof, der etwas versteckt hinter dem Schloss und der Orangerie liegt. Die kleine Anlage wurde 1850 interessanterweise aus originalen Teilstücken eines zehn Jahre zuvor bei Venedig abgerissenen Klosters wiederaufgebaut. Diese romantische Vorstellung mag irgendwie nicht recht zu dem „Henker von London“ passen, in dem just der Klosterhof als Eingang zum unterirdischen Verhandlungsraum des Kapuzengerichts diente. Ein Vergleichsbild hierzu existiert bereits seit 2009, drei weitere sollen dem aber noch hinzugefügt werden:
Weiter ging es durch den Volkspark in Richtung Norden. Mit flinken Schritten näherten wir uns offenbar dem Umland von Fossaway, denn plötzlich tauchten so einige Plätze auf, die uns auffällig an jene düsteren Nächte erinnerten, in denen „Der schwarze Abt“ sein Unwesen trieb. Zuerst ist da natürlich die Teufelsbrücke zu nennen, an der sich leider seit dem letzten Besuch nichts gebessert hat. Wie lange die Konstruktion, notdürftig gesichert, noch der Schwerkraft trotzen kann, wage ich gar nicht zu vermuten. Einige Bilder der traurigen Lage finden sich im Fotoordner zu diesem Treffen.
Stabiler nimmt sich die Brücke am Märchenteich, einige Meter weiter hangaufwärts von der Teufelsbrücke gelegen, aus. Thomas Fortuna versteckte sich im Film hinter deren Pfeiler vor dem vorbeifahrenden Auto Gilders. Der gesunde Menschenverstand gebietet außerdem, dass zu einer „Brücke am Märchenteich“ auch der Märchenteich selbst gehört. Dieser rechtfertigt seinen Namen heute zum größten Teil dadurch, dass seine Wasseroberfläche so grün aussieht wie die Haut des Froschkönigs. Das Wasser sollte einst durch Kanäle in den See hinein und wieder hinaus fließen, unterdessen macht es aber einen eindeutig abgestandenen Eindruck. Zum „schwarzen Abt“ gehört hier eine Einstellung der Flucht Harry Chelfords:
In unmittelbarer Nähe die zweite im Juni gefundene und angekündigte Neuerung: der Jägerhof. Auch ohne Scotland Yard gelingt die Schlussfolgerung, dass er als Namensgeber für das benachbarte und bestens bekannte Jägertor fungierte, zu dem wir später noch kommen.
Der Jägerhof ist in zwei Filmen deutlich zu erkennen: Im „schwarzen Abt“ wohnt hier Fabian Gilder (Leslie Gine gefällt das Haus ja auch, nur der Gastgeber eben nicht) und in Alfred Vohrers heiterer Krimiposse „Lange Beine – lange Finger“ stellt es den Landsitz der Hammonds dar. Für eine ganze Reihe an Vergleichsfotos wagten wir es, über den Zaun auf den nördlichen Hof des Anwesens zu klettern. Zügig machten wir unsere Fotos und kletterten wieder zurück – just in dem Moment, in dem ein Auto des Park-Sicherheitsdienstes auf einem Kontrollgang um die Ecke fuhr! Glücklicherweise waren wir fix genug, denn der gute Mann am Steuer schien nichts bemerkt zu haben. Als er ausstieg, knipste ich noch das letzte Bild von außen und fragte ihn, ob man nicht einmal kurz das Gelände betreten dürfe. Das darauffolgende Nein klang so forsch und entschlossen, dass wir wohl froh über unser gutes Timing sein konnten.
So kamen wir am Samstag ohne Polizeifotos à la Larry Greame nach Hause – gelohnt hat sich die Aktion trotzdem:
Heute ist der Jägerhof nicht (mehr) bewohnt. In den 1960er Jahren fungierte das ursprünglich für die Jagdpferde und -hunde von Prinz Carl von Preußen errichtete Gebäude als Erholungsheim für behinderte Kinder. Im Inneren wurden dafür Aufenthalts- und Übernachtungsräume sowie ein Gymnastiksaal eingebaut – Änderungen, die unterdessen wieder rückgängig gemacht worden sind.
Bereits angekündigt wurde das nahe Jägertor am Krughorn. Hier bleibt es bei den altbekannten Filmen „Der unheimliche Mönch“ und „Der Würger von Schloss Blackmoor“, letzterer hielt aber doch noch eine kleine Neuigkeit bereit. In den Szenen am Hundezwinger (Walter Giller und Stefan Schwartz) erkennt man das Jägertor im Hintergrund: Der Zwinger muss direkt oberhalb des Zufahrtwegs gestanden haben. Heute ist von ihm natürlich keine Spur mehr zu finden – die Hunde haben einer Unzahl an Mücken Platz gemacht –, doch umso ungestörter der Blick aufs Tor:
Die letzten neuen Drehortvergleiche betreffen erneut „Lange Beine – lange Finger“. Vom Krughorn aus führt eine asphaltierte, aber verkehrsberuhigte Straße zum Wirtshaus Moorlake. Dieser Moorlakeweg bot die passende Kulisse für Robert Hammonds (Fuchsbergers) Heiratsantrag und Kniefall vor Dorothea Holberg (Senta Berger). Man verzeihe uns den im September noch fehlenden Schnee.
In der „Moorlake“ bot sich uns die perfekte Gelegenheit, uns für den Gang in Richtung Pfaueninsel zu stärken und über dieses und jenes auszutauschen: Der Kurzgeschichtenwettbewerb, DVD-Neuigkeiten, Straßenfeger und ein Herr namens Jess Franco standen diesmal – neben exotischen Fasnachtsbräuchen im Alemannischen – im Mittelpunkt. Auf der Insel hieß es dann, die typischen Wallace-Schauplätze Schloss, Jacobsbrunnen, Kavaliershaus, Kirche, Meierei, Hund-Brücke und Bootshaus aufzusuchen, die bereits in der Bildergalerie dokumentiert sind. Deshalb folgen keine Neuigkeiten mehr zu den einzelnen Wallace-Filmen, sondern ein Hinweis auf die allgemeine Bildergalerie zum Treffen mit ein paar hübschen Motiven von kaeuflins Profikamera, lustigen Einblicken in unsere Spurensuche und dem weniger lustigen Zustand der Teufelsbrücke. All das beim Klicken auf das diesmalige „Gruppenfoto“ (links Danny Fergusson, daneben kaeuflin und ich) vom S-Bahn-Gleis am „Heimatbahnhof“ Wannsee:
Damit geht ein interessantes Treffen auf großteils bekanntem Boden, dafür mit neuen Bekanntschaften und Einsichten in die Clique der Buchsgeister zu Ende – wir scheinen diesmal (im Gegensatz zum großen Sommertreffen) sogar den letzten wirklich schönen Sommertag erwischt zu haben.
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