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Am Sonntag begaben wir uns am Morgen zur Zitadelle in Spandau, wo in den Sechziger Jahren Aufnahmen für "Der Rächer", "Der Hexer" und "Der Bucklige von Soho" entstanden. Wir hatten uns für die Führung um 11 Uhr angemeldet und so begaben wir uns in die dunklen Gänge der Kasematten, wo wir mehreren einfliegenden Fledermäusen ausweichen mussten. Hatten wir etwa die "Graf-Dracula-Tour" gebucht? Die schmalen Wege führten uns bald zu einer Attraktion ersten Ranges - wenigstens für den Kreis der Wallace-Fans: die berühmte "Hexer"-Treppe.
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Edgar-Wallace-Forum
Percy Lister
Beiträge: 3.589
11.06.2011 21:21
RE: Wallace-Tour in Berlin
Antworten
Gubanov erläuterte der staunenden Führerin und den niederländischen Teilnehmern der kleinen Gruppe die Bedeutung dieses Ortes, was mit Wohlwollen und Interesse aufgenommen wurde. Nachdem wir mehrere Fotos gemacht hatten, schlängelte sich unser Pfad weiter durch die Festung, wobei wir auf einen unheimlichen Gang stießen, den Percy Lister im Bild festgehalten hat.
Wäre er nicht ein idealer Schauplatz für den Showdown des "Hais" im "Gasthaus an der Themse" gewesen? Anschließend stiegen wir auf den Juliusturm, d.h. eigentlich sollte man anmerken, dass Gubanov unten blieb, um Nachforschungen im Parterre anzustellen, während Percy Lister die steile Treppe kühn und unerschrocken bestieg. Oben angekommen, hat man einen wunderbaren Rundblick über Eiswerder, die CCC-Studios und den "Atommeiler", der im Finale von "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" zu sehen ist, in Wahrheit aber ein Kraftwerk ist.
Nach unserem Besuch der Zitadelle Spandau, machten wir uns in die Kirchgasse auf, wo im Winter 1962/1963 wichtige Szenen für den Louis-Weinert-Wilton-Film "Die weiße Spinne" gedreht wurden. Der Schwarzweiß-Krimi bezieht seine unheimlich-romantische Atmosphäre vor allem aus den ausgesuchten Schauplätzen, wobei der "Club 55" einen besonderen Höhepunkt darstellt. Wir hatten großes Glück, dass die schmale Gasse menschenleer war, als wir dort unsere Fotos machten. Nur ein geparktes Auto störte die Drehortvergleiche ein wenig. Es hat sich kaum etwas verändert. Der Eingang zum Spielclub (wo in Wirklichkeit der Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai untergebracht ist) befindet sich fast noch im Originalzustand, der Briefschlitz ist an seinem Platz, nur die Türklinke wurde ausgewechselt. Die schmiedeeiserne Laterne gegenüber des Eingangs weist nächtlichen Besuchern immer noch den Weg.
Richard Irvine verlässt den Spielclub in der Pre-Titel-Sequenz völlig abgebrannt; erschöpft lehnt er sich an eine baufällige Mauer. Diese wurde mittlerweile saniert und beherbergt nun einen Dritte-Welt-Laden. Bei seinen Recherchen sucht Inspektor Dawson den Club auf und betritt nach Öffnen der Eingangstür einen prägnanten Innenhof. Zu seiner Linken sehen wir eine geschwungene, steile Treppe, die von einer markanten Säule umrahmt wird.
Wir wollten natürlich unbedingt wissen, ob diese wichtigen Szenen tatsächlich an diesem Schauplatz gedreht wurden. Da die Tür verschlossen war, entschloss sich Gubanov nach kurzem Zögern, zu klingeln. Die Pfarrbüros hatten am Sonntag natürlich geschlossen, aber eine private Anwohnerin öffnete freundlicherweise, obwohl wir sie beim Mittagessen gestört hatten. Sie ließ uns in den Hof, wo wir enttäuscht feststellten, dass keine der betreffenden Szenen hier gedreht worden ist. Auch das auffallende Relief findet sich hier nicht. Gubanov schenkte der Dame zum Dank seine Screenshots aus dem Film und gab ihr seine e-mail-Adresse, falls sie Informationen über die Dreharbeiten ausfindig machen könnte (sie wollte bei alten Hausbewohnern nachfragen). Nachdem wir unsere Vergleichsfoto gemacht hatten (Gubanov in Farbe, Percy Lister in s/w und Sepia), verließen wir diesen geschichtsträchtigen Ort, der im Sonnenschein des frühen Nachmittags ohne Nebel weitaus weniger bedrohlich wirkte.
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